| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 313 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die zweidimensionale Turbinentheorie mit
                              									Berücksichtigung der Wasserreibung und ihre Anwendung und Ergebnisse bei
                              									Schaufelkonstruktionen erläutert Dr.-Ing. V. Kaplan in
                              									einem ausführlichen Aufsatz in der Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen (1912, S. 533
                              									bis 538, 549 bis 555, 565 bis 570).
                           Eine Hauptschwierigkeit der theoretischen Behandlung von Strömungsvorgängen ist die
                              									geeignete Berücksichtigung der inneren Flüssigkeitsreibung und der Wandungsreibung.
                              										Kaplan hat an anderer Stelle (Z. d. V. d. I. 1912 S.
                              									1578) gezeigt, daß infolge der inneren Reibung der Flüssigkeit (der Zähigkeit) in
                              									jeder strömenden Flüssigkeit ein Beharrungszustand sich einzustellen strebt, der
                              									dadurch gekennzeichnet ist, daß in einem Querschnitt normal zur Stromrichtung jede
                              									Gewichtseinheit der strömenden Flüssigkeit gleichen Energieinhalt hat. Eine
                              									Strömung, die sich in diesem Beharrungszustand befindet, nennt Kaplan eine „freie Strömung“. Dabei ist
                              									zunächst die Wandreibung unberücksichtigt. Soll eine Arbeitströmung, d.h. eine
                              									solche, die unter Eigenbewegung nach außen Arbeit abgibt, „frei“ sein, so muß
                              									die Energieentnahme in jeder Stromschicht gleichmäßig erfolgen. Wenn das Stromsystem
                              									sich in Ruhe befindet, also keine Arbeit nach außen abgeben kann, so liegt eine
                              										„arbeitfreie Strömung“ vor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 313
                              Abb. 1.Strombild eines U-förmigen Kanals.
                              
                           Die rein analytische Untersuchung des Verlaufs einer Strömung bietet namentlich dann
                              									bedeutende Schwierigkeiten, wenn die Begrenzung der Kanalwände analytisch schwer
                              									auszudrücken ist, wie es bei den Kanälen von Turbinenlaufrädern der Fall zu sein
                              									pflegt. Zeichnerische Darstellung führt zu einfacheren und übersichtlicheren
                              									Resultaten. Die Bestimmungsgrößen, nämlich Druck und Geschwindigkeit an beliebigen
                              									Stellen, lassen sich für freie Strömungen in den für die Praxis benötigten Fällen
                              									durch zweidimensionale Strombilder darstellen, wenn unter einigen anderen
                              									Vereinfachungen zunächst von der Wandreibung abgesehen wird. Als Beispiel sei hier
                              									nur das Strombild eines ∪-förmigen Kanals gezeigt (Abb.
                                 										1). Man unterteilt die Gesamtströmung in Teilströme von gleicher
                              									sekundlicher Wassermenge und erhält aus der Bedingung dauernd gleichen (oder, bei
                              									einer Arbeitströmung, gleichmäßig abnehmenden) Energiehaltes für alle Teilströme in
                              									einem Normalschnitt hier die Beziehung, daß längs eines Normalschnittes
                              										\frac{\Delta\,n}{\Delta\,S}=\mbox{ konst.} sein muß.
                              									Zweckmäßig wird \frac{\Delta\,n}{\Delta\,S}=1 gewählt, die
                              									Konstruktion wird dann durch die in der Abbildung angedeuteten Kreise
                              									erleichtert. In dem Strombild bedeuten also die Stromlinien (s1, s2,
                                 											s3...) die Grenzen für die Teilströme
                              									gleicher sekundlicher Wassermenge, die Normallinien dazu geben Schnitte gleichen
                              									Energieinhaltes an ("Niveaulinien").
                           Für freie Strömung in einem Rotationshohlraum (z.B. Leit- und Laufrad einer Francis-
                              									Turbine, Abb. 2)  ergibt sich die Bedingung, daß der
                              									Ausdruck r\,.\,\frac{\Delta\,n}{\Delta\,S} konstant sein muß.
                              									Nach diesem Strombild kann eine Schaufel für Flüssigkeiten ohne Wandreibung
                              									konstruiert werden, was in dem behandelten Aufsatz ausführlich erläutert wird. Eine
                              									Korrektur mit Rücksicht auf die Wandreibung ist für die praktische Ausführung jedoch
                              									erforderlich.
                           Ueber Reibungsströmungen haben Kaplan u.a. theoretische
                              									und praktische Untersuchungen angestellt (vergl. den bereits genannten Aufsatz in Z.
