| Titel: | Der Dampfer Königin Luise und seine Turbo-Transformator-Anlage. | 
| Autor: | Kraft | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 209 | 
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                        Der Dampfer Königin Luise und seine
                           								Turbo-Transformator-Anlage.
                        Von Dipl.-Ing. Kraft in
                           									Berlin.
                        KRAFT: Der Dampfer Königin Luise und seine
                           								Turbo-Transformator-Anlage.
                        
                     
                        
                           Die Vulkanwerft hat mit der im letzten Jahre
                              									erfolgten Fertigstellung des Dampfers „Königin Luise“, der für den
                              									Bäderdienst der Hamburg-Amerika-Linie bestimmt ist, das erste größere Schiff mit
                              									Turbo-Transformatoranlage zur Ablieferung gebracht. Der Dampfer ist als
                              									Zweischraubenschiff gebaut und besitzt die folgenden Abmessungen:
                           
                              
                                 Länge zwischen Perp
                                 
                                 83,8
                                 m
                                 
                              
                                 Breite
                                 
                                 11,8
                                 „
                                 
                              
                                 Seitenhöhe
                                 
                                   7,2
                                 „
                                 
                              
                                 Tiefgang voll beladen
                                 
                                   3,0
                                 „
                                 
                              
                                 Wasserverdrängung
                                 rd.
                                 1800
                                 t
                                 
                              
                           Das Schiff ist für die Beförderung von etwa 1900 Personen gebaut und ist mit allen
                              									Einrichtungen ausgerüstet, welche die Sicherheit und Bequemlichkeit der Passagiere
                              									gewährleisten können, wie Frahmsche Schlingertanks,
                              									Einrichtungen für Unterwasser-Schallsignale und für drahtlose Telegraphie. Außerdem
                              									verfügt der Dampfer über eine weitgehende Unterteilung in wasserdichte Räume. Die
                              									Maschinenanlage ist für eine Gesamtleistung von 5400 WPS bemessen und sichert dem
                              									Schiff eine Geschwindigkeit von rund 20 kn.
                           Die Wahl des Föttinger-Transformators für den Antrieb
                              									rechtfertigt einige erklärende Bemerkungen. Der indirekte Turbinenantrieb unter
                              									Verwendung eines Uebersetzungsgetriebes zwischen Turbine und Propeller hat
                              									bekanntlich vor dem direkten Antrieb zwei wesentliche Vorzüge voraus, die beide von
                              									Fall zu Fall mehr oder weniger ins Gewicht fallen. Er sichert einerseits durch
                              									Verbesserung des Wirkungsgrades von Turbine und Propeller betriebswirtschaftliche
                              									Vorteile, andrerseits ermöglicht er günstigere Gewichts- und Platzverhältnisse. So
                              									allgemein sich hiernach der indirekte Turbinenantrieb zu empfehlen scheint, so sind
                              									seiner Verwendung nach Art des benutzten Zwischengetriebes doch vor der Hand gewisse
                              									Grenzen gezogen.
                           Zwei Typen von Uebersetzungsgetrieben machen sich im wesentlichen den Rang
                              									streitig, das Rädergetriebe und der hydraulische Föttinger-Transformator. Die unterscheidenden Wesensmerkmale, die den
                              									Kreis ihrer Verwendung mehr oder weniger beschränken, sind einerseits die Höhe des
                              									Uebersetzungsverhältnisses und des erreichbaren Wirkungsgrades, andrerseits die Höhe
                              									der aufzunehmenden Leistung. Das Rädergetriebe hat vor dem Föttinger-Transformator das hohe Uebersetzungsverhältnis und den höheren
                              									Wirkungsgrad voraus. Es wird daher seine Vorzüge in erster Linie bei Anlagen
                              									kleinerer Leistung zur Geltung bringen können. Bei größeren Leistungen nehmen die
                              									Schwierigkeiten der Konstruktion einwandfrei arbeitender Zahnrädergetriebe sehr
                              									rasch zu und ziehen damit, wenn man nicht eine weitgehende Unterteilung der Leistung
                              									in Kauf nehmen will, ihrer Verwendung gewisse Grenzen. Der Transformator besitzt
                              									nach den bisherigen Erfahrungen eine derartige Beschränkung seines Arbeitsfeldes
                              									nach oben hin nicht. Seines relativ niedrigen Uebersetzungsverhältnisses wegen ist
                              									ihm jedoch eine untere Grenze gesetzt, die ihn von der Verwendung bei Anlagen
                              									kleiner Leistung und niedriger Propellerdrehzahl, von einigen Sonderfällen
                              									abgesehen, ausschließt. Da sein Uebersetzungsverhältnis ohne Einbuße an Wirkungsgrad
                              									nicht gut über den Wert von 6: 1 hinaus gesteigert werden kann, kommt er in erster
                              									Linie in Frage für leichte Maschinenanlagen mit hoher Propellerdrehzahl. Er findet
                              									aber auch allgemein bei Anlagen mit größerer Leistung mit Nutzen Verwendung, weil
                              									bei diesen die Höhe der Turbinendrehzahl selbst naturgemäß beschränkt ist.
                           Hiernach ist zu schließen, daß das Verwendungsfeld des Föttinger-Transformators ziemlich weit reicht. Ein Ueberblick über die bei
                              									der Vulkanwerft zurzeit in Bau befindlichen
                              									Transformatoranlagen charakterisiert dies sehr deutlich. Die Bauwerft des
                              									Dampfers
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 210
                              Abb. 1. Längsschnitt der Turbine.
                              
