| Titel: | Der Elektromotor und die Kleinlandwirtschaft. | 
| Autor: | Walter Straus | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 4 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Der Elektromotor und die
                           								Kleinlandwirtschaft.
                        Eine technisch-wirtschaftliche Studie von Dr. Walter
                                 										Straus, Charlottenburg.
                        STRAUS: Der Elektromotor und die Kleinlandwirtschaft
                        
                     
                        
                           Für und wider die Elektrizität in der Landwirtschaft ist schon so viel
                              									geschrieben worden, daß allein eine Aufzählung dieser Literatur einen Druckbogen
                              									füllen würde. In der letzten Zeit zeigt es sich aber, daß die Gegner immer mehr
                              									abnehmen und sich nicht der Tatsache verschließen können, daß die elektrische Kraft
                              									ein willkommener Helfer für die Landwirtschaft geworden ist und daß derjenige,
                              									welcher sich einmal an sie gewöhnt hat, sie nicht mehr missen möchte.
                           In besonderem Maße haben sich diese segensreichen Wirkungen bei dem kleinen Landwirt
                              									gezeigt. Während man noch vor etwa 15 Jahren glaubte, die elektrische Energie sei
                              									hauptsächlich für den Großagrarier von Nutzen, sieht man heute allenthalben, daß
                              									gerade der mittlere und kleine Bauer, der von vielen Nationalökonomen als der
                              									volkswirtschaftlich wertvollere Teil der landwirtschaftlichen Bevölkerung angesehen
                              									wird, sich mit großem Nutzen der elektrischen Kraft bedient.
                           Die Verteilung der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland der Größe nach, wie
                              									sie sich bei der letzten und den früheren Berufs- und Betriebszählungen darstellte,
                              									zeigt Tab. 1.
                           Die Betriebe unter 2 ha (die sogen. Parzellenbetriebe), diejenigen von 2 bis 5 ha
                              									(die sogen, kleinbäuerlichen Betriebe) und diejenigen von 5 bis 20 ha (die sogen,
                              									mittelbäuerlichen Betriebe), die wir insgesamt in diesem Zusammenhange zu den
                              									Kleinbetrieben zählen, haben also verhältnismäßig seit 1882 etwas zugenommen,
                              									während die größeren Mittel- und eigentlichen Großbetriebe etwas zurückgegangen
                              										sindDies sind erfreuliche
                                    											Aussichten für die Entwicklung unserer sozial-landwirtschaftlichen
                                    											Verhältnisse; denn es scheint aus der Statistik hervorzugehen, daß die
                                    											klein- und mittelbäuerlichen Betriebe auch fernerhin noch an Zahl und Fläche
                                    											zunehmen werden..
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Größen-klasseha
                                 Von je 100 landwirtschaft-lichen
                                    											Betrieben gehörtenzu nebenstehendenGrößenklassen
                                 Anteil der Betriebe in neben-stehenden
                                    											Größenklassen ander gesamten landwirtschaft-lich benutzten
                                    											Fläche
                                 
                              
                                 1882
                                 1895
                                 1907
                                 1882
                                 1895
                                 1907
                                 
                              
                                 unter 2
                                 58,0
                                 58,2
                                 58,9
                                   5,7
                                   5,6
                                   5,4
                                 
                              
                                 2–5
                                 18,6
                                 18,3
                                 17,5
                                 10,0
                                 10,1
                                 10,4
                                 
                              
                                 5–20
                                 17,6
                                 18,0
                                 18,6
                                 28,8
                                 29,9
                                 32,7
                                 
                              
                                 20–100
                                   5,3
                                   5,1
                                   4,6
                                 31,1
                                 31,3
                                 29,3
                                 
                              
                                 über 100
                                   0,5
                                   0,4
                                   0,4
                                 24,4
                                 54,1
                                 22,2
                                 
                              
                           Noch 1907 benutzten jedoch die kleineren Betriebe nur in seltenen Fällen Maschinen,
                              									wie Tab. 2 zeigt, die ebenfalls aus der Zählung von 1907, sowie aus derjenigen von
                              									1882 stammt:
                           
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Größenklasseha
                                 Von den Betrieben der
                                    											betreffendenGrößenklasse verwandten Maschinen
                                 
                              
                                 1882v. H.
                                 1907v. H.
                                 
