| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 503 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ein neues Wechselstromrelais für Schwachstromanlagen.
                              									In Schwachstromanlagen mit Induktorbetrieb, ganz besonders aber in
                              									Fernsprechanlagen, macht sich häufig der Uebelstand fühlbar, daß der Anruf nicht
                              									genügend kräftig erfolgt. Die Ursache kann einmal in der Länge der Leitung zu suchen
                              									sein, es kann aber auch durch Außengeräusche die Wirksamkeit des Signals
                              									beeinträchtigt werden. Den Uebelstand durch Verwendung kräftigerer Generatoren
                              									(Magnetinduktoren) zu beheben, stößt jedoch auf Schwierigkeiten. Man denke sich den
                              									Fall, daß in einer Fernsprechanlage eine ganze Anzahl Sprechstellen vorhanden sind,
                              									aber nur auf einer Stelle ein besonders kräftiges Signal erforderlich ist, in diesem
                              									Falle müßten sämtliche Stellen kräftigere Anrufinduktoren erhalten. Das ist
                              									unvorteilhaft. Um dies zu vermeiden, hat man versucht, in ähnlicher Weise wie bei
                              									Gleichstrombetrieb ein Anrufrelais zu benutzen, das in der bereifenden Sprechstelle
                              									aufgestellt, mittels einer besonderen Lokalbatterie einen kräftigen Wecker betätigt.
                              									Die üblichen Wechselstromrelais haben aber den Nachteil, zu viel Energie zu
                              									benötigen, dadurch wird den übrigen in der Leitung liegenden Wechselstromweckern
                              									Strom entzogen, außerdem ist auch die Drosselwirkung den Sprechströmen gegenüber zu
                              									gering, so daß Verluste in den Sprechströmen unvermeidlich sind.
                           Die Siemens & Halske-A. -G. hat jetzt ein neues
                              									Wechselstromrelais D. R. G. M. herausgebracht, bei dem die geschilderten Uebelstände
                              									vollkommen vermieden sind. Das Eisen des polarisierten Elektromagnetsystems E (s. Abb.) ist zur Erzielung einer höheren
                              									Selbstinduktion unterteilt. Auf dem Anker a ruhen zwei
                              									an Federn befestigte Kontaktstücke K1K2. Die
                              									Kontaktstücke sind mit einem Ruhestromrelais RR und der
                              									hierfür erforderlichen Stromquelle B in Reihe
                              									geschaltet. In dem Lokalkreis des Ruhestromrelais liegt der Anrufwecker W bzw. eine Hupe und die Stromquelle B.
                           Sobald der Anrufwechselstrom den polarisierten Anker des Relais W R hin- und herbewegt, werden die beiden Kontaktstücke
                              									von dem Anker abgeschleudert und dadurch der Ruhestrom unterbrochen; der Anker des
                              									Ruhestromrelais fällt ab und schaltet den Wecker ein. Da die Schwingungsdauer der
                              									Kontaktstücke größer ist als die Dauer einer Periode des Wechselstromes, so ist eine
                              									andauernde Unterbrechung des Ruhestromkreises während des Anrufes gewährleistet,
                              									andererseits wird jedoch der Ruhestromkreis fast unmittelbar nach Abschalten des
                              									Wechselstromes wieder geschlossen, d.h. es kommen die Kontaktstücke wieder in Ruhe,
                              									so daß schnell aufeinanderfolgende scharf begrenzte Signale gegeben werden
                              									können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 503
                              
                           Die Stromempfindlichkeit des neuen Relais ist noch wesentlich größer als die eines
                              									empfindlichen Wechselstromweckers. Der Strombedarf des Lokal-Ruhestromrelais ist
                              									äußerst gering, die Stromquelle des Weckers bzw. der Hupe wird hierfür
                              									mitbenutzt.
                           G. Schmidt.
                           ––––––––––
                           Brennstoffe für Automobilmotoren. Um die Diesel-Maschine zu einer marktfähigen und allgemein
                              									verwendbaren Maschine zu gestalten, bestand die Hauptaufgabe des Konstrukteurs darin,
                              									möglichst alle auf dem Markt befindlichen Treiböle durch geeignete Ausgestaltung der
                              									Brennstoffdüse usw. in dieser Wärmekraftmaschine verwenden zu können. Welche
                              									Treibmittel zurzeit vorhanden sind, welche Eigenschaften sie besitzen müssen, um
                              									einen einwandfreien Betrieb damit zu erzielen, und welche wirtschaftlichen Vorteile
                              									gegenüber der Dampfmaschine erhalten werden, wurde bereits D. p. J. 1913, S. 25, 105
                              									und 286 gezeigt.
                           Neu, doch leicht begreiflich sind nun die Bestrebungen, die Diesel-Maschine auch als Wagenmotor zu verwenden. Im D. p. J. 1913, S. 456
                              									wurde darauf hingewiesen, welche großen wirtschaftlichen Vorteile dabei erzielt
                              									werden könnten, wenn nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten die Diesel-Maschine zu einem leichten, stets betriebsbereiten
                              									und betriebssicheren Wagenmotor umgestaltet werden könnte.
                           Zunächst ist man im Automobilbau noch auf den Explosionsmotor angewiesen, der nicht
                              									wie die Diesel-Maschine mit den billigen Rohölen und Oelrückständen betrieben werden
                              									kann, sondern auf die teuern Destillate des Rohöles wie Benzin, Petroleum usw.
                              									angewiesen ist. Die allgemeine Verwendung der Diesel-Maschine hat eine allgemeine Preissteigerung der Rohöle zur Folge
                              									gehabt. Dementsprechend sind auch die Destillate des Rohöles im Preise gestiegen.
                              									Spiritus kann aber zurzeit auch nicht für den Motorwagenbetrieb in Betracht kommen,
                              									da die Spiritussteuer zu hoch ist. Deutschland hat einen jährlichen Verbrauch an
                              									Erdölen von etwa 1500000 t, davon wird nur etwa ein Zehntel im Lande selbst
                              									gewonnen. Der Bedarf an Erdölprodukten wächst stark, da allein 70000 Motorfahrzeuge
                              									in Deutschland im Betriebe sind.
                           Es wäre deshalb erwünscht, wie dies im „Motorwagen 1913, S. 276 bis 282“
                              									ausgeführt ist, den Motorwagenbetrieb nicht vollständig von der Anwendung der
                              									Petroleumfabrikate abhängig zu machen, sondern auch Benzole und Teeröle zu
                              									verwenden, wenn diese auch schwieriger zu vergasen sind. Die Verbrauchsziffern von
                              									Automobilmotoren sind nach Professor Riedler:
                           
