| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 328, Jahrgang 1913, S. 805 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Thermo-Lokomotive Anschließend an den Bericht in Heft
                              									48 wird noch zu prüfen sein, welcher Name für diese neue Art von Lokomotiven am
                              									zutreffendsten wäre, denn die Geschichte der Technik lehrt nur zu oft, daß eine
                              									einmal gewählte Bezeichnung für eine technische Neuerung auch dann, wenn sie
                              									unzutreffend, ja sogar falsch ist, nur schwer, oft überhaupt nicht mehr
                              									abzuändern ist.
                           Da diese neue Bauart von Lokomotiven sicherlich in Zukunft eine große Rolle spielen
                              									wird, so wäre es zweckmäßig, jetzt schon für eine genaue technisch einwandfreie
                              									Bezeichnung zu sorgen.
                           
                           Je nach dem Arbeitsmedium hat man bis jetzt folgende Lokomotivarten zu
                              									unterscheiden:
                           
                              
                                 1. Dampflokomotiven2. Druckluftlokomotiven3.
                                    											Motorlokomotiven
                                 Thermolokomotiven
                                 
                              
                                 4. elektrische Lokomotiven.
                                 
                                 
                              
                           Unter Motorlokomotiven versteht man kleine Lokomotiven für untergeordnete Zwecke, die
                              									mit Benzin-, Benzol- oder Gasmotoren betrieben werden. Sie sind die Vorläufer der
                              									kommenden, der sogen. „Thermolokomotive“ für große Leistungen, die nach dem
                              									Gleichdruckverfahren arbeitet. Die Bezeichnung Thermolokomotive ist ungenau, weil
                              									jene Lokomotiven, die Dampf, Luft, Gas, Benzin, Spiritus usw. als Treibmittel
                              									verwenden, allgemein zu der großen Klasse der Thermolokomotiven gehören, im
                              									Gegensatz zu den elektrischen Lokomotiven.
                           Der Name „Verbrennungslokomotive“ ist ebenfalls nicht bezeichnend genug, denn
                              									schließlich ist eine Dampflokomotive mit eigener Dampferzeugung (im Gegensatz zu den
                              									feuerlosen Dampflokomotiven) auch eine Verbrennungslokomotive.
                           Sympathisch berührt der Vorschlag „Diesel-
                                 										Lokomotive“, zum Andenken an den Mann, dem es zuerst gelungen ist, nach
                              									jahrelanger Arbeit eine betriebssichere Verbrennungskraftmaschine zu schaffen, die
                              									nach dem Gleichdruckverfahren arbeitet und die dazu bestimmt erscheint, eine
                              									Umwälzung auf dem Gebiete des Kraftmaschinenbaues hervorzurufen. Der Name
                              										„Diesellokomotive“ ist kurz, klar und leicht verständlich, da ja auch die
                              									Bezeichnung „Dieselmaschine“ nicht nur jedem Fachmann, sondern auch jedem
                              									Gebildeten bekannt ist.
                           Doch muß hier wohl bedacht werden, daß Bestrebungen und auch schon Erfolge vorhanden
                              									sind, das Gleichdruckverfahren auch auf Maschinengattungen anzuwenden, an die Diesel
                              									bei seinen grundlegenden und epochemachenden Arbeiten noch nicht gedacht hat. Was
                              									uns nach dieser Richtung hin die Zukunft noch bringen wird, läßt sich nicht
                              									voraussagen, und für diese Neuerungen und ihrer Verwendung als Lokomotive wäre der
                              									Name Dieselmaschine bzw. Diesellokomotive nicht mehr berechtigt.
                           Da für die neue Lokomotivgattung nur die billigen Schweröle als Treibmittel in
                              									Betracht kommen können, so ist mit Rücksicht auf die Bezeichnung Dampf, Druckluft
                              									oder elektrische Lokomotive zweifelsohne die Bezeichnung „Oellokomotive“
                              									berechtigt. Dies dürfte um so eher zulässig sein, da man im Schiffbau noch viel
                              									weiter ging (allerdings nach dem heutigen Sprachgebrauch zu weit) und für Schiffe,
                              									die durch Oelkraftmaschinen betrieben werden, den Namen „Oeler“ analog zu
                              										„Dampfer“ vorgeschlagen hat.
                           Wimplinger.
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                           NatürlicherundkünstlicherZug. Die Verfeuerung von Brennstoffen unter dem Kessel
                              									von Wärmekraftmaschinen erfordert eine starke Zuführung von Sauerstoff bzw.
                              									atmosphärischer Luft durch den Rost. Von altersher wird zu diesem Zweck an den
                              									Verbrennungskanal ein Schornstein angeschlossen, in dem die warmen Verbrennungsgase
                              									vermöge ihres geringeren spezifischen Gewichtes aufsteigen und so durch den Rost
                              									neue Luft ansaugen. Hierbei werden gleichzeitig die zum Teil giftigen
                              									Verbrennungsgase, Kohlereste, Funken und dergleichen in unschädliche Höhe
                              									hinaufgeführt. Die Zugwirkung des Schornsteins nimmt zu mit seiner Höhe und mit der
                              									Temperatur der Verbrennungsgase; sie muß die gesamten Widerstände vom Aschenfall bis
                              									zur Schornsteinmündung überwinden.
                           Der Schornstein muß groß genug sein, daß auch bei voller Beanspruchung der Feuerung
                              									noch ein gewisser Ueberschuß an Luft angesaugt wird; bei geringeren Kesselleistungen
                              									wird dann mit Hilfe eines Rauchschiebers oder einer Drehklappe der Ueberschuß an
                              									Luft abgedrosselt. Richtige Abmessungen sind für den Schornstein von großer
                              									Wichtigkeit, da bei zu geringem Querschnitt die Rohrwiderstände zu groß werden, bei
                              									zu großem Querschnitt der Auftrieb der Gase zu gering. Mit Rücksicht auf spätere
                              									Erweiterung der Kesselanlage empfiehlt es sich bisweilen, den Schornstein reichlich
                              									weit zu bemessen und die Zugwirkung durch Verwendung eines Deckringes oder eines
                              									Rohransatzes einstweilen der geringeren Beanspruchung anzupassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 806
                              Abb. 1.
                              
                           Abb. 1 zeigt halb schematisch eine Kesselanlage mit
                              									Rauchgasvorwärmer, das zugehörige Diagramm veranschaulicht in dem ausgezogenen
                              									Linienzug den Unterdruckverlauf bei voller Kesselleistung, in der gestrichelten
                              									Linie den bei geringerer Beanspruchung.
                           Seit einigen Jahren wird nun dieser „natürliche Zug“ häufig durch
                              										„künstlichen Zug“ unterstützt oder ganz ersetzt, indem durch Lüfter
                              									(Ventilatoren) die Luftsäule im Verbrennungskanal beschleunigt wird. Man
                              									unterscheidet hierbei Druckzug (auch Unterwindfeuerung genannt) und Saugzug.
                           Beim Druckzug wird der gesamte Feuerungsraum luftdicht abgeschlossen und mittels eines
                              									Drucklüfters unter dem Rost ein Ueberdruck erzeugt. (Dieser Drucklüfter ist in Abb. 1 punktiert gezeichnet.) Ist ohnehin ein hoher
                              									Schornstein vorhanden, so braucht der Lüfter nur dessen Zugwirkung zu unterstützen,
                              									was von Vorteil sein kann, wenn nur vorübergehende Ueberlastungen der Kesselanlage
                              									ermöglicht werden sollen (z.B. Lichtelektrizitätswerke am Abend). Der Schornstein
                              									kann aber kleiner und ganz entbehrt oder durch einen kurzen Abzugsschacht ersetzt
                              									werden, wenn der Lüfter für eine entsprechend höhere Dauerleistung bemessen wird.
                              									Dieser Fall liegt häufig vor bei Schiffskesselfeuerungen, wobei der ganze Heizerraum
                              									abgedichtet und mittels eines Lüfters unter geringen Ueberdruck gesetzt wird (Howden – Zug).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 807
                              Abb. 2.
                              
