| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 571 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Bolinder-Oelmotor. J. und C. G. Bolinder, Mechaniska Verkstads Aktiebolag of Stockholm, hat eine neue
                              									Bauart einer umsteuerbaren Schiffsmaschine vollendet, die als Glühkopfmaschine im
                              									Zweitakt arbeitet. Mit einem 20 PSe-Einzylindermotor
                              									wurden bereits eingehende Versuche ausgeführt, der Motor konnte dabei leicht
                              									umgesteuert werden. Das Treiböl hatte ein spezifisches Gewicht von 0,86 bis 0,88,
                              									der Flammpunkt lag bei 40 bis 52 °C. Der Bolinder-Motor
                              									wird in Größen von 5 bis 320 PS gebaut. Der Oelverbrauch ist hierbei je nach Größe
                              									der Maschine 270 bis 450 g Scotish shale oil für 1 PSe und Stunde.
                           Das Kurbelgehäuse ist als Spülluftpumpe ausgebildet, der Zylinder besitzt Auspuff und
                              									Spülluftschlitze. Vom Kurbelkasten führt die Luftleitung zu den Spülluftschlitzen.
                              									Die Verdichtungsspannung beträgt 10 kg/qcm. Soll die Maschine angelassen werden, so
                              									muß der Glühkopf durch eine besondere Heizlampe angewärmt werden, was bei der 20
                              									PS-Maschine etwa 10 Minuten in Anspruch nimmt. Wenn die Maschine andauernd mit
                              									voller Leistung arbeitet, so muß in den Glühkopf auch Wasser eingespritzt werden.
                              									Der Motor besitzt eine ausrückbare Kupplung, um beim Anlassen oder Umsteuern die
                              									Propellerwelle ausschalten zu können. Das Anlassen geschieht mittels Druckluft.
                              									Während des Betriebes füllt der Motor den Druckluftbehälter wieder auf. Bei
                              									Mehrzylindermaschinen wird für diesen Zweck zum Auffüllen des Druckluftbehälters nur
                              									ein Zylinder benutzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 571
                              
                           Die Umsteuerung ist der bemerkenswerteste Teil der Maschine. Die Umsteuerung wird bei
                              									aufwärtsgehendem Kolben durch eine Frühzündung eingeleitet. In der schematischen
                              									Darstellung der Umsteuerung ist A die Brennstoffpumpe
                              									mit zwei Plungerkolben B und C.
                                 										B und C werden durch die schon bei Gasmotoren
                              									bekannte Art mittels der Stößel F und T betätigt, die den Gang des Motors durch
                              									Aussetzerregulierung beeinflussen. Im normalen Betrieb, sowohl bei Fahrt vorwärts
                              									als auch rückwärts ist nur der Plungerkolben B in
                              									Tätigkeit. F wird durch den Kniehebel E bewegt, der durch ein Exzenter angetrieben wird, das
                              									auf der Kurbelwelle aufgekeilt ist. Der Hub der Brennstoffpumpe kann dadurch
                              									geändert werden, daß der Pumpenkörper A näher an F herangerückt wird, oder davon entfernt werden kann.
                              									Wenn die Umlaufzahl der Maschine zunimmt, so wird der Stößel F durch die Zentrifugalkraft nach außen geschleudert und betätigt nicht
                              									mehr die Brennstoffpumpe bei B. Durch den Anschlag L kann die Aussetzerregulierung beschränkt werden,
                              									besonders, wenn der Motor stark belastet werden soll. Die Umsteuerung erfolgt
                              									durch den Kniehebel H mittels Umsteuerhebel G und Stange K Der
                              									Kniehebel bewegt sich dabei nach rechts bis zum Anschlag R und entfernt sich vom Anschlag O. Durch
                              									diese Bewegung wird der Plungerkolben bei B
                              									ausgeschaltet und der bei C eingeschaltet. Die Drehzahl
                              									der Maschine sinkt dabei; bei einer bestimmten kleinen Drehzahl betätigt der Stößel
                              										T den Plungerkolben bei C, wenn der Kolben nach aufwärts geht. Dadurch erfolgt eine Rückzündung,
                              									der Kolben wird gezwungen, ohne Erreichung der oberen Totpunktlage nach abwärts zu
                              									gehen, die Maschine läuft dann im entgegengesetzten Drehsinn. Dabei wird aber sofort
                              									selbsttätig der Hebel H umgestellt, so daß wiederum die
                              									Brennstoffpumpe bei B eingeschaltet und bei C ausgeschaltet wird. [Engineering 1913, S. 525 bis
                              									526.]
