| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 791 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Das Versuchsluftschiff der Deutschen Luftschiffwerft.
                              									Durch die Liquidation der Deutschen Luftschiffwerft
                                 										Düsseldorf sind die recht erfolgreichen Versuchsfahrten des sogenannten Veeh-Luftschiffes frühzeitig
                              									abgebrochen worden, was um so mehr zu bedauern ist, als aus ihnen schon recht
                              									interessante Fingerzeige für einen weiteren Ausbau dieses Systems ersichtlich sind.
                              									Die Vorversuche reichen bis in das Jahr 1910 zurück. Das Schiff war ursprünglich für
                              									15000 cbm Inhalt entworfen, mußte jedoch mit Rücksicht auf die zur Verfügung
                              									stehenden Mittel zunächst mit 8000 cbm, durch spätere Vergrößerungen mit 9100 cbm
                              									Gasinhalt gebaut werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 790
                              
                           Das System muß als die folgerichtigste Durchbildung der halbstarren Luftschiffe
                              									angesprochen werden. Der vom Bug bis zum Heck durchlaufende Kiel trägt sämtliche
                              									Motoren und Antriebsorgane, die Betriebsstoffe, die Passagiere sowie die
                              									Steuerorgane. Die Hülle selbst dient lediglich zur Gasaufnahme und ist von dem
                              									Kielkörper völlig getrennt gebaut. Auf diese Weise ist eine schnelle Entleerung des
                              									Gaskörpers mittels Reißbahn ohne weiteres möglich. Der zurückbleibende Kiel bietet
                              									dem Wind wenig Widerstandsflächen, so daß erhebliche Beschädigungen bei solchen
                              									Notlandungen nicht auftreten können.
                           Der Kiel ist ganz aus Mannesmannrohr in trapezförmigem Querschnitt für die
                              									Maschinenräume, in dreieckigem Querschnitt für den übrigen Teil durchgeführt. Durch
                              									Drahtverspannungen wird dem leichten Gefüge die nötige Festigkeit gegeben. Der Kiel
                              									ist völlig mit metallisiertem Aeroplanstoff bezogen, wodurch der Luftwiderstand
                              									bedeutend verringert ist. Das Gerüst ist von vorn bis hinten begehbar, so das es
                              									eventl. auch möglich ist, auf der Fahrt unklar gewordene Steuervorrichtungen wieder
                              									zu reparieren.
                           Zum Antrieb sind zwei 130 PS-Daimler-Mercedes-Motoren vorgesehen, die auf je zwei, an
                              									Auslegern sitzende Luftschrauben arbeiten. Zwischen den Maschinenräumen befindet
                              									sich eine 5 m lange Passagierkabine. Der Kiel nimmt in seinem oberen Teil acht
                              									Benzinbehälter mit Betriebsstoffen für 20 Stunden auf, ferner die Einrichtungen für
                              									750 kg Ausgleichsballast.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 791
                              
                           Das nur 9100 cbm Gas fassende Schiff ergab die ganz erhebliche Nutzlast von 3470 kg,
                              									womit etwa das Verhältnis der Parseval-Luftschiffe
                              									erreicht ist. Die Hülle wird unter einem Druck von 20 mm Wassersäule gehalten, was
                              									sie völlig befähigt, allen Windbeanspruchungen ohne irgend welche Einladung zu
                              									widerstehen. Sämtliche Lasten werden durch den stark gebauten Kiel völlig
                              									gleichmäßig auf die Hülle verteilt.
                           Die durchgehende Bespannung des Kiels dürfte sich vielleicht trotz des
                              									außerordentlich verringerten Luftwiderstandes nicht immer bewähren, weil die
                              									Feuersgefahr bei auftretenden Vergaserbränden usw. durch die Bespannung ganz
                              									erheblich wächst. Es läßt sich natürlich vorläufig wenig darüber sagen, da jedoch
                              									das neue Militärluftschiff M IV eine ganz ähnliche Bauweise zeigt, so werden wohl
                              									mit diesen Schiffen die nötigen Erfahrungen auf diesem Gebiete gesammelt werden.
                           P. Bejeuhr.
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                           Ueber kinematographische Aufnahmen aus der Technik bringt
                              									Oberingenieur Lebegott in den „Mitteilungen aus den
                                 										Gesellschaften Siemens & Halske Siemens-Schuckertwerke“ 1913, Heft 5,
                              									folgende bemerkenswerten Ausführungen, denen allgemeine Beachtung zu wünschen
                              									ist:
                           
                              „Die berechtigten Klagen über das Minderwertige und geradezu Verderbliche der
                                 										Darbietungen in den Kino-Theatern haben dazu angeregt, kinematographische
                                 										Aufnahmen solcher Vorgänge zu versuchen, die bei höherem Bildungswert doch das
                                 										volle Interesse der Zuschauer zu erregen vermögen. Diese Forderungen erfüllen,
                                 										wie man auf Ausstellungen stets zu beobachten Gelegenheit hat, m hohem Maße
                                 										Vorgänge, bei denen sich die Herstellung von Gebrauchsgegenständen vor den Augen
                                 										der Zuschauer vollzieht, ganz besonders dann, wenn sinnreiche Maschinen, die
                                 										zugleich erstaunliches leisten, für die Umwandlung der Rohstoffe, Aenderung der
                                 										Formen und Zusammensetzung der Einzelteile bei der Arbeit sind. Die Werkstätten
                                 										der Handwerker, mehr noch die Fabrikbetriebe sind es also, die dankbare Objekte
                                 										für den Kinofilm darbieten, und schon frühzeitig wurden von den Instituten, die
                                 										sich mit kinematographischen Aufnahmen gewerbsmäßig befaßten, Versuche gemacht,
                                 										kinematographische Aufnahmen in Fabrikbetrieben zustande zu bringen. Aber zum
                                 										Photographieren gehört Licht, und für Kinoaufnahmen ganz besonders viel Licht
                                 										von gleichmäßiger, längerer Dauer. Dem entsprechen aber die Lichtverhältnisse in
                                 										Innenräumen und namentlich in Werkstätten, die nicht gerade aus neuster Zeit
                                 										stammen, im allgemeinen nicht, und hieran und an der Schwierigkeit, rasch
                                 										laufende Maschinen auf dem Film so festzuhalten, daß sie auf dem Kinobilde in
                                 										natürlicher Weise zu arbeiten scheinen, scheiterten die Bemühungen der
                                 										Kino-Operateure.
                              
