| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 665 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ueber den Turbinenpumpenbau der Firma C. H. Jaeger &
                                 										Co. in Leipzig berichtet H. Miller in Heft 26
                              									und 27, 1913, der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Die genannte Firma
                              									beschäftigt sich ausschließlich mit der Herstellung von Turbinenmaschinen, in der
                              									Erkenntnis, daß sich der Bauschneilaufender Turbinenmaschinen und langsamlaufender
                              									Kolbenmaschinen nicht ohne Schaden in einer Werkstatt vereinigen läßt.
                           Ein sehr großer Teil der von Jaeger hergestellten Pumpen
                              									findet für Wasserhaltungsanlagen in Bergwerken Verwendung. Da diese Maschinen
                              									meistens für große Leistungen bestimmt sind, wird für sie ein hoher, innerhalb
                              									weiter Grenzen sich wenig ändernder Wirkungsgrad verlangt. Zur Feststellung des
                              									Wirkungsgrades und der Leistung wird jede Pumpe auf dem Versuchsstande geprüft. Zur
                              									Messung der geförderten Wassermenge dienen eine Reihe von Ueberf all wehren sowie
                              									Meßdüsen. Die der Pumpenwelle zugeführte Leistung wird durch Dynamometer Bauart Jaeger (s. Z. d. V. d. I. 1905 S. 1187) und
                              									Gleichstrommotoren bis zu 400 PS Leistung geprüft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 665
                              Abb. 1.
                              
                           Hinsichtlich der Bauart der Turbinenpumpe von Jaeger im
                              									allgemeinen ist auf einen Aufsatz darüber in der Z. d. V. d. I. 1905 S. 1181
                              									verwiesen. Im vorliegenden Bericht sind nur einige Besonderheiten hervorgehoben. Die
                              									Laufräder werden nicht gegeneinander sondern hintereinander geschaltet. Dadurch
                              									ergibt sich eine einfache Wasserführung und eine einfache Gehäusekonstruktion. Der
                              									bei dieser Ausführung notwendige sorgfältige Ausgleich des Achsialschubes wird in
                              									verschiedener Weise erreicht. Die ursprüngliche Ausführung der
                              									Entlastungsvorrichtung ist in Abb. 1 dargestellt.
                              									Vor und hinter dem Rade b sind Dichtungsringe a von gleichem Durchmesser angeordnet. Durch Bohrungen
                              										c in der Radnabe werden die Räume d und e vor und hinter dem
                              									Rade mit einander verbunden, so daß auf beiden Seiten gleiche statische Drucke
                              									herrschen. Der Strömungsdruck gegen die Radnabe b wird
                              									durch einen entsprechend geformten Entlastungssteller f
                              									ausgeglichen. Die Druckunterschiede an den Dichtungsstellen der einzelnen Räder sind
                              									gering, und damit auch die Abnutzungen. Infolgedessen wird diese Anordnung
                              									insbesonders für Abteufbetriebe, bei denen mechanisch stark verunreinigtes Wasser zu
                              									fördern ist, verwandt. Eine doppeltwirkende hydraulische Entlastung, welche die in
                              									wechselnder Richtung auftretenden Seitenschübe selbsttätig aufhebt, stellt Abb. 2 dar. Bei a wird
                              									Druckwasser aus der Pumpe zugeführt. Wirkt der Achsdruck in der Pfeilrichtung, so
                              									schließt sich Spalt b, während sich Spalt c öffnet. Infolgedessen fließt das Druckwasser in den
                              									Raum d vor dem Druckteller e, verschiebt die Welle entgegengesetzt zur Pfeilrichtung und fließt
                              									bei f wieder ab. Wirkt der Achsdruck entgegengesetzt
                              									zur Pfeilrichtung, so öffnet sich Spalt b, während sich
                              									Spalt c schließt. Alsdann gelangt das Wasser durch die
                              									Bohrungen g auf die Rückseite des Tellers e und fließt bei f und h ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 665
                              Abb. 2.
                              
                           Werden die Dichtungsringe an den Rädern auf der Druckseite fortgelassen, und die
                              									Bohrungen an den Naben geschlossen (vergl. Abb. 1),
                              									so wirkt der Achsdruck nur nach der Saugseite und kann durch einen einfachwirkenden
                              									Teller wie in Abb. 3 dargestellt aufgenommen
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 665
                              Abb. 3.
                              
