| Titel: | Wasserstandalarmapparat für Kessel unter Druck. | 
| Autor: | A. Koepsel | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 179 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Wasserstandalarmapparat für Kessel unter
                           								Druck.
                        Von Dr. A. Koepsel.
                        KOEPSEL: Wasserstandalarmapparat für Kessel unter
                           								Druck.
                        
                     
                        
                           Die Gefahren, welche damit verbunden sind, daß in einem Dampfkessel der
                              									Wasserspiegel unter ein bestimmtes Niveau sinkt, haben mannigfache Konstruktionen
                              									von Apparaten gezeitigt, welche den zu tiefen Wasserstand zu signalisieren bestimmt
                              									sind, und welche diesen Zweck in mehr oder minder vollkommener Weise erfüllen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 179
                              Abb. 1.
                              
                           Immerhin waren alle diese Apparate mit gewissen Mängeln behaftet, welche deren
                              									allgemeine Einführung beeinträchtigten. Diese Mängel bestanden zum Teil darin, daß,
                              									nachdem der Apparat in Funktion getreten war, an demselben seitens des
                              									Bedienungspersonals irgend eine Manipulation vorgenommen werden mußte, welche ihn
                              									zum weiteren Funktionieren befähigte, wie z.B. bei den Apparaten mit
                              									Schmelzpfropfen, zum Teil darin, daß in das Wasserstandsrohr Kontakte eingeschmolzen
                              									werden mußten, welche seine Haltbarkeit, die als erstes Erfordernis eines
                              									Wasserstandsrohres verlangt werden muß, beeinträchtigten, zum Teil endlich darin,
                              									daß die Apparate zu kompliziert und zu kostspielig waren.
                           Vor etwa sechs Jahren halbe ich einen Apparat konstruiert, welchem alle diese Mängel
                              									nicht anhaften; er ist nach dem Funktionieren sofort wieder in Betriebsbereitschaft,
                              									er erfordert keine in das Wasserstandsrohr eingeschmolzenen Kontakte, er ist
                              									einfach, läßt sich ohne weiteres an jedes Wasserstandsrohr ansetzen und ist
                              									last not least wohlfeil.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 179
                              Abb. 2.
                              
                           Das Prinzip des Apparates, welcher in Abb. 1 und 2 dargestellt ist, beruht auf der Anziehung zweier
                              									permanenter Magnetsysteme, deren eines in einem in dem Wasserstandsrohr befindlichen
                              									Schwimmer untergebracht ist, während das andere drehbar aufgehängt ist, und zwar so,
                              									daß die Pole des letzteren außen um das Wasserstandsrohr herumgreifen. Passiert nun
                              									der Schwimmer in seiner tiefsten Stellung diese beiden Pole, so zieht sein
                              									Magnetsystem das drehbare Magnetsystem an und infolge dieser Drehung wird ein
                              									elektrischer Kontakt geschlossen, der eine Alarmglocke in Bewegung setzt, die so
                              									lange ertönt, bis der Wassermangel behoben ist, d.h. bis der Schwimmer in eine
                              									höhere Lage übergeht. Durch einen besonderen Kunstgriff wird erreicht, daß auch bei
                              									sehr schwacher magnetischer Anziehung der Kontaktdruck so stark ist, daß sichere
                              									Stromschließung erfolgt. Dieser Kunstgriff besteht darin, daß der Hebelarm für den
                              									Kontakt nur etwa ⅕ der Länge des Hebelarms besitzt, an welchen die magnetische Kraft
                              									angreift, so daß der Kontaktdruck etwa fünfmal größer ist als der Druck, mit welchem
                              									der Magnet nach unten gezogen wird. Zum Schutz gegen Staub und Feuchtigkeit ist das
                              									drehbare System in eine gut abgedichtete Metallbüchse eingeschlossen.
                           