                              									d. V. d. I.). Ist c1
                              									die Geschwindigkeit, welche bei reibungslosen Wänden in einem Kanal auftreten würde,
                              									so würde sich unter dem Einfluß der Bodenreibung die tatsächliche Geschwindigkeit
                              										c=\frac{c_1}{k_t}, unter dem Einfluß der Reibung an einer
                              									Seitenwand c=\frac{c_1}{k_s} ergeben. Da natürlich der
                              									Reibungseinfluß der Seitenwände und der des Bodens gleichzeitig zur Wirkung kommen,
                              									ist streng genommen die Darstellung einer reibungsbehafteten Strömung nur
                              									dreidimensional möglich. Die Koeffizienten k sind
                              									abhängig von der Rauhheit der Wandung und von deren Entfernung, sie liegen zwischen
                              									∞ (für die Entfernung 0) und 1 (für die Entfernung ∞). Wie praktische Versuche
                              									erwiesen haben, unterscheiden sie sich von dem Wert 1 bereits in verhältnismäßig
                              									kleinen Entfernungen (etwa 40 mm) nicht mehr wesentlich. Immerhin ist Vorsicht
                              									besonders bei starken Krümmungen geboten; in Abb. 1
                              									und 2 ergibt sich z.B. für freie Strömung bei A die Höchstgeschwindigkeit, während die wirkliche
                              									Geschwindigkeit an dieser Stelle Null wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 313
                              Abb. 2.Strombild im Leit- und Laufradhohlraum einer
                                 										Francisturbine.
                              
                           Der Entwurf von Turbinenlaufrädern mit Rücksicht auf die Wandungsreibung kann
                              									naturgemäß nur von Schätzungen vorbehaltlich späterer Korrektur ausgehen, da die
                              									Widerstände von der Formgebung beeinflußt werden, die eben erst gefunden werden
                              									soll. Die Konstruktion, die im einzelnen beschrieben wird, kennzeichnet sich
                              									dadurch, daß die Stromlinien allgemein etwas näher nach der mittleren Stromlinie hin
                              									zusammenrücken, da eben die Geschwindigkeiten nach den äußeren Begrenzungswänden hin
                              									etwas kleiner werden.
                           
                           Um die Ergebnisse der Theorie praktisch zu erproben, ist ein Laufrad von 100 mm
                              									⌀ nach der neuen Theorie hergestellt und mit einem nach der bisher üblichen
                              									(eindimensionalen) Stromfadentheorie hergestellten verglichen worden. Die erreichten
                              									Wirkungsgrade sollen 80 v. H. und 73 v. H. sein, woraus auf die Ueberlegenheit der
                              									neuen Theorie geschlossen werden kann. Ein Versuch, ein Laufrad von 100 mm ⌀ für
                              									einen ganz extremen Schnelläufer zu bauen, hat bisher zu keinem brauchbaren Resultat
                              									geführt, da scheinbar die unverhältnismäßig langen Schaufeln den Wirkungsgrad gar zu
                              									sehr herabsetzten. Man hofft jedoch, bei größeren Ausführungen mit Hilfe der
                              									zweidimensionalen Theorie auch höhere Einheitsdrehzahlen als bisher zu
                              									erreichen.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––––––
                           Anwendung des elektrischen Schweißverfahrens in der Industrie,
                                 										insbesondere zur Beseitigung von Kesselschäden. Von Hermann Luwen, Elektroschweißanstalt, Duisburg-Ruhrort. Die Schweißung der
                              									Metalle mittels Anwendung des elektrischen Stromes ist nicht neu. Schon Werner
                              									Siemens benutzte vor etwa 30 Jahren den Voltaschen
                              									Lichtbogen zur Verbindung von Metallen. Eine allgemeinere Anwendung fand damals
                              									dieser Schweißprozeß nicht. Später vervollkommnete der russische Bergingenieur Bernardos das Lichtbogen-Schweißverfahren. Er nahm als
                              									Elektrode das zu schweißende Werkstück und einen Kohlenstab, dieser wurde möglichst
                              									nahe über das Schweißstück weggeführt, und dadurch der Lichtbogen erzeugt und
                              									erhalten. Als Schweißmittel wurden weiche Metallbrocken in die Schweißnaht gelegt,
                              									durch die Wirkung des Lichtbogens auf hohe Temperaturen gebracht und mit der betr.
                              									Stelle des Werkstückes verschmolzen. Heute nimmt man als beweglichen Pol (Elektrode)
                              									einen Metallstab aus dem gleichen Metall wie das Werkstück. Dieser schmilzt
                              									allmählich unter der Hitze des Lichtbogens ab und liefert damit das Metall für die
                              									Bearbeitungsstelle. Auf diesem System beruht die heute von mir ausgeübte
                              									Schweißmethode zur Ausbesserung von Kesselschäden, Maschinenteilen usw.
                           Die Einrichtung einer elektrischen Schweißanstalt für Kessel usw. besteht in der
                              									Hauptsache aus der Kraftquelle, einem Dampf- oder Wärmekraftmotor, und einer eigens
                              									für diesen Zweck hergestellten Gleichstrom-Dynamomaschine. Da heute wohl in jedem
                              									größerem Werke Gleichstrom zur Verfügung steht, können dort ohne weiteres
                              									Reparaturschweißungen – natürlich nur durch vollkommen sachverständige und geübte
                              									Leute – vorgenommen werden. Neben der elektrischen Schweißung wird gelegentlich auch
                              									das autogene Schweißverfahren zu Reparaturzwecken ausgeübt. Die Elektroschweißung
                              									ist indes – besonders wenn es sich um Beseitigung von Kesselschäden handelt – der
                              									autogenen Schweißung vorzuziehen. Bei Anwendung erstgenannter Methode wird nämlich
                              									die Erhitzung des Materials auf eine verhältnismäßig kleine Fläche begrenzt, welche
                              									etwa 1 qcm beträgt, wodurch die Entstehung von Spannungen ausgeschlossen ist.
