| Titel: | Die Bedeutung der Rädergetriebe für den Antrieb von Handelsschiffen. | 
| Autor: | Kraft | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 788 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Die Bedeutung der Rädergetriebe für den Antrieb
                           								von Handelsschiffen.
                        Von Dipl.-Ing. Kraft in
                           									Berlin.
                        (Fortsetzung von S. 773 d. Bd.)
                        KRAFT: Die Bedeutung der Rädergetriebe für den Antrieb von
                           								Handelsschiffen
                        
                     
                        
                           Die Aussichten, die an Hand der bisherigen Erfahrungen die Rädergetriebe gerade
                              									auf den erwähnten Arbeitsgebieten eröffnen, sind überaus erfolgversprechend- Bisher
                              									sind nicht weniger als neun verschiedene Handelsschiffsanlagen mit Parsons – Getrieben bekannt geworden. Ihre
                              									Hauptkonstruktionsdaten sind in Tab. 1 zusammengestellt.
                           Neben den vorerwähnten Anlagen befinden sich verschiedene andere in Bau, darunter
                              									solche bis zu einer Leistung von 12000 PS an einer Welle, ein klarer Beweis nicht
                              									nur für das Zutrauen, das die Betriebssicherheit der Getriebe bisher genießt,
                              									sondern auch für ihre weitreichenden Verwendungsaussichten.
                           Wie die Tabelle erkennen läßt, sind bisher zwei verschiedene Schiffstypen unter den
                              									Anlagen mit Pfeilradgetrieben vertreten, der. normale Frachtdampfer und der schnelle
                              									Revierdampfer. Wenn sich der erstere nur in einer kleinen Minderzahl von Anlagen
                              									zeigt, so erklärt sich dies wohl daraus, daß gerade bei den Frachtdampferanlagen
                              									kleinerer Leistung das wirtschaftliche Moment so wenig fühlbar als Empfehlung
                              									in die Wagschale fällt. Die Gewichtsersparnis ist nicht groß, andererseits sind die
                              									Anlagekosten gerade bei kleinen Anlagen etwas höher als die von
                              									Kolbenmaschinenanlagen. Der höheren Wirtschaftlichkeit im Betriebe, die allerdings
                              									nicht zu gering zu veranschlagen ist, steht ein gewisses Risiko bezüglich der
                              									Betriebssicherheit der Neuanlage gegenüber, das sicher das Urteil des Reeders
                              									maßgebend beeinflussen kann. Bleibt doch schließlich zu berücksichtigen, daß diese
                              									Anlagen fast ausschließlich Einzelwellenanlagen sind, bei denen eine Unklarheit oder
                              									eine Betriebstörung im Getriebe das ganze Schiff gefährden kann, leichter jedenfalls
                              									als bei einer havarierten Kolbenmaschine. Natürlich wiegt diese Gefahr, Schiff und
                              									Ladung zu verlieren, schwerer, als die erhöhte Betriebswirtschaftlichkeit. Aus
                              									diesen betriebstechnischen Bedenken heraus hat man beispielsweise bei dem oben
                              									angeführten Frachtdampfer „Cairnross“ von vornherein auf einen evtl. Ersatz
                              									der Turbine mit ihrem
                           Tabelle 1.
                           Ausgeführte Handelsschiffe mit Parsons- Getrieben
                           
                              
                                 Name
                                 Schiffsartund Eigentümer
                                 Baufirma
                                 Wasser-erdrangungt
                                 Geeschwin-igkentKn/Std.
                                 Maschinen-eistungWPS
                                 Zahl dePropellerwellen
                                 Zahl d. Umdrehungeni. d. Min.
                                 Uebersetzungs-verhältnis
                                 
                              
                                 Pro-peller
                                 Turbine
                                 HD.-Turbine
                                 ND.-Turbine
                                 
                              
                                 Vespasian
                                 Frachtdampfer der ParsonsMarine Steam Turb.
                                    											Co.
                                 Short Bros., Sunderlandbzw. ParsonsMarine
                                    											Steam Turb. Co
                                 4400
                                 10
                                 1000
                                 1
                                 70
                                 1395 HD.930 ND.
                                 19,9:1
                                 13,3:1
                                 