                           Unterwindfeuerungen eignen sich besonders für Anlagen, die mit sehr hoher
                              									Brennstoffschicht auf dem Rost oder infolge minderwertiger (kleinkörniger,
                              									staubförmiger) Brennstoffe mit geringen Rostspaltweiten arbeiten müssen.
                           Den Druckverlauf einer Druckzuganlage zeigt in Abb. 1
                              									der punktierte Linienzug.
                           Die Saugzuganlagen arbeiten entweder mit unmittelbarer oder mittelbarer
                              									Saugwirkung.
                           Beim unmittelbaren Saugzug (Abb. 2) saugt ein Lüfter
                              									die Abgase aus dem Verbrennungskanal an und drückt sie in den Schornstein. Auch hier
                              									kann der Lüfter den gesamten Zug übernehmen oder nur eine vorhandene
                              									Schornsteinwirkung unterstützen. Die in der schematischen Abb. 2 angedeuteten Drehklappen im Fuchs ermöglichen die erforderliche
                              									Umleitung. Es ist sorgfältig darauf zu achten, daß die Drehklappe vollständig dicht
                              									ist, da andernfalls durch Undichtheiten die vom Lüfter geförderte Luft teilweise in
                              									seine Saugleitung zurückströmt und durch diesen Kreislauf den Wirkungsgrad der
                              									Anlage wesentlich beeinträchtigt. Nicht zu übersehen ist, daß die Schornsteinwirkung
                              									durch die Wirkungsweise des Lüfters ungünstig beeinflußt wird. Zunächst werden die
                              									Rauchgase an den Wandungen des Lüfters etwas abgekühlt und durch die Lüfterarbeit
                              									etwas verdichtet. (Die Erwärmung durch die geringe Verdichtung spielt natürlich
                              									keine wesentliche Rolle.) Durch beide Vorgänge vergrößert sich das spezifische
                              									Gewicht, und der Auftrieb wird entsprechend geringer. Die unvermeidliche
                              									Wirbelbildung beeinflußt außerdem den Abzug sehr ungünstig.
                           Den Druckverlauf stellt die ausgezogene Linie in Abb.
                                 										2 dar; die erforderliche Druckerhöhung durch den Lüfter wird um so größer,
                              									je geringer der Einfluß des Schornsteins ist, und muß unter Umständen sogar den
                              									Atmosphärendruck übersteigen, wenn ein eigentlicher Schornstein nicht vorhanden ist
                              									(gestrichelter Linienzug).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 807
                              Abb. 2a.
                              
                           Beim mittelbaren Saugzug werden die Verbrennungsgase nicht durch den Lüfter geleitet,
                              									sondern durch einen Strahlsauger (Ejektor) abgesaugt. Dies Absaugen kann mittels
                              									eines Dampfstrahls (Abdampf, bei Lokomotiven gebräuchlich) oder durch Luft
                              									geschehen, die dann von einem kleinen, schnellaufenden Lüfter aus einer Düse in den
                              									Abzugschacht geblasen wird (Abb. 2a). Um die
                              									schädliche abkühlende Wirkung eingeblasener Frischluft zu vermeiden, entnimmt man
                              									die einzuführende Strahlluft dem Fuchs und verbessert so den Wirkungsgrad der Anlage
                              									noch dadurch, daß auch das Ansaugen der Strahlluft den Zug im Fuchs vergrößert.
                              									Dieses Verfahren bildet also gewissermaßen eine Verbindung des mittelbaren und des
                              									unmittelbaren Saugzugs. Der Schornstein muß der Ejektorwirkung entsprechend als
                              									Doppelkegel ausgebildet werden; Einbau einer bloßen Düse in einen normalen
                              									Schornstein kann keinen günstigen Wirkungsgrad ergeben.
                           Der Druckverlauf entspricht durchaus dem bei reinem (natürlichem) Schornsteinzug
                              										(Abb. 1, ausgezogene Linie).
                           Die Regelung des künstlichen Zuges geschieht am zweckmäßigsten durch Veränderung der
                              									Lüfterdrehzahl, wo der Antrieb dies zuläßt; unwirtschaftlich ist die Regelung durch
                              									Drosselklappen oder Absperrschieber im Verbrennungskanal oder in den
                              									Ventilatorkanälen, da sie Arbeitsverluste bedingt. Etwas günstiger ist in dieser
                              									Hinsicht eine Regelung durch einen einstellbaren Regelkörper vor der Düse.
                           Die Frage, ob für eine Anlage natürlicher oder künstlicher Zug gewählt werden soll,
                              									ist hauptsächlich zu betrachten vom Standpunkt der Wirtschaftlichkeit und der
                              									Betriebssicherheit. Eine Ueberschätzung der Vorteile des künstlichen Zuges, die man
                              									bisweilen findet, wird leicht dadurch veranlaßt, daß unzweckmäßig angelegte und
                              									daher ungenügende natürliche Schornsteinanlagen häufig durch Einbringen künstlichen
                              									Zuges ohne große Schwierigkeit verbessert werden können; diese durchaus
                              									anzuerkennenden Erfolge dürfen jedoch nicht ohne weiteres verallgemeinert
                              									werden.
                           Bei Neuanlagen schwanken die Anlagekosten natürlich je nach den örtlichen
                              									Verhältnissen und dürften hier für die eine, dort für die andere Art der
                              									Zugerzeugung sprechen. Im allgemeinen wird die Anlage mit künstlichem Zug in den
                              									Anschaffungskosten billiger sein als ein gemauerter Schornstein, zumal besonders bei
                              									mittelbarem Saugzug der Raumbedarf geringer sein wird. Anderseits wird der
                              									künstliche Zug infolge der höheren Abschreibungen, die erforderlich sind (etwa 13
                              									bis 15 v. H. im Gegensatz zu etwa 2,5 v. H. bei Schornsteinanlagen), sowie durch die
                              									Kraftkosten des Lüfterantriebs doch häufig im Nachteil sein.
                           Der Abwärmeverlust, der bei Schornsteinen etwa 12 bis 20 v. H. beträgt, könnte zwar
                              									theoretisch bei künstlichem Zug bis auf Null erniedrigt werden, da ein Auftrieb
                              									warmer Luft nicht notwendig ist; um die Abwärme jedoch bis zu den letzten Resten
                              									auszunutzen, müßte man Vorwärmer von solchen Abmessungen einbauen, daß ihre Anlage
                              									von vornherein unwirtschaftlich erscheint, auch abgesehen davon, daß das
                              									Durchdrücken der Abgase durch die Kanäle dieser Vorwärmer einen weiteren bedeutenden
                              									Kraftverbrauch für den Lüfter bedeuten würde. Tatsächlich läßt man daher auch bei
                              									künstlichen Zuganlagen die Abgase mit ungefähr der gleichen Temperatur entweichen,
                              									wie bei Schornsteinanlagen.
                           Ein Hauptvorteil des künstlichen Zuges liegt aber in der steten Betriebsbereitschaft
                              									sowie in der ausgezeichneten Anpassungsfähigkeit an wechselnde Beanspruchungen der
                              									Feuerung und an die Verschiedenheiten der Brennstoffe. Namentlich die Fähigkeit,
                              									vorübergehende große Ueberlastungen zu ermöglichen, wird in vielen Fällen für die
                              									Verwendung des künstlichen Zuges sprechen.
                           Die genannten Vorzüge des künstlichen Zuges dürfen jedoch in ihrer Bedeutung nicht
                              									überschätzt werden. In jedem einzelnen Fall wird eine genaue Prüfung der gerade
                              									vorliegenden Verhältnisse notwendig sein, und man kann wohl sagen, daß nach dem
                              									gegenwärtigen Stande der Dinge keiner der beiden Zugerzeugungsarten ein
                              									grundsätzlicher Vorrang einzuräumen ist. [Vgl. Fr. Barth,
                              									Z. d. V. d. I. 1913, Nr. 37.]
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––––––
                           Hulett-Entlader. Ueber seine Studien des Erzumschlages an
                              									den „Großen Seen“ in Nordamerika hielt Regierungsbaumeister Dr. Ing. R. Borchers auf
                              									Veranlassung der Deutschen Maschinenfabrik in Duisburg
                              									einen Vortrag, dem wir folgendes entnehmen. Die großen Hüttenwerke am Erie-See und
                              									neuerdings am Michigan-See (Gary) erhalten ihre Erze zu Schiff von den am Oberen See
                              									gelegenen Erzgruben. Die neuesten der Erzdampfer sind für 14000 t Nutzlast gebaut.
                              									Als Rückfracht nehmen sie Kohlen ein. Im Jahre 1910 betrug die
                              									Gesamtverfrachtung an Erz 43 Mill. t. Da die Schiffe nur von Mitte April bis Mitte
                              									November fahren können, so besitzen die Hüttenwerke riesige Erzlagerplätze mit
                              									außerordentlich leistungsfähigen Entladevorrichtungen (D. p. J. 1908, Bd. 323, S.
                              									769 u. f.). Das Bestreben geht dahin, die ungelernten Arbeitskräfte mit ihren hohen
                              									Tageslöhnen (11 bis 13 M) durch Maschinenkraft zu ersetzen. Die gesamten
                              									Umschlagkosten betragen heute nur noch 17 bis 23 Pf./t gegen 80 Pf./t früher. Ferner
                              									kann heute ein 10000 t-Dampfer durch vier moderne Entlader mit 25 bis 30 Mann
                              									Bedienungspersonal in vier Stunden entladen werden, während vor 10 bis 15 Jahren ein
                              									6000 t-Dampfer bei zwölf Verladebrücken mit 60 Mann hierzu 14 Std. brauchte. Bei den
                              									neueren Anlagen ist die Entladearbeit von der Verteilungsarbeit getrennt. Der am Kai
                              									entlang fahrende Entlader schüttet das Material in einen Betontrog, von dem es eine
                              									fahrbare weitgespannte Verladebrücke mit Selbstgreiferlaufkatze abzieht und über den
                              									Lagerplatz verteilt. Die Entladevorrichtungen sind fast alle von den drei Firmen Brown Hoisting Machinery Co., Hoover & Mason und Wellman-Seaver-Morgan Co. gebaut
                              									worden.
                           Der Brown-Entlader (Brownhoist fast plant) hat
                              									wasserseitig einen geraden Ausleger mit Führerstandlaufkatze, deren Selbstgreifer
                              									bei 10 t Eigengewicht 5 bis 6 t Erz faßt. Ein besonderer Motor dient zum Oeffnen und
                              									Schließen des Greifers. Die Durchschnittsleistung beträgt 200 t/Std. Die
                              									Verteilungsbrücken haben meist ansehnliche Längen. Eine neuere im 1 Mill. t
                              									fassenden Erzdock der Pennsylvania R. Co. ist 185 m lang und arbeitet mit einem Greifer von 15
                              									t Nutzlast. Am interessantesten sind jedoch die Hulett-Entlader (D. p. J. 1908, Bd. 323, Abb. 19 bis 22). Das wesentlichste
                              									Merkmal ist der gewaltige Greifer an starrer Säule. Die Betätigung des Greifers
                              									geschieht durch einen besonderen Maschinisten, der seinen Platz dicht über den
                              									Greiferschaufeln hat. Infolge der starren Führung arbeitet der Greifer sehr genau
                              									und schnell. Es gibt drei Größen, nämlich für 10, 15 und 17 t Nutzlast. Die
                              									Höchstleistung des 17 t-Greifers beträgt 1100 t/Std., die Durchschnittsleistung 800
                              									t/Std. Der geöffnete Greifer hat eine Weite von 6,4 m. Er kann den Schiffsraum bis
                              									auf wenige Prozente ohne Hilfe ausräumen. Die Greifersäule befindet sich an dem
                              									Auslegerarm einer gewaltigen Laufkatze, die auf einer fahrbaren Brücke fährt. Die
                              									Bewegungen dieser Katze werden ebenfalls von dem Maschinisten am Greifer gesteuert.
                              									Die Gesamtleistung der sieben Elektromotoren eines 17 t-Hulett-Entladers beträgt 870
                              									PS. Borchers macht dann einige Verbesserungsvorschläge
                              									nach der konstruktiven Seite und bezüglich des Zusammenarbeitens von Hulett-Entlader
                              									und Verladebrücke. Er erörtert ferner die Verwendbarkeit des Hulett-Entladers für
                              									den Erzumschlag in Deutschland. Das Haupthindernis dürfte zurzeit noch die Bauart
                              									unserer Erzdampfer sein. Obgleich die neueren vorteilhafte Lukenanordnung zeigen, so
                              									wird die Entladung doch durch die große Anzahl von Querschotten erschwert. Borchers kommt zu dem Schluß, daß der Zeitpunkt
                              									für die Einführung von Entladevorrichtungen nach Art der Hulett-Entlader noch nicht
                              									gekommen sei; mit steigendem Erzverkehr dürften jedoch, um die Liegezeiten der
                              									Schiffe zu verringern, solche schweren Vorrichtungen von großer Leistungsfähigkeit
                              									zur Notwendigkeit werden. [Stahl und Eisen 1913, Nr. 27, S. 1089 u. f.)
                           Ds.
                           ––––––––––
                           Herstellung und Verwendung von Räumahlen (vergl. Heft 41
                              									d. Bd.). So einfach die Herstellung einer kreisrunden Bohrung auch größerer Länge
                              									ist, so große Schwierigkeiten machte es, wenn ein Loch von beispielsweise vier- oder
                              									sechskantigem oder gar sternförmigem Querschnitt ausgearbeitet werden sollte.
                              									Neuerdings kommt, namentlich wenn es sich um Massenanfertigung handelt, das
                              									Räumahlenverfahren in Anwendung, das bei einfachster Arbeitsweise eine sehr genaue
                              									Arbeit liefert.
                           Die Räumahle ist ein Dorn, dessen Querschnitt, in der Regel anfangend mit der
                              									kreisrunden Grundform, allmählich in den, dem herzustellenden Loche entsprechenden
                              									übergeht. Der Dorn ist auf der ganzen Länge mit einer großen Anzahl von Eindrehungen
                              									versehen, die als Schneidzähne wirken, wenn der Dorn durch Pressen oder besonders
                              									für diesen Zweck geschaffene Maschinen durch das meist rund vorgearbeitete Loch des
                              									Werkstückes gedrückt oder gezogen wird. Verwendet werden sowohl Raumahlen von
                              									beträchtlicher Länge (etwa 700 mm und mehr), die das Endprofil in einer Operation
                              									herstellen, als auch ein Satz kürzerer abgestufter Ahlen, die nacheinander durch das
                              									Werkstück getrieben werden. Das letztere Verfahren ist natürlich besonders für
                              									schwierigere Querschnittsformen angebracht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 809
                              
