| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 539 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Treiböle des Diesel-Motors Durch richtige Wahl
                              									der geeigneten Feuerungen und Roste ist es gelungen, für Dampfkessel jede Kohle –
                              									nasse Braunkohle von etwa 2500 WE/kg bis zum Anthrazit von über 8000 WE – zu
                              									verbrennen, ohne daß dabei besondere Schwierigkeiten auftreten. Nicht so einfach ist
                              									die Frage der Brauchbarkeit verschiedener Brennstoffe für Diesel-Motoren zu lösen, und auch jetzt sind noch nicht alle
                              									Schwierigkeiten überwunden, die sich der Verwendung besonderer Brennstoffe
                              									entgegenstellen. Die Notwendigkeit, den Kreis der als Treibmittel brauchbaren Stoffe
                              									zu erweitern, hat zu eingehenden Versuchen in den verschiedenen Fabriken und
                              									Laboratorien geführt. Bereits D. p. J. 1913, S. 24 ff. wurden jene Grundbedingungen
                              									angeführt, unter welchen sich ein flüssiger Brennstoff überhaupt als Treibmittel für
                              									den Diesel-Motor eignet. Diese theoretischen
                              									Betrachtungen seien im folgenden noch ergänzt durch Angabe und Bestimmung jener
                              									Eigenschaften der Treiböle, die für ihre praktische Verwendung im Diesel-Motor maßgebend sind.
                           Im Betriebe und im Bau sind Diesel-Motoren für etwa
                              									1700000 PS, in Deutschland allein Motoren von ungefähr 770000 PS. Bei zehnstündiger
                              									täglicher Betriebszeit und einem Brennstoffverbrauch von 0,2 kg für 1 PS und Stunde
                              									ergiebt sich ein jährlicher Brennstoffverbrauch für die Diesel-Motoren der Welt von 1250000 t, für Deutschland allein 560000 t.
                              									Diese Brennstoffmengen sind so groß, daß es unmöglich ist, sie zu beschaffen, wenn
                              									man sie allein durch Brennstoffe decken wollte, wie sie vor einem Jahrzehnt für den
                              										Diesel-Motorbetrieb in Gebrauch waren. Aufgabe der
                              									Technik ist es nun, die Verwendung auch solcher als unbrauchbar oder minderwertig
                              									bezeichneter Brennstoffe zu ermöglichen. Gerade in letzter Zeit sind in dieser
                              									Hinsicht große Fortschritte gemacht worden, und schon laufen solche Motoren mit
                              									Brennstoffen, die man vor einigen Jahren noch als unbrauchbar erklärt hat.
                           Welche Anforderungen sind nun eigentlich an ein Treiböl für Diesel-Motoren zu stellen? Die Bewertung von Diesel-Motortreibölen nach Farbe, Geruch und Ansehen
                              									findet wohl kaum mehr statt. Das spezifische Gewicht eines Oeles ist auch ohne
                              									Einfluß, jedoch kann bei Petrolölen, die zurzeit immer noch die Hauptkraftquelle für
                              										Diesel-Motoren bilden, aus dem spezifischen Gewicht
                              									auf den Heizwert des Materials geschlossen werden. Die Siedeanalyse hat am wenigsten
                              									Bedeutung, sie läßt nur den Schluß zu, daß ein Oel bei hohem Gehalt an
                              									leichtsiedenden Bestandteilen einen niedrigen Flammpunkt hat. Man kann jedoch aus
                              									der Siedeanalyse nicht mit Sicherheit auf die Feuergefährlichkeit des Oeles
                              									schließen. Genauen Aufschluß hierzu gibt die Flammpunktsbestimmung. Der Flammpunkt
                              									wird mit Hilfe von besonderen Apparaten bestimmt und gibt an, wann das Oel
                              									entflammbare Dämpfe oder Gase abgibt. Wichtig ist die Bestimmung der Viskosität
                              									eines Oeles. Dünnflüssige Oele sind für den Diesel-Motorbetrieb stets vorzuziehen. Solche Oele lassen sich schneller aus
                              									dem Behälter entleeren und leichter in der Brennstoffdüse zerstäuben. Dickflüssige
                              									Oele, Oele mit großem Asphalt- oder Paraffingehalt, müssen beim Entleeren aus den
                              									Versandtgefäßen und besonders auch vor der Zuführung zu den Zerstäuberdüsen des
                              									Motors angewärmt werden, um sie dünnflüssig zu machen. Der Schwefelgehalt eines
                              									Oeles ist für dessen Brauchbarkeit von untergeordneter Bedeutung. Ist die
                              									Auspuffleitung so angeordnet, daß sich kein Wasser in ihr kondensieren kann, so
                              									können die Verbrennungsprodukte des Schwefels keine schädliche Einwirkung auf die
                              									Rohrleitung ausüben.
                           Die wichtigste Eigenschaft des Treiböls ist sein Heizwert. Tab. 1 zeigt, daß der
                              									Heizwert von Oelen derselben Klasse wenig schwankt.
                           Unter den praktisch in Betracht kommenden Petrolölen dürften Unterschiede von 5 v. H.
                              									im Heizwert selten sein. Die Oele der Tab. 1 sind meistens Destillate. Bei
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Bezeichnung der Oele
                                 Spez.Gewichtbei 15 °C
                                 UntererHeizwertWE/kg
                                 Viskositätbei 80 °C
                                 Flamm-punkt°C
                                 Brenn-punkt°C
                                 Elementaranalyse
                                 
