| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 151 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 151
                              Abb. 1.
                              
                           Diagramm-Charakteristiken. Bisher wurde die Untersuchung
                              									von Diagrammen gewöhnlich in der Weise vorgenommen, daß man vom Anfangspunkt der
                              									Kompressions- bzw. Expansionslinie zum Vergleich eine Adiabate oder Isotherme
                              									konstruierte, oder endlich eine dem Verlauf der Diagrammkurve angenäherte
                              									polytropische Linie zeichnete, deren Koeffizient n
                              									entsprechend gewählt wurde. Letztgenanntes Verfahren ist deshalb wenig geeignet,
                              									weil die Diagrammlinien nicht nach einem gleichbleibenden Koeffizienten n verlaufen, sondern sich vielmehr dieser Wert
                              									beständig ändert. Eine weit übersichtlichere Untersuchungsmethode besteht in dem –
                              									Aufzeichnen der sogenannten Charakteristiken. Es geschieht dies in Anlehnung an die
                              									gewöhnliche Konstruktion polytropischer Kurven folgendermaßen. Man teilt, wie Abb. 1 zeigt, die Abszisse eines gegebenen Diagramms
                              									derart, daß \frac{v_1}{v_2}=\frac{v_2}{v_3}=\frac{v_3}{v_4} wird,
                              									und errichtet in den Teilpunkten Senkrechte. Von jedem Teilpunkt zum vorhergehenden
                              									wird eine um 45° geneigte Gerade gezogen. Die Schnittpunkte dieser Linien mit
                              									den Senkrechten durch den vorangehenden Teilpunkt werden verbunden, und es ergibt
                              									sich dadurch eine Gerade, die mit der Abszisse den Winkel ϕ bildet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 151
                              Abb. 2.
                              
                           Zieht man weiter durch die Schnittpunkte der Lote mit den
                              									Diagrammkurven Wagerechte und legt durch deren Schnittpunkte mit der Ordinate
                              									wiederum um 45° geneigte Linien nach unten, so erhält man an der Stelle, wo diese
                              									auf die nächstuntere Wagerechte treffen, Punkte, deren gerade Verbindung mit dem
                              									Nullpunkt des Koordinatensystems den Winkel Ψ mit der
                              									Ordinate einschließt. Es gilt die Beziehung 1 + tg Ψ = (1 + tg ϕ)n. Bleibt der
                              									Koeffizient n konstant, so werden alle Schnittpunkte
                              									auf eine Gerade fallen. Man kann bei der Annahme n = 1
                              									bzw. n = 1,41 leicht Isotherme und Adiabate ziehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 152
                              Abb. 3. Deckelseite.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 152
                              Abb. 4. Kurbelseite.
                              
                           Verbindet man sodann die sich tatsächlich ergebenden
                              									Schnittpunkte miteinander, so erhält man eine charakteristische Linie, deren
                              									Annäherung an die Adiabate oder Isotherme einen Hinblick in die Wärmevorgänge bei
                              									Aufnahme des Diagramms gestattet. Auch ist man in der Lage, für jeden Punkt der
                              									Expansions- oder Kompressionslinie den sich ständig ändernden Koeffizienten n zu bestimmen. Dem Uebelstand, daß die
                              									Charakteristiken am Anfang des Diagramms verkürzt, am äußeren Totpunkt gedehnt
                              									erscheinen, hilft man, wie Abb. 2 zeigt, dadurch ab,
                              									daß man die Charakteristiken unter Benutzung der Abszisse als Richtlinie umzeichnet.
                              									Der Gedanke liegt nahe, weil n in der Gleichung p vn = konst. ein
                              									Exponent von v ist. Bei der Umzeichnung trägt man im
                              									Abszissenpunkt der äußeren Totstellung den Winkel Ψ an,
                              									der zu einem bestimmten Punkt der Diagrammlinie (in der Abbildung Punkt 9) gehört.
                              									Die Schnittpunkte der nach unten geneigten Winkelschenkel mit den Senkrechten durch
                              									die betreffenden Diagrammpunkte werden miteinander verbunden. Der entstehende
                              									Linienzug ist die übertragene Charakteristik. Abb.
                                 										3 und 4 zeigen die besprochenen Kurven für
                              									eine doppeltwirkende Viertakt-Dieselmaschine mit Kolbenkühlung und Teerölbetrieb.
                              									Die Abrundung von der Kompressionslinie zur Verbrennungslinie ließ sich nicht mehr
                              									fassen, und auch der Beginn der Kompression ist ziemlich weit vom Totpunkt entfernt.
                              									Auf der Deckelseite verläuft die genannte Charakteristik erst an der Adiabate und
                              									biegt dann zur Isotherme ab. Es ist demnach eine Wärmeabfuhr eingetreten infolge der
                              									Vergrößerung der Kühlfläche im Verhältnis zum eingeschlossenen Gasvolumen. Am Ende
                              									erfolgt wiederum ein Abbiegen von der Isotherme durch Einwirkung der heißen
                              									Verbrennungstaschen, in welche die Düsen münden. Auf der Kurbelseite überschreitet
                              									zwischen Punkt 1 und 4 die
                              									Kompressionscharakteristik die Adiabate.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 152
                              Abb. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 152
                              Abb. 6.
                              
