| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 456 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Kleine Dieselmaschinen. Die Diesel-Maschine sucht und findet noch immer neue Anwendungsgebiete. Nach
                              									Ablauf des Patentschutzes hat sich eine große Anzahl von Firmen dem Bau von Diesel-Maschinen zugewandt. Dadurch ist ein lebhafter
                              									Wettbewerb entstanden, dem wesentliche Verbesserungen zu verdanken sind.
                           Seitdem die Diesel-Maschine erfolgreich als
                              									Schiffsmaschine verwendet wird, ist man bemüht, die Zylinderleistung zu erhöhen: Der
                              									Viertakt wird durch den Zweitakt ersetzt, die Umlaufzahl wird erhöht, die Verwendung
                              									der doppeltwirkenden Maschinen und eine Steigerung des mittleren Drucks wird
                              									versucht. Betriebsergebnisse von Versuchsmaschinen bis zu 2000 PS Zylinderleistung
                              									liegen vor.
                           Wenig Erfolg hat bis jetzt das Bestreben gehabt, die Diesel-Maschine auch für kleine Leistungen zu bauen. Frühere Versuche
                              									wurden wegen ungünstiger Ergebnisse abgebrochen. Im Jahre 1910 war auf der Brüsseler
                              									Weltausstellung eine Diesel-Maschine von 5 PS
                              									Zylinderleistung zu sehen, Zurzeit bauen die bekannten Firmen schnellaufende
                              										Diesel-Maschinen von 15 PS an.
                           Wenn es gelänge eine Diesel-Maschine zu bauen, die in
                              									Gewicht, Raumbedarf, Preis, Wartung und Betriebssicherheit den gebräuchlichen
                              									Benzinmotoren entspricht, so wäre ein großes Absatzgebiet für Boots- und
                              									Automobilzwecke usw. erschlossen. Die großen Vorteile der Diesel-Maschine: Verringerung der Brennstoffkosten auf etwa ein Fünftel,
                              									Vermeidung der Feuers- und Explosionsgefahr würden sie trotz Mehrpreis zu einer
                              									marktfähigen Maschine machen.
                           Das Triebwerk der Diesel-Maschine muß mit Rücksicht auf
                              									die größeren Verbrennungsdrucke stärker bemessen sein als beim Benzinmotor. Auch die
                              									höheren Temperaturen des Diesel-Prozesses verlangen eine
                              									sorgfältige Beachtung der Wärmespannungen und eine sorgfältige Schmierung. An Stelle
                              									des Zündapparates und der Zündkerze tritt der Luftkompressor und das
                              									Zerstäuberventil, die bei größerem Bedarf späterhin als Massenfabrikation billig und
                              									betriebssicher hergestellt werden können. Der empfindliche Vergaser wird durch die
                              									Brennstoffpumpe ersetzt. Der Benzinmotor kann andererseits leicht mit der Hand
                              									angedreht werden, während durch undichte Ventile und falsche Bedienung die
                              									Luftflaschen entleert werden können, ohne die Diesel-Maschine in Gang zu bringen. Bei Brons-Motoren ist es mittels eines schweren Schwungrades, das durch
                              									Uebersetzung bei ausgeschalteter Kompression schnell gedreht werden kann, bei
                              									kleineren Typen möglich, die Maschine in Gang zu setzen. Während beim Benzinmotor
                              									trotz aller Versuche (s. D. p. J. 1913 S. 217) der Viertakt vorherrschend bleibt,
                              									ist die Diesel-Maschine sehr geeignet für das
                              									Zweitaktverfahren. Der Zweitakt hat hier noch nicht die allgemeine Anwendung
                              									gefunden, die er verdient. Nur bei Schiffsmaschinen wird er wegen der einfachen
                              									Umsteuerung mit Vorliebe gewählt und bei ganz großen Maschinen, wo um jeden Preis
                              									die Zylinderleistung ein Maximum sein muß. Die beiden Eigenschaften des Zweitakts:
                              									Einfachheit und hohe spezifische Leistung sind aber auch für die Diesel-Maschine mit kleinen Leistungen wichtig. [Oelmotor 1913 S. 516 bis 519.]
                           W.
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                           Liegende Diesel-Maschinen. Im folgenden sind die
                              									Versuchsergebnisse zusammengestellt, die bei der Uebergabe einer 2 × 300 und einer
                              									300 PS-Körting-Diesel-Motorenanlage gewonnen wurden. Die
                              									größere Maschine besteht aus vier Zylindern, von denen je zwei zu einem gemeinsamen
                              									Rahmen vereinigt sind. Die beiden Zylindergruppen sind durch eine starre Kupplung
                              									miteinander verbunden und treiben eine Gleichstrom-Dynamomaschine an. Die Zylinder
                              									haben 495 mm ⌀ und 850 mm Hub. Der Kompressor ist dreistufig ausgebildet. Die
                              									Maschinen zeigen den bekannten Aufbau der Körting-Diesel-Maschinen liegender Bauart, mit offener Düse, welche meben
                              									Einfachheit und leichter Zugänglichkeit den großen Vorteil besitzt, daß die
                              									Brennstoffpumpen keinen hohen Druck zu überwinden haben. Die mit der offenen Düse
                              									erzielbare Zerstäubung des Brennstoffes ist einwandfrei, wie dies die erhaltenen
                              									Brennstoffverbrauchszahlen beweisen.
                           Die 300 PS-Maschine ist dasselbe Modell: Ein gemeinsamer Rahmen mit zwei Zylindern,
                              									Zylinderdurchmesser, Hub, Steuerung und Regulierung sind dieselben, wie bei der
                              									2 × 300 PS-Maschine. Der Kompressor ist dagegen zweistufig.
                           Das bei den Versuchen verwendete Gasöl hat einen Heizwert von 10265 WE. Die Maschinen
                              									wurden auch vorübergehend mit einer Ueberlast von etwa 20 v. H. belastet. Die
                              									Maschinen liefen dabei allerdings nur 6 Minuten. Die Ergebnisse der Versuche für
                              									beide Maschinen sind in untenstehender Tabelle zusammengestellt. [Oelmotor 1913, S.
                              									36 bis 38.]
                           W.
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                           Ueber Untersuchungen an einem Propellermodell in der Göttinger Modellversuchsanstalt berichtet G. Fuhrmann in Heft 8, 1913, der Zeitschrift für Flugtechnik
                              									und Motorluftschiffahrt. Die Versuche wurden angestellt, um die Beteiligung der
                              									einzelnen Flügelelemente an der Erzeugung des Schubs und an der Aufnahme des
                              									Drehmomentes sowie die Beanspruchung der Flügel durch die Luftkräfte auf Biegung und
                              									Verdrehung zu ermitteln. Sie wurden im Windkanal der Versuchsanstalt bei
                              									gleichbleibender Propellerdrehzahl und verschiedenen Windgeschwindigkeiten
                              									durchgeführt, um die Druckverteilung in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit
                              									feststellen zu können.
                           Zu den Versuchen wurde ein auf galvanoplastischem Wege hergestellter Metallpropeller
                              									benutzt, dessen einer Flügel in konzentrischen Kreisen von 50, 75, 100, 125, 150,
                              									175, 190 und 200 mm Radius auf der Saug- und Druckseite mit einer Anzahl Anbohrungen
                              									von 0,7 mm ⌀ versehen wurde. Der Propeller wurde fliegend auf eine Welle gesetzt,
                              									die mittels zweier Kugellager an dünnen Drähten beweglich im Versuchskanal
                              									aufgehängt war. Die Messung des Schubs erfolgte durch eine Wage, die durch einen
                              									Draht mit einem der Kugellager verbunden war. Die Drehzahl wurde durch ein
                              									Tachometer gemessen, das mittels zweier Kontaktvorrichtungen auf einen
                              									Nebenschlußregler des Antriebsmotors einwirkte und so die Umdrehungszahl selbsttätig
                              									innerhalb beliebig eingestellter Grenzen regulierte. Zur Messung der Druckverteilung
                              									wurde das Innere des hohlen Flügels mittels einer hydraulischen Dichtung an ein
                              									Manometer angeschlossen. Ein Schnitt durch diese Dichtung ist in Abb. 1 dargestellt.
                           