                              
                                 Brennstoff
                                 Ver-brauchg
                                 Spez.Gewicht
                                 Preis für100 kgM
                                 Brenstoff-kosten für1 PSe Std.M
                                 
                              
                                 Benzol
                                 275
                                 0,875
                                 29,25
                                 0,08
                                 
                              
                                 Schwerbenzin
                                 225
                                 0,746
                                 40
                                 0,09
                                 
                              
                                 Leichtbenzin
                                 225
                                 0,708
                                 47
                                 0,10
                                 
                              
                           Die Kosten der drei Brennstoffe stehen dann im Verhältnis 1 : 1,125 : 1,25. Benzin
                              									ist in letzter Zeit im Preise sehr gestiegen. Im Anfangsstadium des
                              									Kraftfahrzeugwesens kostete 1 l Benzin 23 bis 27 Pf., jetzt etwa 50 Pf. Die
                              									Verteuerung des Benzins zwingt den Verbraucher, billigere Ersatzstoffe zu suchen,
                              									und hierzu ist das Benzol an erster Stelle zu nennen. Die jährliche Benzolerzeugung
                              									Deutschlands beträgt etwa 100000 t.
                           Um eine schnelle Verbrennung der Treiböle im Motorzylinder zu erzielen, ist ein
                              									möglichst hoher Gehalt an Wasserstoff notwendig. Benzol entwickelt wohl eine
                              									hohe Verbrennungswärme, verbrennt aber langsamer als Leichtbenzine. Es verbraucht
                              									infolge seines hohen Kohlenstoffgehaltes mehr Verbrennungsluft und verlangt eine
                              									höhere Verdichtung.
                           
                              
                                 Gehalt an v. H.
                                 Kohlenstoff
                                 Wasserstoff
                                 Sauerstoff
                                 
                              
                                 Benzin
                                 85–86
                                 14–15
                                 –
                                 
                              
                                 Benzol
                                 92
                                   8
                                 –
                                 
                              
                                 Spiritus
                                 52
                                 13
                                 35
                                 
                              
                           Vernachlässigt hat man in den letzten Jahren den Spiritus als Betriebsstoff für
                              									Automobile, infolge seiner künstlichen Verteuerung, obwohl Spiritus wegen seiner
                              									fast geruchlosen Verbrennung für diesen Zweck sehr geeignet wäre. Durch neuere
                              									Herstellungsverfahren aus minderwertigen Abfallstoffen (Torf, Holzspänen, Stroh,
                              									Pflanzenfasern usw.) wäre man sicherlich in der Lage, die Herstellungskosten für 1 l
                              									Spiritus auf 10 Pf. zu verringern.
                           Angefügt sei noch nach den „Physikalisch-chemischen Tabellen“ von Landolt und Börnstein eine
                              									Zusammenstellung der Heizwerte jener Stoffe, die schon zum Betriebe von
                              									Explosionsmotoren vorgeschlagen wurden. Die Angaben über Heizwerte, wie sie im
                              										„Motorwagen 1913, S. 282“ angegeben sind, sind teilweise nicht richtig.
                              									Die Heizwerte sind berechnet für 1 kg bei festen oder flüssigen, für 1 cbm bei
                              									gasförmigen Brennstoffen, die Verbrennung ist dabei bei konstantem Volumen erfolgt.
                              									Die Zahlenwerte stellen den oberen Heizwert dar, für Verbrennungskraftmaschinen
                              									kommt aber nur der untere Heizwert in Betracht, der etwas kleiner ist.
                           
                              
                                 Schießpulver
                                 WE/kg
                                 807,3
                                 
                              
                                 Schießbaumwolle
                                 „
                                 1056,3
                                 
                              
                                 Dynamit
                                 „
                                 1290
                                 
                              
                                 Acetylen
                                 WE/cbm
                                 12112
                                 
                              
                                 Leuchtgas
                                 „
                                 4500–5500
                                 
                              
                                 Benzin
                                 WE/kg
                                 10500
                                 