                              
                                 Hv. H.
                                 Cv. H.
                                 H: C
                                 
                              
                                 Braunkohlen-teeröl
                                 1234
                                 Braunkohlenrohöl IBraunkohlengasölParaffinöl
                                    											IWeichparaffin
                                 0,9080,8930,9160,894
                                   9799  9799  9732  9901
                                 1,021,091,011,13
                                 ––  98123
                                 ––112142
                                 12,4211,6211,5311,81
                                 85,6485,7185,9585,73
                                 1,741,561,541,58
                                 
                              
                                 Petrolöle
                                 56789101112
                                 Petroleumgasölliquid fuelRumänisches RohölRumänisches
                                    											GasölSolarölTegernseer RohölTexas GasölGereinigtes
                                    											Petroleum
                                 0,855–0,8580,8530,8490,8680,8920,879
                                   9756–  9982  989610105  9940  989010610
                                 1,12–1,081,031,010,98–1,03
                                   74137  10  66  81  56114  57
                                 107152  10101106  81128  72
                                 13,6011,3712,3112,2213,3011,0912,2014,20
                                 83,7185,1083,1085,0385,6786,9586,4085,10
                                 1,951,601,781,731,861,531,702,00
                                 
                              
                           Rohölen und Rückständen wurden die in Tab. 2 angegebenen Werte gefunden.
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 
                                 Ruman.Gasöl
                                 BritishNavyfuel
                                 TrinidadflüssigerAsphalt
                                 Rumän.Rück-stand
                                 TrinidadRohöl
                                 
                              
                                 Spezifisches Gewicht
                                 0,868
                                 0,907
                                 0,964
                                 0,9301
                                 0,945
                                 
                              
                                 Beaumé
                                 31
                                 24
                                 15,0
                                 20,5
                                 18,05
                                 
                              
                                 Asche in v. H.
                                 –
                                 0,023
                                 0,14
                                 0,13
                                 0,064
                                 
                              
                                 Wasser in v. H.
                                 Spuren
                                 0,5
                                 Spuren
                                 Spuren
                                 0,2
                                 
                              
                                 Oberer Heizwert in WE/kg
                                 10697
                                 10695
                                 10224
                                 10558
                                 10200
                                 
                              
                                 Unterer       „      „       „
                                 9971
                                 9943
                                 9574
                                 9848
                                 9522
                                 
                              
                                 Schwefel in v. H.
                                 –
                                 –
                                 3,36
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Steinkohlenteeröle, wie sie zum Betriebe von Diesel-Motoren dienen, haben etwa
                              									8900 unteren Heizwert, Braunkohlenteeröle etwa 9800 WE/kg.
                           Die Bestimmung des Heizwertes mit Hilfe der kalorimetrischen Bombe erfordert viel
                              									Zeit und Geschicklichkeit. Der Heizwert eines Oeles kann aber auch aus dem
                              									spezifischen Gewicht mit genügender Genauigkeit bezeichnet werden. Die Berechnung
                              									gründet sich darauf, daß Oele, die sehr wasserstoffreich und spezifisch leicht sind,
                              									aber einen hohen Heizwert besitzen. Der Heizwert eines Oeles ist dann gleich
                           5/9 [18650 + 40 (spez. Gewicht in Beaumé – 10)].
                           Diese Formel gilt nur für Petrolöle. Die Tab. 3 zeigt, welche
                              									Werte man bei der Anwendung dieser Formel erhält. [Der Oelmotor 1913, S. 449 bis
                              									452.]
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 
                                 Spez.Gewicht
                                 Baumé
                                 Kalorimetrischergefundeneroberer
                                    											Heizwert
                                 in v. H.
                                 aus dem spez.Gewicht berechneteroberer
                                    											Heizwert
                                 in v. H.
                                 
