| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 375 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Mit der Eröffnung des Panamakanals im Jahre 1915 wird
                              									voraussichtlich der Handel in den Staaten an der Westküste von Südamerika, im
                              									besonderen in Chile, einen großen Aufschwung nehmen, und es ist begreiflich, daß
                              									sich auch die Industrie beizeiten bemüht, um für die zu erwartende Entwicklung
                              									gerüstet zu sein. Welch bedeutende Kapitalien schon jetzt dafür flüssig gemacht
                              									werden, geht aus einem großen Auftrag hervor, den die Siemens-Schuckertwerke soeben erhalten haben. Es handelt sich um die
                              									elektrischen Anlagen für die von einem nordamerikanischen Konsortium zur Ausbeutung
                              									des Kupfererz-Vorkommens im nördlichen Chile gegründete Chile-Exploration-Company. Das Kupfer soll auf elektrolytischem Wege
                              									gewonnen werden, zu welchem Zweck bei vollem Ausbau des Werkes eine Leistung von
                              									70000 KW an den Bädern zur Verfügung stehen soll. Die elektrische Energie wird
                              									zunächst in einer an der Küste zu errichtenden Dampfzentrale erzeugt und zu der
                              									nahezu 200 km entfernten Mine mit einer Spannung von 100000 Volt Drehstrom
                              									übertragen werden. Auf der Mine wird die Energie durch Motor-Generatoren in
                              									Gleichstrom von etwa 230 Volt für die Bäder umgeformt.
                           Die Errichtung der Küstenzentrale mit den für den ersten Ausbau
                              									erforderlichen Gebäuden, Kesseln, Maschinen, Transformatoren und Schaltanlagen ist
                              									den Siemens-Schuckertwerken in Auftrag gegeben worden.
                              									Zunächst werden installiert vier Turboaggregate von je 10000 KW Leistung bei einer
                              									Drehstromspannung von 5000 Volt. Die Umformung der Energie erfolgt durch vier
                              									Transformatoren von je 10000 KVA und 110000 Volt. Die Kesselanlage besteht vorläufig
                              									aus 16 Babcock-Wilcox-Marinekesseln mit je 550 qm
                              									Heizfläche. Die Kessel werden mit Rohöl gefeuert und erhalten künstlichen Zug. Eine
                              									Erweiterung der Küstenstation um mehrere Turboaggregate ist in Aussicht genommen,
                              									doch soll für die zum vollen Ausbau der Minenanlagen benötigte Energie später auch
                              									eine Wasserkraftanlage am Rio Loa in der Nähe der Mine nutzbar gemacht werden.
                           Zwischen Küstenstation und Mine sind zwei parallele Fernleitungen von 3 × 95 qmm
                              									Querschnitt auf Stahltürmen verlegt vorgesehen, von denen jedoch zunächst nur eine
                              									gebaut wird.
                           Der erste Ausbau der Unterstation auf der Mine ist ebenfalls den Siemens-Schuckertwerken in Auftrag gegeben worden. Er
                              									besteht aus vier Transformatoren ä 10000 KVA mit einer Sekundärspannung von 5000
                              									Volt nebst Schaltanlagen und sieben Motorgeneratoren mit einer Gleichstromleistung
                              									von je 2500 KW. Von den Motorgeneratoren werden drei als Synchron- und vier als
                              									Asynchronumformer ausgeführt. Jeder Umformer besteht aus einem Drehstrommotor, mit
                              									welchem zwei Gleichstromdynamos ä 1250 KW gekuppelt sind, deren Spannung zwischen
                              									190 und 260 Volt geregelt werden kann.
                           Der den Siemens-Schuckertwerken zugefallene Auftrag
                              									beläuft sich bis jetzt auf rd. 12 Millionen Mark; er ist für die deutsche
                              									elektrotechnische Industrie um so bedeutungsvoller, als er nach schärfster
                              									Konkurrenz mit den großen amerikanischen Elektrizitätsfirmen erteilt worden ist.
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                           Für den Bau von Luftschiffen und Flugzeugen ist die
                              									Kenntnis des für diese in Frage kommenden Luftwiderstandes eine der wichtigsten Fragen. In Heft 7 von D. p. J.
                              									hatten wir über die Versuche Föppls berichtet, die dieser
                              									zur Berechnung der Windkräfte an Platten und anderen Körpern angestellt hat.
                              									Einrichtungen, um den Luftwiderstand von Luftschiffen und Flugzeugen an der
                              									wirklichen Ausführung entsprechenden Modellen zu erforschen, befinden sich in
                              									Deutschland in Göttingen und in Kiel. Während in der Versuchsanstalt der Göttinger
                              									Universität das Modell ruhend aufgehängt und die Luft an ihm vorbeibewegt wird,
                              									beruht die Versuchseinrichtung der Modellschleppanstalt auf der Kaiserlichen Werft
                              									in Kiel in Anlehnung an die Schleppversuche mit Schiffsmodellen auf der Bewegung des
                              									Modells in einem möglichst ruhigen Luftraum. Eine eingehende Beschreibung der
                              									zuletzt genannten Anstalt gibt T. Schwarz in Heft 3 und
                              									41913 der Zeitschritt für Flugtechnik und Motorluftschiffahrt.
                           Bei der von Wellenkamp eingeführten neuen
                              									Schleppmethode für Schiffsmodelle wird das Prinzip der Atwoodschen Fallmaschine benutzt, da als deren Antriebskraft die
                              									gleichmäßigste bekannte Kraft, die Schwerkraft, ausgenutzt wird. Während aber bei
                              									den Wasserschleppversuchen zur Ermittlung des Widerstandes bei beschleunigter
                              									Fallbewegung das Modell durch ein Vorlaufgewicht zu einer bestimmten Geschwindigkeit
                              									beschleunigt und nach Abheben des Vorlaufgewichts durch ein konstant bleibendes
                              									Fallgewicht mit gleichmäßiger Geschwindigkeit weitergezogen wird, wurde bei den
                              									Luftschleppversuchen einmal das Luftschiffmodell, ein andermal ein Körper vom
                              									Gewicht des Luftschiffmodells, aber verschwindend kleinem Luftwiderstande bei
                              									gleichem Fallgewicht geschleppt. Aus der Differenz der Beschleunigungen bei gleicher
                              									Geschwindigkeit ergibt sich dann der Luftwiderstand.
                           Als Versuchsraum stand die Halle des Schnürbodens der Kaiserlichen Werft Kiel zur
                              									Verfügung. Das Luftschiffmodell wurde in einem Schleppwagen aufgehängt. Zur Führung
                              									des Wagens wurden unter den Dachbindern Z-Eisen befestigt, in welche Kupferdraht als
                              									Gleisdraht eingelegt war. Die Spurweite betrug 1100 mm, die Gleislänge 35 m und die
                              									größte Laufgeschwindigkeit 6 m i. d. Sek. Das Gewicht des Schleppwagens war 5800 g,
                              									das Gewicht des Luftschiffmodells 5220 g. Dieses hatte einen Inhalt von 1,65 cbm und
                              									wies annähernd die gleichen Verhältnisse wie das Luftschiff Parseval II auf. Es war
                              									aus Ballonstoff mit geklebten Nähten und Stößen angefertigt und wurde vor dem
                              									Versuch mit einem Blasebalg aufgeblasen. Bei den Gewichtsfahrten ohne
                              									Modellwiderstand wurde das Modell durch gleich schwere fisch-förmige Bleigewichte
                              									ersetzt.
                           Zur Ermittlung der Beschleunigung mußte die Zeitgeschwindigkeitskurve bei den
                              									Versuchen aufgenommen werden. Dieses geschah in folgender Weise: Eine in Kugellagern
                              									ruhende Trommel von genau 1 m Umfang wurde von dem seidenen Schleppfaden bewegt, der
                              									in einer Laufrille über die Trommel lief. Auf die berußte Oberfläche der Trommel
                              									schrieb eine Stimmgabel mit der Frequenz 100 die Schwingungen auf. Mittels einer auf
                              									den Trommelumfang eingeritzten Millimeterteilung konnten die erforderlichen Werte
                              									von Weg und Zeit mit großer Genauigkeit abgelesen werden. Aus den durch die Versuche
                              									ermittelten Beschleunigungswerten ergibt sich dann der Widerstand des Modells zu
                              										W=(p_1-p_m)\,\frac{G}{g}. Unter G sind außer dem Gewicht des
                              									Modells selbst die teils in fortschreitender, teils in umlaufender Bewegung
                              									befindlichen Massen des Wagens entsprechend zu berücksichtigen. Der Anlauf des
                              									Modells vollzog sich, wie durch Indikatordiagramme festgestellt wurde, derart, daß
                              									die Spannungslinie des Schleppfadens sich praktisch als schwingungsfrei darstellte.
                              									Die Bremsung erfolgte ohne schädigenden Einfluß auf den Modellauf von Hand durch
                              									zwei an dem Wagen befestigte Zügel. Durch Mitlaufen des Bedienungsmannes während des
                              									Modellaufes wurde eine stoßweise Beanspruchung des Wagens beim Anziehen der Zügel
                              									vermieden.
                           