                           Wimplinger.
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                           Diesel-Lokomotive. Die Firma Gebrüder Sulzer, Winterthur, und A. Borsig,
                              									Berlin, haben zusammen eine solche Lokomotive gebaut, die nun ihre erste große Fahrt
                              									ausgeführt hat. Sie ist von Winterthur nach Berlin mit eigener Kraft gefahren, ohne
                              									daß während dieser langen Reise sich Mängel bemerkbar gemacht haben. Die Lokomotive
                              									wurde von Ingenieuren des preußischen Eisenbahnzentralamtes geführt und soll nun auf
                              									der Strecke Berlin-Magdeburg weitere Versuchsfahrten ausführen. Auf den
                              									Lokomotivrahmen sind zwei verschiedene Diesel-Maschinen
                              									aufgebaut. Eine Hauptmaschine, die durch Zwischenschaltung einer Blindwelle auf die
                              									Treibachsen wirkt, und eine vollkommen unabhängige Hilfs-Diesel-Maschine, die einen Luftkompressor antreibt.
                           Während der Fahrt arbeitet die Hauptmaschine als normale Diesel-Maschine. Beim Anfahren und Manöverieren tritt dagegen die vom
                              									Hilfsmotor erzeugte hochgespannte Druckluft, die in großen Vorratsbehältern
                              									aufgespeichert wird in die Hauptmaschine ein, so daß diese dann als reine
                              									Druckluftmaschine läuft. Erst wenn nach dem Anfahren eine genügend große
                              									Geschwindigkeit erreicht ist, und kein Versagen in der Entzündung des Brennstoffes
                              									mehr zu befürchten ist, wird von Druckluft auf Brennstoff umgeschaltet, und die
                              									Hauptmaschine arbeitet dann als normale Diesel-Maschine.
                              									Eine Lokomotive muß in weiten Grenzen überlastungsfähig sein, dies wird bei der Diesel-Maschine, Bauart Sulzer, dadurch erreicht, daß während des normalen Betriebes in den
                              									Arbeitszylinder zusätzlich Druckluft eingeführt wird.
                           Die Lokomotive, die ein Betriebsgewicht von 85 t hat und eine Leistung von 1000 bis
                              									1200 PS entwickelt, soll eine Geschwindigkeit von 100 km in der Std. entwickeln. Da
                              									die Lokomotive an beiden Enden einen Führerstand besitzt, so fällt die lästige
                              									Benutzung der Drehscheibe fort. [Oelmotor 1913, S. 241 bis 242.]
                           W.
                           
                           Internationaler Verband der
                                 										Dampfkessel-Ueberwachungsvereine. Als Ort der nächstjährigen Verhandlungen
                              									ist auf der diesjährigen Moskauer Tagung Chemnitz gewählt worden.