                           Es hat somit Wärmezufuhr stattgefunden. Dies erklärt sich
                              									dadurch, daß bei der doppeltwirkenden Viertaktmaschine dem Kompressionstakt auf der
                              									Kurbelseite, der Verbrennungsabschnitt auf der Deckelseite gegenübersteht. Durch den
                              									Kolben hindurch findet eine Wärmeübertragung statt, Interessant ist es, bei dieser
                              									Gelegenheit die physikalisch -katalytische Wirkung des hohen Druckes festzustellen,
                              									durch welche der Durchgang der Wärme von der einen zur andern Kolbenseite
                              									außerordentlich beschleunigt wird. Die Expansionscharakteristiken haben in beiden Fällen
                              									einen wellenförmigen Verlauf infolge von Nachbrennungserscheinungen. Auffallend ist
                              									die bei Punkt 10 des Kurbelseitendiagramms auftretende
                              									Ausbuchtung zur Adiabate. Die somit stattgefundene Wärmeabfuhr läßt sich vielleicht
                              									dadurch erklären, daß die Kolbenstange einige Wassertropfen von der gekühlten
                              									Stopfbüchse mitgebracht hat. Die Beurteilung der in Abb.
                                 										5 und 6 gezeigten Charakteristiken eines
                              									Kohlensäurekompressors bietet Schwierigkeiten, da bei Dämpfen n ein Erfahrungswert und nicht mehr
                              										=\frac{c_{\mbox{p}}}{c_{\mbox{v}}} ist. Es ist daher auch
                              									hier annäherungsweise Adiabate und Isotherme mit n = 1
                              									bzw. 1,41 eingezeichnet. Ferner verliert die Formel p vx = konst. in der Nähe des kritischen
                              									Punktes ihre Bedeutung. Trotzdem lassen sich auch hier aus den Charakteristiken
                              									interessante Schlusse auf thermo-dynamische Vorgänge machen. So zeigt die
                              									Kompressionslinie des oberen Diagramms bei Punkt 3 ein
                              									Abbiegen von der Abszisse, während sie sich im unteren dieser zuwendet. Im ersteren
                              									Falle hat eine Wärmezufuhr, im letzteren eine Wärmeabfuhr stattgefunden. Es ergibt
                              									sich folgende Erklärung. Bei Kondensation tritt einerseits eine Verminderung des
                              									Gasvolumens durch die Verflüssigung, anderseits eine Vermehrung infolge der Abgabe
                              									der Verdampfungswärme ein. Das Letztere überwiegt, und es erfolgt Abbiegung von der
                              									Abszisse. Bei der Verdampfung von Nässe im Dampf findet das Gegenteil statt. Man
                              									erkennt, daß im oberen Diagramm die Kompression trocken mit Kondensation am Ende
                              									erfolgte, während sie im andern Fall naß und unter Verdampfung zum Schluß verlief.
                              									Die aus der Charakteristik ersieht--liehe Wärme- oder Gaszufuhr in beiden
                              									Expansionszügen erklärt sich durch Verdampfen von Kohlensäurerückständen im
                              									Zylinder. [Br. Leinweber in Zeitschr. des Ver. deutsch.
                              									Ingenieure Nr. 50, 1913.]
                           Schmolke.
                           ––––––
                           Heizversuche mit Unterschubfeuerung. Eine vollkommene
                              									Verbrennung wird erzielt, wenn man die Heizgase vor ihrem Eintritt in die Züge durch
                              									eine Schicht glühender Kohlen ziehen läßt. Sofern Luftüberschuß vorhanden ist,
                              									werden hierbei sämtliche Bestandteile der Rauchgase verbrennen, da innerhalb der
                              									Glutschicht die Entzündungstemperatur erreicht wird. Diese Ueberlegung führte zur
                              									Konstruktion von Feuerungen, bei denen die Zuführung des Brennmaterials von unten
                              									erfolgt. In Deutschland werden derartige Anlagen von Nyeboe & Nissen in Mannheim, De Dietrich
                              									& Co. in Niederbronn i. E, der Berlin-Anhaltischen
                                 										Maschinenbau-Akt. – Ges. und Gebr. Sulzer in
                              									Winterthur und Ludwigshafen hergestellt. Alle diese Unterschubfeuerungen gehören dem
                              										Underfeed-Stoker-System an und zerfallen in zwei
                              									Typen. Den ersten, für Flammrohrkessel bestimmten zeigt Abb. 1 im Querschnitt. Der Rost wird hier durch den Kohlentrog a (Abb. 1), die
                              									sogenannte Retorte, in zwei Hälften geteilt. Von den Rändern des Troges aus fällt
                              									die aus Winkeleisen gebildete Rostfläche nach den Seiten zu ab. Durch die Leisten
                              										q wird der Abschluß gegen die Flammrohrwand
                              									bewirkt. In der Retorte befindet sich eine durch Exzenter und Sperrad in Umdrehung
                              									versetzte Schnecke. Diese befördert die aus dem Fülltrichter aufgenommene Kohle zum
                              									Rost und hebt sie an ihrem Ende empor. Es wird daher der erste, dem Transport
                              									dienende Schneckenteil mit Kern, das hintere Stück ohne Kern ausgeführt. Die Retorte
                              									wird von dem der Form des Flammrohres angepaßten Luftkästen l umschlossen. An diesem befindet sich vorn die Frontplatte mit
                              									Schaulöchern und Vorrichtungen für die Zuführung von Ober- und Unterluft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 153
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 153
                              Abb. 2.
                              
