| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Schmolke | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 171 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Die Sicherung der Luftschiffe gegen Feuers- und
                                 										Explosionsgefahr. Ueber dieses Thema berichtete vor einiger Zeit Prof. Raoul Pictet in Gegenwart einer größeren Zahl von
                              									Vertretern der Reichs- und Staatsbehörden in dem Berliner Bezirksverein Deutscher
                              									Chemiker. Er stellte zunächst eine Reihe von Forderungen auf, denen ein Luftschiff
                              									unbedingt Genüge leisten muß, wenn wirklich von einer Eroberung der Luft gesprochen
                              									werden soll. Bei den bisher benutzten Luftschiffen ist die Feuersund
                              									Explosionsgefahr recht beträchtlich, auch können die Luftschiffe bis jetzt noch
                              									nicht ihre Höhenlage nach Belieben wechseln, ohne Gas und Ballast zu verlieren. Ein
                              									neues Luftschiffsystem, das von Ingenieur A. Börner
                              									erfunden ist, weist diese Nachteile nicht auf. Bei diesem Luftschiff, das nach dem
                              									Dreikammersystem konstruiert ist, sind die mit Wasserstoff gefüllten Ballonets in
                              									einer größeren mit Stickstoff gefüllten Umhüllung eingebaut, so daß nirgends
                              									Wasserstoff direkt in Luft diffundieren kann. Der Wasserstoff diffundiert vielmehr
                              									stets in Stickstoff, und ein solches Wasserstoff-Stickstoffgemenge ist selbst
                              									bei einem Gehalt von 30 v. H. Wasserstoff noch nicht brennbar. Außer den
                              									Wasserstoffballonets und der mit Stickstoff gefüllten Umhüllung ist noch eine dritte
                              									Kammer vorhanden, die aus einer Anzahl am vorderen und hinteren Ende des
                              									Luftschiffes angeordneter Ballonets besteht, die wiederum kleinere Ballone
                              									enthalten. Die erste Gruppe dieser Ballonets ist mit Stickstoff gefüllt, die kleinen
                              									Innenballone dagegen mit Wasserstoff, die zweite Gruppe der Ballonets ist mit Luft
                              									gefüllt, während die kleinen Innenballone dieser Gruppe Stickstoff enthalten. Beim
                              									Steigen des Luftschiffes strömt nun Wasserstoff aus der ersten Kammer in die inneren
                              									Wasserstoffballone der dritten Kammer, bläht diese auf und treibt dadurch den
                              									Stickstoff heraus; dieser strömt zu den inneren mit Stickstoff gefüllten Ballonen
                              									der letzten Ballonets, bläht sie auf und treibt so die Luft heraus. Auf diese Weise
                              									kann das Luftschiff ohne jede Ballastabgabe steigen. Soll das Luftschiff sinken, so
                              									läßt man den beschriebenen Vorgang in umgekehrter Reihenfolge vor sich gehen, und
                              									man erreicht so ein Sinken des Luftschiffes, ohne daß Wasserstoff verloren geht. In dieser
                              									Weise kann das Luftschiff seine Höhenlage nach Belieben wechseln und eine
                              									Luftschicht bis zu 3000 m völlig beherrschen.
                           Das projektierte Luftschiff von Börner soll riesige
                              									Dimensionen erhalten und mehrere hundert Passagiere aufnehmen können, die nach
                              									Belieben herum wandern können. Die hierdurch hervorgerufene Verschiebung in der
                              									Verteilung der Last soll mit Hilfe einer geistvollen Vorrichtung selbsttätig
                              									ausgeglichen werden, indem das Gas vom vorderen nach dem hinteren Ende des
                              									Luftschiffes strömt. Einer der wesentlichsten Vorteile dieses neuen Systems ist
                              									jedoch der Ausschluß jeglicher Feuersund Explosionsgefahr, da der Stickstoff
                              									geradezu einen chemischen Panzer um den Wasserstoff bildet.
                           In der Diskussion äußerte Marinebaurat Petersen einige
                              									Bedenken. Das neue Luftschiff müsse um den vierten bis dritten Teil größer werden
                              									als die derzeitigen Luftschiffe, wodurch wohl eine gewisse Unhandlichkeit bedingt
                              									und wohl kaum eine größere Geschwindigkeit und größere Nutzlast erzielbar sei. Für
                              									die in ziemlich großer Zahl erforderlichen Rohrleitungen bestehe infolge der
                              									fortgesetzten Vibrationen des Schiffskörpers eine Bruchgefahr. Demgegenüber betonte
                              									Prof. Pictet, die Größe des Luftschiffes sei durch die
                              									Natur der Sache bedingt und könne allerdings nicht vermindert werden; die
                              									Rohrleitungen könnten ja aus einem andern Material als Metall hergestellt werden.
