| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 23 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           25000 KW-Parsons-Turboalternator. Die Zeitschrift
                              									Engineering bringt in ihrer Nummer vom 17. Okt. 1913 die Beschreibung eines
                              									Turboalternators von 25000 KW Leistung entsprechend 35000 PS der Dampfturbine, des
                              									größten bis jetzt ausgeführten Aggregats. Die Maschine ist bestimmt für eine
                              									elektrische Zentrale in Chicago. Sie zeigt die Bauart der reinen Parsons-Turbine mit Aufteilung in eine Hochdruck- und
                              									eine Niederdruckturbine, Die Hochdruckturbine liefert in sechs Druckstufen mit
                              									insgesamt 64 Schaufelreihen etwas weniger als die Hälfte der Gesamtleistung. Der
                              									Rotor des Hochdruckteils besteht aus einem geschmiedeten Stahlkörper, an dessen
                              									einem Ende ist das Wellenstück angeschmiedet, während die Welle am anderen Ende
                              									eingesetzt ist. Die Schaufeln des Hochdruckteils haben eine Länge von 70 bis 160 mm.
                              									Die Durchmesser der Hochdrucktrommel nehmen von 950 mm bis auf 1600 mm zu. Starr
                              									gekuppelt mit der Hochdruckturbinenwelle schließt sich die Welle der
                              									Niederdruckturbine an. Sie trägt eine Trommel von 2185 mm ⌀, auf welcher zweimal 24
                              									Schaufelreihen in je sechs Abstufungen sitzen. Der Dampf tritt in der Mitte der
                              									Trommel zu und strömt nach beiden Seiten durch die symmetrisch zur Mitte liegenden
                              									Schaufelgruppen. Letztere nehmen nach beiden Seiten in ihrer Länge von 70 mm bis annähernd 500 mm
                              									in der letzten Schaufelreihe zu. Nur durch diese Teilung des Dampfstromes war es
                              									möglich, die erforderlichen großen Durchtrittsquerschnitte für den Dampf zu
                              									erhalten. Das Gehäuse der Hochdruckturbine ist in vier Teilen aus Stahlguß
                              									ausgeführt; bei der Niederdruckturbine besteht es oben aus zwei, unten aus vier
                              									Teilen; es ist aus Gußeisen ausgeführt und wiegt 150 t.
                           Die Turbine ist mit einer Dreiphasen-Wechselstrommaschine von 25 Perioden in der Sek.
                              									elastisch gekuppelt. Interessant sind noch folgende Angaben über diese
                              									Riesenmaschine: Die ganze Länge des Aggregats beträgt 23 m, die größte Breite 5 ½ m,
                              									und die Höhe von Unterkante Kondensator, der 6 m unter Maschinenhausflur steht,
                              									beträgt 9 m. Der Kondensator hat eine Kühlfläche von 3600 qm. Bei der
                              									Wasserdruckprobe der Niederdruckturbine und des Kondensators waren etwa 170 cbm
                              									Wasser zum Füllen der Gehäuse notwendig. Der Geschwindigkeitsregler soll die
                              									Drehzahl bei allmählicher Belastungsänderung von Leerlauf bis zur vollen Belastung
                              									in den Grenzen von 3 v. H., bei plötzlicher Aenderung von 5 v. H. halten. Ein
                              									Sicherheitsregulator tritt in Tätigkeit bei Ueberschreitung der normalen
                              									Geschwindigkeit um 12 v. H. Der Dampf strömt vom Hochdruckteil zum Niederdruckteil
                              									durch zwei Rohre von 750 mm ⌀ mit einem absoluten Druck von 1 ¾ at. In den
                              									Kondensator strömt der Abdampf durch ein Rohr mit rechteckigem Querschnitt von 6,3 m
                              									Länge und 3,6 m Breite.
                           Die Dreiphasen-Wechselstrommaschine liefert bei 750 Umdrehungen eine Spannung von
                              									4500 Volt. Die Länge des Rotors beträgt 3 ¼ m, der größte Durchmesser 1,8 m; seine
                              									Lager haben 450 mm ⌀ und 1200 mm Länge; das Gesamtgewicht beträgt 50000 kg. Der
                              									Stator wiegt doppelt so viel. Zur Ventilation des Alternators werden etwa 2200 cbm
                              									Luft i. d. Min. unter einem Druck von 85 mm Wassersäule von einem Ventilator durch
                              									die Maschinen getrieben; bei Dauerbelastung von 25000 KW soll sich die Temperatur
                              									der Maschine in keinem Teil um mehr als 20° C steigern.
                           Bei einem Dampfdruck von 14 at, einer Ueberhitzung um 100° und bei einem absoluten
                              									Druck im Kondensator von 25 mm Quecksilbersäule soll bei einer Leistung von 20000 KW
                              									ein Dampfverbrauch von 5,2 kg für die KW-Stunde, entsprechend 3,7 kg für die
                              									effektive Pferdestärke, an der Turbinenwelle erreicht werden. Bei 25 v. H. über oder
