| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Pr. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 40 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Fortschritte der Parsons-Schiffsturbinen nach Größe,
                                 										Leistung und Wirtschaftlichkeit. Der Schiffsturbinenbau, der ein so
                              									charakteristisches Bild der raschen Leistungssteigerung gibt, die wir allgemein bei
                              									unseren neueren Kraftanlagen beobachten können, kann auf eine knapp zehnjährige
                              									Entwicklungsperiode zurückblicken. Um so bemerkenswerter ist der überaus rasche
                              									Aufschwung, den die Verwendung der Schiffsturbine innerhalb weniger Jahre genommen
                              									hat. Er ist nicht nur ein Beweis für die hohe Wirtschaftlichkeit der neuen
                              									Antriebsmaschine, sondern auch für ihre Zuverlässigkeit und Betriebssicherheit. Das
                              									angefügte Schaubild, das einen Ueberblick über die Leistungssteigerung der Parsons-Turbine, der ältesten und verbreitetsten
                              									Stammform der Schiffsturbine zeigt, läßt die sprunghafte Vorwärtsentwicklung
                              									deutlich erkennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 40
                              Steigerung der in Parsons-Schiffsturbinenanlagen verkörperten
                                 										Maschinenleistung von 1894 bis 1913
                              
                           Die ersten größeren Schiffsturbinenanlagen stammen aus dem Jahre 1905; es waren die
                              									Maschinenanlagen des englischen kleinen Kreuzers „Amethyst“ und des
                              									Zerstörers „Eden“. Ihnen folgte im Jahre 1906 das erste
                              									Turbinenschlachtschiff „Dreadnought“. Damit begann für die Turbine eine
                              									Periode lebhaften Aufschwungs, die sie in der Kriegs- und Handelsmarine der ganzen
                              									Welt mehr und mehr zur Geltung brachte. Heute beträgt die Gesamtleistung, die in den
                              									bisher fertiggestellten Turbinenschiffen verkörpert ist, mehr als 10 Millionen
                              									Pferdestärken. Die Parsons-Turbine hat an dieser Zahl
                              									natürlich überwiegenden Anteil.
                           Das sprunghaft schnelle Anwachsen der Maschinenleistung, das die Abbildung
                              									erkennen läßt, ist in erster Linie zurückzuzahlen auf die starke Steigerung der
                              									Schiffsgeschwindigkeit, welche die Turbine ermöglichte. Diese
                              									Geschwindigkeitssteigerung hat vor allen Dingen die Entwicklung des
                              									Kriegschiffsbaues lebhaft beeinflußt. Erst die Turbine hat zum 25 kn-Linienschiff
                              									geführt, erst sie hat Geschwindigkeiten von 30 kn beim kleinen Kreuzer, von 35 kn
                              									und mehr beim Zerstörer erzielen lassen. Entsprechend dieser
                              									Geschwindigkeitssteigerung ist beispielsweise beim modernen Panzerkreuzer mit rund
                              									28 kn Geschwindigkeit die Maschinenleistung heute schon bis auf rund 100000 WPS
                              									gestiegen. Vor zehn Jahren betrug im Vergleich hierzu die in einer
                              									Kriegsschiffs-Turbinenanlage verkörperte Höchstleistung rund 7000 WPS, vor fünf
                              									Jahren rund 42000 WPS. Die Zahlen kennzeichnen also recht drastisch das durch die
                              									Geschwindigkeitssteigerung herbeigeführte Anwachsen der Maschinenleistung. Aehnliche
                              									Fortschritte, wie sie der Kriegsschiffsbau zeigt, hat auch der Handelsschiffbau zu
                              									verzeichnen, wenn auch hier infolge des beschränkten Verwendungsgebietes der
                              									Schiffsturbine die Steigerung der Leistung nicht in so sprunghafter Weise vor sich
                              									gegangen ist, wie bei der Kriegsmarine.
                           In diesem Zusammenhange dürfte eine Uebersicht über die Abmessungen der
                              									Niederdruckturbinen einiger größerer Handelsschiffsanlagen von Interesse sein, wie
                              									sie die folgende Tabelle zeigt.
                           Größe der Niederdruckturbinen ausgeführter Handelsschiffe.
                           
                              
                                 Namedes Schiffes
                                 Baujahr
                                 GrößteLängem
                                 GrößterDurchmesserm
                                 
                              
                                 King Edward
                                 1901
                                   5,0
                                 1,2
                                 
                              
                                 Queen
                                 1903
                                   6,4
                                 1,8
                                 
                              
                                 Virginian
                                 1905
                                   8,5
                                 3,2
                                 
                              
                                 Carmania
                                 1905
                                 15,2
                                 4,3
                                 
                              
                                 Mauretania
                                 1907
                                 16,5
                                 5,3
                                 
                              
                                 Olympic
                                 1911
                                 14,9
                                 6,7
                                 
                              
                                 Aquitania
                                 1913
                                 15,5
                                 5,5
                                 
                              
                           Mit der Steigerung der Einzelleistung ist eine ständige Erhöhung der
                              									Wirtschaftlichkeit der Schiffsturbinenanlagen Hand in Hand gegangen. Die
                              									konstruktive Weiterentwicklung der Schiffsturbine hat natürlich das ihrige dazu
                              									beigetragen. Im Jahre 1905 wurde bei der Turbinenanlage des Kreuzers
                              										„Amethyst“ ein Dampfverbrauch von rund 6 kg/WPS-Std. erzielt. Bei neueren
                              									Schiffsturbinenanlagen größerer Leistung ist ein Dampfverbrauch bis herunter zu 5,4
                              									kg/WPS-Std. erreicht worden. Die Hintereinanderschaltung der Turbinen, die wir neuerdings bei
                              									modernen Riesenschnelldampfern Verwendung finden sehen – die Schiffe besitzen eine
                              									Hochdruck-, eine Mitteldruck- und zwei Niederdruckturbinen – hat den Dampfverbrauch
                              									bis auf 5,2 kg/WPS-Std. heruntergedrückt.