                           
                              Die Siemens-Schuckertwerke,
                                 										in dem Bestreben, dazu beizutragen, daß der Kinematograph als
                                 										Volksbildungsmittel in wertvoller Weise nutzbar gemacht werden kann, haben die
                                 										Turiner Ausstellung im Jahre 1911 zum Anlaß genommen, ihrem photographischen
                                 										Atelier eine Abteilung für Kinoaufnahmen anzugliedern, und es ist ihnen
                                 										gelungen, Films herauszubringen, die kinematographische Aufnahmen aus der
                                 										Technik in einer bis dahin nicht für möglich gehaltenen Klarheit,
                                 										Anschaulichkeit und Natürlichkeit wiedergeben. Diese Films, von denen die ersten
                                 										in Turin eine große Anziehungskraft auf die Besucher der deutschen Abteilung der
                                 										Ausstellung ausübten, haben die Siemens-Schuckertwerke in ihren eigenen Fabriken und den
                                 										Werken der Siemens & Halske
                                    											Aktiengesellschaft oder in fremden Betrieben aufgenommen, in denen die
                                 										elektrischen Einrichtungen zum wesentlichen Teile von diesen Gesellschaften
                                 										herrührten.
                              
                           
                              Durch diese Aufnahmen, welche noch fortgesetzt werden, verfügen die Siemens-Schuckertwerke
                                 										heute über folgende Films:
                              
                           
                              
                                 a) Herstellung und Prüfung elektrotechnischer Fabrikate:
                                 
                                    
                                       1. Herstellung von Kleinmotoren im Elektromotorenwerk
                                          													der Siemens-Schuckertwerke.
                                       
                                    
                                       2. Herstellung von Metallfadenlampen im Glühlampenwerk
                                          													der Siemens & Halske Aktiengesellschaft.
                                       
                                    
                                       3. Herstellung von Starkstromkabeln im Kabelwerk der
                                          													Siemens-Schuckertwerke.
                                       
                                    
                                       4. Hochspannungslichtbogen u. Blitzableiterentladungen
                                          													(aufgenommen im Charl. Werk der Siemens-Schuckertwerke).
                                       
                                    
                                 
                              
                              
                                 b) Elektrizität im Hüttenbetrieb:
                                 
                                    
                                       1. Entladung von Erzen und Verladung fertiger
                                          													Fabrikate im Hafen Walsum.
                                       
                                    
                                       2. Verhüttung der Erze zu Roheisen in Hochofenanlagen
                                          													der Gutehoffnungshütte (Oberhausen i. Rh.).
                                       
                                    
                                       3. Verarbeitung des Roheisens zu Stahl und
                                          													Schmiedeeisen im Thomas- und Siemens-Martinwerk der Phönix A. G.
                                          													Abteilung Hörder Verein, Horde i. W.
                                       
                                    
                                       4. Das Auswalzen der Stahlblöcke zu Knüppeln im
                                          													Blockwerk der Phönix A. G. Abteilung Hörder Verein, Horde i. W.
                                       
                                    
                                 
                              
                                 c) Elektrizität in der Landwirtschaft:
                                 
                                    
                                       1. Elektr. Einmaschinenpflug der
                                          													Siemens-Schuckertwerke auf dem Felde.
                                       
                                    
                                       2. Elektr. Zweimaschinenpflug der
                                          													Siemens-Schuckertwerke auf dem Felde.
                                       
                                    
                                       3. Dreschmaschinen in der Scheune (aufgenommen im
                                          													Dominium Hobrechtsfelde bei Berlin).
                                       
                                    
                                       4. Elektrisches Dreschen auf Domäne Brandenburg bei
                                          													Stadthagen (Fürstentum Schaumburg-Lippe).
                                       
                                    
                                 
                              
                                 d) Hilfsmaschinen für die Gewinnung und Bearbeitung von
                                    											Rohprodukten:
                                 
                                    
                                       1. Gesteinbohrmaschine im Steinbruch (aufgenommen im
                                          													Steinbruch Sperenberg i. d. Mark).
                                       
                                    
                                       2. Gesteinbohrmaschine auf dem Prüffelde (aufgen. im
                                          													Charlottenburger Werk der Siemens-Schuckertwerke).
                                       
                                    
                                       3. Der größte Trockenbagger der Welt (elektrische
                                          													Ausrüstung von den Siemens-Schuckertwerken).
                                       
                                    
                                       4. Abbruch von Eisenbetonfundamenten mittels
                                          													Stoßbohrmaschinen (aufgenommen beim Neubau der Königlichen
                                          													Bibliothek in Berlin).
                                       
                                    
                                       5. Verwendung der Stoßbohrmaschine bei Sprengarbeiten
                                          													an der alten Mole am Kaiser-Wilhelm-Kanal (Holtenau).
                                       
                                    
                                 
                              
                                 e) Elektrizität im Verkehrswesen:
                                 
                                    
                                       1. Eine Fahrt auf der Berliner Hochbahn zwischen
                                          													Nollendorfplatz und Warschauer Brücke (gebaut von Siemens &
                                          													Halske A. G.).
                                       
                                    
                                       2. Desgl. in umgekehrter Richtung.
                                       
                                    
                                       3. Elektrische Schleppschiffahrt am Teltowkanal bei
                                          													Berlin (eingerichtet von den Siemens-Schuckertwerken).
                                       
                                    
                                       4. Selbsttätige Straßenbahnweiche.
                                       
                                    
                                       5. Bau einer Untergrundbahn in Berlin (in
                                          													Vorbereitung).
                                       
                                    
                                       6. Fortschritte in der Telephonie (in
                                          													Vorbereitung).
                                       
                                    
                                 
                              
                                 f) Elektrizität in der Textilindustrie:
                                 
                                    
                                       1. Kammgarnweberei mit elektrischen Einzelantrieben
                                          													(ausgeführt von den Siemens-Schuckertwerken).
                                       
                                    
                                 
                              
                                 g) Elektrizität im Druckerei betriebe:
                                 
                                    
                                       1. Das Entstehen einer Zeitung in der Druckerei von
                                          													Rud. Mosse, Berlin.
                                       
                                    
                                 
                              
                                 h) Elektrizität im Dienste der medizinischen Wissenschaft:
                                 
                                    
                                       1. Das Einrichten eines Röntgenzimmers und Untersuchungen darin unter
                                          													Benutzung eines Feld-Röntgenwagens von Siemens & Halske.
                                       
                                    
                                 
                              
                                 i) Soziale Technik:
                                 