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                           Die bisherigen Ergebnisse der Versuche mit der
                                 										Gleichstrom–Dampfmaschine des Dresdener Maschinenlaboratoriums. Der
                              									Anregung der Professoren Nägel und Mollier in Dresden folgend, stellte der Verein deutscher Ingenieure sowie
                              									die sächsische Regierung ausreichende Mittel für die thermische Untersuchung der
                              									Gleichstrom-Dampfmaschine zur Verfügung. Im Maschinenlaboratorium der Hochschule zu
                              									Dresden wurde, um die beabsichtigten Versuche zu ermöglichen, der
                              									Niederdruckzylinder einer vorhandenen Dreifach – Expansionsmaschine durch einen von
                              									der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg gelieferten Gleichstrom-Dampfzylinder ersetzt. Sodann schritt man
                              									zunächst zur Feststellung der Temperaturänderung des Dampfes während einer Umdrehung
                              									sowie der Wandungstemperatur an verschiedenen Stellen des Zylinders. Die zu diesem
                              									Zweck angestellten Messungen stießen auf bedeutende Schwierigkeiten, die in der
                              									Geschwindigkeit der Temperaturschwankungen begründet waren. Die Benutzung von
                              									Thermoelementen war nicht angängig, da nur Drähte von 0,01 mm ⌀ den Wärmeänderungen
                              									mit genügender Schnelligkeit folgen konnten, und es ausgeschlossen erschien, eine
                              									Lötstelle von so geringem Durchmesser herzustellen. Man entschloß sich daher zur
                              									Verwendung eines elektrischen Widerstandsthermometers. Der im Zylinderinneren
                              									liegende Teil desselben bestand aus gezogenem Wolframdraht, der auf einen mit
                              									Platinhäkchen versehenen Glaskörper gewickelt und mit den Zuführungsdrähten
                              									verbunden war. Die Schwierigkeit, die Verbindungsstelle betriebssicher herzustellen,
                              									so daß die Dampfströmungen keine Störung hervorriefen, wurde überwunden. Für die
                              									Indizierung der Wandungstemperatur benutzte man Thermoelemente. Dem Uebelstand, daß
                              									die zur Anbringung der Meßvorrichtung notwendige Bohrung den Wärmestrom in der Wand
                              									störte, begegnete man folgendermaßen: Es wurde zunächst eine Bohrung von 15 mm ⌀
                              									hergestellt und in diese ein gußeiserner Stopfen eingeschliffen, welcher selbst
                              									wiederum eine Bohrung von 9 mm ⌀ hatte, die aber nicht den ganzen Stopfen
                              									durchdrang, sondern einen 0,5 mm starken Boden stehen ließ, In dieser saß ein
                              									zweiter eingeschliffener gußeiserner Zylinder mit zwei Bohrungen für die Drähte des
                              									Elementes, welche zur Isolation mit Glasröhren umgeben waren und in einer Nut der
                              									erwähnten Bodenfläche endigten. Derartige Vorrichtungen wurden auch am
                              									Zylinderdeckel sowie im Kolbenboden angebracht. Letzteres gelang dadurch, daß die
                              									Drähte unter Benutzung einer durchbohrten Hilfskolbenstange nach außen geführt
                              									wurden. Zur Herstellung des Temperaturdiagramms verwandte man ein
                              									Seitengalvanometer. Im Magnetfeld zweier kräftiger Elektromagnete wurde eine Saite
                              									aus Gold oder Platin aufgespannt, welche den zu messenden Strom leitete. Da diese
                              									Saite bei Schwankungen des Stromes verschieden stark seitlich abgelenkt wird,
                              									kann die Größe der Ausweichung als Maß der Stromstärke und somit der Temperatur
                              									dienen. Durch ein System von Mikroskopen wurde nun die Bewegung der Saite vergrößert
                              									auf eine Bildebene projiziert. Hinter einem Schlitz in dieser bewegten sich
                              									photographische Platten in Abhängigkeit vom Kolbenweg oder dem Kurbelwinkel. So
                              									gelang es, eine graphische Darstellung des Temperaturverlaufes zu gewinnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 572
                              
                           Folgende für die thermische Untersuchung interessante Ergebnisse wurden erzielt: Die
                              									Wandungstemperatur nahe dem Zylinderdeckel, die von besonderer Wichtigkeit ist, war
                              									im Durchschnitt am höchsten bei Sattdampfbetrieb. Selbst bei Verwendung von
                              									hochüberhitztem Dampf von 350° wurde nicht die gleiche Mitteltemperatur erreicht.
                              									Die Empfindlichkeit der Indizierung genügte den weitgehendsten Ansprüchen, da sich
                              									sogar das Vorübergleiten eines Kolbenringes an der Meßstelle im Diagramm bemerkbar
                              									machte. Der Dampf zeigte am Ende der Kompression eine auffallend hohe Temperatur,
                              									die bei Sattdampf und 10 at Druck etwa 500° betrug. Es ist beabsichtigt, die
                              									geschilderten Indizierungsvorrichtungen auch zur Untersuchung von Gasmaschinen zu
                              									verwenden. [Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure Nr. 27, Jahi-gang
                              									1913.]