                              
                                 unter 2
                                   0,5
                                   4,6
                                 
                              
                                 2–5
                                   3,8
                                 32,2
                                 
                              
                                 5–20
                                 19,7
                                 72,5
                                 
                              
                                 20–100
                                 44,8
                                   92,88
                                 
                              
                                 über 100
                                 82,8
                                 97,3
                                 
                              
                           Gegen das Jahr 1882 also hat die Maschinenbenutzung sehr stark zugenommen, und die
                              									nächste Zählung wird gerade bei den kleineren Betrieben eine ganz außerordentliche
                              									Steigerung bringen, dank der Einführung der Elektrizität. Die Parzellenbetriebe
                              									unter 2 ha allerdings stellen wohl nur deshalb einen so geringen Prozentsatz zu den
                              									maschinenbenutzenden Betrieben, weil von den Besitzungen unter 0,5 ha, welche ⅔
                              									aller Parzellenbetriebe ausmachen, mehr als 95 v. H. Nebenbetriebe, also großenteils
                              									Ziergärten und Laubenkolonien sind.
                           Für den Kleinbetrieb kommen heute hauptsächlich zum elektrischen Antrieb Reinigungs-,
                              									Dresch- und Futterzubereitungsmaschinen in Betracht. Der elektrische Pflug eignet
                              									sich bis jetzt noch kaum zur Bearbeitung kleinerer Grundflächen, sein Wert ist ja
                              									sogar für die größeren Güter noch etwas bestritten. Er ist bis jetzt noch in so
                              									geringem Maße in Deutschland vertreten, daß von einer Erfahrung auf dem Gebiete der
                              									elektrischen Bodenbearbeitung nur wenig gesprochen werden kann. Vielleicht wird es
                              									aber einmal in späterer Zeit die Bildung von Genossenschaften ermöglichen, daß der
                              									Mittel- und Kleinbetrieb auch einen Teil dieser Maschinen mit Erfolg benutzt, und
                              									daß ihm die wirtschaftlichen Vorzüge des motorischen Antriebes auch hier zu gute
                              									kommen. Darum sei im Folgenden kurz darauf eingegangen.
                           Pflug, Egge, Grubber und Walze lassen sich natürlich in jeder Größe für
                              									Gespannbetrieb bauen. Für den mechanischen Antrieb aber sind nur Maschinen mit
                              									größerer Leistung rentabel. Denn einmal ist es der Maschinentechnik bis jetzt noch
                              									nicht gelungen, kleine Typen zu konstruieren, und selbst dann stellen sich die
                              									Preise dieser Maschinen noch so hoch, daß zur Bearbeitung einer kleinen Fläche der
                              									Gespannbetrieb vorzuziehen wäre. Eine Vorbedingung für die Anwendung mechanischer
                              									Bodenbearbeitung im Kleinbetrieb bildet natürlich das Vorhandensein von größeren,
                              									gemeinsam zu bearbeitenden Wirtschaftskomplexen, um die Bearbeitung
                              									genossenschaftlich durchführen zu können. In Deutschland ist jedoch heute erst in
                              									einem geringen Teil des Landes die Flurbereinigung durchgeführt und weitaus die
                              									meisten bäuerlichen Gemeinden, besonders in Süddeutschland, sind derartig
                              									parzelliert, daß die Grundstücke der Landwirte nur selten zusammenhängende Flächen
                              									bilden, und die einzelnen Teile derselben über ein großes Gebiet verstreut sind.
                              									Dazu kommt noch, daß auf nebeneinander liegenden Grundstücken eine gemeinsame