                           Bis zu so niedrigen Dampfverbrauchswerten wie sie bei hochwirtschaftlichen
                              									Generatorturbinen bei Verwendung von Heißdampf gemessen sind, ist man bei
                              									Schiffsturbinenanlagen bisher allerdings noch nicht gelangt. Daß man jedoch künftig
                              									mit ziemlicher Sicherheit auch bei Schiffsturbinen mit einer ähnlich hohen
                              									Dampfökonomie wird rechnen können, das zeigen die bisherigen Erfahrungen mit
                              									Uebersetzungsgetrieben, die der Schiffsturbine wirtschaftlich ganz neue Aussichten
                              									eröffnen. Bei Verwendung von Hochdruckheißdampf wird der indirekte Propellerantrieb
                              									einen Dampf- und Brennstoffverbrauch ermöglichen, der den Verbrauchsdaten von
                              									Oelmaschinenanlagen schon ziemlich nahe kommt. Ein Dampfverbrauch von etwa 9,7
                              										kg/PSe-Std. und ein entsprechender
                              									Heizölverbrauch von weniger als 0,3 kg/PSe-Std.
                              									erscheint heute bei Schiffsturbinenanlagen jedenfalls nicht unerreichbar.
                           Abgesehen von der Erhöhung der Wirtschaftlichkeit wird die Verwendung der
                              									schnellaufenden Turbine mit Zwischengetriebe auch eine weitere Steigerung der
                              									Schiffsgeschwindigkeiten ermöglichen, da durch das Uebersetzungsgetriebe der
                              									Propellerwirkungsgrad wesentlich verbessert werden kann. Welche Bedeutung derartige
                              									Maschinenanlagen, die der Turbine heute das ganze weite Arbeitsgebiet des
                              									Schiffsantriebes vom langsamen Frachtdampfer bis zum schnellen Zerstörer und Kreuzer
                              									eröffnen, bereits gewonnen haben, kann man daraus ersehen, daß heute
                              									Schiffsturbinenanlagen mit Uebersetzungsgetriebe von nicht weniger als 380000 WPS
                              									teils fertiggestellt sind, teils sich im Bau befinden. [Engineering.]
                           Kraft.
                           –––––
                           Technische Probleme in der Großeisenindustrie und das
                                 										Mondgas. Die in den letzten drei Jahrzehnten immer mehr gesteigerten
                              									Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit der Anlagen der Großindustrie haben eine
                              									interessante Folge von Problemen gezeitigt.
                           Die am Anfang der achtziger Jahre durch das Thomasverfahren mächtig erhöhte
                              									Produktion schuf das Transportproblem, das die weitgehendste Beseitigung der
                              									Handarbeit forderte. Die Transportmittel bedurften eines zweckmäßigen
                              									Antriebsmotors, der im Elektromotor gefunden wurde. Die Verbreitung des
                              									Elektromotors bedingte eine rationelle Kraftmaschine zur Erzeugung der elektrischen
                              									Energie und brachte uns so den Großgasmotor. Dieser endlich fordert die Gewinnung
                              									großer Gasmengen auf möglichst wirtschaftlichem Wege.
                           So steht denn heute die Kunst des Hütteningenieurs im Zeichen der Gastechnik, die ihm
                              									die Aufgabe stellt, ein möglichst gutes Gas möglichst billig herzustellen.
                           Der einfachste Gaserzeuger ist der sogenannte Gasgenerator, in dem aus Kohlen oder
                              									andern, auch minderwertigen Brennstoffen das Gas durch Verbrennung zu CO erzeugt wird. Der Generator hat aber den Nachteil,
                              									daß er die Gewinnung des in den Brennstoffen enthaltenen Teeres und des
                              									Stickstoffes erschwert. Gerade diese Bestandteile sind aber äußerst wertvoll, was
                              									z.B. daraus erhellt, daß bei einer Koksanstalt der in Zeiten günstiger Konjunktur
                              									aus Teer und Stickstoff (in Form von Ammoniumsulfat) zu erzielende Gewinn die
                              									gesamten Fabrikationsunkosten decken kann. Es ist daher erklärlich, daß man bei der
                              									an sich verlockenden Einfachheit des Gasgeneratorbetriebes längst darauf bedacht
                              									ist, auch hier die sogenannten Nebenprodukte zu gewinnen.
                           Interessant sind aus diesen Gesichtspunkten heraus die Ausführungen von H. R. Trenkler in „Stahl und Eisen“ 1913 Nr. 42 über
                              									Mondgasanlagen. Das Mondgasverfahren scheint nämlich berufen zu sein, bei
                              									Einfachheit des Betriebes gleichzeitig die Gewinnung der Nebenprodukte aus den Gasen
                              									zu ermöglichen. Auch das Mondgas – nach dem Erfinder Mond
                              									– ist Generatorgas und wird erzeugt durch unvollkommene Verbrennung von Kohle in
                              									einem Schachtgenerator. Das Wesentliche des Verfahrens ist, daß der eingeblasenen
                              									Luft ein hoher Zusatz von Dampf gegeben wird, etwa 700 bis 1050 g/m3 Luft, wodurch der in den Brennstoffen enthaltene
                              									Stickstoff bis zu 75 v. H. in Ammoniak (NH3) übergeführt wird. Das Gas enthält dann etwa 2 bis
                              									4 g NH3 im m3. Um diese hohe Dampfzufuhr zu ermöglichen bei
                              									gleichzeitiger Aufrechterhaltung des Vergasungsvorganges und genügender Zersetzung
                              									des Wasserdampfes, sind besondere Gaserzeuger nötig, die dem eintretenden
                              									Dampf-Luftgemisch eine große Glutoberfläche darbieten. Das gebildete Mondgas weist
                              									fast bei allen Brennstoffen die gleiche Zusammensetzung auf etwa
                           14–16 v. H. CO2; 11–12 v. H. CO; 3–4,5 v. H. CH4; 25–27 v. H. H2; 41–46 v. H. N2
                           mit einem Heizwert von etwa 1350 WE.
                           Die Gewinnung von Teer und Ammoniak aus dem Rohgas ist folgende: Das Gas wird durch
                              									Luftüberhitzer, in denen es einen Teil seiner Wärme an die dampfgesättigte
                              									Vergasungsluft abgibt und diese so überhitzt, in die Teerwascher geleitet, wo es mit
                              									Hilfe von Schaufelrädern durch reichliche Benetzung mit Wasser vom größten Teil des
                              									Teeres befreit wird. Dann durchströmt es die Ammoniakwascher, das sind ganz ähnliche
                              									Apparate, in denen das Waschwasser aber durch verdünnte Schwefelsäure ersetzt ist,
                              									die das Ammoniak zu Ammoniumsulfat abbinden. Schließlich durchströmt das Gas noch
                              									einige Kühltürme, Zentrifugal- und Trockenreiniger, in denen ihm die letzten
                              									Teerbestandteile und die aufgenommene Feuchtigkeit entzogen werden.
