| Titel: | Die Berechnung der Preßluftpumpen. | 
| Autor: | L. Darapsky | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 566 | 
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                        Die Berechnung der Preßluftpumpen.
                        Von Ingenieur L. Darapsky in
                           									Hamburg.
                        (Fortsetzung von S. 551 d. Bd.)
                        DARAPSKY: Die Berechnung der Preßluftpumpen.
                        
                     
                        
                           VIII. Formeln zur
                                 									Berechnung.
                           Wie man sieht, sind die Einzelheiten der Zustellung einer Preßluftpumpe zwar von
                              									deutlich erkennbarem, aber bei rationeller Behandlung doch nebensächlichem Einfluß
                              									auf die Ergiebigkeit. Die Pumpe, so weit man darunter das einfache glatte Rohr und
                              									was sich in ihm abspielt, versteht, darf darum immerhin als ein einheitlicher
                              									Organismus gelten, wenn man nicht vergißt, daß die dafür aufstellbaren
                              									Bedingungsgleichungen in ihrer Allgemeinheit nur mehr oder minder brauchbare
                              									Annäherungen an die Wirklichkeit darstellen. Die Ungenauigkeit liegt nicht in der
                              									Berechnungsweise, sondern in der Unübersichtlichkeit des physikalischen
                              									Vorganges.
                           Die mathematische Behandlung muß sich mit Mittelwerten begnügen. Die Berechtigung an
                              									Stelle der unregelmäßigen Durchbrechung der Flüssigkeitssäule mit Luftblasen
                              									wechselnder Größe eine stetig verlaufende Schichtung von Luft und Wasser zu setzen,
                              									ist bereits im dritten Abschnitt erörtert worden. Es macht, um dies nochmals zu
                              									betonen, keinen Unterschied, ob man eine Vielheit von Luft- und Wasserzellen, wie
                              									sie tatsächlich vorliegt, deutlich getrennt oder aufs innigste durcheinander
                              									gemischt betrachtet. So hat HenrichBeitrag zur Theorie der intermittierenden
                                    											kohlensäurehaltigen Quellen (Zeitschr. f. d. Berg. usw. 1879 S.
                                    										201). bereits 1879 das aus einem mit Kohlensäure übersättigten
                              									Soolesprudel aufsteigende Gas berechnet. In Wirklichkeit liegen nicht Blasen,
                              									sondern pfropfenartig das Rohr ausfüllende Zellen vor, sobald die Luftmenge, wie es
                              									die Regel ist, im Vergleich zum Wasser überwiegt.
                           Für das unendlich feine Gemisch wird dann eine gemeinsame Geschwindigkeit angenommen,
                              									trotzdem daß Luft und Wasser sich an keiner Stelle zusammen bewegen. Diese
                              									Geschwindigkeit darf man als eine gleichförmig beschleunigte behandeln, obwohl sie
                              									nur ruck- oder periodenweise zunimmt. An Stelle der beschleunigten Bewegung muß es
                              									endlich erlaubt sein, eine solche von mittlerer Geschwindigkeit einzuführen, und auf
                              									diese alle von Rohrlänge, Rohrweite und Tauchtiefe herrührenden Hindernisse zu
                              									beziehen.
                           Nennt man die Eintrittsgeschwindigkeit des Wassers, oder, da es eine solche bei dem
                              									abwechselnden Zutritt von Wasser und Luft eigentlich nicht geben kann: richtiger die
                              									Wasserlieferung bezogen auf die Rohrweite in m/Sek. v, so entweicht das ideale
                              									Gemisch am oberen Rohrende mit der Geschwindigkeit
                           
                              va = v (1 + μ).
                              
                           nachdem es am unteren Ende mit der Geschwindigkeit
                           
                              ve = v (1 + μ pa /pe)
                              
                           eingetreten; wobei die Indices a
                              									und e je den Aus- und Eintritt bezeichnen, μ das Verhältnis der gebrauchten Luftmenge A zum Wasser Q und pa /pe das Verhältnis des atmosphärischen Drucks
                              									zum Druck an der Eintrittsstelle der Luft, stets nach absolutem Druck in m
                              									Wassersäule gemessen.
                           Die mittlere Geschwindigkeit wird dann, wenn v nach
                              									Früherem das Verhältnis der Volumina der einmal unter atmosphärischem Druck
                              									gemessenen, das andere Mal im Rohr unter die zugehörigen Wasserdrücke verteilten
                              									Luft bedeutet, zu
                           v_m=v\,\left(1+\frac{\mu}{v}\right).
                           Genauer unter Berücksichtigung des Vorrückens der Luft r das für jede Rohrweite einen bestimmten Bruchteil
                              									eines Meters in der Sekunde erreicht (nach Abb. 2 S.
                              									99) wird
                           
                              va = v (1 + μ).
                              