                              
                                 NormanniaHantonia
                                 Kanald. der London andSouth Western Railway
                                    											Co.
                                 Fairfield Sb. Co.,Glasgow
                                 1900
                                 18
                                 5000
                                 2
                                 300
                                 1920 HD.1335 ND.
                                 6,4:1
                                 4,45:1
                                 
                              
                                 Cairnroß
                                 Frachtdampfer derCairn Line of Steamships
                                 Wm. Doxford & Co.,Sunderland
                                 10100
                                 10,5
                                 1600
                                 1
                                 65
                                 1700 HD.–
                                 26,2:1
                                 –
                                 
                              
                                 King Orry
                                 Revierdampfer der Isleof Man Steam Packet
                                    											Co.
                                 Cammell, Laird & Co.,Birkenhead
                                 2600
                                 20,5
                                 8000
                                 2
                                 300
                                 2210 HD.1615 ND.
                                 7,35:1
                                 5,4:1
                                 
                              
                                 Curzon Elgin Hardinge
                                 Revierdampfer derSouth Indian Railway Co.
                                 A. & J. Inglis, Glasgow
                                 880
                                 18
                                 2200
                                 2
                                 500
                                 3500 HD.–
                                 7:1
                                 –
                                 
                              
                                 Paris
                                 London Brighton andSouth Coast Railway Co.
                                    											.
                                 Denny Bros.,Dumbarton
                                 –
                                 24
                                 12000
                                 2
                                 435
                                 2610 HD.1740 ND.
                                 6:1
                                 4:1
                                 