                              									Dagegen entstehen bei der autogenen Schweißung Spannungen, welche zu Rißbildungen
                              									führen. Auch ist z.B. beim Dichtschweißen von lecken Nähten oder beim Zuschweißen
                              									ausgerissener Nietnähte durch autogene Schweißung eine Entnietung der Nähte nicht zu
                              									umgehen, weil auch bei diesen Arbeiten Spannungen auftreten und während des
                              									autogenen Schweißens bzw. nach der Erkaltung des zu schweißenden Stückes Nietlöcher
                              									ausreißen würden.
                           Der Vorteil in der Anwendung meiner Elektroschweißung zum Ausbessern von Dampfkesseln
                              									besteht hauptsächlich darin, daß die Kessel bei schwierigen Reparaturen nicht von
                              									ihrem Standort entfernt zu werden brauchen, daß die Reparaturen viel schneller und
                              									billiger ausgeführt werden, und daß vor allen Dingen mittels dieses Verfahrens
                              									solche Schäden ausgebessert werden können, welche bisher den Ersatz des schadhaften
                              									Teils durch einen neuen erfordert haben würden. Durch die gründlicher auszuführenden
                              									Reparaturen haben die betr. Kessel auch eine längere Lebensdauer.
                           Die Schäden der Dampfkessel bestehen:
                           
                              1. in der chemischen Veränderung des Materials, das sind
                                 										Korrosionen, Anbrüche usw.;
                              2. Trennung der Wandungen, das sind Risse, Brüche usw.;
                              3. in Formveränderungen, das sind Beulen, Blasen.
                              
                           Alle tiefen Korrosionen (Anfressungen) in den Bodenplatten oberhalb der Flammrohre,
                              									in den Bördelungen, Krempen, an Rohrplatten usw. ließen sich früher auf keine Weise
                              									beheben. Ebenso werden Risse und Brüche in Wellrohren und glatten Rohren bei
                              									Kornwall-, Fairbairn-, Schiffskessel usw., welche sich früher niemals dauernd
                              									reparieren ließen, durch meine Elektroschweißung für alle Zeit, d.h. für die Zeit
                              									der Lebensdauer des betr. Kessels beseitigt. Dasselbe ist der Fall bei Anbrüchen an
                              									Flanschen, Bördelungen, Krempen der Kesselböden oder Flammrohren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 314
                              Abb. 1.
                              1. Risse in Ecken der
                                 										Verbindungsstutzen (vielfach 300 bis 500 mm). 2. Risse in Wasserkammerkanten. 3.
                                 										Rohrwandrisse in Wasserkammern. 4. Anfressungen im Mantel (Innenseite). 5.
                                 										Ausgerissene Stellen in Vorderwasserkammer
                              
                           Sehr schwierige Reparaturen bestehen in der Behebung von Schäden in den Rauchkammern
                              									der Lokomotiven und Lokomobilen, und zwar handelt es sich hier in der Hauptsache um
                              									Risse zwischen den Stehbolzen und Anfressungen im Umkreis der Stehbolzenfläche.
                              									Früher waren diese Defekte nur für kurze Zeitdauer durch Stemmen und Aufsetzen von Blechflicken
                              									usw. zu dichten. In ähnlicher Weise verhält es sich mit Anfressungen an den unteren,
                              									inneren Teilen der Feuerkisten der Lokomotiv- und Lokomobilkessel. Auch diese
                              									Defekte lassen sich ohne Zuhilfenahme der elektrischen Schweißung nicht dauernd
                              									beheben.
                           Typische Beispiele für Ausbesserungen durch elektrische Schweißung zeigen die
                              									Abbildungen an einem Wasserrohrkessel (Abb. 1),
                              									Lokomobilkessel (Abb. 2), Zweiflammrohrkessel (Abb. 3).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 315
                              Abb. 2.
                              1. Rohrwandrisse. 2. Anfressungen
                                 										im Boden (Wasserseite). 3. Anfressungen auf Feuerkammerdecke. 4. Korrosionen in
                                 										Dichtungsflächen der Flanschen des Vorderbodens. 5. Ausgerissene Schraubenlöcher
                                 										der Lagerböcke. 6. Ausgerissene Nietlöcher in Flanschenschraubung. 7.
                                 										Verstärkungsflicken aufgeschweißt. 8. Krempenbrüche. 9. Risse in der Deckplatte.
                                 										10. Eingerostete Dichtungsflächen
                              
                           Die Elektro-Lichtbogenschweißung findet auch umfangreiche Anwendung zu
                              									Reparaturzwecken in der Maschinen- und chemischen Industrie und im Schiffbau, so
                              									z.B. durch Aufschweißen von neuem Material auf abgelaufenen Achsen aller Art. Auch
                              									zu Reparaturzwecken im Schiffbau hat sich das elektrische Schweißverfahren bewährt,
                              									bei in Schweißungen von Rissen an Unterwasserteilen, im Hintersteven, Rudern
                              									usw.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 315
                              Abb. 3.
                              1. Flammrohr-Krempenbrüche. 2.
                                 										Bodenkrempenbrüche. 3. Innere Mantelanrostungen. 4. Anfressungen am Boden außen.