                              
                                 
                                 2 × 300 PS-Maschine
                                 300 PS-Maschine
                                 
                              
                                 Belastung der Maschine
                                 3/4
                                 1/1
                                 5/4
                                 3/4
                                 1/1
                                 5/4
                                 
                              
                                 Dauer des Versuches                                          Sek.
                                 4160
                                 7475.
                                 360
                                 4355
                                 4005
                                 360
                                 
                              
                                 Gütliche Drehzahl
                                 166
                                 164
                                 162
                                 169
                                 166
                                 164
                                 
                              
                                 Elektrische Leistung                                           KW
                                 311,9
                                 412,5
                                 493,5
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Nutzleistung der Diesel-Maschine                      PSe
                                 459,5
                                 607
                                 726
                                 227
                                 302
                                 378
                                 
                              
                                 Indizierte Gesamtleistung                                    PSi
                                 610,3
                                 815,9
                                 967,7
                                 300
                                 390
                                 463
                                 
                              
                                 Mechanischer Wirkungsgrad
                                 75,3
                                 74,6
                                 74,8
                                 76
                                 77,4
                                 81,7
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch für 1 PSe/Std. (bei 10265
                                    											WEHeizwert)                                                                g
                                 181,1
                                 187,1
                                 –
                                 178,4
                                 175,4
                                 –
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch für 1 PSi/Std                          g
                                 139,3
                                 139,5
                                 –
                                 135,5
                                 135,8
                                 –
                                 
                              
                                 Brennstoffverbrauch für 1 PSe/Std. (auf 10000 WEHeizwert
                                    											umgerechnet)                                           g
                                 190,0
                                 192
                                 –
                                 183
                                 180
                                 –
                                 
                              
                           Die beiden ringförmigen Kammern werden mit Oel angefüllt; zwei mit dem umlaufenden Teile fest
                              									verbundene Scheiben, die zur Erleichterung des Oelumlaufes mit je sechs Schaufeln
                              									versehen sind, erzeugen durch die Zentrifugalkraft zwei Oelringe, durch die eine
                              									sichere Dichtung zwischen dem mit dem Propeller und dem Manometer verbundenen
                              									Druckraum und der Atmosphäre geschaffen wird. Als Manometer wurde ein besonders
                              									konstruiertes mit absolutem Alkohol gefülltes Feinmeßinstrument benutzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 458
                              Abb. 1.
                              