                           Schmolke.
                           Anm. der Redaktion: Der Vorschlag, den in der Elektrotechnik jetzt
                              									viel benutzten und zu größter Empfindlichkeit ausgebildeten Oscillographen auch zum
                              									Studium der Wärmebewegung in Dampf- und Gasmaschinen heranzuziehen, wurde schon in
                              									D. p. J. Bd. 325 (1910) S. 548, gemacht.
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                           Schleiflehre für Spiralbohrer. (Vergl. Bd. 32 7, S. 811.)
                              									So sehr die Bedeutung des Spiralbohrers im allgemeinen auch anerkannt ist, so findet
                              									man trotzdem noch häufig genug Betriebe, namentlich kleinere, in denen man von dem
                              									Spiralbohrer durchaus nicht eine so hohe Meinung hat. Audi über die Güte der
                              									einzelnen Fabrikate hört man die verschiedensten Ansichten. An alledem dürfte der
                              									Spiralbohrer selbst zum wenigsten Schuld tragen, dagegen ist seine nutzbare
                              									Anwendung mit einer ausgesprochenen Schwierigkeit verknüpft, nämlich der des
                              									richtigen Anschliffes. Wirklich einwandfrei kann dieser nur durch möglichst
                              									selbsttätig arbeitende Spezialschleifmaschinen erfolgen, die auch in guten
                              									Ausführungen zu haben sind. Nur werden sich nicht alle Betriebe eine solche Maschine
                              									beschaffen wollen und da wird dann der Bohrer mit mehr oder weniger Glück von Hand
                              									geschliffen. Das Resultat ist dann auch danach.
                           Um ein annähernd genaues Schleifen zu ermöglichen, gibt es aber Vorrichtungen, die so
                              									einfach und billig sind, daß jede Werkstatt sie sich beschaffen kann. Eine Lehre zum Schleifen
                              									von Spiralbohrern ist in Abb. 1 bis 6 dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 573
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 573
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 573
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 573
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 573
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 573
                              Abb. 5.
                              
                           Der günstigste Spitzenwinkel – der Winkel, den die beiden Bohrerschneiden miteinander
                              									einschließen – beträgt 118°. Die Lehre hat einen entsprechenden Ausschnitt (Abb. 1). Damit der Winkel nicht schief oder einseitig
                              									zur Bohrerachse angeschliffen wird, ist an dem Ausschnitt eine Millimeterteilung
                              									angebracht, und es muß während des Schleifens darauf gesehen werden (Abb. 2), daß beide Schneidlippen genau gleichlang
                              									sind. Ebenso muß die Bohrerspitze genau in der Mitte der Bohrerseele liegen. Den
                              									richtigen Schneidewinkel zeigt ein weiterer Ausschnitt an der Lehre Abb. 3. Natürlich gilt der Winkel nur für die
                              									Schneidenbrust, da bekanntlich der Bohrer nicht einfach gerade, sondern in einer
                              									Abwälzkurve hinterschliffen werden soll.
                           Ein gewisses Kennzeichen für richtigen Anschliff ist die Lage der kleinen
                              									Verbindungslinie zwischen beiden Schneidkanten. Abb.
                                 										4 zeigt eine zu spitze, Abb. 5 eine zu
                              									stumpfe und Abb. 6 die richtig angeschliffene
                              									Mittellinie mit der Anwendung der Kontrollehre.
                           Ist somit bei Benutzung dieser Lehre für das richtige Anschleifen eines Bohrers auch
                              									ziemlich viel zu beachten, so macht sich diese Mühe doch durch längere Haltbarkeit
                              									des Bohrers und erhöhte Bohrleistung reichlich bezahlt.
