| Titel: | Neuere doppeltwirkende Zweitakt-Dieselmotoren. | 
| Autor: | Wilhelm Kreul | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 231 | 
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                        Neuere doppeltwirkende
                           								Zweitakt-Dieselmotoren.
                        Von Ingenieur Wilhelm Kreul,
                           									Elbing.
                        (Schluß von S. 218 d. Bd.)
                        KREUL: Neuere doppeltwirkende Zweitakt-Dieselmotoren
                        
                     
                        
                           Bei stehenden doppeltwirkenden Motoren ist man geneigt, auf die Vorteile
                              									vorstehender Kühlvorrichtung mit Rücksicht auf die zentrische Brennstoffeinführung
                              									zu verzichten. Für vorliegende Motorkonstruktion ist es aber nicht zweckmäßig, den
                              									oberen Zylinderteil anders wie den unteren zu gestalten, da trotz der Kolbenstange
                              									eine der zentrischen nicht nachstehende Brennstoffeinführung durch die später
                              									beschriebene Brennstoffventilkonstruktion und Anordnung erzielt wird, wobei für
                              									beide Zylinderseiten der zylindrische Verbrennungsraum gewahrt bleibt. Außerdem
                              									erreicht man durch Verwendung gleicher Zylinderseiten eine einheitliche einfache
                              									Ventilsteuerung und Motorkonstruktion. Für liegende Motoren ist der Pumpenzylinder
                              									außerdem mit einer Gleitbahn und der Pumpenkolben mit einem Gleitschuh versehen, so
                              									daß die Vorrichtung als Kühlwasserpumpe und gleichzeitig als Stütze für das
                              									Kolbenstangen- und Kolbengewicht dient. Obwohl diese besondere Kühlvorrichtung für
                              									den Bau doppeltwirkender Motoren nicht unbedingt erforderlich ist, so erscheint sie
                              									durch ihre Eigenart und Vorteile doch erwähnenswert.
                           Die Steuervorrichtung ist an dieser Motorkonstruktion besonders eigenartig. Eine
                              									einzige Steuerwelle betätigt die Brennstoffventile und die Spülventile beider Zylinderseiten zweier benachbarten Zylinder. Es
                              									fällt die bei stehenden Motoren übliche Zwischenwelle fort, wodurch der
                              									Steuermechanismus selbst gegenüber einfachwirkenden Motoren einfach wird. Ein
                              									einfachwirkender Vierzylindermotor der üblichen Bauart erfordert nämlich zur
                              									Betätigung der Ventile eine stehende Zwischenwelle und eine liegende Steuerwelle mit
                              									zwei Schraubenräderpaaren. Die Steuerwelle, die hierbei von einem Ende aus von der
                              									Zwischenwelle angetrieben wird, erhält, da sie vor allen Zylindern angeordnet sein
                              									muß, eine beträchtliche Länge, die mit der Zylinderzahl noch entsprechend zunimmt.
                              									Im Gegensatz hierzu sind beim vorliegenden doppeltwirkenden Vierzylindermotor nur
                              									zwei kurze Steuerwellen und zwei Schraubenräderpaare ohne Zwischenwelle
                              									erforderlich, wodurch außer der Einfachheit noch ein günstigeres Arbeiten der
                              									Steuerung erzielt wird (Abb. 3). Ein Vergleich mit
                              									dem eingangs erwähnten doppeltwirkenden Dreizylindermotor, der für die Betätigung
                              									der Ventile drei Steuerwellen und zwei Zwischenwellen nebst vier
                              									Schraubenräderpaaren benötigt, läßt die Vorteile vorliegender Steuerung ohne
                              									weiteres erkennen.
                           Die Steuerung der Spülventile selbst erfolgt durch Steuerringe (Abb. 5), die auf
                              									Stützen, die am Zylinder befestigt sind, leicht drehbar auf Kugeln lagern (Abb. 1). Diese Steuerringe, die wegen der
                              									Zugänglichkeit zu den Ventilen leicht zerlegbar sind, gestatten die Betätigung einer
                              									größeren Anzahl Ventile in der verschiedensten Weise,
                              									wobei unabhängig von der Anzahl Ventile nur ein
                              									Antriebsorgan (Steuerungsnocke oder Exzenter) auf der Steuerwelle erforderlich ist.
                              									Der Steuerring kann hierbei zweckmäßig als Oelbehälter ausgebildet werden, so daß
                              									die Ventilhebel und Rollen in einem Oelbade laufen und der Verschleiß der
                              									beweglichen Teile ein geringer ist.
                           Aus den Abbildungen sind verschiedene Antriebsarten, die sich durch den Steuerring
                              									ermöglichen lassen, ersichtlich. Abb. 5 zeigt
                              									beispielsweise die Betätigung der Spülventile mittels Nockensteuerung, wobei die
                              									Konstruktion der Spülventile nach Abb. 12 gewählt
                              									ist. Der Steuerring, der mittels der Steuerwellennocke hin- und herschwingt, wird
                              									durch die Ventilfedern e (Abb. 12, in Abb.
                                 										5 nicht sichtbar) und durch die Ventilhebel in die Anfangsstellung
                              									zurückbewegt. Die in Abb.
                                 										5 sichtbare Feder, die an dem Steuerring und einem Ventilgehäuse befestigt
                              									ist, bezweckt ein dauerndes Anlehnen der Steuerringsnocken an die Ventilhebel, um
                              									ein möglichst geräuschloses Arbeiten der Steuerung zu erzielen. Mit Rücksicht auf
                              									die Massenwirkung ist es vorteilhafter, insbesondere bei Schnelläufern den
                              									Steuerring mittels Exzenters anzutreiben, wie die Abb. 9 und 12 erkennen lassen, wodurch die Ventilhebel
                              									fortfallen und sich die Steuerung noch vereinfacht. Es sei noch erwähnt, daß sich
                              									der Antrieb der Spülventile auch durch sonstige ringartige Gebilde, z.B.
                              									durch miteinander verbundene Zugstangen mittels Exzenters oder Nocke ermöglichen
                              									läßt (Abb. 8).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 232
                              Abb. 8.
                              