                              
                                 Rumänisches Gasöl
                                 0,871
                                 31,00
                                 10712
                                 100
                                 10827
                                 100
                                 
                              
                                 Rumänisches Gasöl
                                 0,927
                                 20,95
                                 10557
                                 98,5
                                 10604
                                 97,9
                                 
                              
                                 Rumänischer Rückstand
                                 0,928
                                 20,8
                                 10558
                                 98,5
                                 10601
                                 97,9
                                 
                              
                                 Trinidad Rohöl
                                 0,945
                                 18,05
                                 10200
                                 95,2
                                 10540
                                 97,3
                                 
                              
                                 Turukan Rohöl
                                 0,948
                                 17,60
                                 10487
                                 97,8
                                 10630
                                 97,2
                                 
                              
                                 Trinidad Rückstand
                                 0,964
                                 15,50
                                 10224
                                 95,4
                                 10447
                                 96,4
                                 
                              
                           Wimplinger.
                           ––––––––––
                           Ueber die Humphrey-Pumpe ist schon in Bd. 325 (1910)
                              									S. 61 berichtet (über die Patentlage Bd. 326 S. 717). Seit 1909 ist das Pumpensystem
                              									in England in mehreren kleineren und jetzt in einer ganz großen Anlage zur
                              									Ausführung gekommen. Es liegen somit weitere Erfahrungen vor. Der Vollständigkeit
                              									wegen sei zunächst die Wirkungsweise der Pumpe nochmals kurz erläutert. Sie besteht
                              										(Abb. 1) dem Prinzip nach aus einem oben
                              									geschlossenen senkrechten Verbrennungsraum, der nach unten unmittelbar durch die
                              									Wassersäule abgeschlossen wird, die sich in dem U-förmig gebogenen Steigrohr
                              									befindet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 540
                              Abb. 1.
                              
                           Wenn in dem Verbrennungsraum über dieser als Kolben wirkenden
                              									Wassersäule ein Gas-Luftgemisch zur Verpuffung gebracht wird, so verdrängt es bei
                              									seiner Expansion das Wasser aus dem Zylinder und erteilt der gesamten Wassersäule
                              									bis zu dem Förderbecken hinan eine Beschleunigung. Vermöge ihrer Trägheit kommt
                              									die Säule erst zur Ruhe, wenn die aufgenommene lebendige Arbeit aufgezehrt ist;
                              									infolgedessen entsteht zunächst in dem Verbrennungsraum ein Unterdruck, durch den
                              									Frischluft (Spülluft) bei I eingesaugt wird.
                              									Gleichzeitig kann durch die Zulaufventile am unteren Teile des Verbrennungsraumes
                              									von außen her Wasser eintreten, und zwar entweder vermöge der auftretenden
                              									Saugwirkung oder besser zugleich unter dem Einfluß eines geringen äußeren
                              									Zuströmgefälles. Wenn die lebendige Arbeit der vorwärts beschleunigten Wassersäule
                              									verbraucht ist, tritt unter dem Einfluß des statischen Drucks im Förderbecken eine
                              									Rückwärtspendelung ein, die Zulauf- und Frischluftventile schließen sich, und die
                              									mit der Spülluft gemischten Abgase werden durch das Auslaßventil E hinausgedrängt. Wenn die Höhe des etwas nach unten
                              									gezogenen Auslaßventils erreicht ist, schließt sich dieses, und der Rest der
                              									eingeschlossenen Luft wird, dem Arbeitsvermögen der nunmehr rückwärts schwingenden
                              									Wassersäule entsprechend, in dem Raum C komprimiert.
                              									Diese Kompression reicht dazu aus, die Säule nochmals vorwärts zu beschleunigen, so
                              									daß sie vermöge ihrer Trägheit wieder einen Unterdruck schafft, durch den nunmehr
                              									eine neue Füllung Verbrennungsgas eingesaugt wird. Die wiederum zurückkehrende
                              									Wassersäule verdichtet denn dieses Verbrennungsgas bis auf einen gewissen Druck, und
                              									im Augenblick der nächsten Bewegungsumkehr wird es elektrisch entzündet, so daß das
                              									Spiel sich wiederholt.
                           