                           Die Kühltürme arbeiten nach dem Gegenstromprinzip. Das dadurch gewonnene heiße Wasser
                              									wird der Vergasungsluft zugeführt, so daß sich diese reichlich mit Wasserdampf
                              									sättigen kann, wodurch eine bedeutende Ersparnis in der Zufuhr der erwähnten
                              									erheblichen Dampfmengen erzielt wird.
                           Die Wirtschaftlichkeit dieser Mondgasanlagen ist eine ganz bedeutende. Bei Verwendung
                              									einer Braunkohle von 15–19 v. H. Asche, 32–36 v. H. Feuchtigkeit, 2900 bis 3100 WE
                              									Heizwert läßt sich ein Gas erzielen von
                           
                           15 v. H. CO2, 13 v. H. CO, 4,5 v.
                              									H. CH4, 25 v. H. H2, 42,5 v. H. N2
                           mit einem unteren Heizwert von 1425 WE.
                           Für 1 t Trockenkohle stehen nach Abzug für Eigenbedarf 1700 m3 Gas für andere Zwecke zur Verfügung, dabei
                              									beträgt das Ausbringen an Sulfat 27,8 kg, das an Rohteer 151 kg für die Tonne
                              									Trockenkohle. Bei einer Tilgung und Verzinsung der Anlagekosten mit 15 v. H. beträgt
                              									unter diesen Umständen der Erlös aus den sogenannten Nebenprodukten so viel, daß das
                              									Gas kostenfrei hergestellt werden kann, wobei noch ein Ueberschuß aus dem Gewinn
                              									verbleibt. Die Anlage kann daher einen Gewinn abwerfen, selbst wenn das Gas nicht
                              									anderweitig verwendet werden kann.
                           Dipl.-Ing. H. Monden.
                           –––––
                           Elektrische Starklichtlampen Die großen Fortschritte der
                              									Metallfaden-Glühlampen, über die Dr. v. Pirani in Heft 1
                              									berichtete, haben der ganzen elektrischen Beleuchtungstechnik einen neuen kräftigen
                              									Anstoß gegeben, und die verschiedenen, schon bekannteren, wie die neueren
                              									Lampenarten werden jetzt in zahlreichen Veröffentlichungen nach ihrer Eigenart und
                              									ihren besonderen Vorzügen gewürdigt. Da es sich dabei namentlich um
                              									Starklichtquellen handelt, die zur Beleuchtung von Werkstätten, Hallen, Höfen usw.
                              									in Frage kommen, so hat die Technik im allgemeinen jetzt besonderen Anlaß, dem
                              									Beleuchtungswesen ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Wir weisen deshalb zunächst auf
                              									einige weitere neuere Bekanntmachungen hin.
                           Ueber die Osram-Halbwatt-Lampe der Auer-Gesellschaft
                              									verbreitete sich ein Vortrag von H. Remané in der
                              									Polytechnischen Gesellschaft (Sonderdruck aus „Die Welt der Technik“). Der
                              									Vortrag schildert, ähnlich wie die eingangs erwähnte Arbeit von Dr. v. Pirani, die Entstehungsweise der neuen Metallfadenlampe,
                              									wendet sich aber an einen weiteren Leserkreis, dem er in sehr anschaulicher
                              									Darstellung die Hauptschwierigkeiten der Entwicklung, den jetzigen Zustand der Lampe
                              									und die, vorläufig noch fragwürdigen, Aussichten für die Weiterbildung schildert.
                              									Das nächste Ziel wird jedenfalls sein, auch Lampen geringerer Kerzenstärke für die
                              									gebräuchlichen Zentralen-Spannungen herzustellen. Für mehr als 100 Volt Spannung
                              									kann die Halbwatt-Lampe bis jetzt nicht wesentlich unter 1000 HK Lichtstärke
                              									ausgeführt werden. Die größte vorläufig im Handel befindliche Lampe entwickelt die
                              									vor kurzem noch für eine Glühlampe ungeheuerlich klingende Lichtstärke von nicht
                              									weniger als 3000 HK. Ausdrücklich hebt der Vortrag hervor, daß solchen Angaben über
                              									die Lichtstärke der neuen Lampe eine andere Meßweise zugrunde liegt, als bisher bei
                              									Glühlampen angewendet wurde. Da nämlich die hochkerzige Metallfadenlampe nach ihrem
                              									wirtschaftlichen Verhalten unmittelbar in Vergleich mit der Bogenlampe tritt, wird
                              									die Lichtstärke bei jener wie bei dieser als Mittelwert der unteren Hemisphäre
                              									angegeben, während bei niederkerzigen Glühlampen älterer Art die mittlere wagerechte
                              									Lichtstärke als Vergleichmaßstab dient. Wer über die grundlegenden Angaben hinaus
                              									näheren Aufschluß über die optischen Eigenschaften der Osramlampe sucht, wird
                              									ihn in den Beleuchtungskurven finden, die dem Vortrage unter den verschiedensten
                              									Annahmen beigegeben sind.
                           Der jungen Nebenbuhlerin gegenüber verteidigt die Bogenlampe mit Kohlenstiften ihre
                              									älteren Rechte. So versendet die Firma Planiawerke, Akt.-Ges.
                                 										für Kohlenfabrikation, Berlin, eine Betriebskostenberechnung, in der die
                              									Effekt-Bogenlampe (mit metallsalzhaltigen Kohlen) der Halbwatt-Glühlampe
                              									wirtschaftlich gegenüber gestellt wird. Unter denselben Bedingungen gemessen sind
                              									für 3000 HK bei der Bogenlampe nur 550 Watt aufzuwenden, gegenüber 1500 Watt bei der
                              									Glühlampe. Allerdings ist bei der erwähnten Bogenlampe die Brenndauer eines
                              									Kohlenpaares nur 18 Stunden, und die Bedienungskosten sind also nicht unerheblich.
                              									Die Firma hat deshalb eine Dauerbrand-Effekt-Bogenlampe ausgebildet, die 80 bis 100
                              									Stunden Brenndauer mit einem Kohlenpaar ergibt. Der spezifische Wattverbrauch wird
                              									dabei etwas höher, aber hinsichtlich des Stromverbrauchs allein weist die Lampe eine
                              									starke Ueberlegenheit gegenüber allen jetzigen und wohl auch künftigen
                              									Glühfadenlampen auf.