                           Kleinere Pumpen werden mit dem Motor zusammen auf einer gemeinsamen Grundplatte
                              									montiert. Bei größeren Aggregaten bekommt jeder Teil eine kleine Platte für sich,
                              									die dann auf einen gemeinsamen schmiedeeisernen in Beton eingegossenen Rahmen
                              									gesetzt werden. Dieser kann den etwaigen Verschiebungen im Untergrunde ohne Schaden
                              									folgen, während eine große Grundplatte sich dabei leicht verzieht. Wellen werden aus
                              									Nickelstahl, Räder und Leitringe aus Bronze angefertigt. Für die Teile, die gegen
                              									Abnutzung unempfindlich sein sollen, wird das Material dem jeweiligen
                              									Verwendungszweck entsprechend bestimmt.
                           Der Vorteil, bei Aufstellung von Turbinenpumpen in einer Maschine Drucke von 1000 m
                              									W.-S. und mehr zu erreichen, ermöglicht es, die Wasserhaltung in Bergwerksanlagen zu
                              									zentralisieren. Die erste Anlage, welche in dieser Weise durch Aufstellung von Jaeger- Pumpen umgeändert wurde, ist die Wasserhaltung
                              									des Schachtes Hamburg der Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G.
                              										Dort wurden
                              									Einzel-Wasserhaltungen auf der 1., 3., 4. und 7. Sohle sowie eine über Tage
                              									befindliche Gestängemaschine durch zwei 13 stufige Pumpensätze, von denen jeder 4,4
                              									cbm/Min. auf 645 m manometrische Förderhöhe hebt, ersetzt. Die erste Anlage für eine
                              									Förderhöhe von rund 1000 m W.-S. ist für die Bergwerksgesellschaft Hermann m. b. H. in Bork a. d. Lippe ausgeführt. Sie
                              									besteht aus drei gleichen Pumpengruppen, die je 14 Laufräder besitzen und je 5
                              									cbm/Min. auf rund 1000 m manometrische Druckhöhe bei 1480 Uml./Min. und rund 1500 PS
                              									Kraftbedarf fördern.
                           Die Wirkungsgrade von Turbinen-Wasserhaltungen mittlerer Leistung sind etwa 75 bis 78
                              									v. H. Daß sie trotzdem den Kolbenmaschinen überlegen sind, haben wir in Heft 11 d.
                              									Bd. ausgeführt. Im Aufsatze von Mitter ist noch eine
                              									Anzahl von Jaeger auf Berg- und Hüttenwerken ausgeführter
                              									Anlagen beschrieben.
                           Ein weiteres Anwendungsgebiet haben die Turbinenpumpen als Lenzpumpen im Schiffbau
                              									und als Feuerlöschpumpen gefunden. Auch für Hauswasserversorgung werden kleine
                              									zweistufige Pumpen für 40 bis 120 l/Min, und 20 bis 30 m Förderhöhe hergestellt. Ein
                              									Anwendungsgebiet für sich stellen die Dampfkraftzentralen dar, insbesondere die
                              									Dampfturbinenzentralen, in denen die Turbinenpumpen als Kondensatpumpen, als
                              									Kühlwasserpumpen für den Kondensator und als Kesselspeisepumpen Verwendung finden.
                              									Die letztgenannten werden bei Motorantrieb für normal 3000, bei Turbinenantrieb bis
                              									6000 Uml./Min. ausgeführt.
                           Neuerdings liefert Jaeger auch wasserbeaufschlagte
                              									Turbinenluftpumpen, die durch Regelung der Hilfswassermenge und damit ihrer Leistung
                              									und ihres Kraftbedarfes auch stark wechselnden Luftmengen angepaßt werden können.
                              									Besonders günstig bezüglich der Gesamtanordnung stellt sich der Zusammenbau einer
                              									solchen Luftpumpe mit der Kondensatpumpe in einem gemeinsamen Gehäuse dar.
                           Die Gesamtzahl der von Jaeger bis zum Januar 1913
                              									gelieferten Pumpen ist rund 3000.
                           Dipl.-Ing. C. Ritter.
                           ––––––––––
                           Unfall beim Betrieb einer Dampfmaschine. In Nr. 11 der
                              									Zeitschrift des Bayerischen Revisions-Vereins vom 15. Juni 1913 wird über folgenden
                              									Unfall berichtet: Es handelt sich um eine liegende Einzylinder-Dampfmaschine. Der
                              									Zylinder hatte 250 mm ⌀, der Hub war 420 mm, die Drehzahl betrug 150 in der Min.,
                              									die Leistung normal 35 PS. Die Steuerung war eine Kolbenschiebersteuerung.
                           Wie aus der Abbildung ersichtlich ist, führte die Abdampfleitung B zunächst nach einem Entöler C. Von dort ging der Dampf durch ein wagerecht liegendes Rohrstück nach
                              									einem senkrecht aufgestellten Vorwärmer E. In diesem
                              									wurde ein Teil der Dampfwärme dazu benutzt, das Speisewasser vorzuwärmen, welches
                              									durch den rechten oberen Stutzen in den Vorwärmer eintrat und durch den linken
                              									Stutzen wieder abgeführt wurde. Das bei dieser Wärmeabgabe sich bildende Wasser
                              									floß zum Entöler C zurück und von dort aus zum
                              									Niederschlagwasserabscheider D. Der Vorwärmer hatte
                              									also keinen besonderen Wasserabscheider. Vom Vorwärmer aus konnte der Abdampf nun
                              									zwei verschiedene Wege einschlagen, entweder ging er in den wagerecht liegenden
                              									Abdampfverteiler G und wurde dann zu Heiz- und anderen
                              									Zwecken benutzt, oder aber er ging in die senkrechte Auspuffleitung. Um die Richtung
                              									für den Dampf zu bestimmen, waren, wie in der Abbildung angedeutet ist, zwei
                              									Drosselklappen F so miteinander durch einen Hebel
                              									verbunden, daß die eine Drosselklappe sich öffnete, wenn die andere sich schloß, und
                              									umgekehrt. Der Abdampfverteiler G konnte aber auch
                              									außer durch den Abdampf noch direkt durch Frischdampf gespeist werden. Um einen zu
                              									hohen Druck zu verhüten, war auf dem Abdampfverteiler noch ein Sicherheitsventil H angebracht. An den Abdampfverteiler war außerdem noch
                              									ein selbsttätig wirkender Wasserabscheider angeschlossen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 666
                              a = Wasser, b = Auspuff, c =
                                 										Frischdampf, d = Heizung.
                              
                           Die Dampfmaschine war einige Monate in Betrieb gewesen und hatte ohne Störung
                              									gearbeitet, als eines Morgens kurz nach dem Anlassen der Maschine ein Stillstehen
                              									infolge des Bruches einzelner Teile eintrat. Die Kurbel hatte sich um 25 mm auf dem
                              									Umfange der Welle verdreht. Sie war durch einen etwa 20 mm dicken, runden Keilstift
                              									auf der Welle festgehalten. Dieser Keilstift war zum Teil nach außen gedrückt und
                              									hatte einen Teil des Wellenmaterials abgeschert. Die Welle war unmittelbar hinter
                              									der Kurbel etwas abgeknickt, so daß der Kurbelarm nicht mehr senkrecht zur Welle
                              									stand. Die Schubstange, die etwa 56 mm stark war, hatte sich nach oben durchgebogen,
                              									die 1¼-zölligen Schrauben am Stangenkopf der Schubstange waren abgerissen, und die
                              									Lager-schale des Kurbelzapfens war stark verbogen. Der Keil am Kreuzkopf, der zur
                              									Verbindung von Kreuzkopf und Kolbenstange diente, war nach der Zylinderseite zu
                              									verbogen, und der am vorderen Ende der Kreuzkopfführung befestigte Oelfangring war
                              									am oberen Umfang ausgebrochen.
                           