                           Die Bohrerseele muß, namentlich bei stärkeren Bohrern, durch Anspitzen etwas
                              									verringert werden. Bekannten mahlt der Bohrer an der kleinen Verbindungslinie der
                              									beiden Schneidlippen nur, statt zu schneiden. Zum Beispiel gebrauchte ein 50
                              									mm-Bohrer bei 0,35 mm Vorschub in Stahl von 75 kg Festigkeit nicht angespitzt 1200
                              									kg, angespitzt dagegen nur 800 kg Bohrdruck und dementsprechend geringeren
                              									Arbeitsaufwand.
                           Es wird meist der Fehler gemacht, die Bohrer, namentlich solche aus
                              									Schnellarbeitstahl, zu langsam laufen zu lassen. Man geht hier zweckmäßig beim
                              									Bohren in welchem Eisen bis 22 m i. d. Min. Schnittgeschwindigkeit; in hartem
                              									Stahl auf 10 bis 12 m und in Gußeisen und Bronze auf etwa 30 m. Bei normalen
                              									Werkzeugstahlbohrern sind etwa die Hälfte dieser Zahlen angemessen. [Der deutsche
                              									Werkzeugmaschinenbau, 5. Juni 1913.]
                           Rich. Müller.
                           ––––––––––
                           Ueber eine bemerkenswerte Kupolofenexplosion erstattete
                              									Oberingenieur Fichtner in einer Versammlung deutscher
                              									Gießereifachleute Bericht. In einem böhmischen Eisenwerk war bei einem Ofen von 800
                              									mm lichter Weite und einer Schmelzleistung von 4 t in der Std. ein großes Stück der
                              									Ummantelung, und zwar in der Gegend der Schmelzzone herausgeflogen. Die Trümmer
                              									flogen über 10 m weit und verletzten mehr oder weniger schwer vier Leute. Von den
                              									Beschickungsmassen wurde jedoch nichts herausgeschleudert, obwohl noch etwa 3½ t
                              									Material teils geschmolzen und teils ungeschmolzen mit im Ofen befand.
                           Dem Schmelzer sind Ofenexplosionen nichts seltenes. Wird es auch nur in vereinzelten
                              									Fallen vorkommen, daß nicht entladene Granaten unter das Schmelzgut geraten, so sind
                              									doch die Möglichkeiten zu einer Kohlenoxydbildung mehrfach vorhanden, nur daß meist
                              									die Entzündung in Form einer aus der Ofenöffnung hervorschießenden Stichflamme
                              									harmloser verläuft. Hier handelt es sich um einen etwa 18 Jahre im Betriebe
                              									befindlichen Ofen, dessen eiserne Ummantelung wahrscheinlich auch nicht mehr ganz
                              									einwandfrei gewesen ist. Der Vortragende ist der Meinung, daß es sich nur um eine
                              									Kohlenoxydexplosion handeln konnte. Seinen hierüber aufgestellten eingehenden
                              									Betrachtungen entnehmen wir folgendes:
                           Eine vollkommene Verbrennung des Kohlenstoffes mit der zugeführten Luft, so daß nur
                              									Kohlensäure ohne Kohlenoxydgehalt aus dem Schornstein entweicht, wird sich praktisch
                              									ohnehin nicht erreichen lassen; man kann in den Gichtgasen bei gut eingebrannten
                              									Oefen immer noch etwa 9,3 v. H. CO bei 14,5 v. H. CO2, bei frisch
                              									angesetztem Ofen gar 18,3 v. H. CO bei 3,4 v. H. CO2 annehmen. Da ein
                              									Kohlenoxyd-Luftgemisch bei einem CO-Gehalt zwischen
                              									16,4 und 75,1 v. H. explosibel ist, so wird schon von vornherein durch reichliches
                              									Geben von Luft für ausreichende Gasverdünnung gesorgt. Während des Betriebes muß
                              									indessen der Wind öfters abgestellt werden, sei es, um abzuschlacken oder weil das
                              									Eisen nicht so schnell vergossen werden kann; hierbei bildet sich dann aus dem
                              									glühenden Koks reichlich Kohlenoxyd. Eine Vorschrift der Berufsgenossenschaft
                              									bestimmt daher, daß während dieser Zeit eine der Winddüsen mit der freien Luft zu
                              									verbinden ist. Damit die Gase sich nicht in den Windzuleitungen zu den Düsen sammeln
                              									können, muß der Absperrschieber sich dicht am Ofen befinden. Beide Bedingungen waren
                              									nicht erfüllt. Der Windabsperrschieber befand sich erst hinter einem relativ großen
                              									Windsammler, von welchem die Luft durch Rohre den Düsen zugeführt wurde. Nun hat
                              									aber auch das Gebläse nicht ordentlich gearbeitet. Es wurde angegeben, daß etwa eine
                              									Minute vor der Explosion das Gebläse durch Rutschen des Riemens kurzzeitig
                              									aussetzte. Wahrscheinlich ist dieses auch wiederholt vorgekommen, und es haben sich
                              									bei der dann mangelhaften Verbrennung die Rohrleitungen mit Kohlenoxyd angefüllt.