                           In gewissem Sinne eine Mittelstellung zwischen Glühlampen und Bogenlampen mit
                              									Kohlestiften nehmen die Quecksilber-Bogenlampen ein, da bei ihnen während des
                              									Brennens keinerlei mechanisches Regelwerk in Tätigkeit ist, anderseits aber das
                              									Anzünden, di& Bogenbildung, ein einmaliges Schwenken der Quecksilberröhre
                              									erfordert. Bei der sogenannten Quarzlampe der Quarzlampen-Gesellschaft in Hanau befinden sich die beiden
                              									Quecksilber-Elektroden in den erweiterten Enden einer wagerechten Quarzröhre, und
                              									das Schwenken beim Anzünden, wobei die Elektroden sich vorübergehend zur
                              									Bogenbildung berühren, erfolgt selbsttätig durch einen Elektromagneten. Die
                              									Quarzlampe ist eine Gleichstromlampe, ähnelt in der äußeren Ausführung einer
                              									Kohle-Bogenlampe und wird vorläufig in drei Größen für 1200, 1500 und 3000 HK
                              									geliefert, bei Betriebspannungen von 110 bis 220 Volt Das Licht des
                              									Quecksilberbogens ist bekanntlich sehr arm an roten Strahlen, und dieser Umstand
                              									stellt einen gewissen ästhetischen Nachteil dar, da das Licht eine genaue
                              									Unterscheidung aller Farbentöne nicht zuläßt. Die Gesellschaft empfiehlt ihre Lampe
                              									deshalb auch nicht für Ladengeschäfte, Theater usw., um so mehr aber für
                              									Arbeitsräume jeder Art, und für diese Verwendungsweise kann die Lampe ihren sehr
                              									niedrigen Wattverbrauch (nicht über 0,25 Watt für 1 HK) bei langer Lebensdauer als
                              									wichtigen Vorteil geltend machen. Die Lampe brennt nur in Einzelschaltung. Ueber die
                              									Einzelheiten, Abmessungen, Schaltungen und Preise geben die Druckschriften der Quarzlampen-Gesellschaft
                              									eingehende Auskunft.
                           Weitere Mitteilungen über die hier erwähnten und andere Lampen behalten wir uns
                              									vor.
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                           Ein neues versandfähiges Leuchtgas. Unter dem Namen
                              										„Gasol“ bringt eine amerikanische Gesellschaft in Pittsburg seit kurzem
                              									ein neues flüssiges Leuchtgas auf den Markt, das nach einer von den Ingenieuren Snelling und Peterson
                              									ausgearbeiteten Methode aus Naturgas hergestellt wird. Das Verfahren besteht im
                              									wesentlichen darin, daß zunächst die sämtlichen, in dem kondensierten Naturgas
                              									enthaltenen Kohlenwasserstoffe unter sehr hohem Druck (über 70 at) verdampft und
                              									sodann über einer Reihe von Heizschlangen, deren Temperatur unter dem kritischen
                              									Punkt des abzuscheidenden Bestandteiles gehalten wird, einer fraktionierten
                              									Kondensation unterworfen werden. Das Gasol besteht aus einem Gemenge der
                              									Kohlenwasserstoffe Propan und Aethan; es bildet bei – 70° eine vollkommen farblose,
                              									durchscheinende Flüssigkeit, bei gewöhnlicher Temperatur ist es jedoch nur unter
                              									Anwendung eines Druckes von 28 at in den flüssigen Zustand zu überführen. Ein
                              									Volumteil flüssiges Gasol liefert ungefähr 350 Volumteile Gas, dessen Heizwert rund
                              									22000 Wärmeeinheiten für 1 l beträgt, das ist etwa vier mal so viel als der Heizwert
                              									von 1 m3 gewöhnlichem Leuchtgas; die Temperatur
                              									der Gasolflamme stellt sich auf ungefähr 2300° C. Das Gas liefert im Auerstrumpf verbrannt ein sehr helles Licht und scheint
                              									sich besonders dazu zu eignen, einzelne Hauswirtschaften auf dem Lande oder in
                              									entlegenen Gegenden mit Beleuchtung und Heizung zu versorgen, da es sich nicht
                              									teurer stellt als das Gas in der Stadt. 1 m3 kommt
                              									auf etwa 15 Pf., der Versand des Gases erfolgt in Stahlflaschen von 1,4 m Höhe und
                              									20 cm ⌀, die rund 18 kg flüssiges Gasol enthalten. [Zeitschr. für angew. Chemie
                              									1903, Wirtsch. Teil, S. 106.]
                           Dr. Sander.
                           –––––
                           Norton-Auswuchtmaschine. Ein nicht ausgewuchteter im
                              									Umlauf befindlicher Körper zeigt bei hoher Drehzahl einen Ausschlag nach der Seite,
                              									auf der sich die kleinere Masse befindet. Bei Verminderung der
                              									Umfangsgeschwindigkeit werden die Ausschläge geringer und verschwinden schließlich
                              									bei der sogenannten kritischen Drehzahl vollständig. Nach ihrer Unterschreitung
                              									wandern die Schläge nach der anderen Seite, auf der die unausgeglichene Masse liegt.
                              									Sie erreichen bei fortgesetzter Abnahme der minutlichen Umdrehungen bald einen
                              									Höchstwert, werden dann allmählich kleiner, um mit dem Stillstand des Körpers
                              									gleichfalls zu verschwinden. Die Erklärung für diese auffallende Erscheinung gibt
                              									folgende Ueberlegung: Bei einer mit mäßiger Geschwindigkeit umlaufenden Welle, die
                              									mit einer nicht ausgeglichenen Scheibe belastet sei, tritt infolge des Ueberschusses
                              									an Zentrifugalkraft eine Durchbiegung der Welle nach der stärker belasteten Seite
                              									ein. Bei Vergrößerung der Drehzahl, und zwar in dem Moment, in welchem die
                              									Rotationszeit gleich der natürlichen Schwingungsperiode der Welle wird, stellt sich
                              									diese so ein, daß sie sich um ihre Schwerpunktsachse dreht Naturgemäß treten
                              									infolgedessen die Ausschläge an der leichteren Seite auf. Die Kraft, welche die
                              									Ursache ist, daß die Welle bei der kritischen Umlaufzahl die bisherige Drehungsachse
                              									verläßt, wird als Verschiebekraft bezeichnet. Gemäß den im Jahre 1906 angestellten
                              									Untersuchungen von E. R. Douglas muß bei der Norton-Auswuchtmaschine infolge der Reibungswirkung
                              									die Schlagmarke bei niedriger Drehzahl dem Schlagpunkt nacheilen, bei großer
                              									Geschwindigkeit aber voreilen, wie dies aus den Abb. 1 und 2 ersichtlich ist.