                              									unter dieser Normallast soll der Verbrauch 5,5 kg und bei halber Last 5,7 kg
                              									betragen. Auf jedem Zehntel kg Mehrverbrauch liegt eine Vertragsstrafe von 10000 M;
                              									ebensoviel wird bei Unterschreitung der Garantie als Vergütung gewährt.
                           Es ist nicht uninteressant, die Entwicklung der Parsons-Turbine nach Leistung und Dampfverbrauch in diesem Zusammenhang kurz
                              									zu berühren. 1884 entstand die erste Turbine von 6 PS; 1891 ergab eine 100
                              									KW-Maschine einen Dampfverbrauch von 12,7 kg für die KW-Stunde; 1899 wurde mit der
                              									berühmten Elberfelder Turbine von 1000 KW ein Verbrauch von 9 kg erreicht. 1906
                              									entstanden die ersten großen Turbinen von 4000 KW mit einem Dampfverbrauch von
                              									6 kg bei 14 at, 100° Ueberhitzung und 735 mm Vakuum. Weiter stieg die Leistung in
                              									den folgenden Jahren auf 10000 KW im Jahre 1909 und 18000 KW im Jahre 1911 mit einem
                              									Dampfverbrauch von 5,5 kg unter den günstigsten Dampfverhältnissen. Steigerung in
                              									der Stromerzeugung der elektrischen Zentralen und in der Größe und Geschwindigkeit
                              									der Dampfer führte zu immer größeren Einheiten. Wo liegt hier die Grenze? Eine
                              									gewisse Grenze bedingen die Rücksichten der Herstellung und des Transports auf den
                              									Eisenbahnen. Mit der Zunahme der äußeren Abmessungen wachsen auch die
                              									Betriebsschwierigkeiten durch die Wärmedehnungen und sonstigen Formänderungen. Die
                              									beschriebene 25000 KW-Maschine dürfte in dieser Beziehung nicht mehr weit von der
                              									praktisch zulässigen Grenze entfernt sein. Eine Grenze ergibt sich auch aus
                              									folgender Betrachtung: Für den Durchtritt des Dampfes aus der letzten Schaufelreihe,
                              									wo er infolge der hohen Verdünnung ein außerordentlich großes Volumen angenommen hat
                              									(1 kg etwa 40 cbm) steht die freie Oeffnung des letzten Schaufelkranzes zur
                              									Verfügung. Mit der achsialen Durchtrittsgeschwindigkeit wird man nicht viel über 150
                              									m i. d. Sek. gehen können, wenn der Austrittsverlust nicht zu groß werden soll.
                              									Damit ist der Durchtrittsquerschnitt festgelegt, der von der Schaufelhöhe und dem
                              									mittleren Schaufelkreisdurchmesser abhängt. Nimmt man als praktische Regel an, daß
                              									die Länge der Schaufeln in der letzten Reihe ⅕ des mittleren
                              									Schaufelkreisdurchmessers nicht überschreiten soll, so kommt man für eine achsiale
                              									Austrittsgeschwindigkeit von 150 m, einem absoluten Vakuum von 25 mm
                              									Quecksilbersäule (entsprechend einem spezifischen Gewicht des Abdampfes von 0,023)
                              									und für einen Dampfverbrauch von 5,3 kg für die KW-Stunde auf eine einfache
                              									Beziehung für die größtmögliche Leistung. Diese ist nämlich in KW ausgedrückt gleich
                              									1500 mal D2, wenn D in m den mittleren Schaufelkreisdurchmesser der
                              									letzten Reihe bedeutet. Das gilt für jedes Turbinensystem, für Ueberdruck- wie für
                              									Gleichdruckturbinen. Durch Teilung des Dampfstromes wie bei der oben beschriebenen
                              									Turbine läßt sich die so gerechnete Leistung verdoppeln. Darnach liegt nun für eine
                              									bestimmte Leistung der Schaufelkreisdurchmesser fest, und es ist noch zu prüfen, ob
                              									für die anzunehmende Umdrehungszahl, die mit Rücksicht auf die Periodenzahl großer
                              									Wechselstrommaschinen in der Regel 750 oder 1000 beträgt, die Zugfestigkeit des
                              									Materials nicht überschritten wird. Durch diese beiden Faktoren:
                              									Umfangsgeschwindigkeit und Durchgangsquerschnitt ist also eine Grenze für die
                              									Leistung einer Dampfturbine gezogen, die nur durch einen größeren Austrittsverlust
                              									oder geringere Ausnutzung des Wärmeinhalts (geringeres Vakuum) also durch Einbuße in
                              									der Oekonomie gesteigert werden kann. Von einer gewissen Größe ab, von der die oben
                              									beschriebene Maschine nicht mehr weit entfernt sein dürfte, würde eine weitere
                              									Vergrößerung der Einheiten, auch wenn solche aus mechanischen Rücksichten noch
                              									zulässig wäre, keinen Vorteil bringen.
                           Meuth.
                           
