| Titel: | Beitrag zur Berechnung mehrfach gelagerter Wellen. | 
| Autor: | H. Winkel | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 424 | 
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                        Beitrag zur Berechnung mehrfach gelagerter
                           								Wellen.
                        Von Dipl.-Ing. H. Winkel,
                           									Berlin.
                        (Schluß von S. 356 d. Bd.)
                        WINKEL: Beitrag zur Berechnung mehrfach gelagerter
                           								Wellen
                        
                     
                        
                           Das Verfahren mit Hilfe der T-Momente eignet sich
                              									in den für den Maschinenbauer wichtigen Fällen, wo selten mehr als zwei Kräfte
                              									innerhalb einer Oeffnung angreifen, außerordentlich gut, da sich die Momente T in einfacher Weise graphisch ermitteln lassen. Wir
                              									benutzen die Gleichung
                           
                              T_r=\frac{N_r}{3\,(l_r+l_{r+1})}=-\frac{6\,\left(\frac{\frakfamily{L}_r}{l_r}+\frac{\frakfamily{R}_{r+1}}{l_{r+1}}\right)}{3\,(l_r+l_{r+1})}
                              
                           Es seien die r-te und (r +
                              									1)-te Oeffnung (Abb. 6) eines durchlaufenden Trägers
                              									mit je zwei Einzelkräften belastet. Die Kraft P1 ergibt als einfache Momentenfläche ein Dreieck mit
                              									der Höhe
                           
                              h_1=P_1\,.\,\frac{a_1\,.\,b_1}{l_r},
                              
                           entsprechend werden
                           {h_1}'=P_2\,.\,\frac{a_2\,.\,b_2}{l_r};
                              										h_2=Q_1\,.\,\frac{{a_1}'\,.\,{b_1}'}{l_{r+1}};
                              										{h_2}'=Q_2\,.\,\frac{{a_2}'\,{b_2}'}{l_{r+1}}
                           Sind x1 und y1 die
                              									Schwerpunktsabstände der beiden Momentendreiecke der r-ten Oeffnung von der linken Stütze (r – 1)
                              									und x2' und y2' die entsprechenden
                              									Abstände der beiden Momentendreiecke der (r +1)-ten
                              									Oeffnung von der rechten Stütze (r + 1), dann wird
                           
                              -T_r=2\,.\,\frac{\frakfamily{L}_r}{l_r\,(l_r+l_{r+1})}+2\,.\,\frac{\frakfamily{R}_{r+1}}{l_{r+1}\,(l_r+l_{r+1})}
                              
                           und mit
                               \frakfamily{L}_r=\frac{1}{2}\,.\,l_r\,.\,h_1\,.\,x_1+\frac{1}{2}\,l_r\,.\,{h_1}'\,.\,y_1,
                           
                              \frakfamily{R}_{r+1}=\frac{1}{2}\,l_{r+1}\,.\,h_2\,.\,{x_2}'+\frac{1}{2}\,.\,l_{r+1}\,.\,{h_2}'\,.\,{y_2}',
                              
                           
                              -T_r=\left\{\frac{2\,.\,\frac{1}{2}\,.\,l_r\,.\,h_1\,.\,x_1}{l_r\,.\,(l_r+l_{r+1})}+\frac{2\,.\,\frac{1}{2}\,.\,l_r\,.\,{h_1}'\,.\,y_1}{l_r\,.\,(l_r+l_{r+1})}\right\}+\left\{\frac{2\,.\,\frac{1}{2}\,.\,l_{r+1}\,.\,h_2\,.\,{x_2}'}{l_{r+1}\,.\,(l_r+l_{r+1})}+\frac{2\,.\,\frac{1}{2}\,.\,l_{r+1}\,.\,{h_2}'\,.\,{y_2}'}{l_{r+1}\,.\,(l_r+l_{r+1})}\right\},
                              
                           
                              
                                 =
                                 
                                    \underbrace{\left\{\frac{h_1\,.\,x_1}{l_r+l_{r+1}}+\frac{{h_1}'\,y_1}{l_r+l_{r+1}}\right\}}
                                    