                              									Welches die leichtere bzw. schwerere Seite eines Körpers ist, kann man nun
                              									feststellen, indem man ihn nach beiden Richtungen umlaufen läßt und die Schlagmarken
                              									mit Pfeilen versieht, die der Drehrichtung entsprechen. Auf der schwereren Seite
                              									werden die Pfeile aufeinander zuweisen, bei der leichteren zeigen sie auseinander
                              									(vgl. Abb. 3 und 4). Beim Auswuchten
                              									wählt man für starre Maschinenteile die über der kritischen Geschwindigkeit
                              									liegenden Drehzahlen, für stark schlagende Körper die niedrigeren. [Zeitschrift für
                              									praktischen Maschinenbau, Nr. 41, 1913.]
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 43
                              a = Reibung, b = Fliehkraft, c =
                                 										Verschiebekraft, d = Mittelkraft, e = Schlagmarke, f = Voreilwinkel, g =
                                 										Nacheilwinkel, h = unausgeglichene Masse
                              
                           Schmolke.
                           –––––
                           Abdampfverwertung bei den Witkowitzer Steinkohlengruben.
                              									Von den beiden Schachtanlagen „Anselm“ und „Oskar“ hatte bis jetzt nur
                              									die erstere ein elektrisches Kraftwerk, welches auch den zwei Kilometer weit
                              									entfernten Oskarschacht mit Energie versorgte. Dieses Kraftwerk besaß drei
                              									Drehstromgeneratoren mit etwa 1000 KW Leistung. Die Verwendung elektrisch
                              									angetriebenen Pumpen usw. forderte eine Vergrößerung des Kraftwerks. Hierzu sollte
                              									der Abdampf verwendet werden, der auf dem Oskarschacht in genügender Menge zur
                              									Verfügung stand, und zwar 4200 kg Abdampf dauernd und eben so viel im Durchschnitt
                              									einer Stunde absatzweise aus der Fördermaschine.
                           Die Spannung des nicht überhitzten Frischdampfes auf Oskarschacht beträgt bis 8 at.
                              									Da Fördermaschinen mit großen Pausen arbeiten, muß, um im Elektrokraftwerk die volle
                              									Maschinenleistung aufrecht zu erhalten, Frischdampf herangezogen werden. Die
                              									Kraftwerke der beiden Schächte arbeiten im Parallelbetrieb. Um aus dem Abdampf eine
                              									möglichst hohe Arbeitsleistung zu erzielen, muß die Maschine hohes Vakuum ausnutzen
                              									können. Aus diesem Grunde kann nur eine Frischdampf-Abdampf-Turbine in Betracht
                              									kommen.
                           Um den absatzweise auftretenden Abdampf in einen gleichmäßigen Dampfstrom
                              									überzuführen, wie ihn die Turbine bei konstanter Belastung braucht, hat man bis
                              									jetzt vorzugsweise Dampfspeicher nach Rateau in Form
                              									geschlossener Kessel verwendet, in welchen der Dampf mit erheblichen Wassermengen
                              									von möglichst großer Oberfläche in Berührung kommt. Es wird also hierbei nicht der Dampf selbst,
                              									sondern die in ihm enthaltene Wärme aufgespeichert und wieder freigemacht.
                           Wenig erwünscht sind jedoch die Druckschwankungen im Wärmespeicher für die den
                              									Abdampf liefernden Maschinen. Die Witkowitzer Steinkohlengruben haben die Erfahrung
                              									gemacht, daß die Rateau-Speicher sich nicht gut im
                              									Betriebe mit sehr ungleichmäßiger Abdampferzeugung eignen und entschieden sich
                              									nunmehr für die Aufstellung eines Wärmespeichers Bauart Harlé-Balke, in dem der Abdampf in einem Behälter nach Gasometerbauart
                              									aufgespeichert wird.
                           Ein solcher Glockenspeicher besteht aus zwei Schmiedeisenzylindern, in deren
                              									ringförmigem, mit Wasser gefüllten Zwischenraum sich die Glockenwand auf und nieder
                              									bewegt. Die Außenflächen sind hierbei gut wärmeisoliert. Das Zusatzvolumen bestimmt
                              									sich aus dem aufzuspeichernden Dampfgewicht.
                           Die Hauptbedenken, die zunächst gegen die Glockenspeicher geltend gemacht werden
                              									können, sind die Gefahr des Festklemmens und die Gefahr des Einfrierens der
                              									beweglichen Teile. Ferner kann angenommen werden, daß die große Oberfläche des
                              									Speichers zu erheblichen Wärmeverlusten führt. Der Dampfverbrauch der Abdampfturbine
                              									wurde bei 92 v. H. Vakuum mit 11,3 kg Abdampf garantiert für 1 PSe/std.
                           Die hier verwendete Zweidruckturbine besteht aus einem mit Frischdampf beaufschlagten
                              									Hochdruckteil und einem mit Abdampf und teilweise entspanntem Frischdampf
                              									beaufschlagten Niederdruckteil. Für den günstigsten Dampfverbrauch des
                              									Niederdruckteils ist dessen Bauart von wesentlicher Bedeutung. Die Trommel hat zwei
                              									für den Abdampfstrom der in der Mitte eintritt, parallel geschaltete Hälften mit
                              									Reaktionsschaufelung.
                           Die Betriebsergebnisse haben befriedigt, die angegebenen Garantien wurden
                              									eingehalten, der Parallelbetrieb ergab keine Schwierigkeiten. Die Anlagekosten für
                              									den Dampfspeicher, die Rohrleitungen, die Turbodynamos und die Kondensationsanlage
                              									haben etwa 180000 M betragen. Als Jahreskosten ergeben sich dann etwa 37000 M. Dem
                              									Abdampf wird hierbei kein Wert beigemessen. Es werden täglich 11000 KW/std. erzeugt,
                              									hiervon rund 7000 KW/std. aus reinem Abdampfbetrieb, für diese ergeben sich mithin
                              									die Betriebskosten zu etwa 1,37 Pfg./KW-std. [Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen
                              									1913, S. 601 bis 605.]
                           Wimplinger.