                                    
                                       1. Technische Vorkehrungen gegen Arbeiterunfälle und
                                          													erste Hilfe bei Verletzungen.
                                       
                                    
                                 
                              
                           
                              Ein großer Teil dieser Films ist im Laufe der letzten beiden Jahre in
                                 										zahlreichen Städten Deutschlands und des Auslandes in wissenschaftlichen,
                                 										technischen und sonstigen Vereinen, besonders aber auch vor Studierenden und
                                 										Schülern vorgeführt worden. Ob die Zuschauer aber Schüler oder der Technik
                                 										fernstehende Personen waren, oder ob es sich um Ingenieure handelte, überall
                                 										haben die Kinobilder das größte Interesse erregt, und allgemein ist der in ihnen
                                 										ruhende bildende Wert anerkannt worden. Nicht zum wenigsten spricht dafür, daß
                                 										die Bezirksvereine Deutscher Ingenieure in Aachen, Breslau, Coblenz, Dresden,
                                 										Hamburg, Kattowitz, Kiel, Leipzig, Mannheim, Nürnberg, Wiesbaden, Dessau,
                                 										Dortmund, München, Essen, Lübeck, Cassel, Gelsenkirchen, Bielefeld, Stettin,
                                 										Bremen, Konstanz und Braunschweig Vorführungen der Kinobilder für ihre
                                 										Mitglieder veranstaltet haben.
                              
                           
                              Allerdings ist es nicht damit getan, daß man die Bilder einfach auf der Leinwand
                                 										vorüberziehen läßt, denn selbst technisch hochgebildete Zuschauer können den
                                 										schnell im Bilde wechselnden Vorgängen nicht so rasch folgen, daß sie ein volles
                                 										Verständnis für das Gesehene gewinnen. Es müssen daher zu den Bildern
                                 										sachverständige, den einzelnen Phasen des Bildes folgende Erläuterungen gegeben
                                 										werden, die dazu verhelfen, daß der lehrreiche Inhalt, der in diesen technischen
                                 										Films steckt, voll zur Geltung kommt. So bereitwillig die Siemens-Schuckertwerke auch die Films in
                                 										allen Fällen, wo es sich um gemeinnützliche Zwecke handelt, und zwar stets
                                 										kostenlos, abgeben, so tun sie es daher doch nur dann, wenn bei den Vorführungen
                                 										sachverständige Erläuterungen zu den Bildern gegeben werden. Bei den meisten
                                 										bisherigen Veranstaltungen wurden die Erläuterungen durch einen Ingenieur der
                                 											Siemens-Schuckertwerke
                                 										selbst erteilt; sollte dies nicht gewünscht werden, so werden die Unterlagen
                                 										dafür schriftlich zur Verfügung gestellt.
                              
                           
                              Die Siemens-Schuckertwerke
                                 										verfügen auch über einen eigenen Kinosaal in ihrem Verwaltungsgebäude am
                                 										Askanischen Platz, in dem sie zahlreiche Vorführungen der Films vor den Schülern
                                 										der oberen Klassen der höheren Schulen Groß-Berlins sowie vor anderen Schülern
                                 										und Vereinen unentgeltlich veranstaltet haben. Ein großer, allen Ansprüchen der
                                 										Neuzeit entsprechender Vortragssaal wird auch im neuen Verwaltungsgebäude der
                                 										Siemens-Schuckertwerke in Siemensstadt, das mit Ende dieses Jahres bezogen wird,
                                 										eingerichtet, der dann ebenfalls für Vorführungen zu gemeinnützlichen Zwecken
                                 										bereitgestellt werden wird.“
                              