                           Vor und nach jeder Versuchsreihe wurden sämtliche Bohrungen des Propellers
                              									verschlossen und die ganze Meßeinrichtung auf Dichtigkeit geprüft. Dann wurde für
                              									jede Versuchsreihe eine Bohrung geöffnet, der Ventilator im Versuchskanal
                              									nacheinander auf sechs verschiedene Geschwindigkeiten eingestellt und jedesmal das
                              									Manometer abgelesen. Die Messungen wurden für die Druckseite sowohl wie für die
                              									Saugseite durchgeführt.
                           Die Drehzahl des Propellers betrug während der Versuche 1208 i. d. Min.; die
                              									Luftgeschwindigkeiten im Versuchskanal waren 2,84, 4,36, 5,56, 6,99, 8,32, 9,04 m i.
                              									d. Sek. Von den gemessenen Drücken ist die Zentrifugalkraft der Luft im hohlen
                              									Propeller abgezogen.
                           In obengenanntem Aufsatz sind in einer Figurenreihe die abgewickelten
                              									Flügelquerschnitte und dazu die bei den verschiedenen Geschwindigkeiten gemessenen
                              									Drücke senkrecht zur Grundrißprojektion der Querschnitte dargestellt. Aus diesen
                              									Einzelschaubildern läßt sich der auf den Propeller wirkende Schub und die
                              									Tangentialkraft für die einzelnen Querschnitte ermitteln. In besonderen Schaubildern
                              									sind diese beiden Kräfte in Abhängigkeit vom Halbmesser aufgetragen, desgleichen die
                              									aus dem Produkte Tangentialkraft × Halbmesser sich ergebenden Drehmomente. In einer
                              									weiteren Figurenreihe ist die Lage und Größe der resultierenden Windkraft für die
                              									einzelnen Querschnitte dargestellt, die aus den Achsial- und
                              									Tangentialkraftkomponenten ermittelt sind, sowie die Richtung und Größe der
                              									Relativgeschwindigkeit der Luft zum Flügel, um die Abhängigkeit der Kraft vom
                              									Anstellwinkel zu zeigen.
                           Der wirkliche Schub und das wirkliche Drehmoment ergiebt sich nun aus dem
                              									Zusammenwirken der gemessenen auf den Propeller wirkenden Normalkräfte und der
                              									tangential zur Oberfläche wirkenden Reibung. Zur Beseitigung der Wirkung der
                              									letzteren wurden die Messungen von Schub und Drehmoment nochmals unter Fortlassung
                              									der Oeldichtung durch die mit dem einen Kugellager verbundene Wage und ein an die
                              									Welle angeschlossenes Zahnraddynamometer gemessen. Die aus dem gemessenen Drehmoment
                              									und der Umdrehungszahl sich ergebende, der Propellerwelle zugeführte Leistung
                              										L1 sowie die aus
                              									dem gemessenen Schub und der Windgeschwindigkeit sich ergebende, von der
                              									Propellerwelle an das Fahrzeug abgegebene Leistung L2 sind in Abb. 2
                              									dargestellt. Die Wirkungsgradkurve gibt wie üblich das Verhältnis der zugeführten
                              									Leistung zur abgegebenen Leistung an; weiterhin bedeuten LrP und LrM die Leistungsverluste durch Reibung berechnet aus
                              									dem durch die Reibung entstehenden Schubverlust Pr und dem Reibungsmoment Mr. Der Unterschied aus der zugeführten
                              									Leistung L1 und der
                              									Summe von L2, LrM und LrP ergiebt die an die
                              									Luft in Form von kinetischer Energie oder in Form von Druckerhöhung übertragene
                              									Leistung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 458
                              Abb. 2.Zugeführte und nutzbare Leistung, Wirkungsgrad, Trennung der
                                 										Verluste.
                              
