| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Pr. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 56 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Ueber eine Anlage für Metall-Warmpresserei berichtet
                              									Dr.-Ing. Franz Adler in der Zeitschrift des Vereins
                              									deutscher Ingenieure vom 30. August 1913. Die dem Kabelwerk
                                 										Oberspree angegliederte Anlage ist einheitlich nach modernen Grundsätzen
                              									durchgebildet und bietet sowohl in fabrikationstechnischer wie auch sanitärer
                              									Beziehung viel beachtenswertes. Der genannte Aufsatz befaßt sich auch im besondern
                              									mit der maschinellen Einrichtung des Werkes.
                           Die Grundlagen des Verfahrens sind wohl allgemein bekannt. Das auf Hellrotglut
                              									erhitzte Metall in Gestalt eines Abschnittes einer Stange von geeignetem Querschnitt
                              									wird in Gesenken in einem oder mehreren Arbeitsgängen in der gewünschten Form
                              									ausgepreßt. Der hohen Werkzeugkosten wegen eignet sich das Verfahren naturgemäß nur
                              									für Massenfabrikation; es besitzt dann aber auch gegenüber dem
                              									Gießereiverfahren sehr wesentliche Vorzüge. Während gegossene Gegenstände
                              									verhältnismäßig unsauber aussehen und auch im Guß mehr oder weniger ungenau
                              									ausfallen, haben Preßteile schon ohne weiteres ein sauberes, metallisch glänzendes
                              									Aussehen, verbunden mit hoher Genauigkeit und unbedingter Gleichmäßigkeit des
                              									Produkts. Es ist nur für genaue Paßstellen Nacharbeit erforderlich, und hierfür
                              									genügen ganz geringe Zugaben. Die Werkzeuge werden sehr geschont, da ja der in den
                              									Poren eingebettete Gußsand, wie bei Gußwaren, fehlt. Durch die Komprimierung wird
                              									das Preßmetall auch in der Qualität außerordentlich verbessert. Bei unbedingter
                              									Homogenität ist die Feinheit des Kornes, die Festigkeit und die Dehnung, wie auch
                              									die elektrische Leitfähigkeit bedeutend gesteigert. In überwiegendem Maße gelangt
                              									wohl Messing zur Verarbeitung, daneben auch Kupfer, Aluminium und ähnliche weichere Metalle.
                              									Beim Messing werden noch zwei Arten unterschieden; das etwas sprödere, weil
                              									kupferärmere sogen. Schraubenmessing, Festigkeit 40 kg/mm2, Dehnung 30 v. H., ist das beliebtere, da es
                              									wegen seines nicht backenden Spanes sehr gut trocken verarbeitet werden kann und
                              									dabei auch billiger ist, als das kupferreichere und daher zähere und etwas
                              									bildsamere Druckmessing (Festigkeit 30 kg/mm2,
                              									Dehnung 50 v. H.), das nur naß verarbeitet werden kann. Wenn gelbe Farbe,
                              									Hartlötbarkeit und Schmiedbarkeit in kaltem Zustande gefordert werden, muß
                              									Druckmessing verwendet werden.
                           Warm gepreßte Maschinenteile und Konstruktionselemente lassen sich fast überall mit
                              									Nutzen verwenden. Dementsprechend ist die Anzahl der Muster außerordentlich groß, um
                              									so mehr, als man sich nicht damit begnügt, für den eigenen Bedarf zu arbeiten,
                              									sondern auch Bestellungen für fremde Rechnung ausführt. Neben Massenteilen für den
                              									Maschinen- und Apparatebau finden sich Schienenverbinder, Klemmösen und
                              									Verspannungselemente für die Oberleitung von elektrischen Bahnen, sodann
                              									Armaturteile für Rohrleitungen usw., Beschlagteile und andere mehr.
                           Das Messing, der meist verarbeitete Stoff, wird in der Gießerei durch
                              									Zusammenschmelzen von Kupfer und Zink hergestellt, Sie liegt im vierten Stock eines
                              									an der Spree errichteten 100 m langen und 20 m breiten Gebäudes. In zwei großen
                              									Reihen sind 26 Tiegelöfen aufgestellt, die von einer gemeinsamen Mittelbühne aus
                              									zugänglich sind. Die Heizung erfolgt durch Steinkohlenteeröl, das von einem
                              									gemeinsamen Hochbehälter aus zugeführt und von den Brennern mit Hilfe von Druckluft
                              									zerstäubt wird. Ein elektrischer Laufkran führt den Oefen, die mit etwa 800 kg
                              									beschickt werden, den Einsatz zu. Beim Gießen wird der ganze Ofen durch ein
                              									elektrisches Schaltwerk gekippt, und der Inhalt in rohrförmige Kokillen entleert.
                              									Die sich dabei entwickelnden Dämpfe werden abgesaugt und einem hohen Schornstein
                              									zugeführt.
                           Der Inhalt einer Kokille in Form eines 150 kg schweren Barrens wird dann mit andern
                              									in selbsttätigen Oefen auf Hellrotglut erhitzt und großen hydraulischen Pressen (s.
                              									Abb.) zugeführt. Der Preßstempel treibt das Metall unter einem Druck von 5000 bis
                              									8000 kg/cm2 durch eine Düse mit dem gewünschten
                              									Querschnitt zu langen Stangen aus, die dann als Schleifbügel für Straßenbahnen, als
                              									Zierleisten usw. entweder direkt verwendet oder zur weiteren Verarbeitung im
                              									Preßverfahren in entsprechende Abschnitte zersägt werden. Diese Sägemaschinen mit
                              									schnell rotierenden Kreissägen von nur 1,5 mm Stärke arbeiten nahezu selbsttätig und
                              									werden zu je drei Stück von einem minderjährigen Arbeiter bedient. Die stündliche
                              									Arbeitsleistung beträgt bis zu 2000 Abschnitten.
                           Diese Abschnitte werden dann in größeren Mengen in Oefen eingefüllt, die durch ein
                              									Gas-Luftgemisch geheizt werden und hier bis auf Kirschrotglut erhitzt. Je ein
                              									Ofen und eine Presse sind zu einer Einheit zusammengebaut. Ein Bedienungsmann nimmt
                              									den Abschnitt aus dem Ofen und legt ihn von der Rückseite der Presse in das Gesenk
                              									derselben, ein anderer, auf der Vorderseite stehend, bedient die Einrückkupplung. Er
                              									muß dazu gleichzeitig zwei Hebel betätigen, so daß es ihm nicht ohne weiteres
                              									möglich ist, fahrlässig mit der Hand in das Getriebe zu kommen. Das Preßstück wird
                              									von selbsttätigen Auswerfern gefaßt und ausgestoßen; ferner wird das Gesenk ständig
                              									durch einen Preßluftstrahl gekühlt.
                           Verwendet werden in der Hauptsache Schraubenspindelpressen mit Reibradantrieb, die
                              									bequem auf einen bestimmten Druck eingestellt werden können. Man versucht jedoch
                              									neuerdings auch Kurbelpressen. Um hier bei der Zwangläufigkeit des Hubes Brüche zu
                              									vermeiden, ist die nicht unbekannte Einrichtung getroffen, den Druck der
                              									Kurbelstange auf den Bären unter Vermittlung eines Kolbens auf eine Oelmenge zu
                              									übertragen, die in einen Zylinder eingeschlossen ist. Bei Ueberschreitung eines
                              									bestimmten Druckes öffnet sich ein federbelastetes Ventil am Zylinder und läßt Oel
                              									entweichen, so daß der Kolben eine Relativbewegung zum Zylinder ausführen kann. Beim
                              									Rückgange wird das Oel wieder zurückgesaugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 57
                              