                           Immerhin litt dieser Apparat noch an einigen Uebelständen, z.B. daß er an
                              									Kesseln, welche großen Erschütterungen oder Schwankungen ausgesetzt sind, wie auf
                              									Schiffen nicht verwendet werden konnte, weil die Schwankungen das drehbare System in
                              									Bewegung versetzen, wodurch der Alarm auch ohne daß tiefster Wasserstand herrscht in
                              									Funktion tritt, auch war die Empfindlichkeit bei sehr engen Röhren nicht
                              									ausreichend, weil der in dem Schwimmer untergebrachte Hufeisenmagnet dann zu klein
                              									ausfiel, um noch genügend sicher den andern Magneten anzuziehen und sicheren Kontakt
                              									herzustellen.
                           Um diesen Uebelstand zu beseitigen, konstruierte ich, ohne das Prinzip zu ändern, den
                              									Apparat folgendermaßen um, wie Abb. 3 zeigt:
                           Der Schwerpunkt des drehbaren Magnetsystems wurde in seine Drehachse verlegt und
                              									letztere so angeordnet, daß sie senkrecht auf der Magnetebene steht, so daß die Pole
                              									bei Annäherung eines stabförmigen Magneten, welchen der Schwimmer enthält, eine
                              									Drehbewegung ausführen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 180
                              Abb. 3.
                              
                           Dieser Drehbewegung wirkt eine Torsionsfeder entgegen, deren Spannung so bemessen
                              									wird, daß, wenn beim niedrigsten Wasserstand die Mitte des Stabmagneten die
                              									Verbindungslinie der Pole des drehbaren Magneten passiert hat, der Kontakt
                              									hergestellt wird. Der untere Pol des Stabmagneten dreht zunächst das drehbare System
                              									nach der Seite, wo kein Kontakt ist, und erst, wenn die Mitte des Stabmagneten die
                              									Verbindungslinie der Pole des drehbaren Magneten passiert hat, wird letzterer mit
                              									großer Kraft nach der entgegengesetzten Seite, wo sich der Kontakt befindet, gezogen
                              									und so ein sicherer Kontakt für das Signal hergestellt.
                           Man kann den Apparat auch mit einer ganz geringfügigen Aenderung so einrichten, daß
                              									er ein Vorsignal und ein Hauptsignal gibt, wovon das erstere ein Warnungssignal
                              									für den Maschinisten, das zweite ein solches für die Kontrolle wäre, daß höchste
                              									Gefahr für den Kessel besteht. Zu diesem Zweck brauchen nur beide Seiten mit je
                              									einem Kontakt versehen zu werden.
                           Durch die Umkonstruktion ist der Apparat bedeutend empfindlicher geworden, so daß er
                              									jetzt auch für Röhren von nur 5 mm lichter Weite benutzt werden kann, und da sein
                              									Gewicht nur 110 g beträgt, so kann er ohne Bedenken an jedes Wasserstandsrohr
                              									angesetzt werden. Ebenso kann er zur Kontaktgabe an Quecksilbermanometern benutzt
                              									werden, wobei der Schwimmer entbehrt werden kann, weil der gerade Magnetstab auf dem
                              									Quecksilber schwimmt. Abb. 3 und 4 zeigen diese Konstruktion, wie sie von der Firma
                              									Dr. A. Koepsel G. m. b. H. in Friedenau-Berlin ausgeführt
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 180
                              Abb. 4.
                              
                           Die Wichtigkeit einer solchen Einrichtung für Dampfkesselanlagen leuchtet ohne
                              									Weiteres ein. Auch für Heizungsanlagen dürfte dieselbe sehr nützlich sein. Liegt
                              									doch die Wartung der meisten Anlagen dieser Art gewöhnlich in den Händen ungeübten
                              									Personals, z.B. Portiers, Hausdiener usw., das zudem mit vielen andern Dingen
                              									beschäftigt wird, so daß ein Versehen immerhin entschuldbar ist. Wenn man nun
                              									bedenkt, welche bedeutenden Kosten das durch Unachtsamkeit des Personals verursachte
                              									Durchbrennen eines Kessels infolge von Wassermangel verursacht, so dürften sich die
                              									für einen solchen Apparat aufgewendeten Anschaffungskosten, welche sich unter
                              									normalen Verhältnissen für die betriebsfertig montierte Anlage auf etwa 60 M
                              									stellen, reichlich lohnen, zumal die Betriebskosten so gut wie Null sind. Zum
                              									Betriebe genügen ein bis zwei Beutelelemente oder Trockenelemente.