                           Dieerste Anwendung des Steinkohlengases in der
                                 										Luftschiffahrt. Ueber dieses Thema berichtete auf der Wiener Naturforscher-
                              									und Aerzteversammlung Dr.-Ing. A. Sander aus Karlsruhe i.
                              									B. Bis vor wenigen Jahren war man allgemein der Ansicht, daß das Steinkohlengas von
                              									dem englischen Luftschiffer Green im Jahre 1818 zum
                              									ersten Male zum Füllen eines Luftballons verwendet worden sei, viel später also, als
                              									die heiße Luft und der Wasserstoff, die beide bereits im Jahre 1783 mit Erfolg
                              									hierzu verwendet worden waren. Diese Angabe ist sowohl in der technischen wie in der
                              									aeronautischen Literatur weit verbreitet. Neuere Forschungen haben indessen ergeben,
                              									daß weder Green noch der Franzose Lebon die ersten waren, die einen mit Leuchtgas gefüllten Ballon
                              									aufsteigen ließen, sondern daß der Professor an der Universität Löwen, Jean Pierre Minckelers, diesen Ruhm für sich in Anspruch
                              									nehmen kann. Auf Veranlassung des Herzogs von Arenberg
                              									stellte Minckelers schon im Jahre 1783 eingehende
                              									Versuche an, um mit Hilfe eines einfachen Verfahrens und mit geringen Kosten in
                              									kurzer Zeit größere Mengen eines permanenten Gases herzustellen, das zur Füllung von
                              									Luftballonen geeignet war. Er unterwarf zahlreiche Stoffe des Pflanzen- und
                              									Tierreiches, wie Hammelknochen, Eichen- und Buchenholz, Holzkohle und Kaminruß, der
                              									trockenen Destillation, erhielt jedoch auf diese Weise stets ein Gas, das nicht viel
                              									leichter war als die atmosphärische Luft. Infolgedessen wandte sich Minckelers den brennbaren mineralischen Stoffen zu, und
                              									als er die Steinkohle der trockenen Destillation unterwarf, erhielt er eine große
                              									Menge eines brennbaren Gases, das viermal leichter als die atmospärische Luft war.
                              									Zu seinen Versuchen benutzte er einen mit Kohlenpulver gefüllten Flintenlauf, den er
                              									in einem Schmiedefeuer zum Glühen erhitzte. Die Versuche Minckelers' findet man in der zeitgenössischen Literatur fast nirgends
                              									erwähnt. Dies ist um so erstaunlicher, als Minckelers
                              									selbst die Ergebnisse seiner Untersuchungen in höchst anschaulicher Weise in einer
                              									Schrift niedergelegt hat, die unter dem Titel „Mémoire sur l'air inflammable tiré
                                 										de différentes substances“ im Jahre 1784 in Löwen erschienen ist. Aus dieser
                              									Schrift ist noch eine Reihe weiterer interessanter Mitteilungen zu entnehmen, z.B.
                              									Versuche über die Aenderung der Ausbeute und des spezifischen Gewichtes des Gases
                              									bei rascherem oder langsamerem Erhitzen der Kohle, über den Luftbedarf bei der
                              									Verbrennung der verschiedenen Gasgemische u.a. Minckelers
                              									faßt seine Versuche dahin zusammen, daß das Steinkohlengas, wenn es auch schwerer
                              									als der Wasserstoff sei, dennoch wegen der geringeren Herstellungskosten und der
                              									einfacheren Gewinnung den Vorzug verdient. Die erste Füllung eines kleinen Ballons
                              									mit Steinkohlengas erfolgte am 21. Nov. 1783 im Park des Schlosses des Herzogs von
                              										Arenberg. Der Ballon riß sich nach beendeter Füllung
                              									los und verschwand in den Wolken. In einer Entfernung von 25 km fiel er zu Boden. Im
                              									Jahre 1784 fanden sowohl in Antwerpen wie in Löwen mehrere Aufstiege von Ballonen
                              									statt, die in der von Minckelers angegebenen Weise mit
                              									Steinkohlengas gefüllt waren.
                           Einen weiteren interessanten Beitrag zu jener ältesten Geschichte der
                              									Gasverwendung in der Luftschiffahrt liefert Lucien Bertin
                              									in einer im Jahre 1912 erschienenen kleinen Schrift: „Les premiers emplois du gaz
                                 										d'houille en aérostation“. Diese Schrift enthält zahlreiche Bruchstücke von
                              									Zeitungsberichten aus dem Jahre 1783 und von sonstigen schwer zugänglichen
                              									Aufzeichnungen, so daß sie für die Geschichte der Luftschiffahrt von hervorragendem
                              									Interesse ist. Vortr. gibt daraus auszugsweise einen Brief wieder, den der Sekretär
                              									des Herzogs von Arenberg im Februar 1784 von Brüssel aus
                              									schrieb, und worin der erste Aufstieg eines mit Steinkohlengas gefüllten Ballons
                              									näher beschrieben wird. Im gleichen Jahre wie Minckelers
                              									hat Alexander Lapostolle, ein Apotheker in Amiens, in
                              									derselben Richtung Versuche angestellt, die jedoch weniger bekannt geworden sind.
                              									Einzig und allein ein im Jahre 1784 im Journal de Paris veröffentlichter Brief gibt
                              									näheren Aufschluß über die Untersuchungen von Lapostolle.
                              									Er weist darauf hin, daß durch Erhitzen von Steinkohle auf einfache und billige
                              									Weise rasch ein leichtes Gas in großer Menge gewonnen werden kann, das nur abgekühlt
                              									zu werden braucht, um dann sofort zur Füllung eines Luftballons verwendet werden zu
                              									können. Auch über die gleichzeitig entstehenden teerigen Produkte macht er nähere
                              									Mitteilung. Zur Entfernung dieser Bestandteile leitete er das Rohgas einfach durch
                              									ein mit Wasser gefülltes Gefäß. Zum Schluß weist er auf die niedrigen
                              									Gestehungskosten dieses Gases hin. Mangels anderer Aufzeichnungen muß dieser Brief
                              									als Beweis dafür gelten, daß es Lapostolle spätestens im
                              									Januar 1784 gelungen ist, aus Steinkohle ein zur Füllung von Luftballonen geeignetes
                              									Gas herzustellen. Die erfolgreichen Versuche von Minckelers waren ihm zu jener Zeit sicherlich noch nicht bekannt. Man muß
                              										Lapostolle daher neben Minckelers den Ruhm zuerkennen, das Steinkohlengas zuerst als Ballongas
                              									verwendet zu haben. Zum Schluß teilte der Vortragende einige biographische Notizen
                              									über diese beiden Gelehrten mit.