                                 +
                                 
                                    \underbrace{\left\{\frac{h_2\,.\,{x_2}'}{l_r+l_{r+1}}+\frac{{h_2}'\,.\,{y_2}'}{l_r+l_{r+1}}\right\}}
                                    
                                 
                              
                                 
                                    -T_r=
                                    
                                 
                                    p_r
                                    
                                 +
                                 
                                    q_r
                                    
                                 
                              
                           
                           Die Größen pr und
                              										qr lassen sich als
                              									Seileckordinaten darstellen, wenn wir die Höhen h der
                              									einfachen Momentendreiecke als Kräfte auffassen, die in den Schwerpunkten der
                              									Einzeldreiecke angreifen, und als Polweite (lr + lr + 1) wählen.
                           Ist O der Pol für den Kräftezug h1
                              									h'1, so schneidet der
                              									Seilzug I, II, III senkrecht unter der Stütze (r – 1) die Größe ab:
                           
                              p_r=\frac{{h_1}'\,.\,y_1}{l_r+l_{r+1}}+\frac{h_1\,.\,x_1}{l_r+l_{r+1}}.
                              
                           Mit O' als Pol und h'2
                              									h2 als Kräftezug
                              									erhalten wir senkrecht unter der Stütze (r + 1) durch den Seilzug I' II', III' die Größe
                           
                              q_r=\frac{h_2\,.\,{x_2}'}{l_r+l_{r+1}}+\frac{{h_2}'\,.\,{y_2}'}{l_r+l_{r+1}}.
                              
                           Beide Strecken zusammen ergeben das Moment Tr in dem Maßstabe der einfachen Momentenfläche; wir
                              									tragen demnach auf der verschränkten Stützsenkrechten Tr ab, so daß
                           VV' = Tr = pr
                              									+ qr
                           wird.
                           Daß diese Konstruktion der Momente T auch bei
                              									gleichförmiger Belastung nicht versagt, zeigt Abb.
                                 									7. In diesem Falle werden
                           
                              \frakfamily{R}_{r+1}=\frac{2}{3}\,l_{r+1}\,.\,f_2\,.\,\frac{1}{2}\,l_r;
                              
                           
                              \frakfamily{L}_r=\frac{2}{3}\,.\,l_r\,.\,f_1\,.\,\frac{1}{2}\,l_{r+1}
                              
                           wobei
                           f_1=\frac{g_r\,.\,{l_r}^2}{8},
                              										f_2=\frac{g_{r+1}\,.\,{l_{r+1}}^2}{8}
                           
                              -T\,_{rg}=\frac{2\,.\,\frac{1}{3}\,.\,l_r\,.\,f_1\,.\,l_r}{l_r\,.\,(l_r+l_{r+1})}+\frac{2\,.\,\frac{1}{3}\,l_{r+1}\,.\,f_2\,.\,l_{r+1}}{l_{r+1}\,.\,(l_r+l_{r+1})},
                              
                                 =\frac{f_1\,.\,\frac{2}{3}\,l_r}{l_r+l_{r+1}}+\frac{f_2\,.\,\frac{2}{3}\,l_{r+1}}{l_r+l_{r+1}},
                                 =T_{rg}=p_{rg}+q_{rg}.
                           Wir werden die als Kräfte aufgefaßten Ordinaten f1 und f2 der einfachen Momentenflächen in ⅔ lr von der Stütze (r – 1) bzw. in ⅔ lr + 1 von der Stütze (r + 1) angreifen lassen und
                              									die Seilecke I, II bzw. I',
                                 										II' genau so konstruieren wie in Abb.
                                 									6.
                           Ist der Verlauf der Momentenfläche über den ganzen Träger bekannt, so sind damit auch
                              									die Stützreaktionen gegeben. Das Stützmoment Mb (Abb. 8) muß
                              									gleich der Summe der statischen Momente sämtlicher Kräfte links von B sein, folglich
                           Mb = A . l1
                              									– P1 . a1 – P2 . a2
                           
                              A=\frac{1}{l_1}\,(M_b+P_1\,.\,a_1+P_2\,.\,a_2),
                              
                           wobei zu beachten ist, daß das Stützmoment Mb negativ ist.
                           Zur Berechnung von B wenden wir denselben Satz auf das
                              									Stützmoment in C an; es wird
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 425
                              Abb. 6.
                              