                              
                           Getriebe durch eine Kolbenmaschine Rücksicht genommen und hat Kesselanlage,
                              									Wellenleitung, Drucklager und Propeller dementsprechend bemessen. Wäre die
                              									Maschinenanlage lediglich mit Rücksicht auf die eingebaute Turbine mit
                              									Uebersetzungsgetriebe entworfen worden, dann hätte sich sicher eine größere
                              									Gewichtsersparnis, als tatsächlich zu verzeichnen war – diese betrug etwa 20 t –
                              									erzielen lassen.
                           Welche weitreichenden Erfolge durch enge Anpassung der Maschinenanlage an
                              									Schiffsgröße und Zweck desselben zu erzielen sind, das zeigt das Beispiel der
                              									Kanaldampfer „Normannia“ und „Hantonia“. Die beiden Schiffe wurden mit
                              									gleicher Tragfähigkeit und annähernd gleicher Geschwindigkeit wie die beiden
                              									Kanaldampfer „Caesarea“ und „Sarnia“ gebaut, zwei ältere Schiffe der
                              									gleichen Reederei, die direkten Turbinenantrieb erhielten. Die durch Verwendung des
                              										Parsons – Getriebes gewährleistete Verbesserung der
                              									Dampfökonomie war so groß, daß den genannten Schiffen gegenüber eine wesentliche
                              									Verkleinerung der Kesselanlage bei den Neubauten möglich wurde. Die Heizfläche wurde
                              									um etwa ⅕ kleiner, man konnte daher, anstatt zwei Doppelender zu verwenden wie bei
                              									den älteren Schiffen, mit einem Doppelender und einem Einender auskommen. Die
                              									Aufstellung der beiden Kessel hintereinander statt nebeneinander führte bei den
                              									Neubauten trotz gleicher Tragfähigkeit zu schärferen Linien und damit zu wesentlich
                              									günstigeren Widerstandsverhältnissen, und entsprechender Verringerung der
                              									Maschinenleistung gegenüber den älteren Schiffen. Hinzu kam eine wesentliche
                              									Verbesserung der Propellerverhältnisse durch die mögliche Verringerung der
                              									Propellerdrehzahl und die Verteilung der Leistung auf zwei Wellen anstatt auf drei
                              									wie bei den Turbinenschiffen mit direktem Antrieb. Die Propeller mit Turbinenantrieb
                              									arbeiten bekanntlich meist mit Umfangsgeschwindigkeiten, bei denen die Gefahr
                              									auftretender Kavitation sehr nahe liegt. Unter ungünstigen Wetterverhältnissen fällt
                              									daher ihr Wirkungsgrad recht gründlich ab.
                           Die planmäßige Ausnutzung all der Faktoren, die zur Hebung der Wirtschaftlichkeit
                              									geeignet waren, führte bei „Normannia“ und „Hantonia“ mit Hilfe des
                              									Rädergetriebes zu einem vollen wirtschaftlichen Erfolge. Ihr Brennstoffverbrauch
                              									verringerte sich gegenüber ihren beiden Vorgängern um rund 40 v. H. Etwa 20 v. H.
                              									hiervon kann man auf die erhöhte Wirtschaftlichkeit der Turbinenanlage rechnen, der
                              									Rest entfällt auf die besseren Propellerverhältnisse und die günstigen
                              									Widerstandsverhältnisse. Ein Vorzug mehr betriebstechnischer Art kommt bei Anlagen
                              									der vorerwähnten Art hinzu, der das Rädergetriebe besonders empfiehlt, er betrifft
                              									die Manöverierverhältnisse. Unter den schnell wechselnden Betriebsverhältnissen beim
                              									Ein- und Auslaufen, wie sie durch das Manöverieren in beengtem Fahrwasser gegeben
                              									sind, arbeitet das Schiff mit größeren Propellern weitaus zuverlässiger als ein
                              									Schiff mit kleineren Propellerdurchmessern. Anfahrstrecke und Stoppweg sind bei
                              									ersterem wesentlich kürzer als bei letzterem; auch die entsprechenden Zeiten
                              									verringern sich. Diesen Vorzug gewährleisten zwar Kolbenmaschinenanlagen auch,
                              									dafür haben sie jedoch den Nachteil, daß die großen Propeller bei schlechtem Wetter
                              									leicht austauchen und die Maschine durchgehen lassen. Die Verwendung der
                              									Uebersetzungsgetriebe ermöglicht hier, die rechte Mitte innezuhalten.
                           Die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit, welche die Verwendung der Rädergetriebe älteren
                              									Antriebsarten gegenüber bringt, läßt sich natürlich nur von Fall zu Fall zahlenmäßig
                              									festlegen. Art und Größe der Anlage ist dabei von einschneidender Bedeutung. Die
                              									Höhe des im Getriebe erreichbaren Wirkungsgrades spielt weniger eine bestimmende
                              									Rolle als die Höhe des Uebersetzungsverhältnisses, da dieses bei gegebener Leistung
                              									die Höhe des Turbinenwirkungsgrades wesentlich bestimmt. Allgemein läßt sich bei
                              									kleinen Anlagen, wo ein großes Uebersetzungsverhältnis, mit Rücksicht auf den
                              									Turbinenwirkungsgrad geboten ist, schon ein spezifischer Dampfverbrauch in den
                              									Grenzen zwischen 6,2 und 6,6 kg/WPS (einschließlich Hilfsmaschinen) gut erreichen.
                              									Die Betriebsergebnisse des ersten Versuchsfahrzeuges mit Rädergetriebe, des