                              									Bodenbearbeitung oft durch den verschiedenartigen Anbau erschwert oder ganz
                              									verhindert wird. Nichtsdestoweniger hat man in Deutschland bereits mit einigen
                              									Dampfpfluggenossenschaften recht gute Erfahrungen gemachtSiehe deutsche landwirtschaftliche
                                    											Genossenschaftspresse 1911, Nr. 2 Generalsekretär Bussen, Dampfpfluggenossenschaften. Elektropfluggenossenschaften
                                    											sind Verfasser bis jetzt noch nicht bekannt geworden.. Und es ist
                              									zu hoffen, daß sich auch Elektropflüge auf die gleiche Weise verwerten lassen.
                           Das Elektropflügen würde dem Wirtschaftsbetriebe große Vorteile bringen. Außer einer
                              									eventuellen Kostenersparnis, die allerdings von dem Preise der elektrischen Energie
                              									abhängt, wären dies hauptsächlich indirekte Vorteile. Da im Herbst nach der Ernte,
                              									bevor Frost eintritt, noch schnell ein großer Teil des Pfluglandes umgewendet werden
                              									soll, so kann der Elektropflug auch hier verwandt werden, wo nur auf etwa 5 bis 6
                              									Zoll gepflügt werden muß. Hierdurch wird eine bedeutende Ertragsteigerung erzielt,
                              									da der Boden um so besser wird, je länger er im gepflügten Zustande ruhen kann.
                              									Ueberhaupt bringt das mechanische Pflügen gegenüber dem Gespannpflug eine
                              									Ertragsteigerung von 10 bis 15 v. H. mit sich, wie BensingBensing, Der Einfluß der landwirtschaftlichen Maschine auf Volks-
                                    											und Privatwirtschaft. an verschiedenen Beispielen nachweist,
                              									allerdings unter der Voraussetzung einer genügenden Düngung. Von großer Bedeutung
                              									sind die mechanischen Pflüge außerdem für die Reduktion der menschlichen
                              									Arbeitskräfte und Zugtiere bei der Bodenbearbeitung, da wie schon erwähnt, der Pflug
                              									das Eggen, Walzen und Grubbern ebenfalls besorgen kann. Eine Verminderung an
                              									Zugtieren ist möglich bis zu 30 v. H., was gleichzeitig zu einer Vermehrung des
                              									Nutzviehes führen kann. Der Elektropflug schafft darin ähnliche Verhältnisse wie der
                              									Dampfpflug, denn bei dem ersteren ersetzt der Transport des Windewagens die Kohlen-
                              									und Wasserzufuhr bei letzterem. Eine Ersparnis von Arbeitern tritt einmal durch den
                              									Wegfall von Gespannen ein, wobei sie im allgemeinen recht gering ist, dann aber
                              									dadurch, daß das Pflügen mit Maschinenpflug bedeutend weniger Zeit erfordert als mit
                              									Gespannpflug. Für den Kleinbetrieb kommen diese Vorzüge nicht allzusehr in Frage,
                              									denn bei Genossenschaften, in denen heute der und morgen der die Gespanne zur
                              									Fortbewegung des Pfluges zu stellen hat, tritt zwar eine Verminderung von
                              									Gespannarbeitstagen im ganzen ein, der einzelne wird aber eine Reduzierung der
                              									Gespanne allein mit Rücksicht auf das Pflügen nicht vornehmen können. Jedoch spielt
                              									gerade für den Kleinlandwirt der Umstand eine große Rolle, daß seine sowie die Zeit
                              									seiner Knechte nunmehr durch das Pflügen nur ganz wenig beansprucht und daher für
                              									andere Arbeiten frei wird. Lange Zeit wird ja wohl noch vergehen müssen, bis der
                              									Elektropflug auch in dem Kleinbetriebe verwandt werden wird. Die genossenschaftliche
                              									Benutzung bringt mannigfache Schwierigkeiten mit sich – so wird jedes Mitglied fast
                              									zur gleichen Zeit pflügen wollen –, so daß es noch eines tieferen Eindringens der
                              									Genossenschaftsidee als bis jetzt bedarf, um die Hindernisse zu überwinden.
                           