                           ––––––
                           Telefunken an Bord des „Imperator“ (Schluß von S.
                              									779). Die Arbeitsweise der Zwischenhörvorrichtung ist so, daß die Empfangsapparate
                              									mit den Sendeapparaten in Serie im Luftdraht liegen. Während des Sendens geht die
                              									Antennenenergie nicht durch den Empfänger hindurch, sondern findet einen bequemen
                              									Nebenweg durch eine parallel zum Empfänger geschaltete Abschaltfunkenstrecke.
                           Gleichzeitig werden die Leitungen des Empfangsapparates durch Relais selbsttätig
                              									unterbrochen. Beim Empfang dagegen ist der Empfänger eingeschaltet, und der Sender hängt mit
                              									offenen, daher elektrisch nicht störenden Schwingungskreisen mit an der Antenne.
                           Die technischen Mittel ermöglichen dem „Imperator“ eine außerordentliche
                              									Betriebsleistung, und es bedeutet einen Weltrekord, der sobald nicht geschlagen
                              									werden dürfte, daß die Imperatorstation während der ersten fünf Reisen etwa 172000
                              									Wörter – also im Durchschnitt auf einer Reise 34400 Wörter – verarbeitet hat. (Zum
                              									Vergleich möge dienen, daß das vorliegende Referat etwa 3300 Wörter enthält.)
                           Tag und Nacht ist die Station, welche von drei Telegraphisten besetzt ist, in
                              									Tätigkeit, bald handelt es sich darum, ein Telegramm direkt nach Land zu geben, bald
                              									an ein anderes Schiff, oder es wird durch Vermittlung eines anderen Schiffes ein
                              									Ozeanbrief befördert. Dauernd werden Privattelegramme angenommen, oder
                              									Diensttelegramme an die Schiffsleitung, neueste Zeitungstelegramme und
                              									dergleichen.
                           Die neuesten Pressenachrichten, welche der Passagier beim ersten Frühstück in Form
                              									einer geschmackvollen Zeitung vorfindet, werden Nachts von der Reichspoststation
                              									Norddeich bei Emden und der New Yorker Telefunkenstation Sayville/Long-Island direkt
                              									nach dem Schiff übermittelt. Bei der Ausreise nach New York nimmt der
                              										„Imperator“ gewöhnlich ausschließlich die Norddeichpresse bis zur Nacht
                              									vom dritten bis vierten Reisetage, in der nächsten Nacht vom vierten bis fünften
                              									Reisetage wird sowohl von Norddeich, als auch von Sayville Presse genommen, und von
                              									dann ab bis New York ausschließlich von Sayville.
                           Zum Schluß gab der Vortragende eine höchst interessante Schilderung von dem Dienst
                              									der Telefunkenbeamten des „Imperator“, die wir fast ungekürzt wiedergeben
                              									möchten:
                           Der „Imperator“ ist auf der Rückreise nach Europa am dritten Tag nach der
                              									Abfahrt von Hoboken und demnach ziemlich inmitten des Ozeans. Es ist Mitternacht.
                              									Der erste Telegraphist, der den wichtigeren Nachtdienst hat, soll noch Depeschen
                              									nach dem Festland geben; er stellt Verbindung mit der amerikanischen Küstenstation
                              									Cape Race (Neufundland) her, doch verschwindet die Verständigung vor Erledigung
                              									sämtlicher Depeschen mit der Entfernung des Dampfers. Der Telegraphist ist nun
                              									darauf angewiesen, seine Depeschen nach Amerika über ein Zwischenglied zu befördern.
                              									Das Vereinigte Staatenkriegsschiff „Minnesota“, das sich zufällig zwischen
                              									dem „Imperator“ und Amerika befindet, erklärt sich bereit, vier Depeschen
                              									weiter zu befördern.
                           Diese Verbindung wird zeitweise durch das Dazwischenfunken des Dampfers „Newa“
                              									gestört, der Verbindung sucht. Trotzdem gelingt es der „Minnesota“, alle vier
                              									Depeschen vom „Imperator“ aufzunehmen und Quittung darüber zu geben.
                              									Zwischendurch hört der Telegraphist mehrere Schiffe britischer Nationalität
                              									miteinander verkehren, die dann wieder durch die „Newa“ gestört werden.
                              									Mittlerweile ist ein deutscher Dampfer, der „Prinz Oskar“, in die Reichweite
                              									des „Imperator“
                              									gekommen und wechselt mit ihm Depeschen. Diese beziehen sich in der Regel auf
                              									Privatmeldungen an Passagiere, auf die Positionen der Schiffe, Wetterbeobachtungen,
                              									insbesondere das Auftreten von Eis, die dem Schiffskommando unverzüglich mitgeteilt
                              									werden. Den Passagieren wird durch Anschlag am schwarzen Brett die Möglichkeit des
                              									Verkehrs mit diesem Dampfer bekanntgegeben. Mittlerweile ist es 6 Uhr morgens
                              									geworden. Mit zunehmender Helligkeit pflegt bekanntlich die Reichweite abzunehmen.
                              									Der erste Telegraphist wird vom zweiten abgelöst, während der dritte am Schalter
                              									Platz nimmt. Ihm liegt in erster Linie ob, den schriftlichen Verkehr zu erledigen,
                              									die Stationen anzugeben, mit welchen Verbindung hergestellt werden soll, sowie die
                              									Reihenfolge der Telegramme und deren Ablieferung zu ordnen. Die bei Nacht
                              									angekommenen Pressetelegramme hat er schon vorher dem ersten Offizier abgeliefert,
                              									der sie nach Sichtung sofort der Schiffsdruckerei überweist, damit die Passagiere
                              									schon beim Frühstück die gewohnte Zeitung, jetzt ihre Bordzeitung, vorfinden.
                           Die „Newa“ ruft immer noch in Abständen nach Verbindung; obwohl ihr mehrere
                              									Schiffe antworten, reagiert sie nicht weiter darauf. Erst nach einiger Zeit erklärt
                              									sich diese Störung durch seine Mitteilung auf – sie sagt: „Mein Empfänger war
                                 										vorige Nacht nicht in Ordnung, ich bin nicht sicher, ob ich verstanden
                                 										wurde“. – Mittlerweile hat er auch die gesuchte Verbindung mit dem Dampfer
                              										„Ryndam“ gefunden. Einige Zeit später stattet das amerikanische
                              									Kriegsschiff „Niami“ Eisrapport ab. Es werden Depeschen mit den Dampfern des
                              									Norddeutschen Lloyd „Friedrich der Große“ und „Kronprinzessin Cecilie“
                              									gewechselt, und der Verkehr mit andern Schiffen, die neu in die Reichweite des
                              										„Imperator“ treten, aufgenommen. Am Abend versucht der erste
                              									Telegraphist, der wieder den Dienst übernimmt, mit der Welle von 1650 m die Station
                              									von Norddeich zu hören. Eine halbe Stunde lang ist nichts zu vernehmen, endlich
                              									kommen schwache Zeichen, die ab und zu wieder verschwinden. Mit immer weiter
                              									zunehmender Dunkelheit, sowie Annäherung an Europa, werden die Zeichen deutlich; es
                              									können auf 3900 km 153 Wörter Preßtelegramme aufgenommen werden. Für wechselseitigen
                              									Verkehr mit Norddeich ist die Entfernung noch zu groß, doch kann es nur noch kurze
                              									Zeit dauern, bis direkter Wechselverkehr möglich ist. Auch mit Station Poldhu an der
                              									englischen Westküste ist Verbindung vorhanden. Nun wird versucht, ob Sayville in
                              									Amerika vielleicht noch empfangen werden kann. Es gelingt, trotzdem die Entfernung
                              									etwa 3000 km ist; der „Imperator“ hört also beide Weltteile sprechen. Trotz
                              									starker Luftströmungen ergibt sich guter Empfang, die Zeichen sind laut. Das Senden
                              									hört aber langsam auf. Die wieder eingestellte kurze Welle läßt den Verkehr
                              									verschiedener Dampfer hören, von denen einige mit dem Dampfer „Imperator“ in
                              									Verbindung treten. Besonders, als sie vernehmen, daß es ihm inzwischen gelungen ist,
                              									mit Norddeich mit 1800 m Welle in wechselseitigen Verkehr zu treten, was ihm nur
                              									vermöge seiner großen Station bzw. großen Antenne möglich ist. Der
                              										„Imperator“ gibt nun zuerst seine Depeschen direkt nach Norddeich und
                              									dann die der andern, welche ihn darum ersuchen. Er darf aber nur die nach
                              									Deutschland bestimmten Depeschen direkt über Norddeich geben, andere telegraphiert
                              									er mit normaler 600 m Welle nach Crook Haven an der Südspitze von Irland.
                           Nicht nur während des Abhörens der Preßtelegramme, sondern auch während des Sendens
                              									selbst, wird häufig auf etwaige Notsignale geachtet. So spielt sich im Stationsraum
                              									des Dampfers ununterbrochener Betrieb ab, und die Passagiere, die ihre
                              									geschäftlichen oder auch blos privaten Mitteilungen bzw. die Tagesneuigkeiten der
                              									Bordzeitung in Empfang nehmen, ahnen gar nicht, welch aufregenden Dienst der
                              									Telefunkenbeamte zu erledigen hat, der gegebenenfalls mehr wie jeder andere zu ihrer
                              									Rettung aus Seenot beitragen kann.
                           A. B.
                           ––––––––––
                           Das umschnürte Gußeisen, ein neues Baumaterial. (Aus einem
                              									Vortrage gehalten in der Jahresversammlung der Deutschen Eisenhüttenleute in
                              									Eisenach 12. IX. 1913.) Emperger erörtert einleitend die
                              									Gründe, weswegen das älteste und früher alleinherrschende Baumaterial, das Gußeisen,
                              									aus der Baupraxis völlig verschwunden ist, und legt dar, in welcher Weise es ihm
                              									gelungen ist, die dabei maßgebenden Mängel zu beheben.
                           Zunächst wurde der Nachweis erbracht, wie die für den Eisenstab nötige feuerfeste
                              									Hülle zum Tragen herangezogen werden kann, und daß sich dies durch eine Umschnürung
                              									des Betons völlig sicherstellen läßt. Dabei ist es ihm gelungen nachzuweisen, daß
                              									eine richtig angebrachte Umschnürung nicht nur die Sprödigkeit zu beseitigen,
                              									sondern auch die Knickfestigkeit dieses druckfesten Materials zu erhöhen imstande
                              									ist.
                           Auf Grund ausführlicher Versuche gibt der Vortragende eine Knickformel (Abb. 1) für das umschnürte Gußeisen, die in ihrem
                              									Verlaufe zeigt, daß, außer einer bedeutenden Erhöhung an spezifischer
                              									Druckfestigkeit, der Verlauf sich nunmehr dem Flußeisen anpaßt, und so durch diese
                              									Kombination gleichzeitig ein druckfestes und elastisches Material geschaffen wurde.
                              									Diese Tatsache wird durch eine Reihe von Bildern kleinerer und größerer Versuche
                              									illustriert, welche zeigen, daß das spröde Material sich ohne zu springen in dieser
                              									Umschnürung S-förmig verkrümmen läßt, gleichgültig, ob der Kern ein Stück ist, oder
                              									aus mehreren Stücken zusammengesetzt erscheint. Durch die Resultate der letzteren
                              									Versuche scheint insbesondere die Stoßfrage gelöst und nachgewiesen, daß man die
                              									gußeiserne Seele einer Säule oder eines Bogens aus einer beliebigen Anzahl von
                              									Stücken zusammensetzen kann. Auf Grund dieser Versuche hat der Vortragende
                              									Dimensionierungsregeln aufgestellt und Säulendetails gegeben, welche sich in der
                              									Praxis mehrfach bewährt haben.
                           Die Berechnung einer derartigen Säule erfolgt auf Grund dieser Versuche mit Hilfe der
                              									nachfolgenden Bemessungstafel (Abb. 2), wie das
                              									folgende Beispiel ersichtlich macht.
                           Wenn man z.B. eine Geschoßhöhe von 470 cm und eine freie Länge von 4 m hat, so ergibt
                              									die Rechnung eine Auflast der Säule von 265 t. Man gibt der Säule einen
                              									Durchmesser von 40 cm und der Gußeisensäule einen solchen von 20 cm. Der so
                              									entstehende Betonquerschnitt hat nach den Eisenbetonvorschriften eine gewisse
                              									Tragfähigkeit, in unserem Falle 37 t. Die Gußeisensäule hat demnach den Rest im
                              									Betrage von 228 t zu tragen. Die vorliegende Säule hat ein Schlankheitsverhältnis
                              									von \frac{l}{D}=10. Man braucht daher nur in der Tafel für 228 t
                              									auf der Linie \frac{l}{D}=10 abzulesen und findet bei 228 t ein
                              										f = 19,5 mm, und dies ist mit dem Koeffizienten zu
                              									multiplizieren, der je nach der Gußeisenqualität zu einer Stärke von 28 oder 33 mm
                              									für eine Materialfestigkeit von 9000 resp. 7500 kg/qcm führt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 794
                              Abb. 1.
                              