                           In der Zeitschrift für praktischen Maschinenbau vom 23.
                              									Juli 1913 beschreibt E t h a n V i a 11 das Räumahlverfahren bei der Herstellung der
                              									Nabenlöcher von Zahnrädern aus Chrom-Nickelstahl, die im Automobilbau Verwendung
                              									finden, Infolge des harten und zähen Materials ist die Arbeit gewiß nicht leicht,
                              									und es spricht sehr für den Wert des Verfahrens, daß auch hier die Arbeit
                              									anstandslos ausgeführt werden kann.
                           Eine Räumahle ähnlich der in Heft 41 S. 650 dargestellten wurde in einem Satz zu vier
                              									Stück benutzt. Die Nabenlänge war zwischen 45 und 75 mm verschieden; die
                              									Durchlaufzeit jeder Ahle betrug dabei 1 Min. 20 Sek. bei einer Zeit von 25 Sek. für
                              									Rücklauf und Einstellung. In einem andern Falle wurden mit Hilfe des durch die
                              									Abbildungen dargestellten Werkzeuges gleichzeitig sechs Keilnuten eingestoßen. Hier
                              									war die Länge jeder Räumahle erheblich kleiner, dafür wurde ein Satz von fünf Stück
                              									verwendet. Bei gleicher Nabenlänge wie in vorgehendem Beispiel betrug die Dauer
                              									jedes Arbeitshubes 32 Sek., die des Rückganges 18 Sek., die Gesamtzeit bei
                              									Herstellung dieses Profils mithin 4 Min. 10 Sek.
                           Durch den aus den Abbildungen ersichtlichen Schlitz im Zapfen wird ein Flachkeil
                              									gesteckt, der die Verbindung mit dem Futterkopf der Ziehmaschine bildet. Bei
                              									schwächeren Ahlen dagegen werden, um den Zapfen nicht zu sehr zu schwächen, seitlich
                              									eine oder zwei Kerben eingearbeitet zur Herstellung einer ähnlichen
                              									Keilverbindung.
                           Bei der Anfertigung derartiger Räumahlen wird so verfahren, daß das von der Stange
                              									abgestochene Stück (als Material wird genannt der Styrian Blue Label-Stahl- guter
                              									österreichischer Schnellarbeitsstahl?) auf der Drehbank so weit als möglich
                              									vorgearbeitet wird mit einer Zugabe an den in Betracht kommenden Stellen von 0,5 mm
                              									für das Fertigschleifen. Die Schneidzähne sollen nicht zu nahe aneinander gesetzt
                              									werden, da dann ein zu großer Kraftaufwand beim Hub erforderlich ist. Die
                              									Schneidkante soll etwas unterdreht sein, um ein leichtes Abrollen der abgetrennten
                              									Späne zu erzielen. Jeder Zahn soll über den vorhergehenden etwa um 0,05 mm oder nur
                              									wenig mehr hervortaten, ausgenommen die vier letzten Zähne der Fertig-Räumahle, die
                              									ganz gleich gehalten werden sollen. Sorgfältig ist noch darauf zu achten, daß die
                              									Zähne etwa 2° Hinterschnitt erhalten. Sodann wird auf der Fräsmaschine mit Hilfe des
                              									Teilkopfes das Profil fertig vorgearbeitet.
                           Zum Härten werden die Stücke einzeln mit einem Einsatz aus zwei Teilen Holzkohle und
                              									einem Teil Leder in verschließbare Röhren verpackt und in einem Ofen mit
                              									Kohlenfeuerung langsam bis auf etwa 810 ° C erhitzt. Je
                           
                              
                                 Räumahle
                                 Schaft
                                 A
                                 B
                                 C
                                 D
                                 Egerade
                                 Fkonisch
                                 Gkonisch
                                 H
                                 J
                                 K
                                 
                              
                                 Erste
                                 1
                                 40,97
                                 32,107
                                 39,45
                                 –
                                 –
                                 –
                                 381
                                 11,115
                                 32,107
                                 615,95
                                 
                              
                                 Zweite
                                 1
                                 42,26
                                 40,80
                                 39,45
                                 25,4
                                 
                                 –
                                 381
                                 11,115
                                 32,107
                                 615,95
                                 
                              
                                 Dritte
                                 1
                                 44,655
                                 42,09
                                 39,45
                                 25,4
                                 
                                 
                                 381
                                 11,115
                                 32,107
                                 615,95
                                 
                              
                                 Vierte
                                 1
                                 44,551
                                 43,383
                                 39,45
                                 25,4
                                 76,20
                                 304,8
                                 –
                                 11,115
                                 32,107
                                 615,95
                                 
                              
                                 Fünfte
                                 2
                                 44,702
                                 44,14
                                 39,45
                                 25,4
                                 76,20
                                 304,8
                                 381
                                 11,115
                                 32,107
                                 615,95
                                 
