| Titel: | Graphische Kalkulation und Normalisierung. | 
| Autor: | Bruno Leinweber | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 485 | 
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                        Graphische Kalkulation und
                           								Normalisierung.
                        Von Ingenieur Bruno Leinweber in
                           									Wien.
                        (Fortsetzung und Schluß von S. 456 d.
                           								Bd.)
                        LEINWEBER: Graphische Kalkulation und Normalisierung.
                        
                     
                        
                           Die weiteren Kalkulationsdiagramme behandeln ganze betriebsfertige
                              									Saugluftpumpen, Bauart Burkhart und Weiß (Abb. 14), eingerichtet zur
                              									Montierung hinter einem Bajonettbalken, jedoch ohne diesen, im übrigen komplett mit
                              									Schiebersteuerung einschließlich Exzenter und Schmierpumpe. Es folgen dann ganze
                              									Schieberdampfmaschinen für Kondensationsbetrieb, ohne den Bajonettbalken, jedoch
                              									einschließlich Ridersteuerung, Exzenter, Gestänge und Schmierpressen (Abb. 14 bis 17).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 485
                              Fig. 14.Luftzylinder System Burkhart und Weiß, 200 Hub hinter Bajonett
                                 										mit Schiebersteuerung und Schmierung. Exzenter.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 485
                              Abb. 15.Luftzylinder 300 mm Hub hinter Bajonett, einschl. Steuerung,
                                 										Exzenter und Schmierpresse.
                              
                           Die Angaben für diese Diagramme stammen von einer anderen großen deutschen
                              									Maschinenfabrik, die in Konstruktion und Fabrikation besser spezialisiert und
                              									normalisiert war als die vorhergehende. Doch finden sich auch hier einzelne ganz
                              									ungleiche Ausführungen und Berechnungen, ohne daß dies in den Kalkulationsbüchern
                              									entsprechend ersichtlich gewesen wäre. Die Abweichungen von den
                              									Kalkulationskurven rühren teilweise daher, daß für die Abszissenteilung die
                              									Bohrungsdurchmesser gewählt wurden, und häufig dasselbe Modell mit etwas anderer
                              									Bohrung ausgeführt worden war. So erscheint z.B. in Abb.
                                 										16 für 300 mm und 320 mm Bohrung ein gleiches Modell, während 290 mm
                              									Bohrung ein altes Modell ist. Die Preisverschiedenheiten sind hier fast durchweg auf
                              									die Kaikulanten selber zurückzuführen, die z.B. nie berücksichtigt haben, ob es eine
                              									Einzelausführung war oder mehrere Maschinen derselben Größe gleichzeitig gebaut
                              									wurden.
                           Im übrigen waren die Luftzylinder und die Dampfmaschinen für die direkte Kupplung an
                              									Pumpen, daher mit durchgehenden Kolbenstangen konstruiert, wodurch Serien mit
                              									gleichem Hub bei verschiedener Bohrung entstanden, was es ermöglichte, nicht die
                              									Hubvolumen, sondern die Durchmesser der Bohrungen für die Einteilung der Abszisse zu
                              									wählen. In Abb. 15 z.B. sind die Zylinder 150 Φ, 200 Φ, 250 Φ, 300 mm Hub nach ganz ungleichen Modellen gearbeitet.
                              									Einige Abweichungen in den Preisen rühren auch daher, daß zwischen den einzelnen
                              									Kalkulationen teilweise ein Zeitraum bis zu acht Jahren Hegt. So stammte die
                              									Kalkulation für 150 Φ und 300 mm Hub aus einer Zeit, wo
                              									die Werkstätte noch nicht oder nur teilweise modernisiert war, wurde aber trotzdem
                              									in den Kalkulationsbüchern für den Offertendienst unverändert weiter geschleppt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 485
                              Abb. 16.Luftzylinder B. u. W. 400 mm Hub hinter Bajonett mit
                                 										Schiebersteuerung, Schmierung und Exzenter
                              
                           Diagramm Abb. 18 zeigt, wie gut bei besserer
                              									Normalisierung und einheitlicher Kalkulation die Kurven stimmen. Die Dampfmaschinen
                              									400 Hub waren eben das gangbarste Modell und daher auch am häufigsten in kurzen
                              									Zwischenräumen berechnet.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 486
                              Abb. 17.Zylinderbohrung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 486
                              Abb. 18.Zylinderbohrung. Dampfmaschinen 400 mm Hub ohne Dampfmantel,
                                 										Rider-Steuerung komplett mit Gestänge und Absperrventil ohne Rohre und
                                 										Fundamentschrauben. Zylinderdeckel am Bajonett angegossen
                              
                           Abb. 18 u. 19 zeigen
                              									auch z.B. wie unverläßlich die rechnerischen Kalkulationen sind. Die Selbstkosten
                              									für je Luftzylinder 500 mm Hub, hinter Bajonett inkl. Antrieb und Schmierpresse 100
                              									kg Maschinengewicht müssen für dieselbe Maschinenart kontinuierlich abnehmen, wenn
                              									die Größe, also das Gewicht der Maschine wächst. Für die Dampfmaschine 275 Φ hat aber der Kaikulant sogar noch einen höheren Preis
                              									für 100 kg Maschinengewicht herausgerechnet als für die Maschine 250 Φ.
                           Abb. 20 bringt eine Zusammenstellung über die
                              									Aenderungen von Preisen und Gewichten bei Dampfmaschinen gleicher Bohrung, aber
                              									verschiedenen Hubes. Die Kurven sind mit den Angaben der rektifizierten
                              									Kalkulationsdiagramme gezeichnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 486
                              Abb. 19.Zylinderbohrung.
                              Dampfmaschinen 600 mm Hub mit
                                 										Laufbüchse, Rider-Steuerung komplett einschl. Exzenter, Schmierpresse,
                                 										Dampfmantel und Absperrventil
                              