                           Aus dem Druck-Zeitdiagramm (Abb. 2) werden die
                              									Vorgänge dieses Arbeitsverfahrens, das genau dem Viertaktprozeß der gewöhnlichen
                              									Gasmotoren nachgebildet ist, deutlich. Im ersten Takt bei a Zündung, Verpuffung bis b, Expansion bis
                              										c; Ansaugen von Spülluft, Nachströmen von
                              									Frischwasser. Im zweiten Takt Rückschwingen der Wassersäule, Ansteigen des Drucks im
                              									Verpuffungszylinder, Kompression des Abgasrestes bis e.
                              									Im dritten Takt Expansion des Abgasrestes bis f,
                              									Ansaugen von frischem Gemisch bis g; dann wieder
                              									Bewegungsumkehr und im vierten Takt Vorkompression des Verpuffungsgases bis h.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 541
                              Abb. 2.Druck-Zeit-Diagramm der Humphrey-Pumpe
                              
                           Dieses mechanisch sehr einfache Prinzip ist der Berechnung gut zugänglich,
                              									insbesondere wenn sie durch geeignete graphische Verfahren unterstützt wird. Ein
                              									solches Verfahren gibt Noack in Z. d. V. d. I. 1913 Nr.
                              									23 an; da es jedoch wohl hauptsächlich für den Spezialfachmann Interesse hat, sei
                              									hier nicht im Einzelnen darauf eingegangen. Wesentlich für die richtige Bemessung
                              									der Pumpe ist die Berechnung der an den einzelnen Stellen auftretenden Verluste.
                              									Diese setzen sich zusammen aus den Rohrreibungsverlusten in der geraden Leitung und
                              									in den Krümmern sowie in den zentralen Verengungen und Erweiterungen der
                              									Rohrleitung. Ferner geht ein Teil der Arbeit dadurch verloren, daß immer das
                              									austretende Wasser noch mit einer gewissen Geschwindigkeit das Steigrohr verlassen
                              									muß; diese Geschwindigkeit ist also möglichst klein zu halten. Weitere Verluste
                              									entstehen durch die Schwankungen des Wasserspiegels in dem Verpuffungszylinder sowie
                              									durch die periodischen Spiegelerhöhungen in dem Förderbecken, sofern dieses nicht
                              									Praktisch unendlich große Oberfläche hat. Endlich bieten die Wassereinlaßventile
                              									Veranlassung zu Verlusten, um so mehr, als bei den auftretenden erheblichen
                              									Unterdrucken die Ventile sehr plötzlich geöffnet werden und große
                              									Wassergeschwindigkeiten entstehen. Diese sind jedoch insofern wieder von Nutzen, als
                              									ein Verschmutzen der Ventile und ein Festsetzen selbst größerer Fremdkörper
                              									dadurch mit Erfolg hintangehalten wird. Da Auslaßventile nicht vorhanden sind,
                              									werden einmal in die Pumpe gelangte Fremdkörper ohne Schwierigkeit wieder
                              									ausgestoßen.
                           Ein ausführliches Rechnungsbeispiel erläutert a. a. O. den Gang und die Verfahren der
                              									Berechnung.
                           Ueber die Betriebsergebnisse von Humphrey-Pumpen liegen
                              									jetzt interessante Mitteilungen vor, nachdem eine größere Anlage, die
                              									Wasserförderung vom Lea-Fluß und Lea-Kanal im Nordosten Londons in das
                              									Chingford-Becken im Januar dieses Jahres in Betrieb gekommen ist. Vier Pumpen von je
                              									330 PS fördern auf 9 m mittlere Förderhöhe je 2,75 cbm/Sek. Wasser bei elf vollen
                              									Arbeitsspielen in der Min. Bei einem Spiel liefert jede Pumpe 18 cbm in einen
                              									Wasserturm, aus dem 15 cbm als Nutzförderung in das Becken abfließen, während 3 cbm
                              									zum Verdichten des angesaugten Gemisches in den Zylinder zurückströmen. Die
                              									auftretenden Drucke sind verhältnismäßig gering (etwa 10 at). Außer diesen vier
                              									großen Pumpen ist noch eine fünfte, etwas kleinere aufgestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 541
                              Abb. 3.Längsschnitt des Pumpenhauses.
                              