                           Die schadhaften Teile wurden erneuert und die noch brauchbaren wurden in Ordnung
                              									gebracht. Doch nach kurzer Betriebszeit trat wieder ein Unfall ein. Nach dem
                              									Anlassen riß die Kolbenstange an der durch das Keilloch geschwächten Stelle ab.
                              									Wahrscheinlich hatte das Material schon nach dem ersten Unfall an dieser Stelle
                              									gelitten. Diesem Umstände ist es wohl zuzuschreiben, daß durch dies vorzeitige
                              									Abreißen der Kolbenstange nicht die beim ersten Unfall eingetretenen Zerstörungen
                              									der Schubstange, Welle und Kurbel sich wiederholten. Der zweite Unfall trat ein,
                              									kurz nachdem Frischdampf vom Kessel in den Dampfverteiler geleitet war.
                           Bei der nun folgenden eingehenden Untersuchung stellte sich heraus, daß der an den
                              									Entöler C angeschlossene Niederschlagwasser-Abscheider D unwirksam geworden war, weil sich in ihm dickes Oel angesammelt hatte.
                              									Ein am Abscheider befindlicher Hebel, der gestattete, den Topf während des Betriebes
                              									beliebig auszublasen, war schwer zugänglich und war vor dem ersten Unfall niemals
                              									benutzt worden. Nach dem zweiten Unfall hatte man sich darauf beschränkt, ihn
                              									während des Stillstandes der Maschine einige Male hin- und herzubewegen. Doch es
                              									hatte dabei kein Ausblasen stattfinden können, da kein Dampfdruck vorhanden war.
                              									Außerdem stellte sich heraus, daß der Vorwärmer E
                              									undicht war, so daß die Leitung zwischen Vorwärmer und Entöler sich bald mit Wasser
                              									füllen konnte. Als nun Frischdampf in den Abdampfverteiler G geleitet wurde, übertrug sich der Druck rückwärts durch die
                              									Abdampfleitung nach dem Zylinder A der Dampfmaschine,
                              									und die Bewegung des Kolbens wurde durch das in die Maschine eintretende Wasser
                              									aufgehalten.
                           Es wurde der Vorwärmer ausgebessert und an diesen eine besondere
                              									Entwässerungsvorrichtung angeschlossen. Ferner wurde dafür gesorgt, daß der Hebel
                              									zum Ausblasen des Niederschlagwasser-Abscheiders jederzeit während des Betriebes
                              									bequem bedient werden konnte.
                           R. Simon.
                           ––––––––––
                           Das Heißlaufen von Wellen und Zapfenlagern bei
                                 										Dampfmaschinen. Das Warmwerden oder Brennen der Lager macht sich beim
                              									Dampfmaschinenbetrieb oft als recht unliebsame Störung geltend, so daß es sich der
                              									Mühe verlohnt, näher auf die Ursachen dieses Uebelstandes einzugehen, um dadurch die
                              									Grundlagen für eine wirksame Abhilfe zu gewinnen. Zunächst kann eine zu geringe
                              									Bemessung der Auflagerfläche die Ursache des Heißlaufens sein. Es läge also ein
                              									rechnerischer Fehler vor. Dies ist verhältnismäßig selten der Fall, kann aber
                              									eintreten, wenn die Welle infolge nachträglicher Aenderungen der Konstruktion
                              									stärker belastet wird, als ursprünglich vorgesehen war, und eine Wiederholung der
                              									Berechnung unterblieben ist. Vielfach wird auf die Durchbiegung der Welle keine
                              									Rücksicht genommen. Es wird durch sie ein Warmwerden der Innenseiten des Lagers
                              									hervorgerufen. Es ist daher unbedingt notwendig, bei der Montage der Maschine nicht
                              									die nackte, sondern die belastete Welle einzupassen und die Lager nachzuschaben, bis
                              									sie auf der ganzen Fläche tragen. Unterlassungssünden in dieser Hinsicht rächen
                              									sich oft sehr, da bauliche Verhältnisse des Maschinenhauses eine Verbesserung des
                              									Fehlers nach Inbetriebsetzung vielfach recht erschweren. Bisweilen wird das Brennen
                              									der Lager dadurch verursacht, daß die Mittellinie der Maschine nicht im rechten
                              									Winkel zur Mittellinie der Welle liegt. Dies kommt vor, wenn der Monteur nach dem
                              									Ausrichten der Maschine noch nachträglich Teile einbaut, bevor die Hauptlager
                              									ausgegossen und festgeschraubt sind. Die Gefahr eines Verschiebens der bereits
                              									festgelegten Teile ist in diesem Fall sehr groß, und die Nachlässigkeit kann ein
                              									Lösen und nochmaliges Richten der ganzen Anlage notwendig machen. Aehnliche
                              									Erscheinungen treten auf, wenn der Kurbelzapfen nicht fluchtrecht mit der Welle
                              									sitzt. Der Fehler hat seinen Grund meist darin, daß die Bohrung für den Kurbelzapfen
                              									vor dem Aufziehen der Kurbel auf die Welle hergestellt, und beim Hereintreiben des
                              									Keiles die Kurbel hinten herübergedrückt wird. Auch die Bohrungen der Zapfenlager
                              									sind bisweilen schief zur Mittellinie der Pleuelstange. Sie müssen daher zusammen
                              									mit der Stange aufgepaßt werden. Eine weitere Veranlassung des Warmlaufens ist zu
                              									starkes Anziehen der Lager. Allerdings muß ein ruhiger Gang der Maschine unbedingt
                              									erzielt werden. Es gehört aber Ueberlegung und Verständnis dazu, wenn man dies
                              									erreichen will, ohne durch zu festes Aufpressen der Lagerschalen über das Ziel
                              									hinauszuschießen. Stöße in der Maschine rufen ebenfalls Erhitzung der Lagerung
                              									hervor. Sie können ihren Grund in unrichtiger Kompression haben. Ein Montagefehler
                              									braucht nicht vorzuliegen. Fast stets müssen Lager, wenn sie sich aus irgend einem
                              									Grunde einmal heißgelaufen haben, nachgearbeitet werden, da infolge der
                              									Volumenzunahme bei der Erwärmung eine Verkleinerung der lichten Weite verursacht
                              									wird, weil eine Vergrößerung nach außen durch den Lagerkörper verhindert wurde.
                              									Selbstverständlich ist die Schmierung von größter Wichtigkeit. Trotz der
                              									Vervollkommnung durch Einführung von Ringschmierlagern und zentraler
                              									Zapfenschmierung kommen Fehler durch Versäumnis des Zeitpunktes der Oelerneuerung
                              									und mangelhafte Beschaffenheit des Schmiermaterials vor. Auch die unsachgemäße
                              									Anordnung der Schmiernuten ist oft die Ursache zu Störungen. Es kann ferner durch zu
                              									scharfkantige Ränder ein Verschmieren der Nuten eintreten. Man findet dies besonders
                              									häufig bei der Verwendung von Weißmetall. [Werkstattechnik, 18. Juli 1913.]
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           Glühkopfmotoren. Glühkopfmotoren werden zur Zeit sehr
                              									häufig für kleinere Leistungen als Ersatz für Diesel-Maschinen verwendet. Es ist bis jetzt nicht gelungen, den Glühkopfmotor
                              									so ökonomisch zu gestalten, wie die Diesel-Maschine, was
                              									mit Rücksicht auf die steigenden Weltmarktpreise der Treiböle von großer Wichtigkeit
                              									wäre. Die Glühkopfmaschinen arbeiten mit Wassereinspritzung in den Verbrennungsraum,
                              									wobei die Wassereinspritzung selbsttätig oder von Hand reguliert werden kann. In der
                              									Tabelle sind Leistungen und Brennstoffverbrauchzahlen zusammengestellt, wie sie in
                              									der Zeitschrift„Oel- und Gasmaschine“ 1913 S. 49 bis 53 enthalten sind. Eine
                              									allgemeine Gültigkeit kann diesen Zahlen nicht zugeschrieben werden.
                           