                              									Frachtdampfers „Vespasian“, haben dies bestätigt, ebenso die Ergebnisse von
                              									Vergleichsfahrten, die der vorgenannte Frachtdampfer „Calrnroß“ mit seinem
                              									mit Kolbenmaschinen ausgerüsteten Schwesterschiff „Cairngowan“
                              									durchführte.
                           Die entsprechenden Vergleichsdaten sind aus Tab. 2 auf S. 789 zu ersehen.
                           Die Vergleichsfahrten wurden in der Weise vorgenommen, daß die beiden Schiffe mit
                              									gleichem Kurs eine längere, auf 36 Stunden bemessene Dauerfahrt unternahmen. Sie
                              									blieben hierbei stets gegenseitig in Sichtweite. Während dieser Dauerfahrt wurde die
                              									Propellerdrehzahl möglichst konstant gehalten. Da beide Schiffe völlig gleiche
                              									Propeller besitzen, die Widerstandsverhältnisse außerdem möglichst ausgeglichen
                              									waren, sind die Geschwindigkeiten praktisch als gleich anzusehen. Um in dieser
                              									Hinsicht möglichst einwandfreie Ergebnisse zu erzielen, hatte man auch dem Zustande
                              									der Außenhaut besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Beide Schiffe besaßen gleichen
                              									Anstrich, den sie außerdem nahezu gleichzeitig erneuert hatten. Die bezüglichen
                              									Ergebnisse können unter diesen Umständen also auf ziemliche Korrektheit Anspruch
                              									machen, ebenso die eigentlichen Verbrauchsdaten, da die benutzte Kohlenart in beiden
                              									Fällen die gleiche war. Vor Antritt der Fahrt war natürlich auch die
                              									Kolbenmaschinenanlage sorgfältig überholt worden (Tab. 2).
                           Zu den nachstehend zusammengestellten Ergebnissen der Vergleichsfahrten sind über die
                              									Ermittlung der Zahlenwerte einige Bemerkungen zu machen. Die angegebenen
                              									Verbrauchsdaten gelten für den ganzen Maschinen- und Schiffsbetrieb. Für den Kohlen-
                              									und Dampfverbrauch der Hilfsmaschinen und Apparate ist kein Abzug gemacht, weil Wert
                              									darauf gelegt wurde, Daten zu erhalten, die den normalen Betriebsverhältnissen
                              									möglichst entsprechen. Die bezüglichen Werte sind daher eher zu ungünstig als zu
                              									günstig. Die indizierte Leistung der Kolbenmaschine wurde durch fortlaufend
                              									abgenommene Indikatordiagramme, die von der Turbinenanlage an die Propellerwelle
                              									abgegebene effektive Leistung mittels Torsionsmessung nach System Hopkinson-Thring bestimmt. Da
                              									die Drucklager gleich belastet sind, so kann man unter den angegebenen Verhältnissen
                              									die effektive Maschinenleistung bei beiden Schiffen als gleich annehmen. Das
                              									Verhältnis der effektiven zur indizierten Leistung gibt also mit ziemlicher
                              									Korrektheit den mechanischen Wirkungsgrad der Kolbenmaschinenanlage. Aus diesem
                              									Grunde dürfen also die für den spezifischen Kohlen- bzw. Dampfverbrauch gegebenen
                              									Werte, die neben der durch Messung bestimmten Leistung auch jeweilig auf die
                              									äquivalente Leistung der Turbinenanlage bzw. der Kolbenmaschine bezogen sind,
                              									durchgängig als richtig angesehen worden. Der Dampfverbrauch wurde in beiden Fällen
                              									nur schätzungsweise ermittelt, und zwar bei „Cairngowan“ nach der
                              									volumetrischen Leistung der Speisepumpe, bei „Cairnroß“ nach Eintrittsdruck
                              									und Schaufelquerschnitt unter Benutzung Parsons scher
                              									Versuchsdaten. Im letzteren Falle wurde für den Dampfverbrauch der Hilfsmaschinen
                              									ein entsprechender Zuschlag gemacht.
                           Tabelle 2.
                           Ergebnisse einer 36stündigen Vergleichsfahrt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 789
                              Frachtdampfer Cairnroß (Turbine mit
                                 										Parsons-getriebe); Fracht-dampfer Caärngowan (Dreif.-Exp.- Kolben-
                                 										maschine);  Mittlere Propellerdrehzahl i. d. Min; Dampfdruck vor
                                 										Manövrierventil; Eintrittsdruck an der HD.-Turbine; Vakuum; Indizierte Leistung
                                 										der Kolbenmaschine; Effektive Leistung der Turbinenanlage, gemessen an der
                                 										Propellerwelle; Gesamter Kohlenverbrauch f. d. Tag; Mittlerer Dampfverbrauch i.
                                 										d. Std.; Mehrverbrauch der Kolbenmaschine; Kohlen; Dampf; spezifischer
                                 										Kohlenverbrauch; bez. auf indizierte Leistung der Kolbenmaschine bzw. äquiv.;
                                 										Leistung der Turbine; bez. auf effektive Leistung der Turbine bzw. äquiv.
                                 										Leistung der Kolbenmaschine; spezifischer Dampfverbrauch; bez. auf indizierte
                                 										Leistung der Kolbenmaschine bzw. äquiv. Leistung der Turbine; bez. auf effektive
                                 										Leistung der Turbine bzw. äquiv. Leistung der Kolbenmaschine;
                                 										Kuhlwassertemperatur; Eintritt; Austritt; Temperatur im Luftpumpenausguß;
                                 										Temperatur des Speisewassers
                              