                              									Beim Wiederangehen des Gebläses erfolgte darauf bei dem richtigen
                              									Mischungsverhältnis mit Luft die Explosion, die den Ofen beschädigte und auch das
                              									Gebläse durch den Rückschlag vollständig zerstörte. [Stahl und Eisen 26. Juni
                              									1913.]
                           R. Müller.
                           ––––––––––
                           Große Gasmaschinen. Von A. E. L. Chorlton wird in einem Vortrag vor dem Iron and Steel Institute eine neue
                              									Konstruktionsmethode für ventillose doppeltwirkende Zweitakt-Gasmaschinen angegeben,
                              									die wie die Oechelhäuser-Maschinen eine Steuerung durch
                              									den Arbeitskolben selbst vorsieht, wobei die Maschinen aus zwei parallelliegenden
                              									Zylindern bestehen, die in der Mitte Einlaß- resp. Auslaßschlitze besitzen und an
                              									beiden Enden durch besonders geformte Angüsse verbunden sind. Der eine Kolben
                              									steuert den Einlaß durch die Schlitze in dem einen Zylinder, während der Auslaß
                              									durch die Schlitze des zweiten Zylinders erfolgt und durch den andern Kolben
                              									gesteuert wird. Aehnliche Zylinder wurden vor Jahren einfachwirkend für kleine
                              									Motoren verwendet, jedoch niemals für große Leistungen und doppeltwirkend in der
                              									besonderen Form als Duplexmaschine, wie sie vom Verfasser vorgeschlagen wird.
                           Der Zylinder der neuen Gasmaschine besteht aus zwei U-förmigen Röhren ohne
                              									Kühlmantel, die an ihren Enden miteinander verschraubt werden. Die Ein- und
                              									Auslaßschlitze liegen in der Verbindung beider Röhren. Der Guß dieser Röhren
                              									gestaltet sich sehr einfach, da alle Querschnitte zylindrisch sind und keine
                              									Gußspannungen zu befürchten sind. Nachdem die gewöhnlich verwendeten starken
                              									Flanschen und Verbindungen wegfallen, ist eine wirksame Wasserkühlung möglich, so
                              									daß die Maschine mit einer höheren Betriebstemperatur als bisher gebräuchlich laufen
                              									kann. Da Ausnehmungen und Verbindungen in der Verbrennungskammer wegfallen, sind
                              									Vorzündungen wenig zu befürchten, die Wirksamkeit der Spülung wird erhöht und eine
                              									hohe Kompression ist ohne Gebrauch der Wassereinspritzung zulässig. Die Kühlung wird
                              									in einfacher Weise dadurch bewirkt, daß der ganze Duplexzylinder in einen Wassertank
                              									gesetzt und mit dessen Boden verschraubt wird. Die Verbindung der Auslaßschlitze mit
                              									dem Auspuff wird in einer Stopfbüchse durch den Tank geführt.
