| Titel: | 2-C-1 Vierlings-Heißdampf-Schnellzuglokomotive der Rumänischen Staatseisenbahnen. | 
| Autor: | L. Schneider | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 696 | 
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                        2-C-1 Vierlings-Heißdampf-Schnellzuglokomotive
                           								der Rumänischen Staatseisenbahnen.
                        Von Dr. L. Schneider,
                           									München.
                        2-C-1 Vierlings-Heißdampf-Schnellzuglokomotive der Rumänischen
                           								Staatseisenbahnen.
                        
                     
                        
                           Mit der von der Lokomotivbauanstalt J. A. Maffei in
                              									München gebauten Vierlingslokomotive stellt die Rumänische Staatsbahn die ersten
                              									Pacifikmaschinen in Dienst. Die Lokomotive ist besonders durch die mächtigen
                              									Kesselabmessungen bemerkenswert. Die feuerberührte Heizfläche beträgt insgesamt 315
                              									qm, wovon 60,6 qm feuerberührte Ueberhitzerfläche sind. Die Rostfläche ist 4 qm. Die
                              									Feuerung geschieht mittels Kohle unter Petroleumzusatz. Da Rumänien reich an
                              									Erdölquellen ist, deren industrielle Aufschließung in den letzten Jahren große
                              									Fortschritte machte, sah sich die Staatseisenbahnverwaltung veranlaßt, an Stelle der
                              									eingeführten fremden Kohle die Petroleumrückstände zu verwerten. Der Erfolg war ein
                              									ausgezeichneter. Die Kohlenfeuerung blieb daneben aus betriebstechnischen Gründen
                              									bestehen, da eine dünne Kohlenschicht über dem Rost das Auskühlen der Feuerbüchse
                              									während längerer Talfahrten und Stillstände verhindert. An der Rückwand der
                              									Feuerbüchse sind zwei Heizölzerstäuber, System Dragu,
                              									angebracht. Der Petroleumzufluß zu denselben kann mittels eines Ventils und eines
                              									hohlen Dornes, der eine Düse mehr oder minder verschließt, geregelt werden. Die
                              									Bohrung des Dornes bildet die Zuleitung des Einblasedampfes, die ihrerseits durch
                              									eine Nadel verengt werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 696
                              