                           „Königin Luise“ hat zurzeit einen Auftragsbestand
                              									an Transformatoren mit einer Gesamtleistung von rund 245000 PS in der Hand.
                              									Hierunter befinden sich neben der Turbo-Transformatoranlage des Postdampfers
                              										„Tirpitz“ von rund 20000 PS die Maschinenanlagen für zwei kleine Kreuzer
                              									der deutschen Marine mit 30000 bzw. 45000 PS, ferner eine größere Zahl von
                              									Turbo-Transformatoren für Torpedoboote und Zerstörer. Um den Verwendungsbereich des
                              										Föttinger-Transformators möglichst umfassend zu
                              									kennzeichnen, mögen hier auch zwei im Bau befindliche Transformatorsätze von je 350
                              									PS Erwähnung finden, die für zwei bei der Firma Yarrow in
                              									Auftrag gegebene Torpedoboote der japanischen Marine bestimmt sind. Die beiden
                              									Transformatoren dienen hier nicht nur als Uebersetzungs- und Umsteuergetriebe,
                              									sondern gleichzeitig auch als lösbare hydraulische Kupplung. Die betreffenden Boote
                              									besitzen nämlich außer ihrer Hauptturbinenanlage je eine nicht umsteuerbare
                              									Marschölmaschine. Diese ist mit einem Transformator gekuppelt und arbeitet mittels
                              									der durch die hohle Turbinenwelle hindurchgeführten Sekundärwelle des Transformators
                              									auf den Propeller.
                           Erklärt sich die Wahl des Föttinger-Transformators für den
                              									Antrieb des Dampfers „Königin Luise“ neben wirtschaftlichen Momenten durch
                              									die Rücksicht auf möglichste Gewichtsersparnis, so wird diese auch durch die Wahl
                              									des verwendeten Kesselsystems recht deutlich gekennzeichnet. Die Kesselanlage
                              									besteht aus drei engrohrigen Wasserrohrkesseln vom Yarrow-Typ. Die Kessel, die Dampf
                              									von 17 kg/cm2 Ueberdruck liefern, sind mit
                              									Ueberhitzern ausgerüstet und arbeiten mit Howdens
                              									forciertem Zug. Die Höhe der Ueberhitzung ist verhältnismäßig gering, sie beträgt
                              									nur etwa 35 bis 40° C. Die Kessel haben zusammen eine Heizfläche von 1135 m2, zu der eine Ueberhitzerfläche von rund 280 m2 hinzukommt. Die Größe der Rostfläche beträgt 24
                              										m2. Bei einem Verhältnis von Heizfläche zu
                              									Rostfläche gleich 47,3 entfällt auf die Einheit der Heizfläche eine Leistung von 4,8
                              										WPS/m2, auf die Einheit der Rostfläche eine
                              									solche von 225 WPS/m2. Die Rostbelastung ist also
                              									ziemlich niedrig, dementsprechend auch die Höhe des Luftüberdruckes, die normal 50
                              									bis 60 mm QS. beträgt.
                           