                           Einen Querschnitt durch den oben erwähnten zweiten Typ, der bei Wasserrohrkesseln
                              									Verwendung findet, zeigt Abb. 2. Hier tritt an
                              									Stelle der Retorte mit Förderschnecke ein Trog mit Gleitboden z. Letzterer wird durch Kolbenstange und Kreuzkopf
                              									eines Dampfmotors bewegt. Ein unter dem Fülltrichter befindlicher Schieber besorgt
                              									den Vorwärtstransport des Materials, welches durch am Gleitboden befestigte
                              										„Schuhe“ in die Höhe gehoben wird.
                           Jedes zweite Roststabpaar f wird von den Daumen wellen
                              										h hin- und herbewegt, wodurch gleichmäßige
                              									Verteilung des Brennstoffs erreicht wird. Die Windkammer q hat Vorrichtungen zur Zuführung der Unterluft. Diese dient zum Teil zur
                              									Kühlung der Hohlroststäbe und gelangt somit vorgewärmt zum Verbrennungsort. Daneben
                              									ist natürlich auch Einleitung von Oberluft vorgesehen. Auch die bequeme Beseitigung
                              									der Asche sei als Vorzug erwähnt. Verdampfungsversuche, die der Schweizerische
                              									Verein von Dampfkesselbesitzern mit der Unterschubteuerung vornahm, zeigten leichte
                              									Einstellbarkeit der Feuerung auf verschiedene Belastung und lieferten auch sonst
                              									gute Resultate. [Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 49.]
                           Schmolke.
                           ––––––
                           Die Sicherheitsmaßnahmen beim Schweiß- und Schneidbrennen mit
                                 										Azetylen. Eine Reihe von Versuchen, die von Gewerberat Dr. Rasch in Hamburg (vgl. D. p. J. 1913, S. 682) ausgeführt
                              									wurden, um die Wirksamkeit der vom Deutschen Azetylen-Verein als Schutz gegen
                              									Explosionen empfohlenen Wasservorlage nachzuprüfen, hatte ergeben, daß die
                              									Wasservorlage allein nicht ausreicht, um das Zurückschlagen einer Explosionsflamme
                              									bis in den Gasbehälter bzw. bis in den Azetylenentwickler zu verhüten, daß vielmehr
                              									außer der Wasservorlage zweckmäßig noch ein mit feinem Kies gefüllter Topf in die
                              									Gasleitung einzuschalten ist. Hiergegen wendet sich nun der Deutsche Azetylen-Verein in längeren Ausführungen.
                           Zunächst wird die Frage erörtert, wodurch explosive Azetylen-Luft- oder
                              									-Sauerstoffgemische im Azetylenapparat oder in der Leitung hervorgerufen werden
                              									können, und auf welche Weise solche Gemische gefahrlos beseitigt bzw. ihre
                              									Entstehung überhaupt vermieden werden kann. Die Versuche Raschs haben ergeben, daß ein Durchschlagen der Flamme durch die Füllung
                              									des Kiestopfes stets erfolgte, sobald das Gasgemisch mehr als 30 v. H. Sauerstoff
                              									enthielt. Aus diesem Grunde vermag nach Ansicht des Deutschen Azetylen-Vereins auch
                              									der Kiestopf keinen wirksamen Schutz gegen ein Zurückschlagen der Flamme zu bieten,
                              									weil ein vom Brenner her zurücktretendes Azetylen-Sauerstoffgemisch in der Regel
                              									sauerstoffreich, also stark explosiv ist. Auch die von den Hamburgischen Behörden
                              									empfohlene Drahtnetzpatrone vermag nur bei schwach explosiven Gasgemischen die
                              									Explosion aufzuhalten. Die Feststellung Raschs, daß auch
                              									nach den allgemein anerkannten Grundsätzen richtig konstruierte Wasservorlagen bei
                              									explosionstarken Gasgemischen einen Flammenrückschlag nicht aufhalten, ist nach
                              									Ansicht des Deutschen Azetylen-Vereins für die Praxis nicht von Bedeutung, weil die
                              									von Rasch gewählte Versuchsanordnung nicht den
                              									Verhältnissen der Praxis entsprach. Die Aufgabe der Wasservorlage und die seit
                              									nunmehr vier Jahren eingeführte Prüfungsmethode dieser Apparate wird ausführlich
                              									besprochen, um zu zeigen, daß an die Wasservorlagen, ehe sie ein Typenzeugnis
                              									erhalten, ziemlich hohe Anforderungen gestellt werden. Eine Wasservorlage, die bei
                              									einer entsprechenden Sicherheit den rücktretenden Sauerstoff nicht in die Gasleitung
                              									bzw. in den Azetylenapparat zurücktreten läßt, gewährleistet auch bis zu einem
                              									gewissen Grade Schutz gegen einen Flammenrückschlag stark explosiver Gemische.
                              									Nachdem der von Rasch vorgeschlagene Kiestopf auch nur
                              									eine bedingte Sicherheit bietet, hat es nach Auffassung des Deutschen
                              									Azetylen-Verein durchaus keinen Wert, durch diese Maßnahme die Schweißanlagen noch
                              									mehr zu komplizieren und dadurch noch weitere Gefahrenmöglichkeiten zu schaffen. Zur
                              									wirksamen Vermeidung von Gefahren bei Schweißanlagen gibt es nur ein zuverlässiges
                              									Sicherheitsorgan, und das ist die Verwendung einer Wasservorlage, die ein
                              									Zurücktreten des Sauerstoffes wirksam verhindert bzw. ein etwaiges Zurücktreten
                              									wirksam durch das Sicherheitsrohr ins Freie leitet. Bei Anwendung solcher Vorlagen
                              									werden in der sichersten Weise Gefahrenmöglichkeiten hintangehalten, und die etwa
                              									50000 Schweißanlagen, die heute in Deutschland vorhanden sind, dürften am besten den
                              									Beweis dafür erbringen, daß durch dieselben die Sicherheit in bestmöglichem Maße
                              									gewährleistet ist. [Carbid und Azetylen 1913, S. 255 bis 260.]
                           Dr. Sander.
                           ––––––
                           Ueber einige bemerkenswerte Neuerungen an elektrisch
                                 										betriebenen Absperrventilen berichtet E. Claaßen
                              									in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure vom 6. Dezember 1913. Die bisher
                              									im allgemeinen verwendete Ausführung – namentlich bei großen Absperrschiebern – war
                              									gekennzeichnet durch den Anbau eines Elektromotors, der unter Zwischenschaltung
                              									eines Schneckengetriebes die Hubspindel des Ventiles betätigte. Durch je einen
                              									Unterbrecherkontakt, sowohl für die Anfangs- als auch die Endstellung der Spindel,
                              									war ein Ueberschreiten beider Stellungen unmöglich gemacht. Die Ventile haben sich
                              									in der Praxis gut bewährt.
                           Die Anwendung erstreckte sich auch auf Zwecke, wo ein selbsttätiges Arbeiten in Frage
                              									kam. Die Motoren wurden dann von besonderen, meist mit Schwachstrom erregten Relais
                              									gesteuert, denen die Erregerimpulse von Kontaktmanometern gegeben wurden, wenn es
                              									sich beispielsweise um Verwendung als Druckminderventil, als Rohrbruchventil oder
                              									dergleichen handelte, oder durch Kontaktthermometer, wenn Temperaturreglung irgend
                              									einer Form in Frage kam.
                           Zum Betrieb des Motors ist jedoch Starkstrom erforderlich. Da dieser aber nicht immer
                              									zur Verfügung steht, und selbst wenn dies der Fall, seine Verwendung bei weit
                              									ausgedehnten Rohrnetzen immerhin eine recht weitgehende Komplikation der ganzen
                              									Anlage bedingt, so erscheint für viele Zwecke ein anderes Betätigungssystem für
                              									Ventile, das nur das Vorhandensein von Schwachstrom erfordert, wegen seiner