                           Außer mit der dem Parseval II angepaßten Modellform wurden noch Versuche mit
                              									einem Modell nach der Stromlinienform von fast gleicher Länge und gleichem
                              									Rauminhalt ausgeführt. Die Widerstände des Stromlinienmodells standen zu denen des
                              									Parsevalmodells im Verhältnis von 2 : 3; die Widerstände selbst betrugen bei 5 m
                              									Geschwindigkeit 55 bzw. 85 g. Die Versuche zeigten, daß die Wagenschleppmethode für
                              									Luftschiffmodelle wohl qualitativ zur Ermittlung geringster Widerstandsformen dienen
                              									kann, daß jedoch quantitativ die Widerstandskräfte zu gering ausfallen, als daß sie
                              									zur Bemessung der Motoren für Luftschiffe hinreichend genaue Werte liefern
                              									könnten.
                           Zur Feststellung der Genauigkeit der Widerstandsmessungen nach der
                              									Wagenschleppmethode wurden gleichartige Versuche mit rechteckigen und runden
                              									Scheiben ausgeführt, über deren Luftwiderstand bereits anderweitige übereinstimmende
                              									Ergebnisse vorliegen. Hierbei zeigte sich eine hinreichend gute
                              									Uebereinstimmung.
                           Dipl.-Ing. C. Ritter.
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                           Wärmebildung und Wärmestrahlung beiGasexplosionen. Zur Erforschung der bei Gasexplosionen
                              									auftretenden Erscheinungen wurde in England eine Kommission berufen, die sich im
                              									Jahre 1911 bis 1912 bei ihren experimentellen Versuchen hauptsächlich mit der
                              									Wirbelbildung und Wärmestrahlung beschäftigt hat. Ueber die Ergebnisse dieser
                              									Versuche ist ein kurzer Bericht veröffentlicht worden, der für den Bau von
                              									Großölmotoren von besonderer Bedeutung ist. (Engineering 1912, S. 655 bis 657.)
                           Die Schwierigkeiten, die sich beim Bau und im Betriebe der großen Zylinder (und
                              									Kolben) ergeben, rühren hauptsächlich von der Wärmeübertragung und deren
                              									Folgeerscheinungen her. Die Menge der von den Gasen auf einen beliebigen Teil der
                              									Zylinderwand in der Zeiteinheit übertragenen Wärmemenge hängt von dem Zustande des
                              									Gases, seiner Dichtigkeit, Temperatur und Bewegung und ebenso von der
                              									Oberflächenbeschaffenheit der Wände ab.
                           An jeder Stelle der Zylinderwandung muß eine bestimmte Wärmemenge an das Kühlwasser
                              									abgeführt werden. Außer der mittleren Oberflächentemperatur müssen auch die beim
                              									Kreisprozeß auftretenden höchsten Temperaturen berücksichtigt werden. Die
                              									Wärmeleitung von Gußeisen ist aber so groß, daß die Temperaturschwankungen bei
                              									reiner Oberfläche klein sind, (Bei Versuchen von Coker
                              									wurde in der Wand des Verbrennungsraumes in einer Tiefe von 0,357 mm eine
                              									Temperaturschwankung von nur 7 ° festgestellt, bei 240 Umdrehungen der Maschine i.
                              									d. Min.) Je höher die Oberflächentemperatur ist, desto weniger Wärme wird von den
                              									Verbrennungsgasen an die Wände übertragen, da im allgemeinen die übertragene
                              									Wärmemenge von dem Temperaturunterschied abhängt. Wenn die Oberfläche aber mit einer
                              									schlecht leitenden Niederschlagsschicht bedeckt ist, kann sie bei der Verbrennung so
                              									stark erhitzt werden, daß die Wärme nicht mehr genügend abgeleitet wird.
                           Wärme wird an die Zylinderwandungen auch durch Wärmestrahlung übertragen. Von
                              									mehr wissenschaftlichem als praktischem Interesse ist der geringere Wärmeverlust,
                              									der sich ergiebt, wenn die Wände ganz blank poliert sind. Die Wärme wird zum großen
                              									Teil durch Strahlung vom Gas auf die Wände übertragen. W. David hat gefunden, daß diese Wärmeverluste sich ungefähr wie die vierten
                              									Potenzen der absoluten Temperaturen verhalten. Eine für die Praxis wichtige Folge
                              									der Strahlung ist es, daß die Wärmeverluste bedeutend größer werden, wenn man den
                              									mittleren Druck in einer Maschine dadurch vergrößert, daß man mehr Brennstoff
                              									zuführt.
                           Die Zylinderabmessungen haben ebenfalls Einfluß auf die Wärmeverluste durch
                              									Strahlung. Die Wärmestrahlung ist nicht nur von der Größe der Wandungsflächen
                              									abhängig, sondern auch vom Gasvolumen, das von diesen Flächen eigeschlossen wird.
                              									Infolge der Strahlung wird bei der gleichen Oberfläche von einem größeren Gasvolumen
                              									eine größere Wärmemenge übertragen, als von dem kleineren, da die Wände sowohl von
                              									den äußeren wie von den inneren Gasschichten bestrahlt werden. Praktisch von noch
                              									größerer Bedeutung ist der Betrag, der für die Flächeneinheit abgeleiteten
                              									Wärmemenge, da von ihm die Temperatur der Innenwand abhängt. Dadurch wird die
                              									Leistung eines Zylinders begrenzt. Je größer der Zylinderdurchmesser, desto größer
                              									ist die pro Flächeneinheit abzuführende Wärmemenge. Die bei den großen Zylindern
                              									beim Entwurf und im Betriebe sich ergebenden Schwierigkeiten rühren daher nicht nur
                              									von der größeren Wandstärke, sondern auch von der für die Flächeneinheit
                              									abgeleiteten größeren Wärmemenge her.
                           Die Wärmeableitung hängt auch vom Verbrennungsdruck ab. Das zahlenmäßige Verhältnis
                              									der abgeführten Wärmemenge zum Druck läßt sich aber nicht in einfacher Weise zum
                              									Ausdruck bringen. (In einem Zylindergefäß von 300 mm ⌀ und 300 mm Höhe ist die
                              									abgeführte Wärmemenge nach der Verbrennung etwa zweimal so groß, wenn der
                              									Anfangsdruck 1½ kg als wenn er ½ kg/qcm beträgt. Dies entspricht einem Verhältnis =
                              										p0'6.) Das Verhältnis des Wärmeverlustes zum Druck
                              									hängt von zwei Faktoren ab, der durch Strahlung und der durch direkte Berührung
                              									abgeleiteten Wärmemenge. Der zweite Faktor ist wahrscheinlich mehr vom Druck
                              									abhängig und wächst vielleicht im gleichen Verhältnis mit diesem. Mit dem Verhältnis
                              									der in die Wände abgeleiteten Wärme zum Druck hängt die für die Praxis sehr wichtige
                              									Frage der Wirkung des Kompressionsgrades auf das Arbeiten und die Wirtschaftlichkeit
                              									der Maschine zusammen. Es gibt eine Grenze, bei der eine Vergrößerung der
                              									Verdichtung den Wirkungsgrad der Maschine nicht mehr erhöht, aber schon vorher wird
                              									die für die Flächeneinheit abgeleitete Wärmemenge so groß, daß die Kühlung sehr
                              									schwierig wird. Frühzündungen, die hierbei auftreten, rühren dann wohl von der
                              									Ueberhitzung der inneren Wandfläche oder der darauf sitzenden Verunreinigungen her.
                              									Wenn die Wände rein und kühl bleiben, werden auch bei vergrößerter
                              									Verdichtungsspannung die Frühzündungen vermieden.
                           