                           
                              ve = v (1 + μ pa /pe)
                              
                           
                              v_m=v\,\left(1-r+\frac{\mu}{v}\right).
                              
                           vm hat natürlich nur einen bestimmten Sinn in Verbindung mit einer
                              									bestimmten Anfangs- oder Endgeschwindigkeit. Da aber entweder die Wassermenge und
                              									damit v, oder die Luftmenge und damit μ v gegeben ist, so trifft diese Bedingung immer
                              									zu.
                           Mit Hilfe dieser Daten und der allgemeinen statischen Druckgleichung
                           h=p-p_a+\mu\,p_a\,ln\,\frac{p}{p_a}. . . . . .
                              									[1]
                           wäre man imstande, alles nötige zu berechnen, wenn die
                              									dynamische Druckhöhe nicht beträchtlich von der statischen abwiche. Das will sagen,
                              									daß sich in dem abgeschnittenen (gleichbedeutend mit überlaufenden) Rohr auf dem
                              									verkürzten Wege zwischen Tiefen- und Atmosphärendruck die Elemente in neuer,
                              									unbekannter Art ordnen. Ueber den wirklichen Verlauf der Bewegung gibt nur die
                              									Erfahrung einen sicheren Anhalt.
                           Ihre Resultate lassen sich auf das ungezwungenste rein zeichnerisch verwerten.
                           Zur Verfügung stehen die in den früheren UntersuchungenDie Wirkungsweise usw.
                              									verarbeiteten Beobachtungen von Josse und die im Auftrage
                              									von Deseniß & Jacobi
                              									gewonnenen, deren Zahlenwerte dort in sieben Tafeln niedergelegt sind. Eine Auswahl
                              									der hauptsächlichsten darunter gibt das Schaubild Abb.
                                 										35 wieder, worin v als Abszisse, vm als Ordinate
                              									auftreten. Die Tauchverhältnisse ordnen sich dann von selbst, ohne Rücksicht auf
                              									absolute Tauchtiefe und Förderhöhe und sind mit ½, 1, l½, 2 angedeutet.
                           Man erkennt, daß für gleiche v die vm mit abnehmendem
                              									Tauchverhältnis wachsen, für gleiche vm dagegen v
                              									mit dem Tauchverhältnis wächst. Verbindet man die gleichen Tauchverhältnisse, so
                              									entstehen die ausgezogenen Kurven. Daß diese nach vm = 0,5 konvergieren, mag zufällig sein.
                              									Die Form der Kurven läßt eine logarithmische Beziehung zwischen v und
                              										vm vermuten. Die
                              									einfache Gleichsetzung
                           v = In vm + 0,5
                           würde für
                           
                              
                                 vm = 1
                                 In 1 = 0
                                 v = 0,5
                                 
                              
                                 vm = 2
                                 In 2 = 0,693
                                 v = 1,193
                                 
                              
                                 
                                    vm = 3
                                    
                                 In 3= 1,099
                                 v = 1,599
                                 
                              
                                 vm = 4
                                 In 4 = 1,386
                                 v= 1,886
                                 
                              
                           liefern, also nicht ausreichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 567
                              Abb. 35.
                              
                           Faßt man jedoch \frac{E}{F}=1 und = 1,5 als
                              									die praktisch wichtigsten und am besten kontrollierten Tauch Verhältnisse ins Auge,
                              									so müßte in der Aufstellung:
                           c v = In vm
                                 										+ 0,5
                           für
                           \frac{E}{F}=1,5     c = 1
                           \frac{E}{F}=1     c
                              									= 1,25
                           werden. Setzt man c in folgender
                              									Beziehung zum Tauchverhältnis
                           c (E + F) = 2,5 F,
                           so erhält man in Uebereinstimmung mit der Doppelbedingung:
                           c=\frac{2,5}{1+\frac{E}{F}}.
                           Die Zulässigkeit der Annäherungsformel
                           c v = ln vm
                                 										+ 0,5. . . . . [2]
                           bzw.
                           vm =ecv – 0,5
                           geht naturgemäß nicht über die Grenzen hinaus, die für die
                              									Ableitung selbst maßgebend sind. Bei sehr kleinen und sehr großen v versagt sie völlig. Für mittlere Werte verstattet sie
                              									eine rasche Orientierung. Ist doch meist eine bestimmte Rohrweite gegeben oder doch
                              									eine Annahme darüber zu machen erlaubt, ebenso wie über Tauchtiefe und Förderhöhe
                              									und dadurch v und c
                              									festgelegt. Die Berechnung von vm führt alsdann unmittelbar auf μ.
                              									und lehrt so die gesuchte Luftmenge kennen, da ja
                           