                           Für diese Säule ist eine Festigkeit von 265 t zulässig, weil die äußere Schale erst
                              									bei über 400 t sich abschuppen wird, und ihr Bruch erst bei 4 x 265 = 1360 t zu
                              									erwarten steht.
                           Für diese Zahlen kann eine Garantie übernommen werden, da etwa nach der doppelten
                              									Last die ersten Risse im Verputz, und nach der vierfachen Last der Bruch der Säule
                              									eintritt. Derartige Säulen sind bei dem Fabrikbau Ericson
                              									in Wien angewendet, zusammen über 400 m Rohre im Gesamtgewicht von 35 t.
                           Der Vortragende gibt weitere Einzelheiten für den Anschluß von Decken aus Eisen oder
                              									Eisenbeton, wobei insbesondere die Dachkonstruktion von Interesse ist, weil dort
                              									unter den kleinen Lasten die Oekonomie der Anwendung des umschnürten Gußeisens
                              									aufhört. In diesem Falle ist die Röhre zu einer neuen und ökonomischen Form der
                              									strahlenförmigen Dacharmierung in einer gleichförmigen dünnen Platte an Stelle der
                              									üblichen kreuzförmigen Plattenbalkendecke ausgebildet und so in anderer Weise
                              									nützlich gemacht.
                           Im Anschluß zu den Ausführungen über den Hochbau wurden nun Mitteilungen über neuere
                              									Ausführungen aus dem Gebiete des Brückenbaues gegeben,
                              									welche zeigen, daß diese Methode bereits heute allerorts Anklang gefunden hat. Von
                              									besonderem Interesse waren die Bilder schlanker Bogen mit aufgehängter Fahrbahn mit
                              									einer fast genauen Kopie der Schwarzenbergbrücke in Leipzig, welche im Ostseebad
                              									Deep zur Ausführung bestimmt ist. Dieselbe hat bereits 80 m Spannweite, so daß zwei
                              									Behauptungen des Vortragenden aus einer ersten Veröffentlichung sich bewahrheitet
                              									haben, als er die Leipziger Brücke ein Modell nannte und ausgehend von seinen ersten
                              									Versuchen eine Renaissance des Gußeisens vorhersagte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 795
                              Abb. 2.
                              