                           Der große Bedarf an Preßgesenken der verschiedensten Art erfordert naturgemäß eine
                              									wohleingerichtete Werkstatt zur Anfertigung derselben. Neben den bekannteren Formen
                              									der Werkzeugmaschinen werden noch selbsttätige, nach dem Kopierverfahren arbeitende
                              									Gesenkfräsmaschinen verwendet, bei denen der Werkzeugschlitten durch einen
                              									Schwinghebel gesteuert wird, der mit seinem andern, mit einem Kopierstift bewehrten
                              									Ende über die Konturen eines Musters geführt wird. Natürlich ist nun noch in vielen
                              									Fällen eine Nacharbeit von Hand erforderlich, und hierzu dienen eine Anzahl
                              									sonderbar geformter Stichel und Feilen.
                           Als Material für die Gesenke ist ein schwach legierter Chrom-Nickelstahl besonders
                              									geeignet, der nach dem Härten bei weichgebliebenem Kern eine glasharte Oberfläche
                              									aufweist und sich beim Härten nur wenig verzieht.
                           Der nach dem Pressen verbleibende Grat wird entweder in Stanzen oder in besondern
                              									Abgratmaschinen, die zum Teil selbsttätig arbeiten, entfernt. An einigen Preßstücken
                              									werden noch weitere Arbeitsoperationen vorgenommen. Auch hierfür, z.B. für das
                              									Bohren von Kopfstücken für Wasserleitungshähne, werden ganz selbsttätige Maschinen
                              									verwendet, bei denen es nur nötig ist, die Werkstücke in ein Magazin
                              									einzuführen.
                           Die vom Glühen vorhandene Oxydschicht wird durch Beizen mit Salpetersäure entfernt.
                              									Die Ware wird in Aluminiumkörbe gefüllt und durch einen Kran in die Beizgefäße übergeführt.
                              									Letztere haben selbstschließende Deckel, die doch noch entweichenden giftigen
                              									nitrosen Gase werden von Aluminiumhauben abgefangen und durch Tonventilatoren in
                              									Kondensationstürme gedrückt, woselbst sie durch fein verteiltes Wasser gebunden
                              									wird, das dann wieder in einer Grube durch Alkalien neutralisiert wird. Der Arbeiter
                              									ist beim Beschicken der Beizbottiche noch besonders durch eine Aluminiumwand
                              									geschützt, in die Fenster eingelassen sind, durch welche er beobachten kann.
                           Die Verzinnerei ist in ähnlicher Weise hygienisch einwandfrei ausgestattet worden.
                              									Zinn- und Säurebäder befinden sich im Innern eines mit Fenstern versehenen
                              									Häuschens, das ständig entlüftet wird. Der Arbeiter hat während des Betriebes in dem
                              									Häuschen nichts zu suchen, sondern kann alle Manipulationen durch außen befindliche
                              									Handgriffe ausführen. Die zu verzinnenden Gegenstände werden durch federnde Türen
                              									ein- und ebenso wieder herausgeführt. Die ganze Anlage hat sich in mehrjährigem
                              									Betriebe bestens bewährt.
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Versuche über den Wirkungsgrad von Seilen. In neuerer Zeit
                              									findet man vielfach das Bestreben, Riemenbetriebe an Stelle von Seilbetrieben
                              									einzuführen, was seinen Grund in einer angeblichen Arbeitersparnis hat. Um
                              									festzustellen, inwieweit diese Begründung den Tatsachen entspricht, wurde auf
                              									Anregung des Ingenieurs Bonte-Karlsruhe von der Aktien-Gesellschaft für Seil-Industrie vormals Ferdinand
                                 										Wolff in Neckarau eine 200 PS-Versuchsanlage für Transmissionsseile
                              									eingerichtet. Zur Verwendung gelangte ein Quadratseil der erwähnten Firma, ein
                              									sogenanntes Viraxseil. In Anbetracht der geringen Größe des Arbeitverlustes durch
                              									die Transmission schien dessen Feststellung durch einen Vergleich der zugeführten
                              									und der übertragenen Energie nicht genau genug. Man gab vielmehr dem Versuchstand
                              									folgende Einrichtung. Von der Welle A eines
                              									Drehstrommotors wurde, wie die Abbildung zeigt, eine Welle B durch Seiltransmission angetrieben. Diese erste Kraftübertragung
                              									gelangte indessen nicht zur Untersuchung. Vielmehr befand sich auf Welle B noch eine zweite Seilscheibe, welche die Energie auf
                              									eine dritte Scheibe übertrug, die auf Welle C befestigt
                              									war. Beide Wellen B und C
                              									liefen in Kugellagern und trugen je eine Bremsvorrichtung. Die beiden
                              									Versuchscheiben hatten einen Durchmesser von 3000 mm und Seilrillen von 45°
                              									Keilwinkel. Die Spannung, mit der die Seile aufgelegt wurden, bestimmte man aus der
                              									bekannten Formel der Seilkurve bei gleichförmig verteilter Belastung
                              										S=\frac{a^2\,q}{8\,h}, in welcher h der Durchhang, a die Entfernung der
                              									Aufhängepunkte von einander und q das Gewicht von 1 m
                              									Seil bedeuten. Sie wurde etwas größer gewählt, als in der Praxis üblich ist.
                              									Durch Anordnung von drei Antriebscheiben von verschiedenem Durchmesser auf der
                              									Motorwelle A war es möglich, die Versuchseile mit einer
                              									Geschwindigkeit von 15, 25 und 35 m/sek. laufen zu lassen. Zum Zweck des Versuches
                              									wurde zunächst Welle C abgebremst, und die eingeleitete
                              									elektrische Energie E2
                              									festgestellt. Dann entfernte man die Seile und bremste Welle B unter Zuführung der Energie E1 ab. Hierbei wurde E1 möglichst genau so groß wie E2 gehalten. Den
                              									Wirkungsgrad ergab angenähert das Verhältnis der im ersten und zweiten Fall auf die
                              									Bremswage zu legenden Gewichte, \eta'=\frac{G_2}{G_1}. Einen
                              									genaueren Wert erhält man indessen durch Berichtigung entsprechend den Verhältnissen
                              										\frac{E_1}{E_2} und \frac{n_2}{n_1}, wenn
                              									unter n die Umlaufzahlen verstanden werden. Es lautet
                              									sodann der Ausdruck \eta=\frac{G_2\,n_2\,E_1}{G_1\,n_1\,E_2}, in
                              									welchem E1 ∾ E2 ist. Bei dem in der angegebenen Weise
                              									festgestellten Wirkungsgrad sind sämtliche Verluste durch Seilschlupf,
                              									Luftwiderstand, Steifigkeit des Seiles usw. berücksichtigt, während bei den
                              									Versuchen des Professor Kammerer nur die Verluste durch
                              									die Seile selbst zur Geltung kamen. Daher lassen sich die in beiden Fällen
                              									erhaltenen Resultate nicht ohne weiteres vergleichen. Die Bonteschen Versuchsreihen ergeben für η einen
                              									mittleren Wert von 97,3 v. H. Die von Prof. Kammerer
                              									gemachte Erfahrung, daß der Wirkungsgrad bei Verwendung mehrerer Seile sinkt, fand
                              									keine Bestätigung. Dieser scheinbare Widerspruch findet seine Erklärung darin, daß
                              									auf dem Probierstand in Neckarau bei der Verwendung nur eines Seiles die für drei
                              									Seile bestimmte Transmissionsanlage sehr schlecht ausgenutzt wurde, und daher sogar
                              									eine Steigerung von η bei Verwendung mehrerer Seile
                              									bemerkbar war. Sämtliche Werte für den Wirkungsgrad, die bei weniger als ⅔ der
                              									Vollbelastung erzielt wurden, sind zu ungünstig:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 58
                              