                              v_m=v\,\left(1+\frac{\mu}{v}\right)
                              
                           unter Vernachlässigung von r,
                              									worin v aus der Tauchtiefe zu bestimmen ist, und
                              									so:
                           \mu=\left(\frac{v_m}{v}-1\right)\,v . . . . . .
                              									. . [3]
                           Die Frage, wieviel Luft man zu einer bestimmten Wasserlieferung bedarf, ist aber die
                              									weitaus häufigste. Auf diesem Wege ist die Umrechnung der amerikanischen Versuche
                              									(Tab. 6 S. 549) vorgenommen. Man darf nicht erwarten, daß die beobachteten Zahlen,
                              									soweit sie sich durch eine geschlossene Versuchsreihe erhärten lassen, mit der
                              									Formel nach Einsetzung der Konstanten c übereinstimmen.
                              									Die letztere kommt nur einem Mittelwert gleich. Beispielsweise wäre in Josses zweiter Tabelle, wenn man die darin angenommene
                              									unveränderliche Absenkung gemäß den für den gleichen Brunnen vorliegenden Angaben
                              									seiner ersten Tabelle verbessert, c statt mit 2,5 in
                              									aufsteigender Linie mit 2,23 bis 2,60 einzusetzen. Ebenso in der siebenten
                              									Zahlentafel unserer Zusammenstellung für St. Pauli Nr. 67 bis 73 in absteigendem
                              									Verlauf 3,68 bis 2,25. Für kleine v und gleichzeitig
                              									geringe Tauchtiefen ergeben sich ebenfalls beträchtliche Abweichungen, wie im
                              									Schaubild Abb. 35 für eine Rohrlänge von 1,34 m und
                              									Rohrweiten von 10 und 20 mm die punktiert angedeuteten Linien erkennen lassen.
                           Ein allgemein gültiges Gesetz kommt nicht in diesen empirischen Beziehungen zwischen
                              										v und vm zum Ausdruck. Es liegt auch gar keine
                              									Aussicht vor, das äußerst verwickelte Spiel auch nur in eine kurze, für die
                              									Ausrechnung geschickte Regel zu fassen. Wohl aber kann man begrifflich die
                              									wichtigsten, einschlägigen Faktoren scheiden und sich so wenigstens im Gedanken
                              									Rechenschaft über den möglichen Verlauf geben.
                           Diese Faktoren setzen sich im wesentlichen aus Bewegungshindernissen zusammen. Stöße
                              									und Niveauschwankungen mögen außer Betracht bleiben und ein gleichmäßig
                              									ununterbrochener Wasserausfluß vorausgesetzt werden, weil ohne diese Schematisierung
                              									keine einheitliche Vorstellung möglich wäre. Zu Stande kommt die Strömung durch den
                              									Druckunterschied des äußeren Wasserstandes (Tauchtiefe) gegenüber dem inneren
                              									(Rohrlänge). Trotzdem daß der letztere, der ja Tauchtiefe und Steighöhe zugleich
                              									umfaßt, den ersteren an Höhe übertrifft, ist der Druck der in ihm enthaltenen
                              									Flüssigkeitssäule doch geringer. Der von der Luft eingenommene Raum kommt für den
                              									Gewichtsunterschied auf. Bei ausreichender Luftzufuhr sinkt der Wasserdruck im
                              									Innern somit unter den äußeren. Die Ausgiebigkeit der alsdann einsetzenden
                              									Ausgleichbewegung hängt allein von dieser Differenz ab.
                           Zur Geschwindigkeitshöhe \frac{v^2}{2\,g} treten hierfür in
                              									bekannter Abhängigkeit die nachstehenden Druckverluste hinzu.
                           1. Der vom Eintrittswiderstand herrührende, in erster Reihe von der Form der
                              									Rohrmündung abhängige, der gemäß Abschnitt VII zu behandeln wäre.
                           2. Der für die Beschleunigung des mit v zuströmenden