                                 										5. Korrosionen auf Flammrohren (Wasserseite). 6. Innere Anfressungen an den
                                 										Mantelblechen. 7. Nietlochrisse. 8. Eingeschweißter Flicken in der
                                 										Flammrohrbördelung. 9. Abgerostete Stemmkanten 10. Zugeschweißte Risse in den
                                 										Flammrohren als auch im Mantelblech
                              
                           Es muß aber ausdrücklich gesagt sein, daß nichts verkehrter wäre und nichts dem neuen
                              									Verfahren mehr Schaden zufügen könnte, als wenn nun jeder Schlosser oder
                              									Kesselschmied sich an solche Reparaturen heranwagen wollte. „Schweißen ist und
                                 										bleibt eine Kunst“, und wenn schon zu den gewöhnlichen Feuerschweißungen
                              									sehr geübte Leute nötig sind, so müssen ganz ungewöhnliche Anforderungen an die
                              									Elektroschweißer gestellt werden. Solche Arbeiten erfordern durchaus gesunde,
                              									nüchterne, langjährig geschulte und im höchsten Grade zuverlässige Leute, die mit
                              									allen Kesselreparaturen vollständig vertraut sein müssen, und welchen vor allen
                              									Dingen auch die Grundbegriffe der Elektrotechnik und Materialkunde nicht fremd
                              									sein dürfen. – Bisher wurden mehr als 3000 Reparaturschweißungen an Dampfkesseln
                              									unter meiner Aufsicht ausgeführt. – Für Reparaturen an Land habe ich eine fahrbare
                              									Elektro-Schweißeinrichtung gebaut, mittels welcher ich Schweißungen an allen Orten
                              									in Fabriken, öffentlichen Gebäuden, an Heizungsanlagen usw. vornehmen kann. Zur
                              									Anwendung meines Schweißverfahrens an Schiffen und Schiffskesseln dient eine
                              									schwimmende Elektro-Schweißanstalt.
                           Hermann Luwen, Elektroschweißanstalt
                              									Duisburg-Ruhrort.
                           ––––––––––
                           Mallet-Lokomotiven. Seit den Anfängen des Eisenbahnwesens
                              									war man bestrebt, leistungsfähige Lokomotiven zu bauen, deren sämtliche Achsen
                              									gekuppelt für die Zugkraft nutzbar gemacht sind. Die Bauarten Mallet, Klien-Lindner- und Gölsdorf sind für
                              									schwierige Streckenverhältnisse am geeignetsten. Besonders findet die Bauart Gölsdorf immer mehr Verwendung. Wo es sich aber um
                              									vierachsige Lokomotiven handelt, die nur mit Gölsdorf-Achsen mit 30 bis 40 mm Seitenverschiebung in Kurven fahren können,
                              									verwendet man meistens Lokomotiven nach Klien-Lindner.
                              									Bei großen Leistungen, die nur mit sechsachsigen Lokomotiven zu erreichen sind, muß
                              									trotz ihrer vielen Mängel die Mallet-Lokomotive verwendet
                              									werden.
                           Abgesehen von ihrem doppelten Triebwerk hat die Mallet-Lokomotive den Nachteil, daß bei höheren Geschwindigkeiten von einem
                              									einwandfreien Kurvenlauf nicht gesprochen werden kann. Durch Einbau geeigneter
                              									Rückstellvorrichtungen sucht man Abhilfe zu schaffen. Die Firma Orenstein & Koppel hat bei einer C + C
                              									Schmalspurlokomotive der Brockenbahn eine neue Rückstellvorrichtung angewendet, die
                              									diese Lokomotiven auch für höhere Geschwindigkeiten geeignet macht. Diese
                              									Lokomotiven mit 54 t Dienstgewicht zählen zu den schwersten europäischen
                              									Schmalspurlokomotiven. Kurven mit 60 m Radius und Steigungen 1 : 30 mit 130 t am
                              									Haken sollen diese Lokomotiven ohne Ueberanstrengung des Kessels durchfahren können.
                              									Die Hauptabmessungen sind folgende: Zylinderdurchmesser 380/600 mm, Kolbenhub 500
                              									mm, Raddurchmesser 1000 mm, Dampfdruck 12 at, Heizfläche mit Ueberhitzer 131 qm,
                              									Rostfläche 1,9 qm, Zugkraft 8,6 t.
                           Eine Mallet-Lokomotive soll sich in der Geraden genau wie
                              									eine steif achsige Lokomotive verhalten, Seitenstöße dürfen dabei keine
                              									Winkelbildung in den Längsachsen der beiden Gestelle hervorrufen. Auch während der
                              									Fahrt durch Kurven müssen die Gestelle nach erfolgter Einstellung starr miteinander
                              									verbunden bleiben. Bei der Einstellvorrichtung der Brockenbahnlokomotive ist
                              									zwischen Vorder- und Hintergestell eine Oelbremse eingeschaltet. Die Kolbenstange
                              									ist dabei mit dem Hintergestell, der Bremszylinder mit dem Vordergestell verbunden.
                              									Der Kolben ist durchbohrt, die Oeffnungen durch federbelastete Ventile
                              									geschlossen.