                              									Schließlich bemerkte noch Hauptmann a. D. von Mach, daß
                              									er schon 1908 in England Patente auf die Verwendung von Stickstoff zum Schütze von
                              									Luftschiffen erhalten habe. Eine solche Stickstoffhülle schütze ein Luftschiff auch
                              									gegen Zündgeschosse. [Zeitschrift für angewandte Chemie 1913, S. 782.]
                           Dr. Sander.
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                           Unterwasserfeuerung System Brünler. Bei der bisher
                              									gebräuchlichen Art der Dampferzeugung sind Strahlungsverluste des Dampfkessels und
                              									Schornsteinverluste unvermeidlich. Eine Verdampfungsanlage, welche diese Nachteile
                              									vermeidet, ist die von allen üblichen Feuerungssystemen abwelchende
                              									Unterwasserfeuerung des Ingenieurs O. Brünler. Der
                              									Erfinder arbeitet bereits seit 1895, durch keinen Mißerfolg beirrt, an der
                              									Verwirklichung seines Gedankens. Jetzt hat die Chemische Fabrik Wesenfeld, Dicke & Co. in Dahl- bei Langerfeld nach
                              									dem System Brünler einen Kessel gebaut, der es gestattet,
                              									genaue Angaben über die Betriebsergebnisse zu machen. Allerdings wird bisher der
                              									gewonnene Dampf nicht zu Kraftzwecken verwandt. Die Anlage dient vielmehr zum
                              									Eindampfen von Wolfram-Natronlaugen. Indessen ist die Ausnutzung des Kessels für
                              									Betriebszwecke beabsichtigt, sobald die polizeiliche Genehmigung dazu eingetroffen
                              									ist. In der Hauptsache besteht die Anlage aus einem in der Form dem normalen
                              									Dampfkessel ähnelndem Sammler und dem mit ihm durch zwei Rohrstutzen verbundenen
                              									Entwickler, der durch Zufluß vom Sammler zum Teil mit Flüssigkeit gefüllt ist. In
                              									diesem brennt unter der Oberfläche der zu verdampfenden Lauge eine Flamme. Als
                              									Brennstoff dient Teeröl. Indessen kann auch Generator-, Koks- oder anderes Gas
                              									Verwendung finden. Die Inbetriebsetzung geschieht folgendermaßen. Durch eine
                              									Hilfsleitung wird Teeröl und Preßluft einem kleinen Mischventil und dem
                              									Hilfsvergaser zugeführt. Dort wird der Brennstoff durch ein vorher auf Rotglut
                              									erwärmtes Glührohr entzündet. Durch die Verbrennungsgase wird eine Platte im Brenner
                              									erwärmt. Sodann wird das Hauptmischventil mittels eines Stellrades eingestellt, so
                              									daß Teeröl und Luft unter Vermeidung des Hilfsvergasers direkt dem Brenner zuströmen
                              									und dort vergasen. Erst jetzt läßt man die Flüssigkeit im Entwickler so weit
                              									steigen, daß die Flamme unter der Oberfläche liegt. Die Wärme wird unmittelbar von
                              									dem Flammenkegel an die Flüssigkeit übertragen, und unter deren lebhaftem Wallen
                              									treten Dampf und Verbrennungsgase durch den oberen Verbindungsstutzen in den Sammler
                              									über. Die starke Wasserbewegung kühlt den Deckel des Entwicklers. Der Apparat wird
                              									an keiner Stelle unzulässig stark erwärmt. Insbesondere wird die Temperatur des
                              									Brenners, da er unter dem Flüssigkeitsspiegel liegt, niemals zu hoch. Sinkt durch
                              									Unachtsamkeit des Wärters der Wasserstand im Entwickler zu sehr, so gerät der
                              									Brenner in Weißglut, die Kanäle schmelzen zu, und die Brennstoffzufuhr hört auf.