                           –––––
                           Die Konstruktion von Ketten und Kettenrädern zum
                              									Gegenstand hat ein Aufsatz von Henry E. Hayward in der
                              									Zeitschrift für praktischen Maschinenbau Jahrgang 1913, S. 1321 und 1354 ff. Er
                              									umfaßt die in der Praxis verwendeten Kettenformen, anfangend von der einfachen
                              									Kranhandkette bis zu den komplizierten Gelenkketten für Kraftübertragungen und gibt
                              									in tabellarischer Form eine Uebersicht über Art, Anwendungsgebiet und über die
                              									wichtigsten Eigenschaften der verschiedenen Arten.
                           Die einfache Gliederkette kommt außer zur Betätigung von Steuerrädern usw. praktisch
                              									nur bei Bewegung sehr schwerer Lasten, wie beim Vertäuen von Schiffen, bei
                              									Hebezeugen usw. in Anwendung. Es wird empfohlen, die schwerer beanspruchten Ketten
                              									mindestens etwa alle sechs Monat auszuglühen, da das Ketteneisen infolge der rauhen
                              									Behandlung leicht kristallinisch wird. Das zugehörige Kettenrad enthält reichlich
                              									bemessene flache grubenartige Vertiefungen, in die sich die Kettenglieder – und zwar jedes
                              									zweite Glied – einlegen und so mitgenommen werden. Für die dazwischen liegenden
                              									aufrechtstehenden Kettenglieder ist eine reichlich weit ausgesparte Rinne
                              									vorgesehen. Der Laufkranz ist nicht bearbeitet, nur möglichst sauber gegossen. Es
                              									werden auch Räder angefertigt, deren Laufkranz besonders hart ist.
                           Aus der großen Zahl der übrigen Kettenformen sind wohl nur folgende besonders
                              									bemerkenswert:
                           1. Die Ewart-Kette mit flachliegenden, viereckigen
                              									Gliedern aus Temperguß, welche hakenförmige Ansätze haben und mit diesen
                              									scharnierartig ineinander greifen. Das zugehörige Rad besitzt Zähne, ähnlich einem
                              									Zahnrad, die in den Innenraum der Kettenglieder eingreifen. Da die Ketten sich
                              									sowohl durch Abnutzung als auch durch die Belastung verlängern, so soll der Zahn nur
                              									etwa 60 bis 80 v. H. des Zahnraumes in der Kette ausfüllen.
                           2. Die maschinell hergestellte Rollenkette, in Gestalt der bekannten Fahrradkette.
                              									Die lose eingesetzte, meist gehärtete Rolle gibt einen leichten und fast
                              									geräuschlosen Gang. Die Beanspruchung kann schon ziemlich hoch gewählt werden.
                           3. Die sogen, geräuschlose Kette mit besonderen Lagerungsflächen. Bei diesen Ketten
                              									sind die aus Stahlblech gestanzten Kettenglieder in größerer Zahl nebeneinander und
                              									scharnierartig ineinander greifend auf einen Bolzen gereiht. Sie besitzen zahnartige
                              									Ansätze, die sich über die Breite der Kette zu regelrechten Zähnen ergänzen, welche
                              									sich gegen die Zähne des entsprechenden Kettenrades legen und so eine ideale
                              									Druckübertragung bilden. Um die Reibung zu vermindern, sind an den Gelenkstellen
                              									noch gehärtete Lagerschalen eingesetzt. Bei einer Abart dieser Ketten sind die
                              									Drehbolzen an den Gelenken durch harte Stahlschneiden ersetzt, deren Reibungsarbeit
                              									natürlich noch geringer ist. Die Konstruktion ist sehr sinnreich, erfordert jedoch
                              									peinlich genaue Arbeit.
                           Die Ketten sollen keinen toten Gang, aber auch keine Vorspannung besitzen und laufen
                              									dann praktisch geräuschlos und mit sehr gutem Wirkungsgrad (bis 98 v. H.
                              									gemessen).
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Die Arbeitersparnis im Betrieb von Straßenbahnen durch Einbau
                                 										von Kugellagern (vergl. auch D. p. J. S. 475 Bd. 328) wird in „Elektr.
                                 										Kraftbetr. und Bahnen“ vom 24. August v. J. von W. Bethge auf Grund bestimmter, dem praktischen Betriebe entnommener
                              									Voraussetzungen untersucht. Die zur Fortbewegung eines Straßenbahnwagens
                              									erforderliche Arbeit setzt sich zusammen aus der Arbeit zur Ueberwindung etwaiger
                              									Steigungen, aus Beschleunigungsarbeit und Arbeit zur Ueberwindung des
                              									Fahrwiderstandes. Hebearbeit und Beschleunigungsarbeit können naturgemäß durch
                              									günstigere Lagerung nicht verkleinert werden; Ersparnisse sind also nur möglich bei
                              									der Widerstandsarbeit, von der ein Teil durch die Lagerreibung gegeben wird.
                           Auch wenn von einer Hebearbeit auf Steigungen abgesehen wird, kann der prozentuelle
                              									Anteil der Widerstandsarbeit an der Gesamtarbeit sehr verschieden sein, je nach
                              									der Entfernung der einzelnen Haltestellen, die ein Anfahren bzw. Vernichten von
                              									Beschleunigungsarbeit erforderlich machen. Ein dem Straßenbahnbetrieb einer
                              									Großstadt entnommenes Beispiel ergibt die in der Abbildung durch die Linie a dargestellten Gesamtarbeitsaufwände für 1 t
                              									Zuggewicht, wenn der Bewegungswiderstand in der Größe von 0 bis 12 kg/t angenommen
                              									wird. Die vernichtete Beschleunigungsarbeit wird durch die Linie b dargestellt; die Widerstandsarbeit durch den
                              									Unterschied zwischen den Linien a und b.
                           Nach Versuchen der Studiengesellschaft für Schnellbahnen ist für Vollbahnen auf gutem
                              									Vignolgleis bei niedrigen Fahrgeschwindigkeiten der Widerstand 1,5 bis 2,5 kg für 1
                              									t Zuggewicht; es kann angenommen werden, daß hiervon der größere Teil auf Zapfen-
                              									und Lagerreibung entfällt. Der Luftwiderstand kann bei kleinen Geschwindigkeiten
                              									vernachlässigt werden. Nimmt man ferner an, daß durch den Einbau von Kugellagern der
                              									Lagerreibungswiderstand auf ein Drittel dessen für Gleitlager zurückgeht (ein Wert,
                              									der tatsächlich noch wesentlich unterschritten werden dürfte), so ergibt sich, daß
                              									bei dem genannten Fahrwiderstand von 1,5 kg/t der gesamte Bewegungswiderstand sich
                              									um etwa 1 kg/t verringert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 26
                              
