| Titel: | Hochdruckkreiselpumpen für Kesselspeisezwecke. | 
| Autor: | Alfred Schacht | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 65 | 
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                        Hochdruckkreiselpumpen für
                           								Kesselspeisezwecke.
                        Von Ingenieur Alfred Schacht in
                           									Berlin.
                        SCHACHT: Hochdruckkreiselpumpen für Kesselspeisezwecke.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Vorzüge der Hochdruckkreiselpumpen gegenüber andern
                              									Kesselspeisepumpen. Kesselspeisepumpen der Firma A. Borsig, Tegel. Einzelheiten der Konstruktion. Ausgeführte Anlagen.
                           –––––
                           Die Hochdruckkreiselpumpen haben sich in den letzten Jahren auch das Gebiet der
                              									Kesselspeisung, das früher beinahe ausschließlich den Kolbenpumpen vorbehalten war,
                              									als Arbeitsfeld erobert. In der Hauptsache ist die schnelle Verbreitung wohl darauf
                              									zurückzuführen, daß die vielen Vorzüge der Kreiselpumpen, durch die die Kolbenpumpen
                              									schon auf andern Gebieten von den Kreiselpumpen zurückgedrängt oder sogar aus dem
                              									Wettbewerb überhaupt ausgeschaltet wurden, auch bei der Kesselspeisung in weitestem
                              									Maße zur Geltung kommen.
                           Die Kreiselpumpen arbeiten mit rotierenden, sich kaum berührenden Elementen, wodurch
                              									der Verschleiß und die damit verbundenen Reparaturkosten auf ein Minimum beschränkt
                              									werden. Die einfache Antriebsweise, bestehend in der direkten Kupplung mit
                              									Elektromotoren oder Dampfturbinen, und die sich daraus ergebende Platzersparnis sind
                              									Vorteile, denen die Kreiselpumpe zum Teil ihre heutige Bedeutung auf dem Gebiete der
                              									Kesselspeisung verdankt. Kreiselpumpen können bekanntlich nur einen Maximaldruck
                              									erzeugen, der dem höchsten Punkt ihrer Charakteristik entspricht, weshalb selbst bei
                              									ganz geschlossener Druckleitung eine schädliche Drucksteigerung innerhalb der
                              									Leitung nicht erfolgen kann; aus demselben Grunde werden Sicherheitsventile in der
                              									Druckleitung vollkommen überflüssig. Die Wasserförderung erfolgt gleichmäßig, und
                              									der erzeugte Strahl ist vollkommen stoßfrei, weshalb enge Rohrleitungen verwendet
                              									werden können, und Windkessel nicht erforderlich werden. Durch die Möglichkeit der
                              									Verwendung großer Umfangsgeschwindigkeiten z.B. sind Kreiselpumpen, direkt mit
                              									Elektromotoren von etwa 2900 minutlichen Umdrehungen schon lange Zeit in
                              									durchaus einwandfreiem Betrieb – wird der Anschaffungspreis der Pumpen und auch
                              									derjenige des elektrischen Teiles niedrig. Durch die direkte Kraftübertragung beim
                              									Antrieb durch schnellaufende Dampfturbinen kommen Uebersetzungsgetriebe usw. in
                              									Fortfall, wodurch sich bei der Beschaffung des Aggregats gleichfalls eine Ersparnis
                              									machen läßt. Während bei andern Pumpensystemen, z.B. den früher allgemein üblichen
                              									Duplexdampfpumpen, mehrere Teile, wie Steuerung, Dampfzylinder, Kolbenstange usw.
                              									eine sorgfältige Schmierung und Wartung erforderten, beschränkt sich bei einer
                              									Kreiselpumpe die Schmierung und Wartung lediglich auf das gelegentliche Nachfüllen
                              									von Schmieröl in die, meist mit Ringschmierung versehenen Lager der Pumpenwelle. Da
                              									keine hin- und hergehenden Teile vorhanden sind, so können die Fundamente leicht
                              									gehalten werden, wodurch sich wiederum eine Ersparnis ergibt. Die Regulierung der
                              									Fördermenge kann in einfachster Weise durch Einstellen des in der Druckleitung, in
                              									der Nähe des Druckstutzens der Pumpe angeordneten Regulierabsperrschiebers erfolgen,
                              									wobei der Kraftverbrauch der Pumpe bei abnehmender Fördermenge ebenfalls zurückgeht.