                              									Eine Gefahr ist hiermit nicht verbunden. Die Bildung von Kesselstein würde
                              									naturgemäß auf die Verdampfungsziffer nicht von Einfluß sein, findet aber auch
                              									garnicht statt, da im Entwickler die Wallung der Flüssigkeit, im Sammler die
                              									niedrige Temperatur das Ausfallen von Kesselsteinbildnern verhindert. Die Angabe des
                              									Erfinders, daß 20 bis 24-fache Verdampfung erzielt wird, während theoretisch nur
                              									14-fache Verdampfung möglich ist, erscheint zunächst nicht verständlich. Die
                              									Betriebsbereitschaft der Unterwasserfeuerung ist groß. Durch Verbindung eines
                              									Sammlers mit mehreren Entwicklern wird eine vollkommene Anpassungsfähigkeit
                              									erreicht. Der Raumbedarf ist gering. Den polizeilichen Bestimmungen über die
                              									Aufstellung der Dampfkessel paßt sich das System gut an. Allerdings ist die
                              									Anbringung eines Wasserstandsglases am Entwickler wegen der dort herrschenden
                              									Bewegung der Flüssigkeit zwecklos. Sein Fehlen ist aber vom Handelsministerium als
                              									zulässig erklärt worden. [Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 2
                              									1914.]
                           Schmolke.
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                           Gehärtete Zahnräder im Maschinenbau. Gehärtete Zahnräder
                              									sind im Maschinenbau, besonders in der Werkzeugmaschinen- und Automobilfabrikation,
                              									unentbehrlich, sobald es sich um höhere Beanspruchungen handelt. Es sind zwei
                              									Härteverfahren gebräuchlich, die aber auf ganz verschiedenen Grundsätzen beruhen,
                              									und von denen jede der Härtung ein besonderes Gepräge gibt, jedoch nicht so, daß man
                              									ohne weiteres und ohne Einschränkung das eine Verfahren als das bessere bezeichnen
                              									könnte.
                           Die sogenannte Einsatzhärtung kennzeichnet sich dadurch, daß ein kohlenstoffarmer
                              									Stahl – etwa 0,2 bis 0,25 prozentiger – durch einen besonderen Glühprozeß auf seiner
                              									Oberfläche und mit gewünschter Tiefe eine kohlenstoffreiche Haut – etwa 0,9 v. H. Kohlenstoff –
                              									erhält, die bei dem nachfolgendem Abschrecken allein hart und zwar glashart wird,
                              									während der Kern weich bleibt. Derart gehärtete Teile, beispielsweise Stäbe, können
                              									stark verbogen werden, wobei schließlich nur die Oberfläche, soweit sie bekohlt
                              									wurde, einreißt. Das andere Verfahren benutzt einen kohlenstoffreicheren Stahl mit
                              									etwa 0,4 bis 0,6 v. H. Kohlenstoff. Er wird langsam und möglichst gleichmäßig bis
                              									etwa 820 °C erhitzt, in Oel abgelöscht, und darauf im Oelbad mehr oder weniger hoch
                              									angelassen, je nach Stahlsorte und Verwendungszweck, wodurch der Stahl zwar
                              									erheblich von seiner Härte verliert, aber ebenso auch die schädliche Sprödigkeit.
                              									Dieses als Vergütung bezeichnete Verfahren gibt auch den Namen für dieses
                              									Härten.
                           Derartig gehärtete Zahnräder sind durch und durch gleichmäßig hart. Unter dem
                              									Skleroskop gemessen, ergibt sich eine wesentlich geringere Härte, als nach dem
                              									Einsatzverfahren erzielt wird. Jedoch scheint besonders große Härte garnicht so
                              									wichtig zu sein. An einem Automobilzahnrad, das über 100000 km gelaufen war, zeigten
                              									sich noch die Bearbeitungsmarken deutlich erkennbar. Andrerseits sollen sich die
                              									Zahnräder auch dort, wo sie häufig aus- und eingerückt werden, trotz der
                              									durchgehenden Härtung viel besser halten, als die im Kern welchen Einsatzräder.
                              									Letztere zeigen den Nachteil, daß durch die Schläge die harte Oberfläche sich
                              									lockert und abblättert, was natürlich aus mancherlei Gründen als recht gefährlich
                              									angesehen werden muß. Am stärksten zeigte sich das Abblättern bei 3½ v. H.