                           Doch die vielseitigen Vorteile, die auch die Kleingrundbesitzer aus der
                              									Verwendung des Elektropfluges ziehen, besonders da der Windewagen auch zu allen
                              									möglichen anderen Zwecken (Eggen, Dreschen, vielleicht später auch Säen und Mähen)
                              									benutzt werden kann, lassen seine einstmalige Einführung hoffen.
                           Die Maschinen für Saat und Pflege sind bis jetzt nur teilweise mit Elektrizität
                              									betrieben worden. Zwar werden schon lange Versuche gemacht, die Säe, Drill-,
                              									Kartoffel- und Hackmaschinen mit dem Winde- und Ankerwagen des elektrischen Pfluges
                              									zu betreiben, doch hat man von greifbaren Erfolgen bis jetzt noch nichts gehört.
                              									Trotzdem erwartet man in nicht allzu fernen Zeiten ein Gelingen der Versuche. Es
                              									wäre sehr zu begrüßen, wenn es glücken sollte, auch diese Maschinen für Elektrizität
                              									einzurichten; denn die Steigerung des Ertrages durch ihre Anwendung ist eine
                              									ziemlich bedeutende, wenngleich bei den Säe-, Drill- und Düngerstreumaschinen eine
                              									zahlenmäßige Ersparnis an Ausgaben nicht erzielt wird. Die Benutzung der
                              									Hackmaschine dagegen gibt sowohl eine große Steigerung des Rohertrages wie eine
                              									Verminderung der Arbeitskosten, sowie eine Verringerung des Bedarfs an Arbeitern.
                              									Für den Kleinbetrieb würden diese Maschinen natürlich am rationellsten
                              									genossenschaftlich benutzt, wie dies ja jetzt schon (bei Gespannbetrieb) häufig
                              									geschieht. Auf diese Weise sind die Kosten für den einzelnen Besitzer nur gering,
                              									und er genießt trotzdem die Vorteile der Maschinenbenutzung. Die Jauchepumpen und
                              									Jaucheverteiler sind leicht für elektrischen Antrieb einzurichten und werden am
                              									besten von einem fahrbaren Motor angetrieben, welcher auch für andere Zwecke
                              									verwandt werden kann. Der Kraftbedarf ist ein recht geringer, da menschliche Arbeit
                              									dabei kaum benötigt wird, außerdem verringert sich auch der Bedarf an Arbeitern. Das
                              									Füllen eines Jauchefasses von 1000 bis 1500 l Inhalt dauert im Handbetrieb 20 bis 30
                              									Minuten, im elektrischen Betrieb (erforderlich 1 PS) 4 bis 6 Minuten und beansprucht
                              									ungefähr 1 Hektowattstunde elektrischer Arbeit.
                           Auch die Erntemaschinen sind bis jetzt nur selten durch mechanische Kraft betrieben
                              									worden, wenngleich dies mit Hilfe der Anker- und Windewagen des elektrischen Pfluges
                              									möglich wird. Gegenüber der Handarbeit ergibt sich bei der Anwendung von
                              									Erntemaschinen eine bedeutende Ersparnis an Kosten wie an Arbeitskräften, zu der
                              									noch bei elektrischem Betrieb eine Ersparnis an Gespannen käme. Da die Ernte meist
                              									in der arbeitsreichsten Zeit des landwirtschaftlichen Jahres vor sich geht, so ist
                              									ein Ersatz von menschlichen Arbeitskräften durch Maschinen nicht hoch genug zu
                              										veranschlagenSiehe Technik und
                                    											Wirtschaft 1911, Nr. 8, Professor Dr. G. Fischer, Die Maschine in der
                                    											Landwirtschaft.. Besondere Mähmaschinen mit Garbenbinder können
                              									im Vergleich zur Handarbeit Vorzügliches leisten und erfordern nur geringe
                              									Bedienung. Kartoffelerntmaschinen und Rübenheber sind bereits elektrisch betrieben
                              									worden, was eine bedeutende Verbilligung gegenüber Gespannen ergab. Besonders bei
                              									sehr trockenem Boden wurde die Anwendung der Maschinen erst durch die Elektrizität