                           Bei der Ermittlung von Geschwindigkeitsverlusten wurde durch Verwendung von Scheiben
                              									mit gleichem Durchmesser jede Ungewißheit in betreff des wirksamen Halbmessers
                              									vermieden, die sich infolge des Einklemmens des Seiles in die keilförmigen Rillen
                              									ergeben könnte. Das Uebersetzungsverhältnis blieb unter allen Umständen gleich 1. Die
                              									beobachteten Geschwindigkeitsverluste waren sehr gering, z.B. bei 25 kg Spannung
                              									0,25 v. H. Erst bei einer Belastung von 75 kg/cm2
                              									machte sich ein Gleiten bemerkbar. Berechnete man in der oben angegebenen Weise bei
                              									der Höchstbelastung die Spannung Q im straffen und die
                              									Spannung P im losen Trum, so ergab sich nach der Eulerschen Formel
                              										e^{\mu\,\alpha}=\frac{Q}{P}, in welcher α den umspannten Bogen darstellt, μ den Reibungskoeffizienten = 0,73, dessen Höhe es
                              									ermöglichte, den Beginn des Gleitens festzustellen. Durch die angestellten Versuche
                              									wurde somit gezeigt, daß der Wirkungsgrad des Seilbetriebes vermutlich dem des
                              									Riemenantriebes nicht nachsteht. [Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure Nr.
                              									43, 1913]
                           Schmolke.
                           –––––
                           Das Verhalten gehärteter und angelassener untereutektischer
                                 										Stähle. Untereutektische Stähle sind solche mit einem Kohlenstoffgehalt
                              									unter 0,9 v. H. Bei den zahlreichen Untersuchungen über die Härte solcher weichen
                              									Eisen-Kohlenstofflegierungen wurden die Veränderungen der Härteergebnisse bisher
                              									nicht im Zusammenhang mit der Aenderung des Kohlenstoffgehalts dargestellt. Daher
                              									dürften die Ergebnisse der von Hanemann und Endell (Stahl und Eisen 1913, II, 1686) angestellten
                              									Versuche interessieren, die mit Proben folgender Zusammensetzung angestellt
                              									wurden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 59
                              Abb. 1. Zerreißfestigkeit der angelassenen Stäbe nach Oelhärtung
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 59
                              Abb. 2. Zerreißfestigkeit der angelassenen Stäbe nach Wasserhärtung
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 59
                              Abb. 3. Höchstwerte der durch Abschrecken und Anlassen erreichten
                                 										Zerreißfestigkeitswerte
                              