                              									Einfachheit und Billigkeit recht beachtenswert. Allerdings können – namentlich in
                              									bezug auf vollkommen selbsttätige Funktion – nicht so weitgehende Anforderungen
                              									gestellt werden, wie bei dem motorbetätigten Ventile, vielmehr wird das eigentliche
                              									Verwendungsbereich dort zu suchen sein, wo es auf einmaliges oder seltenes Betätigen
                              									ankommt. Ein typisches Beispiel ist folgendes:
                           Ein als Absperrorgan bei Rohrbrüchen gedachtes Ventil enthält einen unter der
                              									Einwirkung des Leitungsdruckes – an dessen Stelle auch Gewichts- oder Federbelastung
                              									treten kann – stehenden Absperrschieber. Dessen Achse ist nach außen geführt und
                              									wird in geeigneter Weise von dem Anker eines verhältnismäßig kleinen Elektromagneten
                              									festgehalten. Je nachdem es sich um Arbeits- oder Ruhestrombetrieb handelt, wird in
                              									bekannter Weise durch Ein- oder Ausschalten des Erregerstromes die Auslösung
                              									erfolgen. In einfachster Form kann ein gewöhnliches Ventil, bei dem eine Drehung des
                              									Hahnkükens um 90° den Schluß herbeiführt, bei großer Billigkeit allen Anforderungen
                              									genügen. Der Hahnküken trägt einen gewichtsbelasteten Hebel, der von einer am Anker
                              									des Elektromagneten angebrachten Nase in der Schwebe gehalten wird. Ein hinter dem
                              									Ventil angeschlossenes Kontaktmanometer schließt bei Unterschreitung eines
                              									bestimmten Druckes den aus der Wicklung des Magneten, aus der Zuleitung und aus zwei
                              									bis drei Beutelelementen bestehenden Stromkreis, der Anker wird angezogen und läßt
                              									den Ventilhebel fallen, wobei dieses geschlossen wird.
                           Nach Beseitigung des Defektes muß das Ventil natürlich wieder von Hand aus in die
                              									Anfangsstellung zurückgebracht werden, was für diesen Zweck auch ohne Belang ist.
                              									Der genannte Aufsatz enthält noch die Beschreibung eines in der Praxis verwendeten
                              									Ventiles, bei welchem durch Ausnutzung des Leitungsdruckes ein mehrmaliges
                              									selbsttätiges Oeffnen und Schließen nach einer Einstellung erreicht wurde.
                           Rich. Müller.
                           ––––––
                           Ueber die Zellstoffindustrie und ihre Bedeutung macht Dr.
                              									A. Klein interessante Mitteilungen in der Zeitschrift für
                              									angewandte Chemie 1913, S. 692. Für die Erzeugung von Druckpapier ist das Holz heute
                              									der wichtigste Rohstoff; sein Verbrauch hat in den letzten Jahren eine
                              									außerordentliche Steigerung erfahren. Im laufenden Jahre kann man den Holzverbrauch
                              									der Zellstoffindustrie auf insgesamt 38 Mill. Festmeter im Werte von mindestens 500
                              									Mill. M annehmen, und zwar verteilt sich der Holzverbrauch etwa folgendermaßen: zur
                              									Erzeugung von Holzzellstoff 20 Mill., für Holzschliff 13 Mill. und für Karton und
                              									Pappen 5 Mill. Festmeier. Der Holzschliff wurde bereits 1843 von Keller erzeugt, die Zellulose dagegen erst in den
                              									fünfziger Jahren. Die Gewinnung der Zellulose wurde jedoch erst durch die Arbeiten
                              									von Mitscherlich 1874 so weit gefördert, daß sich eine
                              									Großindustrie entwickeln konnte. Die Welterzeugung an Holzzellstoff beträgt heute
                              									über 4 Mill. t im Werte von fast 700 Mill. M an der Erzeugungsstelle. Die
                              									Vereinigten Staaten von Amerika stehen unter den Erzeugungsländern an erster Stelle
                              									mit 1,5 Mill. t, dann folgen Schweden mit 740000 t, Deutschland mit 700000 t,
                              									Norwegen mit 280000 t, Oesterreich-Ungarn mit 260000 t, Kanada mit 210000 t usw.
                           Bei der Zellstoffabrikation kommt es darauf an, aus dem Holz das Lignin, den
                              									Begleiter des Zellstoffes, unter möglichster Schonung der Zellulosefaser
                              									abzuscheiden. Dies geschieht durch einen Aufschließungsprozeß, indem das
                              									zerkleinerte Holz in großen Kochern unter Druck mit sauren Kochlaugen gekocht wird.
                              									Die Heizung der Kocher, die bis zu 350 m3 Inhalt
                              									haben, erfolgt mit direktem oder indirektem Dampf. Der Druck in den Kochern beträgt
                              									bis zu 6 at, die Höchsttemperatur etwa 140°. Seltener wendet man alkalische
                              									Kochlaugen an, die hauptsächlich aus Aetznatron bestehen und bisweilen auch noch
                              									Schwefelverbindungen enthalten. Bei diesem Verfahren verwendet man viel kleinere
                              									Kocher (bis zu 45 m3 Inhalt), die meist direkt
                              									durch Dampfeinführung geheizt werden. Druck und Temperatur sind hier höher, da man
                              									mit möglichst schwachen Laugen arbeitet. Von der im Holz enthaltenen Zellulose
                              									werden je nach dem angewandten Kochverfahren 80 bis 85 bzw. 60 bis 70 v. H.
                              									gewonnen.
                           In der Papierindustrie wird die Zellulose für alle Sorten mit Ausnahme einiger sehr
                              									teurer Spezialpapiere verwendet; auch in der Textilindustrie findet sie in neuester
                              									Zeit Anwendung, und zwar zur Herstellung von Textilose, das ist ein mit
                              									Baumwollfasern verstärktes Papier, das ein vollwertiger Ersatz für Jute ist. Nach
                              									chemischer Verarbeitung wird Holzzellulose in Form von Viskose-Kunstseide in
                              									ausgedehntem Maße in der Textilindustrie verwendet.
                           Die Befürchtung, daß die Zellstoffabriken Mangel an Rohstoff haben werden, scheint
                              									unbegründet. In Europa verwendet man zur Herstellung von Zellstoff fast nur
                              									Nadelhölzer, namentlich Fichte und Kiefer, seltener einige Buchenarten und
                              									Pappelholz. Für Zwecke der Papierindustrie wird heute etwa der Jahresertrag von
                              									80000 km2 Waldfläche verbraucht. Europa hat etwa
                              									9¾ Mill. km2 Landfläche, wovon etwa 25 v. H. mit
                              									Wald bedeckt sind. Wenn später auch solche Hölzer, die heute noch nicht benutzt
                              									werden, für die Zellstoffabrikation herangezogen werden, wird der Holzbedarf wohl
                              									gedeckt werden können, trotz der Konkurrenz seitens des Baugewerbes. Eine
                              									Verschiebung der Zellstofferzeugung nach waldreicheren Gegenden ist in Zukunft
                              									wahrscheinlich, doch kommt es dabei sehr wesentlich auf eine gute Zu- und
                              									Abfuhrmöglichkeit an, weil für je 100 kg Zellstoff 500 bis 600 kg Roh- und
                              									Hilfsstoffe zu transportieren sind.
                           Dr. Sander.
                           ––––––
                           Einen hochempfindlichen Teilungsuntersucher für Zahnräder
                              									beschreibt F. Göpel in der Werkstattechnik vom 1.
                              									November 1913. Der Apparat wurde eigens für die Zwecke der Physikalisch-Technischen
                              									Reichsanstalt geschaffen, wo er insbesondere dazu benutzt wurde, die Genauigkeit der
                              									Wechselräder einer Präzisionsdrehbank festzustellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 155
                              Abb. 1.
                              