                           ––––––––––
                           Die Wasserreinigung mit Permutit und Allagit. Bei der
                              									Verwendung des Wassers zu technischen Zwecken ist vielfach die Entziehung der
                              									Härtebildner sowie des Eisens und Mangans unbedingt erforderlich. Die ersteren
                              									entfernte man bisher durch das Kalk-Sodaverfahren, mit dessen Hilfe indessen ein
                              									vollständiger Erfolg nicht immer erzielt wurde. In letzter Zeit ist daher das
                              									Bestreben hervorgetreten, die Entziehung der die Härte verursachenden Kalk- und
                              									Magnesiasalze auf anderem Wege zu erreichen. Die dahin zielenden Arbeiten führten zu
                              									dem Permutitverfahren der Permutit-Aktiengesellschaft und dem Allagitverfahren der Deutschen Filterkompagnie. Permutit ist ein zuerst von Dr. Gans durch Zusammenschmelzen von drei Teilen Kaolin mit
                              									sechs Teilen Quarz und zwölf Teilen Natriumkarbonat fabrikmäßig hergestelltes
                              									Produkt, das, nachdem es ausgelaugt und gewaschen wurde, im feuchten Zustande
                              									aufbewahrt wird. Seiner chemischen Zusammensetzung nach ist es ein Aluminiumsilikat,
                              									das dem natürlich vorkommenden Chabasit entspricht. Der Stoff hat die Eigenschaft,
                              									wässerigen Lösungen die Basen zu entziehen. Bei der Enthärtung wird das Wasser durch
                              									Schichten der weißen Permutitkristalle hindurchgeleitet. Dabei geht sein Kalk- und
                              									Magnesiagehalt an das Permutit über, welches dafür Natrium an das Wasser abgibt.
                              									Wenn der Natriumgehalt des letzteren soweit erschöpft ist, daß ein Austausch nicht
                              									mehr stattfinden kann, ist eine Regenerierung des Permutits notwendig. Zu diesem
                              									Zwecke wird eine Kochsalzlösung durch den Filter geleitet, deren Natrium von dem
                              									Permutit aufgenommen wird, während Kalk und Magnesia ausscheiden. Trotz dieser
                              									Erneuerungsmöglichkeit ist die Anwendbarkeit der Filtermasse nicht unbegrenzt, da
                              									beim Gebrauch allmählich eine Zersetzung des Permutits eintritt. Auch ist die
                              									Gebrauchsfähigkeit des Stoffes dadurch beschränkt, daß er nicht säurebeständig ist.
                              									Er kann daher zur Behandlung von kohlensäurehaltigem Wasser nur nach vorheriger
                              									Reinigung der Flüssigkeit gebraucht werden.
                           Dieser Nachteil wird bei der Verwendung von Allagit vermieden. Es wurde nämlich durch
                              										Kobelt festgestellt, daß die sogen. Gesteinsgläser
                              									eine ähnliche Wirkung ausüben wie die Aluminiumsilikate. Durch ein
                              									Separationsverfahren wird der genannte Stoff von der Deutschen Filterkompagnie aus Trachyttuff gewonnen. Er wird in der gleichen Weise
                              									wie das Permutit zum Filtrieren des Wassers benutzt. Die Regeneration erfolgt durch
                              									eine 4 bis 5prozentige Kochsalzlösung. Die Bildung von Kesselstein ist bei beiden
                              									Verfahren in gleicher Weise ausgeschlossen. Außerdem werden Permutit und Allagit in
                              									der Textilindustrie, in Färbereien und Wäschereien, sowie zur Enteisenung und
                              									Entmanganung benutzt. Das zu den letztgenannten Zwecken bisher verwendete
                              									Belüftungsverfahren führt nicht immer zum Ziel. Bei dem Gebrauch von Mangan-Permutit
                              									oder Oxyd-Allagit gibt die Filtermasse Sauerstoff ab, wodurch die gelösten
                              									Eisenoxydulverbindungen des Wassers in unlösliche Oxyde oder Hydroxyde verwandelt
                              									werden. [Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb 1913, Nr. 38,]
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                           Färben lebenden Holzes. Das Färben geschieht durch
                              									gebohrte Röhren, in welche die Färbflüssigkeit eingeleitet wird. Die
                              									Anilinfarbstoffe Malachitgrün und Methylenblau ergaben bei Birken gleichmäßige und
                              									einheitliche Färbungen, während Eosin das Holz nur rot äderte. Eine einprozentige
                              									Lösung salzsauren Anilins färbte eine Birke über Nacht durch und durch und nach
                              									Verlauf einiger Tage so, daß der Baum von weitem einer Blutbuche glich.
                           Pr.
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                           Der Kinematograph als Gefahranzeiger bei größeren
                                 										Umbauten. Eine ganz besonders verantwortungsvolle Aufgabe hat die
                              									Bautechnik bei der Erneuerung der Grundbauten der Türme des Straßburger Münsters zu
                              									lösen. Hier befindet sich nämlich zwischen zwei alten fest gemauerten Fundamenten
                              									eine schwarze Erdschicht, die zum Tragen der Turmlasten durchaus ungenügend ist,
                              									daher beseitigt und durch eine neue feste Betonfundierung ersetzt werden soll. Die
                              									Arbeiten müssen mit äußerster Vorsicht betrieben werden. Um jede auch noch so
                              									geringe Bewegung des zu unterfangenden Mauerwerks beobachten zu können, hat man
                              									einen sehr empfindlichen Bewegungsmesser derart mit einer selbsttätigen Kamera
                              									gekuppelt, daß auf deren Film jede kleine Bewegung des Mauerwerks sich deutlich
                              									abzeichnet; von einem sicher feststehenden Pfeiler aus wird ein ständiger
                              									Lichtstrahl durch einen schmalen Schlitz nach dem zu beobachtenden Pfeiler und von
                              									diesem durch einen Spiegel auf den Film der Kamera geworfen; so lange keine Bewegung
                              									vorhanden ist, zeichnet sich der Lichtpunkt dauernd als scharfe gerade Linie ab,
                              									während jede Abweichung von dieser eine Bewegung des Pfeilers anzeigt und dadurch
                              									zur Vorsicht mahnt.
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                           Elektrische Fernbremsung von Eisenbahnzügen. Auf der
                              									Strecke Nürnberg- Gräfenberg sind Versuche mit der elektrischen Fernbremsung des
                              									Lehrers Wirth (Erfinder des Fernlenkbootes) gemacht
                              									worden, über deren Ausfall jedoch vorläufig nichts bekannt ist. Die Einrichtung ist
                              									folgende: Ein Wagen des Zuges trägt eine Empfängerantenne, während als Sendeantenne
                              									die Fern-sprech- oder Telegraphenleitung ohne Störung des Betriebs dieser benutzt
                              									wird. Sendestellen sind je nach den Verhältnissen etwa alle 80 bis 100 km nötig, sie
                              									können mit einer Zwischenstation oder einem Bahnwärtersignalapparat in Verbindung
                              									gebracht werden. Auf diesem Wege erhält der Zugführer Glocken- oder Lichtsignale
                              									oder die Luftdruckbremse wird unmittelbar betätigt. Bei den Versuchen wurde
                              									vorläufig ein einfacher Drucktaster benutzt, an dessen Stelle würde jedoch später
                              									ein selbsttätiger Sendeapparat treten, der die Wellenzeichen in richtiger Zahl und
                              									Länge weitergibt.
                           Pr.
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                           Der Luftwiderstand im Simplontunnel. Neuere Messungen
                              									geben hierfür folgende Zahlen: Bei 60 km Stundengeschwindigkeit ist der
                              									Luftwiderstand auf freier Strecke etwa = 4 kg für 1 t Zuggewicht zu setzen, im
                              									Tunnel steigt er auf 6,3 kg, wenn der Zug in der Richtung des Lüftungsstromes fährt,