                              
                           
                           nach der Stärke der Ahle ist die Zeit des Erhitzens verschieden, so
                              									beispielsweise bei einer Stärke von 25 mm = 2 Std., bei 32 mm = 3 Std. Hierauf
                              									werden die Räumahlen durch Eintauchen in einen genügend großen Behälter mit
                              									dünnflüssigem Leinöl abgeschreckt. Durch Erhitzen in Oel auf etwa 220 ° werden die
                              									Ahlen noch bis auf Strohfarbe angelassen und sollen dann trotz größter Härte an der
                              									Oberfläche im Innern noch genügend weich sein. Zum Fertigschleifen wird eine dünne,
                              									scharfkantige Schleifscheibe verwendet, und die Zähne werden erforderlichenfalls
                              									noch mit einem harten Oelstein abgezogen.
                           Richard Müller.
                           ––––––––––
                           Elektrischer Antrieb von Schiffen. Der elektrische Strom
                              									findet an Bord von Schiffen immer größere Verwendung, besonders auch bei
                              									Kriegsschiffen. Der Vorschlag, alle an Bord eines Schiffes befindlichen
                              									Hilfsmaschinen und selbst die Schiffsschrauben durch den elektrischen Strom, der von
                              									einer Zentrale aus geliefert wird, anzutreiben, ist alt und wurde besonders bei
                              									Projektentwürfen für russische Kriegsschiffe eingehend geprüft.
                           Der elektrische Schiffsantrieb, wie er bei Unterseebooten und Fährbooten durch
                              									Akkumulatoren erfolgt, ist teuer und fordert viel Gewicht. Für Akkumulatoren kann
                              									man für einstündige Entladung bei größter Leistung 60 bis 65 kg für 1 PS rechnen.
                              									Hierzu kommt noch das Gewicht der Elektromotoren mit etwa 25 kg für 1 PS. Das
                              									Gesamtgewicht beträgt demnach etwa 80 kg. Bei großen Dampfschiffen wiegt die
                              									Maschinenanlage mit Kesseln etwa 75 kg/PS, bei Torpedobooten ist dieses Gewicht auf
                              									20 kg und weniger verkleinert. Wenn man bei Akkumulatoren längere Entladungszeit
                              									zuläßt, kann man das Gewicht auch auf etwa 40 kg reduzieren.
                           Die Anschaffungskosten einer solchen Anlage sind sehr groß, ebenso die
                              									Abschreibungen, da für Akkumulatoren nur etwa eine Lebensdauer von fünf Jahren
                              									angenommen werden kann. Der elektrische Betrieb bringt aber Personalersparnis. Er
                              									kann indessen nur mit kleinen Dampfmaschinen bei großem Dampf verbrauch in
                              									Wettbewerb treten. Dies ist besonders bei Fährschiffen, die lange Zeit still liegen
                              									und nur kurze Fahrten machen, der Fall. Seitdem aber die Verbrennungskraftmaschinen
                              									zum Antrieb verwendet werden, ist der Wettbewerb des elektrischen Antriebes geringer
                              									geworden. Bei Unterseebooten dürfte aus naheliegenden Gründen Akkumulatorantrieb für
                              									die Fahrt unter Wasser noch lange das Feld behaupten.
                           Für große Schiffe kommt der elektrische Antrieb mit an Bord befindlichem
                              									Stromerzeuger in Betracht, der besonders durch Verwendung der Dampfturbine als
                              									Schiffsmaschine mehr an Bedeutung gewinnt. Zum direkten Antrieb der Schiffsschraube
                              									ist die Dampfturbine nicht gut geeignet. Sie braucht zur Erreichung eines guten
                              									Wirkungsgrades möglichst hohe, die Schiffsschraube aber eine niedrige Umlaufzahl.
                              									Außerdem ist die Dampfturbine nicht umsteuerbar, zur Rückwärtsfahrt muß deshalb eine
                              									besondere Turbine vorhanden sein.
                           Der Antrieb der Schiffsschraube mittels Elektromotoren vermeidet diese
                              									Nachteile. Die Turbinen treiben mit der für ihren Wirkungsgrad günstigsten Drehzahl
                              									Dynamos, die den zum Betriebe der langsamlaufenden elektrischen Motoren
                              									erforderlichen Strom erzeugen. Die Elektromotoren können leicht umgesteuert werden.
                              									Die bisherigen Schiffsturbinen brauchen etwa 6,5 kg Dampf für 1 PS, bei Landanlagen
                              									ist die entsprechende Zahl etwa 4,8. Wenn nun bei schnellaufenden Schiffsturbinen
                              									zum Antrieb der Dynamos ein Dampfverbrauch von 6 kg angenommen wird, so ergibt sich
                              									eine Ersparnis von etwa 7,7 v. H. Anderseits wird der Wirkungsgrad der
                              									Schiffsschraube günstiger, wenn ihre Drehzahl verkleinert wird, dies kann zu 12 v.
                              									H. angenommen werden. Damit aber erhält man eine Vergrößerung des Wirkungsgrades von
                              									1,12 X 1,077 = 1,20. Daraus folgt, daß die elektrische Anlage zum Antrieb der
                              									Schraube einen Gesamtwirkungsgrad von 0,85 mindestens haben muß. Generatoren und
                              									Motoren können aber in diesem Falle mit einem Wirkungsgrad von 95 v. H. angenommen
                              									werden, der Gesamtwirkungsgrad der Anlage ist dann 90 v. H. Dies gilt für Vollast,
                              									bei geringerer Belastung ist der elektrische Antrieb dem direkten Turbinenantrieb
                              									noch mehr überlegen, in diesem Falle können Brennstoffersparnisse bis zu 50 v. H.
                              									erzielt werden.
                           Man hat den direkten Antrieb der Schraube durch Turbinen durch Einschaltung eines
                              									Zwischengetriebes schon zu verbessern gesucht, auf hydraulischem und mechanischem
                              									Wege. Die letztere Art besteht in der Zwischenschaltung eines Zahnradgetriebes nach
                              										Parsons, das mit einem Wirkungsgrad von 98 v. H.
                              									arbeitet. Wenn sich diese Antriebsart auch bei hohen Maschinenleistungen bewährt,
                              									dann ist sie dem elektrischen Antrieb überlegen. Die Frage des Kohlenverbrauchs bei
                              									stark verringerter Geschwindigkeit wird hierdurch aber nicht gelöst.
                           Der elektrische Schiffsantrieb besitzt demnach sehr viele Vorteile, das Gewicht der
                              									Maschinenanlage wird nicht größer, sondern kleiner. Die Turbinen werden mit
                              									zunehmender Drehzahl leichter, die Marschturbine und die Rückwärtsturbine kommen in
                              									Wegfall. Die Gesamtanlage wird aber unübersichtlicher. Nach Angabe von
                              										„Motorschiff und Motorboot 1913, Seite 1913“ wurde für die amerikanische
                              									Marine für ein Linienschiff diese Kraftübertragung projektiert. Die Turbinen sollen
                              									dabei mit 1300, die Schiffsschrauben mit 240 Umdrehungen laufen. Mit 30000 PS
                              									Maschinenleistung soll eine Geschwindigkeit von 21 Knoten erreicht werden. Durch den
                              									elektrischen Antrieb sollte außerdem so viel an Gewicht gespart werden, daß der
                              									Brennstoffvorrat und mit ihm der Aktionsradius bei voller Geschwindigkeit um 10 v.
                              									H., bei geringerer Geschwindigkeit um 70 v. H. vergrößert werden kann. Dieses System
                              									soll zuerst bei einem Kohlendampfer mit 5000 PS ausprobiert werden.
                           Wimplinger.
                           Motorschiff Rolandseck. Dieses Motorschiff hat
                              									verschiedene längere Seereisen ausgeführt, über die in der Zeitschrift d. Verb,
                              									deutsch. Schiffingenieure 1913, S. 148 bis 151 berichtet wird. Die Praxis hat auch
                              									hier ergeben, daß verschiedene Mängel der Hauptmaschine zu verbessern sind. Sie hat aber im
                              									allgemeinen gut gearbeitet, besonders bei schlechtem Wetter, sie ist hierbei der
                              									Dampfmaschine überlegen, da ihre Regulierung eine bessere ist, und sie dadurch
                              									stoßfrei arbeitet.
                           Der Regulator beeinflußt bei Tourenschwankungen sofort die Fördermenge der
                              									Brennstoffpumpe. Hierdurch wird erreicht, daß die einzelnen Zylinder gleichzeitig
                              									alle sofort mit geringerer Belastung und umgekehrt gleich wieder mit Vollast
                              									arbeiten. Bei einer Schiffsdampfmaschine drosselt der Regulator den Dampf am
                              									Hochdruckzylinder, die Aufnehmer bleiben immer noch mit Dampf gefüllt.
                           Die Verbrennung erfolgt rauchfrei, der Druck der Einblaseluft beträgt 50 bis 56 at,
                              									der Spülluftdruck 0,25 at. Die Abgase wurden anfangs durch Einspritzung von
                              									Seewasser gekühlt, um Schalldämpfung zu erhalten. Dabei trat aber Salzabscheidung
                              									ein, und der Gegendruck des Dampfes machte sich bemerkbar. Die Abgastemperatur
                              									betrug hierbei etwa 100 °, ohne Wassereinspritzung bei 100 Umdrehungen 250 bis 275 °
                              									C. Die Abgasleitung wird nunmehr indirekt gekühlt.
                           Die Zylinderdeckel waren aus Stahlguß hergestellt und sind alle gerissen, meist nach
                              									10 bis 14 Tagen, sie sind durch solche aus Spezialgußeisen ersetzt worden.
                           Während der Fahrt mußten die Zylinder mit gerissenen Zylinderdeckeln ausgeschaltet
                              									werden. Dies wird sehr leicht dadurch erreicht, daß nur Brennstoff und Einblaseluft
                              									abgestellt werden. Durch erhöhte Brennstoffeinspritzung in die anderen Zylinder kann
                              									dann versucht werden, diese Zylinder mehr zu belasten. „Rolandseck“ hat mit
                              									fünf, vier und drei Zylindern gefahren. Zeitweise waren die Drehmomente durch die
                              									verschiedenen Schaltungen der Zylinder sehr ungünstig, so daß nur durch
                              									Vorhandensein des Schwungrades die Hauptmaschine überhaupt in Betrieb bleiben
                              									konnte. Es mußten Zylinder Nr. 3 und 6 ausgeschaltet werden, hierdurch wird, wie die
                              									Abbildung zeigt, das Drehmoment besonders ungünstig. Bei geringster Leistung ist die
                              									Maschine mit Zylinder 1 und 5 gefahren, wobei die Triebwerke der anderen Zylinder
                              									mitgenommen, und Kompressionsarbeit verrichtet werden mußte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 328, S. 811
                              