                           –––––
                           Versuche mit Druckluftstrahlapparaten und Ventilatoren zur
                                 										Sonderbewetterung. Seit dem Jahre 1912 wurden auf der Zeche Concordia bei
                              									Oberhausen und später auf der Zeche Consolidation bei Gelsenkirchen von Bergassessor
                              										Dobbelstein und Ingenieur Ebel Versuche mit Sonderbewetterungsvorrichtungen gemacht, die einen
                              									Vergleich der angewandten Apparate gestatten. Zur Untersuchung gelangten der
                              									Mantelstrahlapparat von Altena, ein
                              									Elektra-Ventilator, zwei Ventilatoren von Frölich und Klüpfel und ein Turbon-Ventilator unter Verwendung von
                              									geraden und gekrümmten Luttensträngen. Der Luftverbrauch wurde in folgender Weise
                              									festgestellt: Die Druckluft trat durch einen Dreiwegehahn in einen zur Hälfte mit
                              									Wasser gefüllten Kessel, drückte die Flüssigkeit durch ein Rohr in einen anderen
                              									Kessel, der dieselbe Wassermenge enthielt, und preßte dadurch die über dem
                              									Wasserspiegel des zweiten Kessels befindliche Druckluft durch die andere Leitung des
                              									Dreiwegehahns zur Verbrauchsstelle. Beide Behälter waren mit Wasserstandsgläsern
                              									versehen. Wenn fast die ganze Flüssigkeitsmenge sich im zweiten Kessel befand, wurde
                              									der Dreiwegehahn umgeschaltet, und der entgegengesetzte Vorgang begann. Der
                              									Druckluftverbrauch war naturgemäß gleich der verdrängten Wassermenge. Am Kessel
                              									befanden sich Manometer und am Fortleitungsrohr Thermometer zur Feststellung von
                              									Druck und Temperatur. Die mittlere Geschwindigkeit wurde durch ein Staurohr mit
                              									Mikromanometer bestimmt. Zum Teil wurden die Versuche an einer viermal rechtwinklig
                              									gekrümmten 53 m langen Luttenleitung angestellt, und zwar wurde die Altena-Düse in folgenden drei Anordnungen erprobt;
                              									erstens bei Einbau in der ersten Lutte, zweitens in einem Ansaugetrichter vor der
                              									ersten Lutte, drittens unter Verwendung einer Düse in der ersten Lutte und einer
                              									zweiten in der Mitte der ganzen Leitung. Der Ansaugetrichter erwies sich als sehr
                              									nützlich. Zur Ueberwindung größerer Widerstände und bei höheren Leistungen zeigte
                              									sich die Düse aber nicht geeignet. Die Unterhaltungskosten waren gering. Der durch
                              									eine Luftturbine angetriebene Elektra-Ventilator kam im Gegensatz dazu in erster
                              									Linie für sehr große Leistungen und starken Widerstand in langen Luttenleitungen in
                              									Frage. Die Turbine erreicht nämlich erst bei höherer Drehzahl einen günstigen
                              									Wirkungsgrad. Die Ventilatoren von Frölich und Klüpfel arbeiteten bei längeren Leitungen und größeren
                              									Wettermengen günstig, besonders bei Ausrüstung mit dem Verbundmotor neuerer Bauart.
                              									Beim Turbon-Ventilator wird das Ventilatorrad zur Vermeidung des Riemenschlupfes
                              									direkt angetrieben. Die doppeltgekröpfte Kurbelwelle wird, wie die Abb. 1 und 2 zeigen,
                              									durch vier Kolben bewegt, deren Zylinder paarweise um 90° versetzt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 44
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 44
                              Abb. 2.
                              
                           Die Expansion der Preßluft im Zylinder erfolgt stets in
                              									gleicher Richtung, so daß die Abkühlungsverluste geringer ausfallen als beim
                              									Wechselstromprinzip. Je zwei der durch Kugelgelenke g
                              									im Kolben k befestigten Triebstangen greifen gemeinsam
                              									an einem Kurbelzapfen p an. Die Welle w trägt auf der einen Seite das Schaufelrad, während
                              									sie auf der anderen durch ein Zahnradgetriebe z die
                              									entlastete Drehschiebersteuerung betätigt. Die Betriebssicherheit des
                              									Turbonventilators ist infolge der Vermeidung des Riemenantriebs eine große. Er ist
                              									bei kleinen Leistungen und geringem Widerstand den gebräuchlichen Ausführungen
                              									überlegen. [Glückauf 1913, Nr. 39.]
                           Schmolke.
                           –––––
                           Jahresbericht 1912 des Königlichen Materialprüfungsamtes in
                                 										Berlin-Lichterfelde. Der Tätigkeitsbericht des Amtes über das verflossene
                              									Betriebsjahr läßt sowohl eine Zunahme der ausgeführten Einzeluntersuchungen, als
                              									auch eine Vermehrung der Neueinrichtungen und die Aufnahme neuer Arbeitsgebiete
                              									erkennen. Die Kautschukprüfungen sind weiter vervollkommnet. Das Amt wurde mehrfach
                              									zu wissenschaftlich-praktischen Untersuchungen unserer vorzüglichen
                              									Kolonialrohkautschuke in Anspruch genommen. Die Einrichtungen zur Prüfung von
                              									Ballonstoffen sind weiter ergänzt, so daß Ballonstoffe nach jeder Richtung hin
                              									geprüft werden können. Im Einvernehmen mit dem Verbände deutscher Elektrotechniker
                              									und Vertretern aus der Praxis sind Prüfverfahren für elektrische Isoliermaterialien
                              									ausgearbeitet und besondere Prüfvorschriften aufgestellt worden. Verhandlungen
                              									zwischen den Rohpappen- und Dachpappenfabrikanten haben zur Aufstellung
                              									einheitlicher Normen für die Prüfung von Rohpappen geführt. Die Verhandlungen
                              									betreffend Abänderung der Tintennormalien sind abgeschlossen, und neue Grundsätze
                              									hierfür bekannt gegeben worden.
                           Aus den einzelnen Abteilungsgebieten sei folgendes erwähnt:
                           In der Abteilung 1 für Metallprüfung wurden 38
                              									Prüfungsmaschinen für 10 bis 500 t Kraftleistung auf Richtigkeit der Kraftanzeige
                              									geprüft und 15 Kontrollstäbe für 1 bis 200 t Zugkraft abgegeben. Auf der neuen 3000
                              									t-Maschine sind zwei Druckstäbe von 1862 und 2294 t Höchstlast geprüft worden.