                           Erst in neuerer Zeit wurde die Wirbelbildung und die daraus folgende größere
                              									Wärmeleitungsfähigkeit der Gase genügend berücksichtigt. Clerk hat zur Erforschung des Einflusses der Wirbelbildung seine Maschine
                              									bei geschlossenen Ventilen laufen lassen. Er fand dabei, wenn Luft oder Kohlensäure
                              									im geschlossenen Zylinder verdichtet wurde und sich dann ausdehnte, daß die
                              									Wärmeverluste während der ersten Kompression, also gleich nach der Einführung der
                              									Ladung in den Zylinder, verhältnismäßig größer waren, als während der folgenden
                              									Verdichtungen. Die Wirbelbewegungen, die nach dem Abschluß der Eintrittsöffnungen
                              									allmählich schwächer werden, verkleinern auch die Wärmeverluste. Clerk fand auch bei seinen Versuchen, daß durch diese
                              									Dämpfung der Wirbel die Entzündungsgeschwindigkeit des Gemisches bedeutend kleiner
                              									wird. Aus den Diagrammen ist dies ersichtlich. Man hatte schon früher mehrmals
                              									beobachtet, daß die Verbrennungsgeschwindigkeit in der Gasmaschine größer ist, als
                              									in einem geschlossenen Gefäß. Dies scheint wesentlich von der Wirbelbildung
                              									herzurühren. Im Diagramm dauert die Verbrennung von a
                              									bis b 0,033 Sek. und bei der dritten Verdichtung von
                              										a1 bis b1 0,078 Sek.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 377
                              
                           Hopkinson führte weitere Versuche mit einem geschlossenen
                              									Gefäß aus. Darin befand sich ein Propeller. Wenn das Gemisch in Ruhe war, verliefen
                              									vom Anfang der Entzündung bis zur Erreichung des höchsten Druckes 0,13 Sek., wenn
                              									der Propeller mit 2000 Umdrehungen lief 0,03 Sek. und bei 4500 Umdrehungen in der
                              									Minute nur mehr 0,02 Sek. Der Unterschied in der Wärmeabgabe war auch sehr groß.
                              									Wenn der Propeller mit 4500 Umdrehungen lief, verdoppelte sich die Wärmeabgabe. Die
                              									mittlere Temperatur war etwa 1000° C. Bei höheren Temperaturen, etwa von 2000° an,
                              									die mit stärkerer Gasladung erreicht wurden, wurde die Wärmeabgabe durch die vom
                              									Propeller herrührende Wirbelbewegung nicht mehr merklich beeinflußt. Dies rührt wohl
                              									davon her, daß bei so hohen Temperaturen die Strahlung bei der Wärmeübertragung
                              									ausschlaggebend ist, und diese ist von der Wirbelbildung unabhängig.
                           W.
                           ––––––––––
                           Das Schmelzen von Eisen und Metallen mittels elektrischer
                                 										Oefen. Die elektrischen Oefen zum Schmelzen von Metallen in kleinen Mengen
                              									haben vorläufig ihre Daseinsberechtigung hauptsächlich in den Laboratorien und
                              									chemischen Betrieben. Auch dürften Zahnärzte, Goldarbeiter usw. infolge der bequemen
                              									Bedienung für ihre Zwecke diese Oefen gegenüber den Oefen mit Gas oder Oelfeuerung,
                              									trotz der immerhin noch hohen Anschaffungskosten den Vorzug geben, da eine genaue
                              									Einstellung auf ganz bestimmte Temperaturen möglich ist und Verunreinigung des
                              									Schmelzgutes durch Gase usw. ausgeschlossen ist.
                           Eine gedrungene, zweckmäßige Form zeigen die Transformator-Tiegelschmelzöfen System
                              										Helberger. Die wesentlichsten Bestandteile eines
                              									derartigen Ofens sind: der Reguliertransformator und das Schmelzgefäß. Dieses dient
                              									gleichzeitig als stromerwärmter Leiter und ist an die sekundären Klemmen des
                              									Transformators angeschlossen, der die von der Stromquelle entnommene
                              									Wechselstromleistung auf die erforderliche niedrige Spannung bringt. Zur Verbindung
                              									dienen Kupferleiter in wassergekühlten Haltern, die mit einem Kohlekontakt für das
                              									Schmelzgefäß versehen sind. Als solche werden Graphit- oder Kohletiegel verwendet,
                              									die als Heizwiderstand die in ihm erzeugte Wärme an das Schmelzgut abgeben. Um den
                              									Stromübergang von dem Tiegel zum Schmelzgut zu vermeiden, da hierdurch eine zu
                              									schnelle Zerstörung der Tiegel herbeigeführt würde, sind diese im Innern mit
                              									Metalloxyden ausgekleidet, die den Stromdurchgang praktisch auf die Tiegelwände
                              									beschränken. Ueber die nähere Zusammensetzung der Tiegelauskleidung liegen bisher
                              									keine Veröffentlichungen vor. Gegen Wärmeverluste kann der Tiegel noch durch
                              									Schamottezylinder nach Möglichkeit geschützt werden. Schmelzgefäß und Transformator
                              									sind zu einem Ganzen vereinigt, so daß der Ofen ohne Fundament an jedem beliebigen
                              									Orte aufgestellt werden kann.
                           Die Bedienung dieser elektrischen Oefen ist die denkbar einfachste. Es ist bereits
                              									festgestellt, daß die Betriebskosten der Helberger-
                              									Oefen, die für eine Schmelzmenge von 0,15 kg bis 120 kg (Kupfer) gebaut werden,
                              									entsprechend einer aufzunehmenden Leistung von 1,5 KW bis 100 KW, bei einem Preise
                              									von 5 Pf. für die Kilowattstunde, den Schmelzöfen mit Koksfeuerung gleichzustellen
                              									sind, eine Folge des hohen Wirkungsgrades des elektrischen Ofens gegenüber dem
                              									Koksofen.
                           Die in der Großindustrie, z.B. in den Stahlwerken, verwendeten elektrischen Oefen
                              									werden als Großraumöfen bezeichnet. Man unterscheidet hierbei Lichtbogen- und
                              									Induktionsöfen. Die Oefen arbeiten um so wirtschaftlicher, je größer ihr
                              									Fassungsvermögen ist. Man baut deshalb Induktionsöfen nicht für Einsätze unter 300
                              									bis 500 kg und auch für Lichtbogenöfen wird man, soll der Betrieb in den Grenzen der
                              									Wirtschaftlichkeit bleiben, nicht unter 100 kg Schmelzgut heruntergehen.
                              									[Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen 1912, Heft 30.]
                           A. Keiling.
                           ––––––––––
                           Bruchversuche mit Ziegelpfeilern. Bekannt ist, daß die
                              									Festigkeit des Mauerwerks nicht allein von der Preßbarkeit des Mörtels abhängig ist,
                              									sondern daß auch die Ausbildung der Lager- sowie Stoßfugen, die Druck-, Zug- und
                              									Biegungsfestigkeit der Ziegelsteine eine große Rolle spielen. Versuche mil
                              									Mauerwerkskörpern sind nur wenig ausgeführt worden. Von neueren Untersuchungen seien
                              									hier erwähnt:
                           C. Bach, Versuche mit zentrisch und mit exzentrisch
                              									belasteten Pfeilern aus Backsteinmauerwerk und aus Beton (Zeitschrift des Vereines
                              									deutscher Ingenieure 1910, Seite 1625) und H. Germer,
                              									Mauerwerksuntersuchungen, Verlag der Tonindustriezeitung, Berlin 1910. Die
                              									Versuchskörper von Bach hatten bei 1,55 m Höhe einen
                              									Querschnitt von (0,79 × 0,38) qm, während die von Germer
                              									geprüften Körper nur (0,25 ∙ 0,25 ∙ 0,25) m3
                              									hatten. Kürzlich sind nun in Pittsburgh von J. E. Howard
                              									Versuche mit zwei Ziegelpfeilern gemacht worden, die wegen ihrer großen Abmessungen
                              									besonders bemerkenswert sind; die Versuche sind in Engineering Record, 22. März
                              									1913, veröffentlicht worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 378
                              Abb. 1.
                              a = mittlere Pressungskurve, b =
                                 										min. Pressungskurve, c = max. Pressungskurve
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 378
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 378
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 378
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 378
                              Abb. 5.
                              