                           Es hat sich als sehr vorteilhaft gezeigt, die Zylinder beim Anfahren mit Dampf
                              									anzuwärmen, genau wie bei einer Dampfmaschine. Der Hauptkompressor ist direkt mit
                              									der Hauptmaschine gekuppelt. Bei 105 Umdrehungen ist der Enddruck in der 1. Stufe
                              									1,75 at, in der 2. Stufe 8 at und in der 3. Stufe 56 at. Je schneller die Maschine
                              									angelassen wird, desto geringer ist der Luftverbrauch, und desto schneller zündet
                              									der Motor. Der Hauptkompressor ergibt viele Betriebsschwierigkeiten, darum ist es
                              									vorteilhaft, ihn unabhängig von der Hauptmaschine anzutreiben. Bei Schiffen, die
                              									dauernd ein gefährliches Fahrwasser befahren und viel manövrieren, ist diese
                              									Anordnung notwendig, bei langen ununterbrochenen Fahrten ist ein von der
                              									Hauptmaschine angetriebener Hauptkompressor vorteilhafter, weil er weniger Wartung
                              									beansprucht.
                           Wimplinger.
                           ––––––––––
                           Rechnerische Ermittlung der Härte nach Hertz und Versuche über
                                 										die praktische Verwendbarkeit der Ergebnisse. Eine Betrachtung darüber von
                              										Dr. Ing. Schwarze finden
                              									wir im ersten Septemberheft von Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen. Die erste
                              									Begriffsbestimmung über die Härte stellte Heinrich Hertz
                              									im Jahre 1880 auf und zwar in folgender Form:
                           
                              „Die Härte ist die Festigkeit, welche ein Körper derjenigen Deformation
                                 										entgegensetzt, die einer Berührung mit kreisförmiger Druckfläche entspricht. Ein
                                 										absolutes Maß aber für die Härte erhalten wir, wenn wir festsetzen: Die Härte
                                 										eines Körpers wird gemessen durch den Normaldruck auf die Flächeneinheit,
                                 										welcher im Mittelpunkt einer kreisförmigen Druckfläche herrschen muß, damit in
                                 										einem Punkte des Körpers die Spannungen eben die Elastizitätsgrenze
                                 										erreichen.“
                              