                           Dipl.-Ing. C. Ritter.
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                           Neues Tiefbohrverfahren mit Stahlschrot von Martell. Das Bohren mit Stahlschrot soll das bisher
                              									gebräuchliche Diamantbohren ersetzen und ist in seiner Technik diesem ähnlich. Es
                              									ist selbstverständlich, daß das neue Verfahren wie das Diamantbohren nur für hartes
                              									Gestein angewendet wird. Der hauptsächlichste Vorteil des Stahlschrotbohrens ist der
                              									Wegfall der überaus kostspieligen Diamanten, die bekanntlich oft ausbrechen und dann
                              									ersetzt werden müssen; nach den vorliegenden Versuchen stellt sich dadurch das
                              									Schrotverfahren um das Dreißigfache billiger; diese Verbilligung tritt um so
                              									augenfälliger in die Erscheinung, je größer der Bohrlochdurchmesser ist. Im übrigen
                              									ist bei den größeren Bohrlochdurchmessern der weitere Vorteil vorhanden, daß bei dem
                              									Bohren mit Stahlschrot weit bessere Kerne gezogen werden können als bei dem
                              									Diamantverfahren- Endlich hat sich auch ergeben, daß bei dem Bohren mit Stahlschrot
                              									selbst klüftiges Gebirge sehr gut durchteuft werden kann, sobald nur die
                              									Bohrlochsohle vorher mit einem Zementpfropfen versehen ist. Was die Leistungen bei den beiden Verfahren betrifft, so sind sie
                              									unter gleichen Gebirgsverhältnissen etwa dieselben. Andererseits dürfen jedoch auch
                              									einige wenige Nachteile bei der Verwendung von Stahlschrot nicht übersehen werden.
                              									Durch die fortwährende Zuführung von Stahlschrot mit dem Spülstrom wird der
                              									Bohrschmand natürlich stark mit Schrot durchsetzt, was eine verhältnismäßig starke
                              									Abnutzung der Bohrkrone zur Folge hat; allerdings stehen diese Kosten in gar keinem
                              									Verhältnis zu den durch den Wegfall der Diamanten erzielten Ersparnissen. Ferner
                              									dürfte es sich beim Stahlschrotverfahren empfehlen, mehr Bohrmannschaften
                              									einzustellen, da die Ueberwachung des Bohrdruckes und des Spülstromes mehr Aufsicht
                              									erfordert. Die eigentliche Technik des Bohrens ist folgende: Die etwa 60 cm hohe,
                              									stählerne Bohrkrone ist unten mit abgeschrägten Einschnitten versehen, durch die das
                              									Spülwasser fortwährend mit einem Druck von 2 at hindurchströmt. Die Umdrehungen der
                              									Stahlschrot-Bohrkrone betragen in der Minute 120 bis 140. Zur Aufnahme des
                              									Bohrschmandes dient ein Behälter an dem um 2 m verlängerten Hohlgestänge. Im übrigen
                              									ist das Hohlgestänge, der Drehkopf sowie die ganze Drehvorrichtung über Tage in der
                              									sonst üblichen Art und Weise konstruiert. Die Bohrarbeit selbst vollzieht sich in
                              									der Weise, daß mit dem Spülstrome zusammen Stahlschrot auf die Bohrlochsohle geführt
                              									wird und dieser unter dem Drucke der sich drehenden stählernen Bohrkrone das Gebirge
                              									zermalmt. Da der Stahlschrot natürlich fortgesetzt starker Abnutzung unterworfen
                              									ist, muß er von Zeit zu Zeit erneuert werden. In dem Zwischenraum zwischen dem
                              									Kernrohr und der Bohrlochwandung wird der Bohrschmand und der verbrauchte
                              									Stahlschrot vermöge der Spülwassergeschwindigkeit emporgetrieben, und zwar in den
                              									oben erwähnten Behälter, der dadurch gebildet wird, daß das Bohrgestänge etwa 2 m in
                              									das Kernrohr hineingeführt und nach unten durch eine Muffe abgeschlossen wird. Der
                              									Bohrschmand und Stahlschrot kann dadurch beim Kernziehen jedesmal mit zu Tage
                              									gefördert werden. Eine Ausgleichung des Gestänges während der Bohrarbeit hat sich
                              									als zweckmäßig herausgestellt. Die Menge des zugesetzten Stahlschrotes ist natürlich
                              									je nach der Härte der zu durchteufenden Gebirgsschichten verschieden. Besonderes
                              									Interesse hat auch das Ziehen des Kernes. Hierbei wird die Bohrung eingestellt und
                              									der Druck des Spülstromes auf 7 at erhöht, wobei gleichzeitig statt des Schrots
                              									Quarzkörner zugeführt werden. Diese Quarzkörner setzen sich zwischen Kernrohr und
                              									Kern, und durch wiederholtes Drehen des Bohrgestänges kann der im Kernrohr
                              									befindliche Kern durchgesägt und dann zu Tage gezogen werden.
                           Das außerordentlich interessante Verfahren soll sich in Frankreich gut bewährt haben;
                              									es wäre erwünscht, auch aus deutschen Tiefbohrbetrieben nähere Angaben über seine
                              									Wirtschaftlichkeit zu erfahren. [Bulletin de la Société de l'Industrie minérale,
                              									1913, 2.]
                           Schorrig.
                           ––––––––––
                           Neuere Ozonwasserwerke. Dr. G. Erlwein beschreibt die Einrichtung und die Betriebsweise einer Reihe von
                              									neueren Ozonisierungsanlagen, so in Chemnitz, Rovigo, Florenz, Spezia, Genua,
                              									Braila und Paris. Er macht bei den einzelnen Orten kurze Angaben über die
                              									Wasserversorgung sowie über die Umstände, die zur Einführung des
                              									Ozonisierungsverfahrens führten. Die Einrichtung der einzelnen Anlagen wird durch
                              									zahlreiche Abbildungen veranschaulicht. Von den beschriebenen Anlagen ist die in Paris die größte, und es mögen daher über ihre
                              									Einrichtung einige Angaben hier folgen. Das Ozonwasserwerk versorgt seit dem 15.
                              									Juni 1912 die Stadt Paris mit stündlich 4000 cbm Wasser. Das Werk ist mit einer
                              									Filteranlage versehen, die einen Raum von mehr als 26000 qm einnimmt. Sie besteht
                              									aus vier nebeneinanderliegenden Reihen kombinierter Grob-, Schnell- und
                              									Langsamfilter. Das der Marne entnommene Rohwasser
                              									durchläuft der Reihe nach zwei hintereinandergeschaltete Grobfilter, zwei parallel
                              									geschaltete Schnellfilter und drei parallel geschaltete Langsamfilter der vier
                              									Filterreihen. Bei dem normalen Tagesverbrauch von 90000 cbm beträgt die mittlere
                              									Geschwindigkeit, bezogen auf die gesamte Filteroberfläche, 24,25 cbm f. d. qm und 24
                              									Stunden. Die Ozonanlage besteht 1. aus der Umformeranlage für Netzstrom, 2. aus den
                              									Ozonbatterien zur Lieferung der Ozonluft für die Sterilisation und 3. aus den
                              									Emulseurtürmen, in denen sich durch Mischung von Ozonluft und Wasser die
                              									Sterilisation vollzieht. Der mit 5000 Volt und 50 Perioden in die Anlage gelieferte
                              									Strom wird zunächst in Einphasenwechselstrom von 220 Volt und 500 Perioden und dann
                              									auf die für die Entladung in den Ozonbatterien nötige Hochspannung umgewandelt. Die
                              									Ozonapparate bestehen zum Teil aus Otto-Marmier- und Abrahamschen Glasplattenapparaten (fünf Gruppen), zum
                              									andern Teil aus Siemensschen Ozonröhrenapparaten (acht
                              									Gruppen).
                           Die beiden Gruppen können bei einem Energieaufwand von je 80 KW zusammen 160 × 50 =
                              									8000 g Ozon von hoher sterilisationssicherer Konzentration geben. Der verbrauchte
                              									elektrische Energieaufwand für die Ozonisierung von 1 cbm Wasser mit Ozonluft von
                              									der Konzentration 3 beträgt rund 30 Wattstunden. Für die außergewöhnlich hohe
                              									Wasserhebung, ferner für den Betrieb der Eismaschinen und Ventilatoren ist ein
                              									weiterer Aufwand von 80 Wattstunden für 1 cbm Wasser erforderlich; dieser Wert sinkt
                              									in normalen Fällen auf weniger als die Hälfte. In den Ottoschen Sterilisationstürmen erfolgt die Vermischung des Wassers mit
                              									Luft in Emulseuren (Wasserstrahlluftpumpen). Auf jedem Turm sind vier Emulseure mit
                              									je einer Leistung von je 125 cbm in der Stunde angebracht, so daß alle zehn Türme
                              									120000 cbm in einem Tage, das sind 30000 cbm mehr als der Normaltagesverbrauch an
                              									Wasser, geben können. Das Wasser bleibt vom Eintritt in die Emulseure bis zum
                              									Austritt aus dem Turm drei Minuten mit der Ozonluft in Berührung. Die bisher im
                              									Dauerbetrieb erhaltenen technischen und bakteriologischen Resultate des
                              									Ozonwasserwerkes sind durchaus zufriedenstellend. [Dr. Erlwein, Gesundheits-Ingenieur 1913, S. 17 bis 26.]
                           Dr. Sander.
                           