                           Mc =
                              										A . (l1
                              									+ l2) – P1 . a1
                              									– P2 . a2 + B . l2 – P3 . a3 – P4 . a4,
                           
                              B=\frac{1}{l_2}\,[M_c+A\,(l_1+l_2)+P_1\,.\,{a_1}'+P_2\,.\,{a_2}'+P_3\,.\,a_3+P_4\,.\,a_4].
                              
                           
                           Auf diesem Wege lassen sich aus den Stützmomenten sämtliche Auflagerreaktionen
                              									bestimmen.
                           Der Neigungswinkel φ der Welle in den Lagern stellt sich
                              									– wie eingangs nachgewiesen – als Auflagerreaktion eines Trägers dar, der mit der
                              									Momentenfläche belastet ist. In Abb. 6 haben wir
                              									zwei aufeinander folgende Oeffnungen eines durchlaufenden Trägers mit der
                              									Momentenfläche belastet und auch das Seileck zu den Belastungsflächen als Kräfte
                              									gezeichnet. Ziehen wir die Schlußlinien der Seilecke und zu diesen Schlußlinien
                              									durch die Pole O und O'
                              									Parallelen, so schneiden diese Parallelen auf den Kräftezügen die Auflagerreaktionen
                              									ab, die uns ein Maß für die Größe der Neigungswinkel geben. Die negativen
                              									Stützmomentenflächen sind in der Weise berücksichtigt, daß wir die Stützmomente
                              									selbst als Kräfte aufgetragen haben, die in den Drittelsenkrechten wirken. Wir
                              									dürfen die Länge der Strecke Mr als Maß für den Inhalt der Momentenfläche nehmen,
                              									weil innerhalb einer Oeffnung sämtliche in Frage kommenden Dreiecke die Stützweite
                              									zur Grundlinie haben. Die Drittelsenkrechten sind Wirkungslinien der als Kräfte
                              									betrachteten Flächeninhalte, weil die Schwerpunkte der Einzeldreiecke, in die wir
                              									die negativen Trapeze zerlegt denken, auf den Drittelsenkrechten liegen.
                           Mit den Bezeichnungen der Abb. 6 erhalten wir für B als Drehpunkt
                           
                              A\,.\,l_r=F_1\,.\,{x_1}'+F_1\,.\,{y_1}'-\frac{1}{2}\,l_r\,.\,M_{r-1}\,.\,\frac{2}{3}\,l_r-\frac{1}{2}\,l_r\,.\,M_r\,.\,\frac{1}{3}\,l_r,
                              
                              A=\frac{1}{2}\,l_r\,\left\{\left(\frac{h_1\,.\,{x_1}'}{l_r}+\frac{{h_1}'\,.\,{y_1}'}{l_r}\right)-\left(\frac{2}{3}\,M_{r-1}-\frac{1}{3}\,M_r\right)\right\},
                                =\frac{1}{2}\,l_r\,\{A_1-A_2\},
                           
                              \varphi_a=\frac{l_r}{2\,E\,J}\,(A_1-A_2)
                              
                           A1 erhalten wir als
                              									Abschnitt auf dem Kräftezug h1
                              									h'1, wenn wir durch den
                              									Pol O zur Schlußlinie s1 eine Parallele ziehen; A2 wird durch eine
                              									Parallele zu s'1 auf
                              									dem Kräftezuge Mr
                              									Mr–1 abgeschnitten. A1 und A2 werden im
                              									Momentenmaßstab, lr im
                              									Längenmaßstab gemessen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 426
                              Abb. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 426
                              Abb. 8.
                              