                              
                                 Benzol
                                 „
                                 10250
                                 
                              
                                 Petroleum
                                 9000–9500
                                 
                              
                                 Spiritus (C2H6O + 5 v. H. Wasser)
                                 10500
                                 
                              
                           Wimplinger.
                           ––––––––––
                           Eine wichtige Neuerung für Teerölfeuerung bringen die Lochnerwerke G. m. b. H., Jena, mit ihren brennerlosen
                              									und gebläselosen Konstruktionen. Diese ohne jeden Mechanismus arbeitenden
                              									Oelfeuerungen sind u.a. sehr geeignet für Teeröl-Siemens-Martin-Oefen.
                           Oelfeuerungen sind im Gießereibetriebe schon ziemlich bekannt und haben fast in jeder
                              									größeren Gießerei, wie auch den kleinsten Metallgießereien, schnell Eingang
                              									gefunden. – Man kann mit Recht sagen, zum Schmelzen von Metallen ist die Oelfeuerung
                              									wegen der steten Betriebsbereitschaft, des reinlichen Betriebes, der größeren
                              									Leistung und anderer wirtschaftlicher Vorteile die beste Feuerung geworden. Die
                              									Oelfeuerung wird für alle möglichen Zwecke versucht, so zum Anzünden von Cupol-Oefen, Trocknen von Formen und Kernen, Anwärmen von Pfannen
                              									und dergl. Dem Tiegelofen folgte der tiegellose Ofen zum Schmelzen von Eisen und
                              									Stahl, Klein-Cupol-Oefen, Flammöfen usw., und die in sie gesetzten Erwartungen
                              									wurden vollständig erfüllt. In letzter Zeit berichteten die
                              									Gießerei-Fachzeitschriften über ölbefeuerte Siemens-Martin-Oefen mit gekühlten Brennern, wie sie mit großem Erfolge in
                              									Rußland und Amerika im Betriebe sind. Dadurch wurde auch die deutsche Industrie auf
                              									dieses neue Gebiet für die Oelfeuerung aufmerksam, und auch in Deutschland wurde
                              									schon von verschiedenen Seiten versucht, unter Anlehnung an die amerikanischen
                              									Versuche durch Preßluft betriebene, mit Wasserkühlung versehene Brenner zum Betrieb
                              									von Siemens-Martin-Oefen zu verwenden. Die Erfolge waren
                              									zufriedenstellend, und die Betriebskosten bei Stahlguß, Temperguß geringer als beim
                              									Kleinconverter und Tiegelofen. Damit war die Brauchbarkeit der Oelfeuerung erwiesen,
                              									und die Probeschmelzungen fanden bei den Fachleuten vollen Beifall. Im Dauerbetriebe
                              									aber stellten sich bald Schwierigkeiten ein, vor allem die kostspielige Anlage zur
                              									Erzeugung der Zerstäubungsluft für die Brenner, der Antrieb, also die Abhängigkeit
                              									von Transmission oder Motor, das Geräusch, das alles stellte den Gießereifachmann
                              									vor die Frage der Betriebsicherheit. Wenn mitten in der Schmelzung einer der
                              									Mechanismen aussetzt, die Betriebskraft versagt, so sind ohne Zweifel Guß und Ofen
                              									verloren.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 505
                              
                           Diese Betriebsunsicherheit zu beseitigen, ist den Lochnerwerken G. m. b. H., Jena, die seit Jahren als einzige Spezialität
                              									Oelfeuerungen baut, gelungen, so daß nunmehr der Oelfeuerung auch die allgemeine
                              									Einführung beim Siemens-Martin-Ofen offen steht. Die Lochnerwerke bringen nach langen Versuchen eine
                              									Oelfeuerungskonstruktion auf den Markt, bei der, wie gesagt, Gebläse, Brenner,
                              									Betriebskraft, also jeder Mechanismus in Wegfall kommt, so daß der Oelofen jederzeit
                              									und an jedem beliebigen Ort betriebsbereit ist.
                           Der Betrieb des neuen Systems geschieht nur durch natürlichen Zug, indem das Oel
                              									nicht mehr zerstäubt, sondern vergast wird. Ein solcher Ofen ist einfacher und
                              									in Anschaffung und Unterhaltung billiger. Es ist nur ein Reversierventil für die
                              									Luft nötig, weil nur Wärmespeicher für die Luft erforderlich sind, und diese können
                              									wiederum kleiner gehalten werden, es verringern sich die Unterhaltungs- und
                              									Anschaffungskosten.
                           Versuche haben gezeigt, daß die neuen Oefen nicht nur ein besseres Produkt bei Stahl,
                              									Temper- und Hartguß, als im Kleinconventer liefern, sondern auch ein billigeres.
                              									Beim Stahlguß ist besonders die größere Dünnflüssigkeit, beim Temperguß die größere
                              									Güte hervorzuheben, weil die schädlichen Einflüsse des festen Brennstoffes,
                              									namentlich der Schwefelverbindungen, in Wegfall kommen. Die Erfolge bei Siemens-Martin-Oefen hat die Lochnerwerke veranlaßt, diese brenner- und gebläselose Oelfeuerung auch
                              									bei Schweiß-, Schmiede- und sonstigen Oefen, besonders bei solchen für hohe
                              									Temperaturen und große Leistung anzuwenden.
                           Ein Versuch, der als Beispiel angeführt sein mag, ergab bei einem Siemens-Martin-Ofen mit 1500 kg Chargeinhalt: Einsatz 225
                              									kg Hämatitroheisen, 1425 kg Schrott, 20 kg Ferromangan, 25 kg Ferrosilizium, 0,5 kg
                              									Aluminium. Anheizdauer für die erste Charge vom kalten Zustande an 1½ Std.,
                              									Schmelzdauer 2¾ Std., für die folgenden Chargen je 2½ Std., Oelverbrauch i. d. Std.
                              									zwischen 55 und 60 kg.
                           ––––––––––
                           Die deutsche Maschinenindustrie auf dem Weltmarkte im Juni
                                 										1913. Im Juni 1913 hat sich die deutsche Maschinenausfuhr den Vormonaten
                              									gegenüber ganz wesentlich gehoben; sie belief sich, wie eine vom Verein deutscher
                              									Maschinenbau-Anstalten bearbeitete – unten wiedergegebene – Aufstellung zeigt, für
                              									die eigentlichen Maschinen auf 52236 t im Werte von 60440000 M, denen eine Einfuhr
                              									von nur 10469 t im Gesamtwerte von 9246000 M gegenüberstand. Die Zunahme der Ausfuhr
                              									entfiel zum größeren Teile auf landwirtschaftliche Maschinen, in denen der Betrag
                              									der Einfuhr annähernd erreicht wurde. Die Ergebnisse der Monate Januar bis Juni 1913
                              									zusammengenommen brachten es in den eigentlichen Maschinen auf eine Einfuhr von
                              									insgesamt 49883 t im Werte von 45199000 M und auf eine Ausfuhr von 278274 t im Werte
                              									von 331590000 M. Das Gesamtergebnis vom Jahre 1912 stellte sich dazu in der Einfuhr
                              									auf 77937 t mit 73278000 M an Wert, gegen 536676 t mit einem Wertbetrage von
                              									628071000 M in der Ausfuhr.
                           Beachtenswerte Aufschlüsse über die Bedeutung der deutschen Maschinenindustrie auf
                              									dem Weltmarkt erhält man, wenn man die Gewichtsmengen zu den Werten der Ein- und
                              									Ausfuhr in Beziehung setzt; alsdann ergibt sich für 1 t als Wert in M für die
                              									letzten Monate:
                           