                           Es zeigt sich aus dem Verlaufe dieser Schaulinien, daß Gewichte und Preise in jenen
                              									Größenklassen scharf ansteigen, wo die Bohrung und der Hub ungefähr gleich groß
                              									sind, was teilweise mit der Hinzufügung des Dampfmantels zusammenhängt, dann aber
                              									die Steigerungen bei zunehmendem Hub wesentlich geringer werden, weil die verarbeitete
                              									Materialmenge weniger rasch wächst, und besonders die Arbeitslöhne nur wenig
                              									steigen, da jene Arbeiten, die am meisten Zeit und Geld kosten, wie z.B. das
                              									Einspannen des Zylinders in die Bohrbank, fast ungeändert bleiben und nur die
                              									eigentliche Laufzeit des Drehstahles etwas größer wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 487
                              Abb. 20.Kurven gleichen Durchmessers bei verschiedenem Hub.
                                 										Dampfmaschinen mit Rider-Steuerung einschl. Schmierpresse, Absperrventil und
                                 										Exzenter. Größere Nummern mit, kleinere ohne Dampfmantel (ohne Bajonett)
                              
                           Das folgende Kalkulationsdiagramm (Abb. 21) hat mir
                              									seinerzeit besonders gute Dienste bei der Ausarbeitung von Angeboten geleistet, da
                              									teils gar keine, teils nur wenige brauchbare Kalkulationen vorlagen, und der
                              									Offertingenieur daher bei der Berechnung dieser Teile meist nur auf seine Schätzung
                              									angewiesen war, was zur Folge hatte, daß die Ueberschüsse über die Ausgaben für
                              									Material und Lohn bei den Abrechnungen zwischen 26 und 44 v. H. vom angenommenen
                              									Selbstkostenpreis schwankten. Von Interesse sind auch bei den Einwägungen für die
                              									Oberflächenkondensationen die Anteile, welche die Messingrohre am Gewicht und Preis
                              									hatten.
                           Auch große Abdampfleitungen, für die gar keine Unterlagen vorhanden waren, konnte ich
                              									seinerzeit mit Hilfe der Kalkulationsdiagramme verläßlich berechnen.
                           Abb. 22 bringt schließlich Kalkulations- und
                              									Konstruktionslinien über Kühlmaschinen.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 487
                              Abb. 22.Gekuppelte liegende Kühlmaschinenkompressoren mit Gestänge und
                                 										Gestell, ohne Schwungrad, Kurbelwelle und Nebenlager.
                              Die Gewichte wurden einer, wie die
                                 										Schaulinien zeigen, fehlerhaften Zusammenstellung des Kalkulationsbureaus
                                 										entnommen, die Selbstkosten stammen von einer einheitlich durchgeführten
                                 										Korrekturkalkulation. Die Maschinen sind nach Leistung gar nicht normalisiert,
                                 										die Garantienangaben für – 5°C Salzsohle und + 10° C Kühlwassertemperatur
                                 										bleiben ziemlich stark unter der tatsächlichen Leistung
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 487
                              Abb. 21.Stehende Röhrenkessel-Kondensatoren ohne Plattform und
                                 										Absperrschieber. Messingrohre 40/38 mm mit M 165 gerechnet
                              
                           Zusammenfassung. Bei normalisierten Konstruktionen sowohl
                              									einzelner Maschinenteile, als auch ganzer Maschinen, müssen die Preise und Gewichte
                              									mit zunehmender Maschinengröße eine gesetzmäßige Steigerung erfahren, die desto
                              									regelmäßiger sein wird, je schablonenhafter die Normalisierung der verschiedenen Größen einer
                              									Maschinenart erfolgte und auf je einheitlicheren Grundlagen die Preise kalkuliert
                              									wurden.
                           Die Normalisierung kann aber infolge der persönlichen Einflüsse nie gleichmäßig
                              									erfolgen, wenn sie von verschiedenen Konstrukteuren zu verschiedenen Zeiten ohne ein
                              									Hilfsmittel zur Schabionisierung durchgeführt wird.
                           Ein solches Hilfsmittel bieten die Konstruktionsdiagramme, die näher beschrieben und
                              									auf Grund praktischer Ausführungen in Beispielen vorgeführt werden.
                           Aber selbst bei gut normalisierten Konstruktionen treten in den Kalkulationen durch
                              									den persönlichen Einfluß des Kaikulanten große Unterschiede in der Preisberechnung
                              									auf. Ferner erfordert die Kalkulation zahlreicher Größenklassen normalisierter
                              									Maschinen und die zeitweilige Richtigstellung der Kalkulationen entsprechend
                              									den Aenderungen von Regie, Lohn und Material sehr viel Personal, Zeit und Arbeit,
                              									demnach Geld. Vollends bei der Preisanstellung noch nicht ausgeführter Größenklassen
                              									ist man mehr auf Schätzung als Rechnung angewiesen.
                           Im vorstehenden Aufsatz wird ein praktisch bewährtes Hilfsmittel, das
                              									Kalkulationsdiagramm, beschrieben und in den Abbildungen von aus der Praxis
                              									zusammengestellten Fällen vorgeführt.
                           Das Kalkulationsdiagramm bietet auch ein Hilfsmittel, um die Normalisierungstätigkeit
                              									des Konstruktionsbureaus, die Tätigkeit der Werkstätte und die Arbeit der
                              									Kaikulanten rasch zu überprüfen.