                           Die Maschinenanlage des Dampfers „Königin Luise“ besteht aus zwei
                              									selbständigen Maschinensätzen. Jede der beiden Hauptturbinen (Abb. 1) ist bei 1800 Umdrehungen in der Minute für
                              									eine Leistung von 3000 PS bemessen. Das Uebersetzungsverhältnis zwischen Turbine und
                              									Propeller beträgt rund 4:1, die Propeller arbeiten also bei Konstruktionsleistung
                              									mit 450 Umdrehungen in der Minute. Die Turbinen haben gemichte Bauart; sie bestehen
                              									aus einem zweikränzigen Aktionsrade und einer mit diesem vereinigten kurzen Trommel
                              									mit Reaktionsbeschaufelung. Die Zahl der Reaktionsstufen, die in sieben Gruppen
                              									geteilt sind, beträgt 32. Für die Beaufschlagung des Rades, das einen
                              									Düsenkreisdurchmesser von 1500 mm hat, dienen drei Düsenkästen mit je zwölf Düsen.
                              									Einer davon, den ein besonderes Ventil bedient, wird nur für Ueberlastung benutzt.
                              									Auf dem vorderen Wellenende jeder Turbine ist ein Fliehkraftregler angeordnet, der
                              									durch Betätigung eines Hilfsschiebers selbsttätig den Zudampf drosselt und so beim
                              									Manövrieren die Drehzahl der Turbine stets in zulässigen Grenzen hält. Mit Rücksicht
                              									auf den Ausgleich des Achsialschubes ist die Dampfeinströmung in die Turbine auf die
                              									Transformatorseite gelegt. Vor dem vorderen Turbinentraglager ist ein kleines
                              									Kammlager eingebaut, das den Schub des Primärrades, so weit dieser nicht durch den
                              									auf die Turbinentrommel wirkenden Dampfschub aufgehoben wird, aufnimmt.
                           Da die Arbeitsweise und die konstruktiven Grundlagen des Transformators bereits
                              									mehrfach beschrieben sind,Föttinger, Eine neue Lösung des Schiffsturbinenproblems. Jahrbuch
                                    											der Schiffbautechnischen Gesellschaft 1910. Kielhorn, Der Föttinger-Transformator. D. p. J. 22. März 1913 und
                                    											folgende. Spannhake, Die neueste Ausführung des
                                    											Föttinger-Transformators. Zeitschr. d. Vereins deutsch. Ing. 10. Mai 1913
                                    											und folg. kann von einer eingehenden Besprechung abgesehen
                              									werden. Es mögen nur die Hauptkonstruktionsmerkmale der vorliegenden Anlage
                              									hervorgehoben und hierbei die Arbeitsweise kurz besprochen werden. Wie der
                              									Längsschnitt durch den Transformator (Abb. 2)
                              									erkennen läßt, ist der Sekundärteil des Vorwärtskreislaufes zweistufig, der des
                              									Rückwärtskreislaufes, welcher der Turbine am nächsten gelegen ist, einstufig
                              									ausgebildet. Die beiden miteinander verschraubten Sekundärräder sind zusammen mit
                              									dem zugehörigen Rückwärtsrade auf dem Stumpf der Propellerwelle fliegend angeordnet.
                              									Die gleiche Anordnung zeigen die beiden einstufig ausgebildeten Primärräder für den
                              									Vorwärts- und Rückwärtskreislauf, die auf die Turbinenwelle aufgesetzt sind. Primär-
                              									und Sekundärräder sind von einem gußeisernen Gehäuse eingeschlossen, das für den
                              									Vorwärts- und Rückwärtskreislauf je einen Leitapparat trägt. Die als
                              									Turbopumpen arbeitenden Primärräder verleihen dem in dem jeweilig benutzten
                              									Kreislauf arbeitenden Wasser Druck und Geschwindigkeit.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 211
                              Abb. 2. Längsschnitt des Transformators.
                              