                           Die Pumpen wurden von der Pump and Power Co. geliefert und
                              									sind nach den Angaben dieser Gesellschaft von Siemens
                                 										Brothers in Stafford ausgeführt worden. Einen Längsschnitt des Pumpenhauses
                              									zeigt Abb. 3. Die aus Stahlguß hergestellten
                              									Gaszylinder haben oben 2000, unten 2140 mm ⌀, die Einlaß-, Auspuff- und
                              									Spülluftventile sind natürlich als Ventilgruppen ausgeführt, die aus vielen
                              									Einzelventilen bestehen. Die 16 wagerecht angeordneten Auspuffventile werden durch
                              									Federdruck geöffnet und durch das ansteigende Wasser geschlossen; die acht
                              									Einlaßventile enthalten außer den mit Drosselklappen versehenen Gaszuführungen je
                              									ein kleines Luftventil, durch das die Verbrennungsluft unmittelbar aus dem
                              									Maschinenraum angesaugt wird. Diese Einlaßventile und ebenso die Spülluftventile
                              									werden durch Federkraft geschlossen und durch die Saugwirkung der pendelnden Wassersäule
                              									geöffnet. Ein besonderer Steuerapparat, der durch den wechselnden Wasserdruck in der
                              									Pumpe betätigt wird, sperrt, dem Arbeitsvorgang entsprechend, abwechselnd die
                              									Gaseinlaß- und die Spülluft- und Auslaßventile.
                           Die Wassereintrittsventile sind (vergl. Abb. 3)
                              									unterhalb des Verpuffungsraumes in zwei besonderen zylindrischen
                              									Stahlgußventilkörpern angeordnet, und zwar trägt jeder dieser auf dem Umfange mit
                              									zahlreichen Schlitzen versehenen Körper 240 Klappenventile, die in prismenförmigen
                              									Sitzkörpern zu je acht Klappen zusammengefaßt und innen auf den Stahlgußkörper
                              									aufgesetzt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 542
                              
                           Die Rohrleitung ist aus Stahlblech, die Krümmer aus Stahlguß hergestellt, daran
                              									schließt sich ein nach oben keglig erweitertes Standrohr (Wasserturm), das natürlich
                              									höher sein muß als der Wasserspiegel des Förderbeckens. Die ganze Rohrleitung ist in
                              									ein sehr kräftig gehaltenes Betonfundament eingebettet, um die großen
                              									Massenwirkungen der hin- und herpendelnden Wassersäule aufzunehmen. Die Pumpe soll
                              									infolgedessen ganz ruhig und ohne jede wahrnehmbare Erschütterung arbeiten.
                           Zu dem Pumpwerk gehört eine besondere Gaserzeugungsanlage, die vier Dowson-Druckgaserzeuger enthält für die Vergasung von
                              									insgesamt 600 kg/Std. Anthrazit. Das erzeugte Gas wird von einem Behälter von etwa
                              									150 cbm Inhalt aufgenommen und tritt von hier aus durch große, aus Blechzylindern
                              									mit Gummideckeln bestehende Gasbeutel (s. Abb. 3) in
                              									die Pumpen ein.
                           Für die Anlage wurde unter sehr schweren Vertrags-Strafbedingungen ein
                              									Brennstoffverbrauch von nicht mehr als 0,5 kg/PSe-Std. gewährleistet, obwohl Betriebserfahrungen über derartig große Maschinen
                              									bisher nicht vorlagen, Bislang waren erreicht worden mit einer Pumpe von
                           
                              
                                 14
                                 PS
                                 bei
                                   6,3
                                 m
                                 Förderhöhe
                                 0,535
                                 kg/PSe-Std
                                 
                              
                                 14
                                 „
                                 „
                                   7,9
                                 „
                                 „
                                 0,515
                                 „
                                 
                              
                                 14
                                 „
                                 „
                                 10
                                 „
                                 „
                                 0,480
                                 „
                                 