                              									Druckversuche mit Eisenbetonsäulen erstreckten sich auf den Einfluß des Kopfes
                              									hinsichtlich der Formänderungen und der Festigkeit. Die Untersuchung eines
                              									Gußeisenlötpulvers zeigte, daß sich bei sachgemäßer Ausführung gute Lötungen
                              									erzielen lassen. Zum Patent angemeldete Dübel für Schwellenschrauben wurden auf
                              									ihren Widerstand gegen Ueberdrehen und gegen Herausziehen der Schraube aus der
                              									Schwelle geprüft und ergaben, daß durch das Verfahren die Schrauben fester sitzen
                              									als bei der üblichen Befestigung ohne Dübel. Versuche auf inneren Druck erstreckten
                              									sich auf die Prüfung von Stein-, Ton- und Zementrohren, sowie von Schläuchen, Rohren
                              									verschiedener Art und Fittings. Zugversuche bei verschiedenen Wärmegraden sind u.a.
                              									mit Nickelmessing und Chromnickelstählen ausgeführt. Die Prüfung von altem
                              									Brückenmaterial ließ erkennen, daß sich dessen Festigkeitseigenschaften im
                              									Laufe der Jahre nicht verändert hatten. Holzuntersuchungen wurden it. a. mit einem
                              									Kolonialholze genannt „Bongossiholz“, mit Eschen- und Kiefernholz, das einer
                              									verunglückten Flugmaschine entstammte, sowie mit Tannenholz und verschiedenen
                              									imprägnierten Hölzern vorgenommen. Zur Verwendung an Luftfahrzeugen wurden ferner
                              									Bügelschaken auf Zugfestigkeit, sowie Holz- und Stahlrohrstreben auf Knickfestigkeit
                              									geprüft. An Glühlampenfäden wurde die Biegbarkeit nach verschieden langer Brenndauer
                              									festgestellt, die Widerstandsfähigkeit war nach 800 bis 1000 Brennstunden
                              									erschöpft.
                           In der Abteilung 2 für Baumaterialprüfung entfällt die
                              									größte Zahl der Versuche auf Bindemittel und Steine. Es wird davor gewarnt,
                              									Baustoffe mit Fantasienamen zu verwenden, da es sich im allgemeinen darum handelt,
                              									überlebte Baustoffe mit fremdklingenden Namen neu in den Handel zu bringen. Die
                              									Ergebnisse der ausgeführten Untersuchungen von Kunststeinplatten lassen eine
                              									wesentliche Verbesserung gegen früher erkennen, was auf die ständige Kontrolle ihrer
                              									Mitglieder der Berliner Kunststeinfliesen-Vereinigung zurückgeführt wird.
                              									Untersuchungen von Dichtungsstoffen und Schutzmitteln, sowie von Anstrichen für
                              									Mörtel und Beton erstreckten sich auf Ermittlung der Wasserdichtigkeit und auf den
                              									Einfluß der Erhärtung des Mörtels. In vielen Fällen wurden Bindestoffe mit
                              									Fantasienamen auf Antrag nach den Normen für Portlandzement geprüft, was jedoch
                              									nicht gutgeheißen werden kann. Diese Normen sind lediglich für Portland- und
                              									Eisenportlandzement bestimmt und können daher nicht zur Beurteilung neuer Baustoffe
                              									dienen. Eine größere Versuchsreihe über den Einfluß des Anmachens von Mörtel auf die
                              									Haftfähigkeit von Ziegelsteinen ergab für dünnflüssigen Mörtel stärkeres Haften als
                              									für steifen Mörtel, am schlechtesten haben sich trockene Steine mit steifem Mörtel
                              									bewährt. Die geprüften Decken umfassen Beton-, Eisenbeton-, Kreuzsteg-, Steineisen-
                              									und Steineisenbetondecken. Brandproben erstreckten sich auf Baustoffe,
                              									Baukonstruktionen, feuerfeste Türen u.a.m.
                           In der Abteilung 3 für papier- und textiltechnische
                                 										Prüfungen wurden neben 1691 Papieren auf Feststellung der Stoff- und
                              									Festigkeitsklasse, 32 Quittungskartenkartons, 32 Dachpappen, 10 Rohpappen, 22
                              									Kartons, 22 Zellstoffe und noch eine große Zahl von einzelnen Stoffen, sowie 206
                              									gewebte Stoffe, 213 Garne, 11 Ballonstoffe, 11 Treibriemen, 15 Kunstseiden, 8
                              									Bänder, 6 Seidenstoffe, 2 Teppiche, 10 Wollstoffe, 12 Roßhaarstoffe, 9 Farbstoffe, 3
                              									Waschmaschinen, 5 Waschmittel u.a.m. geprüft. Besondere Gutachten wurden in 40
                              									Fällen abgegeben, von denen einige interessante, die sich auf Urkundenfälschungen
                              									und Betrügerei erstrecken, erwähnt werden.
                           In der Abteilung 4 für Metallographie handelte es sich bei
                              									den erledigten Arbeiten in der Hauptsache um Aetzproben, Angriffsversuche mit
                              									verschiedenen Stoffen, Feststellung von Zonenbildung infolge Seigerung,
                              									Gefügefehlern, fehlerhafte Wärmebehandlung, Gutachten über Art des Materials und
                              									Güte von Schweißungen. Bei einer im Betriebe gerissenen Feuerbuchse wurde die Bruchursache auf
                              									nachgewiesene innere Spannungen zurückgeführt. Die in der Praxis verbreitete
                              									Annahme, daß Flußeisen durch Behandlung mit Natronlauge bei höheren Wärmegraden
                              									rissig und brüchig wird, hat durch wiederholt ausgeführte Versuche bisher nicht
                              									erwiesen werden können. Im Betriebe zerstörte Ueberhitzer zeigten, daß die Rohre
                              									innen und außen in oxydische Eisenverbindungen übergeführt waren. Als Bruchursache
                              									wurde festgestellt, daß die Rohre lange Zeit bei Gegenwart von Luftsauerstoff zum
                              									Erglühen gebracht worden waren. In mehreren Fällen wurde nachgewiesen, daß der Bruch
                              									bei Wellen und Achsen in hohem Maße durch einspringende Kanten, Nuten usw.
