| Titel: | Einlaßventil für Teeröl-Dieselmaschinen der Firma Paucksch, Landsberg. | 
| Autor: | R. Simon | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 466 | 
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                        Einlaßventil für Teeröl-Dieselmaschinen der Firma
                           								Paucksch, Landsberg.
                        Von R. Simon in
                           								Posen.
                        SIMON: Einlaßventil für Teeröl-Dieselmaschinen der Firma Paucksch,
                           								Landsberg
                        
                     
                        
                           Arbeitet die Diesel-Maschine im Viertakt, so wird
                              									während des ersten Hubes Luft angesaugt, während des zweiten Hubes wird die Luft auf
                              									30 bis 35 at komprimiert. Dadurch wird im Zylinder eine Temperatur von etwa 500 bis
                              									600° hervorgerufen. Zu Beginn des dritten Hubes wird Brennstoff eingespritzt, der
                              									unter der Einwirkung der hohen, durch die Kompression der Luft hervorgerufenen
                              									Temperatur gleichmäßig verbrennt. Während des vierten Hubes werden die Rückstände
                              									aus dem Zylinder herausgetrieben. Man kann im Diesel-Motor auch Brennstoffe verwenden, die unter gewöhnlichen Verhältnissen
                              									nur eine unvollkommene Verbrennung erfahren würden. Die Rückstände sind vollkommen
                              									geruchlos.
                           Schließlich wird die Konstruktion insofern einfach, als besondere Zündvorrichtungen
                              									in Wegfall kommen, und daher Betriebsstörungen, die durch gelegentliches Versagen
                              									der Zündvorrichtungen hervorgerufen werden können, ausgeschlossen sind. Als
                              									Brennstoffe für die Diesel-Maschinen kommen lediglich
                              									Flüssigkeiten in Betracht, wenn man auch versucht hat, pulverisierte Kohle in dem
                              									Zylinder verbrennen zu lassen.
                           Zu den in neuerer Zeit verwendeten Flüssigkeiten gehört das Teeröl. Es wird aus dem
                              									Steinkohlenteer gewonnen. Von allen in Deutschland selbst gewonnenen flüssigen
                              									Brennstoffen steht es an erster Stelle. Der Verbrauch ist seit dem Jahre 1904 bis
                              									1912 um mehr als das dreifache gestiegen und betrug 1912 etwa 500000 t jährlich.
                           Die deutsche Teerprodukten-Vereinigung, in deren Händen hauptsächlich der
                              									Verkauf von Teeröl liegt, verpflichtet sich, zum Betriebe von Diesel-Motoren ein Produkt zu liefern, das bei gewöhnlicher Temperatur,
                              									also bei 15° C gut flüssig ist. Bei Abkühlung des Oels auf 8° C und ruhiger Lagerung
                              									dürfen sich keine größeren Ausscheidungen bilden. Der Heizwert beträgt
                              									durchschnittlich 9000 Kal. für 1 kg Teeröl. Es hat einen Flammpunkt über 70° C. Das
                              									spezifische Gewicht beträgt 1,04 bis 1,06. Daß das spezifische Gewicht größer als 1
                              									ist, ist besonders wertvoll bei der Aufbewahrung in Schiffen. Im Fall eines Brandes
                              									wird beim Löschen durch Wasser das schwerere Teeröl vom Wasser bedeckt, und die
                              									Flamme kann leicht erstickt werden. Das Oel hat eine grünbraune bis dunkelbraune
                              									Farbe und gehört zu den billigsten Brennstoffen, da es durch keine Zölle verteuert
                              									wird. Außerdem kann es, da es als Destillat gewonnen wird, stets in gleichbleibender
                              									Zusammensetzung geliefert werden.
                           Bei der Diesel-Maschine ist einer der wichtigsten Teile
                              									das Einspritzventil. Im folgenden soll ein solches kurz beschrieben werden, wie es
                              									von der Firma Paucksch in Landsberg a. W. ausgeführt
                              									wird. Wie aus Abb. 1 hervorgeht, sind getrennte
                              									Behälter für Zündöl und Teeröl vorgesehen. Das Zündöl liefert etwa 10000
                              									Wärmeeinheiten für 1 kg und ist leichter entzündlich als das Teeröl. Das Zündöl wird
                              									beim Anfahren des Motors und in geringen Mengen bei jedem Arbeitshub der Maschine
                              									benutzt.
                           