                              									Nickelstahl. Als weiterer Nachteil muß der ziemlich verwickelte Härtevorgang genannt
                              									werden; wenn das Zahnrad nicht teurer werden soll, als ein nach dem
                              									Vergütungsverfahren hergestelltes, so muß der Einsatzstahl etwa 0,25 bis 0,35 M für
                              									1 kg billiger sein. Zum Härten sind folgende Maßnahmen erforderlich:
                           Die Zahnräder werden meist zu mehreren in Kästen eingesetzt, so, daß sie gut in
                              									Härtepulver, das gewöhnlich aus einem Gemisch von Holzkohle mit verschiedenen
                              									Kohlenstoffverbindungen besteht, eingebettet sind. Diese Kästen werden dann in
                              									besonderen Oefen auf 870 bis 900 °C erhitzt und mehrere Stunden auf dieser
                              									Temperatur erhalten, je nachdem der Einsatz eine größere oder geringere Stärke
                              									erreichen soll. Nach der Abkühlung besitzen die Zahnräder eine Haut mit etwa 0,9 v.
                              									H. Kohlenstoffgehalt, aber das Material ist durch die Hitzeeinwirkung, wie man so
                              									sagt, verbrannt und muß durch vorsichtige thermische Nachbehandlung ebenfalls
                              									vergütet werden und zwar mit Rücksicht auf die jetzt verschiedene Natur des Stahles
                              									im Kern und in der Oberflächenschicht in zwei Stufen. Zur Rückbildung des Kernes
                              									werden die Zahnräder auf etwa 845 bis 920 °C erhitzt und in einer geeigneten
                              									Härteflüssigkeit abgelöscht. Hierauf folgt eine erneute Erwärmung auf 735 bis 775 °C
                              									und Ablöschung in einer für die Oberfläche geeigneten Härteflüssigkeit. Den Schluß
                              									bildet ein Anlassen in Oel auf höchstens 200 °C. Allgemein gültige und genaue Zahlen
                              									können natürlich nicht ohne weiteres angegeben werden, da für jedes Material
                              									vom Fabrikanten besondere Werte vorgeschrieben werden.
                           Bei beiden Härteverfahren kommen im wesentlichen bis auf den verschiedenen
                              									Kohlenstoffgehalt die gleichen Materialien zur Verwendung, und zwar sowohl reiner
                              									Kohlenstoffstahl, wie Nickelstahl, Chrom-Vanadium- und Chrom-Nickelstahl in
                              									verschiedenen Zusammensetzungen. Die Chromstähle haben den Vorteil einer schnelleren
                              									Kohlenstoffaufnahme im Einsatz. Wichtig ist es noch, stark unterschnittene Zähne zu
                              									vermeiden weil dann die Zähne dort, wo sie am höchsten beansprucht werden, nämlich
                              									an der Wurzel, die größte Härte und Sprödigkeit haben.
                           J. H. Parker spricht sich in seiner Arbeit über diesen
                              									Gegenstand (Zeitschrift für prakt. Maschinenbau, 17. XII. 1913) für das
                              									Vergüteverfahren aus, umsomehr, als die so behandelten Räder naturgemäß auch weniger
                              									zum Verziehen neigen. Im allgemeinen wird man in unserer Industrie diese Meinung
                              									teilen, wobei jedoch zu bemerken wäre, daß man für hochbeanspruchte Bolzen oder
                              									ähnliche Triebwerksteile zurzeit doch noch das Einsatzverfahren vorzieht, da der
                              									weichbleibende Kern eine wesentlich höhere Sicherheit gegen Bruch bietet.
                           Rich. Müller.