                           Der Querschnitt der Pfeiler war quadratisch und hatte bei
                              									1,206 m Seitenlänge einen Flächeninhalt von 1,455 qm; die Höhe der Pfeiler betrug
                              									3,66 m, so daß sich ein Volumen von 5,325 m3
                              									ergibt; von den beiden Pfeilern war der eine (mit A
                              									bezeichnet) aus Hartbrandsteinen in Zementmörtel 1 : 1, der andere (B) in Kalkmörtel 1 : 3 mit 8 mm starken Lagerfugen
                              									hergestellt. Die Pressungskurven sind in Abb. 1
                              									dargestellt.
                           Wie aus der Kurve für Pfeiler A in Zementmörtel zu
                              									ersehen ist, sind die größten und kleinsten Werte angegeben, die sich aus den
                              									verschiedenen Meßlängen ergaben. Die Formänderungen bei Pfeiler A sind zu ⅔ elastische und ⅓ bleibende, während bei
                              									Pfeiler B die Formänderungen fast von Anfang an
                              									bleibende waren. Als Druckfestigkeit des Mauerwerkskörpers hatte man auf Grund von
                              									Versuchszahlen eines Mauerwerkskörpers von 0,225 m3 Volumen 211 kg/qcm für Pfeiler A und 63
                              									kg/qcm für Pfeiler B erwartet. Der Versuch ergab
                              									folgende Zahlen:
                           
                              
                                 
                                 Pfeiler A
                                 Pfeiler B
                                 
                              
                                 Bruchlastbei σ
                                 2980 t  205 kg/qcm
                                 774 t  53 kg/qcm
                                 
                              
                                 Erster Rißbei σ
                                 2146 t  147 kg/qcm
                                 306 t  21 kg/qcm
                                 
                              
                           Die Druckfestigkeit des Pfeilers A betrug 29 v. H., die
                              									des Pfeilers B 7,5 v. H. von der Druckfestigkeit des
                              									Ziegelsteines, die zu 709 kg/qcm ermittelt war; Germer
                              									hat auf Grund seiner Versuche ermittelt, daß von der Festigkeit mittlerer und guter
                              									Ziegel bei Verwendung von Kalkmörtel 30 v. H. und bei Zementmörtel etwa 56 v. H.
                              									ausgenutzt werden. Nun ist die Zahl 709 kg besonders hoch; so ergeben z.B. gute
                              									Uckermünder Klinker nur eine mittlere Druckfestigkeit von 600 kg/qcm.
                           Am Schluß seien in Abb. 2 bis 5 noch die Ergebnisse einiger Versuche über den
                              									Einfluß der Lagerung der Steine und der Fugenanordnung angegeben. Die beigefügten
                              									Zahlen zeigen das Verhältnis der Festigkeiten, wenn die Festigkeit des Pfeilers
                              										(Abb. 2) mit 1 bezeichnet wird.
                           B. H.
                           ––––––––––
                           Das Borsig-Masionsche Verfahren zur Herstellung von
                                 										hochwertigen Ankerketten. In D. p. J. Heft 20, S. 317 wurde bereits
                              									allgemein über den derzeitigen Stand der Herstellung von Ketten berichtet. Es wurde
                              									hier auch ein von der üblichen Herstellungsweise ganz abweichendes eigenartiges
                              									Verfahren erwähnt, Kettenglieder durch spiraliges Aufwickeln- und Verschweißen eines
                              									Metallbandes gewissermaßen ohne Naht herzustellen. Die von dem belgischen Ingenieur
                              										Masion stammende und ihm patentierte Idee wurde von
                              										Borsig aufgenommen und in langjähriger Arbeit zu
                              									einem Verfahren ausgebildet, durch das Ketten auf vollständig maschinellem Wege in
                              									unübertroffener Güte erzeugt werden.
                           In dem Verein zur Förderung des Gewerbefleißes hielt Baurat M. Krause einen sehr interessanten, durch Vorführung von Lichtbildern
                              									unterstützten Vortrag über die Borsigsche
                              									Ankerkettenerzeugung. Der Redner führte aus, daß für Borsig der eigentliche Grund, sich diesem Fabrikationszweige zuzuwenden,
                              									darin gelegen hätte, sich eine Absatzmöglichkeit für die Schweißeisenerzeugung des
                              									oberschlesischen Werkes zu sichern. In dem Konkurrenzkampf des Flußeisens gegen das
                              									Schweißeisen müssen
                              									naturgemäß die auf Schweißeisenerzeugung eingerichteten Werke den Kürzeren ziehen,
                              									da letzteres sich nur noch für wenige Sonderzwecke behaupten konnte. Als
                              									Kettenmaterial ist es ganz vorzüglich geeignet, trotzdem konnte Borsig wegen der ungünstigen verkehrsgeographischen Lage
                              									das Heil nicht in einem Massenartikel, sondern in der Herstellung einer
                              									Qualitätsware erblicken. Das Masionsche Verfahren schien
                              									in dieser Richtung die größte Gewähr zu bieten, da bei ihm die nie ganz zuverlässige
                              									Ausführung der Schweißstelle nicht mehr den bestimmenden Einfluß auf den Wert der
                              									Kette hat. Allerdings konnte ein rationelles Arbeiten nur bei weitgehendster
                              									selbsttätiger Herstellung erwartet werden. Der Arbeitsvorgang ist hierbei
                              									folgender:
                           Die auf Länge abgepaßten, an den Enden zugeschärften Flacheisenstreifen werden in
                              									einem geschlossenen Ofen auf Schweißtemperatur erhitzt. Sie werden in diesem
                              									Zustande nacheinander zwischen die Walzen einer Wickelvorrichtung (Abb. 1) geführt, die den Streifen durch das letzte
                              									Glied der bis hierhin fertigen Kette hindurch in mehreren Windungen zu einem
                              									kreisrunden Ring wickelt. Da dieses unter Aufwendung eines starken hydraulischen
                              									Druckes geschieht, so werden die einzelnen Lagen aufs innigste miteinander
                              									verschweißt. Der fertige Teil der Kette ruht während dieses Vorganges unverrückbar
                              									fest in einer besonderen Haltevorrichtung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 379
                              Abb. 1.
                              
