| Titel: | Fördertürme, besonders der Eisenbetonbau auf Grube Camphausen bei Saarbrücken. | 
| Autor: | P. Rußwurm | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 406 | 
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                        Fördertürme, besonders der Eisenbetonbau auf
                           								Grube Camphausen bei Saarbrücken.
                        Von Bergassessor P. Rußwurm in
                           									Berlin.
                        RUSSWURM: Fördertürme, besonders der Eisenbetonbau auf Grube
                           								Camphausen usw.
                        
                     
                        
                           Im letzten Jahrzehnt hat die elektrische Fördermaschine – mit der Treibscheibe
                              									direkt gekuppelt – im Bergwerksbetrieb schnell Verbreitung gefunden, obgleich die
                              									Dampf-Fördermaschine in der Anlage billiger und im Betrieb anpassungsfähiger ist.
                              									Die Vorzüge der elektrischen Fördermaschine liegen zum Teil auf Wirtschaftlern, zum
                              									größten Teil aber auf betriebstechnischem Gebiet, und treten besonders bei größeren
                              									Teufen und Verwendung von Treibscheiben (Koepeförderung) in Erscheinung.
                           Die Schwierigkeiten der Regulierung der Umlaufzahl des Fördermotors wurde durch Leonard, die Nachteile der schwankenden Energieentnahme
                              									einer Fördermaschine durch Ilgner behoben. Bei der Leonard-Schaltung wird nur der Erregerstrom des Dynamo,
                              									etwa 5 v. H. der Betriebsstromstärke, durch die Kontakte des Steuerapparates
                              									geschickt. Beim Ilgner-Umformer ist durch den
                              									Kraftspeicher, das Ilgner-Schwungrad, ein solcher
                              									Belastungsausgleich erzielt, daß das Kraftwerk von der Fördermaschine nahezu
                              									konstant in Höhe der durchschnittlichen Förderleistung belastet wird. Ist mit
                              									größeren Förderpausen zu rechnen, wie z.B. auf Kaliwerken, so bieten die
                              									Akkumulatoren – Pufferbatterien noch zweckmäßigere Ausgleichsmittel unter
                              									gleichzeitiger Aufspeicherung des Energieüberschusses, so daß für vorübergehende
                              									Beanspruchungen z.B. an Feiertagen allein mit diesem Strom gearbeitet werden
                              									kann.
                           Unter den mancherlei Betriebsvorteilen der elektrischen Fördermaschine:
                              									Ueberlegenheit der Sicherheitsvorrichtungen, Gleichmäßigkeit der Drehmomente während
                              									der Umdrehung, Sicherheit gegen Seilgleiten u.a. ist die Möglichkeit der Verlagerung
                              									direkt über dem Schacht von hohem Wert. Dies fällt besonders ins Gewicht bei
                              									beschränkten Platzverhältnissen, bei Neueinrichtungen auf alten Werken unter
                              									Berücksichtigung der vorhandenen Anlagen. Erst mit Verwendung der elektrischen
                              									Fördermaschine konnte man zu diesem Verfahren übergehen. Raumersparnis infolge des Wegfalls
                              									von Maschinenhaus und Streben, ist der Hauptgrund zu dieser Anordnung
                              									(Deutschlandgrube O. S., Grube Camphausen-Saarbrücken, Churbonnaye du
                              									Bois-Communicel à Fleurus u.a.) Ferner wird durch Anordnung der Treibscheibe im Turm
                              									die Sicherheit gegen Seilgleiten erhöht, da der vom Seil umspannte Bogen um etwa 45
                              									° größer wird (s. Abb. 1 und später Abb. 5) als wenn die Treibscheibe zu ebener Erde
                              									verlagert ist. Abb. 1 zeigt auch einen völlig
                              									freistehenden Förderturm in Eisenkonstruktion, den die Maschinenfabrik Humboldt auf der Bleischarley-Grube O. S. gebaut hat.
                           An Stelle des Fördergerüstes tritt ein Turm, der oben einen Maschinenraum trägt. Vier
                              									mächtige Eckpfeiler bilden die Hauptstützen des Turmes. Die Fundamentierung dieser
                              									Eckpfeiler wird meistens auf einem starken Fundamentrahmen ausgeführt, da die starre
                              									Konstruktion des Turmes eine unbedingt gleichmäßig reagierende Unterlage erfordert
                              									(s. später Abb. 4), zumal bei der teilweise
                              									exzentrischen Belastung. Türme in Eisenkonstruktion sind billiger, elastischer und
                              									dauerhafter als in Ausmauerung.
                           Schon im Jahre 1909 ist in der LiteraturVergl.
                                    												Möhrle, Das Fördergerüst, IV.
                                    										Teil. darauf hingewiesen, daß der Eisenbeton ein vorzügliches
                              									Material zum Bau von Fördertürmen abgeben müsse, und infolge seiner Formfähigkeit
                              									und absoluten Starrheit und Dauerhaftigkeit dem Mauerwerk wie der reinen
                              									Eisenkonstruktion überlegen sei. Von verschiedenen Firmen, z.B. der Wilhelmshütte zu Altwasser in Schlesien, Carl Brandt, Eisenbetonbau, Düsseldorf u.a. sind denn
                              									auch in der letzten Zeit verschiedene Konstruktionen und Bauten dieser Art in
                              									Angriff genommen worden.
                           Ein solcher Förderturm in Eisenbeton ist in diesen Wochen auf Grube Camphausen der
                              									Kgl. Berginspektion XI vollendet worden. Sein Bau wurde erschwert durch die
                              									verschiedene Rücksichtnahmen auf den fortgehenden Betrieb im Schacht selbst und
                              									durch die vorhandenen Anlagen. Nach einer Beschreibung dieses Turmbaues sollen im
                              									Anschluß daran einige Konstruktionsberechnungen nach Angaben der Firma Carl Brandt im folgenden mitgeteilt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 406
                              Abb. 1.A = Unterkante Prellträger; B = Sicherheitscaps; C =
                                 										Aufsatzvorrichtung; D = Oberkante Hängebank; E = Mitte Seilschlinge
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)