                           Richtig-Vernickeln. Jedes Nickelbad arbeitet früher
                              									oder später fehlerhaft, meistenteils infolge häufig wiederholter geringfügiger
                              									Unachtsamkeiten. Dann sich sofort zu helfen wissen, ermöglicht folgende
                              									Zusammenstellung von Fehlern und Abhilfen.
                           I. Nach Einschaltung des Stromes Nichtvernicklung oder
                                 										Dunkelfärbung, ohne jede Gasentwicklung. – 1. Bad zu kalt. Erhitze in
                              									völlig sauberem Gefäß einen Teil des Bades, so daß es nachher 15 bis 20° C. – 2.
                              									Zwischen Anode und Warenstange ist weniger Spannung als 2 Volt. Prüfe die ganze
                              									Leitung und die Kontakte auch auf Sauberkeit; und ob die Ware wirklich negativ
                              									gepolt; der negative Draht gibt 0,5 bis 1 cm neben den positiven auf, mit
                              									Kochsalzlösung befeuchtetes rotes Lackmuspapier gehalten, einen blauen Fleck.
                              									Verringere die eingehängte Warenoberfläche.
                           II. Nichtvernicklung mit kräftiger Gasentwicklung. – 1.
                              									Wie bei I, 1. – 2. Die Anodenfläche ist kleiner als vorschriftsmäßig 0,35 der
                              									Warenoberfläche und hierdurch das Bad zu sauer geworden; der Tropfen bläut
                              									Kongopapier. Nimm längere Zeit bei starkem Strom als Anoden viel Nickelguß und als
                              									Kathoden nur ein paar Drähte; oder rühre nach und nach soviel Wasser mit
                              									Salmiakgeist oder kohlensaurem Nickel in das Bad, bis es Kongo nicht mehr bläut. –
                              									3. Durch mit zu wenig oder gar keinem Strom eingehängte Zinkware oder
                              									lötwasserbestrichene Sachen ist das Bad zinkhaltig geworden; falls nur schwach,
                              									hilft: Wasser mit kohlensaurem Nickel zusetzen, dann einige Stunden bei starkem
                              									Strom rühren, dann filtrieren und säuern wie bei III, 1. – 4. Die Warenoberfläche
                              									ist oxydiert oder nicht rein metallisch. Nochmals beizen, scheuern, kratzen und
                              									entfetten.
                           III. Die weiße oder zartgelbe Vernicklung blättert beim
                                 										Polieren ab. – 1. Das Bad ist durch Uebertragen von Wiener Kalk, Pottasche,
                              									Soda, Radikal, Aetznatron oder Kali alkalisch geworden und bläut rotes Lackmus.
                              									Rühre nach und nach soviel chemisch reine 10 prozentige Schwefelsäure in das Bad,
                              									bis es rotes Lackmus nicht mehr bläut und blaues etwas, aber wenig rötet. – 2. Die
                              									Oxyd- oder die Fettbeseitigung ist an einzelnen Stellen der Ware nicht oder nicht
                              									mehr genügend. Nochmals reinigen und entfetten und dann sofort einhängen; etwaige
                              									Fettinseln auf dem Bade vorher durch Filtrieren entfernen. – 3. Die Spannung
                              									zwischen Anode und Ware auf 3 bis 2,5 Volt erniedrigen durch mehr Ware einhängen
                              									oder Einschaltung von Widerstand. – 4. Bei zuviel Schwefelsäure im Bade wie bei II,
                              									2. – 5. Das Bad rötet gemäß III, 1, ist jedoch nickelarm. Verfahre wie bei IV,
                              									3.
                           IV. Spannung richtig, aber Vernicklung an Vorsprüngen oder
                                 										Löchern schwarze Streifen. – 1. Eisen ins Bad gehalten, läuft rot an;
                              									desgleichen die Gußnickelanoden bei Stillstand nachts: das Bad ist irgendwie mit
                              									Kupfer verunreinigt. Badprobe gibt mit genügend viel Salmiakgeist rotgelbe
                              									Flöckchen: Bad eisenhaltig geworden. Das Bad von den etwa hineingefallenen
                              									Sachen befreien und wie bei II, 3. – 2. Das Bad ist richtig dunkelgrün bei 4,8 bis
                              									7° Bé oder 1,04 bis 1,06 spez. Gewicht, doch leitsalzarm. Setze saures Leitsalz zu,
                              									2 bis 3 kg/100 l Bad. – 3. Das Bad ist trotz 1,04 bis 1,06 spez. Gewicht ganz
                              									blaugrün, also nickelarm. Ersetze einen Teil des Bades durch Nickelsalz, bis es
                              									wieder dunkelgrün. – 4. Das Bad ist stark alkalisch geworden. Verfahre wie bei III,
                              									1.
                           V. Vernicklung narbig und porig. – 1. Entferne etwaige
                              									Gasbläschen auf der Ware durch Klopfen; oder koche das Bad unter Zusatz von
                              									kohlensaurem Nickel, dann filtriere es von Staubteilchen und verfahre wie bei III,
                              									1.
                           VI. Teilweises Unvernickeltbleiben. – Hänge die Waren zu
                              									den Anoden gleichmäßiger und in tiefere Warenhöhlungen Hilfsanoden.
                           VII. Vernickelte Kupfer- oder Messingwaren werden späterhin
                                 										weißfleckig, Eisenwaren rostfleckig, oder der Ueberzug platzt gar ab. –
                              									Spüle stets alle fertigvernickelten Gegenstände in fließendem Wasser gründlich ab,
                              									dann lege sie in kochendheißes, durchaus gänzlich reines Wasser bis sie ebenso heiß;
                              									nachher ihr Wasser abspritzen und sie in warmem Sägemehl trocknen.
                           Allen diesen Fehlern aber beuge von vornherein möglichst gut vor durch reine Nickelsalze, reine Nickelanoden, reinnickelne
                              									Anodenhaken, peinlich metallisch blanke Warenfläche, richtige Spannung bei jeder
                              									Vernicklung und sorgfältiges Waschen und Trocknen nachher. [Dipl.-Ing. Dr. Ad. Barth, Helios Fach- und Exportzeitschrift für
                              									Elektrotechnik, Bd. 18, 1912, S. 578 und 579.]
                           Erich Schneckenberg.
                           ––––––––––
                           Ueber Economiser. Von M. R. Schulz, Ingenieur, öffentlich bestellter Sachverständiger,
                              									Braunschweig.
                           Obschon man Economiser im Deutschen Reiche seit 50 Jahren kennt, haben sie sich doch
                              									verhältnismäßig wenig eingeführt. Das liegt namentlich daran, daß man wohl mit
                              									Inbetriebsetzung eines solchen Apparates greifbare Kohlenersparnisse erzielt, die
                              									Kohlenersparnisse aber im Laufe der Zeit oft ganz bedenklich nachlassen, indem die
                              									Reinigungskosten sowie Betriebsstörungen und Reparaturkosten solcher Systeme die zu
                              									machenden Kohlenersparnisse in Frage stellen.
                           Mit den hohen Anforderungen, die man an die Dampfkessel bei Einführung hoch
                              									überhitzten Dampfes speziell von Dampfturbinen stellt, lernt man aber immer mehr den
                              									Wert eines Economisers schätzen, zumal sich die Grundbedingungen zur Ausführung von
                              									Dampfkesseln wesentlich geändert haben.
                           Früher legte man keinen großen Wert auf die Beschaffenheit des zu verwendenden
                              									Speisewassers, denn der alte Großwasserraumkessel leistete auch seine Dienste bei
                              									Kesselsteinansätzen von 10 und mehr mm. Heute verlangt der moderne Wasserrohrkessel
                              									sehr gute Beschaffenheit des Speisewassers, weil sonst die Röhren, namentlich bei
                              									hoher Kesselbeanspruchung dort, wo sie dem Feuer am meisten ausgesetzt sind,
                              									durchbrennen, es dürfte heute wohl kaum noch in einem besser gewarteten Kesselhausbetrieb ein
                              									Wasserreiniger fehlen, zumal man auch mit der Zeit eingesehen hat, daß Kesselstein
                              									und Schlamm die Wärmeaufnahme im Kessel stark beeinträchtigen.
                           Die Wasserreinigungsindustrie steht heute auf einer Höhe, daß jeder Erbauer solcher
                              									Apparate die weitestgehende Garantie dafür übernimmt, daß auf seinem Apparat jedes
                              									Rohwasser so gereinigt wird, daß es weder Kesselsteinbildner noch Korrosionen
                              									hinterläßt.
                           Durch die Bedingungen, die Dampfmaschinen- und Dampfturbinenerbauer vorschreiben,
                              									sind die Kesselerbauer gezwungen, heute schon Kessel bis zu 18 at zu bauen.
                           In Anbetracht der Betriebssicherheit wird behördlicherseits seit Jahren
                              									vorgeschrieben, daß alles Gußeisen an den Kesseln vermieden werden muß, es werden
                              									nicht nur ganze Ueberhitzer, sondern sogar Armaturflanschen aus Schmiedeeisen
                              									hergestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 461
                              