                              
                                 Zweizylinder-Grühkopfmotorn =
                                    											360,Gewicht = 4000 kg,Preis = 6000 M
                                 Zweizylinder-Viertakt-Dieselmaschinen = 240, Leistung = 60
                                    											PS,Gewicht = 11500 kg,Preis = 12000 M
                                 IZweizylinder-Viertakt-Dieselmaschinen = 350, Leistung = 60
                                    											PS,Gewicht = 4500 kg,Preis = 11000 M
                                 
                              
                                 Leistung
                                 Brennstoff-verbrauchPS Std in g
                                 Leistung
                                 Brennstoff-verbrauchPS Std in g
                                 Leistung
                                 Brennstoff-verbrauchPS Std in g
                                 
                              
                                 61,5
                                 231
                                 60
                                 200
                                 60
                                 215
                                 
                              
                                   50,75
                                 246
                                 45
                                 210
                                 45
                                 235
                                 
                              
                                 43,2
                                 266
                                 40
                                 220
                                 40
                                 245
                                 
                              
                                 34,6
                                 302
                                 30
                                 245
                                 30
                                 260
                                 
                              
                                 23,4
                                 376
                                 15
                                 325
                                 25
                                 350
                                 
                              
                                 14,2
                                 506
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Die jährliche Amortisationsdifferenz zwischen I und II stellt sich auf 600 M,
                              									zwischen I und III auf 500 M, die Verbrauchsdifferenz zwischen I und II stellt sich
                              									für die PS/Std. auf etwa 50 g, zwischen I und III auf 40 g, das ist bei 3000
                              									Betriebsstunden 9000 bzw., 7200 kg.
                           Je nach den effektiven Betriebsstunden und dem am Betriebsort herrschenden
                              									Brennstoffpreis für Gasöl, Blauöl, Steinkohlenteeröl ändert sich die Größe, bis zu
                              									welcher die Glühkopfmaschine mit der Diesel-Maschine
                              									konkurrieren kann, der niedrigere Anschaffungspreis des Glühkopfmotors ist aber in
                              									vielen Fällen ausschlaggebend.
                           W.
                           ––––––––––
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 668
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 668
                              Abb. 2.
                              