                           Tabelle 1.
                           Chemische Zusammensetzung der untersuchten Proben.
                           
                              
                                 Probe
                                 Cv. H.
                                 Siv. H.
                                 Mnv. H.
                                 Pv. H.
                                 Sv. H.
                                 
                              
                                 1
                                 0,05
                                 0,006
                                 0,46
                                 0,06
                                 0,04
                                 
                              
                                  la
                                   0,085
                                 0,009
                                 0,32
                                 0,04
                                 0,03
                                 
                              
                                 2
                                 0,20
                                 0,010
                                 0,54
                                 0,04
                                   0,035
                                 
                              
                                 3
                                 0,34
                                 0,050
                                 0,68
                                 0,04
                                   0,035
                                 
                              
                                 4
                                 0,44
                                 0,052
                                 0,49
                                 0,01
                                 0,03
                                 
                              
                                 5
                                 0,50
                                 0,210
                                 0,46
                                 0,06
                                 0,04
                                 
                              
                                 6
                                 0,65
                                 0,080
                                 0,48
                                   0,023
                                 0,06
                                 
                              
                           Die Proben 1 bis 6 wurden zunächst auf den Einfluß der Abschrecktemperatur
                              									untersucht. Gewählt wurden 750, 850 und 950° C. Tab. 2 gibt die erhaltenen Werte
                              									wieder.
                           Tabelle 2.
                           Festigkeit, Dehnung und Kontraktion der geglühten, öl- und
                              									wassergehärteten Stähle.
                           Abmessungen der Rundstäbe: Meßlänge 100 mm, Querschnitt rd. 19,6
                              									qmm.
                           
                              
                                 Probe
                                 Cv. H.
                                 Ausgeglüht bei800–900°
                                    												CFestigkeitkg/mm2
                                 In Oel gehärtet bei
                                 In Wasser gehärtet bei
                                 
                              
                                 750° CFestig-keitkg/mm2
                                 850° CFestig-keitkg/mm2
                                 950° CFestig-keitkg/mm2
                                 850° CFestig-keitkg/mm2
                                 950° CFestig-keitkg/mm2
                                 
                              
                                 1
                                 0,05
                                 36,7
                                   56,2
                                   50,0
                                   53,6
                                   54,3
                                   72,0
                                 
                              
                                  la
                                 0,08
                                 32,5
                                   49,0
                                   43,5
                                   48,0
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 0,20
                                 44,3
                                   67,6
                                   74,1
                                 109,0
                                 137,8
                                 149,5
                                 
                              
                                 3
                                 0,34
                                 47,9
                                   74,4
                                 145,2
                                 149,0
                                 120,7
                                 145,3
                                 
                              
                                 4
                                 0,44
                                 57,3
                                 107,6
                                 149,3
                                 139,0
                                   80,0
                                   56,5
                                 
                              
                                 5
                                 0,50
                                 63,2
                                 112,3
                                 136,3
                                 123,9
                                   66,7
                                   46,1
                                 
                              
                                 6
                                 0,65
                                 64,0
                                 107,6
                                 105,7
                                   97,1
                                   62,5
                                   34,3
                                 