                           Mit solch einem höchst betriebssicheren Kessel vereinigt man nun entweder den
                              									Economiser wie es bei Großkesselanlagen üblich, oder man stellt besondere Economiser
                              									auf. In jedem Falle ist der Druck noch höher als in den Kesseln, denn auf den
                              									Economisern lasten noch die Widerstände der Speiseleitung, des Economisers selbst
                              									sowie der Speisewasserregler, so daß man bei 18 at Dampfkesseln mit einem
                              									Betriebsdruck von 25 bis 30 at zu rechnen hat.
                           Schon vor etwa zehn Jahren stellte ich mir die Präge, ob sich nicht Schmiedeeisen bei
                              									Economisern verwenden lassen sollte, zumal doch bei Kesseln, Lokomobilen,
                              									Lokomotiven, Ueberhitzern alle anderen Metalle im Laufe der Jahre durch
                              									Schmiedeeisen verdrängt worden waren. Noch vor etwa zwanzig Jahren hielt man es für
                              									ganz unmöglich, schmiedeeiserne Rohre bei Ueberhitzern zu verwenden, und heute kennt
                              									man kaum noch gußeiserne Ueberhitzer. Wer verlangt heute noch Garantien für
                              									Haltbarkeit schmiedeeiserner Schlangen bei Ueberhitzern?
                           Es wurde deshalb neben einem gußeisernen Economiser ein Apparat mit schmiedeeisernen
                              									Schlangen ausprobiert, und als etwa zwei Jahre hindurch die Schlangen weder außen
                              									noch innen Korrosionen oder Anfressungen zeigten, wurde die Fabrikation nach eigenen
                              									Patenten aufgenommen. Jetzt führen sich diese Economiser immer mehr und mehr,
                              									namentlich bei solchen Firmen ein, die früher mit gußeisernen Economisern gearbeitet
                              									haben.
                           Nun wird zwar vielfach behauptet, daß schmiedeeiserne Rohre verrosten oder
                              									korrodieren müssen oder können. Dagegen ist zu sagen, daß bei den Economisern
                              									schmiedeeiserne Rohre ebenso gut wie gußeiserne Rohre verrosten, wenn man kaltes
                              									Wasser hindurchschickt. Unter keinen Umständen darf daher der Economiser mit
                              									kälterem Wasser als solchem von 32° C gespeist werden. Kaltes Wasser verursacht
                              									Niederschlag an den unteren Kästen und an den unteren Enden der Vertikalröhren und
                              									verursacht rasche äußere Anrostungen. Der Ruß setzt sich fest und verhindert das
                              									Arbeiten der Kratzer.
                           Wenn nun bei gußeisernen Economisern die gußeisernen Röhren verrosten, so müssen zu
                              									gleicher Zeit mindestens die unteren Kästen verrosten, so daß der gußeiserne
                              									Economiser demjenigen, der schmiedeeiserne Wärmeabnehmer hat, in diesem Punkte
                              									unterlegen ist, denn bei Economisern mit schmiedeeisernen Wärmeaufnehmern nach
                              									Patent Schulz liegen die Sammelkästen mit ihren
                              									Anschlüssen, der wertvollere Teil, etwa 60 v. H. des Gesamtwertes, außerhalb des
                              									Gasstroms, sind also, selbst wenn sie schwitzen sollten, der Gefahr des Abröstens
                              									nicht ausgesetzt, sind überhaupt, da sie auch nicht mit dem Gasstrom in Verbindung
                              									kommen, gar keiner Abnutzung unterworfen.
                           An Schulz-Apparaten zirkuliert, wie bei einer großen
                              									Anzahl gußeiserner Economiser, das Wasser im Gegenstrom, d.h. es tritt an der
                              									kältesten Stelle der Rauchgase ein und erwärmt sich stufenweise in die wärmeren
                              									Zonen. Sie zeigen aber noch eine Unterteilung, damit das Wasser in jedem Register
                              									stufenweise erwärmt wird, so daß je nach der Größe des Economisers dieselbe
                              									Wassermenge 20 bis 30 mal und noch öfter auf einem Wege von vielen hundert Metern
                              									von Sammelrohr zu Sammelrohr und von Register zu Register immer durch eine gleiche
                              									Anzahl von Röhren geführt wird.
                           Außerdem hat der Schulz-Economiser vor allen anderen
                              									Konstruktionen den Vorzug, daß man mit der Hand an jede Schlange behufs Reinigung
                              									bequem herankommen und jedes Rohr bequem entfernen und durch ein neues ersetzen
                              									kann. Ein gußeiserner Economiser ließe sich nur dann einigermaßen von Hand reinigen,
                              									wenn man vor jedem Register eine große Tür, die wie das Register breit und hoch ist,
                              									anbrächte, aber auch nur einigermaßen, denn an die inneren Rohrreihen kommt man
                              									überhaupt nicht heran. Nicht nur, daß die Kratzer überhaupt betriebsunsicher sind
                              									und nicht einmal Garantie dafür bieten, daß der Ruß wirklich von den Röhren entfernt
                              									wird, haben sie den Nachteil, daß durch die Kratzeröffnungen sehr viel kalte Luft in
                              									das Gehäuse eintritt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 462
                              