                              									Wassers infolge der Luftzumischung erforderliche Kraftaufwand. Diese Beschleunigung
                              									läßt sich der von einer plötzlichen Querschnittsverengerung herrührenden bei
                              									Rohrleitungen mit homogenem Inhalt vergleichen, mit dem Unterschied, daß die
                              									supponierte Wandung z. T. aus der beweglichen Luft gebildet wird.Es ist dann nach dem Bordaschen Ansatz zu
                                    											verfahren, wobei v und va so zu sagen, dem
                                    											veränderten Querschnitt entsprechen. Vergl. Weisbach, Theoret. Mechanik S. 1007.
                           3. Die Reibung im Rohr für die nach oben beschleunigte Bewegung des Gemisches, die im
                              									Mittel mit vm
                              									angesetzt, voraussichtlich mit dem Quadrat dieser Geschwindigkeit und mit der
                              									Rohrlänge wächst, mit der Rohrweite abnimmt.
                           4. Der Austrittswiderstand, der indessen kaum in Frage kommt, weil infolge der
                              									Expansion der Luft stets ein heftiges Ausschleudern des Wassers erfolgt.
                           Bezeichnet man mit ζo, ζ1, ζ2 und
                              										ζ3 die diesen vier
                              									Einflüssen entsprechenden Koeffizienten, so gilt, wenn pv den Wasserdruck darstellt, aus dem alle
                              									diese Ansprüche gedeckt werden müssen:
                           2\,g\,p_v=v^2+\zeta_0\,v^2+\zeta_1\,{v_e}^2+\zeta_2\,\frac{l}{d}\,{v_m}^2+\zeta_3\,{v_a}^2
                              									[4]
                           Wollte man mangels besseren Anhalts die Werte der vier auftretenden
                              									Koeffizienten den bei Wasserleitungen gemachten Erfahrungen entnehmen, so hieße das
                              									immerhin recht willkürlich handeln. Eine kurze Ueberlegung führt indessen zu dem
                              									Ergebnis, daß alle bis auf einen als praktisch ohne Belang ausgeschaltet werden
                              									dürfen. Denn es ist klar, daß, wenn schon der die Geschwindigkeitshöhe darstellende
                              									Druck selten über wenige cm hinausgeht, somit im Vergleich zur Rohrreibung so gut
                              									wie nichts bedeutet, der Koeffizient ζo, der für
                              									Oeffnungs-winkel von 0 bis 45° zwischen 0,077 und 0,765 schwankt, jenen Wert im
                              									äußersten Fall auf das 1¾ fache erhöht. ζ3 verschwindet völlig, und ζ1 beträgt, da
                              									gleichfalls auf einen kurzen Querschnitt beschränkt, in Verbindung mit v2e jedenfalls nicht mehr, als daß mit dem
                              									Ersatz:
                           
                              v2 + ζ2 v2 + ζ1 ve2 +ζ3 va2 ~ 2 v2
                              
                           nicht reichlich diesen Anteil gedeckt würde.
                           Dann bleibt nur ζ2 zu
                              									bestimmen aus
                           
                              2\,g\,p_v=2\,v^2+\zeta_2\,\frac{l}{d}\,\left(1-r+\frac{\mu}{v}\right)^2\,v^2
                              
                           \zeta_2=\frac{2\,g\,p_v-2\,v^2}{v^2\,(1-r+\frac{\mu}{2})^2}\,.\,\frac{d}{l}.
                              									. . . . . .[5]
                           pv bedeutet den Wasserdruck, der frei würde und auf das Steigerohr
                              									aufgesetzt werden könnte, wenn darin die Bewegung mit einem Male zur Ruhe käme. Nach
                              									Abzug des Atmosphärendrucks
                           
                              pv = p – pa
                              
                           hat man, wie früher,
                           h = p – pa + μ pa In p/pa.
                           Mit h ist dann die Verlängerung
                              									des Rohrs bis zu dem Punkt gemeint, bis zu welchem Luft und Wasser, auf unendlich
                              									dünne Schichten verteilt, in Ruhe eben reichen, ohne überzufließen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)