                              									bei umgekehrter Fahrt auf 9,2 kg. Bei einer geringeren Geschwindigkeit als 25
                              									km i. d. Std. beschleunigt der Lüftungsstrom sogar die Fahrt, so daß dann der
                              									Widerstand im Tunnel erheblich geringer ist als auf freier Strecke.
                           Pr.
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                           Der erste Kongreß der französischen Gießereifachleute und die
                                 										Gießerei-Fachausstellung in Paris (26. Mai bis 1. Juni 1913) siehe Genie
                              									Civil Nr. 6, 1913.
                           Praktisches Studium der Gießerei-Kupolöfen. Ueber diesen
                              									Gegenstand wurde von der Association ein Preisausschreiben erlassen und von den
                              									eingelangten Bewerbungen zwei hervorgehoben. Der Verfasser der ersten Studie, Desquenne, gibt eine eingehende Beschreibung des modernen
                              									Gießerei-Kupolofens. Um eine gleichmäßige Verbrennung im ganzen Schachtquerschnitt
                              									zu erzielen, muß die Luft gleichmäßig auf den Querschnitt verteilt werden. Es
                              									empfiehlt sich, prismatische Düsen mit rechteckigem Querschnitt zu verwenden. Sehr
                              									wichtig ist es, stets genau die eingeblasene Luftmenge zu kennen. Häufig fehlt es
                              									leider den Gießern an den dazu erforderlichen Meßeinrichtungen. Der Abfall bei jeder
                              									Schmelzung beträgt im Mittel 6 v. H., ist hauptsächlich auf Oxydation zurückzuführen
                              									und ist um so kleiner, je höher die Ofentemperatur liegt und je kalkhaltiger die
                              									Schlacke ist. Unter den Mitteln, die zur Verbesserung des Wirkungsgrades der
                              									Kupolöfen dienen können, nennt der Autor die Verwendung sekundärer Düsen zur
                              									Hintanhaltung der Bildung von Kohlenoxyd, die entsprechend angeordnet und geregelt
                              									werden müssen.
                           Die zweite Studie von Gueneau befaßt sich in erster Linie
                              									mit der Bestimmung der Abmessungen eines Gießerei-Kupolofens, entsprechend der zu
                              									erzielenden Produktion. Bei einer Höhe von 3 bis 4 m über den Düsen nimmt der Autor
                              									an, daß die stündliche Erzeugung 50 bis 60 kg/qcm Querschnitt in Düsenhöhe beträgt.
                              									Ein Teil der Abwärme des Ofens kann zur Trocknung der eingeblasenen Luft verwendet
                              									werden. Das erforderliche Luftvolumen stellt sich auf etwa 16 dm3 f. d. qdm Ofenquerschnitt, bei einem zwischen 40
                              									bis 60 cm W. S. schwankenden Druck.
                           Die numerische Einteilung der Gießereiroheisen, ihre
                                 										Unzulänglichkeit; die chemische Einteilung, bespricht T h. Gueneau. Die marktfähigen Roheisen können in vier
                              									Hauptgruppen untergebracht werden: Hämatiteisen, gewöhnliches Gießereiroheisen,
                              									basisches Roheisen und Spezialroheisen. Diese Einteilung ist auf die Herkunft des
                              									Roheisens und auf einige seiner wichtigsten Eigenschaften zurückzuführen. Gewöhnlich
                              									werden die Roheisen nach dem Aussehen des Bruches eingeteilt, die dunkelgrauen
                              									erhalten die Nr. 2, 3 und 4, die dichteren Nr. bis 7, sodann kommen die halbierten
                              									Eisen und das weiße Roheisen. Wenn auch in den meisten Ländern die Einteilung nach
                              									Nummern erfolgt, so stimmen doch die Nummern der einzelnen Länder nicht miteinander
                              									überein. Verfasser zieht die Einteilung vor, welche in den Vereinigten Staaten
                              									vorgeschlagen wurde und folgende Roheisensorten unterscheidet: Roheisen Nr. 1: Silizium
                              									2,5 v. H. Mindestgehalt, Schwefel 0,03 v. H. Höchstgehalt, Phosphor 0,6 v. H.
                              									Höchstgehalt, Mangan 0,5 v. H. Höchstgehalt.
                           Roheisen Nr. 2: Silizium 1,95 v. H. Mindestgehalt, Schwefel 0,04 v. H. Höchstgehalt,
                              									Phosphor und Mangan je 0,7 v. H. Höchstgehalt.
                           Roheisen Nr. 3: Silizium 1,35 v. H. Mindestgehalt, Schwefel 0,05 v. H. Höchstgehalt,
                              									Phosphor 0,8 v. H. Höchstgehalt, Mangan 0,9 v. H. Höchstgehalt.
                           Silizium-Roheisen: Silizium 3 v. H. mindestens und 5 v. H. höchstens, Schwefel 0,04
                              									v. H. Höchstgehalt, Phosphor 0,4 v. H. Höchstgehalt, Mangan 0,3 v. H. Mindestgehalt,
                              									Kohlenstoff total 2,15 v. H. Mindestgehalt.
                           Phosphorreiches Roheisen: Silizium 1,5 v. H. Mindestgehalt, Schwefel 0,55 v. H.
                              									Höchstgehalt, Phosphor 1 v. H. Mindestgehalt, Mangan 0,3 bis 0,9 v. H. Höchstgehalt,
                              									Kohlenstoff total 3 v. H. Mindestgehalt.
                           Die Stahlgießerei in Spanien, insbesondere vom militärischen
                                 										Standpunkte, bespricht General Cubillo. Die
                              									bedeutendste Stahlgießerei Spaniens befindet sich in der staatlichen Kanonenfabrik
                              									von Trubia und besitzt einen Ofen von 50 t und einen zweiten von 16 t Fassungsraum.
                              									Verfasser berichtet über seine Erfahrungen bei der Kanonenherstellung nach dem Pourcelschen Verfahren durch einfachen Metallguß, gefolgt
                              									durch eine geeignete thermische Behandlung (Härten und Nachlassen), wobei das
                              									kostspielige Schmieden vermieden wird. Derartige Kanonen werden gegenwärtig in einem
                              									schwedischen Stahlwerk zu Boförs hergestellt, das Kanonen von 21 und 24 cm aus
                              									gegossenen Röhren ohne Schmieden erzeugt.
                           Die Arbeit und die Einrichtung in Gießereien und Werkstätten im
                                 										allgemeinen in den Vereinigten Staaten. Wie von Brasseur angeführt wird, wird das Roheisen in amerikanischen Werken häufig
                              									in Flammöfen geschmolzen, was noch durch die an vielen Orten zur Verfügung stehenden
                              									Naturgase begünstigt wird. Die Leistungsfähigkeit eines amerikanischen Gießers ist
                              									im allgemeinen jener eines europäischen Arbeiters um 25 v. H. überlegen. 10 v. H.
                              									dieses Unterschiedes kann auf die größere Anstrengung und der Rest auf die größeren
                              									Erleichterungen zurückgeführt werden, die bessere Werkzeuge und bessere Modelle
                              									bieten. Letztere werden stets aus Metall hergestellt, sobald die Zahl der Gußstücke
                              									eine größere wird. Formmaschinen sind ebenfalls sehr verbreitet. Die Anwendung von
                              									Druckluftwerkzeugen zur Reinigung der Gußstücke und Entfernung der Gießköpfe ist
                              									allgemein.
                           Die Anwendung der Rohölheizung für metallurgische Oefen.
                              									Von Brasseur wird mitgeteilt, daß die Anwendung der
                              									Oelheizung die Aufstellung von Martinöfen kleiner Leistung, beispielsweise von 5 t,
                              									in Stahlgießereien sehr erleichtert. Die Einrichtung eines Ofens mit Oelheizung ist
                              									einfacher als bei Generatorgasheizung und der thermische Wirkungsgrad ist ein
                              									besserer. Bisher wird als Heizöl Teeröl verwendet. Vor einiger Zeit wurden Versuche,
                              									um reinen Teer zur Heizung von Martinöfen zu verwenden, in der Stahlstadt Gary
                              									des Steel Trust (Vereinigte Staaten) vorgenommen, und die erhaltenen Resultate sind
                              									sehr zufriedenstellende. Für Oefen kleiner Leistung werden vom Vortragenden folgende
                              									Daten angegeben:
                           