                           Beim Vorwärtsgang wird dem Wasser im ersten Sekundärrade
                              									zunächst ein Teil seiner Geschwindigkeitsenergie entzogen, worauf es im Leitapparat
                              									unter Beschleunigung verbunden mit Druckabnahme diejenige Geschwindigkeit und Richtung
                              									erhält, die es braucht, um im zweiten Sekundärrade möglichst ökonomisch zu arbeiten.
                              									Das Wasser tritt schließlich in das Primärrad wieder mit derselben Druck- und
                              									Geschwindigkeitsenergie ein, mit der es seinen Kreislauf begann. Das Primärrad des
                              									Vorwärtskreislaufes hat denselben Drehsinn wie das entsprechende Rückwärtsrad. Daher
                              									tritt beim Rückwärtskreislauf das Wasser aus dem Pumpenrade sogleich in den
                              									Leitapparat ein, der so ausgebildet ist, daß er die Bewegungsrichtung des
                              									Wasserstromes umkehrt und so dem Sekundärrade den entgegengesetzten Drehsinn des
                              									Primärrades erteilt. Im übrigen stimmt die Arbeitsweise mit der des
                              									Vorwärtskreislaufes überein. Der Rückwärtskreislauf ist so bemessen, daß seine
                              									Arbeitsleistung rund 70 v. H. der Vorwärtsleistung beträgt.
                           Die beiden in sich geschlossenen Kreisläufe sind an eine Pumpe angeschlossen, durch
                              									die ein Ueberführen des Arbeitswassers von der einen auf die andere Seite ermöglicht
                              									wird. Es ist dies eine stehend angeordnete Zentrifugalpumpe, die ihren Antrieb von
                              									einer kleinen Aktionsturbine erhält. Die Pumpe hat nicht nur die Aufgabe, beim
                              									Manövrieren das Entleeren bzw. das Auffüllen des entsprechenden Kreislaufes zu
                              									besorgen, sie dient auch als sogenannte Rückförderpumpe, die das durch die
                              									Abdichtungen und Abflußkammern dem Kreislauf entzogene Arbeitswasser aus dem
                              									Sammeltank zurückführt und den im Betriebe befindlichen Kreislauf dauernd unter
                              									Druck hält.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 212
                              Abb. 3. Transformator mit herausgenommenem Primär- und Sekundärrotor.
                              A Kupplungsflansch der Primärwelle.
                                 										B Primärrad des Rückwärtskreislaufes. CS-kundärrad des Rückwärtskreislaufes. E
                                 										Erstes Sekundärrad des Vorwärtskreislaufes. F Zweites Sekundärrad des
                                 										Vorwärtskreislaufes. J Leitapparat des Rückwärtskreislaufes. K Leitapparat des
                                 										Vorwärtskreislaufes. L Wassereintritt des Rückwärtskreislaufes. M Wasseraustritt
                                 										des Rückwärtskreislaufes. N Wassereintritt des Vorwärtskreislaufes. P
                                 										Wasseraustritt des Vorwärtskreislaufes. Q Sekundärwelle mit Druckringen. Die
                                 										Lage des nicht sichtbaren, konzentrisch mit dem zugehörigen ersten Sekundärrade
                                 										angeordneten Primärrades des Vorwärtskreislaufes kennzeichnet D.
                              