                              
                                 1913
                                 März
                                 April
                                 Mai
                                 Juni
                                 
                              
                                 in der Einfuhr
                                 1008,3
                                 873,9
                                 866,2
                                 883,2
                                 
                              
                                 in der Ausfuhr
                                 1184,9
                                 1180,3
                                 1195,3
                                 1155,1
                                 
                              
                           während der gleiche Wert für den Durchschnitt des Jahres 1912 sich in der
                              									Einfuhr auf 940,2, in der Ausfuhr auf 1170,2 belief. Dieser verhältnismäßige Wert
                              									der Einfuhr beharrt also, verglichen mit dem der deutschen Ausfuhr, auf einem recht
                              									niedrigen Stande. Die Ein- und Ausfuhr für die einzelnen Maschinengattungen und auch
                              									für einige wichtige, mit dem Maschinenbau zum Teil unmittelbar zusammenhängende
                              									Erzeugnisse, wie namentlich Dampfkessel und Fahrzeuge, nach Gewichtsmengen zeigt die
                              									erwähnte, obenstehende Aufstellung.
                           Maschinen-Ein- und -Ausfuhr im Juni 1913 (nebst
                              									Vergleichsziffern.)
                           
                              
                                 Es betrug: an
                                 
                                    Einfuhr
                                    
                                 
                                    Ausfuhr
                                    
                                 
                              
                                 Juni 1913t
                                 Jan./Juni1913t
                                 1912t
                                 Juni 1913t
                                 Jan./Juni1913t
                                 1912t
                                 
                              
                                 Lokomotiven,
                                    											DampfstraßenwalzenLokomobilenDampfmaschinensonstigen
                                    											Kraftmaschinen, einschl. Verbrennungs- und Explo-  
                                    											sionsmotorenNähmaschinenBaumwollspinnmaschinenWebereimaschinensonstigen
                                    											TextilmaschinenWerkzeugmaschinenlandwirtschaftlichen
                                    											MaschinenBrennerei-, Brauerei-, Mälzerei-,
                                    											ZuckerindustriemaschinenMüllereimaschinenMaschinen für Holzstoff-
                                    											und PapierherstellungPumpenEis- und
                                    											KältemaschinenHebemaschinen, einschl. KraneBaggern,
                                    											RammenBuchdruck- und SetzmaschinenBuchbinderei- und
                                    											PapierwarenherstellungsmaschinenVentilatoren und GebläseMaschinen
                                    											für Leder- und SchuhherstellungMaschinen der Kalk-, Lehm-, Ton-,
                                    											ZementindustrieAufbereitungsmaschinensonstigen
                                    											MaschinenMaschinenteilen (in der Einfuhr nicht gesondert
                                    											aufgeführt)
                                       5    48      8  234  2641073  294  361  7036398      3      69      15      65        3    371–      7512120      55      46      63      32    272–
                                     482    428      36  1320  1537  6841  2028  2346  446524940      45    258      38    368      37  1124    189    574    252    592    201    245    165  1504–
                                     251    823    341  3050  454912042  5118  5525  882325705    158    537    288    962    113  2503    245  1216    494    455    562    286    499  3634–
                                   4171  2186    994  3908  2193    130  2073  2236  6924  5753  1933  1655    566  1315    139  1675    423  1195  3024    452    313  2180  1032  3109  5277
                                 23803  7682  36882168012954    7291169112299431742186312257  
                                    											6494   2920   8053    
                                    											771  10198    2879    5961    6431    2451    2055  10145    5375  14932  31196
                                 3697519449  53475048827242  17742283626122770484072024552168831178012200  259216197  844611828  4599  396614416  90462995655783
                                 
                              
                                 Maschinen zusammen
                                 10469
                                 49883
                                 77937
                                 52326
                                 278274
                                 536676
                                 
                              
                                 DampfkesselnEisenbahn- und
                                    											StraßenbahnfahrzeugenKraftwagenKrafträdernFahrrädernLuftfahrzeugen,
                                    											lenkbarenTeilen von Kraftwagen, Krafträdern, Fahrrädern und
                                    											Luftfahr-   zeugenRechen- und Schreibmaschinen,
                                    											Kontrollkassen
                                       95  1127    262        4        4        1      14      74
                                     763  2971  1275      22      21        5    108    608
                                   1136  8223  2064      30      29        7    157  1040
                                   3319  7166  1301      31    209        7  1849    68
                                   20233  40380    7203      221    1318        21    9011      395
                                   36716  51110  11107      318    1677        33  14941      681
                                 
                              
                           ––––––––––
                           Ueber die Grundlagen zur Ermittlung des Arbeitsbedarfs beim
                                 										Schmieden unter der Presse hat Fr. Riedel Untersuchungen angestellt, die demnächst in den
                              									vom Verein Deutscher Ingenieure herausgegebenen „Mitteilungen über
                                 										Forschungsarbeiten“ erscheinen sollen. Einen Vorbericht gibt der Verfasser
                              									in Nr. 22 der Z. d. V. d. I.
                           Für den Schmiedevorgang maßgebend sind zunächst die Umformungsgesetze bildsamer
                              									Körper und ferner demgemäß diejenigen Faktoren, die die Bildsamkeit der
                              									Schmiedestücke beeinflussen, d.h. neben den Materialeigenschaften namentlich die
                              									Abkühlungsverhältnisse.
                           Die Versuche wurden auf einer hydraulischen Materialprüfungsmaschine von Mohr & Federhaff ausgeführt, der Preßdruck mittels
                              									einer Meßdose und eines Manometers gemessen. Mit Rücksicht auf die einfachere
                              									Versuchsanordnung wurden für die Vorversuche Probekörper aus Blei verwendet.
                           Beim Zusammendrücken von Bleizylindern zeigte sich, daß zunächst nahe an beiden Enden
                              									geringe Ausbauchungen auftraten, während die Mitte unter Zunahme des Durchmessers
                              									nahezu zylindrisch blieb. Erst bei weiterer Verkürzung der Längsachse rückten diese
                              									Ausbauchungen weiter vor, bis sie sich vereinigten, danach nahm der Probekörper dann
                              									eine tonnenförmige Gestalt an. In Abb. 1 sind die
                              									Formänderungen eines Bleikörpers von ursprünglich 50 mm Höhe und 19,4 mm ⌀
                              									dargestellt; das Diagramm 2 zeigt die Abhängigkeit der mittleren und Endquerschnitte
                              									sowie der Drucke von der Zusammendrückung. Die Kurve der Druckkräfte steigt zunächst
                              									nach dem ersten, schnellen Anwachsen nahezu geradlinig sie bleibt dann einige Zeit
                              									wagerecht und nimmt darauf eine weiter stark ansteigende, hyperbelähnliche Form
                              									an.
                           