                           Der wesentlichste Vorzug der Schulz-Apparate ist aber der,
                              									daß sie mit einer viel geringeren Heizfläche eine viel größere Wärmeaufnahme
                              									erzielen als gußeiserne Apparate.
                           Es dürfte genügen, wenn in obenstehender graphischer Darstellung etwa 100 Versuche,
                              									ausgeführt von Dampfkesselüberwachungsvereinen, zusammengestellt werden, und zwar,
                              									was in der Praxis den Besitzer einer Economiseranlage interessiert, die
                              									Wärmeaufnahme f. d. qm Economiserheizfläche bei einer bestimmten
                              									Rauchgastemperatur.
                           Um das Bild verständlich zu machen, sei hinzugefügt, daß die Versuche auf vier Linien
                              									verteilt sind, und zwar auf zwei Linien die gußeisernen Arten, einmal bei
                              									Schornsteinzug, und zweitens bei künstlichem Zug, und ebenso auf zwei Linien die
                              									Versuche an Schulz-Apparaten. Die Versuche ergeben ohne
                              									weiteres, daß die Schulz-Apparate unter genau denselben
                              									Verhältnissen mit halb soviel Heizfläche eine höhere Wärmeaufnahme ergeben als
                              									gußeiserne Apparate.
                           Es ist übrigens nicht richtig, die Rauchgastemperaturen durch in die Decke
                              									eingeführte Pyrometer zu messen. Dort trifft man die Gase nicht richtig im Gasstrom,
                              									die Messungen ergeben dann 50 bis 100° niedrigere Temperaturen, als sie in
                              									Wirklichkeit betragen.
                           Zum Schluß sei auf die Aufsätze des Dipl.-Ing. Münzinger
                              									in der Zeitschrift des Vereines Deutscher Ingenieure von Nr. 44 bis 46/48
                              									hingewiesen, wo die verschiedensten Kesselkonstruktionen beschrieben werden. Diesen
                              									Aufsätzen kann man entnehmen, daß heute fast sämtliche führenden Firmen des
                              									Dampfkesselbaues schmiedeeiserne Economiser mit ihren Wasserrohrkesseln
                              									verbinden.
                           ––––––––––
                           Der Verband deutscher Elektrotechniker hielt in den Tagen
                              									vom 18. bis 21. Juni seine Jahresversammlung in Breslau ab. Von den wichtigen
                              									Ergebnissen dieser Versammlung sei hervorgehoben, daß ein neuer Wortlaut der
                              										„Normalien für Freileitungen“, welcher für den Ausbau der Leitungsnetze
                              									der Ueberlandzentralen von großer Bedeutung ist, beschlossen wurde. Des weiteren
                              									waren die schon seit zwölf Jahren bestehenden Maschinennormalien einer
                              									Neubearbeitung unterzogen worden.
                           Bisher hatte sich der Verband deutscher Elektrotechniker nur auf dem Gebiete des
                              									Starkstromes betätigt. Im letzten Jahre ist er aber dazu übergegangen, bezüglich
                              									Schwachstromanlagen Vorschriften auszuarbeiten, und es wurden in diesem Jahre zum
                              									ersten Male „Leitsätze für die Errichtung elektrischer Fernmeldeanlagen
                                 										(Schwachstromanlagen)“ angenommen.
                           Der Elektrotechnische Verein Berlin hatte zu seinen vor längerer Zeit aufgestellten
                              										„Leitsätzen für den Schutz der Gebäude gegen Blitz“ Erläuterungen und
                              									Ausführungsvorschläge bearbeitet. Dieser Entwurf wurde vom Verbände gutgeheißen und
                              									von ihm angenommen. Der Inhalt dieser ist für die Allgemeinheit und insbesondere für
                              									das flache Land von großer Bedeutung, da in ihm die Grundsätze festgelegt worden
                              									sind, wie gute Blitzableiteranlagen mit geringeren Kosten als es bisher üblich war,
                              									errichtet werden können.
                           Bezüglich der Schadenhaftung elektrischer Anlagen, mit welcher sich der letzte
                              									Juristentag auf Grund ungenügenden Materials und ohne Hinzuziehung geeigneter
                              									Sachverständiger befaßt hatte, wurde von der Jahresversammlung folgende Resolution
                              									gefaßt:
                           