                           Im Gegensatz zu anderen Bremsen kann der Kolben nicht durch eine beliebig kleine Kraft bewegt werden,
                              									weil die federbelasteten Ventile geschlossen sind. Bei Einfahrt in die Kurve steigt
                              									die Spannung in der Bremse unter dem großen Seitendruck der führenden Schiene so
                              									hoch, daß sich die Ventile öffnen. Hat sich das Gestell in seiner neuen Lage
                              									eingestellt, so gleichen sich die Drücke in der Oelbremse wieder aus.
                           Die Lokomotiven wurden vielfachen Versuchen in bezug auf Leistungsfähigkeit, Kohlen-
                              									und Wasserverbrauch unterzogen. Die mittlere Leistung ist 477 PS. Die
                              									Kesselanstrengung ergibt sich dann zu 3,65 PS für 1 qm Heizfläche, der
                              									Kohlenverbrauch zu 1,5 kg-PS/Std. Die Verdampfungsziffer ist 7,3, der
                              									Wasserverbrauch 0,011 cbm-PS/Std. [Zeitschr. des Vereines deutscher Ingenieure 1913,
                              									S. 121 bis 127.]
                           W.
                           ––––––––––
                           Turbogeneratoren. Ueber die Zunahme der Turbogeneratoren
                              									gibt die beifolgende graphische Statistik der von den Siemens-Schuckertwerken von 1903 bis in das Jahr 1912 gelieferten
                              									Turbogeneratoren anschauliche Auskunft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 316
                              
                           Rotth.
                           Neuere Fortschritte in der Elektrometallurgie des Zinks.
                              									Von R. W. Ingalls. Eine Reihe wichtiger Untersuchungen
                              									über das elektrische Erschmelzen von Zink hat das letzte Jahr zu verzeichnen gehabt,
                              									so z.B. die von Specketer, Thierry, Cote à Pierron, Johnson
                                 										und Petersen, weiterhin von der Vieille
                                 										Montagne-Gesellschaft und dem Canadischen
                                 										Minen-Departement. In Trollhüttan und Sarysborg (Skandinavien) wurde
                              									elektrothermisches Zink zu Handelszwecken hergestellt, und Betriebsvergrößerungen in
                              									Aussicht genommen. Nach Angabe F. W. Harbords betrug
                              									hier der durchschnittliche Energieverbrauch für die Tonne Erz 2078 KW/Std. Diese
                              									relativ hohe Zahl erklärt sich zu einem großen Teile durch die Notwendigkeit der
                              									Rückschmelzung von 2 t Zinkschwamm auf jede Tonne neuen Erzes. Die Vermeidung dieser
                              									Rückschmelzung bildet eine Hauptbedingung für einen wirtschaftlich aussichtsreichen
                              									elektrischen Schmelzprozeß. Die übermäßige Bildung von Zinkschwamm ist dem
                              									unzulässig hohen Gehalt des Gases an Kohlendioxyd zuzuschreiben. Falls es gelingt,
                              									den Energieverbrauch auf 1200 KW/Std. herabzudrücken, wird die praktische
                              									Durchführung des Verfahrens gegeben sein. In der Tat soll es denn auch in aller
                              									jüngster Zeit Specketer, Thierry und Johnson gelungen sein, den übermäßigen Niederschlag in
                              									Form von Zinkschwamm dadurch zu vermeiden, daß eine größere Reinheit der Gase
                              									erzielt wird. Versuche, die in einigen Werken vorgenommen wurden mit Erzen, die 40
                              									bis 42 v. H. Zink enthielten, ergaben einen Kraftverbrauch von nur 1175 bis 1200 KW.
                              									Auch die Butte & Superior Copper Co. hat mehr oder
                              									weniger aussichtsvolle Resultate mit dem Petersen sehen Schmelzofen erzielt, und
                              									zwar konnte sie gegen Ende des Jahres in einer zehntägigen Betriebsperiode täglich
                              									2000 Pfund Erz auf diese Weise verschmelzen, ähnliche Versuchsanlagen werden auch
                              									von der New Jersey Zinc Co. in Palmerton geplant.
                           Von besonderem Interesse ist es, daß auch bereits in Europa elektrische
                              									Schmelzversuche in der Hohenlohe-hütte in Oberschlesien von der Imbert Process Co. angestellt worden sind. Obgleich die
                              										Imbert Process Co. selbst Nachrichten über die
                              									Erfolge ihrer Versuche bisher nicht bekanntgegeben hat, ist das Verfahren nach den
                              									privaten Mitteilungen des Verfassers von der Hohenlohehütte nach zahlreichen
                              									kostspieligen Betriebsversuchen praktisch aufgegeben worden, Zu dem gleichen
                              									Entschluß ist auch die Amalgamated Zinc Co., die das
                              									Verfahren einführen wollte, gekommen. Dagegen hat neuerdings die Vieille Montagne Co. einen elektrischen Schmelzofen in
                              									ihren Betrieben zur Aufstellung gebracht.
                           Die neueren Versuche mit dem elektrischen Zinkschmelzen bewegen sich nach zwei
                              									verschiedenen Richtungen hin: 1. das Schmelzen von gemischten Erzen, wobei die
                              									Gangart in Form von Schlacke in dem Destillationsofen selbst abgeschieden wird; 2.