                           Nach Hertz ist die Härte
                           
                              p_n=\frac{3\,P_e}{2\,\frac{\pi}{4}\,d^2},
                              
                           worin bedeutet:
                           pe
                              									= Gesamtdruck bei Erreichung der Elastizitätsgrenze,
                           pn
                              									= Normaldruck im Mittelpunkt der kreisförmigen Druckfläche (gleich „Härte“
                              									nach Hertz),
                           d = Druckkreisdurchmesser.
                           Aus weiteren von Hertz aufgestellten Beziehungen zwischen
                              									diesem Begriff der Härte und den Hauptkrümmungshalbmessern und
                              									Elastizitätskonstanten der beiden zur Berührung gebrachten Körper leitet Schwarze
                              									folgende Sätze ab:
                           Wenn man eine Kugel nacheinander mit verschiedenen Belastungen gegen ein Stück drückt
                              									aus demselben oder einem anderen Stoff, oder gegen Stücke, die untereinander aus
                              									gleichem Stoff bestehen, so verhalten sich die Druckkreisdurchmesser wie die dritten
                              									Wurzeln aus den Belastungen, d.h. das Verhältnis der Belastungen zur dritten Potenz
                              									der Druckkreisdurchmesser ist konstant, und wenn man Kugeln aus gleichem Stoff, aber
                              									von verschiedenen Durchmessern mit stets derselben Belastung gegen ein Stück drückt
                              									aus demselben oder einem anderen Stoff, oder gegen verschiedene Stücke, die jedoch
                              									untereinander aus gleichem Stoff bestehen, so verhalten sich die
                              									Druckkreisdurchmesser zueinander wie die dritten Wurzeln aus den Kugeldurchmessern,
                              									d.h. das Verhältnis der Kugeldurchmesser zur dritten Potenz der
                              									Druckkreisdurchmesser ist konstant.
                           Zur Feststellung, ob diese theoretisch nur unter den Hertz
                              									sehen Voraussetzungen, also vor Ueberschreitung der Elastizitätsgrenze gültigen
                              									Sätze nach Ueberschreiten derselben sich wesentlich ändern, sind von Schwarz eine Reihe Kugeldruckversuche an gewalztem
                              									Tiegelstahl ausgeführt. Für diese Versuche wurde eine mit hydraulischem Druck
                              									arbeitende Maschine der Aktiebolaget Alpha in Stockholm
                              									benutzt, mit der Belastungen von 500, 1000, 1500, 2000, 2500 und 3000 kg durchführbar
                              									waren. Der Durchmesser des Eindruckkreises wurde mit einem Meßmikroskop von Zeiß ermittelt, das eine Ablesung auf 0,01 mm und eine
                              									Schätzung auf 0,001 mm ermöglichte. Die Belastungszeit betrug stets 15 Sekunden.
                              									Ausführliche tabellarische Zusammenstellungen über die Ergebnisse dieser Versuche
                              									sowie Vergleiche mit den entsprechenden nach den Hertz
                              									sehen Angaben berechneten Werten sind in dem obengenannten Aufsatz von Schwarze enthalten. Die beobachteten
                              									Druckkreisdurchmesser zeigten gegenüber den nach Hertz
                              									berech neten eine größte Abweichung von 14 v. H. Weiterhin gibt Schwarze eine Zusammenstellung von Striebeck und ebenfalls von Eugen Meyer
                              									beobachteter Werte bei Kugeldruckversuchen im Vergleich zu den nach Hertz berechneten entsprechenden Werten. Dabei ergeben
                              									sich einige größer erscheinende Abweichungen, die aber nicht so sehr ins Gewicht
                              									fallen, wenn man die bei der Messung der Druckkreisdurchmesser möglichen Meßfehler
                              									berücksichtigt.
                           Im Verlaufe seiner Arbeit weist Schwarze noch auf
                              									interessante Beziehungen hin, die zwischen seinen Versuchen und den Angaben eines
                              									nach Abschluß derselben in der „Revue de Metallurgie“ im März 1911
                              									erschienenen Aufsatzes „Recherches sur la durete et la fragilite des aciers“
                              									par Le Capitaine Grard bestehen.
                           Dipl.-Ing. C. Ritter.
                           ––––––––––
                           Rationelles Schmelzen und Gießen in der Metallgießerei. Um
                              									die in der Gießerei unbedingt erforderliche Dünnflüssigkeit im Metall zu erhalten,
                              									ist es notwendig, das Metall im Ofen auf eine Uebertemperatur zu bringen und bei
                              									einer Temperatur zu vergießen, die wesentlich höher liegt als der eigentliche
                              									Schmelzpunkt des Materials. Man kann die Dünnflüssigkeit nicht in dem Maße regeln,
                              									wie es wünschenswert ist. Die Aufnahme von Gasen und die teilweise Bildung von
                              									Oxyden ist um so größer, je höher die Temperatur im Metallbade steigt, und die
                              									Bildung von Oxyden wirkt direkt verdickend, es zeigen dies am besten Schmelzungen
                              									mit reinem Kupfer und Nickel. Ueber ein gewisses Maximum an Dünnflüssigkeit kommt
                              									man bei reinen Metallschmelzungen nicht hinaus. Man verfährt am besten, wenn man
                              									darauf hinarbeitet, möglichst die ganze Oberfläche des leicht zu schmelzenden und
                              									leicht oxydierbaren Metalles mit reduzierenden Mitteln zu umgeben, damit man schon
                              									bei der Glühhitze eine Oxydbildung verhindert. Wenn man die Metalle nicht unlegiert
                              									verarbeitet, dann hat man es in der Hand, durch Zugabe von zwei, drei oder mehr
                              									Metallen, die Dünnflüssigkeit variieren zu lassen. An eine gut vergießbare
                              									Metallegierung ist auch die Forderung zu stellen, daß die Schwindung, welche das
                              									Metall beim Erstarren erleidet möglichst gering ist. Es gilt in erster Linie,
                              									Sicherheiten zu schaffen, die einen Ausgleich der Spannungen, welche durch das
                              									Schwinden der Gußteile hervorgerufen werden, herbeizuführen. Dies erreicht man
                              									zweckmäßig durch Erhöhung der Festigkeit, welche nicht in letzter Linie von der
                              									Temperatur abhängig ist, mit der das Metall vergossen ist. Die Festigkeit ist
                              									um so höher, je niedriger die Temperatur ist, welche das Metallbad besitzt. Es wird
                              									durch rasche Abkühlung die Bildung großflächiger Kristalle vermieden, wodurch ein
                              									intensives Ineinandergreifen, gewissermaßen eine Verkettung der kleinen
                              									Kristallgebilde erzielt wird. Man muß also für eine durchgreifende Desoxydation und
                              									für eine Vermeidung der Ueberhitzung Sorge tragen, außerdem kann man die Festigkeit
                              									durch ganz geringfügigen Zusatz eines anderen Metalles günstig beeinflussen. Sehr
                              									häufig werden Fehler in Guß bewirkt durch Gasaufnahme und Gaseinschlüsse. Besonders
                              									schwer schmelzbare Metalle, Kupfer und Nickel, haben die Eigenschaft, Gase, wie
                              									Sauerstoff und Wasserstoff, aufzunehmen und teilweise zu lösen. Wenn es nicht
                              									gelingt, diese absorbierten Gase vor dem Erkalten wieder frei zu machen, so haben
                              									sie beim Erstarren der Gußstücke das Bestreben, wieder frei zu werden, und es
                              									entstehen Blasenbildungen. Außerdem hat ein Gas in erhitztem Zustande etwa das
                              									vierfache Volumen, so daß leicht begreiflich ist, wie störend derartige
                              									Gaseinschlüsse werden können. Besonders wenn im Rohmetall z.B. Rohkupfer noch Teile
                              									von Schwefel in Form von Schwefelkupfer enthalten sind, bildet sich bei Aufnahme von
                              									Sauerstoff die sehr lästige schweflige Säure, die sich ebenso störend bemerkbar
                              									macht wie die übrigen Gase. Der Vortragende, Ingenieur R. Hunger, Berlin, wendet sich nun der Ofenfrage zu. Es läßt sich nicht ohne
                              									weiteres die Frage beantworten, ob man Kokswindöfen, Oelöfen oder elektrische Oefen
                              									wählen soll. Tiegellose Oefen mit Oelheizung hält der Vortragende nicht für
                              									zweckmäßig. Oefen, die mit indirekter Feuerung arbeiten, bei denen also die Flamme
                              									den Tiegel umspült und bei denen sie mit dem Schmelzgut nicht in Berührung kommt,
                              									geben gutes und brauchbares Metall, ein Unterschied in der Qualität des
                              									geschmolzenen Materials konnte dabei nicht festgestellt werden, ob der Ofen mit Koks
                              									oder mit Oel gefeuert wurde. Die Feuerungsfrage ist eine reine Kalkulationsfrage,
                              									die sehr von den Verhältnissen abhängt, die jeweils bestehen. Der Vortragende geht
                              									dann auf die elektrischen Oefen ein, das in ihnen geschmolzene Material ist sehr
                              									gut, doch sind die Schmelzkosten zu hoch. Auch die Frage, ob man zweckmäßiger und
                              									besser mit einem langsam arbeitenden oder schnell arbeitenden Ofen schmelzen soll,
                              									läßt sich nicht bestimmt beantworten. Er geht dann noch auf die Verwendung der
                              									Spänebriketts ein, die stets sich als wirtschaftlich erwiesen haben.
                           In der Diskussion weist Schmidt darauf hin, daß der
                              									Oelschmelzofen sich besonders gut eignet zur Erzeugung von Feinsilberund in der
                              									Messingblechfabrikation. Die tiegellosen Oefen mit Oelfeuerung, die der Vortragende
                              									verworfen hat, haben sich in Amerika gut bewährt. Es liegt dies daran, daß dort
                              									andere Oefen zur Heizung verwendet werden. Teeröl eignet sich nicht, weil es zu
                              									schwer vergast wird. Erichsen gibt einige Beispiele aus