                           Analog wird
                           
                              \varphi_b=\frac{l_r}{2\,E\,J}\,(B_1-B_2)={\varphi_b}'=\frac{l_{r+1}}{2\,E\,J}\,({B_1}'-{B_2}').
                              
                           Zahlenbeispiel: Gegeben sei der Träger (Abb. 9); es ergeben sich die M0-Flächen
                           
                           
                              
                                 1. Oeffnung
                                 
                                    M_1=300\,.\,\frac{45\,.\,135}{180}=10125\mbox{ cmkg}=h_1
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                    M_2=700\,.\,\frac{68\,.\,112}{180}=29600\mbox{
                                       												cmkg}={h_1}'
                                    
                                 
                              
                                 2. Oeffnung
                                 
                                    M_3=400\,.\,\frac{65\,.\,155}{220}=1830\mbox{ cmkg}=h_2
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                    M_4=350\,.\,\frac{85\,.\,135}{220}=18250\mbox{
                                       												cmkg}={h_2}'
                                    
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 427
                              Abb. 9.
                              
                           
                              
                                 3. Oeffnung
                                 
                                    M_5=1100\,.\,\frac{95\,.\,70}{165}=44400\mbox{ cmkg}=h_3
                                    
                                 
                              
                                 4. Oeffnung
                                 
                                    M_6=450\,.\,\frac{40\,.\,145}{185}=14100\mbox{ cmkg}=h_4
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                    M_7=575\,.\,\frac{55\,.\,130}{185}=22200\mbox{
                                       												cmkg}={h_4}'
                                    
                                 
                              
                           
                           5. Oeffnung
                              										M_8=-900\,.\,\frac{70\,.\,80}{150}=-33600\mbox{ cmkg}=h_5
                           Die Ermittlung der Festpunkte geschieht graphisch; wir erhalten die Stützmomente
                           Ma = 0; Mb = –  25250 cmkg; Mc = – 15750 cmkg;
                           Md = – 28500 cmkg; Me = + 4000 cmkg; Mf = 0.
                           Das größte auftretende Moment ist
                           max M = 31500 cmkg;
                           mit hb = 300 kg/qcm wird d = 110 mm ⌀; J = 718 cm4.
                           
                              \varphi_a=\frac{180\mbox{ cm}\,.\,2,2\mbox{ cm}\,.\,5000\mbox{
                                 										cmkg/cm}}{2\,.\,2150000\mbox{ kg/qcm}\,.\,718\mbox{
                                 										cm}^4}\overset{\infty}{=}\frac{1}{1560}.
                              
                           Die übrigen Neigungswinkel ergeben sich in gleicher Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 428
                              Abb. 10.
                              
                           Bei der Ermittlung der Auflagerreaktionen beachten wir: Momente, die eine
                              									Durchbiegung des Trägers nach unten ergeben, sind positiv (Abb. 10a), Momente, die eine Durchbiegung des Trägers nach oben ergeben,
                              									sind negativ (Abb. 10b).
                           F . 150 + 900 . 80 = Me = 4000,
                           F = – 453 kg.
                           A . 180 – 300 . 135 – 700 . 68 = Mb = – 25250
                           A = + 350 kg.
                           – 453 . 335 + 900 . 265 + E . 185 –
                              									775 . 130
                                                             – 450 . 40 = Md = – 28500
                                 E = – 110 kg.
                           – 453 . 500 + 900 . 430 – 110 . 350 – 575 . 295
                           – 450 . 205 + D . 165 – 1100 . 95 =
                              										Mc = – 15750
                                 D = + 1390 kg.
                           350 . 400 – 300 . 355 – 700 . 288 + B
                                 										. 220
                                                 – 400 . 155 – 350 . 85 = Mc = – 15750
                                 B = + 1105 kg.
                           350 . 565 – 300 . 520 – 700 . 453 + 1105 . 385
                                           – 400 . 320 – 350 . 250 + C
                                 										. 165 – 1100 . 70
                                                                      = Md = – 28500
                                 C = + 690 kg.
                           In Abb. 9 ist noch der Verlauf der Biegungslinie
                              									angedeutet.