                           Da man nun aber im Straßenbahnbetrieb erfahrungsmäßig mit bedeutend größeren
                              									Fahrwiderständen rechnen muß, ergeben sich auch größere Werte für die Ersparnis
                              									durch Kugellager. Vielleicht wird es hier nicht statthaft sein, den größeren Teil
                              									der Widerstände auf Rechnung der Lagerreibung zu stellen. Wenn man also nur 50 v. H.
                              									der Gesamtfahrwiderstände der Reibung der Gleitlager zuschreibt und wie vorher eine
                              									Verminderung dieser auf ein Drittel durch die Kugellager annimmt, so ergeben sich
                              									die in der Abbildung durch die schraffierten Flächen dargestellten Ersparnisse an
                              									Arbeit.
                           In Hundertteilen des gesamten Arbeitsaufwandes würde diese Ersparnis betragen
                           
                              
                                 bei
                                 W =   4
                                 kg/t
                                 etwa
                                 14
                                 v. H.,
                                 
                              
                                 „
                                 W =   8
                                 „
                                 „
                                 21
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 W = 12
                                 „
                                 „
                                 26
                                 „
                                 
                              
                           
                           Die von Ad. Nissen in der „Deutschen Straßen- und
                                 										Kleinbahnzeitung“ angegebene Ersparnis von etwa 20 v. H. (vgl. D. p. J. 1913
                              									S. 475) wird also durch diese Untersuchung durchaus bestätigt. Wenn W. Bethge a. a. O. bedeutend kleinere Werte findet, so liegt
                              									das daran, daß er die durch Kugellager erzielbare Ersparnis als konstanten
                              									Zahlenwert annimmt, anstatt sie prozentuell von dem Gesamtfahrwiderstand abhängig zu
                              									machen.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           –––––
                           Ueber den Schnabel-Bone-Kessel wird in Heft 24 der
                              									Zeitschr. f. d. ges. Turbinenwesen in einem Aufsatz von F. Krull berichtet, der u.a. die in D. p. J. 1913 Heft 9 besprochenen
                              									aufsehenerregenden Versuchsergebnisse mit diesen Kesseln bestätigt. Die überraschend
                              									hohe Verdampfungsziffer, die bei einem Versuchskessel von englischen und
                              									amerikanischen Fachleuten zu 105 kg auf das qm Heizrohrfläche in der Stunde bestimmt
                              									wurde, zeigte sich bei einer Untersuchung an einem zehnröhrigen Versuchskessel durch
                              									eine deutsche Kommission noch wesentlich höher, Es ergab sich eine Verdampfung von
                              									149 kg für 1 qm und Std. Dabei sinkt der an sich außerordentlich hohe Wirkungsgrad
                              									bei dieser enormen Verdampfung nur unwesentlich, er betrug bei einer Verdampfung von
                              									143,2 kg noch 93,8 v. H., bei 147,6 kg 93,0 v. H. (Die besten bisher bekannten
                              									Gas-Kesselfeuerungen ergeben im günstigsten Falle Wirkungsgrade von höchstens 65 bis
                              									70 v. H.)
                           Eine Erklärung für diese auffallenden Ergebnisse kann außer in der sehr hohen
                              									Temperatur in der Verbrennungszone nur gefunden werden in der raschen und kräftigen
                              									Wärmeübertragung durch das Füllmaterial der Heizröhren. Versuche haben gezeigt, daß
                              									die mittlere Verbrennzone in den Röhren nur etwa 2 cm ⌀ und 8 cm Länge hat, bei
                              									einer Temperatur von etwa 1400 bis 1600°, während an den Rohrwandungen das
                              									Füllmaterial kaum noch rotglühend ist. Die großen entwickelten Wärmemengen werden
                              									also offenbar sehr rasch an das umgebende Speisewasser abgegeben. Der durch die
                              									große Erwärmung am vorderen Ende der Heizrohre hervorgerufene sehr lebhafte
                              									Wasserkreislauf ist naturgemäß von großem Einfluß auf eine kräftige Verdampfung.
                           In dem genannten Aufsatz wird ferner ein neuerer Schnabel-Bone-Kessel mit Ueberhitzung des Dampfes durch die mit etwa 200°
                              									aus den Heizröhren abziehenden Verbrennungsgase abgebildet. Dieser Kessel ist für
                              									3000 kg Dampf in der Std. und für 20 at Betriebsdruck bestimmt.
                           Endlich wird mitgeteilt, daß trotz der hohen Beanspruchung Heizrohre, die nach
                              									einjährigem Betrieb einem Schnabel-Bone-Kessel entnommen
                              									wurden, keinerlei Abnutzung und keine Verminderung ihrer Festigkeitseigenschaften
                              									zeigten.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           –––––
                           Elektro-Schmelzöfen, Bauart Helfenstein. Ueber den
                              									derzeitigen Stand der Roheisenerzeugung mittels des Elektroofens in Skandinavien
                              									brachte D. p. J. Heft 45 Bd. 328 einen allgemeinen Bericht. Im Zusammenhang mit
                              									diesem dürfte es zweckmäßig sein, einige Fortschritte zu betrachten, die im Bau der
                              									Oefen gemacht worden sind.
                           Bekanntlich stellten die ersten Elektroofen nichts weiter dar, als eine Vereinigung
                              									des gewöhnlichen Hochofens mit einem Karbidofen; der ganze Aufbau des ersteren wurde
                              									beibehalten, und nur der von letzterem bekannte Elektrodenapparat eingesetzt.
                              									Trotzdem an dieser Ofentype noch mancherlei Verbesserungen vorgenommen wurden –
                              									insbesondere durch die Elektrometall-Gesellschaft – war
                              									man bei einer Ofenleistung von 1000 bis 2000 KW für diese Bauart bereits an die
                              									Grenze gelangt, bei der sich ein geregelter Betrieb nur noch schwierig unterhalten
                              									ließ. Obwohl schon verhältnismäßig früh erkannt wurde, daß sich ein voller
                              									wirtschaftlicher Erfolg nur mit sehr viel größeren Ofeneinheiten erzielen läßt,
                              									wurde im allgemeinen doch an dem Prinzip festgehalten.
                           Im Gegensatz zu diesem beschritt Helfenstein einen ganz
                              									andern Weg. Er legt den Hauptwert auf unbedingte Betriebsicherheit und große
                              									Ofenleistung unter möglichster Vereinfachung des Betriebes. Aus diesen
                              									Gesichtspunkten verzichtete er anfänglich sogar auf die Ausnutzung der wertvollen
                              									Kohlenoxydgase. In der einfachsten Form hat sein Ofen die Gestalt einer großen
                              									Rinne, bei der der Boden mit leitender Masse ausgestampft ist. Die Beschickung wird
                              									in die Rinne eingefüllt und die drei mit Drehstrom versorgten und in einer Reihe
                              									angeordneten Kohleelektroden hängen einfach senkrecht hinein. Der leitende
                              									Bodenbelag bildet dann den Verkettungspunkt der drei Phasen.
                           Bei einer andern Ausführung waren die drei Elektroden im Dreieck angeordnet.
                           Es ist einleuchtend, daß bei dieser Bauart Schwierigkeiten im Ofengang oder gar
                              									Explosionen kaum auftreten können, jedenfalls aber leicht sich vermeiden lassen. Da
                              									sich die Schmelzzone unterhalb jeder Elektrode inmitten der Beschickung selbst
                              									befindet, so ist die Ofenwand vor der Berührung mit der Schmelze durch die noch
                              									verhältnismäßig kalte Beschickung geschützt und deshalb praktisch unbegrenzt
                              									haltbar. Hierdurch erklärt sich ohne weiteres die enorme Leistungssteigerung dieser
                              									Oefen; es ist ohne weiteres möglich, für jede Elektrode eine Leistung von 2500 bis
                              									3000 KW umzusetzen. Das bedeutet bei 75 bzw. 90 Volt Herdspannung eine
                              									Strombelastung von 40000 bzw. 30000 Amp. Trotzdem scheint eine weitere Steigerung
                              									nur eine Frage der Zeit zu sein.
                           Ergibt sich auf diese Weise für den Ofen eine Gesamtleistung von 9000 KW, so kann
                              									diese, wie es tatsächlich geschieht, noch dadurch verdoppelt werden, daß ein
                              									weiterer Satz gleich belasteter Elektroden eingesetzt wird. Ein solcher Ofen für
                              									18000 KW befindet sich im Betriebe in Hafslund (Norwegen) seit 1907. Die
                              									Betriebssicherheit ist dabei eine derart hohe, daß man gänzlich auf Reserven
                              									verzichtet.
                           Allerdings sind solche großen Oefen nicht mehr in der primitiven offenen Bauart
                              									möglich. Abgesehen von den unbenutzt entweichenden Ofengasen wäre die Rauch- und Hitzeentwicklung
                              									unerträglich. Auch mußte eine mechanische Begichtung, wie bei den Kohlen-Hochöfen
                              									eingeführt werden. Alle diese Gründe zwangen zur Ausbildung der geschlossenen Oefen
                              										(Abb. 1 und 2).
                              									Der Vorgang des Schmelzens ist aus Abb. 3, die
                              									Beschickungsvorrichtung für einen mittleren Ofen aus Abb.
                                 										4 ersichtlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 28
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 28
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 28
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 28
                              Abb. 4.
                              