                              
                                 Ofeninhaltkg
                                 Kosten d. AnlageM
                                 Oelverbrauchl
                                 SchmelzdeuerStd.
                                 
                              
                                   75
                                 1300–1500
                                 10–12
                                 1/2 – ¾
                                 
                              
                                 100
                                 1700–1850
                                 12–14
                                 ½ – ¾
                                 
                              
                                 150
                                 1850–2100
                                 12–15
                                 ½ – ¾
                                 
                              
                                 200
                                 2250–2400
                                 15–18
                                 ½ – ¾
                                 
                              
                                 300
                                 2600–2850
                                 25–36
                                 1 – 1¼
                                 
                              
                           Den Einfluß von Oxydationsmitteln bei der Kupfergießerei und
                                 										ihre Anwendung bespricht Portevin. Vor einigen
                              									Jahren wurden vom Vortragenden im Bronzeguß zahlreiche kleine Blasen festgestellt,
                              									die wahrscheinlich auf die reduzierenden Gase zurückzuführen waren. Um dieselben zu
                              									vermeiden, gab Portevin vor dem Schmelzen Bleioxyd in
                              									Form von Bleiglätte bei (die Bronze sollte einen Bleigehalt besitzen). Das Ergebnis
                              									entsprach den Erwartungen, die Blasen verschwanden. Daraus geht der Nachteil einer
                              									zu stark reduzierenden Atmosphäre hervor. Vor einiger Zeit wurde besonders in den
                              									Vereinigten Staaten ein Pulver unter der Bezeichnung „Homogen“ verbreitet,
                              									welches während des Schmelzens der Bronze beigegeben wurde, um die Qualität der
                              									Bronze zu verbessern. Vortragender hat dieses Pulver versucht und fand tatsächlich,
                              									daß die Anwendung desselben eine Erhöhung der Zugfestigkeit des Metalles um ein
                              									Drittel zur Folge hatte. Die Analyse des Pulvers ergab folgendes Resultat: Unlöslich
                              										SiO2 41,86 v. H.,
                              										Cu 8,96 v. H., Ph 0,06
                              									v. H., Fe 0,17 v. H., Mn
                              									27,83 v. H., Feuchtigkeit 0,9 v. H. Nachdem das Pulver zum großen Teil aus
                              									Mangandioxyd und Sand besteht, dürfte sein Einfluß oxydierend sein. Derartige Mittel
                              									sind daher mit Erfolg zu verwenden, wenn zu viel reduzierende Gase auftreten.
                           Die Praxis der Kernherstellung in den Vereinigten Staaten
                              									bespricht H. Marquette Lane. Vortragender behandelt in
                              									erster Linie die in den Kernwerkstätten gebrauchten Bindemittel. Es werden entweder
                              									Oele und Gummi, ferner Pech oder Gummi oder endlich in Wasser lösliche Bindemittel
                              									gebraucht, wie Rückstände der Brennerei, Bier- und Zuckererzeugung. Temperatur und
                              									Dauer der Trocknung ändern sich mit dem Bindemittel.
                           Sch.
                           Gruben-Acetylensicherheitslampen. Das Secretariat
                              									International du Carbure de Calcium in Genf hat einen Wettbewerb für Gruben –
                              									Acetylensicherheitslampen veranstaltet, an welchem sich die bekanntesten deutschen
                              									Firmen für Sicherheitslampen sowie französische, österreichische und eine
                              									italienische Fabrik beteiligen. Die Jury, zu deren Vorsitzenden Bergrat Dr. Tübben, Prof. an der Kgl. Bergakademie zu Berlin, gewählt
                              									wurde, tritt am 5. Dezember d. J. in Paris zusammen.
                           Schwahn.