                           Nach Beendigung des kaum 5 Sek. dauernden Wickel- bzw. Schweißprozesses wird das noch
                              									weißglühende Glied mit dem fertigen Kettenende nach dem mittelbar daneben stehenden
                              									Rundwalzwerk (Abb. 2) hinübergeschoben, in welchem
                              									der Kettenring mit noch vierkantigem Querschnitt mittels profilierter Rollen auf
                              									Kreisform ausgewalzt, und gleichzeitig der gebildete Walzgrat durch selbsttätig
                              									vorgeschobene Messer abgeschert wird.
                           Der dritte und letzte Arbeitsvorgang besteht darin, das noch rotwarme Glied in einem
                              									Preßgesenk in die eliptische Form zu biegen und bei Stegketten gleichzeitig den Steg
                              									einzusetzen. Das Glied ist nun vollständig fertig, und hieran schließt sich in der
                              									gleichen Weise die Erzeugung eines neuen Gliedes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 379
                              Abb. 2.
                              
                           Die Ketten werden in der Regel in Längen von 100 bis 500 m angefertigt. Nach den
                              									geltenden Vorschriften wählt der Abnehmer sich hieraus beliebig ein aus drei
                              									Gliedern bestehendes Stück für die Zerreißprobe. Die schärfsten Bedingungen stellt
                              									die deutsche Kriegsmarine; sie fordert 28 kg/qmm Festigkeit bei einer Dehnung von 7
                              									v. H. in den nicht zerrissenen Gliedern. Nach dieser Probe werden die Ketten in
                              									Längen von 25 oder 27,5 m zerschnitten und so einer Reckprobe unter Belastung mit
                              									etwa ⅔ der verlangten Bruchfestigkeit unterworfen. Während dieser Belastung wird
                              									jedes Glied mit einem schweren Hammer bearbeitet, um etwaige Fehlerstellen zu
                              									entdecken.
                           Vergleichende Versuche haben ergeben, daß die Borsigschen
                              									Ankerketten auch die schärfsten Garantieforderungen noch wesentlich übertroffen
                              									haben. Insbesonders haben die strengen Bedingungen der deutschen Kriegsmarine
                              									nebenbei das Gute gehabt, uns von den englischen Fabrikanten, deren Fabrikat in
                              									Seemannskreisen bisher als das überwiegend beste galt, frei zu machen, da sie hier
                              									gegenüber den Borsigketten nicht mehr mitkommen konnten.
                              									[Zeitschrift des Vereins zur Förderung des Gewerbefleißes.]
                           Rich. Müller.
                           ––––––––––
                           Die Kohlenvorräte des rechtsrheinisch-westfälischen
                                 										Steinkohlenbezirkes. Zu den Hauptaufgaben des in diesem Jahre in Toronto
                              									(Kanada) tagenden 12. Internationalen Geologenkongresses gehört die Erörterung über
                              									die Frage der Weltvorräte an Steinkohle. Zur Schaffung der hierzu erforderlichen
                              									Berechnungsunterlagen haben auf Veranlassung des geschäftsführenden
                              									Kongreßausschusses und der geologischen Landesanstalt zu Berlin die Verfasser die
                              									Berechnungen für den rechtsrheinisch-westfälischen Bezirk durchgeführt und sie
                              									berichten über das Ergebnis dieser Arbeit in einer mit einer Kartenskizze und
                              									zahlreichen Zahlentafeln versehenen, ausführlichen Abhandlung. Zunächst werden die
                              									allgemeinen geologischen Verhältnisse der niederrheinisch-westfälischen
                              									Steinkohlenablagerung erörtert, die sich an den Nordabfall des rechtsrheinischen
                              									Schiefergebirges anlehnt und ein Teil des ausgedehnten nordwest-europäischen
                              									paralischen Kohlengürtels ist, der sich in fast ununterbrochener Folge von Kent bis
                              									Osnabrück erstreckt. Während der größte Teil des Steinkohlengebirges von einer Decke
                              									jüngerer Schichten überlagert wird, tritt es am Südrande in den Ruhrbergen auf einem
                              									kleinen dreieckigen Gebiete von rd. 500 qkm Fläche, dem eigentlichen
                              									Ruhrkohlenbezirke, zu Tage. Nach Süden, Osten und Westen ist dieses Gebiet deutlich
                              									begrenzt, dagegen ist nach Norden eine natürliche Grenze nicht vorhanden, und es
                              									darf angenommen werden, daß das Steinkohlengebirge sich nach Norden noch weit über
                              									den Bereich des seinerzeit durch Bohrungen nachgewiesenen Verbreitungsgebietes
                              									hinaus in die norddeutsche Tiefebene erstreckt. Die überaus große Mächtigkeit des
                              									Deckgebirges wird hier allerdings eine Gewinnung der Kohle auch in Zukunft unmöglich
                              									machen. Nach weiteren interessanten Mitteilungen über die Flözverhältnisse, die
                              									Tektonik und die Deckgebirgsverhältnisse berichten Verfasser über die rechnerische
                              									Ermittlung der anstehenden Kohlenmengen. Als Unterlage
                           
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Teufenstufenm
                                 Gasflammkohlen
                                 Gaskohlen
                                 Fettkohlen
                                 Magerkohlen
                                 insgesamt
                                 
                              
                                 Mill. cbm
                                 v. H.
                                 Mill. cbm
                                 v. H.
                                 Mill. cbm
                                 v. H.
                                 Mill. cbm
                                 v. H.
                                 Mill. cbm
                                 v. H.
                                 