                           Das Schema des Apparates ist in Abb. 1 dargestellt.
                              									Ersichtlich besteht er im wesentlichen selbst aus einer Räderübersetzung, die den
                              									Zweck hat, Abweichungen der Stellung des Hauptrades R1 auf ein Vielfaches zu übersetzen. Das
                              									zu untersuchende Zahnrad Z wird auf der Achse des Rades
                              										R1 befestigt und
                              									lehnt sich mit einem Zahn gegen einen zurückschwenkbaren Anschlagdaumen A. Einer Drehung des Rades R1 bis zum Anschlag des nächsten Zahnes
                              									von Z an A entspricht über
                              									die Uebersetzung \frac{R_1}{r_1}\,.\,\frac{R_2}{r_2} eine
                              									bestimmte Anzahl Skalenteile der Teilscheibe T
                              									gegenüber dem Index J, und diese Zahl müßte bei
                              									absoluter Genauigkeit des untersuchten Rades von Zahn zu Zahn gleich sein. In den
                              									Abweichungen vom Sollwert hat man ein Maß für die Genauigkeit.
                           Das Uebersetzungsgetriebe kann natürlich nur in Form von Reibrädern ausgeführt
                              									werden, um totes Spiel sowie Teilungsfehler in sich zu vermeiden. Sie sind sämtlich
                              									aus naturhartem Stahl hergestellt und peinlichst genau überschliffen, wie naturgemäß
                              									auch der Apparat in allen seinen Teilen eine äußerst genaue Ausführung verlangt. Die
                              									Einzelheiten der Konstruktion sind aus Abb. 2 zu
                              									entnehmen. Auf einer schweren massiven Grundplatte ist ein aus kräftigen Säulen
                              									gebildetes Gestell L1
                              									aufgebaut, in
                              									welchem auf Spitzen s1
                              									die Hauptachse I mit mehreren zylindrischen Ansätzen –
                              										a für größere, b für
                              									kleinere, z.B. Uhrmacherräder – gelagert ist. Das Hauptrad R1 trägt eine mit Index versehene
                              									Teilscheibe St für Grobeinstellung. Auch die beiden
                              									andern Achsen II und III
                              									laufen in Spitzen. Die Reibräder R1 und r1 sowie R2 und r2 werden durch Federn gegeneinander-gepreßt und sind
                              									zu diesem Zwecke in Schwingen gelagert. Für r1 ist eine kräftige Stabfeder vorgesehen, für r2 genügt eine welchere
                              									Spiralfeder. Die Teilscheibe ist mit T, der Index mit
                              										J bezeichnet.
                           Als Anschlag für das zu messende Rad wurde anfänglich ein dornartiger Ansatz A am Widerlager H benutzt,
                              									der genau in die Zahnlücke eingestellt wurde und dadurch das Rad fixierte. Sollte
                              									das Meßrad in eine neue Stellung gedreht werden, so wurde das in den Schrauben S gelenkig befestigte Widerlager durch Drehen an einer
                              									Kordelscheibe von einer Kurvenscheibe E so weit
                              									gehoben, daß der Ansatz A das Rad ungehindert
                              									vorbeiließ.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 156
                              Abb. 2.
                              