                              									das Ausschmelzen des Zinks in einem besonderen Schmelzofen, wo es sich als Zinkrauch
                              									sammelt, wobei nur der Zinkrauch in dem Schmelzofen der Destillation unterworfen
                              									wird; dieses Verfahren ist betriebstechnisch einfacher und erzielt ein reineres und
                              									hochprozentigeres Endprodukt. Da sich jedoch das ganze elektrische Zinkschmelzen
                              									noch in einem Anfangsstadium befindet, kann ein endgültiges Urteil über die
                              									Wirtschaftlichkeit der beiden Methoden noch nicht gefällt werden. [The Engineering
                              									and Mining Journal 1913, S. 95, Nr. 2.]
                           Schorrig.
                           
                           Kettenerzeugung. In der Zeitschrift für praktischen
                              									Maschinenbau schildert H. Baker die amerikanische
                              									Erzeugung der Ketten, soweit es die üblichen einfachen Ketten betrifft, Gelenk- und
                              									andere Spezialketten werden nicht berührt.
                           So einfach auch an sich die Kettenerzeugung erscheint, so sind doch zur Erzielung
                              									eines guten Fabrikates eine Reihe Faktoren – wie insbesonders vorzügliches Material
                              									und sorgfältigste Verarbeitung – von großer Bedeutung. Die Herstellung erfolgte bis
                              									in die neuere Zeit im großen und ganzen noch ebenso, wie vor über hundert Jahren.
                              									Daß Verbesserungen gerade in dem Lande der ausgesprochenen Maschinenarbeit so
                              									langsam eingeführt werden konnten, führt Baker zum Teil
                              									auf den Umstand zurück, daß für diese Tätigkeit nur sehr geschickte, gewissenhafte
                              									und gut eingearbeitete Leute zu gebrauchen sind, die naturgemäß schwer zu haben und
                              									die sich infolgedessen wohl ihrer Macht bewußt sind. Gegenüber Neuerungen,
                              									insbesonders Einführung maschineller Verfahren, haben sich die Arbeiter immer
                              									ablehnend verhalten, und der Fabrikant hatte nicht die Macht, sie zu zwingen.
                           Die Bezeichnung der Ketten erfolgt nach der Stärke des verarbeiteten Materiales, nur
                              									ist dabei zu bemerken, daß dieses in Wirklichkeit immer etwas stärker – 0,8 bis 1,6
                              									mm – als das Nennmaß ist. So wird z.B. bei einer sogen. 10 mm-Kette tatsächlich 11
                              									mm Rundeisen verwendet.
                           Ketten bis 6 mm werden vorwiegend nicht geschweißt, sondern schlingenartig gewunden,
                              									wovon Abb. 1 ein Beispiel gibt. Die Festigkeit ist
                              									etwa doppelt so groß, als bei geschweißten Ketten gleicher Stärke, allerdings ist
                              									der Materialaufwand auch etwas größer. Von 6 mm aufwärts kommt neuerdings immer mehr
                              									maschinelle Anfertigung in Aufnahme. Der Begriff des Maschinellen bezieht sich
                              									allerdings nur auf die Vorbereitung der Kettenglieder, da im übrigen noch Handarbeit
                              									üblich ist. Diese Vorbereitung erfolgt in der Weise, daß das Stangenmaterial mittels
                              									besonderer Wickelmaschinen über einen ovalen Dorn zu einer fortlaufenden Spirale
                              									gewickelt wird. Mittels einer hierzu konstruierten Schere wird dann Glied für Glied
                              									abgeschnitten und dann von dem Kettenschmied weiter verarbeitet, d.h. zur Kette
                              									zusammengefügt und geschweißt. Es werden passende Gesenke zur Hilfe genommen und
                              									vielfach auch ein Fußtritthammer, den der Kettenschmied selbst betätigt. Bei der
                              									Schweißung selbst sind verschiedene Umstände von großem Einfluß. So wird
                              									insbesonders in der richtigen Anwärmung auf Schweißhitze noch viel gefehlt. Während
                              									die Schweißtemperatur für Eisen etwa 1300°, für weichen Kettenstahl 1100 bis 1200 °C
                              									beträgt, benutzen die Kettenschmiede zwecks schnelleren Anwärmens gern ein Feuer von
                              									erheblich höherer Temperatur. Dadurch muß aber die Güte der Arbeit leiden, indem das
                              									Material außen schon überhitzt ist, ehe es innen die Schweißtemperatur erreicht
                              									hat.
                           Bei der Schweißung muß hauptsächlich bei den stärkeren Ketten der Prozeß mit wenigen
                              									und kräftigen Schlägen durchgeführt werden. Leichte Schläge dringen nicht in
                              									das Innere, das Material muß aber gut durchgearbeitet werden, damit die sich überall
                              									bildende Schlacke herausgetrieben wird, was nur geschehen kann, solange sie sich
                              									noch in teigig-flüssigem Zustande befindet. Schon bei geringer Abkühlung wird sie
                              									fest und bleibt an der Schweißstelle eingeschlossen, wodurch die Güte der Schweißung
                              									sehr herabgesetzt wird. Bei einem Bruch von Ketten wird man denn auch häufig
                              									eingeschlossene Schlackenteile finden.