                              
                                 35
                                 „
                                 „
                                 10
                                 „
                                 „
                                 0,430
                                 „
                                 
                              
                           Der Brennstoffverbrauch der neuen Anlage scheint nach den bisher vorliegenden
                              									Messungen bedeutend unter dem gewährleisteten Wert zu liegen, eine weitere
                              									Herabsetzung ist zu erwarten, wenn die für die Spülluft vorgesehene
                              									Kompressoranlage, die die Luft mit einem Druck von 0,6 bis 0,9 m WS den Pumpen
                              									zuführen soll, in Betrieb genommen sein wird.
                           Eine weitere, noch größere Ausführung einer Humphrey-Viertaktpumpe befindet sich (nach einer Mitteilung des
                              										„Engineering“ vom 14. Dezember 1912) bei der Pump
                                 										and Power Co. gegenwärtig im Bau für eine Anlage in Mex in Aegypten. Diese
                              									Pumpe soll annähernd 7 cbm/Sek. fördern auf eine Höhe von 4,8 m, was einer
                              									Wasserleistung von etwa 400 PS entspricht.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––––––
                           Leutnant Joly flog am 22. Juli mit Begleiter, Hauptmann
                              										Osius vom Großen Generalstab, auf einer
                              									Militär-Rumpler-Taube von Köln nach Königsberg über Johannisthai. Die ganze, etwa
                              									1250 km lange Strecke wurde in acht Stunden zurückgelegt, eine Zwischenlandung
                              									erfolgte nur am letztgenannten Orte.
                           Unsere beiden Bilder, nach Originalaufnahmen von Franz
                                 										Fischer in Johannisthal, zeigen das Flugzeug mit den beiden Offizieren bei
                              									der Landung in Johannisthai und beim Start zum Weiterfluge nach Königsberg.
                           ––––––––––
                           Motorschiffe. Die „Ostasiatische Kompagnie“ in
                              									Kopenhagen hat über die Betriebserfahrungen, die sie mit ihren Motorschiffen
                              										„Selandia“ und „Jutlandia“ gemacht hat, einen ausführlichen
                              									Bericht veröffentlicht. Die Maschinen dieser Schiffe arbeiteten bei verschiedenem
                              									Wetter und in verschiedenen Klimaten zufriedenstellend. Die Verringerung der
                              									Brennstoffkosten im Vergleich zu Dampfmaschinen mit Kohlenheizung, die Vergrößerung
                              									der Erträgnisse durch größere Frachten infolge des größeren Fassungsvermögens der
                              									Motorschiffe haben den Erwartungen entsprochen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 542
                              
                           Sieben weitere Motorschiffe hat diese Gesellschaft in Bau von zusammen etwa 60000 t
                              									Tragfähigkeit. Außerdem sollen drei weitere Dampfschiffe dieser Gesellschaft mit Diesel-Maschinen ausgerüstet werden. Die mittleren Kosten
                              									für die Tonne Tragfähigkeit beliefen sich bei den von der Gesellschaft in Auftrag
                              									gegebenen Schiffen bis zum Jahre 1911 auf etwa 218 M, während sie bei den jetzigen Schiffen 222 M
                              									betragen, dreiviertel der neuen Tonnage sind dabei Motorschiffe. Dies rührt davon
                              									her, daß die neuen größeren Schiffe der Gesellschaft verhältnismäßig billiger sind
                              									als die kleinen Schiffe früherer Zeit.
                           Diese Schiffe erhalten folgende Namen und Größenabmessungen:
                           
                              
                                 
                                 B.-R.-T.
                                 Trgf.
                                 PSi
                                 
                              
                                 Siam
                                 5500
                                 10000
                                 3300
                                 
                              
                                 Malakka
                                 5500
                                 10000
                                 3300
                                 
                              
                                 Annam
                                 5500
                                 10000
                                 3300
                                 
                              
                                 Tonking
                                 5500
                                 10000
                                 3300
                                 
                              
                                 Fionia
                                 5000
                                   7000
                                 4100
                                 
                              
                                 Falastria
                                 4500
                                   7000
                                 2500
                                 
                              
                                 Lalandia
                                 4500
                                   7000
                                 2500
                                 