                              
                                       0–10001000–12001200–15001500–20002000 bis zum
                                    											Liegendendes flözführenden Gebirges
                                   1594  1240  2913  6249      
                                    											0
                                   13  10  24  53    0
                                   8788  4439136482799419270
                                   12    6  18  38  26
                                   13136    6227  13958  27183  56844
                                   11    5  12  23  49
                                 689821453344599062371
                                     9    3    4    7  77
                                   30416  14051  33863  67416138485
                                   11    5  12  24  48
                                 
                              
                                 zusammen
                                 11996
                                 100
                                 74139
                                 100
                                 117348
                                 100
                                 80748
                                 100
                                 284231
                                 100
                                 
                              
                           hierfür wurde zunächst ein großer, den ganzen
                              									Steinkohlenbezirk umfassender Grundriß angelegt und mit einem rechtwinkeligen
                              									Koordinatennetz mit dem Nullpunkt Bochum versehen. In diesen Grundriß wurden die
                              									Grenzen der Schachtzone, der Bohrlochzone und der unaufgeschlossenen Zone
                              									eingetragen, wobei sich ein Flächeninhalt von zusammen 6170 qkm ergab. Auf die
                              									Ausführung der Berechnungen nach diesen Unterlagen, die die Verfasser näher
                              									beschreiben, kann hier nicht eingegangen werden, es seien nur die wichtigsten
                              									Ergebnisse der Berechnungen angeführt.
                           In allen drei Zonen zusammen anstehende absolut bauwürdige Kohlenmengen, geordnet
                              									nach Teufen und Kohlengruppen (s. Tab. 1).
                           Neben diesen bauwürdigen Kohlenmengen ergeben sich noch in allen drei Zonen 123837
                              									Mill. cbm relativ bauwürdige Kohlen und weiter 34973 Mill. cbm unbauwürdige Kohlen.
                              									Unter Zugrundelegung einer jährlichen Förderung von 100 Mill. t (1912 betrug die
                              									Förderung rd. 102 Mill. t) ergibt sich folgendes Bild über die Anzahl der Jahre, für
                              									welche die in den einzelnen Kohlengruppen bis 1500 m Teufe anstehenden Kohlenmengen
                              									ausreichen, wenn man folgende Anteilverhältnisse der einzelnen Kohlengruppen
                              									annimmt: Gasflamm- und Gaskohlen 24 v. H., Fettkohlen 64 v. H., Magerkoklen 12 v. H.
                              									der Jahresförderung von 100 Mill. t.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Kohlengruppe
                                 absolut bau-würdige KohlenJahre
                                 relativ bau-würdige KohlenJahre
                                 insgesamtJahre
                                 
                              
                                 Gasflamm- und    Gaskohlen
                                 1359
                                 722
                                 2081
                                 
                              
                                 Fettkohlen
                                   521
                                 180
                                   701
                                 
                              
                                 Magerkohlen
                                 1032
                                 828
                                 1860
                                 
                              
                           Der Zeitpunkt, an dem die im rechtsrheinisch-westfälischen Steinkohlenbezirk noch
                              									anstehenden Kohlenmengen abgebaut sein werden, läßt sich nicht einwandfrei
                              									voraussagen, da sich über die zukünftige Gestaltung der jährlichen Förderung keine
                              									sicheren Angaben machen lassen. Verfasser weisen zum Schluß an Hand eines die
                              									Entwicklung der Kohlenförderung im rheinisch-westfälischen Bezirke seit 1790
                              									darstellenden Schaubildes nach, daß die voraussichtliche Steigerung der Förderung zu
                              									allen Zeiten zu gering angenommen wurde. So gab Runge im
                              									Jahre 1892 an, die Förderung im Ruhrbezirk werde im Jahre 1940 etwa 62 Mill. t
                              									erreichen; demgegenüber betrug die tatsächliche Förderung bereits im Jahre 1900 rd.
                              									60 Mill. t und hat im Jahre 1912 schon 102 Mill. t erreicht. [Kukuk und Mintrop, Glückauf 1913, S. 1 bis
                              									13.]
                           Dr. Sander.
                           ––––––––––
                           Ueber Kohlenanalysen und Heizwertbestimmungen. In der
                              									Chemikerkommission des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute machte Direktor A. Wencélius nähere Angaben über die in dem „Laboratoire
                                 										d'Analyses industrielles de la Faculté des Sciences“ in Nancy gebräuchlichen
                              									Untersuchungsmethoden. Die eingehenden Proben werden in drei Mühlen mit
                              									verschiedenem Feinheitsgrad zerkleinert; der Wassergehalt wird bei gewöhnlicher
                              									Temperatur im luftleeren Raum über Schwefelsäure bestimmt. Diese Bestimmung dauert
                              									48 Stunden, nur bei Schnellanalysen und bei solchen Kohlensorten, die bei einer
                              									Temperatur von 105° keine riechbaren Dämpfe entwickeln, erfolgt die Bestimmung der
                              									Feuchtigkeit in der üblichen Weise im Luftbad. Zur Bestimmung der flüchtigen
                              									Bestandteile dient ein von Prof. Arth ausgearbeitetes Verfahren, bei dem ein
                              									luftdicht verschlossener Platintiegel mit einem besonders geformten Deckel mittels
                              									einer Gebläselampe erhitzt wird. Bei Anwendung eines Wasserstrahlgebläses erhält man
                              									eine ruhige, gleichmäßig heiße Flamme von 28 bis 30 cm Höhe, in die der Tiegel auf
                              									einem Platindreieck in 10 cm Abstand von der Brennermündung gesetzt wird. Der zum
                              									luftdichten Verschluß des Tiegels dienende Haubendeckel trägt in seiner Mitte ein 15
                              									mm hohes Platinrohr von 4 bis 5 mm Weite; das Platinrohr ist durch eine kleine
                              									abnehmbare Glocke verschließbar. Diese Glocke wird während des Erhitzens von dem
                              									Erscheinen der leuchtenden Flamme an bis zu ihrem Verschwinden abgenommen. Hierauf
                              									kann das Glühen noch länger als eine Minute fortgesetzt werden, ohne daß eine
                              									merkliche Verbrennung in dem verschlossenen Tiegel eintritt. Der so erhaltene
                              									Kokskuchen enthält nie mehr als 0,8 v. H. Wasserstoff, nach der Muckschen Verkokungsprobe dagegen meist noch 1,5 bis 2 v.
                              									H. infolge ungenügender Erhitzung des unteren Tiegelteil? Der Befund nähert sich den
                              									in der Kokereipraxis erhaltenen Werten, und die Ergebnisse sind auch immer in
                              									derselben Probe übereinstimmend. Kohlen mit einem geringen Gehalt an flüchtigen
                              									Bestandteilen werden vor der Behandlung im Platintiegel in Pastillenform
                              									gebracht.
                           Zur Bestimmung des Heizwertes wird mittels der kalorimetrischen Bombe zuerst die Verbrennungswärme
                              									(oberer Heizwert) und dann der Gehalt an gebundenem Wasser ermittelt. Der Heizwert
                              									der trockenen Kohle entspricht der Formel: C – 6 H, der der feuchten Kohle:
                              										\frac{(C-6\,H)\,(100-W)}{100}, worin W den Gehalt der Kohle an hygroskopischem Wasser, H den Wasserbefund bei der Elementaranalyse in Prozenten, C die mit der Bombe bestimmte Verbrennungswärme
                              									bedeutet; H und C sind auf
                              									trockene Kohle bezogen. Um die ziemlich kostspielige Anschaffung der Mahlerschen Bombe zu umgehen, wurde versucht, bei der
                              									Elementaranalyse neben dem Wasserstoff auch noch den Kohlenstoff und den Schwefel
                              									gewichtsanalytisch zu bestimmen und hieraus dann den Heizwert nach der Formel von
                              										Dulong zu berechnen. In einer Zahlentafel wird
                              									gezeigt, daß diese Formel bei aschenarmen Sorten gut benutzt werden kann, und daß
                              									der Unterschied zwischen den kalorimetrisch und rechnerisch ermittelten Zahlen nie
                              									mehr als 1,85 v. H. beträgt. In einer zweiten Zahlentafel werden bei einer großen
                              									Zahl von Kohlen die kalorimetrisch bestimmten mit den nach der Goutalschen Formel errechneten Heizwerten verglichen. Die berechneten
                              									Werte sind zumeist etwas größer, doch sind die Ergebnisse im allgemeinen
                              									befriedigend. Die von Goutal empfohlene Formel lautet:
                              										P = 82 C + aV, worin
                              										C den Gehalt an festem Kohlenstoff, V an flüchtigen Bestandteilen und a einen Faktor bedeutet, der sich auf den Gehalt an
                              									flüchtigen Bestandteilen der aschen- und wasserfreien Reinkohle bezieht. Er ist für
                              									Kohlen mit 5 v. H. flüchtigen Bestandteilen gleich 145, bei solchen mit 40 v. H.
                              									flüchtigen Bestandteilen gleich 80. Der Wert dieses Faktors ist für alle
                              									Kohlengattungen mit 5 bis 40 v. H. flüchtigen Bestandteilen graphisch dargestellt.
                              									In einer weiteren graphischen Darstellung ist die Verbrennungswärme sämtlicher
                              									Reinkohlen mit 5 bis 40 v. H. flüchtigen Bestandteilen nach der Goutalschen Formel wiedergegeben. Mit dieser graphischen
                              									Darstellung ist der Heizwert noch einfacher auszurechnen als mit der Goutalschen Formel. Bedeutet P die abgelesene Verbrennungswärme der entsprechenden Reinkohle, so ergibt
                              									die trockene Rohkohle mit A v. H. Aschengehalt eine
                              									Verbrennungswärme von
                           