                           ––––––
                           Verdampfungsversuche von L. Weiß und das Verdampfungsgesetz für
                                 										ortfeste Dampfkessel. Für Lokomotivkessel wurde von Prof. Koch y, Aachen,
                              									das Verdampfungsgesetz \vartheta=\frac{a}{b+\frac{H}{R}}
                              									empirisch gefunden und physikalisch abgeleitet, in welchem ϑ die von 1 m2 der Heizfläche H stündlich erzeugte Dampfmenge, a und b Festwerte, R die Rostfläche bedeuten. Der Gedanke, daß diese
                              									Beziehung auch für ortfeste Dampfkessel gültig sei, wurde dadurch bestärkt, daß eine
                              									Reihe in der „Hütte“ angegebener Verdampfungswerte eine gute Uebereinstimmung
                              									mit der daraus nach der Methode der kleinsten Quadrate ermittelten Gleichung
                              										\vartheta=\frac{932}{17,5+\frac{H}{R}} zeigten, d.h., die
                              									nach genannter Gleichung berechneten Werte auffallend genau mit den im Taschenbuch
                              									verzeichneten übereinstimmten. Indessen blieb die Vermutung unsicher, da nicht
                              									feststand, ob die Angaben der Hütte Erfahrungswerte seien. Nunmehr liegen aber vom
                              									Oberingenieur Weiß, Frankfurt a. M., vorgenommene
                              									Versuche vor, welche bestätigen, daß das im Anfang ausgesprochene Gesetz auch für
                              									ortfeste Kessel gilt. Diese Versuche wurden an zwei Kesseln vorgenommen, deren jeder
                              									aus einem unteren Flammrohrkessel, einem oberen Röhrenkessel und einem
                              									eingeschalteten Ueberhitzer bestand. Die Heizfläche der Flammrohre mit
                              									Unterkesselboden war 29,59 m2. Sie betrug für den
                              									Oberkessel mit Siederohren 132,36 m2, für den
                              									Oberkesselmantel 16,04 m2 und für den
                              									Unterkesselmantel 22,61 m2. Die Rostfläche war
                              									3,68 m2. Die Wasserverdampfung betrug in den
                              									Unterkesseln 17080 bzw. 18970 kg, in den Oberkesseln 7480 bzw. 8700 kg, der
                              									Kohlenverbrauch 3001 bzw. 3350 kg. Um auf Grund dieser Ergebnisse aus der Gleichung
                              										\vartheta_{\mbox{n}}=\frac{a}{b+\frac{H_{\mbox{n}}}{R}} die
                              									Werte a und b zu
                              									berechnen, stellt man zunächst die Gesamtleistung beider Kessel fest. Die stündliche
                              									Verdampfung beträgt in den Unterkesseln \frac{17080+18970}{11}=3280\mbox{
                                 										kg}, in den Oberkesseln \frac{7480+8700}{11}=1470\mbox{
                                 										kg}. Bei der Ueberhitzung von 105,5. der spezifischen Wärme des
                              									Heißdampfes von 0,552 und der Verdampfungswärme λ = 641
                              									betrug die stündliche Leistung des Ueberhitzers in Naßdampf umgerechnet
                              										\frac{(3280+1470)\,.\,0,552\,.\,105,5}{641}=430\mbox{ kg}.
                              									Die Gesamtleistung war demnach 5180 kg. Bezeichnet man mit H2 die Heizfläche beider Flammrohre = 2 ∙
                              									29,59 = 59,2 m2, mit H2 die Heizfläche vom Rost bis zum Ende des
                              									Ueberhitzers, mit H3
                              									die Heizfläche bis zum Ende der Rohrbündel = H2 + 2 ∙ 132,36 = H2 + 265 m2, mit H4 die
                              									Gesamtheizfläche = H2 +
                              									342 m2, so kann man zunächst die Beziehung
                              										\vartheta_1=\frac{3280}{59,2}=55,4\mbox{ kg} aussprechen.
                              									Ohne die Genauigkeit wesentlich zu beeinträchtigen, kann H2 = H1 gesetzt werden, und es ergibt sich
                              										\vartheta_2=\frac{5180}{401,2}=12,95\mbox{ kg}. Durch
                              									Einsetzen dieser Werte in das Verdampfungsgesetz erhält man
                              										55,4\,\left(b+\frac{59,2}{7,36}\right)=a sowie
                              										12,95\,\left(b+\frac{401,2}{7,30}\right)=a und hieraus a = 7,88, b = 6,15. Für
                              									die genauere Rechnung wurde H2 zu 80 m2 aus der Beziehung
                              										\vartheta_2\,H_2=\frac{788\,H_2}{6,15+\frac{H_2}{7,36}}
                              									ermittelt. Bereits früher ist aus der Verdampfungsgleichung nachgewiesen worden, daß
                              									der Wärmedurchgang proportional dem Quadrat des Temperaturunterschiedes Tn – t zwischen
                              									Heizgasen und Kesselwasser ist. Es ergab sich (Tn – t) cp
                              									(1 + L)
                              									\beta=\frac{a\,b\,\lambda}{b+\frac{H_{\mbox{n}}}{R}}=\vartheta_{\mbox{n}}\,b\,l,
                              									worin bedeutet: Tn
                              									Temperatur der Feuergase, t Temperatur des
                              									Kesselwassers = 183°, ß stündliche Kohlenmenge auf 1
                              										m2 Rostfläche, L
                              									das Gewicht der Verbrennungsluft für 1 kg Kohle, cp = 0,25 die spezifische Wärme der Gase. Es
                              									war somit
                              										\frac{T_{\mbox{n}}-t}{\vartheta_{\mbox{n}}}=\frac{b\,\lambda}{c_{\mbox{p}}\,(1+L)\,.\,\beta}=\mbox{
                                 										konstant}. Die angestellten Versuche ergaben für die Heizflächen H1, H2, H3 nur
                              									ganz geringfügige Abweichungen des Wertes
                              										\frac{T_{\mbox{n}}-t}{\vartheta_{\mbox{n}}} von einem festen
                              									Mittelwert 11,95, so daß auch für ortfeste Kessel die Beziehung
                              										\frac{T_{\mbox{n}}-t}{\vartheta_{\mbox{v}}}=\mbox{ konst}.