                           Ein neuer Maschinenantrieb, das Reibkeilband System Halfmann, soll einige der Hauptnachteile des Antriebes
                              									mittels Riemen und Seilen vermeiden. (Zeitschr. für prakt. Maschinenbau, 25. Juni
                              									1913). Das Reibkeilband besteht, wie die Abb. 1 bis
                              										3 zeigen, aus einer Art Kette mit kreuzweis
                              									angeordneten Gliedern, welche an ihren Drehbolzen f
                              									Reibkeile aus Vulkanfiber tragen. Durch die kreuzweise Anordnung der Glieder wird
                              									erreicht, daß bei einer Krümmung der Kette sich die Fiberkeile in radialer Richtung
                              									einstellen können (vergl. Abb. 2). Die Drehgelenke
                              									der Kettenglieder sind in bekannter Weise mit Buchsen ausgestattet, um die Reibung
                              									und die Abnutzung bei der Bewegung zu verkleinern; Abflachungen der Bolzen
                              									ermöglichen in ebenfalls bekannter Weise das Einbringen von Starrschmiere.
                           Durch die Keilwirkung wird beim Antrieb von Scheiben naturgemäß eine bedeutende
                              									Anpressungskraft erzielt, ohne daß die Spannung im gezogenen Trum besonders hoch
                              									werden muß, die Folge davon ist, daß das Keilband ohne Vorspannung auf die Scheiben
                              									aufgebracht werden kann, und daß Spannrollen auch bei kleinen Achsenabständen
                              									unnötig sind. Auch wird dadurch der Wirkungsgrad erhöht; allerdings dürfte der für
                              									eine Uebertragung von 100 PS bei 10,5 m/Sek. angegebene Wirkungsgrad von 99,25 v. H.
                              									wohl etwas sehr hoch geschätzt sein!
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 668
                              Abb. 3.
                              
                           Die Scheibenbreite wird wesentlich geringer als bei Verwendung von Riemen- oder
                              									Seiltrieben, ein Vorteil, der im Verein mit dem möglichen geringeren Achsenabstand
                              									für viele Zwecke nicht zu unterschätzen ist und zur Verbilligung einer Anlage
                              									beitragen kann. Auch der Preis des Keilbandes soll geringer sein als der eines
                              									gleichwertigen Riemen- oder Seiltriebes. Allerdings müßte die Lebensdauer des
                              									ziemlich kompliziert zusammengebauten Zugmittels erst durch Betriebserfahrungen
                              									erwiesen werden.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––––––
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 668
                              
                           Die Lentz-Metall-Stopfbüchsendichtung bezweckt die
                              									Vermeidung der Uebelstände der bisher gebräuchlichen Stopfbüchsen, nämlich die
                              									Gefahr des Heißlaufens der Kolbenstange und die überflüssige Vergrößerung der
                              									Reibung durch das Anziehen der Packung. Infolgedessen besteht die Lentz-Dichtung, die im ganzen nach Art einer
                              									Labyrinth-Dichtung ausgebildet ist, aus einer Anzahl achsial hintereinander
                              									gelagerter Kammerringe a (s. Abb.), zwischen deren
                              									genau bearbeiteten Stirnflächen sich ungeteilte Dichtungsringe b befinden. Diese sind auf die Kolbenstange ziemlich
                              									dampfdicht aufgeschhffen und außerdem an den Stirnflächen ebenfalls sauber
                              									geschliffen, so daß sie sich annähernd dampfdicht auf die Kammerringe auflegen, wenn
                              									einseitig Dampfdruck auf sie wirkt. Der Dampf, der z.B. von links eintretend sich
                              									noch zwischen dem ersten Ring und der Kolbenstange sowie durch die Dichtungsfläche des als
                              									Ventilkörper wirkenden ersten Ringes mit dem zugehörigen Kammerring durchzwängt,
                              									verliert zunächst in der folgenden Kammer durch Wirbelbildung an Bewegungsenergie,
                              									durch weitere Drosselung in den nacheinander durchströmten Kammern wird erreicht,
                              									daß in die letzte nur noch ein ganz leichter Dampfschleier tritt.
                           Die Dichtung, die von der Firma Heinrich Lanz, Mannheim,
                              									seit etwa sechs Jahren in Tausenden von Ausführungen in Lokomobilen eingebaut ist,
                              									soll sich im Betrieb außerordentlich gut bewährt haben.
                           Die Herstellung der ganz aus Gußeisen bestehenden Dichtung geschieht als
                              									Massenfabrikation auf eigens für diesen Zweck durchgebildeten Spezialmaschinen, von
                              									denen einige in der Zeitschrift f. prakt. Maschinenbau, 25. Juni 1913, abgebildet
                              									und beschrieben werden.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––––––
                           Die Benennung der spezifischen Flüssigkeitsdrücke ist in
                              									den kürzlich vom Verein Deutscher Ingenieure und dem Verein Deutscher
                              									Maschinenbauanstalten aufgestellten „Regeln für Leistungsversuche an Ventilatoren
                                 										und Kompressoren“ durch Begriffsbestimmungen festgelegt worden, die zum Teil
                              									im Widerspruch stehen zu der in vielen der bekanntesten Lehr- und Hilfsbüchern
                              									üblichen Bezeichnungsweise. So definiert die „Hütte“ als „hydrostatischen
                                 										Seitendruck“ den absoluten Druck der in Ruhe gedachten Flüssigkeit auf die
                              									Wandung der Leitung, gemessen in m der Flüssigkeitssäule, wobei der dynamische
                              									Einfluß der Geschwindigkeit v durch die Höhe
                              										\frac{v^2}{2\,g} mit einbegriffen sein soll, als
                              										„hydrodynamischen Seitendruck“ den absoluten Druck der in Bewegung
                              									gedachten Flüssigkeit auf die Wandung der Leitung.
                           Die „Regeln“ dagegen verstehen unter statischem Druck den inneren Druck eines
                              									geradlinig strömenden Gases, also den Druck, den ein im Gasstrom mitbewegtes
                              									Meßgerät anzeigen würde, sowie den Druck, den ein parallel zur Kanalwand strömendes
                              									Gas auf diese ausübt. Dynamischer Druck (Geschwindigkeitsdruck) ist dann die größte
                              									Drucksteigerung, die in einem bewegten Gasstrom vor einem Hindernis auftritt; sie
                              									folgt als p_d=\gamma\,.\,\frac{v^2}{2\,g}, wo v = Stromgeschwindigkeit, γ
                                 										= Raumgewicht des Gases. Gesamtdruck ist die algebraische Summe des
                              									statischen und dynamischen Drucks.
                           Demnach bezeichnen die „Regeln“ das als statischen Druck, was die
                              										„Hütte“ dynamischen Druck nennt. Die Unstimmigkeit erklärt sich dadurch,
                              									daß eben bisher einheitliche Vereinbarungen nicht getroffen waren und daß deshalb
                              									die mit der Ausarbeitung der Regeln betraute Kommission dem nach ihrer Ansicht
                              									verbreitetsten Sprachgebrauch folgen mußte.
                           Die „Turbine“ eröffnet in Heft 16 dieses Jahrgangs eine Erörterung über die
                              									genannten Regeln, in der zunächst Dr.-Ing. Löwy, von der
                              										Bernoullischen Gleichung ausgehend, sich gegen die
                              									Zweckmäßigkeit und gegen die Berechtigung einiger der gewählten Definitionen
                              									wendet.
                           Die Bernoullische Gleichung lautet unter
                              									Voraussetzung einiger in der Praxis allerdings nie zutreffender Vereinfachungen
                              									(z.B. Reibungs- und Wirbelfreiheit) für inkompressible Flüssigkeiten:
                           