                           Trotzdem ist ein Vorurteil gegen Ketten an sich noch nicht berechtigt. Durch gute
                              									Schweißung und bei reichlicher Ueberlappung, wobei sich die Materialstärke an der
                              									Naht etwas größer halten läßt, als an den anderen Stellen, kann erreicht werden, daß
                              									für die Festigkeit der Kette die Schweißstelle nicht mehr in Rechnung gezogen werden
                              									braucht. Um eine solche zuverlässige Arbeit zu erhalten, ist allerdings
                              									weitgehendste Spezialisierung erforderlich. Ein Kettenschmied sowie seine Zuschläger
                              									mögen beispielsweise Ketten von 20 mm einwandfrei herstellen, um doch bei 40 mm
                              									glatt zu versagen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 317
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 317
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 317
                              Abb. 3.
                              
                           Ganz starke Ketten, wie etwa 40 bis 80 mm, werden in der Regel von der Stange aus
                              									geschmiedet. Beim Schweißen hantiert der Schmied das Kettenglied, während vier
                              									Zuschläger die Hammerschläge geben.
                           Um allgemein die Festigkeit zu erhöhen, setzte man Querstege, Abb. 2, ein. Nach der Meinung Bakers ist letzterer
                              									jedoch völlig bedeutungslos. Wirksamer, wenn auch ungleich teurer ist ein anderes
                              									Herstellungsverfahren, Abb. 3. Das Material von
                              									geringerem Querschnitt wird in mehreren Spiralen eng zu einem Ring gewickelt, sodann
                              									durchgehend verschweißt und zuletzt auf die übliche Form gebracht. Da dies alles in
                              									einer Hitze geschehen soll, ist es selbst für einen Kettenschmied ein schwieriges
                              									Stück Arbeit.
                           Auf eine gegossene Kette wurde schon vor 130 Jahren ein englisches Patent erteilt.
                              									Aber Stahlguß hat nur eine verhältnismäßig geringe Festigkeit, außerdem ist das
                              									Verfahren garnicht einmal billig.
                           Mit elektrischer Schweißung sind schon seit langem eingehende Versuche gemacht
                              									worden. Die Bestrebungen sind neuerdings von verschiedenen Firmen wieder aufgenommen
                              									worden und gibt es jetzt Maschinen, die schwache und mittlere Ketten nahezu
                              									selbsttätig herstellen, so daß hier allerdings schon mit gewisser Berechtigung von
                              									maschineller Anfertigung gesprochen werden kann.
                           Baker hat noch eine Biegemaschine für Kettenglieder
                              									angegeben, die das Material auch an den der Schweißstelle benachbarten Teilen
                              									staucht, so daß hier der Abbrand beim Schweißen keine Querschnittsverminderung bzw.
                              									Schwächung herbeiführt.
                           
                           Von ganz besonderem Einfluß ist natürlich die Güte des Rohmateriales. Verwendet
                              									wird ein besonderes Ketteneisen und weicher Kettenstahl von nicht mehr als 0,1 v. H.
                              									Kohlenstoff. Die Bezeichnungen Stahl oder Eisen sind nicht ganz klar, denn Baker gibt selbst an, daß das durch Puddeln und
                              									mehrmaliges Walzen hergestellte Eisen oftmals mehr Kohlenstoff enthält, als Stahl,
                              									der selbst wieder mehr dem Flußeisen ähneln soll. Gutes Ketteneisen kostet 33 bis 40
                              									Pf. das kg, gewöhnliches etwa 15 Pf., während der sogen. Stahl schon für 20 Pf. zu
                              									haben ist. Die Schwierigkeit liegt beim Material darin, große Zugfestigkeit mit
                              									großer Dehnung zu verbinden.
                           Gewöhnliches Ketteneisen hat eine Zugfestigkeit von 3250 bis 3350 kg/qcm, eine
                              									Elastizitätsgrenze von 1600 bis 1700 kg/qcm und eine Dehnung von 25 v. H. Bei
                              									besonders gutem Eisen sind die Zahlen: 3350 bis 3650 kg/qcm bzw. 2250 bis 2450
                              									kg/qcm und 30 v. H., bei Stahl: 3150 bis 3650 kg/qcm bzw. 1600 bis 1700 kg/qcm, von
                              									der Dehnung wird nur gesagt, daß sie groß ist. Die Verwendung erfolgt im allgemeinen
                              									so, daß man bis 30 mm Stahl nimmt, darüber hinaus und für besonders wichtige Zwecke
                              									dagegen Eisen vorzieht. [Zeitschr. für prakt. Maschinenbau, 1. Jan. 1913.]
                           Rich. Müller.
                           ––––––––––
                           §§ 12, 20 Waren-Zeichen-Gesetz. Nur bei Prüfung der
                              									Verwechslungsgefahr zwischen Wort- und Bildzeichen kommt der Wortsinn nicht in
                              									Betracht.