                              
                           Danach zeigen mit Ausnahme von Material l alle Proben die höchste Festigkeit, wenn
                              									sie auf eine dem Umwandlungspunkt Ar3 nahegelegenen Temperatur abgeschreckt
                              									werden, und darf hier zur Erreichung der höchsten Werte, im Gegensatz zu den
                              									härteren Stählen, eine Erhitzung über diese Temperatur erfolgen.
                           Hinsichtlich des Kohlenstoffgehalts liegt der höchste Festigkeitswert bei 0,34 und
                              									0,44 v. H. Bei demselben Kohlenstoffgehalt hört gleichzeitig die Dehnung und
                              									Querkontraktion auf. Die Härte steigt bis zu einem Kohlenstoffgehalt von 0,44 v. H.
                              									und bleibt dann ungefähr auf gleicher Höhe.
                           Weiter wurde das Verhalten der nachträglich noch angelassenen Proben studiert. Hier
                              									ergab sich der Höchstwert der Festigkeit bei 0,34 v. H. Kohlenstoff nach dem
                              									Abschrecken in Wasser und nachfolgendem Anlassen auf 100° C, während die Festigkeit
                              									durch Anlassen in Oel abgeschreckten Materials nur abnimmt. Der Stahl mit 0,65 v. H.
                              									Kohlenstoff zeigt die höchste Zerreißfestigkeit bei einer Anlaßhitze von 300° nach Wasserhärtung und
                              									von 200° nach Oelhärtung. Alle übrigen Proben verlieren durch Anlassen an
                              									Festigkeit. Die Veränderung der Festigkeit mit der Anlaßhitze wird durch die
                              									Schaulinien in Abb. 1 und 2 dargestellt. In Abb. 3 sind die bei den
                              									verschiedenen Kohlenstoffgehalten durch Abschrecken und Anlassen erreichten
                              									Festigkeits-Höchstwerte zusammengestellt.
                           Nach früheren Untersuchungen über übereutektische Stähle wird bei diesen der durch
                              									Anlassen auftretende Festigkeit-Höchstwert mit abnehmendem Kohlenstoffgehalt bei
                              									tieferen Temperaturen erreicht. Auch scheint bei niedriggekohlten Stählen die
                              									Zersetzung der festen Lösung schon bei niedrigen Anlaßhitzen bzw. schon durch
                              									Abschrecken allein erreicht zu werden.
                           Loebe.
                           –––––
                           Eine neue Entstaubungsanlage. Nachdem zuerst in der
                              									Braunkohlenindustrie, bei der die Staubentwicklung infolge des zum Betriebe nötigen
                              									großen Zuges besonders lästig ist, die Anregung zum Entwurf von Entstaubungsanlagen
                              									gegeben wurde; haben sich in erster Linie vier Verfahren zur Reinigung von
                              									Verbrennungsgasen Eingang verschafft.
                           
                              1. Die Entstaubung durch Scheidewände, die eine
                                 										Querschnittsveränderung oder Richtungswechsel veranlassen;
                              2. Niederschlagen des Staubes durch Dampf oder Wasser;
                              3. Die Kombinationen beider Verfahren;
                              4. Abfangen durch Filter.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 60
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 60
                              Abb. 2.
                              
                           Beim Filtrieren wird die Befreiung von allen Unreinigkeiten erreicht. Erstrebenswert
                              									ist ferner selbsttätige Reinigung der Filter und selbsttätige Rückbeförderung des
                              									Staubes zum Betriebe. Diese Vorzüge vereinigt eine Konstruktion von Dr. Herbing, Halle a. S. Als Filterstoff wird hierbei Rohhanf
                              									gewählt, dessen Feuergefährlichkeit sich durch ein geeignetes Verfahren beseitigen
                              									läßt, und das imstande ist, Staub von jeder Art und Korngröße abzufangen. Ein
                              									Auswechseln infolge Verstopfens der Filter ist selbst unter den ungünstigsten
                              									Umständen nur alle drei bis vier Tage nötig. Um jede Störung des Betriebes durch
                              									Reparaturen tunlichst zu vermeiden, ist eine doppelte Filterkammer vorgesehen, wie
                              										Abb. 2 zeigt. Jede der beiden Hälften kann
                              									allein die Entstaubung übernehmen. Aus Abb. 1 wird
                              									die Wirkungsweise des Apparates ersichtlich. Die staubführenden Gase treten durch
                              										b ein, stoßen zunächst gegen die schrägliegenden
                              									Scheidewände k und gelangen dann unter
                              									Richtungsänderung durch das Filter c in eine zweite
                              									Abteilung der Filterkammer und so fort. Im ganzen ist letztere sechsmal geteilt.
                              									Hierdurch wird erreicht, daß die einzelnen Filterschichten nicht zu dick werden. Der
                              									herabgesunkene Staub wird durch eine Schnecke dem Betrieb wieder zugeführt. Die
                              									Reinigung geschieht mittels einer selbsttätig arbeitenden Schüttelvorrichtung. Zum
                              									Auswechseln der nach Trocknung und Ausklopfen des Staubes wieder verwendbaren Filter
                              									sind Oeffnungen und für Reparaturarbeiten die Mannlöcher f vorgesehen. Der Zug wird zwar etwas, aber nicht in störender Weise durch
                              									Anbringen der Vorrichtung vermindert. Nötigenfalls kann durch den Einbau von
                              									Exhaustoren jeder nachteilige Einfluß vermieden werden. Reinigung und Reparaturen
                              									sind baldmöglichst unter Benutzung einer Schutzkleidung noch vor dem Erkalten der
                              									Anlage auszuführen, damit die Betriebsfähigkeit stets gesichert ist. Die Kammer läßt
                              									sich in Mauerwerk, Betonkonstruktion und Eisen ausführen. [Rauch und Staub Nr.
                              									12.]
                           Schmolke.
                           –––––
                           Unfälle durch Elektrizität auf den oberschlesischen
                                 										Industriewerken im letzten Jahre. Der oberschlesische Ueberwachungsverein
                              									hatte im letzten Vereinsjahr 15 Unfälle zu untersuchen, bei denen nicht nur durch
                              									Hochspannung, sondern auch durch Niederspannung Personen verunglückten, zum größten
                              									Teil mit Todeserfolg. Eine Uebersicht gibt nachfolgende Tabelle:
                           
                              
                                 Art der Unfälle
                                 Spannung
                                 Schuld an den Unfällen
                                 