                           Hierbei ergab sich jedoch keine genügende Genauigkeit, vielmehr wurde ein brauchbares
                              									Ergebnis erst dann erzielt, als statt des Anschlages ein Fühlhebel eingebaut wurde,
                              									dessen Prinzip ja allgemein bekannt ist. Die Empfindlichkeit wurde rücksichtlich der
                              									Untersuchung auch kleinster Räder von 8 mm ⌀ zu 1: 1600 angenommen. Der Meßvorgang
                              									gestaltet sich nun folgendermaßen:
                           Der Daumen des Fühlhebels lehnt sich gegen die Zahnflanke etwa im Teilkreise und wird
                              									am Kordelgriff der Teilscheibe gedreht bis der Hebel auf 0 einspielt. Nun wird das
                              									Widerlager H gehoben und das Meßrad um ein, zwei Zähne
                              									oder mehr gedreht, der Fühlhebel wieder angelegt und in der gleichen Weise wieder
                              									auf 0 eingestellt. Die erhaltene Ablesung in Teilstrichen wird mit den
                              									nächstfolgenden Ablesungen verglichen. Die Angaben des Apparates sind sehr
                              									regelmäßig und daher auch zuverlässig. Um eine besonders hohe Genauigkeit zu
                              									erreichen, wird empfohlen, die ganze Messung bei entgegengesetzter Drehung des
                              									Meßrades, also in urngekehrter Reihenfolge zu wiederholen.
                           R. Müller.
                           Technische und wirtschaftliche Erfahrungen im
                                 										Dampfturbinenbetrieb. Aus dem Ergebnis einer Umfrage bei elektrischen
                              									Kraftwerken, welche von Professor Josse Ende 1912
                              									veranlaßt und in Heft 33 bis 36 der Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen
                              									Jahrgang 1913 von Dr.-Ing. K. Hoefer veröffentlicht
                              									wurde, ist folgendes zu entnehmen: Hinsichtlich des Dampfturbinensystems sind
                              									Ueberdruckturbinen und Gleichdruckturbinen (beide mit oder ohne vorgeschaltetes
                              									Hochdruckaktionsrad) annähernd gleichmäßig verbreitet. Das Ueberdrucksystem findet
                              									sich weniger bei Kleinturbinen (unter 250 KW) angewendet. Die mittlere
                              									Normalleistung der Turbinen ist in starkem Steigen begriffen; im Jahre 1912 betrug
                              									sie etwa 4000 KW; heute sind Einheiten schon bis zu 30000 KW in Ausführung. Die
                              									minutliche Umdrehungszahl beträgt bei Trommelturbinen bis zu 1000 KW gewöhnlich
                              									3000, bei höheren Leistungen bis etwa 4000 KW meist 1500, darüber hinaus bis
                              									herunter zu 880. Bei Scheibenturbinen liegen die Umdrehungszahlen wesentlich höher,
                              									und zwar finden sich hier auch bei den höchsten Leistungen Umdrehungszahlen nicht
                              									unter 1500. In den Dampfverhältnissen sind keine nennenswerten Verschiedenheiten; es
                              									wird in der Regel mit hochüberhitztem Dampf (300°) bei 12 at und mit Kondensation
                              									gearbeitet.
                           Die Zahl der Druckstufen beträgt bei reinen Ueberdruckturbinen etwa 70, mit
                              									vorgeschaltetem Aktionsrad etwa 50. Bei Gleichdruckturbinen hat sich die Stufenzahl
                              									im Laufe der Jahre immer mehr verringert; während anfänglich 15 bis 20 Druckstufen
                              									ausgeführt wurden, sind es heute nur noch 9 bis 12 je nach der Umdrehungszahl der
                              									Turbinen. Dementsprechend ist das pro Stufe verarbeitete Wärmegefälle gestiegen und
                              									erreicht 20 bis 25 Wärmeeinheiten gegen 10 bis 15 am Anfang. Neuerdings geht man mit
                              									der Stufenzahl noch weiter herab, und mit der Dampfgeschwindigkeit über die
                              									Schallgeschwindigkeit hinaus, wobei nicht bloß eine Verringerung der Baukosten,
                              									sondern auch eine größere Wirtschaftlichkeit erzielt wird.
                           Drosselregulierung überwiegt namentlich bei den kleineren Turbinen; vorherrschend ist
                              									die Druckölsteuerung.
                           Die Abdichtung der Welle erfolgt durchweg mit Dampf, der von Hand eingestellt
                              									wird.
                           Betriebsstörungen werden hauptsächlich durch Schaufelbrüche, dann auch durch das
                              									Kammlager und die Reguliereinrichtung hervorgerufen. Die Vibrationen der laufenden
                              									Turbinen sind in der Regel nicht bedeutend. Betonfundamente haben sich für die
                              									Aufstellung der Turbinen sehr gut bewährt.
                           Zur Kondensation dienen meist Einzeloberflächenkondensatoren wegen des
                              									Spannungsabfalls, der hier nur ½ bis 1½ v. H. beträgt. Das Vakuum liegt zwischen 93 und 97 v. H. Bei
                              									den angegebenen höheren Vakua liegen meist Ablesungsfehler vor. Im Mittel wird die
                              									60-fache Kühlwassermenge angewendet und bei einer Temperatur von 15 bis 20° eine
                              									Belastung von 22 bis 23 kg pro m2 erzielt. Für die
                              									Kühlwasserförderung werden in der Regel Kreiselpumpen, für die Luft- und
                              									Kondensatförderung Kolbenpumpen verwendet. Strahlapparate für Luftabsaugung kommen
                              									mehr und mehr auf. Der Kraftbedarf für die Kondensation beträgt im Mittel etwa 3 v.
                              									H. der elektrischen Turbinenleistung, bei Großturbinen weniger als bei kleinen. Die
                              									Pumpen werden z. T. elektrisch, z. T. mit Dampfturbinen angetrieben. Die Reinheit
                              									des Kondensats leidet nur durch das Oel der Kolbenkondensatpumpen, weshalb auch in
                              									diesem Falle Kreiselpumpen vorteilhafter wären. Betriebsstörungen sind bei
                              									Kondensationsanlagen selten.
                           Die elektrischen Generatoren erzeugen meist Drehstrom von 2000 bis 3000 Volt, auch
                              									10000 Volt kommen vor; kleinere Werke mit Gleichstrom haben meist 500 Volt. Die
                              									Lufterwärmung im Generator beträgt 40 bis 50°; die Luft wird vielfach filtriert. Das
                              									unangenehme Geräusch der Luft wird vermindert, wenn die Luft durch einen Kanal ins
                              									Freie geleitet wird. Betriebsstörungen an Generatoren entstehen meist beim
                              									Durchscheuern der Isolation infolge Lockerung der Bandagen.
                           Hinsichtlich des Dampfverbrauchs sind die verschiedenen Turbinensysteme als praktisch
                              									gleichwertig anzusehen. Bei den größeren Leistungen wird ein Gütegrad von 70 v. H.
                              									erreicht, meist 2 bis 3 v. H. höher als garantiert. Eine Abnahme des Gütegrades bei
                              									verschiedenen Anlagen bis zu 5 v. H. trotz neuer Beschaufelung konnte nicht
                              									aufgeklärt werden. Der Gütegrad nimmt mit abnehmender Leistung bei größeren
                              									Turbinen, besonders bei solchen mit Düsenregulierung, verhältnismäßig weniger ab als
                              									bei kleinen. Die neueren Turbinen weisen dabei einen sehr viel kleineren Abfall im
                              									Dampfverbrauch bei Teilbelastung auf, als die älteren.
                           Wichtig sind die Angaben über den Wärmeverbrauch und den Gütegrad der Gesamtanlage,
                              									der im allgemeinen mit der Größe der Anlage sich verbessert. So nimmt der
                              									Wärmeverbrauch bei Anlagen von 500 bis 50000 KW Gesamtleistung von 10000
                              									Wärmeeinheiten für die Kilowattstunde auf 7200 ab, der Gütegrad dementsprechend von
                              									8½ auf etwa 12 v. H. zu.
                           Die Anlagekosten pro KW nehmen mit der Größe der Anlage bedeutend ab, und zwar von
                              									180 M bei kleinerer Leistung auf etwa 70 M bei Leistungen von 6000 KW. Die Kosten
                              									für Dampfturbinen sind meist viel geringer als für Kolbendampfmaschinen (um 40 bis
                              									60 v. H.). Die Kosten für den Generator sind nur wenig höher als diejenigen für die
                              									Kondensation; die Kosten der Turbine betragen, wenigstens bei den größeren
                              									Leistungen, etwa ¾ der Kosten für Generator und Kondensation. Für Berechnung der
                              									Kapitalkosten wird in der Regel eine Verzinsung von 4 v. H. und eine Abschreibung
                              									von 7 v. H. angenommen.
                           Im Durchschnitt kann mit 70 M pro 100 KW installierter Leistung für Reparatur und für
                              									Oel und Putzwolle mit 60 M gerechnet werden. Die Verteilung der
                              									Betriebsausgaben auf die einzelnen Posten zeigt nachfolgende Aufstellung aus einem
                              									Werke von 2000 KW Leistung. Die Zahl der abgegebenen Kilowattstunden betrug im Jahre
                              									3536000; die Betriebskosten für 1 Kilowattstunde 5¾ Pf.
                           Es entfallen auf
                           