                              									Gültigkeit hat, und somit die Richtigkeit der Verdampfungsgleichung erwiesen ist.
                              									Die Abbildung zeigt K und Tn – t als Funktionen von Hn. Weiterhin erhielt
                              									man die stündliche Kohlenmenge auf 1 m2 Rostfläche
                              									aus dem Ausdruck \beta=\frac{3001+3350}{2\,.\,3,68\,.\,11} zu
                              									78,3 kg und das Gewicht der Feuergase aus
                              										1+L=\frac{b\,\lambda\,\vartheta_{\mbox{v}}}{(T_{\mbox{n}}-t)\,c_{\mbox{p}}\,.\,\beta}
                              									durch Einsetzen der Werte zu 16,9 kg. Die Rosttemperatur T folgte aus
                              										T-t=\frac{a\,\lambda}{c_{\mbox{p}}\,(1+L)\,\beta} mit Hn = 0. Sie betrug 1713°. Bezeichnet ηR den Wirkungegrad des
                              									Rostes, so war die verfügbare Wärme
                              										=\eta_{\mbox{R}}\,\beta\,R\,h\,\frac{T-t}{T}. Ist ferner ηm der Wirkungsgrad der
                              									Einmauerung, ηh der
                              									Wirkungsgrad der Heizfläche, so erhält man den Gesamtwirkungsgrad
                              										\eta=\eta_{\mbox{R}}\,.\,\eta_{\mbox{H}}\,.\,\eta_{\mbox{m}}\,.\,\frac{T-t}{T}=\frac{\vartheta_4\,H_4\,\lambda}{\beta\,R\,h}
                              									durch Einsetzen der Werte zu 0,775. Für ηh gilt erweislich die Gleichung
                              										\eta_{\mbox{h}}=\frac{1}{1+\frac{b}{\frac{H}{R}}}. Es ergibt
                              									sich der Wirkungsgrad der Heizfläche zu 0,905. Der Wirkungsgrad des Rostes ist, wenn
                              										h den Heizwert der Kohle bezeichnet,
                           
                              \eta_{\mbox{R}}=\frac{c_{\mbox{p}}\,(1+L)\,.\,T}{h}=\frac{0,25\,.\,16,9\,.\,1713}{7428}=0,975.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 174
                              
                           Da ferner die stündlich entwickelte Wärme bei Berücksichtigung
                              									des Verlustes an das Mauerwerk = ηm cp ∙ (1 + L) β R T und der Wärmeinhalt der Abgase = cp (1 + L) β R T4 ist, so ist
                              									die gesamte in den Kessel tretende Wärme
                           ηm cp (1 + L) β R T –
                                 											cp (1 + L) β R
                                 											T1 = ϑ4 H4 λ
                           Mit T4
                                 										= 243 ergibt sich hieraus durch Einführen der gefundenen Werte ηm = 0,935. Der
                              									bedeutende, 6,5 v. H. betragende Verlust durch das Mauerwerk dürfte in Wahrheit
                              									geringer ausfallen, da mutmaßlich T4 infolge eines nicht genügend langen
                              									Tauchrohres für das Pyrometer zu niedrig gemessen wurde. Die Wärmedurchgangszahl k endlich berechnet sich aus einer schon früher
                              									entwickelten Gleichung k=\frac{a}{b}\,\frac{\lambda}{(T-t)^2} zu
                              									0,035. [Z. d. V. d. I. Nr. 52, 1913.]
                           Schmolke.