                           Bei kürzeren Zylindern fällt, wie Versuche gezeigt haben, das wagerechte Stück
                              									der Kurve fort.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 507
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 507
                              Abb. 2.
                              Druckweg; A = mittlerer
                                 										Querschnitt. B = Endflächen. C = Druckkräfte. D = spezifischer Druck.
                              
                           Die Erklärung für diese Erscheinungen wird darin gefunden, daß sich im Innern der
                              									gepreßten Körper sogenannte Druckkegel ausbilden, deren Spitzenwinkel durch die
                              									Materialeigenschaften bestimmt wird. So lange der Abstand der Endflächen so groß
                              									ist, daß die Spitzen der Rutschkegel einander nicht berühren, entsteht die
                              									Ausbauchung in der Nähe der Endflächen dadurch, daß die Rutschkegel nach Art eines
                              									eingetriebenen Keiles die sie umgebenden Materialringe auseinandertreiben (Abb. 3). Diese Ringe werden also direkt auf Zug
                              									beansprucht; die achsiale Druckkraft, die zunächst proportional der ansteigenden
                              									Zugspannung in diesen Ringen zunimmt, bleibt konstant, wenn diese Zugspannung ihr
                              									das Gleichgewicht hält.; Erst wenn die Kegelspitzen aufeinander treffen, und sich
                              									gegenseitig abflachen, steigt der Druck höher an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 507
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 507
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 507
                              Abb. 5.
                              