                           Die Füllung der beiden Behälter wird durch je eine Handpumpe erreicht, die an
                              									die beiden links angegebenen Zuleitungen angeschlossen sind. Bevor die Flüssigkeiten
                              									in den Zylinder kommen, wird ihre Reinigung in Filtriergefäßen vorgenommen. Für das
                              									Zündöl genügt ein Filtriergefäß, für das Teeröl sind zwei notwendig. Die
                              									Weiterführung der Flüssigkeiten erfolgt durch Rohre, welche in den oberen Teil der
                              									Filtriergefäße einmünden. Die Leitungen laufen getrennt bis zu dem in Abb. 1 rechts angedeuteten Dreiweghahn. Bei der
                              									gezeichneten Stellung würde nur das aus dem Filtriergefäß kommende Teeröl nach der
                              									Maschine gehen. Die Leitung des Zündöls ist abgeschlossen. Dreht man den Hahn rechts
                              									herum um 90 °, so würde eine Vereinigung von Zündöl und Teeröl stattfinden, und die
                              									Maschine würde mit einer Mischung beider Oele arbeiten. Bei nochmaliger Drehung um
                              									90 ° würde die Teerölleitung abgesperrt, und der Motor nur mit Zündöl arbeiten.
                              									Bevor die Zündölleitung in die Bohrung des Dreiweghahnes mündet, zweigt eine Leitung
                              									nach- der Zündstoffpumpe ab. Es ist also die Zuführung des Zündöles zur
                              									Zündstoffpumpe unabhängig von der Stellung des Dreiweghahnes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 467
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 467
                              Abb. 2a.
                              
                           Abb. 2 gibt einen Vertikalschnitt durch das
                              									Brennstoffventil. Die eigentliche, im unteren Teile etwa 9 bis 10 mm starke
                              									Spindel wird angehoben durch die in der Abb. 2
                              									angedeutete Antriebsbüchse.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 467
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 467
                              Abb. 3.
                              
                           Diese Büchse ist mit einem zweiarmigen Hebel in Verbindung zu
                              									denken, der von der Steuerwelle aus durch eine Nockenscheibe angetrieben wird. Kommt der
                              									Nocken zur Wirkung, so wird die Büchse nach oben bewegt, und die Ventilspindel wird
                              									angehoben. Dreht sich die Scheibe mit dem Nocken weiter, so wird durch die Wirkung
                              									der kräftigen Spiralfeder die Spindel nach unten gedrückt, und das Ventil wird
                              									geschlossen. In Abb. 3 ist die Spindel noch einmal
                              									besonders gezeichnet. An den Teil des Ventiles, der die Spiralfeder umschließt,
                              									setzt sich der Düsenaufsatz an. Sein mittlerer Teil ist durchbrochen, damit für den
                              									Antriebshebel Platz ist. Am unteren Ende trägt der Düsenaufsatz einen ovalen Flansch
                              									und wird mit diesem durch zwei Schrauben in das Gehäuse gepreßt. Durch dünn gezogene
                              									Linien ist die Länge des einen der beiden Befestigungsbolzens dargestellt. Auf das
                              									obere Ende des Bolzens wird eine Mutter geschraubt, welche beim Drehen den Flansch
                              									festpreßt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 468
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 468
                              Abb. 5.
                              
                           Abb. 2a stellt den Querschnitt durch den Düsenaufsatz
                              									dar. Es wird darin der ovale Flansch mit den beiden Bohrungen für die
                              									Befestigungsschrauben sichtbar. Der Düsenaufsatz drückt den Düseneinsatz in das
                              									Gehäuse des Zylinders fest. In den oberen Teil des Düseneinsatzes münden drei
                              									Leitungen.
                           
                              1. Die Leitung für die komprimierte Einblaseluft.
                              2. Die Leitung für das Teeröl.
                              3. Die Leitung für das Zündöl.
                              