                           Abb. 1 und 2 zeigen
                              									einen Ofen mit sogenannter offener Brust, deshalb so benannt, weil bei ihnen
                              									lediglich eine Wand aus erstarrtem Schmelzgut krustenartig den Schmelzraum
                              									abschließt. Der Abstich erfolgt durch Hineinbrennen eines Loches mittels
                              									Lichtbogenerhitzung.
                           Ein weiterer Vorzug der Helfenstein-Oefen ist, daß sie, da
                              									Schwierigkeiten im Ofengang nicht zu befürchten sind, mit sehr großen Anteilen von
                              									Erzschlich beschickt werden können, ebenso kann an Stelle der teuren Holzkohle Koks
                              									in größeren Mengen verwendet werden. Als Beispiel wird angegeben, daß die
                              									Kosten für Karbid sich im kleinen Ofen auf 15 bzw. 17 M, im großen offenen auf 12,75
                              									bzw. 13,60 M und wenn letzterer geschlossen, auf 10,20 bzw. 10,75 M stellen.
                              									Ferrosilizium, das im kleinen Ofen überhaupt nicht wirtschaftlich herstellbar ist,
                              									wird im großen geschlossenen Ofen um etwa 17 M/t billiger als im offenen Ofen.
                              									[Stahl und Eisen 20. Februar 1913. Dr. M. Oestreich.]
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Elektrische Ueberlandzentralen und ihre Bedeutung für die
                                 										Verwertung wenig mächtiger Braunkohlenflöze. Von K. Gold, Unterreichenau. Während Ueberlandzentralen zurzeit in Oesterreich
                              									meist nur als Nebenbetriebe zur Verwertung schwer verkäuflicher Braunkohlensorten
                              									gebaut werden, empfiehlt es sich, künftig die ganze Förderung geeignet erscheinender
                              									Werke in elektrische Energie umzuwandeln. Für die Gruben würden sich dadurch außer
                              									Vorteilen allgemeiner Art insbesondere die folgenden ergeben: größeres
                              									Verbrauchsgebiet der Kohle durch Verminderung der Transportkosten, von äußeren
                              									Einflüssen unabhängiger Betrieb (Wagenmangel usw.), Unabhängigkeit von der Marktlage
                              									durch langfristige Stromlieferungsverträge u.a.m. Werksanlagen zum Betriebe von
                              									Ueberlandzentralen bedürfen zudem nur geringer Baukosten, da Sortier- und
                              									Verladeanlagen in Wegfall kommen, und da die gesamte Förderung der Kohle vom
                              									Schachtfüllorte bis zum Kesselroste fast selbsttätig erfolgen kann. An einem den
                              									österreichischen Verhältnissen entnommenen Beispiel berechnet der Verfasser die
                              									Gestehungskosten für den elektrischen Strom. Zugrunde gelegt wird dabei eine
                              									Förderanlage von 30 Waggons Tagesförderung. Die Kohle mit 2500 bis 3000 Kalorien
                              									Heizwert erzeugt bei 2,5-facher Verdampfung und 6 kg Dampfverbrauch für die KW/Std.
                              									täglich 125000 KW/Std.; das ergibt bei 10000 KW/Std. Eigenbedarf eine täglich
                              									abzugebende Strommenge von 115000 KW/Std. Die Jahreseinnahme beläuft sich bei einem
                              									Durchschnittspreise von 4 Hellern für die KW/Std. auf 1280000 Kronen, die Summe der
                              									Investitionen auf 3700000 Kronen, die gesamten Betriebskosten bei Tagebaubetrieb (10
                              									v. H. Tilgung, Löhne, Materialien, Reparaturen) auf 700000 Kronen; Demnach verbleibt
                              									ein Reingewinn von 580000 Kronen, d. i. eine 15,6-prozentige Verzinsung des
                              									Anlagekapitals. Die Selbstkosten für die KW/Std. stellen sich hierbei auf 2,2
                              									Heller. Bei Tiefbaubetrieb betragen die Anlagekosten 3900000 Kronen, die
                              									Betriebskosten 857000 Kronen, d. i. eine 10,8-prozentige Verzinsung des
                              									Anlagekapitals. Die Selbstkosten für die KW/Std. würden hier auf 2,7 Heller steigen.
                              									[Zeitschr. des Internationalen Vereins der Bohringenieure, Wien, 1913, Heft 20.]
                           Schorrig.
                           –––––
                           Untersuchung von Lagermetallen. Wie bereits an dieser
                              									Stelle in Heft 22, 1913, in einem Bericht über Lagerweißmetalle ausgeführt ist,
                              									haben sich blei- und zinnhaltige Legierungen als Lagermetalle gut bewährt. Um nun
                              									jeweils die günstigste Zusammensetzung der Legierungen ermitteln und sie auf ihre
                              									Festigkeitseigenschaften untersuchen zu können, hat die Westinghouse
                                 										Electric & Manufacturing Co. in East-Pittsburgh ein dafür geeignetes
                              									Prüfungsverfahren ausprobiert. Dem Bericht darüber von Lynch im Heft 33 Jahrgang 1913 der Zeitschrift für praktischen
                              									Maschinenbau entnehmen wir folgendes:
                           Zuerst wurden Versuche an stark belasteten Betriebsmaschinen ausgeführt, deren Lager
                              									mit der zu untersuchenden Legierung ausgegossen waren. Hieraus ließ sich aber nur
                              									allgemein feststellen, ob das betreffende Material sich im Betriebe bewährte oder
                              									nicht; bestimmte Regeln für die Beurteilung von dessen Beschaffenheit aufzustellen,
                              									war hierbei nicht möglich. Die dann vorgenommenen Härteprüfungsversuche nach dem Brinellschen Verfahren ergaben wohl einen Anhalt für die
                              									günstigste Härte der verschiedenen Legierungen, aber auch diese Versuche
                              									befriedigten nicht vollkommen, da es nicht möglich ist, mit ihnen einen Unterschied
                              									zwischen Zähigkeit und Sprödigkeit des untersuchten Materials zu machen. Ein
                              									umfassendes Verfahren zur Feststellung fehlerhafter Legierungen fand man durch
                              									Vereinigung der Brinellschen Härteprüfung mit sogen.
                              									Hammerversuchen. Bei letzteren wird nämlich ein weiches Versuchstück
                              									auseinandergetrieben, während ein sprödes zerbricht, und ein ungleichmäßiges sich
                              									ausdehnt und zerbröckelt. Zur Ausführung der Hammerversuche wurde das Metall in
                              									plattenförmige Stücke von 32 mm ⌀ und 8 mm Stärke gegossen, die auf 25 mm ⌀ und 6,5
                              									mm Stärke abgedreht wurden. Diese Probestücke wurden auf dem Ambos der
                              									Versuchsmaschine den periodischen Schlägen eines Fallhammers ausgesetzt. Dabei wurde
                              									die Anzahl der Schläge und die Dicke der Probestücke in bestimmten Zeiträumen
                              									gemessen. Die Versuche zeigten, daß auch die Schmelz- und Gießtemperaturen,
                              									besonders bei bleihaltigen Legierungen, von größter Bedeutung sind, weshalb auch
                              									diese aufgezeichnet wurden. Abbildungen einzelner untersuchter Probestücke nebst
                              									näheren Angaben über die betreffenden Daten sowie Schaubilder der Ergebnisse sind in
                              									dem obengenannten Aufsatz enthalten.
                           Da keines der untersuchten Lagermetalle bessere Ergebnisse zeigte, als das
                              									bleihaltige Material bei sorgfältiger Herstellung, ist auch dessen Brauchbarkeit
                              									damit erwiesen. Als besonders wichtig ergaben sich bei den ausgeführten Versuchen
                              									folgende Gesichtspunkte:
                           Die Einhaltung einer Temperaturgrenze, bis zu der das Material im Schmelztiegel