                           Der Dampfzutritt geschieht vom Armaturkopf aus und ist mittels Ventils und mittels
                              									der erwähnten Nadeln für jeden der beiden Brenner zu regeln. Bevor der Dampf in den
                              									Zerstäuber eintritt, durchströmt er einen Wasserabscheider. Das Petroleum kann
                              									sowohl in einem vor den Düsen angeordneten Vorwärmer unter dem Führerhausboden als
                              									auch im Behälter auf dem Tender mittels Dampf erwärmt und hierdurch dünnflüssig
                              									gemacht werden. Ein Anschluß an die Zerstäuberdampfleitung ist vorgesehen, um die
                              									Petroleuminjektion auch von einer fremden unter Druck stehenden Lokomotive vornehmen
                              									zu können. In der Regel erfolgt das Anheizen jedoch mittels Kohle. Ein Feuergewölbe
                              									in der Feuerbüchse schützt die unteren Rohrreihen vor dem Verbrennen. Der Kessel
                              									weist im zylindrischen Teil einen Durchmesser von 1776 mm und eine
                              									Blechwandstärke von 18 mm auf. Der Anschluß an den äußeren Feuerbüchsmantel erfolgt
                              									durch einen konischen Schuß, was dem Ganzen die Wagon-top Bauart gibt. An den
                              									Langkessel schließt sich die 3230 mm lange Rauchkammer mit kegelförmiger Tür an. Dom
                              									und Sandkasten sitzen unmittelbar nebeneinander und werden von einer gemeinsamen
                              									Verschalung umschlossen. Das Führerhaus ist nicht wie bei anderen Maffei-Schnellzuglokomotiven als Windschneider
                              									ausgeführt, da infolge der Wagon-Top-Bauart des Kessels die vorderen Stirnwände
                              									ohnedies sehr schmal wurden. Die Maschine arbeitet in allen vier in einer Reihe über
                              									der Vorderachse liegenden Zylindern mit einfacher Expansion. Je zwei auf einer
                              									Maschinenseite liegende Zylinder werden von einem einzigen Kolbenschieber gesteuert,
                              									welcher von der gewöhnlichen, außen liegenden Heusinger-Steuerung betätigt wird. Die erste Kuppelachse ist Triebachse. Es
                              									ließ sich hierdurch eine Gewichtsverminderung des Triebwerks erzielen, während die
                              									Pleuelstangenlänge immerhin noch das siebenfache des Kurbelradius beträgt. Der
                              									Hauptrahmen ist ein 100 mm breiter geschmiedeter Barrenrahmen, der über die letzte,
                              									hinterste Kuppelachse hinaus durch eine 40 mm starke Wange, welche das Bogie der
                              									Adamsachse trägt, verlängert ist. Die Adamsachse und die hintere Kuppelachse
                              									einesteils, die zweite und erste Kuppelachse anderer-teils bilden durch Balanziers
                              									verbundene Gruppen.
                           Das Drehgestell weist die bekannte durch Maffei besonders
                              									ausgebildete Bauart auf. Abgebremst sind nur die drei gekuppelten Achsen. Die
                              									Lokomotiven sind ausgerüstet mit einer Westinghouse-Schnellbremse mit Druckregler System Foster, zwei Schmierpressen teils Bauart Wakefield, teils Bauart Friedmann, einem
                              									Geschwindigkeitsmesser Bauart Haushälter, mit den nötigen
                              									Anschlüssen und Anzeigeapparaten für die Zugsbeheizung und zwei Friedmann-Injektoren. Zehn Stück von der abgelieferten
                              									Serie besitzen einen dritten kleineren Injektor, der für dauernde Speisung bestimmt
                              										ist. Die
                              									Speisewasserleitung zwischen Lokomotive und Tender ist nach System Szàsz gekuppelt. Der Ueberhitzer ist von der Bauart W.
                              										Schmidt, die gesamte Einrichtung für
                              									Petroleumverbrennung von der bei der Rumänischen Staatsbahn als Norm eingeführten
                              									Bauart Dragu.
                           Der vierachsige Tender faßt 21 cbm Wasser, 4 t Kohle und 6 cbm Petroleum. Die
                              									Achskisten sind vom System Cosmovici, wobei jene der
                              									beiden Mittelachsen eine Seitenverschieblichkeit der Achsen gewährleisten.
                           Die Lokomotive muß programmäßig Züge von 290 t Gewicht am Tenderzughaken mit einer
                              									normalen Geschwindigkeit von 90 km in der Ebene befördern, welcher Leistung sie
                              									spielend gerecht wird. Die Maximalgeschwindigkeit ist auf 126 km festgesetzt. Die in
                              									der vorstehenden Abbildung dargestellte Maschine zeigt sich als eine bemerkenswerte
                              									Leistung des deutschen Lokomotivbaues und legt zugleich Zeugnis ab von dem hoch
                              									entwickelten Stand des Rumänischen Verkehrswesens. Es ist dies die erste
                              									Pacifiklokomotive, welche im Orient in Dienst steht.
                           Die Hauptabmessungen von Lokomotive und Tender sind:
                           
                              
                                 
                                    Lokomotive
                                    
                                 
                              
                                 Dampfdruck
                                     13 at
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerbüchse
                                     18 qm
                                 
                              
                                 Heizfläche der Siederohre
                                     236,4 qm
                                 
                              
                                        „        des Ueberhitzers
                                     60,6 qm
                                 
                              
                                 Totale Heizfläche
                                     315, –qm
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                     4,– qm
                                 
                              
                                 Zylinderdurchmesser
                                 4 × 420 mm
                                 
                              
                                 Hub
                                     650 mm
                                 
                              
                                 Triebraddurchmesser
                                     1855 mm
                                 
                              
                                 Fester Radstand
                                     3900 mm
                                 
                              
                                 Totaler Radstand
                                     11170 mm
                                 
                              
                                 Länge zwischen Puffer
                                     13815 mm
                                 
                              
                                 Breite der Lokomotive
                                     3000 mm
                                 
                              
                                 Höhe der Lokomotive
                                     4580 mm
                                 
                              
                                 Leergewicht
                                     80 t
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                     89 t
                                 
                              
                                 Spurweite
                                     1435 mm
                                 
                              
                                 
                                    Tender
                                    
                                 
                              
                                 Wasservorrat
                                     21 cbm
                                 
                              
                                 Kohlenvorrat
                                     4 t
                                 
                              
                                 Oelvorrat
                                     6 cbm
                                 
                              
                                 Leergewicht
                                     23,8 t
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                     54,5 t
                                 
                              
                                 Totale Länge von Lokomotive  und Tender
                                     17250 mm.
                                 
                              
                                 Totale Länge von Lokomotive und  Tender
                                     21,04 mm.