                           Im allgemeinen ist die einer normalen Dreifach-Expansionskolbenmaschinenanlage (ohne
                              									Ueberhitzung) gegenüber erzielbare Kohlenersparnis auf mindestens 15 v. H. bis
                              									hinauf zu 20 v. H. zu veranschlagen. Bei einem Schiff wie „Cairnroß“ wird der
                              									Jahreswert dieser Ersparnis auf mehr als 25000 M zu schätzen sein. Aehnlich günstige
                              									Ergebnisse ließen sich bei einer Kolbenmaschinenanlage nur erzielen mit
                              									Benutzung von Ueberhitzung oder Verwendung vierfacher Expansion, d.h. mit erhöhtem
                              									Gewicht und erhöhten Kosten. Zur Kohlenersparnis kommt der Minderverbrauch an
                              									Betriebsstoffen zur Unterhaltung und Wartung der Maschine hinzu. Beispielsweise
                              									beträgt der Schmierölverbrauch von „Cairnroß“ nach Angabe des Reeders weniger
                              									als ⅓ desjenigen von „Cairngowan“.
                           Bei den Kanaldampfern, bei denen mit Rücksicht auf die Propellerverhältnisse das
                              									Uebersetzungsverhältnis wesentlich kleiner ist, die Leistung dafür aber größer, sind
                              									entsprechend günstige wirtschaftliche Verbrauchswerte erzielt worden. Bei
                              										„Normannia“ und „Hantonia“ war von der Baufirma Parsons ein Dampfverbrauch der Turbinen von 5,6
                              									kg/WPS-Std. garantiert worden; dieser Wert wurde mit einen Verbrauch von 5,4 kg noch
                              									um etwa 4 v. H. unterschritten. Gegenüber Kolbenmaschinenanlagen für Schiffe
                              									gleicher Art beträgt die Kohlenersparnis im Durchschnitt etwa 25 v. H. gegenüber
                              									Turbinenanlagen mit direktem Antrieb immer noch 15 bis 20 v. H. Während beim
                              									Frachtdampfer jedoch die Gewichtsersparnis an Maschinen- und Kesselanlage für die
                              									Gesamtwirtschaftlichkeit nur eine unerhebliche Rolle spielt insofern, als sie nur
                              									der Vergrößerung der Ladefähigkeit zu gute kommt, fällt sie bei diesen leicht
                              									gebauten Schiffen, wie bereits nachgewiesen, recht erheblich in die Wagschale.
                           Die Größe der durch den Einbau von Turbinen mit Rädergetrieben ermöglichten Gewichts-
                              									und Platzersparnis läßt sich naturgemäß schwer abschätzen. Sie hängt bei gegebener
                              									Leistung im wesentlichen von der Höhe der Turbinendrehzahl und der des
                              									Uebersetzungsverhältnisses ab. Die höhere Umdrehzahl beeinflußt bekanntlich
                              									Gewichts- und Platzbedarf der Turbine in abnehmendem Maße. Je größer die
                              									Umfangsgeschwindigkeit der Turbine, um so kleiner die Stufenzahl, und zwar ist
                              									Stufenzahl und damit Gewichts- und Platzbedarf derartiger Turbinen dem Quadrat der
                              									Drehzahl etwa umgekehrt proportional zu setzen. Welche Gewichtsersparnisse durch
                              									Verwendung von Zwischengetrieben bei den Turbinen zu erzielen sind, zeigen die
                              									folgenden Zahlen, die gelegentlich der letzten Tagung der North East Coast
                              									Institution of Engineers and Shipbuilders im Anschluß an einen Vortrag über die
                              									erwähnten Vergleichsfahrten zwischen „Cairnroß“ und „Cairngowan“
                              									gegeben wurden.
                           Als Beispiel wurde die Vierwellen-Parsons-Turbinenanlage
                              									des Schnelldampfers „Mauretania“ gewählt. Die Leistung eines Maschinensatzes
                              									beträgt hier rund 39000 WPS bei 190 Umdrehungen in der Minute. Die durch die
                              									Verwendung von Turbinen mit Zwischengetrieben ermöglichte Gewichtsersparnis läßt
                              									sich herleiten aus dem zulässigen Mindestdurchmesser der letzten Niederdruckstufe,
                              									der mit Rücksicht auf den Austrittsverlust einen gewissen Wert nicht unterschreiten
                              									darf. Die Grenze ist etwa gegeben mit dem Werte
                           d = 16,5 √Ne.
                           Hierin bezeichnet:
                           Ne die an die Welle
                              									abgegebene Leistung (WPS), d den mittleren
                              									Schaufelkreisdurchmesser (mm) Der zulässige Durchmesser würde sich damit von 4115