                              h+\frac{c^2}{2\,g}+\frac{p}{\gamma}=\mbox{konst}.
                              
                           und nimmt für kompressible Flüssigkeiten (Gase) die Form
                              									an:
                           
                              h+\frac{c^2}{2\,g}+\int\,\frac{d\,p}{\gamma}=\mbox{konst}.,
                              
                           da das spezifische Gewicht vom Druck abhängig ist.
                           In diesen Gleichungen kann das zweite und dritte Glied ebenfalls als Höhe aufgefaßt
                              									werden, und man spricht demgemäß von
                           \frac{c^2}{2\,g}=h_c als Geschwindigkeitshöhe
                              									und von
                           \frac{p}{\gamma}=h_pals Druckhöhe.
                           Trägt man den tatsächlich doch stets auftretenden Verlusten
                              									noch durch ein weiteres Glied Rechnung, das ebenfalls als Höhe, „Verlusthöhe“
                              									hr, eingeführt wird, so
                              									kann man also schreiben
                           h + hc + hp + hr = konst.
                           oder analog für kompressible Flüssigkeiten
                           d h + d
                                 										hc + d hp + d hr = 0,
                           wobei d hp noch abhängig ist von γ.
                           Ganz ebenso wie die Höhen kann man auch die Drucke als Vergleichsmaßstab wählen; man
                              									erhält dann durch Multiplikation der ganzen Gleichung mit γ und durch Schreiben von γ h = p.
                           p + ph + pc + pr= konst.
                           In dieser Gleichung entspricht p der in den
                              										„Regeln“ angewandten Bezeichnung als dynamischer oder
                              									Geschwindigkeitsdruck.
                           Die Unterscheidung zwischen statischem und dynamischem Druck in dieser Weise
                              									entspricht allerdings nicht dem sonst üblichen Gebrauch, die Definitionen so zu
                              									wählen, daß die dynamischen Erscheinungen in die statischen übergehen, wenn die
                              									Bewegung bis zu Null abnimmt; man wird daher bei Gebrauch dieser Begriffe sich ihren
                              									Umfang stets sehr genau vor Augen halten müssen. Infolgedessen ist zu fragen, ob die
                              									von der Regelkommission gewählte Definition überhaupt notwendig und berechtigt
                              									war.
                           Festzuhalten ist, daß die obengenannte Druckgleichung nur
                              									für nicht kompressible Flüssigkeiten gilt. Die analoge Gleichung für Gase,
                           \gamma\,d\,h+\gamma\,d\,\left(\frac{c^2}{2\,g}\right)+d\,p+\gamma\,d\,h=0,
                           ist ohne weiteres nicht integrierbar, weil γ von p abhängig ist. Zur
                              									Definition des dynamischen Druckes nach den „Regeln“ müßte also γ als konstant angesehen werden können. Das aber wird
                              									zwar bei Ventilatoren wenigstens annähernd der Fall sein, stimmt jedoch durchaus
                              									nicht mehr bei großen Druckdifferenzen, wie sie bei Kompressoren vorkommen.
                           Für den Fall eines Ventilators oder Kompressors, bei welchem also der Luft von außen
                              									her eine Arbeit zugeführt wird, erhält man eine anschauliche Gleichung, wenn man von der
                              									Höhengleichung ausgehend diese mit dem Gewicht G der
                              									Masseneinheit i. d. Sek. multipliziert und zu der so erhaltenen Energiegleichung ein Zusatzglied G . d l fügt, das die durch die Arbeitsmaschine dem Gas mitgeteilte
                              									Leistung ausdrückt:
                           G\,d\,h+G\,d\,\frac{c^2}{2\,g}+G\,\int\,\frac{d\,p}{\gamma}+G\,d\,h_r+G\,d\,t=0.
                           Diese äußere Strömungs-Energiegleichung muß nun noch
                              									ergänzt werden durch die Untersuchung der inneren Vorgänge mittels einer
                              									Wärme-Energiegleichung. Erst diese beiden Gleichungen ergeben dann ein vollständiges
                              									Bild der Vorgänge in den Gebläsemaschinen. Für den Ventilator wird die
                              									Strömungsgleichung die ausschlaggebende sein, für den Kompressor tritt sie gegenüber
                              									der Wärmebilanz in den Hintergrund; für Turbokompressoren kommen beide in Frage.
                           Bei Messungen werden die Druckwerte meistens in Wasser- oder Quecksilber-Höhen gemessen; es wäre natürlich ebensowohl möglich,
                              									diese in Gassäulenhöhen umzurechnen und anzugeben. Die Geschwindigkeitsmessung
                              									geschieht mit der Pitot-Röhre, wobei die Geschwindigkeit
                              									selbst erst aus dem Ausdruck \frac{c^2}{2\,g} als
                              									Geschwindigkeitshöhe gemessen wird. Aus diesen Gründen erscheint es als ein
                              									überflüssiger Umweg, in den Grundbegriffsbestimmungen auf die Drucke zurückzugehen, zumal durch die eigenartige Unterscheidung zwischen
                              									dynamischem und statischem Druck leicht Unklarheiten entstehen können.
                           Unter Vernachlässigung der Schwerkraft und der Druckverluste läßt sich aus der
                              									Beziehung
                           
                              \frac{c^2}{2\,g}+\int\,\frac{d\,p}{\gamma}=\mbox{konst}.
                              