                           Außer dem Vorteil der großen Einfachheit gegenüber den bisher gebauten wagerechten
                              									Gasmaschinen gestattet die neue Duplextype eine Verringerung der Anschaffungskosten
                              									um 20 v. H., da sie unter Druckschmierung und mit viel höheren Geschwindigkeiten als
                              									die wagerechten Gasmaschinen arbeitet, nachdem jedem Hub eine Kompression entspricht
                              									und dadurch die Trägheit der hin- und hergehenden Massen ausgeglichen wird. Die
                              									gewöhnlichen Luft- und Gaspumpen werden an dem einen Maschinenende angeordnet, der
                              									Regler wird durch Sohraubenräder angetrieben und die Zündung ist eine
                              									rotierende Magnet-Hochspannungszündung. Die übrigen Einzelheiten der Maschine
                              									entsprechen der sonst gebräuchlichen Bauart.
                           Sch.
                           ––––––––––
                           Wirtschaftlichkeit von Kraftwerksantrieben für
                                 										Hüttenwerke. Drei Konkurrenten bewerben sich um die Krafterzeugung in
                              									Hüttenwerken: Die Dampfturbine, die Großgasmaschine und der Diesel-Motor. Jede dieser drei Maschinen hat ihre Vor- und Nachteile, hat
                              									Eigenschaften, welche ihre Verwendung in einem bestimmten Falle besonders
                              									wünschenswert erscheinen lassen. Eine übersichtliche Zusammenstellung dieser Daten
                              									ist sehr wünschenswert und dieser Aufgabe hat sich Oberingenieur H. Gerike, Nürnberg, unterzogen. Wir geben nachstehend die
                              									wichtigsten Einzelheiten seiner Mitteilungen in „Stahl und Eisen“ Nr. 24 und
                              									25.
                           
                        
                           I. Dampfturbinen.
                           a. Vorzüge:
                           1. Unbeschränkte Größe der Einheiten. Maschinen von 4 – 5000 KW bei 3000 Touren sind
                              									wiederholt mit Erfolg ausgeführt, bei 1500 Touren geht man bis 12000 KW entsprechend
                              									17000 PS, bei 1000 Touren sogar bis 30000 KW in einer Maschine.
                           Die Kondensationsanlage, die einen der wichtigsten Teile der Turbinenanlage
                              									vorstellt, ist neuerdings durch Ersatz der rotierenden Luftpumpen oder
                              									Kolbenluftpumpen durch Strahldüsen ohne bewegliche Teile wesentlich verbessert
                              									worden.
                           Der Dampfverbrauch der Dampfturbinen ist auf einer Stufe angelangt, die thermischen
                              									Wirkungsgraden von 70 bis 74 v. H. entsprechen, so daß eine nennenswerte
                              									Verbesserung der Dampfverbrauchsziffer kaum möglich ist. Bei einem Abnahmeversuch in
                              									Kassel wurde für eine 2000 KW-Turbine bei Vollast 5,54 kg Dampf für 1 KW/Std. bei
                              									12,75 at Eintrittsdruck und 345° Eintrittstemperatur festgestellt. Wichtig ist, daß
                              									auch bei Viertelbelastung der Verbrauch nur 6,36 kg beträgt, so daß die
                              									Wirtschaftlichkeit mit der Belastung nur wenig veränderlich ist.
                           Dieser geringe Dampfverbrauch der Turbinen in Verbindung mit den modernen
                              									Hochleistungswasserrohrkesseln, welche die an sich schon verhältnismäßig kleine
                              									Dampfmenge sehr rationell erzeugen, bringt es mit sich, daß
                           2. die Anlagekosten einer Dampfturbine bezogen auf die Leistungseinheit sehr niedrig
                              									ausfallen.
                           Nach beigegebenen Kurven betragen die Anlagekosten bei 2000 PS etwa 200 M für 1 PS,
                              									bei 10000 PS nur noch 100 M für 1 PS in betriebsfertig aufgestellter Anlage,
                              									allerdings ohne Grundstücks- und Wasserbeschaffungskosten.
                           3. Große Ueberlastbarkeit.
                           4. Verwendbarkeit aller festen, flüssigen und gasförmigen, selbst der
                              									minderwertigsten Brennstoffe zum Betriebe der Kessel.
                           b. Nachteile der Dampfturbine sind:
                           1. Größere Abhängigkeit des Wärmeverbrauchs von der Sorgfalt der Bedienung und
                              									Instandhaltung.