                              									seiner Praxis und weist dann darauf hin, daß er von der reduzierenden Wirkung des
                              									Oelofens nicht viel gemerkt habe, er mußte beim Schmelzen von Reinkupfer im Oelofen stets ebensoviel
                              									Reduktionsmittel zusetzen, wie im Koksofen. Es kommt hauptsächlich darauf an, wie
                              									man schmilzt, das System des Ofens ist dabei ziemlich gleichgültig.
                              									[Hauptversammlung des Vereins deutscher Gießereifachleute.]
                           Plohn.
                           Ein neues Verfahren zur Raffination von Erdöl. Flüssiges
                              									Schwefeldioxyd vermag bei tiefen Temperaturen die aromatischen und sonstigen
                              									kohlenstoffreichen Anteile des Erdöls leichter zu lösen, als die gut brennenden
                              									Hauptbestandteile des Leuchtöles, die Paraffine und Naphthene, in denen es selbst
                              									auch nur wenig löslich ist. Mischt man also ein Erdöldestillat mit flüssigem
                              									Schwefeldioxyd, so löst sich zunächst eine bestimmte Menge in dem Oel auf, dann
                              									bilden sich aber zwei Schichten, von denen die untere hauptsächlich die
                              									kohlenstoffreichen Kohlenwasserstoffe in flüssigem Schwefeldioxyd gelöst enthält,
                              									während die obere hauptsächlich die gesättigten Kohlenwasserstoffe und geringe
                              									Mengen Schwefeldioxyd enthält. Auf Grund dieser Beobachtungen hat L. Edeleanu ein neues Verfahren (D. R. P. 216459) zur
                              									Raffination von Erdöl ausgearbeitet, das eine grundsätzliche Aenderung auf dem
                              									Gebiete der Petroleumraffination bedeutet. Das neue Verfahren, das in einer
                              									rumänischen sowie in einer französischen Raffinerie in Anwendung ist, wird von
                              									Geh.-Rat C. Engler und Prof. L. Ubbelohde auf Grund eigener Anschauung in der „Zeitschrift für
                                 										angewandte Chemie“ 1913, S. 177, recht günstig beurteilt.
                           Die Beschaffenheit des Rohöles spielt bei der Herstellung von Leuchtpetroleum eine
                              									wichtige Rolle; je mehr ungesättigte Kohlenwasserstoffe im Rohöl vorhanden sind,
                              									desto schlechter brennen die Oele auf unseren üblichen Lampen. Da sich nun unter dem
                              									bisher überwiegenden Einfluß der pennsylvanischen Oele einige Brennertypen allgemein
                              									eingefühlt haben, ist man gezwungen, solche Oele, die von Natur viel
                              									kohlenstoffreiche Bestandteile enthalten, entweder unter ungeeigneten Bedingungen zu
                              									brennen oder einer Raffination zu unterziehen. Diese Raffination erfolgte bisher
                              									fast ausschließlich durch Behandeln mit Schwefelsäure und darauffolgendes Waschen
                              									mit Wasser und Alkali, wobei die weniger gut brennenden Anteile des Oeles (Olefine,
                              									Benzolhomologe u.a.) entfernt wurden. Während bei dieser Art der Raffination die
                              									schlecht brennenden Bestandteile des Oels zerstört werden, gestattet das Verfahren
                              									von Edeleanu, diese Anteile zu isolieren und zu andern
                              									Zwecken zu verwenden, wo es nicht auf den Leuchtwert ankommt.
                           Das zu raffinierende Petroleumdestillat wird zunächst in einem Filter von Wasser
                              									befreit, um Korrosionen der Apparatur – die Apparate werden von der Firma A. Borsig, Berlin-Tegel, geliefert – zu verhüten, und
                              									gelangt dann in einen Vorratsbehälter, aus dem es mittels einer Pumpe durch einen
                              									Wärmeaustauschapparat und einen Kühler hindurch nach dem Mischer geleitet wird.
                              									Einen ähnlichen Weg beschreibt das flüssige Schwefeldioxyd, das man nach genügender
                              									Kühlung (etwa – 10°) in feiner Verteilung auf die Oberfläche des Oeles in dem
                              									Mischer einfließen läßt, so daß es in feinen Tropfen das Oel durchrieselt. So
                              									wird ohne mechanisches Rühren leicht das Oel mit Schwefeldioxyd gesättigt, worauf
                              									sich zwei Schichten bilden, von denen die obere aus Petroleum besteht. Das
                              									Durchrieseln dieser Schicht mit Schwefeldioxyd wird fortgesetzt, bis sie genügend
                              									gereinigt ist; bei rumänischen Leuchtölen z.B. ist das Mengenverhältnis von
                              									Destillat zu Schwefeldioxyd 1: 1,3 bei einer Arbeitstemperatur von etwa – 10°.
                           Die untere Extraktschicht wird sodann aus dem Mischer abgelassen und nach Umstellen
                              									eines Ventils auch das raffinierte Oel (obere Schicht). Extrakt und Raffinat
                              									durchströmen je einen Wärmeaustauschapparat und dann je ein Verdampfungsgefäß, wo
                              									durch Erwärmen mittels geschlossener Dampfschlangen und später durch Evakuieren das
                              									Schwefeldioxyd fast vollständig abgetrieben wird. Im Raffinat bleiben nur etwa 0,2
                              									v. H. und im Extrakt 0,4 v. H. SO2 zurück, die verloren gegeben werden. Der größte Teil des in den
                              									Verdampfern abdestillierten Schwefeldioxyds (mehr als 90 v. H.) gelangt durch
                              									eigenen Druck in einen Kondensator, wird verflüssigt und läuft in den
                              									Ausgleichbehälter zurück. Der Rest des Schwefeldioxyds, der während des Evakuierens
                              									aus den Verdampfgefäßen abgesaugt wird, wird durch einen Kompressor in den gleichen
                              									Kondensator gedrückt wie die Hauptmenge des Schwefeldioxyds und gelangt nach der
                              									Verflüssigung ebenfalls in den genannten Ausgleichbehälter. Das Kühlen des
                              									Rohdestillats und Schwefeldioxyds sowie die eventuelle Nachkühlung beider in dem
                              									Mischer erfolgt durch eine gewöhnliche Kältemaschine.
                           Der ganze Raffinationsvorgang vollzieht sich in geschlossenen Gefäßen, und der
                              									Verlust an Schwefeldioxyd ist außerordentlich gering. Infolge des sorgfältigen
                              									Wärmeaustausches ist der Arbeitsprozeß trotz der niedrigen Temperatur relativ
                              									billig. Zur Bedienung der Apparate sind bei einer Anlage mit einer Kapazität von 62
                              									t pro Tag nur drei Arbeiter erforderlich.
                           Das Raffinat aus allen Rohdestillaten ist nahezu wasserhell und hat ein erheblich
                              									niedrigeres spezifisches Gewicht als bei Anwendung der üblichen
                              									Schwefelsäureraffination, woraus man schließen kann, daß bei dem neuen Verfahren die
                              									schweren Kohlenwasserstoffe weit vollständiger entfernt werden. Das Raffinat brennt
                              									auf allen Lampen ohne Neigung zum Rußen mit sehr lichtstarker Flamme und weißem
                              									Licht, es steht den besten amerikanischen Oelen hinsichtlich der Lichtstärke nur
                              									wenig nach.
                           Die braun bis gelb gefärbten Extrakte sind auf Lampen nicht mehr zu brennen, dagegen
                              									als Terpentinölersatz gut verwendbar. Die über 200° siedenden Bestandteile des
                              									Extrakts, die als Lacklösungsmittel keine Verwendung mehr finden können, sind als
                              									Motorentreiböle sowie auch als Gasöle zu brauchen. Der Extrakt macht etwa 20 v. H.
                              									des Rohdestillats aus, die Gesamtkosten der Raffination von 100 kg Petroleum
                              									belaufen sich bei dem neuen Verfahren auf 0,436 M, d.h. also etwa ½ Pf. für l kg.
                              									Eine ausführliche Berechnung der Kosten findet sich in dem oben zitierten
                              									Original.
                           Die wirtschaftliche Bedeutung des neuen Verfahrens beruht darauf, daß es aus
                              									bisher nur unvollkommen raffinierbarem und daher minderwertigem Oele vorzügliche
                              									Leuchtöle herzustellen gestattet. Es ist namentlich für rumänische und galizische,
                              									aber auch für manche amerikanische und andere Oele von großer Bedeutung.
                           Dr. Sander.
                           ––––––––––
                           Eine neue Straßenreinigungsmaschine ist in London unter
                              									künstlich geschaffenen schwierigen Bedingungen geprüft worden. Man ließ eine der
                              									verkehrsreichsten Straßen 24 Stunden lang ungefegt, vermischte dann noch den
                              									angesammelten Schmutz und Staub reichlich mit Wasser und verlangte von der neuen
                              										„Schluckmaschine“ die Entfernung dieses Gemisches. Der Versuch gelang so
                              									vorzüglich, daß man sich entschlossen hat, künftig nur noch solche Maschinen an
                              									Stelle der bisher üblichen Kehrmaschinen anzuschaffen.
                           Pr.
                           ––––––––––
                           In der 54. Hauptversammlung des V. d. I. führte Professor
                              									G. Schlesinger von der Technischen Hochschule, Berlin,
                              									aus, daß sich in letzter Zeit immer mehr die Erkenntnis durchringe, daß der
                              									Schwerpunkt der Betriebsführung, nachdem Werkzeuge und Bearbeitungsmaschinen in
                              									beispielloser Entwicklung in allen Industriezweigen auf ein hohes Maß der Vollendung
                              									gebracht worden seien, von der Erhöhung der maschinellen Wirsamkeit auf die Erhöhung
                              									der menschlichen Wirksamkeit, das ist des Wirkungsgrades der Arbeiterschaft als
                              									Ganzes, sich verschiebe. Die Amerikaner seien es gewesen, die auf dem Studium dieser
                              									Frage eine förmliche neue Wissenschaft aufgebaut hätten. Die Grundlagen des nach Taylor benannten Systems sind:
                           