                           ableiten, daß für isothermische Kompression die zuzuführende
                              									Arbeit den Wert annimmt
                           l=\frac{p_1}{\gamma_1}\,\mbox{ln}\,\frac{p_2}{p_1}+\left(\frac{{c_2}^2}{2\,g}-\frac{{c_1}^2}{2\,g}\right);
                           die Arbeitszufuhr läßt sich also in zwei ganz getrennte Teile
                              									zerlegen, deren einer nur dem thermodynamischen Vorgang, der andere nur dem
                              									Strömungsvorgang entspricht. Die „Regeln“ geben eine wesentlich andere Formel
                              									an, die in dem Spezialfall p2
                              									= p1, γ2
                              									= γ1, aber c2 > c1 nicht den zu
                              									erwartenden Wert
                           
                              l=\frac{{c_2}^2}{2\,g}-\frac{{c_1}^2}{2\,g}
                              
                           ergibt, sondern die nicht richtig erscheinende Gleichung
                           l=\left(\frac{p_1}{\gamma_1}+\frac{{c_1}^2}{2\,g}\right)\,.\,\mbox{ln}\,\frac{p_1+\gamma_1\,\frac{{c_2}^2}{2\,g}}{p_1+\gamma_1\,\frac{{c_1}^2}{2\,g}}.
                           Naturgemäß können die für ein so umfangreiches Gebiet, wie die Messungen an
                              									Ventilatoren und Kompressoren, aufzustellenden Regeln nicht gleich beim ersten
                              									Entwurf eine Form besitzen, die allen Ansprüchen der Praxis voll und ganz
                              									entspricht; über den Fortgang des verdienstvollen Unternehmens der „Turbine“,
                              									in eine Erörterung dieses Entwurfs einzutreten, wird in diesem Journal weiter
                              									berichtet werden.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––––––
                           Die Verwertung der Rückstände von Feuerungsanlagen. Die
                              									Rückstände der Feuerungen, die sogenannten Schlacken, sind eine höchst unangenehme
                              									Beigabe, und ihre Beseitigung erfordert bei großen Betrieben recht erhebliche
                              									Kosten. Die aus dem Aschengehalt der Kohle hervorgegangenen Schlacken werden bisher
                              									zur Herstellung von Isolierwänden oder zur Aufschüttung von Wegen verwendet, doch
                              									ist eine solche Verwertung nicht überall möglich, und dann ist auch der Verbrauch
                              									von Schlacken für diese Zwecke bei weitem nicht so groß wie die Mengen, die in
                              									Feuerungsanlagen abfallen. Trotz allem sind die Schlacken kein wertloses Material,
                              									denn sie enthalten oft noch recht erhebliche Mengen nicht ausgenutzten Brennstoff.
                              									Wenn eine Feuerung noch so wirtschaftlich arbeitet, so enthalten die Schlacken doch
                              									noch mindestens 20 v. H. brennbare Substanz, welche Menge sich bei schlechten
                              									Feuerungen bis auf etwa 75 v. H. erhöhen kann. Von dem 150 Millionen Tonnen
                              									betragenden Kohlenbedarf Deutschlands verfeuert unsere Industrie etwa 50 bis 60
                              									Millionen Tonnen. Diese Menge ergibt 6 bis 8 Millionen Tonnen Rückstände, die noch 2
                              									bis 3 Millionen Tonnen brennbare Substanz enthalten und bisher vollständig verloren
                              									gehen. Diese Zahlen zeigen, von welcher Bedeutung es für die Industrie wäre, wenn es
                              									ein Verfahren zur Verwertung dieser in den Schlacken enthaltenen brennbaren Stoffe
                              									gäbe. Ueber ein solches Verfahren berichtet nun Professor Mohr in der „Zeitschrift für angewandte Chemie“ 1913, S. 40. Das
                              									neue patentierte Verfahren wurde von Ad. Fried r. Müller angegeben und ermöglicht eine Trennung der
                              									Schlacken von den in ihnen enthaltenen Kohleresten auf Grund ihres sehr
                              									verschiedenen spezifischen Gewichtes, das bei der Kohle 1,3 bis 1,5, bei der
                              									silikathaltigen Schlacke dagegen 2,5 bis 5,0 beträgt. Wenn daher die Schlacke in
                              									eine Flüssigkeit gebracht wird, deren spezifisches Gewicht etwas über 1 ist, so wird
                              									die reine Kohle oben schwimmen, die Schlacke dagegen untertauchen. Man kann nun die
                              									spezifischen Gewichte der Flüssigkeit den verschiedenen Ansprüchen anpassen und so
                              									eine Sortierung der Kohle vornehmen. Die zur Trennung verwendeten Flüssigkeiten
                              									müssen billig und indifferent sein; sie werden in zylindrische Gefäße, die nach
                              									unten zu konisch verlaufen und im Innern mit einem Rührwerk versehen sind,
                              									eingefüllt. Die bei der Separation gewonnenen kohlehaltigen Anteile läßt man
                              									abtropfen und kann sie dann in Feuerungen verbrennen. Neben einer Reihe kleinerer
                              									Anlagen dieser Art, die zur Aufarbeitung der Feuerungsrückstände auf Dampfern
                              									bestimmt sind, wurde auch eine größere Versuchsanlage in Veiten errichtet, bei der
                              									aus 2000 t Rückständen 800 t brennbare Stoffe gewonnen wurden. Der erstgewonnene
                              									Koks hatte einen Heizwert von fast 6500 WE, die feineren Anteile von 7 bis 12 mm
                              									Korngröße ließen sich auch noch direkt verfeuern, während die staubförmigen Anteile,
                              									deren Korngröße unter 6 mm war, nur in Form von Briketts oder aber mit