                              									Dabei kann selbst bei vollem Betrieb der Absperrschieber ganz geschlossen werden,
                              									ohne daß eine, für die Pumpe gefährliche Druckerhöhung auftritt. Auch warmes Wasser
                              									kann mit Kreiselpumpen gefördert werden, wobei jedoch, wie auch bei andern
                              									Pumpensystemen, Wasser mit einer Temperatur von über 70 ° C der Pumpe zulaufen muß.
                              									Bei minder warmem Wasser kann die Kreiselpumpe noch eine gewisse Saughöhe
                              									überwinden, z.B. bei 40° C eine solche von etwa 5 m manometrisch. Die Montage von
                              									Kreiselpumpen wird dadurch, daß die Pumpen in fast allen Fällen mit der betreffenden
                              									Antriebsmaschine zusammen sorgfältig ausprobiert werden und betriebsfertig zusammengebaut zum Versand
                              									kommen, äußerst einfach.
                           Wenn nun die Kreiselpumpe den Wettbewerb mit andern Pumpen stets erfolgreich bestehen
                              									soll, so ist neben der Verwendung nur besten Materials und sauberster Ausführung
                              									auch auf die Erzielung eines guten Wirkungsgrades zu achten, der nur durch
                              									zweckentsprechende Konstruktion aller Teile erreicht wird. Die Kreiselpumpe ist eine
                              									derjenigen Maschinen, bei welchen nicht bloß die Theorie, sondern in weit höherem
                              									Maße der Versuch dazu führt, Maschinen mit guten Wirkungsgraden herzustellen. Eine
                              									auf den ersten Blick geringfügig erscheinende Abänderung einer an andern
                              									Pumpenmodellen bewährten Konstruktion, z.B. die Vergrößerung oder Verkleinerung des
                              									Spielraumes zwischen den Dichtungsringen und dem Schaufelrad, eine Aenderung der
                              									äußeren Form des Schaufelrades oder des Raumes zwischen Rad und umgebender
                              									Gehäusewand, kann u.a. eine erhebliche Verbesserung oder Verschlechterung des
                              									Wirkungsgrades hervorrufen. Jedenfalls ergibt sich daraus, daß für den Bau von
                              									Kreiselpumpen eine umfangreiche Erfahrung nötig ist, die naturgemäß nur derjenige
                              									haben kann, der sich dauernd und lange Zeit hindurch mit der Fabrikation von
                              									Kreiselpumpen beschäftigt hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 66
                              Abb. 1.
                              
                           Die Firma A. Borsig, Tegel, steht unter den führenden
                              									Firmen des Kreiselpumpenbaues mit an erster Stelle. Abb.
                                 										1 zeigt das Schnittbild einer ihrer mehrstufigen Kreiselpumpen für
                              									Kesselspeisezwecke. Das eigentliche Pumpengehäuse besteht aus mehreren
                              									Zwischenwänden, die durch kräftige Anker zusammengehalten werden. An Pumpen, bei
                              									welchen das Gehäuse aus einem zylindrisch ausgebohrten Stück besteht, in welches die
                              									einzelnen Zwischenwände mit den Leitapparaten usw. nacheinander eingesetzt werden,
                              									kommt es häufig vor, daß die eingesetzten Wände festrosten und nur durch Anwendung
                              									besonderer Abzugsvorrichtungen ausgebaut werden können; dieser Uebelstand wird
                              									bei der von A. Borsig gewählten Konstruktion vermieden.