                           Die Verteilung des Arbeitswassers auf die beiden Kreisläufe besorgen zwei miteinander
                              									gekuppelte Steuerschieber, die durch einen Handhebel vom Maschinistenstand aus
                              									betätigt werden. Die beiden Schieber, von denen der eine den Einlaß, der andere den
                              									Auslaß steuert, arbeiten derart, daß, wenn der Eintritt zum Vorwärtskreislauf
                              									geöffnet ist, für den Rückwärtskreislauf der Austritt zum Tank freigegeben wird und
                              									umgekehrt. Die Steuerschieber besitzen eine Mittelstellung, bei der beide Kreisläufe
                              									durch den Einlaßschieber von der Rückförderpumpe abgesperrt sind, während der
                              									Auslaßschieber sie gleichzeitig zur Entleerung offen hält.
                           Die durch die Reibungsarbeit des Transformators erzeugte Wärmeenergie wird dadurch
                              									nutzbar gemacht, daß das Arbeitswasser teilweise für die Kesselspeisung
                              									Verwendung findet. Zu diesem Zwecke wird jeweilig eine bestimmte Wassermenge aus dem
                              									Luftpumpensaugeraum dem Transformatortank durch ein Regulierventil zugeführt,
                              									während die gleiche Menge aus dem Tank an die Speiseleitung abgegeben wird. Der
                              									durch diese Vorwärmung des Speisewassers erzeugte Gewinn ist nicht unbeträchtlich,
                              									da die Wassertemperatur im Transformator dauernd auf etwa 75° gehalten wird.
                           Ebenso wie vor dem Transformator ist auch hinter demselben ein Drucklager angeordnet.
                              									Es dient zur Aufnahme des restlichen Achsialschubes der Propellerwelle, soweit der
                              									Propellerschub nicht durch den Schub des Sekundärrades ausgeglichen wird. Die Abb. 3, die den aus dem Gehäuse herausgenommenen
                              									Primär- und Sekundärrotor des Transformators zeigt, läßt die Druckringe der
                              									Sekundärwelle deutlich erkennen. Von den beiden
                           Rotoren sind beim Vorwärtskreislauf nur die beiden Sekundärräder sichtbar, das
                              									konzentrisch angeordnete Primärrad liegt im Innern verdeckt. Der Rückwärtskreislauf
                              									zeigt dagegen sowohl das einstufige Sekundärrad als auch das zugehörige
                              									Primärrad.
                           Vor Einbau der Transformatoren in das Schiff wurde durch eingehende
                              									Prüffelderprobungen ihr Wirkungsgrad festgestellt. Die Sekundärleistung wurde wie
                              									üblich mittels Wasserbremse ermittelt. Die Primärleistung wurde nicht direkt
                              									gemessen, sondern als Summe der Sekundärleistung und der im Transformatorvorhandenen
                              									Verluste bestimmt. Die letzteren wurden kalorimetrisch durch genaue Messung der
                              									Leckwassermengen und ihrer Temperaturerhöhung festgestellt. Der Quotient der so
                              									bestimmten Sekundär- und Primärleistung gibt den hydraulischen Wirkungsgrad des
                              									Transformators. Der Gesamtwirkungsgrad ist etwas kleiner, da bei ihm zu den
                              									hydraulischen Verlusten noch die sekundären Lagerreibungsverluste hinzutreten. Aus
                              									den Versuchen ergab sich die interessante Tatsache, daß der Wirkungsgrad von der
                              									Höhe der Wassertemperatur infolge ihres Einflusses auf die Viskosität merkbar
                              									abhängig ist. Bei einer Wassertemperatur von 30° betrug der für eine
                              									Sekundärleistung von 2500 PS ermittelte Wirkungsgrad 86,5 v. H., bei 75°
                              									Wassertemperatur wurde für eine Sekundärleistung von 1100 PS ein Wirkungsgrad von 88
                              									v. H. festgestellt. Da die Versuche zeigten, daß eine Erhöhung der Wassertemperatur bis auf 75° den
                              									Wirkungsgrad im Durchschnitt um mehr als 2 v. H. steigert, so erscheint für die
                              									Konstruktionsleistung ein Wirkungsgrad von 89 v. H. bei einer Wassertemperatur von
                              									75°, die dauernd gehalten wird, gesichert. Die Rückgewinnung der Wärmeenergie des
                              									Arbeitswassers durch Benutzung für die Speisewasservorwärmung ist hierbei nicht mit
                              									in Rechnung gesetzt.
                           Probefahrtsergebnisse des Dampfers „Königin Luise“.
                           