                              P_1=\frac{P\,(100-A)}{100}.
                              
                           Der Heizwert derselben feuchten Kohle mit W v. H. hygroskopischem und H v. H. gebundenem Wasser (in der trockenen Kohle) ist somit
                           
                              P_2=\frac{(P_1-6\,H)\,(100-W)}{100}-6\,W.
                              
                           In der sich an diese Mitteilungen anschließenden Besprechung wurde zunächst auf die
                              									schlechten Resultate hingewiesen, die man bei der Bestimmung des Heizwertes mit dem
                              									Kalorimeter von Parr erhält. Die Brauchbarkeit der Goutalschen Formel wurde anerkannt. Für die Bestimmung
                              									des Heizwertes von Koks, die bei der Verbrennung in der kalorimetrischen Bombe
                              									einige Schwierigkeiten bereitet, wurde empfohlen, das Kokspulver in Papier zu
                              									verpacken. Besonders geeignet hierzu sind feine Zigarettenhülsen, die bei ihrem
                              									außerordentlich geringen Gewicht keine merklichen Unterschiede in ihrem Heizwert
                              									zeigen. Das Kokspulver wird samt einem Eisendraht in die Hülse verpackt und deren
                              									Enden zugedreht. Die an beiden Seiten der Hülse herausragenden Enden des Drahtes
                              									werden an den Elektroden befestigt. Die Verbrennung ist so stets eine vollständige
                              									und man erhält bessere Werte als bei der Brikettiermethode. [Stahl und Eisen 1913,
                              									S. 18 bis 22.]
                           Dr. Sander.
                           ––––––––––
                           Die neuere Entwicklung der Aluminiumgewinnung. Ende der
                              									achtziger Jahre vollzog sich in der Aluminiumindustrie ein gewaltiger Umschwung,
                              									indem die alten chemischen Verfahren durch die elektrochemische Darstellungsweise
                              									verdrängt wurden. Die Produktion stieg dadurch stark, während gleichzeitig der Preis
                              									rasch sank: von M 80 für 1 kg Aluminium im Jahre 1886 auf M 40 im Jahre 1889 und auf
                              									M 4,– im Jahre 1890. (Heute beträgt der Preis für 1 kg Aluminium etwa M 1,80.) Die
                              									früheren Versuche, Aluminiumverbindungen durch Erzeugung einer hohen Temperatur
                              									mittels eines elektrischen Lichtbogens oder mit Widerstandserhitzung unter
                              									Verwendung von Kohle als Reduktionsmittel zu Aluminium zu reduzieren, waren
                              									mißlungen, ebenso wie die Bemühungen, das Aluminium durch Elektrolyse aus den
                              									wässerigen Lösungen seiner Salze zu gewinnen. Nur die Elektrolyse geschmolzener
                              									Aluminiumverbindungen Aluminium-Natriumchlorid und später Kryolith) führte zum
                              									Ziele, und diese Darstellungsmethode wurde in Europa durch P. Héroult, in Amerika durch Ch. M. Hall in die Technik übertragen. Héroult unterwarf geschmolzenen Kryolith, in dem Tonerde gelöst war, der
                              									Elektrolyse, und gebrauchte den Elektrolyten selbst als Erhitzungswiderstand, so daß
                              									also die erforderliche Wärme an der Verbrauchsstelle selbst erzeugt wurde. Im
                              									Prinzip ist diese Arbeitsweise auch heute noch in allen Fabriken in Anwendung, wenn
                              									auch bezüglich der Zusammensetzung des elektrolytischen Bades wohl jede Fabrik ihre
                              									eigene, streng geheim gehaltene Methode besitzt. Anfangs war das so gewonnene Metall
                              									durch Eisen und Silizium ziemlich stark verunreinigt, doch gelingt es heute, durch
                              									Anwendung reiner Materialien und aschearmer Anoden das Aluminium in sehr reinem
                              									Zustande (99,9 v H.) herzustellen. Während man früher meist natürlichen Kryolith
                              									benutzte, stellt man heute dieses Salz allgemein künstlich her, so z.B. durch
                              									Absättigen von Flußsäure mit Tonerde und Soda. Die zur Elektrolyse erforderliche
                              									reine Tonerde wird aus dem Mineral Bauxit nach einem von Bayer angegebenen weit verbreiteten Verfahren gewonnen. In den letzten
                              									Jahren hat man auch wiederholt versucht, statt von dem Bauxit von den billigeren
                              									Tonen (Aluminiumsilikaten) auszugehen, doch sind zur Entfernung der Kieselsäure aus
                              									diesen Mineralien ziemlich umständliche Reinigungsverfahren erforderlich. Die für
                              									die Elektroden verwendete Kohle muß ebenfalls sehr rein sein, da das gewonnene
                              									Aluminium namentlich durch die anorganischen Bestandteile der Kohleelektroden
                              									ungünstig beeinflußt wird. Am besten eignen sich zur Herstellung der Kohleelektroden
                              									Retortengraphit und Petroleumkoks, die beide sehr wenig Asche enthalten. Die
                              									Elektrolyse wird in rechteckigen schmiedeeisernen Kästen vorgenommen, die zum
                              									Schütze gegen Formänderungen durch Winkeleisen abgesteift sind. Die Größe der Bäder
                              									richtet sich nach der verfügbaren Strommenge. Der Boden der Kästen dient als Kathode
                              									und ist mit Kohleplatten bekleidet; auf diesen sammelt sich das aus der Schmelze
                              									ausgeschiedene Aluminium, das nachher selbst als Kathode wirkt. Bisweilen wird auch
                              									der ganze Kasten innen mit einer Kohleauskleidung versehen, die durch von unten die
                              									Gefäße umspülende Luftströme kühl gehalten wird. Als Anoden dienen dicke
                              									prismatische Kohlenblöcke, die von oben in das Bad hineinhängen; die Stromdichte
                              									beträgt etwa 1 Amp. pro qcm. Die Badspannung beträgt 6 bis 8 Volt, die Temperatur
                              									der Schmelze liegt zwischen 700 und 900 °. Zur Gewinnung von 1 kg Aluminium sind 22
                              									bis 30 KW/Std. erforderlich. Man schaltet immer mehrere Bäder hintereinander und
                              									entfernt das am Boden ausgeschiedene Metall alle ein bis zwei Tage mit einem
                              									Schöpflöffel oder durch Abstichöffnungen. Zur weiteren Reinigung wird das Aluminium
                              									nochmals umgeschmolzen. Trotzdem die Aluminiumgewinnung sehr einfach und technisch