                           Zur Nachprüfung dieser Theorie wurden Versuche angestellt mit doppelkegligen
                              									Bleikörpern nach Abb. 4, deren Kegelwinkel nach den
                              									Ergebnissen des Diagramms 2 zu etwa 49 bis 52° bestimmt waren. Es zeigte sich, daß
                              									die Druckkurve hierbei, wie zu erwarten war, einen durchaus stetigen Verlauf nahm
                              										(Abb. 5); außerdem ergab sich das Resultat, daß
                              									bei Gestaltung dieser Doppelkegel nach dem dem Material entsprechenden Rutschwinkel
                              									dieser Winkel bei den zusammengedrückten Körpern nahezu erhalten blieb. Der
                              									spezifische Druck in der gemeinsamen Durchdringungsfläche der beiden Kegel erwies
                              									sich abhängig von der Geschwindigkeit, und zwar nimmt er annähernd gradlinig mit der
                              									Geschwindigkeit zu; bei gleichbleibender Geschwindigkeit bleibt bei
                              									Doppelkegeln mit zutreffendem Rutschwinkel der spezifische Druck konstant.
                           Ganz ähnliche Verhältnisse ergeben sich bei Zugversuchen an zylindrischen
                              									Probestäben. Auch hier bilden sich analog den Druckkegeln beim Druckversuch
                              										„Zugkegel“, die das umgebende Material gewissermaßen einsaugen und
                              									dadurch zu Einschnürungen Veranlassung geben.
                           Druckversuche mit erhitzten Eisenkörpern wurden unter der gleichen Prüfmaschine
                              									angestellt unter Verwendung eines kleinen elektrischen Ofens, wobei zur Vermeidung
                              									von Wärmeverlusten die Druckflächen durch schlechte Wärmeleiter isoliert wurden. Die
                              									Ergebnisse waren die gleichen wie mit den Bleikörpern, auch hier ergab sich, daß
                              									Doppelkegel mit Rutschwinkeln von 48 bis 49 ° diesen Winkel beim Zusammenpressen
                              									nahezu beibehielten, während Probekörper mit größerem Winkel allmählich in
                              									zylinderähnliche und endlich in tonnenähnliche Formen übergingen. Bei
                              									gleichbleibender Geschwindigkeit blieb auch hier der spezifische Druck in der
                              									Durchdringungsfläche konstant.
                           Die Abkühlung von Schmiedestücken ist der Hauptsache nach abhängig von der
                              									Wärmestrahlung und von der Wärmeableitung durch die verhältnismäßig kalten Flächen
                              									von Amboß und Preßbär. Auf Grund des Stefan-Boltzmannschen Gesetzes läßt sich die Wärmeabgabe in der Zeiteinheit
                              									durch Strahlung in Abhängigkeit vom Gewicht, der Oberfläche und der Temperatur
                              									ermitteln; auch für die Wärmeableitung durch die Preßflächen ist eine angenäherte
                              									Bestimmung der Verluste möglich. Durch Vergleich des Kraftbedarfs für die Umformung
                              									bei verschiedenen Temperaturen unter Berücksichtigung der anwendbaren
                              									Preßgeschwindigkeit können auf diesem Wege sehr wertvolle Schlüsse auf die
                              									Möglichkeit gezogen werden, ein Schmiedestück in einem einzigen Arbeitsvorgang
                              									fertigzustellen.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––––––
                           Gußeisen- und Stahlformguß im Elektromaschinenbau. Im
                              									Elektromaschinenbau wird das Eisen vielfach auch auf seine magnetischen
                              									Eigenschaften beansprucht. Leider sind oft gute magnetische und elektrische
                              									Eigenschaften mit schlechten mechanischen verknüpft. Beim Stahlformguß z.B. wird die
                              									Magnetisierbarkeit mit zunehmender Festigkeit schlechter, es ist dies auf den mit
                              									wachsender Festigkeit zunehmenden Kohlenstoff- und Mangangehalt zurückzuführen,
                              									besonders das Mangan wirkt ungünstig auf die Magnetisierbarkeit und der Vortragende
                              									Ing. F. Gollze, Berlin, schlägt daher vor, an Stelle des
                              									Mangans Silizium zu verwenden. Dasselbe wirkt ebenfalls desoxydierend und verbessert
                              									auch die Festigkeitseigenschaften.
                           Bei höheren Siliziumwerten tritt aber ähnlich wie durch das Mangan eine
                              									Verschlechterung der Permeabilität ein. Das Mangan bewirkt im Gegensatz zum Silizium
                              									eine Vergrößerung der Koerzitivkraft, wodurch die Magnetisierbarkeit auch bei den
                              									ganz geringen Induktionen bereits sehr verschlechtert wird. Es wurde nun untersucht, ob
                              									ein Siliziumstahlguß bei gleicher Festigkeit tatsächlich bessere magnetische
                              									Eigenschaften besitzt als ein Manganstahlguß. Es zeigte sich, daß die Verwendung von
                              									Siliziumstahl gegenüber Manganstahlguß einen Vorteil bietet. Für die Eigenschaften
                              									des Stahlformgusses ist der Glühprozeß, den das gegossene Material durchmachen muß,
                              									von Wichtigkeit. Die Struktur wird verfeinert, Festigkeit, Dehnung usw. werden
                              									verbessert. Um zu sehen, wie die magnetischen Eigenschaften durch den Glühprozeß
                              									beeinflußt werden, untersuchte der Vortragende eine Anzahl Proben aus weichem
                              									Stahlguß von der Zusammensetzung C 0,12 v. H., Si 0,60 v. H., Mn 0,50 v.
                              									H., P 0,05 v. H., S 0,58
                              									v. H., die Proben wurden in Gußspähne und Holzkohlenasche verpackt etwa vier Stunden
                              									bei 750, 900 und 1000°C geglüht und dann langsam abgekühlt. Die bei 750 ° geglühten
                              									Proben zeigten nach dem Glühen eine ganz geringe kaum merkliche Verschlechterung der
                              									Magnetisierbarkeit, eine deutliche Verschlechterung zeigt sich an den bei 900 °
                              									geglühten Proben, und erst bei einer Glühtemperatur von etwa 1000° konnte eine
                              									merkliche Verbesserung der magnetischen Eigenschaften erzielt werden. Bei der
                              									Untersuchung des Gefüges kann man einen deutlichen Zusammenhang zwischen der
                              									Korngröße und den magnetischen Eigenschaften erkennen. Je kleiner das Korn wird,
                              									desto schlechter wird die Magnetisierbarkeit des Materials. Die Untersuchungen des
                              									Vortragenden zeigten, daß ein gewisser Zusatz von Aluminium zu Gußeisen für
                              									elektrische Maschinen sehr empfehlenswert ist. Nachdem der Vortragende klargelegt
                              									hat, wie man durch geeignete Wahl der chemischen Zusammensetzung und Behandlung des
                              									Materials die magnetischen Eigenschaften verbessern kann, knüpft er hieran einige
                              									allgemeine Betrachtungen. Er spricht den Wunsch aus, daß die Gießereien den Wünschen
                              									der Elektrotechnik entgegenkommen werden und für sie gewisses Spezialmaterial
                              									schaffen werden, das den gestellten Ansprüchen genügt, er weist darauf hin, daß die
                              									Elektrotechnik und speziell der Elektromaschinenbau ein recht bedeutender Konsument
                              									für Stahlguß und Gußeisen geworden ist. Zum Schluß betont der Vortragende die
                              									Notwendigkeit der Prüfung der magnetischen und elektrischen Eigenschaften des
                              									Gußstahls und verweist auf die in den Laboratorien der A. E. G. vorgenommenen
                              									Untersuchungen. [Hauptversammlung des Vereines deutscher Gießereifachleute.]
                           Plohn.
                           ––––––––––
                           Ueber die wirtschaftliche Bedeutung der Erdgasfunde für
                                 										Ungarn macht Dr. J. Herbing in der Zeitschrift
                              									für angewandte Chemie 1913, S. 172, interessante Angaben. Auf der bisher erfolglosen
                              									Suche nach Kalisalzen erbohrte der ungarische Fiskus im Jahre 1909 bei Kissàrmàs im
                              									siebenbürgischen Komitat Klausenburg eine Ansammlung von Erdgas in solcher Reinheit
                              									und Menge, wie man es bisher in Europa noch nicht gefunden hatte. Besonders
                              									erfreulich war die Tatsache, daß die zuerst erbohrte Quelle in ihrer Ergiebigkeit
                              									nicht nachließ, sondern zwei Jahre lang in unverminderter Stärke ausblies, bis
                              									endlich im Jahre 1911 eine Fassung der Quelle gelang. Vielfach konnte man auch bei
                              									fließenden und stagnierenden Wässern Ausströmungen von Erdgas wahrnehmen. Hieraus
                              									sowie aus den geologischen Untersuchungen konnte man schließen, daß das erbohrte
                              									Gasvorkommen bei Kissàrmàs nicht einzig bleiben würde. Nachdem das Erdgas durch eine
                              									Gesetzesnovelle als Staatsmonopol erklärt war, wurden vom ungarischen Fiskus weitere