                              
                                 Brennstoff
                                 42,61
                                 v. H.
                                 
                              
                                 Wasser
                                 3,31
                                 „
                                 
                              
                                 Schmiermittel
                                 0,69
                                 „
                                 
                              
                                 sonstige Betriebsmittel
                                 1,74
                                 „
                                 
                              
                                 Unterhaltung und Ausbesserung
                                 6,61
                                 „
                                 
                              
                                 Gehälter und Löhne
                                 35,47
                                 „
                                 
                              
                                 Verwaltungskosten
                                 0,57
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 v. H.
                                 
                              
                           Interessant sind die Angaben über den Belastungsfaktor der Werke, d. i. das
                              									Verhältnis der tatsächlich erzeugten Leistung zur möglichen Leistung bei
                              									24-stündigem Vollbetrieb. Dieser Ausnutzungsgrad schwankt zwischen 0,032 und 0,327
                              									und beträgt im Mittel 0,2. Der auf die mittlere tägliche Betriebszeit bezogene
                              									Belastungsgrad schwankt zwischen 10 bis 60 v. H. und beträgt im Mittel etwa 30 v.
                              									H., so daß etwa 70 v. H. der in den Werken installierten Leistung als Reserve
                              									verbleibt. Bei größeren Werken sind die Reserven geringer, weil diese häufig mit
                              									andern Werken parallel arbeiten und so besser die Spitzenbelastungen decken können.
                              									Bei Drehstromwerken sind die Reserven wegen des Fehlens einer Akkumulatorenbatterie
                              									in der Regel größer.
                           Beim Vergleich des Dampfturbinenbetriebes mit demjenigen mit Kolbenmaschinen ergeben
                              									sich auf Grund der Erfahrungen nach jeder Richtung hin Vorteile, nämlich geringerer
                              									Dampfverbrauch, allerdings nur unter Anwendung hoher Ueberhitzung, Dampfspannung und
                              									Luftleere, ferner geringere Reparaturkosten und höhere Betriebsicherheit, bessere
                              									Regulierung, ölfreies Kondensat, Ersparnis an Oelkosten, die aber durch die Kosten
                              									für Kühlung des Oels wieder verringert werden. Die Betriebskosten gingen in einem
                              									Fall bei einer Anlage von 5250 KW nach Einführung des Turbinenbetriebes ganz
                              									erheblich zurück, und zwar die Brennstoffkosten von 4,05 auf 2,74 Pf., die Kosten
                              									für andere Betriebsmaterialien von 0,25 auf 0,11 Pf. und für Betriebspersonal von
                              									2,53 auf 1,46 Pf. pro nutzbare Kilowattstunde. Die Platzersparnis bringt eine
                              									Verringerung der Anlagekosten auch bei der Kesselanlage (wegen des geringeren Dampf
                              									Verbrauchs). In einem Fall beanspruchten die Turbinen nur ⅙ des Platzes der
                              									Kolbendampfmaschinen von gleicher Leistung.
                           Das Ergebnis der Umfrage zeigt unzweifelhaft die Ueberlegenheit der Dampfturbine bei
                              									Großkraftwerken.
                           Meuth.
                           ––––––
                           Versuche über Luftwiderstandsarbeit eines Schwungrades.
                              									Diese im Laboratorium der Kgl. Technischen Hochschule zu Stuttgart an einem
                              									sechsarmigen Schwungrad von 4 m Außendurchmesser unternommenen Versuche haben
                              									ergeben, daß die Luftwiderstandsarbeit Beträge erreicht, die schon bei mäßigen
                              									Umlaufzahlen die
                              									Anbringung einer Verkleidung als zweckmäßig erscheinen lassen. Im untersuchten Falle
                              									war der Leistungsgewinn bei 130 Umdrehungen 4,4 PS gegenüber einer Leerlaufarbeit
                              									von 12,3 PS bei unverschalten Armen.
                           Die Luftwiderstandsleistung ergibt sich der 3. Potenz der Umlaufzahl angenähert
                              									proportional. Sie ist ferner außer von der Umlaufzahl vom Durchmesser des Rades, von
                              									der Form und Zahl der Arme und seiner Umgebung abhängig. Vergleichsrechnungen mit
                              									Formeln von Mueller und Stodo1a zur Bestimmung der
                              									Beiwerte haben für den vorliegenden Fall die Beziehung ergeben:
                           
                              A=1,9\,\left(\frac{n}{100}\right)^3\,\frac{\gamma}{g}\,.\,b\,.\,m\,.\,r^4
                              
                           oder auch
                           
                              A=19\,\left(\frac{u}{100}\right)^3\,.\,D^2\,.\,\gamma,
                              
                           worin
                           
                              
                                 
                                    γ
                                    
                                 das spezifische Gewicht der Luft in kg/m3,
                                 
                              
                                 
                                    g
                                    
                                 die Erdbeschleunigung 9,81 m/Sek.2,
                                 
                              
                                 
                                    b
                                    
                                 die Breite der Arme in m,
                                 
                              
                                 