                              									gut durchgebildet ist, sind in den letzten Jahren weitere Verbesserungen angegeben
                              									worden, die vom Verfasser kurz skizziert werden. Besondere Beachtung verdient unter
                              									diesen Vorschlägen das Verfahren von Serpek, bei dem aus
                              									Bauxit neben reiner Tonerde, die für die Aluminiumgewinnung ohne weiteres verwendbar
                              									ist, auch noch Ammoniumsulfat gewonnen werden kann. [Dr. F. Schmidt, Chemiker-Zeitung 1913, S. 257 bis 259.]
                           Dr. Sander.
                           Braunkohlen- und Steinkohlenteeröle. Die konstruktive
                              									Ausgestaltung der Dampfmaschine wird von der Art des Brennstoffes überhaupt nicht,
                              									die der Gasmaschine nur wenig beeinflußt. Im Gegensatz hierzu ist der Diesel-Motorbau in erheblichem Maße abhängig von der Art
                              									des Brennstoffes. Der Grund hierzu ist hauptsächlich darin zu suchen, daß die
                              									einzelnen Sorten der Treiböle unter sich viel größere Unterschiede aufweisen, als
                              									die verschiedenen Kohlensorten und Gasarten. Die Aufgabe des Konstrukteurs ist es
                              									nun, alle vorhandenen Brennöle der Verwendung im Diesel-Motor zuzuführen, um so dieser Wärmekraftmaschine eine allgemeine
                              									Verbreitung zu schaffen.
                           Deshalb versucht man auch immer mehr, die Teeröle, die anfänglich der Verbrennung im
                              									Motor unüberwindliche Schwierigkeiten entgegensetzten, als Treibmittel für den Diesel-Motor zu verwenden. Das verschiedenartige
                              									Verhalten der Treiböle bei ihrer Verbrennung im Diesel-Motor beruht in der Verschiedenartigkeit ihrer chemischen Konstitution.
                              									Die flüssigen Brennstoffe lassen sich in zwei Gruppen teilen: 1. Kohlenwasserstoffe
                              									der Fett- oder Paraffinreihe, z.B. Hexau C6H14; 2. Kohlenwasserstoffe mit ringförmiger
                              									Bindung, das sind die Kohlenwasserstoffe der Benzolreihe, z.B. Benzol C6 H6.
                           Von den einheimischen Treibölen gehören die Braunkohlenteeröle zu der ersten Gruppe,
                              									die Steinkohlenteeröle zur zweiten.
                           Das Ausgangsmaterial zur Gewinnung der Braunkohlenteeröle, auch Paraffinöle genannt,
                              									ist die Schwelkohle. Die Verarbeitung dieser Kohlensorte geschieht in Oefen
                              									besonderer Bauart, worin die Kohle der trockenen Destillation unterworfen wird. Als
                              									Hauptprodukt erhält man den Braunkohlenteer, als Nebenprodukt Koks (Grude) und die
                              									Schwelgase. Die Teerausbeute beträgt jetzt 4 bis 8 v. H. der verschwelten Kohle. Im
                              									Rohzustand findet der Braunkohlenteer keine Verwendung, sondern wird durch
                              									Destillation in seine Einzelbestandteile, paraffinreiche und paraffinarme Oele
                              									zerlegt. Schließlich erhält man 1. Paraffin, das zur Kerzenfabrikation dient und 2.
                              									möglichst paraffinfreie Oele von verschiedenem Flüssigkeitsgrad. Von diesen Oelen
                              									wird als Treiböl für die Diesel-Maschine das Paraffinöl
                              									(Gasöl) verwendet, mit einem spezifischen Gewicht von 0,88 bis 0,90. Dieses Oel
                              									enthält noch gewisse Mengen von Paraffin, das sich bei niedriger Temperatur in
                              									amorpher Form ausscheidet. Je größer das spezifische Gewicht ist, desto größer ist
                              									der Paraffingehalt. Dieses Oel ist ein vorzügliches Treiböl für die Diesel-Maschine, da es zur ersten Gruppe der
                              									Kohlenwasserstoffe gehört und infolge seiner Herstellung frei von Wasser, Schmutz
                              									und sonstigen Verunreinigungen ist. Die jährlich erzeugte Menge ist aber sehr
                              									gering, im Jahre 1909 betrug sie 36000 t, als Treiböl wurden hiervon etwa 6000 t
                              									verwendet.
                           Das Steinkohlenteeröl, das zur Gruppe der Benzolkohlenwasserstoffe gehört, wird aus
                              									dem Steinkohlenteer der Gasanstalten und Kokereien gewonnen. Der Steinkohlenteer ist
                              									im Gegensatz zum Braunkohlenteer ein Nebenprodukt. Die Weiterverarbeitung geschieht
                              									auch hier durch Destillation. Man erhält dabei:
                           
                              
                                 1. Leichtöle,
                                 spez. Gew.
                                 0,91–0,95,
                                 Siedepunkt
                                 bis
                                 170°,
                                 
                              
                                 2. Mittelöle,
                                 „
                                 1,01,
                                 „
                                 „
                                 230°,
                                 
                              
                                 3. Schweröle,
                                 „
                                 1,04,
                                 „
                                 „
                                 270°,
                                 
                              
                                 4. Anthracenöle,
                                 „
                                 1,10,
                                 „
                                 „
                                 320°,
                                 
                              
                                 5. Pech als Rückstand.
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Unter Teeröl versteht man ein Gemisch von Mittel-, Schwer- und Anthracenölen. Von
                              									diesen Oelsorten finden Nr. 2 bis 4 als Treiböle für die Diesel-Maschine Verwendung, nachdem durch Auskristallisation das Naphtalin
                              									und Anthracen entfernt worden sind. Im Jahre 1911 kamen etwa 1000000 t
                              									Steinkohlenteer zur Destillation, aus denen etwa 350000 t Teeröl erzeugt wurden. Von
                              									dieser Menge standen 120000 t für den Diesel-Maschinenbetrieb zur Verfügung, während der Gesamtverbrauch an
                              									Treibölen, also mit Gasöl und Paraffinöl für Deutschland nur 75000 t betrug. [Der
                              									Oelmotor 1913, S. 467 bis 471.]
                           W.