                              
                           Außerdem hat die vereinigte Dampfschiffahrts-Gesellschaft ein Motorschiff von 8000
                              									B.-R.-T. der Werft in Auftrag gegeben, ferner die schwedische
                              									Dampfschiffs-Gesellschaft Nordstjernen sechs Motorschiffe von im Mittel 6600
                              									B.-R.-T.
                           Für Dampfschiffe von der Größe der „Selandia“ und „Jutlandia“ ist mit
                              									einem täglichen Kohlenverbrauch von 40 t zu rechnen. Die beiden genannten Schiffe
                              									haben bei ihrer ersten Reise 9 t täglich und späterhin nur mehr 8 t Brennstoff
                              									verbraucht. In tropischen Gewässern, z.B. im Roten Meer, ist es schwierig, die
                              									notwendige Dampfmenge zu erhalten infolge der in den Kesselräumen herrschenden hohen
                              									Temperaturen. Bei Oelmotoren liegen die Verhältnisse günstiger. Die Kühlung der
                              									Maschinen durch Wasser aus den Flüssen oder aus der See, hat in den Tropen keine
                              									Schwierigkeiten gemacht. Ein Dampfschiff braucht bei kalten Kesseln 12 bis 24
                              									Stunden um Dampf von entsprechender Spannung zu erzeugen, während Motorschiffe in
                              									wenigen Minuten betriebsbereit sind. Die Schiffskessel und Rohrleitungen sind bei
                              									alten Schiffen stets schwache Stellen und verlangen kostspielige Reparaturen. Der
                              									Raum im Doppelboden, der bei Dampfschiffen gewöhnlich zur Aufnahme von Seewasser
                              									benutzt wird, das zum Rosten Veranlassung gibt, wird bei Motorschiffen zur Aufnahme
                              									des Oeles gebraucht, das ein Rosten verhindert. Die Schwierigkeiten, die sich bei
                              									Motoren im Viertaktverfahren bezüglich der Auspuffventile ergeben haben, führten zu
                              									einer weiteren Verbesserung derselben.
                           Das geringere Gewicht der Diesel-Maschinenanlage mit
                              									Brennstoff im Vergleich zur Dampfmaschinenanlage mit Kohlen bringt größere
                              									Frachtergebnisse. Die Motoren der erwähnten beiden Schiffe arbeiten mit dem für
                              									Schiffsbetrieb etwas ungeeigneten Viertaktverfahren. Die „Selandia“ braucht
                              									deshalb, um 2500 PSi zu leisten, 16 Arbeitszylinder.
                              									Die im Bau befindlichen Schiffe sollen, um 4000 PSi
                              									zu leisten, nur mehr 12 Zylinder erhalten.
                           Wimplinger.
                           ––––––––––
                           Roheisenerzeugung und Erzvorrat. In einer Besprechung über
                              									die Brikettierung von Eisenerzen und Gichtstaub auf der Hauptversammlung des Vereins
                              									Deutscher Eisenhüttenleute machte Direktor Sorge-
                              									Magdeburg folgende Mitteilungen über diese wichtige Frage. Die
                              									Roheisenerzeugung der Welt hat seit dem Jahre 1870 eine gewaltige Steigerung
                              									erfahren, sie ist von jenem Jahre an, wo die Erzeugung etwa 12 Mill. t betrug, heute
                              									etwa auf den sechsfachen Betrag gestiegen. Einen großen Anteil an diesem Aufschwung
                              									hat unsere deutsche Eisenindustrie, deren Produktion von 1,39 Mill. t im Jahre 1870
                              									auf fast 18 Mill. t im Jahre 1912 gestiegen ist. Diese außerordentlich starke
                              									Steigerung wird, sofern nicht besondere wirtschaftliche Störungen eintreten, auch in
                              									den nächsten Jahren anhalten, so daß man für 1915 mit einer Roheisenerzeugung von
                              									rd. 21½ Mill. t, für 1920 mit einer solchen von 29½ Mill. t wird rechnen können.
                           Angesichts dieser Zahlen ist die Frage durchaus berechtigt, ob die erforderlichen
                              									Rohstoffe, Kohlen und Eisenerze, in genügender Menge vorhanden sind, um eine solche
                              									noch vor wenigen Jahren für unmöglich gehaltene Weiterentwicklung zu gestatten.