                           Die Bohrung für die Einblaseluft verläuft, wie Abb. 2
                              									erkennen läßt, nicht wagerecht, sondern etwas schräg, liegt aber in einer Ebene mit
                              									der Achse der Ventilspindel.
                           In Abb. 7 ist ein Schnitt durch diese schräg
                              									verlaufende Bohrung gezeichnet. Eine Düse mit vorspringendem Rand und konischer
                              									Begrenzung wird durch eine eingeschraubte Mutter festgepreßt. Die beiden anderen
                              									Bohrungen für Teeröl und Zündöl verlaufen seitwärts von der Mittelebene. Abb. 4 stellt einen Vertikalschnitt durch den
                              									Düseneinsatz dar, so daß die Bohrungen für Zündöl und Teeröl deutlich werden. Abb. 5 ist die äußere Ansicht des Düseneinsatzes und
                              										Abb. 6 ein Horizontalschnitt durch die Bohrungen
                              									für Teeröl und Zündöl.
                           Die Einblaseluft umspült die Führungsbüchse der Ventilnadel und gelangt bis zum
                              									unteren Teil der Nadel, kann aber, wenn die Nadel ihre tiefste Stellung eingenommen
                              									hat, in den Zylinder nicht einströmen. Die Führungsbüchse ist zur Führung ihrerseits
                              									innerhalb der Bohrung des Düseneinsatzes am oberen Teile versehen mit drei Rippen,
                              									wie aus dem der Abb. 2 beigegebenen Querschnitt zu
                              									ersehen ist.
                           Um das Zündöl und Teeröl dem Ventil zuzuführen, sind besondere Kanäle von oben her
                              									eingebohrt, welche der Spindelrichtung parallel laufen und oben durch eingesetzte
                              									Schlitzschrauben geschlossen sind. Das Zündöl strömt durch die in Abb. 4 links gezeichnete Bohrung und tritt am unteren
                              									Ende des Kanals in die in der Abb. 4 mit
                              										„Kompressionsraum“ bezeichnete Bohrung. Diese ist auf der unteren Seite,
                              									ebenso wie der Zuführungskanal und die wagerechte Bohrung durch eine Schlitzschraube
                              									geschlossen. Die im Kompressionsraum befindliche Luft wird stark zusammengepreßt, da
                              									der Druck, mit dem das Zündöl zugeführt wird, bedeutend höher ist als der der
                              									Einblaseluft.
                           Die Einblaseluft soll sich möglichst innig mit dem eigentlichen Brennstoff, dem
                              									Teeröl, vermischen. Zu dem Zweck steht der senkrechte Zuführungskanal für Teeröl
                              									(siehe Abb. 4) durch eine wagerechte Bohrung, die
                              									nachträglich nach außen hin durch einen Gewindepfropfen verschlossen wird, mit dem
                              									Innenraum in Verbindung, in welchen von oben her die Einblaseluft einströmt. Das
                              									Gemisch von Luft und Teeröl strömt weiter nach unten und geht durch eine Reihe von
                              									Zerstäubungsplatten (siehe Abb. 2). Die Platten sind
                              									aus Metall, haben sehr geringe Stärke und sehr geringen Abstand voneinander.
                              									Außerdem sind sie mit senkrechten kleinen Bohrungen versehen, die bei den einzelnen
                              									Scheiben gegeneinander versetzt sind. Durch diesen, sehr verzweigten Weg, den Luft
                              									und Teeröl zurücklegen müssen, wird erreicht, daß eine innige Mischung eintritt. Die
                              									Platten werden nach unten abgeschlossen durch einen Konus, welcher auf das untere
                              									Ende der Führungsbüchse geschraubt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 468
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 468
                              Abb. 7.
                              