                              									mm auf etwa 3250 mm verringern; dementsprechend könnte die bei der
                              									Niederdruckturbine ermöglichte Gewichtsersparnis etwa bis zu 35 v. H. betragen. Bei
                              									der Hochdruckturbine spricht die Rücksicht auf die Höhe des Austrittsverlustes
                              									weniger mit. Hier ließe sich mit der Wahl einer höheren Drehzahl der mittlere
                              									Durchmesser sogar um 27 v. H. verringern und dementsprechend eine Gewichtsersparnis
                              									bis zu 43 v. H. erzielen. Die Drehzahl des Propellers könnte dabei die gleiche
                              									bleiben wie vorher, so daß der bisherige offenbar recht gute Propellerwirkungsgrad
                              									gewahrt bleibt. Der Turbinenwirkungsgrad würde natürlich mit der Erhöhung der
                              									Drehzahl entsprechend besser werden und den verhältnismäßig niedrigen Dampfverbrauch
                              									von 5,4 kg/WPS noch wesentlich zu verbessern gestatten.
                           Eine ähnliche klare Beziehung zwischen Drehzahl und Gewicht wie bei der Turbine ist
                              									beim Getriebe nicht gegeben. Die Gewichtsverhältnisse sind hier wesentlich schwerer
                              									zu übersehen, vor allem, weil bei großen Uebersetzungsverhältnissen die wachsenden
                              									Abmessungen des Rades einen Gewichtsaufwand bedingen, welcher der Steigerung des
                              									Uebersetzungsverhältnisses nicht proportional ist. Es läßt sich die
                              									Gewichtsersparnis der ganzen Anlage also nur überschläglich nach vorhandenen
                              									Ausführungen beurteilen. Man kann das Maschinengewicht des normalen Frachtdampfers
                              									mit Rädergetriebe etwa 15 v. H. kleiner annehmen, als das einer entsprechenden
                              									Kolbenmaschinenanlage mit Dreifach-Expansionsmaschine. Beim Revierdampfer mit
                              									Rädergetriebe beträgt, wenn die Kesselanlage aus Wasserrohrkesseln besteht, die
                              									Gewichtsersparnis gegenüber einer Kolbenmaschinenanlage mit Zylinderkesseln bis
                              									zu etwa 40 v. H., gegenüber einer Turbinenanlage mit Zylinderkesseln bis zu 20 v. H.
                              									Werden bei der Turbinenanlage mit Rädergetriebe an Stelle der Wasserrohrkessel
                              									Zylinderkessel eingebaut, so sichert die hochtourige Anlage nur gegenüber der
                              									Kolbenmaschinenanlage eine Gewichtsersparnis, die sich höchstens auf ~ 20 v. H.
                              									beläuft; gegenüber der reinen Turbinenanlage mit Zylinderkesseln schneidet sie etwas
                              									schlechter ab.
                           Einige Daten eines letzthin in Bau gegebenen größeren Fracht- und Passagierdampfers
                              									von rund 14000 t und 17 Kn Geschwindigkeit geben eine passende Illustration zu den
                              									vorstehenden Zahlen. Bei diesem Schiff betrug die durch Verwendung einer Parsons-Anlage mit Rädergetriebe erzielte
                              									Gewichtsersparnis gegenüber einer Kolbenmaschinenanlage rund 15 v. H., die bei der
                              									projektierten Anlage erreichte Verkürzung des Maschinenraumes etwas über 5 m.
                           Ein Punkt, der die Gesamt-Wirtschaftlichkeit von Handelsschiffsanlagen recht
                              									wesentlich beeinflußt, ist die Höhe der Anlagekosten. Auch hierzu seien aus dem
                              									vorliegenden Erfahrungsmaterial einige Vergleichsdaten gegeben. Es betragen die
                              									Mehrkosten der Turbine mit Rädergetriebe gegenüber der Kolbenmaschine:
                           
                              
                                 bei Leistungen
                                 bis zu 1500 PS
                                 etwa 5 v. H.
                                 
                              
                                   „          „
                                 von 1500 bis 3000 PS
                                      „  3    „
                                 
                              
                                   „          „
                                 über 5000 PS sind die Kosten beiderAnlagen gleich.
                                 
                                 
                              
                           Die Werte zeigen, wie gering der Faktor der Anlagekosten gegenüber den Betriebskosten
                              									und der daraus resultierenden Ersparnis zu veranschlagen ist.
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)