                              									Bohrungen niedergebracht, um die Ausdehnung der Erdgasvorräte in der näheren und
                              									weiteren Umgebung der ersten Quelle festzustellen. Diese erste Quelle hatte von
                              									Anfang an rund 800000 cbm Gas von etwa 99 v. H. Methan (CH4) in 24 Stunden geliefert, und diese
                              									Menge war in den zwei Jahren bis zur endgültigen Fassung der Quelle nicht geringer
                              									geworden. Trotzdem mußte man sich für den Fall des Nachlassens oder Versiegens der
                              									Quelle Reserven sichern, ehe man einer rationellen Verwertung des Gases näher treten
                              									und ein größeres Kapital investieren konnte.
                           In fünf weiteren Bohrlöchern wurden so in Tiefen zwischen 68 und 220 m Vorräte von
                              									zusammen fast 440000 cbm in 24 Stunden erschlossen. Damit war also in der näheren
                              									Umgebung des Hauptbrunnens eine Reserve geschaffen, die etwa die Hälfte der
                              									Ergiebigkeit des Hauptbrunnens hatte. Weiter hatte man bei den Bohrungen die
                              									Erfahrung gemacht, daß mit zunehmender Bohrlochtiefe die Ergiebigkeit der Quellen
                              									wächst, so daß also durch einfaches Vertiefen der Bohrlöcher bei einem etwaigen
                              									Nachlassen die Ergiebigkeit der Gasbrunnen wieder gesteigert werden konnte.
                           Auf Grund dieser Feststellungen konnte an die Verwertung des Gases herangetreten
                              									werden. Die von dem Hauptbrunnen täglich gelieferten 800000 cbm Gas würden mehr als
                              									ausreichen, um die Landeshauptstadt Budapest mit Gas für Kraft- und Lichtzwecke zu
                              									versorgen. Hierzu wäre eine Fernleitung von 450 km Länge erforderlich, deren Kosten
                              									einschl. der notwendigen Kompressorstationen von ungarischer fachmännischer Seite
                              									auf mindestens 23 Mill. Kronen veranschlagt werden. Dieser allerdings recht
                              									erhebliche Betrag ließe sich indessen sehr leicht und rasch amortisieren, da in
                              									Budapest gegenwärtig 300000 cbm Gas im Tage verbraucht werden, für das die
                              									Konsumenten 17 Heller f. d. cbm zahlen und das zum großen Teil aus ausländischen
                              									Kohlen hergestellt wird. Es ergibt sich also eine jährliche Einnahme von etwa 18,5
                              									Mill. Kronen, wovon man mindestens 8 Mill. Kronen als Nettoeinnahme rechnen kann.
                              									Selbst wenn die Gesamtkosten der Fernleitung sich auf 40 Mill. Kronen belaufen
                              									sollten, so wäre die gesamte Anlage bereits in fünf Jahren amortisiert. Da eine so
                              									kurzfristige Amortisation bei werbenden industriellen Anlagen jedoch nicht üblich
                              									ist, ließen sich die Gaspreise infolgedessen erheblich herabsetzen, was im
                              									volkswirtschaftlichen Interesse sehr zu begrüßen wäre. Nach Durchführung dieses
                              									Projektes bleiben von dem Vorrate des Hauptbrunnens immer noch mehr als 400000 cbm
                              									täglich ungenutzt, die zur Versorgung anderer Orte, zum Betriebe einer elektrischen
                              									Ueberlandzentrale oder für sonstige industrielle Zwecke Verwendung finden könnten.
                              									Hieraus ersieht man, daß die ungarischen Erdgasfunde, zumal bei dem Mangel an
                              									ausgedehnten Kohlenlagern, für das Land von höchster wirtschaftlicher Bedeutung
                              									sind.
                           Dr. Sander.
                           ––––––––––
                           § 37 Abs. 2 HGB. Legitimation zur sofortigen
                                 										Unterlassungsklage. Klägerin ist die Hamburgische Innung für das
                              									Schlächterhandwerk und verwandte Handwerke. Sie besitzt einen gemeinschaftlichen
                              									Geschäftsbetrieb für ihre Mitglieder, der unter dem Namen „Schmelze des
                                 										Zentral-Schlachthofes“ in das Hamburger Handelsregister eingetragen ist. In
                              									diesem Betriebe stellt sie u.a. Margarine her. Sie behauptet, diesem Teile des
                              									Geschäfts die Bezeichnung „Margarine-Werke Hamburg“ gegeben zu haben, und
                              									bedient sich auf den Verpackungen der Ware dieser Bezeichnung in Verbindung mit
                              									ihrem Namen „Schmelze des Zentral-Schlachthofes“. Die Beklagte ist eine im
                              									Februar 1911 in Altona gegründete G. m. b. H., die unter der Firma „Hamburger
                                 										Margarine-Fabriken, G. m. b. H.“ in das Hamburger Handelsregister
                              									eingetragen ist.
                           Klägerin behauptet, die Firma der Beklagten unterscheide sich im Sinne des § 16 Unl.
                              									W. G. nicht genügend von der Bezeichnung „Margarine-Werke Hamburg“, die die
                              									Klägerin zulässigerweise führe. Sie macht ferner geltend, daß die Firma der
                              									Beklagten gegen das Verbot in Abs. 2 des § 18 HGB. verstoße, weil sie geeignet sei,
                              									eine Täuschung über Art und Umfang des Geschäfts herbeizuführen. Die Beklagte
                              									betreibe keinesfalls mehrere Fabriken, sondern nur eine. Auch erwecke die Firma den
                              									Anschein, als ob sie eine Vereinigung aller Hamburger Fabriken darstelle. Die
                              									Klägerin hat deshalb mit der Klage beantragt, die Beklagte zu verurteilen, die
                              									Führung der Bezeichnung „Hamburger Margarine-Fabriken“ zu unterlassen und die
                              									Firma im Handelsregister zu löschen.
                           Aus den Gründen: Die Klage kann auf § 16 Unl. W. G. nicht gegründet werden, weil eine
                              									Gefahr der Verwechslung nicht besteht. Dagegen ist festgestellt, daß die Firma der
                              									Beklagten den Eindruck einer nicht vorhandenen Größe ihres Betriebes erweckt, also
                              									geeignet ist, eine Täuschung über den Umfang des Geschäftes herbeizuführen, und daß
                              									sie folglich gegen § 18 Abs. 2 HGB. verstößt. Der Klägerin würde aber ein Anspruch
                              									auf Unterlassung des Gebrauchs der Firma nach § 37 Abs. 2 HGB. nur dann zustehen,
                              									wenn sie durch diesen Gebrauch in ihren Rechten verletzt wäre. Das Berufungsgericht
                              									nimmt dies mit Unrecht schon deshalb an, weil die Klägerin dieselben Waren wie die
                              									Beklagte herstelle und die unbefugte Firma dazu diene, den Absatz der Besagten zu
                              									heben. Dieser Grund würde möglicherweise genügen, wenn der Anspruch auf Unterlassung
                              									vom Gesetze jedem gegeben wäre, der durch den Gebrauch der unbefugten Firma in
                              									seinen Interessen verletzt wird. Das Gesetz gibt solchen Anspruch aber nur
                              									demjenigen, der in seinen Rechten verletzt wird. Dieser klare Wortlaut des Gesetzes
                              									muß zu Grunde gelegt werden. Es ist also zur Klage nur derjenige legitimiert, der
                              									durch den unbefugten Gebrauch der Firma in einem bestimmten Rechte verletzt
                              									ist. Das ist auch bereits vom Reichsgericht ausgesprochen. Allerdings ist in der
                              									Rechtsprechung des Reichsgerichts auch wiederholt ausgesprochen, daß der
                              									eingerichtete und ausgeübte Betrieb eines Gewerbes ein Rechtsgut sei, dessen
                              									Verletzung negatorische Abwehr begründen könne, weshalb in solchen Fällen die Klage
                              									aus § 37 Abs. 2 HGB. zugelassen ist. Die Voraussetzungen solcher negatorischen Klage
                              									liege in dem hier streitigen Falle nicht vor, denn die Beklagte beeinträchtigte die
                              									Klägerin lediglich dadurch, daß sie ihr Konkurrenz macht, und dies ist noch nicht
                              									ein Eingriff in den geordneten Geschäftsbetrieb eines andern. Danach ist also die
                              									Klägerin zur Klage aus § 37 Abs. 2 HGB. nicht legitimiert.
                           Das Reichsgericht hat trotzdem in der Sache selbst nicht erkannt; denn nach den
                              									Behauptungen der Klägerin kann in Frage kommen, ob vielleicht eine andere Bestimmung
                              									des Gesetzes wider den unlauteren Wettbewerb Platz zu greifen hat, hierüber hat sich
                              									das Berufungsgericht aber noch nicht ausgesprochen. [U. v. 29. Jan. 1913. Aus
                              									Jurist. Wochenschrift: Vom Reichsgericht.]
                           W. D.
                           ––––––––––
                           Preisausschreiben der Königlichen Bergakademie Berlin. Auf
                              									Grund der Bestimmungen der Jubiläumsstiftung zur Förderung des heimischen Bergbaus
                              									wird folgende Preisaufgabe zur Bearbeitung gestellt:
                           