                              
                                 
                                 DreistündigeVolldampf-fahrt
                                 DreistündigeFahrt mit rund85 v. H.
                                    											der Voll-dampfleistung
                                 
                              
                                 mittlere
                                    											Umdrehungs-zahl i. d. Min.
                                 Turbine
                                 1827
                                 1680 B. B.1725 St. B.
                                 
                              
                                 Propeller
                                 453
                                   420 B. B.  416 St. B.
                                 
                              
                                 sekundäre Maschinenleistung WPS
                                 5404
                                 2378 B. B.2236 St. B.
                                 4614
                                 
                              
                                 Schiffsgeschwindigkeit               kn
                                 20,05
                                 –
                                 
                              
                                 Dampfüberdruck vor den  
                                    												Düsen                              kg/cm2
                                 12,4
                                 12,1
                                 
                              
                                 Höhe der Ueberhitzung              °C
                                 39
                                 40
                                 
                              
                                 Vakuum                               mmQS
                                 718 B. B.719 St. B.
                                 721 B. B.730 St. B.
                                 
                              
                                 Barometerstand                      „
                                 –
                                 780
                                 
                              
                                 stündl. Dampfverbrauch   der
                                    											Hauptmaschinen                 t
                                 –
                                 1,33 B. B.1,24 St. B.
                                 2,57
                                 
                              
                                 spez. Dampfverbrauch kg/WPS-std.
                                 5,4 (geschätzt)
                                 5,60 B. B.5,54 St. B.
                                 5,57
                                 
                              
                                 stündl. Kohlenverbrauch   einschl.
                                    											Hilfsmaschinen usw.  kg
                                 3198
                                 2867
                                 
                              
                                 spez. Kohlenverbrauch   einschl.
                                    											Hilfsmaschinen   usw.                         kg/WPS-std.
                                 0,59
                                 0,62
                                 
                              
                                 Heizwert der Kohle             WE/kg
                                 7500
                                 6800
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 213
                              Abb. 4. Disposition der Maschinenanlagen einiger Revierdampfer ähnlicher Größe
                                 										und Geschwindigkeit.
                              Dampfer „Kaiser“. Direkter
                                 										Turbinenantrieb Ne = 2 × 2800 WPS, n = 600; Dampfer „Königin Luise“ Turbo
                                 										Transformatorantrieb Ne = 2 × 2700 WPS, nT 1800, np = 450; Dampfer
                                 											„Normannia“ Turbinen mit Zahnrädergetriebe Ne = 2 × 2375 WPS, nT =
                                 										1920 bzw. 1335, nP = 300
                              