                           2. Die Gefahren und Uebelstände des Kesselbetriebes.
                           
                           3. Brennstoff Verluste durch das Anheizen neuer Kessel bei Kesselwechsel und
                              									durch Abbrand.
                           4. Der große Kühlwasserverbrauch der Kondensationsanlagen, deren Betriebsverhältnisse
                              									von ausschlaggebender Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit des Betriebes sind.
                           
                        
                           II. Großgasmaschinen.
                           a. Vorzüge:
                           1. Wesentlich besserer thermischer Wirkungsgrad als Dampfanlagen, daher wesentlich
                              									geringerer und von der Größe der Maschine unabhängiger spezifischer
                              									Wärmeverbrauch.
                           2. Kein Kesselbetrieb, daher keine Rauchbelästigung.
                           3. Sofortige Betriebsbereitschaft.
                           4. Keine Brennstoffverluste durch Anheizen und Abbrand.
                           5. Verhältnismäßig sehr geringer Kühlwasserverbrauch.
                           b. Nachteile:
                           1. Die Größe einer Einheit geht nicht über 6000 PS, obwohl die Leistungen neuerdings
                              									durch das Ausspülen der im Zylinder zurückgebliebenen verbrannten Gase, und durch
                              									Vergrößerung der Ladung mittels künstlichen Aufpumpens in die Höhe gesetzt werden
                              									konnten.
                           2. Beanspruchung der Fundamente durch die Massenkräfte.
                           3. Höherer Verbrauch an Putz- und Schmiermaterial.
                           
                        
                           III. Dieselmotoren.
                           a. Vorzüge:
                           1. Noch bessere Wärmeausnutzung als bei Gasmamaschinen.
                           2., 3., 4., und 5. wie bei diesen.
                           6. Die Möglichkeit, ganz billige flüssige Brennstoffe, wie Teeröl und Teer, zum
                              									Betrieb von Diesel-Motoren zu verwenden, indem dieselben mit leicht entzündbaren
                              									Oelen vermischt werden. Dieser Punkt ist so zu sagen entscheidend gewesen für
                              									den Bau großer Diesel-Motoren,
                           b. Nachteile:
                           1. Beschränkte Größe, 4000 PS ist zurzeit das äußerst erreichbare Maximum, dabei sind
                              									schon sechs Zylinder erforderlich.
                           2. Beanspruchung der Fundamente durch Massenkräfte.
                           3. Höherer Verbrauch an Putz- und Schmiermaterial.
                           Alle drei Maschinengattungen sind hinsichtlich Betriebssicherheit, Lebensdauer und
                              									Güte der Regulierung als gleichwertig anzusehen.
                           Die verhältnismäßig am einfachsten erscheinende Dampfturbinenanlage ist jedenfalls
                              									den anderen nicht überlegen.
                           Was nun die Wirtschaftlichkeit der drei Maschinengattungen selbst betrifft, so
                              									enthält die angezogene Arbeit eine Reihe von Kurven, welche einen bequemen Vergleich
                              									gestatten. Beachtenswert ist besonders, daß bei Teilbelastungen die Dampfturbine
                              									hinsichtlich Wärmeverbrauch besser abschneidet als die Gasmaschinen und die
                              									Diesel-Maschinen. Hervorzuheben ist auch, daß die Abschreibungen an Gasmaschinen zu
                              									Unrecht meist viel höher angesetzt werden als bei Dampfturbinen.
                           Wegen der sofortigen Betriebsbereitschaft der Diesel-Maschine ist man geneigt, sie
                              									zum Ausgleich der Spitzenbelastungen und als Reservemaschine für besonders geeignet
                              									zu halten. Dies trifft indessen nur zu, wenn die Betriebsbereitschaft tatsächlich
                              									das ausschlaggebende Moment für die Wahl der Maschine ist. Sieht man gleichzeitig
                              									auf Anlagekosten und möglichst rationellen Betrieb, so ist die Dampfturbine zu
                              									wählen. Im übrigen ist natürlich auch die Frage der mehr oder minder leichten
                              									Brennstoffbeschaffung sehr einschneidend.
                           Hr.