                           Wird nun durch die oben erwähnte Antriebsbüchse das Nadelventil gehoben, so wird
                              									zunächst das unter hohem Druck stehende Zündöl vom „Kompressionsraum“ aus
                              									(siehe Abb. 4) in den Zylinder einströmen, und dann
                              										erst wird das
                              									Gemisch von Luft und Teeröl nachfolgen. Durch das leicht entzündliche Zündöl wird
                              									eine rasche Verbrennung eingeleitet, an die sich dann die unter gleichem Druck
                              									erfolgende Verbrennung des Gemisches von Teeröl und Luft anschließt. Es werden vor
                              									jedem Arbeitshube einige Tropfen von Zündöl dem Gemisch von Luft und Teeröl
                              									vorgelagert und zur Entzündung gebracht.
                           Die Zuführung des Zündöles wird durch eine besondere Zündstoffpumpe bewirkt. Diese
                              									ist in den Abb. 8 bis 11 dargestellt. Abb. 8 läßt den Antrieb
                              									der Pumpe erkennen. Er erfolgt von einer Welle aus durch einen Exzenter. Die vom
                              									Exzenter aus nur wenig nach unten geneigte Antriebstange ist in dem senkrechten
                              									Schlitz eines zweiarmigen Hebels durch eine Flügelschraube verstellbar. An das
                              									andere Ende des Hebels ist durch ein Gelenk der Plungerkolben angeschlossen. Er wird
                              									dargestellt durch einen Bolzen von 6 mm ⌀. Je nach der Stellung der Flügelschraube
                              									kann der Hub kleiner oder größer gemacht werden.
                           In Abb. 9 ist ein Schnitt durch den Pumpenkörper
                              									gegeben. Es wird darin sichtbar die Saugleitung, die Druckleitung, der Antrieb, der
                              									Kolben und der Handpumpenkolben. Die Saugleitung ist unten angeschlossen. Der
                              									Anschluß erfolgt durch einen Konus mit vorspringendem Rand; auf diesen drückt eine
                              									Mutter, durch welche der Konus aufgepreßt wird. Das Saugventil ist als Kegelventil
                              									mit drei Führungsrippen ausgebildet.
                           Die Druckseite ist mit zwei Druckventilen versehen. Beide Druckventile haben die Form
                              									einer unten geschlossenen Büchse. Das untere Ventil hat einen größeren Durchmesser
                              									als das obere. Es besitzt drei Rippen, zwischen denen bei gehobenem Ventil das
                              									Zündöl nach oben strömt. Der Hub des Ventiles wird begrenzt durch Anschlag der
                              									Ventilbüchse an einen Konus, der durch eine eingeschraubte Mutter in das Gehäuse
                              									gepreßt wird. Durch das Innere des Konus strömt das Zündöl unter das obere
                              									Druckventil. Es besitzt ebenfalls drei Führungsrippen. Zwischen diesen hindurch
                              									strömt das Zündöl in das Innere eines konisch gestalteten Anschlußstückes und von
                              									dort aus in die Druckleitung. Zwischen Saug- und Druckventil ist in wagerechter
                              									Richtung ein kleiner Hand-Pumpenkolben eingeschaltet. Der rechte Teil desselben
                              									hat ebenfalls 6 mm ⌀. Das linke Endstück hat einen Durchmesser von 8 mm und
                              									bewegt sich in einer in das Gehäuse eingeschraubten Büchse, die durch eine
                              									Ueberwurfmutter mit Stopfbüchse abgeschlossen wird. Zwischen Ueberwurfmutter und
                              									Handknopf des Handpumpenkolbens ist eine Spiralfeder geschaltet, welche durch ihre
                              									Spannung bestrebt ist, den Kolben nach rechts zu drücken. Außerdem wird der innere
                              									Druck von selbst den Kolben durch den Konus zwischen dem stärkeren und schwächeren
                              									Teile nach außen abdichten. Drückt man nun auf den Handknopf nach links, so wird ein
                              									Teil der zwischen beiden Kolben und dem Saugventil eingeschlossenen Flüssigkeit
                              									durch die Druckventile in die Druckleitung gepreßt. Geht der Kolben unter dem
                              									Einfluß der Federspannung wieder nach rechts zurück, so wird die gleiche Menge unter
                              									Oeffnung des Saugventiles in das Gehäuse nachströmen. Auf diese Weise kann,
                              									allmählich ein Anfüllen der Druckleitung erfolgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 469
                              Abb. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 469
                              Abb. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 469
                              Abb. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 469
                              Abb. 11.
                              
                           Um die Abnutzung von Ventilen, Pumpenteilen und Düsen in sehr geringen Grenzen zu
                              									halten, ist es empfehlenswert, diese Teile aus Nickel oder einer Legierung von
                              									Nickel und Stahl herzustellen.
                           Da das Teeröl Dichtungen, die aus Pflanzenstoffen hergestellt oder zusammengesetzt
                              									sind, leicht zerstört, so sind möglichst nur metallische Dichtungen unzuwenden.
                           Nach Mitteilungen der Firma beträgt der Verbrauch an Steinkohlenteeröl von etwa 9000
                              									WE für 1 kg Flüssigkeit je nach der Größe des Diesel- Motors bei der Normalleistung
                              									180 bis 210 g für die effektive Pferdekraft und Stunde. Dazu kommen ungefähr noch 8
                              									bis 10 v. H. Zündöl.