                              1. Die Arbeitszerlegung in kleinste Elemente und die
                                 										wissenschaftliche Zeitstudie,
                              2. die systematische Auslese der Arbeiter,
                              3. die Anleitung und Weiterbildung der als geeignet erkannten
                                 										Leute in friedlicher Zusammenarbeit von Arbeitgeber und Arbeiter.
                              
                           Punkt 1: Stelle den sachlichen Teil der Aufgabe dar, für den ein erheblicher Aufwand
                              									an Kapital und Arbeit nur seitens des Unternehmers gemacht werden müsse.
                           Punkt 2: Die Auslese der Menschen sei der persönliche, subjektive und weit
                              									schwierigere Teil der Aufgabe. Hier hörte alle Theorie auf, denn der Mensch als
                              									Ganzes sei keine Muskelmaschine, sondern ein beseeltes Wesen. Hier versage die
                              									Wissenschaft und das Studium des toten Stoffes in der Forschungsstätte, die bei
                              									Punkt 1 so ersprießlich sei, und es beginne die Führung des Menschen, bei der nie
                              									außer acht gelassen werden dürfe, daß es begabte und unbegabte, feinfühlige und
                              									stumpfe, schnelle und langsame, willensstarke und willensschwache Einzelwesen gebe.
                              									Die Auslese sei hier außerordentlich schwer. Das Mittel, das man heute im
                              									praktischen Leben anwende: Prüfungen und Zeugnisse verbürgten fast nie, daß eine
                              									Stellung durch den wirklich Geeignetsten besetzt werde. Sie könnten sich immer nur
                              									auf das Anzulernende, niemals auf wirkliches Können und tieferes Verständnis
                              									erstrecken.
                           Seit längerer Zeit bemühe man sich, auf psycho-technischem Wege dem Publikum
                              									näher zu kommen. Der deutsche Arzt und Forscher Kraepelin
                              									habe 1894 bis 1896 einige Untersuchungen über die geistige Leistungsfähigkeit
                              									zahlreicher Personen veröffentlicht. Die von ihm gezogenen Schlußfolgerungen stimmen
                              									fast vollständig überein mit den ganz unabhängig von ihm 20 Jahre später durch Taylor aufgestellten Forderungen. Taylors ganz besonderes Verdienst bestände darin, in seinem System die
                              									psycho-technische Erforschung der Veranlagung der Arbeiter nicht nur nebenher
                              									betrieben, sondern es zu einem Hauptteil seines ganzen Systems erhoben zu haben.
                              									Auch Münsterbergs Forschungen seien in diesem
                              									Zusammenhange zu nennen, ebenso wie die Untersuchungen des Vereins für Sozialpolitik
                              									über Auslese und Anpassung der Arbeiter und vieles andere.
                           Der Wirtschaftserfolg sei es, an dem die wissenschaftliche Betriebsleitung allein
                              									Interesse habe. Sie wolle die wirtschaftliche Arbeit des Menschen so organisieren,
                              									daß unter Vermeidung von Kraftvergeudung jeglicher Art die höchste Betriebsleistung
                              									erreicht werde.
                           Grundsätzlich müsse von vornherein alles vermieden werden, was die Lage des
                              									Industriearbeiters verschlechtern könne, also: keine Verlängerung der Arbeitszeit,
                              									keine Minderbezahlung, keine Erhöhung der Muskel- oder Geistesanstrengung.
                              									Grundsätzlich werde dadurch alles angestrebt, was die Lage des Arbeiters zu
                              									verbessern geeignet sei, also Verbesserung aller Hilfsmittel, Verbesserung der
                              									Arbeitsteilung, Umgestaltung der Arbeit selbst, Einschaltung von Ruhepausen,
                              									Steigerung der Arbeitsfreude aller Beteiligten. Um das zu erreichen, müsse die
                              									Körperkraft, Geschicklichkeit, Ausdauer, Intelligenz der einzelnen Arbeiter bei der
                              									tatsächlichen Arbeitsausführung gemessen werden, um die Auslese und Anpassung
                              									vorzunehmen, die zur Erreichung des Wirtschaftserfolges unerläßlich sei. An Stelle
                              									abgestempelter Gesellen- und Führungszeugnisse trete die Prüfung des wirklichen
                              									Könnens vielleicht zum ersten Male zielbewußt im werktätigen Leben der
                              									Industriewerkstatt auf. Der Vortragende ging dann auf die allgemeinen Einwendungen
                              									gegen das System ein und betont demgegenüber den volkswirtschaftlichen Nutzen der
                              									Erhöhung der Leistungsfähigkeit, der höher einzuschätzen sei als die etwaige
                              									vorübergehende Schädigung von Einzelpersonen, die durch das neue Verfahren zum
                              									Aufgeben oder Wechseln der Stellung gezwungen werden; es wiederhole sich hier
                              									vielleicht ein Vorgang, wie er bei der Einführung der Maschine in den
                              									Produktionsprozeß erlebt worden sei, wo auch einzelne Klassen von Arbeitern sich
                              									geschädigt fühlen konnten, der Nutzen der Gesamtwirtschaft aber erheblich gesteigert
                              									worden sei.
                           Der Redner ging dann im einzelnen auf die Einwände ein, die gegen das Taylor- System von den Arbeitgebern (hohe Kosten. des
                              									Systems, Vermehrung des Personals), von den Angestellten und der Oeffentlichkeit
                              									erhoben werden.
                           Die Behauptung der Arbeiter, ihre Löhne würden nicht im gleichen Verhältnis mit den
                              									erzielten Leistungssteigerungen wachsen, es sei ungerecht, daß sie z.B. nur 75 v. H. Lohnzuschlag
                              									erhielten, während die Herstellungszeit bis zu 400 v. H. sinke, wies der Redner als
                              									durchaus irrig zurück. In einem solchen Gedankengange spreche sich die maßlose
                              									Ueberschätzung der handwerklichen Tätigkeit aus, die nur die materielle Endwirkung,
                              									nicht aber ihre tatsächlichen Ursachen berücksichtige. Man dürfe doch nicht außer
                              									acht lassen, daß die Leistungssteigerung zum allergrößten Teil garnicht auf Rechnung
                              									des Arbeiters zu setzen sei. Man verlange von ihm weder mehr Handarbeit, noch mehr
                              									Geistesaufwand, sondern man stelle ihm bessere Werkzeuge, einen durchdachten
                              									Arbeitsplan und eine vollendete Organisation zur Verfügung. Die Betriebsleitung habe
                              									die ganze neue Arbeit geleistet ohne jedes Zutun des Arbeiters. Diese kostspielige
                              									Vorarbeit an sich müsse aber bezahlt werden, daher sei die Lohnerhöhung des
                              									Arbeiters mit 25 bis 75 v. H. schon sehr reichlich. Sei sie doch meist nur eine
                              									Prämie für die Gutwilligkeit, bequemer und vielfach kürzer zu arbeiten als vorher.
                              									Außerdem müsse der Arbeitgeber für seinen Mehraufwand unbedingt eine Gegenleistung
                              									erwarten, und endlich verlange das Publikum dauernd billigere Waren bei gleicher
                              									Güte. Es seien also drei zu befriedigen, nicht nur der Arbeiter. Auch die
                              									Behauptung, das Taylor- System spanne die Kräfte und
                              									Aufmerksamkeit des Arbeiters derart an, daß seine Gesundheit Schaden erleiden müsse,
                              									sei irrig. Das System habe gerade das Gegenteil zum Ziel. Sein wesentlichster
                              									Gesichtspunkt sei, die Arbeiterleistung zu steigern, ohne die Ermüdung zu vermehreu,
                              									sonst höre es auf, wissenschaftliche Betriebsleitung zu sein. Man müsse nun
                              									unterscheiden zwischen physischer und geistiger Ermüdung; erstere könne durch
                              									Verbesserung des ganzen Arbeitsmechanismusses auf das erreichbare Mindestmaß
                              									herabgedrückt werden. Die geistige Ermüdung könne nur durch Erholung gemindert
                              									werden. Diese geistige Ermüdung werde zweifellos durch die oftmalige Wiederholung
                              									desselben Arbeitsvorganges gefördert, also durch die weitgehende Arbeitsteilung in
                              									der Fabrikwirtschaft. Die geistige Ermüdung finde sich aber keineswegs nur hier,
                              									sondern auch in manchen anderen Berufen, z.B. des Schauspielers, der 400 mal Abend
                              									für Abend das gleiche Stück spielen muß, des Ordinarius der Volksschule, der 40
                              									Jahre lang ABC-Schützen drillen, des Betriebsbuchhalters, der jahrelang Akkordzettel
                              									überbuchen muß. Auch hier zeigten die grundlegenden Taylor sehen Studien über Einwirkung von Arbeitspausen, Arbeitsleistung
                              									und Schnelligkeit neue Wege.
                           Zum Schluß machte der Redner einige Einwendungen gegen das Taylor- System, die das
                              									Entlöhnungsverfahren angingen. Zugleich warnte er vor gewerbsmäßigen Organisatoren,
                              									die jetzt wie Pilze aus der Erde schießen und mit ihren rein mechanisch aufgefaßten
                              									Organisationsmitteln und Vorschlägen nur Mißerfolge herbeiführten und dadurch die
                              									ganze Bewegung zu diskreditieren geeignet seien. Was Deutschland angehe, so
                              									finde die wissenschaftliche Betriebsführung hier trotz aller äußeren Widerstände
                              									einen guten Boden. Die Deutschen als Volk seien seit Jahrhunderten an Gehorsam gegen
                              									die Vorgesetzten, an schulmäßige Unterweisung und an Befolgung schriftlicher
                              									Verordnungen gewöhnt. Auch die allgemeine Dienstpflicht erhöhe diese Naturanlage.
                              									Bei Einführung der betriebswissenschaftlichen Ergebnisse in die deutschen
                              									Werkstätten würden uns diese Eigenschaften als Lichtseiten des bureaukratischen
                              									Regiments zugute kommen und uns helfen, den zeitlichen Vorsprung einzuholen, den die
                              									Amerikaner durch ihre praktischen Versuche vielleicht gewonnen hätten. Alles in
                              									allem dürfte man von der Einführung der Betriebswissenschaft ähnliche segensreiche
                              									Folgen erwarten, wie die Einführung der Maschine im ganzen sie gebracht habe. Wie
                              									die Maschine dem Menschen überall, wo sie eingedrungen sei, die schwere körperliche
                              									Arbeit abgenommen habe, wie sie dem Arbeiter kostbare Lebenskraft erhalte, so werde
                              									die Betriebswissenschaft darüber hinaus noch die Arbeitszeiten mit Sicherheit
                              									abkürzen, sie werde dem Arbeiter freie Zeit schaffen.
                           „Darum wird gerade die große Menge der Menschen“, so schloß der Redner,
                              										„dem Maschinenzeitalter und der Betriebswissenschaft zukünftig danken, daß es
                                 										sie wieder zu Menschen gemacht hat.“
                           Es ist hier hinzuzufügen, daß ganz unabhängig von Taylor
                              									ungefähr um dieselbe Zeit der geniale Begründer der Zeißwerke in Jena, Ernst Abbe, ähnliche
                              									Untersuchungen angestellt hatte. Auch er hatte, allerdings ohne in die Einzelheiten
                              									der persönlichen Technik einzugehen, eine ganz objektiv gehaltene Untersuchung
                              									darüber durchgeführt, in welchem Verhältnis die Gesamtleistung eines Arbeiters bei
                              									Variation der täglichen Arbeitsdauer zu- und abnimmt, und hatte bereits die
                              									bemerkenswerte Tatsache festgestellt, daß ein Arbeiter mit achtstündiger
                              									Arbeitsdauer reichlich dasselbe leistet wie mit zehnstündiger. Denn der letztere
                              									nimmt sich, wie Abbe erklärend bemerkte, die nötigen
                              									Erholungspausen, die es ihm ermöglichen, die zehnstündige Arbeitszeit durchzuführen,
                              									in Gestalt von kurzen Arbeitsunterbrechungen während des Betriebes selbst. Da nun
                              									aber die Arbeitsmaschinen im zweiten Falle um zwei Stunden länger arbeiten müssen,
                              									also den entsprechenden Aufwand an Feuerung, Oel und Verschleiß bedingen, so liegt
                              									es schon unmittelbar im pekuniären Interesse jedes einzelnen Betriebes, den Arbeiter
                              									zu einer zeitlich verkürzten und entsprechend sachlich gesteigerten Form der Arbeit
                              									anzuhalten. Hierzu kommt noch der weitere, sozial so überaus wesentliche Umstand,
                              									daß bei intensiver Arbeitsleistung der Arbeiter einige Stunden des Tages mehr für
                              									seine persönlichen Bildungs- und Familienbedürfnisse frei hat.