                              									Hilfe von Windgebläsen verfeuert werden konnten. Auch der kohlenstoffarme Teil, die
                              									eigentliche Schlacke, kann nach Entfernung der Kohleteilchen besser als früher
                              									Verwendung finden. Sie eignet sich zur Herstellung von Leicht- oder Schwemmsteinen
                              									oder von sehr widerstandsfähigen Betonkörpern, die sich nach dem Urteil des
                              									Materialprüfungsamtes in Groß-Lichterfelde gut bewährt haben. In einem Vorort
                              									Berlins soll nun eine größere Anlage nach dem Müllerschen
                              									Verfahren erbaut werden, es besteht dann für die Berliner Industrie die Möglichkeit,
                              									ihre jetzt nur mit Kosten zu beseitigenden Feuerungsrückstände rentabel zu
                              									verwerten. In dieser Weise werden in Zukunft wohl große Mengen bisher verschwendeter
                              									brennbarer Substanz nutzbar gemacht werden können.
                           Dr. Sander.
                           ––––––––––
                           „Pendulameter“ nennt sich ein neuartiges
                              									Instrument, das im Maschinenbau namentlich zum Prüfen der Parallelität und Geradheit
                              									von Flächen – so insbesondere von Führungen an Maschinenbetten usw. – verwendet
                              									wird. Die Anforderungen an Genauigkeit werden immer größer, man wird z.B. das Bett
                              									einer Präzisions-Schleifmaschine gar nicht genau genug bekommen können. Nach dem
                              									meist üblichen Verfahren wurden solche Maschinenbetten zunächst auf der
                              									Hobelmaschine möglichst genau vorgearbeitet und dann mit Hilfe des Richtlineals die
                              									Gleitbahnen von Hand aus genau gerade geschabt. Zum Prüfen auf Divergenz diente eine
                              									Wasserwage, die jedoch bei den verlangten Genauigkeitsgraden von Hundertsteln
                              									Millimetern nicht mehr genügte.
                           Dieser Mangel führte zu der Konstruktion eines in mancher Beziehung dem Fühlhebel
                              									ähnlichen Instruments, das infolge einer großen Hebelübersetzung – 400- bzw. 500-
                              									fach – selbst kleine Abweichungen durch einen großen Zeigeranschlag anzeigt.
                           Der Apparat besteht in der Hauptsache aus einem Pendel in Form eines 20 kg schweren
                              									Bleigewichtes, welches an einem 3 m langen Stück dünnen Klaviersaitendrahtes
                              									aufgehängt ist. Als Traggerüst dient ein etwa ebenso langer Stahlrohrmast, innerhalb
                              									dessen das Pendel hängt, und der durch eine Anzahl von Zugverbindungen noch
                              									besonders mit einem kräftigen Untergestell aus Aluminium versteift ist. Dieses hat
                              									drei Füße, von denen zwei mit Einstellschrauben versehen sind, die dazu dienen, das
                              									Pendel auf Null einzustellen. Infolge der großen Länge des Pendels im Verhältnis zum
                              									Abstand der Auflagepunkte des Hintergestells – das Verhältnis beträgt etwa 10 . 1 –,
                              									ergeben schon kleinere Veränderungen in der Neigung der Ebene, auf welcher der
                              									Apparat steht, große Pendelausschläge. Das Pendel steht durch eine dünne Darmsaite
                              									mit zwei langen, aus Aluminium hergestellten Zeigern in Verbindung, wobei diese, um
                              									einen reibungsfreien Gang zu erzielen, auf zwei gehärteten Stahlschneiden gelagert
                              									sind, die ihre Auflage in entsprechenden V-förmigen Nuten finden. Da die Darmsaite
                              									dicht am Drehpunkt angreift, und die Länge der Zeigernadel etwa fünfzigmal größer
                              									ist als dieser Abstand, so ergibt sich eine weitere Uebersetzung um das
                              									fünfzigfache. Ein unter einen Fuß gelegtes Stück Seidenpapier von 0,04 mm Stärke hat
                              									einen Zeigeranschlag von 20 mm zur Folge.
                           Da der Apparat sehr empfindlich ist, und schon geringe Luftströmungen einen
                              									erheblichen Anschlag veranlaßten, so mußten die Zeiger durch entsprechende
                              									Schutzbleche abgedeckt werden. Auch die Lagerstellen sind eingekapselt, um eine
                              									Verunreinigung durch Staub möglichst zu verhindern.
                           Die Anwendungsweise des Apparates bei der Bearbeitung eines Maschinenbettes ist die
                              									folgende: Nachdem das Werkstück die Hobelmaschine verlassen hat, wird das eine Ende
                              									der Gleitbahn sauber geschabt und eine als Lehre verwendete Platte aufgesetzt, die
                              									Aussparungen entsprechend dem Profil der Gleitbahn besitzt. Auf dieser Platte wird
                              									das Pendulameter, gesichert durch Prisonstifte, aufgestellt und die Zeiger auf Null
                              									eingestellt. Nun wird in einiger Entfernung davon, die jedoch geringer als die Länge
                              									des Richtlineals sein muß, eine weitere Stelle sauber geschabt, und zwar unter der
                              									Kontrolle durch das Pendulameter. Sodann wird ebenso eine neue Stelle eingepaßt und
                              									so fort. Der Raum zwischen je zwei solchen Merkstellen wird dann mittels des Lineals
                              									ausgeschabt. [Zeitschrift für praktischen Maschinenbau, 2. Juli 1913.]
                           R. Müller.