                              
                                 Tod
                                 Ver-letzung
                                 Nieder-spannung
                                 Hoch-spannung
                                 EigenesVer-schulden
                                 FremdesVer-schulden
                                 VerkettungvonZufällen
                                 
                              
                                 10
                                 5
                                 2
                                 13
                                 8
                                 1
                                 6
                                 
                              
                           Es ist besonders bemerkenswert, daß die Unfälle durch Niederspannung rasch zunehmen.
                              									Es kommt dies hauptsächlich daher, daß die in der Kleinindustrie und im Haushalt
                              									verwendeten transportablen Stromverbrauches wie kleine elektrische
                              									Werkzeugmaschinen, Massageapparate, Heißluftduschen usw. in außerordentlichem Maße
                              									Verbreitung gefunden haben und dabei noch zumeist in Laienhände gelangten. Die
                              									elektrische Ausführung genannter Apparate ist häufig noch recht mangelhaft. Es ist
                              									z.B. garnicht selten, daß man unter Spannung stehende Klemmen ganz unbedeckt
                              									vorfindet. Tritt nun irgend ein Defekt auf, so sind in feuchten Räumen, oder wenn
                              									gleichzeitig eiserne Konstruktionsteile, Rohrleitungen für Gas oder Wasser usw.
                              									berührt werden, die Vorbedingungen für einen gefahrbringenden Stromübertritt
                              									gegeben, namentlich wenn die betreffende Person feuchte Hände oder feuchte
                              									Bekleidung hat.
                           Wie bereits in D. p. J. Heft 21, 1913 mitgeteilt, ist unter Voraussetzung ungünstiger
                              									Verhältnisse die Spannungsgrenze, bei der eine Gefährdung nicht mehr zu befürchten ist,
                              									derart niedrig, daß praktisch nur eine ausreichende Isolierung aller
                              									spannungführenden Teile, verbunden mit einer Erdung sämtlicher der Berührung und dem
                              									Stromübertritt ausgesetzter Metallteile in Frage kommt.
                           Was nun die durch Hochspannung veranlaßten 13 Unfälle anbetrifft, so bietet der
                              									Bericht des oberschlesischen Ueberwachungsvereins hierüber nicht viel besonderes. In
                              									der Tat sind ja infolge der strengen und bis ins einzelne gehenden Vorschriften des
                              									V. D. E. bei den neueren Anlagen Unfälle ohne eigenes oder fremdes gröberes
                              									Verschulden recht selten. Von den in genanntem Bericht beschriebenen und als durch
                              									Verkettung von Zufällen entstanden bezeichneten Unfällen dürfte ein Teil ohne
                              									weiteres auf nicht streng vorschriftsgemäße Ausführung zurückzuführen sein.
                           In dem einen Fall handelt es sich um einen Anlasser für 500 Volt Drehstrom, bei dem
                              									wohl die Kontakte durch eine Kappe abgedeckt waren, aber der Anlaßhebel durch einen
                              									Schlitz der Kappe hindurchgeführt wurde, der nicht so angeordnet war, daß eine
                              									fahrlässige Berührung ausgeschlossen war. Der betreffende Arbeiter verunglückte
                              									tödlich. Da in ähnlicher Weise schon wiederholt Unfälle beobachtet wurden, so hat
                              									man für die in Bearbeitung befindlichen Normalien für Schaltapparate die Forderung
                              									aufgestellt, daß derartige Schlitze in Abdeckungen nicht zulässig sein sollen.
                           In einem anderen Fall trug in einer Anlage für 6000 Volt eine nicht einwandfrei
                              									verlegte Leitung Schuld, daß ein durch Versagen eines Zippschen Spannungsanzeigers lokal entstandener Lichtbogen an den
                              									Leitungen weiter wanderte und zuletzt auf die Eisenkonstruktion übersprang, wobei
                              									ein dabei stehender Monteur erhebliche Brandwunden davontrug.
                           Infolge von Fahrlässigkeit entstehen auch immer wieder Unfälle dadurch, daß es bei
                              									geringfügigen Arbeiten an Schalteinrichtungen nicht für nötig gehalten wird, die
                              									betreffende Abteilung spannungslos zu machen und sich erforderlichenfalls auch davon
                              									zu überführen.
                           Weiter ist es natürlich gefährlich, Leitungen, die nur zum vorübergehenden Betrieb
                              									bestimmter Maschinen dienen, unnütz unter Spannung stehen zu lassen, da hierdurch
                              									weiterer Fahrlässigkeit dritter Personen direkt Vorschub geleistet wird.
                           Bei einem großen Gittermast einer 20000 Volt-Fernleitung hatten sich Sperlinge in
                              									großen, als Isolatoren-träger dienenden ∪-Eisen Nester
                              									gebaut. Diese Gelegenheit glaubte sich ein Schuljunge trotz angebrachter
                              									Warnungstafel nicht entgehen lassen zu dürfen und kletterte auf den Mast. Natürlich
                              									kam er der Leitung zu nahe und mußte sein Beginnen mit dem Leben bezahlen. Zur
                              									Erschwerung ähnlicher Vorkommnisse ließ die betreffende Verwaltung sämtliche Mäste
                              									bis auf 2 m Reichhöhe mit glattem Eisenblech umkleiden. [Zeitschrift für Dampfkessel
                              									und Maschinenbetrieb Heft 32/33, 1913.]