                                    m
                                    
                                 die Anzahl der Arme,
                                 
                              
                                 
                                    r
                                    
                                    D
                                    
                                 den Radiusden Durchmesser
                                 am äußeren Ende der Arme in m,
                                 
                              
                                 
                                    u
                                    
                                 die Umfangsgeschwindigkeit =\frac{D\,\pi\,n}{60}\mbox{
                                       												m}/\mbox{Sek.},
                                 
                              
                                 
                                    n
                                    
                                 die minutliche Drehzahl
                                 
                              
                           bedeuten. [E. Heinrich, V. D. I. 49, S. 1950, 1913.]
                           H. Wolff.
                           ––––––
                           Ein neues Verfahren zur Konservierung von Seefischen. In
                              									Dänemark hat man in letzter Zeit erfolgreiche Versuche mit einem neuen
                              									Konservierungsverfahren gemacht, das gestattet, Seefische auch in der warmen
                              									Jahreszeit auf große Entfernungen zu versenden. Man läßt die Fische gefrieren, indem
                              									man sie in eine Kältelösung von etwa – 15° C eintaucht. Hierbei gefriert jede
                              									oberflächlich in den Fischen vorhandene Flüssigkeit sofort, und es wird
                              									infolgedessen jede Wechselwirkung zwischen der Kältelösung und der Flüssigkeit im
                              									Innern ausgeschlossen. Der Gefrierprozeß dringt rasch ins Innere des Fisches vor,
                              									ohne jedoch eine Veränderung der natürlichen Struktur zu bewirken. Bei kleineren
                              									Fischen ist das Gefrieren in wenigen Minuten beendet. Als Kältelösung wendet man am
                              									besten eine konzentrierte Kochsalzlösung an, deren Temperatur durch das Eintauchen
                              									der Fische auf nicht mehr als – 10 bis – 5° steigen darf, da sonst das gewünschte
                              									rasche Gefrieren der Fische unsicher wird. Das Verfahren ist mit einfachen Mitteln
                              									auch im Kleinbetrieb ausführbar. Bei dem Versand der Fische wird eine erhebliche
                              									Frachtermäßigung erzielt, da jegliche Beigabe von Eis unnötig ist, und der gefrorene
                              									Fisch nicht mehr wiegt als der frische.
                           Nach dem Wiederauftauen sollen der Schleim und die Kiemen unverändert gewesen sein.
                              									Die Augen, die im gefrorenen Zustand weiß waren, sollen wieder klar geworden sein.
                              									In Thysted wurde eine Kälteanlage mit einem Gefriertank von 3000 kg Inhalt
                              									errichtet. Darin kann man auf einmal 300 kg Fische gefrieren lassen.
                           Das Verfahren wurde von einer Reihe von dänischen und norwegischen
                              									Fischereisachverständigen geprüft und durchweg sehr günstig beurteilt. Besonders
                              									wurde der Wohlgeschmack der Fische betont, der auch dann noch vorhanden ist, wenn
                              									die gefrorenen Fische sechs Wochen lang im Kühlhause aufbewahrt werden. Auch
                              									Versandversuche auf weite Strecken hatten ein sehr günstiges Ergebnis; so wurden 45
                              									kg gefrorene Dorsche in gewöhnlichen Heringskisten von Bergen nach Wien gesandt, wo
                              									sie in sehr gutem Zustande ankamen. Die Fische schmeckten durchaus wie frische
                              									Fische, obwohl sie in Salzlake gefroren waren. Es werden zurzeit Versuche
                              									angestellt, um die Haltbarkeit der gefrorenen Fische auf noch längere Zeit zu
                              									ermitteln. Wenn hierbei ebenfalls gute Ergebnisse erzielt werden, so wird dies neue
                              									Verfahren für die Fischausfuhr der nordischen Länder voraussichtlich von
                              									außerordentlicher Bedeutung werden. Zur Ausnutzung des neuen Fischgefrierverfahrens
                              									ist in Kopenhagen eine Aktiengesellschaft gegründet worden. [Dr. Brühl, Eis- und
                              									Kälteindustrie 1913, S. 84.]
                           Dr. Sander.
                           ––––––
                           Siemens-Mitteilungen. Das Februar-Heft der
                              										„Siemens-Mitteilungen“ („Mitteilungen aus den Gesellschaften Siemens
                                 										& Halske und Siemens-Schuckertwerke“) wird zu einem guten Teile
                              									ausgefüllt durch einen Aufsatz über „Silit“, das neue, von Gebr. Siemens & Co. in Berlin-Lichtenberg
                              									hergestellte, aus Siliziumkarbid bestehende Widerstandsmaterial, bei dem es durch
                              									ein besonderes Fabrikationsverfahren gelungen ist, die für einen elektrischen
                              									Heizkörper erforderlichen Eigenschaften, nämlich: hohe Feuerfestigkeit, große
                              									Widerstandsfähigkeit gegen den Einfluß atmosphärischer Luft und hohen spezifischen
                              									Widerstand zu erreichen.
                           Ein weiterer Aufsatz, der sich „Ausgeführte Beispiele für die künstliche Senkung
                                 										des Grundwasserspiegels zwecks Gründung von Bauwerken“ betitelt, knüpft an
                              									den im Januar-Heft veröffentlichten Artikel „Ueber den heutigen Stand des
                                 										Grundwasserhaltungs-Verfahrens“ an. Aus den vielen Bauausführungen, die die
                              										Siemens & Halske A.-G. in den letzten Jahren
                              									bewerkstelligt hat, ist eine Anzahl von Beispielen herausgegriffen, die an der Hand
                              									von instruktiven Bildern erläutert werden, so daß der Leser einen Einblick in das
                              									weitausgedehnte Anwendungsgebiet der Wasserhaltungsbauart sowohl im Tiefbau, als
                              									auch im Hochbau gewinnt.
                           Von dem übrigen Inhalt des wieder reich illustrierten Heftes erwähnen wir die
                              									Beschreibung neuer Konstruktionen auf dem Gebiete elektrischer Registrierapparate
                              									und eine Auslassung über Vogelschutz, in der ein Vogelschutzsystem der Siemens-Schuckertwerke geschildert wird, das geeignet
                              									ist, den Gefahren wirksam entgegenzutreten, welche den Vögeln durch elektrische
                              									Anlagen oder diesen durch die Vögel erwachsen.