                              									Außerdem ist durch letztere Konstruktion die Möglichkeit gegeben, die Pumpe später
                              									durch den Anbau einer oder mehrerer Stufen für eine größere Förderhöhe zu verwenden,
                              									wobei dann nur die Pumpenwelle und die Verbindungsanker auszuwechseln sind. Die
                              									seitlich geschlossenen Schaufelräder und die Leitapparate werden aus einer
                              									Speziallegierung und unter Verwendung von Grenzlehren hergestellt, so daß Räder und
                              									Leitapparate im Bedarfsfall ohne weiteres gegen nachträglich gelieferte
                              									ausgewechselt werden können. Um die Menge des vom Druckraum in den Saugraum
                              									zurückfließenden, bereits geförderten Wassers möglichst klein zu halten, werden die
                              									Schaufelräder an den Eintrittsöffnungen mit leicht auswechselbaren Dichtungsringen
                              									versehen; der sich aus dem Zurückfließen von Wasser ergebende Spaltverlust darf bei
                              									guten Pumpen nur ganz gering sein. Die Lagerung der Pumpenwelle erfolgt in
                              									Ringschmierlagern, deren Lagerbüchsen mit einem, für hohe Zapfengeschwindigkeiten
                              									besonders geeigneten Spezial – Lagermetall ausgegossen und zur Herabminderung des
                              									spezifischen Flächendruckes reichlich bemessen werden. Bei hohen Drehzahlen und auch
                              									bei Förderung von warmem Wasser werden die Lager für Wasserkühlung eingerichtet. Auf
                              									die Abdichtung der Stopfbüchse an der Saugseite der Pumpe ist besonderer Wert
                              									gelegt, damit die Pumpe keine Luft ansaugt; die Stopfbüchse wird mit einer
                              									Wasserkammer versehen, in welche aus dem Druckraum der Pumpe Druckwasser geleitet
                              									wird. Durch eine besondere Vorrichtung wird die Welle von achsialem Schub entlastet,
                              									so daß ein kleines Kugeldrucklager für das Festhalten der Welle in achsialer
                              									Richtung vollkommen genügt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 66
                              Abb. 2.
                              
                           Wenn die Pumpe durch einen Elektromotor angetrieben wird und wenn sie für die
                              									Förderung von nicht zu warmem Wasser bestimmt ist, so werden, wie Abb. 2 zeigt, Pumpe und Motor auf einer gemeinsamen
                              									Grundplatte aufgestellt. Wird dagegen mit der Pumpe sehr warmes Wasser gefördert, so
                              									empfiehlt es sich, nur eine kleine Fundamentplatte zu verwenden, welche nur die
                              									Pumpe aufnimmt. Es soll dadurch vermieden werden, daß die hohe Temperatur des zu
                              									fördernden Wassers auf den Elektromotor übertragen, und dieser unzulässig stark
                              									erwärmt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 67
                              Abb. 3.
                              
                           Abb. 3 zeigt die Verwendung von zwei
                              									Hochdruckkreiselpumpen für Kesselspeisung; der Antrieb der Pumpen erfolgt durch je
                              									eine Dampfturbine. Die Aggregate sind für das Kraftwerk Altona der Hamburger
                              									Stadtbahn geliefert und für je 1670 l/min. Fördermenge und je 200 m
                              									manometrischer Förderhöhe bei 2500 minutlichen Umdrehungen bestimmt.
                           Die Firma A. Borsig besitzt einen mit allen erforderlichen
                              									Präzisions-Meßinstrumenten und Apparaten ausgerüsteten Versuchsraum, auf welchem
                              									alle, das Werk verlassenden Pumpen bei Einhaltung der Verhältnisse, unter welchen
                              									sie später im Betriebe zu arbeiten haben, einem Dauerversuch unterzogen werden. Es
                              									kann mit Rücksicht auf die bisherigen Erfolge wohl mit Sicherheit erwartet werden,
                              									daß die Hochdruckkreiselpumpe infolge der vielen Vorzüge, die sie zu einer idealen
                              									Kesselspeisepumpe machen, immer mehr eine erfolgreiche Konkurrenz andern
                              									Pumpensystemen gegenüber wird, zumal mit den angedeuteten Vorzügen auch eine
                              									Steigerung der Betriebssicherheit verbunden ist.