                           Rich. Müller.
                           II. Internationaler Kongreß für Rettungswesen und
                                 										Unfallverhütung in Wien 1913. Unter Beteiligung fast aller Kulturstaaten
                              									tagte vom 9. bis 13. September v. J. in Wien der II. Internationale Kongreß für
                              									Rettungswesen und Unfallverhütung. In Sektion VI wurden diejenigen Fragen behandelt,
                              									die das Rettungswesen in der Montanindustrie betreffen. Aus der Reihe der Vorträge
                              									und Diskussionen seien hier kurz die bemerkenswertesten wiedergegeben, soweit sie an
                              									dieser Stelle von allgemeinerem Interesse sein dürften.
                           K. K. Oberbergrat Dr. Fillunger sprach über: „Grubenbrände, deren Entstehung und Gewältigung, unter
                                    											besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse des Steinkohlenbergbaues und
                                    											der Schlagwettergruben“; mit voller Sicherheit kann eine beginnende
                              									Selbstentzündung der Kohlenflöze angenommen werden, wenn in einem Wetterstrome die
                              									geringsten Mengen von Kohlenoxyd nachgewiesen werden können. Die Gewältigung erfolgt
                              									nach verschiedenen Methoden: Umkehren der Wetterführung, Ablöschen, Luftabschluß.
                              									Das Ziel jeder Grubenbrandgewältigung besteht darin, dem Brandherde die
                              									Verbrennungsluft schnell zu entziehen (Luftabschluß durch Abdämmen der Schächte).
                              									Ist es tunlich, so wird man durch einen Wetterkurzschluß den Durchgangsstrom von der
                              									Brandstelle ablenken. – „Ueber neuere Konstruktionen von
                                    											Sauerstoff-Atmungsgeräten mit Injektor zwecks Verhütung der Entstehung vom
                                    											Unterdruck“ verbreitete sich Bergassessor Grahn-Bochum. Unfälle von der Art, wie sie sich nach Prof. Cadman in England dadurch ereignet haben sollen, daß
                              									durch Beschädigungen des Generators kohlenoxydhaltige Grubenwetter in das
                              									Atmungsgerät hineingesaugt worden sind, sind im rheinisch-westfälischen
                              									Industriebezirk bisher nicht beobachtet worden. Zur Beseitigung dieser von manchen
                              									Seiten geäußerten Bedenken nehmen neuerdings die ausführenden Firmen, also das Drägerwerk-Lübeck, die Maschinenfabrik Westfalia-Gelsenkirchen und die Mining Engineering Co. Ltd.-Sheffield Abänderungen an ihren Modellen vor,
                              									durch welche eine Gefährdung der Rettungsmannschaften durch Entstehen von Unterdruck
                              									im Apparat ausgeschlossen erscheint. Als wichtigste Regeln haben nach Ansicht des
                              									Vortragenden für den Ernstfall zu gelten: Vor Benutzung sind die Atmungsgeräte
                              									besonders auf ihre Dichtigkeit zu prüfen; bevor der Rettungsmann sich anstrengt,
                              									müssen die Atmungssäcke voll mit Luft gefüllt sein. Endlich sind die Geräte während
                              									des Gebrauchs dauernd durch den Führer zu beobachten. Dieselben Grundsätze vertrat
                              									der Leiter der Hauptstelle für die Grubenrettungsstelle in Westfalen, Bergassessor
                              									Dr.-Ing. Forstmann in seinem Vortrage über „Sauerstoffgeräte mit und ohne Injektoren“. Die
                              									Tatsache, daß in dem Entstehen von Unterdruck eine gewisse Gefahrenquelle liegt, ist
                              									in Deutschland lange bekannt. Trotzdem hält man hier die Einführung der Injektoren
                              									für einen wesentlichen Fortschritt und begegnet den Bedenken dadurch, daß man die
                              										Rettungsmannschaften häufig auf die bei Undichtigkeiten mögliche Gefahr
                              									hinweist. Es liegt jedenfalls nach den Ergebnissen der in Deutschland durchgeführten
                              									sorgfältigen Untersuchungen kein Grund vor, die Atmungsgeräte ohne Injektoren, mit denen erheblich weniger Arbeit geleistet werden kann,
                              									den Injektorenapparaten vorzuziehen. – Nach den genannten Vorträgen entspann sich
                              									eine äußerst angeregte, wissenschaftliche Diskussion, die Prof. Dr. Tübben-Berlin mit dem Hinweis einleitete, daß die
                              									Rettungsapparate in ihrer heutigen Form bei weitem zu kompliziert seien, und daß
                              									ferner die Gefahr der Kohlensäure im allgemeinen sehr überschätzt werde. Die
                              									Berliner Bergakademie habe auf seine Anregung hin ein Preisausschreiben für die
                              									Konstruktion eines „Selbstretters“ ergehen lassen,
                              									da man die Frage der Atmung reinen Sauerstoffes in Stickwettern als die richtige
                              									Lösung des Problems erachte. – Bezüglich einer von Dr. Hagemann aufgestellten Statistik, wonach durch den Gebrauch von
                              									Rettungsapparaten in 22 Fällen 67 Leute gerettet, und in 23 Fällen 28 Mann
                              									verunglückt seien, bemerkt der Vertreter des Preuß. Handelsministeriums, Geheimrat
                              									Bornhardt, daß diese Zahlen wohl einer Korrektur im günstigen Sinne bedürfen. – Ein
                              									Antrag des Berghauptmanns Dr. Gattnar-Wien, daß künftig
                              									in allen am Kongreß beteiligten Kulturstaaten jede Benutzung von Rettungsapparaten
                              									im Ernstfall den zuständigen Behörden anzuzeigen sein soll, gelangte zur
                              									einstimmigen Annahme. – Ueber „Maßnahmen zur Abwendung der