                              									begünstigt worden war. Eine Anzahl hochprozentiger Nickelstahlnieten, die die
                              									Kennzeichen starker Kaltreckung aufwiesen, zeigten an den Stellen stärkster
                              									Kaltreckung (Nietkopf) zahlreiche Haarrisse. Die Erklärung hierfür ist
                              									wahrscheinlich in Eigenspannungen der Nietköpfe die vom Kaltrecken herrühren, zu
                              									suchen. Bei zwei Bronzegußstücken, die bei gleicher, chemischer Zusammensetzung
                              									verschiedenes mechanisches Verhalten zeigten, ließ die Gefügeuntersuchung
                              									verschieden schnelles Abkühlen nach dem Guß erkennen. Das gute Gußstück war schnell
                              									abgekühlt, das andere Stück hatte eine sehr langsame Abkühlung durchgemacht.
                           Aus der Abteilung 5 für allgemeine Chemie sei nur erwähnt,
                              									daß eine erhebliche Zahl der Untersuchungen sich auf die chemische Prüfung des
                              									Eisens und seine Legierungen erstreckte. Zugenommen hat die Zahl der Untersuchungen
                              									von besonderen Stahlsorten wie: Magnetstahl, Werkzeugstahl, Schnellstahl usw. Bei
                              									letzteren Proben wurden wiederholt erhebliche Mengen Kobalt, Molybdän und Vanadium
                              									gefunden. Zufolge mehrfacher Anfragen werden Normalstahlproben zur
                              									Kohlenstoffbestimmung (nach Eggertz) mit Angabe ihres
                              									Kohlenstoffgehaltes gegen Erstattung der Auslagen abgegeben. Auf dem Gebiete der
                              									chemischen Metallprüfung handelte es sich hauptsächlich um die Untersuchung von
                              									Lagermetallen, Weißmetallen, Kupfer und dessen Legierungen, ferner um die
                              									Untersuchung von Werkblei, Aluminium, Antimon, Zink, Zinn, Nickel und dessen
                              									Legierungen. Von Erzen wurde untersucht: Kupfer, Zink, Blei, Eisenerz, ferner
                              									Schwefelkies einschließlich Gold und Silberbestimmung.
                           Die Abteilung 6 für Oelprüfung befaßte sich mit der
                              									Untersuchung von 43 Heiz- und Treibölen für Dieselmotoren und Automobile, von 30
                              									Leuchtstoffen, 363 Mineralschmierölen und Fetten, 12 Transformatorenölen, von
                              									besonderen Produkten der Erdöl- und Braunkohlenindustrie, von festen
                              									Erdölrückständen, Asphalten und Teerprodukten, von Produkten der Harzöle und
                              									Harzindustrie, sowie von Firnissen, Lackprodukten, Oelfarben, Kitten und sonstigen
                              									ähnlichen Stoffen.
                           Im Anhang ist eine Uebersicht über die literarischen Arbeiten der Beamten gegeben.
                              									Wegen weiterer Einzelheiten sei auf den umfangreichen Jahresbericht selbst
                              									verwiesen, der Interessenten auf Wunsch kostenlos vom Amte überlassen wird.
                           B. Stock.
                           Schacht und Westrich Rechenschieber, System Cuntz.
                              									Ingenieur R. Cuntz hat einen Rechenschieber konstruiert,
                              									der mehrere Mängel des üblichen Schiebers beseitigt und einige bemerkenswerte
                              									Neuerungen aufweist. Der Schieber ist zunächst 16,5 cm lang und 5 cm breit, so daß
                              									man ihn bequem in der Tasche mitführen kann; er ist aus Holz und beiderseits mit
                              									Zelluloidplatten versehen, auf deren hinterer man mit Bleistift Notizen machen kann,
                              									die sich durch Abwischen oder Radieren leicht entfernen lassen. Er trägt den
                              									üblichen, etwas breiten Läufer mit Glasplatte in Aluminiumrahmen.
                           Auf der Vorderseite des Schiebers befinden sich nun eine große Zahl von Skalen.
                              									Zunächst hat man auf einer 12,5 cm langen Skala eine Grundteilung ähnlich der
                              									unteren des üblichen Schiebers, deren Genauigkeit für Ueberschlagsrechnungen genügt,
                              									und darunter dieselbe Teilung von rechts nach links laufend, die sofort die
                              									reziproken Werte liefert. Ueber der Zunge befinden sich die Teilungen für die
                              									zweiten und dritten Wurzeln; zunächst zwei Reihen für die Quadratwurzeln, sodann
                              									drei Reihen für die Kubikwurzeln, die zu den Zahlen der Teilung auf der Zunge
                              									gehören. Daher kommt jenen Skalen die doppelte (25 cm), diesen die dreifache (37 cm)
                              									Länge und entsprechend zwei- und dreifache Genauigkeit zu, gegenüber den Teilungen
                              									des üblichen Schiebers von der Länge 12,5 cm. Aehnliches gilt für die Ablesung der
                              									zweiten und dritten Potenzen. Dabei erfolgt die Einstellung der zweiten und dritten
                              									Wurzel aus einer Zahl stets auf derselben 12,5 cm langen Teilung; man hat nur auf
                              									einer der Reihen der Quadrat- und Kubikwurzelskala abzulesen. Der neue
                              									Rechenschieber zeigt außerdem Teilungen für die Kreisumfänge und Kreisinhalte, für
                              									die trigonometrischen Funktionen und die Logarithmen.
                           Zweifellos wird sich der neue Rechenschieber viele Freunde erwerben.
                           –––––
                           Der Gießersche Winddruckmesser hat nunmehr auch den noch
                              									offenstehenden Bewährungspreis im Betrage von 3000 M erhalten. Wie erinnerlich, war
                              									seinerzeit ein Preisausschreiben für eine einwandfreie Vorrichtung zum Messen des
                              									Winddrucks auf beliebig gestaltete Flächen und Körper mit Preisen von 5000, 3000 und
                              									2000 M erlassen worden, dessen Urheber die technisch interessierten Ministerien, der
                              									Verband der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine und der Verein deutscher Ingenieure
                              									waren. Den ersten Preis erhielt damals der Torpedo-Oberingenieur Gießer in Friedrichsort. Nach langjähriger Prüfung (1904
                              									bis 1913) in der deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt ist dem Apparat nunmehr
                              									auch der damals gleich mitausgeschriebene Bewährungspreis zuerkannt worden. Das
                              									Messen des Drucks und damit auch der Geschwindigkeit von leichtflüssigen Massen – es
                              									braucht nicht gerade Luft zu sein – ist von besonderer Wichtigkeit für die
                              									Schiffahrt, Luftschiffahrt, Standsicherheitsberechnung von Bauwerken, Heizung und
                              									Lüftung usw.
                           
                              Pr.