                              									ermöglicht. Zahlenmäßige Angaben der Ersparnisse lassen sich für die
                              									Erntemaschinen noch nicht machen. Natürlich empfiehlt sich auch hier die
                              									genossenschaftliche Benutzung der Maschinen.
                           Was die Reinigungsmaschinen anbelangt, so werden diese schon seit langer Zeit
                              									elektrisch betrieben und sind leicht dafür einzurichten, da sie meist eine drehende
                              									Bewegung erfordern. Der fahr- oder tragbare Kleinmotor, der auf einem an eine
                              									Ueberlandzentrale angeschlossenen Bauernhofe wohl immer zu finden ist, läßt sich
                              									ohne weiteres zu ihrem Antriebe verwenden. Im Vergleich zur Handarbeit gewähren
                              									diese Maschinen sehr große Vorteile. Sie leisten in der gleichen Zeit ungleich mehr,
                              									führen die Reinigung viel besser durch und ersparen auf diese Weise eine große Menge
                              									menschlicher Arbeitskräfte, da sie außerdem bei elektrischem Antriebe nur eine ganz
                              									geringe Bedienung bedürfen. So reinigt eine Frau bei Handbetrieb in einer Stunde
                              									ungefähr 5 Ztr. Getreide, bei Maschinenbetrieb drei Frauen in einer Stunde 20 Ztr.,
                              									bei mechanischem Maschinenbetrieb zwei Frauen in einer Stunde 25 Ztr., wobei
                              									ungefähr ⅓ PS benötigt wird. Mit einem Trieur erzielt man in einer Stunde, etwa 10
                              									bis 12 Ztr. ausgelesenes Getreide, und es werden gegenüber Handarbeit mindestens 100
                              									v. H. Arbeitskräfte gespart werden. Da die Arbeitsmaschinen ziemlich teuer sind,
                              									werden sie oft genossenschaftlich beschafft und je nach Bedarf den Mitgliedern der
                              									Genossenschaft zur Verfügung gestellt. Zum Antrieb dieser Maschinen kämen außer dem
                              									Elektromotor noch die Kleinverbrennungsmotoren in Betracht. Da diese jedoch
                              									bedeutend schwerer als der Elektromotor sind, können sie nicht so leicht
                              									transportiert werden, und fast jede Arbeitsstelle erforderte eine neue
                              									Kraftmaschine. Außerdem wäre ihre Benutzungsdauer eine so geringe, daß sie mit dem
                              									Elektromotor nicht konkurrieren können, zumal sie fast durchweg unbelastet laufen
                              									müßten.
                           Wir kommen nun zu den Dreschmaschinen. Sie führen außer dem Pflügen die wichtigste
                              									Arbeit des Landwirtes aus und sind schon lange für maschinellen Antrieb
                              									eingerichtet. Der Flegeldrusch, wie er bis weit ins 19. Jahrhundert hinein die Regel
                              									bildete, wurde durch sie vielfach verdrängt und kommt heute fast nur noch in ganz
                              									kleinen Betrieben oder in kulturell zurückgebliebenen Gegenden vor. Die kleinste
                              									Type der Dreschmaschinen, die Stiftendreschmaschine, wurde bisher meist von Hand,
                              									die größeren Typen, die Breitdreschmaschinen, dagegen mittels Göpel oder
                              									Dampflokomobile angetrieben. Seit ungefähr 12 Jahren gewinnt aber der elektrische
                              									Antrieb immer mehr an Boden, der bei genügend niedrigen Strompreisen weitaus am
                              									vorteilhaftesten ist. Gegenüber Flegeldrusch ist er natürlich unbedingt vorzuziehen,
                              									da mit seiner Hilfe die Arbeit in dem 10. bis 15. Teile der Zeit geleistet werden
                              									kann. Auch der Göpelantrieb bedarf zum Dreschen einer bedeutend längeren Zeit und
                              									daher viel mehr Bedienung, wenngleich er schon ein größeres Erträgnis als der
                              									Flegeldrusch liefert. Außerdem leidet das Vieh stark unter dem fortwährenden
                              									Herumlaufen im Göpel, so daß sein Wert bedeutend herabgemindert wird.
                           