                           Die mit dem Schiff vorgenommenen Probefahrten haben die Erwartungen, die an die
                              									Maschinenanlage geknüpft wurden, in jeder Hinsicht erfüllt, in der Tabelle sind die
                              									Ergebnisse einer dreistündigen Volldampffahrt mit rund 20 kn Geschwindigkeit sowie
                              									die einer gleich langen Fahrt mit 85 v. H. der Volldampffahrtleistung
                              									zusammengestellt. Bei diesen Fahrten wurde die an die Propellerwelle abgegebene
                              									Leistung mittels Föttinger-Torsionsindikator bestimmt.
                              									Der Dampfverbrauch wurde durch Messung der Temperatur und des Druckes vor den
                              									Düsen ermittelt. Jede Düsengruppe war zu diesem Zwecke vorher geeicht.
                           Die wirtschaftlichen Ergebnisse der Probefahrten sind, wie die Tabelle zeigt, überaus
                              									günstig. Der Kohlenverbrauch der Volldampffahrt betrug einschließlich des
                              									Verbrauches der Hilfsmaschinen bei Verwendung einer Kohle mit 7500 WE/kg Heizwert
                              									nur 0,59 kg/WPS-std. Der Dampfverbrauch war entsprechend günstig, er betrug für die
                              									Hauptmaschinen allein rund 5,4 kg/WPS-std.
                           Den passenden Maßstab für diese Zahlen gibt ein Vergleich mit den entsprechenden
                              									Probefahrtergebnissen zweier ähnlicher Schiffe, des Seebäderdampfers „Kaiser“
                              									und des Kanaldampfers „Normannia“; ersterer hat reinen Turbinenantrieb,
                              									letzterer besitzt Turbinen mit Rädergetriebe. Während die Anlage von „Königin
                                 										Luise“ der letzterwähnten Anlage an Wirtschaftlichkeit mindestens
                              									gleichkommt, übertrifft sie die direkt wirkende Turbinenanlage um nahezu 20 v.
                              									H.
                           Einen recht wesentlichen Vorzug hat die Turbo-Transformatoranlage von der Anlage mit
                              									Rädergetriebe voraus, das ist ihre durch die höhere Rückwärtsleistung und die
                              									Schnelligkeit der Umsteuerung überaus günstig beeinflußte Manövrierfähigkeit. Die
                              									Manövrierversuche, die mit dem Dampfer „Königin Luise“ vorgenommen wurden,
                              									haben dies glänzend bestätigt. Am markantesten zeigt sich die Erhöhung der
                              									Manövrierfähigkeit in dem Einfluß des Turbo-Transformators auf die Verkürzung von
                              									Stoppweg und Stoppzeit. Bei rund 19 kn Fahrt hat „Königin Luise“ Stoppwege
                              									erzielt von etwa zwei Schiffslängen und Stoppzeiten von wenig mehr als einer Minute.
                              									Der Zeitaufwand für das Umsteuermanöver betrug hierbei im Mittel etwa 4 bis 5
                              									Sekunden. Vergleichsversuche des Schiffes mit dem vorerwähnten Seebäderdampfer
                              										„Kaiser“ mit direktem Turbinenantrieb haben erwiesen, daß durch die
                              									Verwendung der Turbo-Transformatoranlage der Stoppweg um über 50 v. H., die
                              									Stoppzeit um rund 40 v. H. verkürzt wird.
                           Einen interessanten Vergleichspunkt bei den Maschinenanlagen schneller Revierdampfer
                              									bietet der erforderliche Gewichts- und Platzbedarf. Leider wird hierüber im
                              									allgemeinen nur wenig bekannt. Das Gewicht der Turbinen einschließlich der
                              									Uebersetzungsgetriebe beträgt beim Kanaldampfer „Normannia“ rund 78 t; bei
                              										„Königin Luise“ erreicht es trotz etwas größerer Leistung nur 43 t. Die
                              									Gewichtsersparnis ist also recht beträchtlich. Einen ähnlichen Gewinn zeigt die
                              									Turbo-Transformatoranlage gegenüber der Maschinenanlage des vorerwähnten Dampfers
                              										„Kaiser“. Trotz der hohen Tourenzahl seiner Turbinen beträgt die
                              									Ersparnis an Maschinengewicht ihm gegenüber bei „Königin Luise“ nicht weniger
                              									als rund 40 v. H. Den verringerten Platzbedarf der Turbo-Transformatoranlage im
                              									Vergleich zu den ähnlich bemessenen Anlagen von „Normannia“ und
                              										„Kaiser“ zeigen recht anschaulich die angefügten Dispositionsskizzen
                              										(Abb. 4).
                           Aus den gegebenen Vergleichsdaten geht deutlich hervor, daß der Turbotransformator
                              									berufen scheint, auf dem Gebiete des Schiffsantriebes eine überaus bedeutungsvolle
                              									Rolle zu spielen. Er weist nicht nur neue wirtschaftliche Ziele, sondern er wird
                              									auch allem Erwarten nach der schiffbaulichen Entwicklung einen neuen kräftigen
                              									Impuls zur Steigerung der bisher erreichten Geschwindigkeiten geben.