                                    											Schwimmsandeinbrüche“ berichtete Zentralberginspektor Padour und schlug als solche Vorbohren, Errichten von
                              									Dammgürteln, Schaffung von Fluchtwegen und Einbau von Alarmsignaleinrichtungen vor.
                              									– „Die Verwendung elektrischer Gruben- und
                                    											Sicherheitslampen im Bergwerksbetriebe, unter besonderer Berücksichtigung
                                    											ihrer modernsten Typen“ lautete das Thema, das Bergassessor Schorrig behandelte. Ausgehend von der Feststellung, daß
                              									etwa 60 v. H. sämtlicher beim preußischen Steinkohlenbergbau im letzten Jahrzehnt
                              									überhaupt vorgekommener Schlagwetterexplosionen durch den Gebrauch der bisher
                              									gebräuchlichen Wetterlampen verursacht worden sind, besprach der Vortragende die
                              									Vorteile der elektrischen Sicherheitslampen gegenüber den Benzin- und Azetylenlampen
                              									und erörterte die Gesichtspunkte, die für die kritische Beurteilung der
                              									Brauchbarkeit elektrischer Grubenlampen maßgebend sind. – Dr. Goldmann referierte sodann über „Die wichtigsten
                                    											beruflichen Erkrankungen des Bergarbeiters“ und bezeichnete als
                              									solche das Lungenemphysem, ferner den Nystagmus, der durch die liegende Haltung und
                              									den stets aufgerichteten Kopf der Bergarbeiter verursacht wird und die bekannte
                              									Ankylostomiasis (Bergarbeiterwurm), die durch Toxine eine bedeutende Anämie
                              									hervorruft. – Zum Schluß beschrieb k. k. Bergkommissar Stauch-Brüx die staatliche Versuchsanstalt für
                                 										Schlagwetter, Kohlenstaub, Brandgase in Brüx, sowie der Direktor der
                              									Zentralstelle für Rettungswesen, Taffanael, die
                              									Zentralstelle in Lievin, die für 106000 Bergarbeiter bestimmt ist. Man hat hier
                              									große Vorteile darin gefunden, sich in Organisationen für Rettungen im Falle
                              									schwerer Katastrophen zu vereinigen; an diese Zentralstelle sind dann die
                              									Zweigniederlassungen der verschiedenen Mienen angeschlossen.
                           In der allgemeinen Schlußsitzung des Kongresses wurde als Tagungsort für den III.
                              									internationalen Rettungskongreß Amsterdam bestimmt. Zugleich konstituierte sich die
                              											„Internationale Vereinigung für Rettungswesen und
                                    											Unfallverhütung“ mit dem vorläufigen Sitze in Wien.
                           Schorrig.
                           –––––
                           Das Einjährige für Nationalflugschüler. Zur erleichterten
                              									Prüfung für den Einjährig-Freiwilligendienst werden jetzt auch solche jungen Leute
                              									zugelassen, die sich auf dem Gebiet des Flugwesens besonders auszeichnen und eine
                              									genaue Kenntnis der für die Luftfahrt erforderlichen Wissensgebiete besitzen. Als
                              									ausreichende Flugleistung wird die Erfüllung der Bedingungen für die
                              									Flugmeisterprüfung angesehen, bis zu der die Flugausbildung der Nationalflugschüler
                              									getrieben wird. Um ihnen nun noch die Möglichkeit zu geben, sich ohne besondere
                              									Kosten für den mündlichen Teil der Einjährigen-Prüfung vorzubereiten, hat die
                              									Verwaltung der Nationalflugspende mit der Luftfahrerschule Berlin-Adlershof, die aus
                              									der Flugspende unterstützt wird, ein Abkommen getroffen, nach dem
                              									Nationalflugschüler an den dreimonatigen Sonderkursen der Schule teilnehmen können,
                              									ohne daß sie Schulgeld zu entrichten haben.
                           –––––
                           Der Föttinger-Transformator (vgl. Heft 11 und 13 v. J.)
                              									ist bekanntlich ein hydraulisches Uebersetzungsgetriebe zur Kupplung zweier in der
                              									gleichen Achse liegender Wellen. Er gestattet bei der Uebertragung sowohl
                              									Beschleunigung wie Verzögerung und, was das wichtigste ist, die Umkehrung der
                              									Drehrichtung. Gerade dadurch ist er für den Turbinenantrieb von Schiffen ein
                              									wichtiger neuer Maschinenteil. Das Umsteuern gelingt bei voller Belastung in beiden
                              									Drehrichtungen in 12 bis 13 Sekunden. Um den Transformator auch für hohe Belastungen
                              									einer sicher maßgebenden Prüfung zu unterziehen, wurde vor kurzem in der Hamburger
                              									Turbinenwerkstatt der Vulkanwerke ein solcher für eine
                              									Normalleistung von 7800 PS bei 800 minutlichen Umdrehungen der Triebwelle und 160
                              									der getriebenen Welle unter den später im Schiff vorhandenen Betriebsbedingungen
                              									einer 14tägigen Dauerprobe unterworfen. Die Versuche haben vollauf befriedigt und
                              									einen Wirkungsgrad bis zu 90 v. H. ergeben. In Zukunft dürfte also der neue
                              									Maschinenteil überall da eine große Rolle spielen, wo es nötig ist die
                              									Antriebsmaschine (Turbine) umzusteuern, und insbesondere auch der Verwendung der
                              									betriebsbilligen meist nicht umsteuerbaren Dieselmotoren förderlich sein.
                           
                              Pr.