                           Die Ursachen der Bevorzugung des elektrischen Antriebes gegenüber einer Dampf-
                              									oder Motorlokomobile, wie sie in den letzten Jahren oft vorgekommen ist, fallen mit
                              									den schon öfters erwähnten günstigen Eigenschaften des Elektromotors vielfach
                              									zusammen. So ist es möglich, wenn der Landwirt im Besitze einer eigenen
                              									Dreschmaschine ist, bei elektrischem Antrieb (allerdings auch beim Antrieb durch
                              									Verbrennungsmotoren) jederzeit zu dreschen, falls einmal infolge Regenwetters die
                              									Feldarbeiten unterbrochen werden müssen. Weiter fällt die geschulte Bedienung weg,
                              									und es kann infolge der geringen Feuersgefahr direkt in der Scheune gedroschen
                              									werden, während die Lokomobilen außerhalb der Scheune stehen müssen. Was die Kosten
                              									des Dreschens anbelangt, so ist natürlich bei geringer Benutzungsdauer der
                              									Elektromotor stets jedem anderen Antrieb überlegen. Wird die Benutzungsdauer höher
                              									als 600 bis 1000 Std. (aber nur bei Vollbelastung) im Jahre, so kann es vorkommen,
                              									daß die Heißdampf- oder Benzollokomobile billiger arbeitet, vorausgesetzt, daß die
                              									Strompreise nicht unter 20 Pfg. sinken. Im folgenden sind einige Erfahrungszahlen
                              									zusammengestellt, welche zeigen, wie widersprechend oft die einzelnen Berichte über
                              									diesen Punkt sind. Denn die Frage, welche Kraftmaschine zum Dreschen die billigste
                              									sei, hat einen großen Streit zwischen den einzelnen Interessenvertretern
                              									hervorgerufen, der in Wort und Schrift heute noch tobt.
                           Ein Kleinbauer in Eltersdorf bei Nürnberg hat Aufschreibungen über das Dreschen
                              									gemacht. Er brauchte zum Ausdreschen von 430 kg Roggenkörner auf einer kleinen
                              									Dreschmaschine ohne Reinigung mit einem 4 PS-Elektromotor in 68 Min. 6 KW/Std.,
                              									wobei er fünf Leute (drei Frauen, zwei Männer) beschäftigte, zum Ausdreschen von 450
                              									kg Weizen in 64 Min. 1,2 KW/Std. Da er den Motor etwa 200 Std. im Jahre benutzt, und
                              									der Strompreis 20 Pfg. für die KW/Std. beträgt, so kommt ihn die Motor-KW/Std. inkl.
                              									Amortisation, Verzinsung, Zählerkosten auf etwa 50 Pfg. zu stehen.
                           Dann gestaltet sich die Kostenberechnung folgendermaßen:
                           
                              
                                 Kosten der Dreschmaschine 280 – M.
                                 
                                 
                              
                                 Pro Std. Amortisation, Verzinsung etwa
                                 1,–    M
                                 
                              
                                 Motor pro Std. (1,5 KW/Std.)
                                 0,75   „
                                 
                              
                                 Bedienung pro Std.: (Arbeitslohn eines Mannes    pro
                                    											Std. 0,30 M. Arbeitslohn einer Frau pro    Std. 0,22 M)
                                 1,22   „
                                 
                              
                                 Oel, Sicherungen usw
                                 0,025 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Ungefähre Gesamtkosten pro Std. Dreschen etwa
                                 3,–    M
                                 
                              
                                 Ungefähre Dreschkosten für 100 kg Roggenkörner
                                 0,785 „
                                 
                              
                                         „                 „             „   100 kg
                                    											Weizenkörner
                                 0,60   „
                                 
                              
                           
                              (Schluß folgt.)