                              									erwärmt wird, ist von großer Bedeutung; die Anbringung von Temperaturreglern an
                              									jedem Lagerschmelztiegel ist daher zu empfehlen. Zur Erzielung einer befriedigenden
                              									Legierung für Lagermetalle ist eine Schmelztemperatur von 500° C und darunter
                              									ausreichend. Das geschmolzene Metall soll stets mit einer Schicht Holzkohlenpulver
                              									oder anderem die Oxydation verhinderndem Material bedeckt sein. Zu kaltes Gießen
                              									ergibt Lager von körniger Beschaffenheit, zu heißes Gießen ein zu weiches
                              									Lagerfutter. Die zweckmäßigste Gießtemperatur ist für bleihaltiges und für
                              									zinnhaltiges Material 460° C. Dabei soll die Lagerschale vorher auf 100 bis 150° C
                              									erhitzt werden, um ein Abspringen des Futters von der Schale und die Bildung
                              									von Gußblasen zu verhindern. Ferner müssen die Lager während des Erkaltens des
                              									Metalls vor Erschütterungen bewahrt werden, da sich sonst Kristalle bilden. Für
                              									zinnhaltiges Material ist eine Brinell-Härte von 30, für
                              									bleihaltiges eine solche von 23,5 günstig.
                           Dipl.-Ing. C. Ritter.
                           –––––
                           Metallmikroskopie im polarisierten Lichte. Das Mikroskop
                              									ist bekanntlich eins der wichtigsten Hilfsmittel der Metallographie. Da die
                              									metallischen Stoffe undurchsichtig sind, werden sie im senkrecht auffallenden,
                              									reflektierten Licht untersucht, zu welchem Zweck das metallographische Mikroskop mit
                              									einer entsprechenden Beleuchtungsvorrichtung versehen ist. Die Schlußfolgerung aus
                              									der so beobachteten Mikrostruktur setzt in der Regel die Zuhilfenahme verschiedener
                              									anderer Methoden voraus, wogegen, wie H. Hannemann und K.
                              										Endell zeigen, die Untersuchung der Metalle und
                              									Legierungen im polarisierten Licht direkt sichtbare Merkmale über die Natur der im
                              									Schliffe enthaltenen Bestandteile ergibt. (Stahl und Eisen 1913, II, 1644.) Vor
                              									längerer Zeit hat bereits J. Königsberger auf diese
                              									Bedeutung hingewiesen und geeignete Apparate angegeben. Bekanntlich sind die regulär
                              									kristallisierenden und amorphen Stoffe isotrop, alle andern aber anisotrop. Von den
                              									letzteren, die sich auch im reflektierten Licht als solche kenntlich machen, wird
                              									das Licht in zwei zueinander senkrecht stehende Komponenten zerlegt. Mit Hilfe des
                              										Königsbergerschen Apparates werden nun die
                              									Unterschiede der Intensität dieser beiden Komponenten des von der Schlifffläche des
                              									Metalls reflektierten Lichts, durch Zwischenschaltung einer Savartschen (doppeltbrechenden) Doppelplatte in den Strahlengang sichtbar
                              									gemacht und zur Messung der optischen Eigenschaften der betreffenden Substanz
                              									benutzt.
                           Ist das reflektierte Licht polarisiert, so zeigt die Platte farbige, ist es
                              									monochromatisch, schwarze Interferenzstreifen, die durch ein Fernrohr beobachtet
                              									werden können. Zur besseren Sichtbarmachung dieser Savart-Streifen wird vor den Analysator eine aus zwei zueinander
                              									senkrechten Rauchquarzplatten bestehende Kontrastplatte gebracht. Eine mit bekannten
                              									Mineralien geeichte Skala gestattet die Zeigerstellung abzulesen, bei der gerade die
                              									Anisotropie für die Nullage der Schwingungsrichtungen in der reflektierenden Fläche
                              									kompensiert wird.
                           Der andere Apparat, der sich besonders für metallographische Zwecke eignet, enthält
                              									vor dem Illuminator ein Nikol mit wagerechter Schwingungsrichtung, und hinter
                              									demselben eine Biot-Kleinsche Quarzplatte. Vor der
                              									Beobachtung muß bei der Reflektion des Lichts an isotroper Fläche die Farbe des
                              									empfindlichen Violetts entstehen. Das durch das Prisma des Illuminators
                              									reflektierte, also bereits polarisierte Licht wird infolge Reflektion von der
                              									spiegelnden Metalloberfläche nochmals reflektiert und gelangt durch die Quarzplatte
                              									und den Analysator ins Okular. Anisotrope Substanzen geben einen Farbenumschlag von
                              									rot nach blau bzw. von hellgelb nach grün, je nach Drehung des Präparates. Die zu
                              									untersuchenden Schliffe werden nicht geätzt, im Gegensatz zur sonstigen Untersuchung
                              									im Metallmikroskop.
                           Diese Untersuchungsmethode kann naturgemäß nur Verwendung finden, wenn es sich um
                              									anisotrope Stoffe handelt, wie Zink, Zinn, Wismut, Cadmium und einige Platinmetalle
                              									sowie verschiedene intermetallische Verbindungen wie Eisenkarbid, sogen. Zementit.
                              										Hannemann und Endell
                              									fanden, daß in Antimon- und Zinkschmelzen in der Ebene der Abkühlungsfläche im
                              									Gegensatz zu Wismut- und Zinnschmelzen alle Körner gleiche Orientierung zeigen.
                              									Diese Frage der kristallographischen Orientierung der Körner kann für die
                              									technischen Eigenschaften der Metalle zuweilen von Bedeutung sein. Auch scheint bei
                              									den innerhalb eines Eutektikums primär ausgeschiedenen Kristallen, z.B. von
                              									Blei-Antimonschmelzen, die optische Achse sämtlicher Antimonkristalle senkrecht zur
                              									Abkühlungsfläche zu stehen. Nach alledem darf man annehmen, daß die Untersuchung der
                              									Metallschliffe im polarisierten Licht für manche Zwecke der Metallographie von
                              									Bedeutung ist.
                           Loebe.
                           –––––
                           Die deutsche Maschinenindustrie auf dem Weltmarkt im November
                                 										1913. Im November 1913 belief sich die Einfuhr an eigentlichen Maschinen
                              									nach Deutschland, wie eine vom Verein deutscher Maschinenbau-Anstalten bearbeitete –
                              									unten wiedergegebene – Aufstellung zeigt, auf 4579 t im Werte von 4570000 M und
                              									kommt damit dem Stand der Anfangsmonate des Jahres nahe; eine auffallende Steigerung
                              									weisen dabei die Einfuhrziffern von Buchdruckereimaschinen und von Maschinen für
                              									Holzstoff- und Papierherstellung auf. Die Ausfuhr der eigentlichen Maschinen ist
                              									etwas zurückgegangen, steht aber mit der Gesamtziffer von 47141 t im Wert von
                              									52981000 M der Einfuhr gegenüber in einem günstigen Verhältnis. Die Ergebnisse der
                              									Monate Januar bis November 1913 zusammengenommen brachten es in den eigentlichen
                              									Maschinen auf eine Einfuhr von insgesamt 82220 t im Werte
                           Maschinenein- und -Ausfuhr im November 1913 (nebst
                              									Vergleichsziffern).
                           