                           Für die Beklagte ist in die Zeichenrolle des Kaiserlichen Patentamts für ihre Waren
                              									Gummiwaren aller Art – das Wortzeichen „Adelante“ eingetragen. Der Antrag der
                              									Klägerin, für sie das Wort „Avanti“ – ebenfalls für Gummiwaren – einzutragen,
                              									ist vom Patentamt mit der Begründung abgelehnt, daß die beiden, denselben Begriff
                              									("vorwärts") in verschiedenen Verkehrssprachen wiedergebenden Wörter für
                              									zeichenrechtlich übereinstimmend zu erachten seien. Die Klägerin hielt sich trotzdem
                              									für berechtigt, das Wort „Avanti“ als Zeichen für ihre Waren zu verwenden,
                              									die Beklagte erhob aber gegen eine solche Verwendung auf Grund des ihr durch die
                              									Eintragung geschützten Zeichens „Adelante“ Einspruch. Deshalb klagt die
                              									Klägerin auf Feststellung: daß die Beklagte nicht berechtigt sei, der Führung des
                              									Wortzeichens „Avanti“ für Gummiabsätze, Gummiecken, Absatzschoner und
                              									ähnliches seitens der Klägerin zu widersprechen. Die Klage ist abgewiesen. Aus den
                              									Gründen des Reichsgerichts: Ob die Gefahr einer Verwechslung zweier Zeichen im
                              									Verkehr vorliegt, bestimmt sich, wie das Reichsgericht in zahlreichen Entscheidungen
                              									ausgesprochen hat, nach dem Gesamteindrucke der Zeichen. Es entspricht nur diesem
                              									obersten Grundsatz, bei der Vergleichung zweier Wortzeichen auf ihre
                              									Verwechslungsfähigkeit gegebenenfalls außer dem Klanglaut und außer dem
                              									Wortbild auch den Sinn der Worte heranzuziehen, denn der Eindruck, der von einem
                              									Wortzeichen im Gedächtnis zurückbleibt, kann sehr wohl auch durch den Sinn des
                              									Zeichens mitbestimmt werden. Es ist zwar vom Reichsgericht wiederholt ausgesprochen,
                              									daß grundsätzlich eine Verwechslungsgefahr bezüglich eines Wortzeichens mit einem
                              									Bildzeichen ausgeschlossen sei, also auch dann, wenn das Bildzeichen und das
                              									Wortzeichen denselben Begriff darstellen und dieselbe Bedeutung (denselben Sinn)
                              									haben. Weiter aber ist auch das Reichsgericht nicht gegangen. Es hat vielmehr
                              									bereits in einem Falle, wie dem hier vorliegenden, wo es sich um die
                              									Verwechslungsgefahr zwischen zwei Wortzeichen handelte („Mohrengarn“ und
                              										„Negergarn“) – wo also nicht ein Bild und ein Wort als
                              									Vergleichsgegenstände sich gegenüberstanden – dem Sinne der die Zeichen bildenden
                              									Wörter, als einem zur Unterscheidung im Verkehr hervorstechenden Merkmal, Bedeutung
                              									für die Verwechslungsgefahr beigemessen bzw. in rechtlicher Beziehung anerkannt, daß
                              									dem Sinn der betreffenden Wörter Bedeutung zukommen kann. Urteil vom 15. Oktober
                              									1912. [Aus der Juristischen Wochenschrift: Vom Reichsgericht.]
                           W. D.
                           ––––––––––
                           Verein Deutscher Gießereifachleute. Der Verein Deutscher
                              									Gießereifachleute hält in den Tagen vom 14. bis 17. Mai seine diesjährige
                              									Hauptversammlung in Berlin ab. Auf der Tagesordnung stehen neben Besichtigung der
                              									Eisen-, Stahl- und Metallgießerei sowie der übrigen Werkanlagen von A. Borsig in Berlin-Tegel folgende Vorträge: 1. Dr.-Ing. Th. Geilenkirchen, Remscheid, über „Stahlformguß“;
                              									2. Ing. F. Gollze, Berlin: „Gußeisen im
                                 										Elektro-Maschinenbau“; 3. Oberingenieur R. Hausenfelder, Essen: „Die
                                 										Verwendung von Steinkohlenteeröl im Gießereibetriebe“; 4. Gießereiingenieur
                              									K. Hunger, Berlin: „Rationelles Schmelzen und Gießen
                                 										in der Metallgießerei“; 5. Oberingenieur O. Cramer, Berlin: „Elektrisches und autogenes Schweißen in Gießereien und
                                 										anderen Betrieben“; 6. Dipl.-Ing. U. Lohse,
                              									Stettin: „Elektrische Formmaschinen“; 7. Betriebsdirektor J. Mehrtens, Charlottenburg: „Die Brauchbarkeit
                                 										bleibender Gießformen in der Eisen- und Metallgießerei“; 8. Oberingenieur
                              										Schnabel, Berlin: „Die Anwendung der
                                 										Oberflächenverbrennung im Gießerei- und Hüttenbetriebe“; 9. Ing. M. U. Schoop, Zürich: „Ein neues Metallspritzverfahren“;
                              									10. Hütteningenieur E. A. Schott, Kassel: „Ueber den
                                 										Fortschritt in der Brikettierung für die Herstellung von Qualitätsguß“; 11.
                              									Hütteningenieur E. A. Schott, Kassel: „Die Bedeutung
                                 										des Kohlenstaubes in der Gießerei“; 12. Ing.-Dir. J. L. Treuheit, Lüttich: „Moderne Kernmacherei“.