                              „1. Weder durch die Prozeßstatistik, noch die Unfallstatistik ist die
                                 										Notwendigkeit einer Sondergesetzgebung für
                                 										elektrische Anlagen nachgewiesen; aus diesem Grunde sind alle auf eine Sonderbehandlung der Elektrizität zielenden
                                 										Bestrebungen abzulehnen.
                              
                           
                              2. Wenn eine Modernisierung der Haftpflichtgesetzgebung überhaupt und ihre
                                 										Anpassung an die Eigenschaften fortgeschrittener Betriebe der Neuzeit
                                 										erforderlich erscheint, so suche man diese Modernisierung auf der Grundlage
                                 										einer Aenderung des gemeinen Rechtes; jede Fortsetzung der Sondergesetzgebung
                                 										ist nur geeignet zu schädigen und zu verwirren.
                              
                           
                              3. Jede Ausdehnung der Haftpflicht des Elektrizitätswerkes auf die Anlagen der
                                 										Abnehmer ist unbillig und undurchführbar, denn der Stromlieferer ist nicht
                                 										imstande, die Energie zu kontrollieren, nachdem sie von dem Abnehmer übernommen
                                 										ist.“
                              
                           Als Ort der nächsten Jahresversammlung wurde Magdeburg bestimmt.
                           In der Eröffnungssitzung hielt Regierungsbaumeister Usbeck
                              									einen Vortrag „Die wirtschaftliche Bedeutung des elektrischen
                                 										Vollbahnbetriebes“, in dem der Vortragende nicht nur den günstigen Einfluß
                              									des elektrischen Betriebes auf die Wirtschaftlichkeit der Bahnen auseinandersetzte,
                              									sondern auch zeigte, welche Förderungen daraus mittelbar die gesamte Volkswirtschaft
                              									erhält. Prof. Ruppel referierte über Gebäudeblitzschutz
                              									und zeigte den Weg, welcher in Zukunft bei der Ausführung von Blitzableiteranlagen,
                              									wie oben schon erwähnt, zu beschreiten ist. Dr.-Ing. Weidig und Jaensch referierten über
                              									Koronaerscheinungen an Leitungen, welche bei den jetzt immer mehr verwendeten hohen
                              									Spannungen von großer Bedeutung sind und Dr. Monasch
                              									erstattete ein Referat über neuere elektrische Lichtquellen.
                           In der Diskussion zu letzterem Referat wurde als neuester wichtiger Fortschritt
                              									mitgeteilt, daß es gelungen ist, hochkerzige Glühlampen mit einem spezifischen
                              									Verbrauch von ½ Watt für die Kerze herzustellen gegenüber dem jetzigen Verbrauch von
                              									0,8 bis 1 Watt, die demnächst auf dem Markt erscheinen werden.
                           Das Hauptthema der Jahresversammlung lautete: „Verteilung großer Leistungen auf
                                 										ausgedehnte Gebiete“. Den einleitenden Vortrag hierüber hielt Professor Dr.
                              										Klingenberg.