                              
                                 Es betrug:an
                                 
                                    Einfuhr
                                    
                                 
                                    Ausfuhr
                                    
                                 
                              
                                 Nov. 1913t
                                 Jan./Nov.1913t
                                 1912im ganzen*t
                                 Nov. 1913t
                                 Jan./Nov.1913t
                                 1912im ganzen*t
                                 
                              
                                 Lokomotiven,
                                    											DampfstraßenwalzenLokomobilenDampfmaschinensonstigen
                                    											Kraftmaschinen, einschl. Verbrennungs- und Explo-      
                                    											sionsmotorenNähmaschinenBaumwollspinnmaschinenWebereimaschinensonstigen
                                    											TextilmaschinenWerkzeugmaschinenlandwirtschaftlichen
                                    											MaschinenBrennerei-, Brauerei-, Mälzerei-,
                                    											ZuckerindustriemaschinenMüllereimaschinenMaschinen für Holzstoff-
                                    											und PapierherstellungPumpenEis- und
                                    											KältemaschinenHebemaschinen, einschl. KraneBaggern,
                                    											RammenBuchdruck- und SetzmaschinenBuchbinderei- und
                                    											PapierwarenherstellungsmaschinenVentilatoren und GebläsenMaschinen
                                    											für Leder- und SchuhherstellungMaschinen der Kalk-, Lehm-, Ton-,
                                    											ZementindustrieAufbereitungsmaschinensonstigen
                                    											MaschinenMaschinenteilen (in der Einfuhr nicht gesondert
                                    											aufgeführt)
                                      24    
                                    											52      7  229  2201413  279  353  463  413      7    71    35    65      4  153–    92    31    80    27      4    26  431–
                                     748  1077    101  2553  293912519  3756  4085  696036933      98    466    195    701      53  2055    739  1211    220    868    344    446    325  2828–
                                     251    823    341  3050  454912042  5118  5525  
                                    											882325705    158    537    288    962    113  2503    245  1216    252    455    562    286    499  3634–
                                   7038  1404    378  4899  2288    364  1511  2322  7437  2030  1284    874  1005  1258      
                                    											76  2067    566  1064    386    371    342    809    910  2264  4194
                                   48148  14922    6122  44195  24006    2204  19677  22886  74026  38905  20973  12812    7173  13889    1401  20171    5957  10804    5560    4691    3749  17125  10368  27844  53631
                                   36975  19449    5347  50488  27242    1774  22836  26122  77048  40720  24552  16883  11780  12200    2592  16197    8446  11828    6431    4599    3966  14416    9046  29956  55783
                                 
                              
                                 Maschinen zusammen
                                 4579
                                 82220
                                 77937
                                 47141
                                 511239
                                 536676
                                 
                              
                                 DampfkesselnEisenbahn- und
                                    											StraßenbahnfahrzeugenKraftwagenKrafträdernFahrrädernLuftfahrzeugen,
                                    											lenkbarenTeilen von Kraftwagen, Krafträdern, Fahrrädern und
                                    											Luftfahr-       zeugenRechen- und Schreibmaschinen,
                                    											Kontrollkassen
                                     48    33  108      3      1–    12  108
                                   1218  6271  2137      45      30        
                                    											8    161    960
                                   1136  8223  2064      30      29        7    157  1040
                                   3862  3111    676      16      69        1  1531      59
                                   37581  67252  11900      305    1766        36  16017      673
                                   36716  51110  11107      318    1677        33  14941      681
                                 
                              
                           * Da vereinzelt nicht beachtet worden ist, daß zur Gegenüberstellung die Ziffern des
                              									ganzen Vorjahres benutzt werden, so sei hiermit ausdrücklich darauf aufmerksam
                              									gemacht.
                           
                           von 75374000 M und auf eine Ausfuhr von 511239 t im Werte
                              									von 595653000 M. Das Gesaratergebnis des ganzen Jahres 1912 stellte sich
                              									demgegenüber in der Einfuhr auf 77937 t mit 73278000 M an Wert, gegen 536676 t mit
                              									einem Wertbetrage von 628071000 M in der Ausfuhr. Das Ergebnis der ersten elf Monate
                              									hat also das Gesamtergebnis des Jahres 1912 in der Einfuhr bereits überholt, während
                              									die Ausfuhr etwas zurückgeblieben ist.
                           Von besonderer Bedeutung ist der Vergleich der Einheitswerte in der Ein- und Ausfuhr;
                              									es ergibt sich für 1 t als Wert in M für die letzten Monate:
                           
                              
                                 1913
                                 August
                                 Sept.
                                 Okt.
                                 Nov.
                                 
                              
                                 in der Einfuhr
                                 953,2
                                   999,1
                                   960,5
                                   998,0
                                 
                              
                                 in der Ausfuhr.
                                 1163,3
                                 1153,2
                                 1165,0
                                 1123,9
                                 
                              
                           während der gleiche Wert für den Durchschnitt des Jahres
                              									1912 sich in der Einfuhr auf 940,2, in der Ausfuhr auf 1170,2 belief. Der
                              									verhältnismäßige Wert der Einfuhr ist also trotz ihrer Gewichtsabnahme gestiegen;
                              									diese ist daher auf Maschinen von höherem Einheilswerte zurückzuführen. Demgegenüber
                              									hat sich der durchschnittliche Wert der ausgeführten Maschinen bei Abnahme in der
                              									Gewichtsmenge noch verringert. Der Einheitswert für die verflossenen elf Monate hält
                              									sich in der Einfuhr mit 917 beträchtlich unter dem vorjährigen Durchschnitt, während
                              									die Ausfuhr mit 1161 dem mittleren Einheitswert des Vorjahres nahekommt. Die Ein-
                              									und Ausfuhr für die einzelnen Maschinengattungen und auch für einige wichtige, mit
                              									dem Maschinenbau zum Teil unmittelbar zusammenhängende Erzeugnisse, wie namentlich
                              									Dampfkessel und Fahrzeuge, nach Gewichtsmengen zeigt die erwähnte, vorstehende
                              									Aufstellung (S. 30):