                              									Hinsichtlich der Beschaffung der Kohlen wird man diese Frage wohl ohne weiteres
                              									bejahen können, denn der für Deutschland auf 416 Milliarden t geschätzte
                              									Kohlenvorrat wird wohl noch über ein Jahrtausend hinaus unseren Bedarf decken.
                           Anders, jedenfalls weniger klar, liegen die Verhältnisse in bezug auf die Eisenerze.
                              									Nach den Schätzungen des Internationalen Geologenkongresses in Stockholm (1910)
                              									beträgt der gesamte, zurzeit brauchbare Eisenerzvorrat der Welt 22 Milliarden t mit
                              									einem Eisengehalt von 10 Milliarden t, die bei gleicher Steigerung des Verbrauchs
                              									wie bisher in 60 Jahren erschöpft sein dürften. Diesem sofort brauchbaren Erzvorrat
                              									stehen weitere, zurzeit nicht abbauwürdige Vorräte von 123 Milliarden t Erz mit rund
                              									53 Milliarden t Eisengehalt gegenüber. Von diesen heute noch nicht abbauwürdigen
                              									Erzvorräten wird zweifellos bereits vor Ablauf von 60 Jahren ein großer Teil sowohl
                              									infolge der Fortschritte in der bergmännischen Gewinnung und in der Hüttentechnik,
                              									als auch infolge von zu erwartenden Veränderungen wirtschaftlicher Natur abbauwürdig
                              									sein, so daß die Erschöpfungsgefahr auch hier kaum als dringlich bezeichnet werden
                              									kann. Im einzelnen steht Nordamerika mit rd. 4200 Mill. t sofort brauchbarer Erze an
                              									der Spitze aller Länder; ihm folgt Deutschland mit 3600, Frankreich mit 3300,
                              									Großbritannien mit 1300 und Schweden mit 1100 Mill. t.
                           Diese Zahlen in Verbindung mit den Zahlen für die Ein- und Ausfuhr sowie den
                              									Verbrauch von Eisenerz ermöglichen ein Bild von der Zukunftsentwicklung. Bis zum
                              									Jahre 1896 überragte die heimische Eisenerzförderung den Verbrauch um ein
                              									erhebliches, so daß bis dahin die Ausfuhr stärker als die Einfuhr war; bis zum Jahre
                              									1911 haben sich diese Verhältnisse jedoch wesentlich geändert, die Erzeinfuhr betrug
                              									in jenem Jahre bereits fast 11 Mill. t, die Ausfuhr dagegen sank auf 2,5 Mill. t,
                              									nachdem sie im Jahre 1907 mit 4 Mill. t ihren Höchstwert erreicht hatte. Der
                              									Eisenerzverbrauch hat sich in Deutschland seit dem Jahre 1880 versechsfacht, er
                              									erreichte 1911 fast 40 Mill. t. Die oben genannten Erz Vorräte sind also
                              									ausreichend, um auch in Zukunft weitere Steigerungen der Roheisenerzeugung als
                              									möglich erscheinen zu lassen, es ist jedoch hierbei zu beachten, daß neben den Ziffern auch die
                              									Beschaffenheit der vorrätigen Erze wesentlich mitspricht. Die Hochofenwerke haben im
                              									allgemeinen bereits seit Jahren ihre Ansprüche an die Qualität der Eisenerze
                              									erheblich herabgesetzt, trotzdem macht sich immer mehr der Umstand fühlbar, daß
                              									unter den zu verhüttenden Erzen solche von feinkörniger Beschaffenheit einen
                              									wachsenden Anteil bilden. Diese feinkörnigen und mulmigen Erze bereiten bei der
                              									Verhüttung mancherlei Schwierigkeiten, es treten Verschlackungen und Verstopfungen
                              									ein und der Entfall an Gichtstaub nimmt zu. Diese Nachteile legten den Gedanken
                              									nahe, die feinen Erze durch eine Anreicherung oder Brikettierung verwendungsfähiger
                              									zu machen. Die Verwertbarkeit feiner Erze ist für unsere Eisenindustrie von
                              									außerordentlicher Bedeutung, denn das Streben der anderen Länder, ihre
                              									Hochofenindustrie gleichfalls zu entwickeln, muß naturgemäß dazu führen, daß der
                              									Bezug ausländischer Erze für uns erschwert wird. [Stahl und Eisen 1913, S. 139 bis
                              									i43]
                           Dr. Sander.