                              „Läßt sich nach den bisherigen Forschungsergebnissen auf dem Gebiete des
                                 										Grubenrettungswesens eine Selbstrettung von Bergleuten in Stickgasen nach
                                 										eingetretenen Gasausbrüchen, Schlagwetter- oder Kohlenstaubexplosionen
                                 										ermöglichen, und welche Vorschläge sind danach etwa zu machen zur Erprobung
                                 										eines neuen geeignet erscheinenden Rettungsapparates oder einer neuen
                                 										Rettungseinrichtung?“
                              
                           Die Arbeiten sind bis zum 1. November 1914 an den Direktor der Königlichen
                              									Bergakademie Berlin durch die Post eingeschrieben zu senden.
                           Es können mehrere Preise im Gesamtbetrage von 2000 M verteilt werden. Für die beste
                              									Lösung der Aufgabe ist ein Preis bis zum Höchstbetrage von 1000 M ausgesetzt.
                           Die näheren Bestimmungen für den Preisbewerb lauten:
                           § 1. Alljährlich bei der akademischen Feier des Geburtstages des Kaisers und Königs
                              									sowie ausnahmsweise auch bei einer anderen besonderen Veranlassung stellt das
                              									Kollegium der etatsmäßigen Professoren der Königlichen Bergakademie eine oder
                              									mehrere Aufgaben zur Preisbewerbung.
                           § 2. Die Bewerber müssen Reichsdeutsche sein, an der Königlichen Bergakademie Berlin
                              									studieren oder ihr Studium dort vollendet haben und sich nachfolgenden Bedingungen
                              									unterwerfen.
                           § 3. Die Arbeiten sind in deutscher Sprache und deutlicher Schrift anzufertigen und
                              									vor dem 1. Dezember des Jahres, in dem die Aufgabe gestellt worden ist, an den
                              									Direktor der Königlichen Bergakademie Berlin durch die Post eingeschrieben zu
                              									senden. An die Spitze der Arbeit ist neben der wörtlich wiederzugebenden Aufgabe ein Kennwort zu
                              									setzen. Dasselbe Kennwort ist auf einem zu versiegelnden Briefumschlag
                              									niederzuschreiben, der einen den Namen und die Heimat des Verfassers tragenden
                              									Zettel enthalten soll. Dieser Briefumschlag wird nur geöffnet, wenn die Arbeit mit
                              									einem Preise bedacht worden ist.
                           Arbeiten, die keinen Preis erhalten haben, können mit den zugehörigen versiegelten
                              									Briefumschlägen bis zum Schluß des Wintersemesters dem Ueberbringer des
                              									Posteinlieferungsscheines wieder ausgehändigt werden. Bis zu diesem Zeitpunkte
                              									nicht abgeholte Arbeiten werden Eigentum des Professoren-Kollegiums.
                           § 4. Ueber die Zuerteilung und die Bemessung der Preise beschließt das Kollegium
                              									(vergl. § 1). Die Zuerteilung erfolgt durch Ausfertigung einer amtlichen Urkunde und
                              									durch Verkündigung bei der akademischen Feier des Geburtstages des Kaisers und
                              									Königs.
                           § 5. Die Arbeit ist innerhalb eines Jahres nach der Preisverkündigung vom Verfasser
                              									oder mit dessen Einverständnis vom Kollegium ganz oder teilweise zu
                              									veröffentlichen.