                           Die Brennstoffventile werden mittels Nockenhebel und Zugstangen von der Steuerwelle
                              									betätigt (Abb. 3). Diese Antriebsweise entspricht
                              									der üblichen, nur ist durch die wagerechte Anordnung des Gestänges ein Abstützen des
                              									Gestängegewichts zweckmäßig. Falls weniger auf gute Zugänglichkeit zu den
                              									Brennstoffventilen gesehen wird, aber mehr auf Verringerung der Steuerungsteile, so
                              									können bei entsprechender Anordnung der Ventile in den Zylinderdeckeln die
                              									Steuerwellennocken direkt die Ventilhebel betätigen, so daß die Zugstangen und
                              									Nockenhebel fortfallen (Abb. 10). Die in den Abb. 7 und 10 sichtbare Feder,
                              									die mit dem Ventilhebel und dem Ventilgehäuse bzw. Zylinderdeckel verbunden ist,
                              									ermöglicht eine dauernde Berührung des Ventilhebels mit seiner Anschlagestelle zum
                              									Zweck geräuschlosen Ganges und genauen Arbeitens des Brennstoffventils.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 232
                              
                           Gegenüber den üblichen Brennstoffventilen doppeltwirkender Motoren weist das
                              									vorliegende Brennstoffventil (Abb. 11) wesentliche
                              									Aenderungen auf. Die Ventilstangenspitzen a und b bilden im geschlossenen Zustand des Ventils eine
                              									Kammer c, die gegen den Verbrennungsraum e und gegen die im Raum h
                              									befindliche Einblaseluft abgedichtet ist. Die Ventilstangenspitze b, die wesentlich die gleiche Bewegung wie die
                              									Ventilstangenspitze a macht, kann zweckmäßig auf der
                              									Brennstoffnadel d in der Längsrichtung etwas Spiel
                              									haben, so daß beim Aufsetzen der Ventilstangenspitze a
                              									auf ihren Sitz, die Einblaseluft die Ventilstangenspitze b noch besonders gegen ihren Sitz drückt, wodurch ein
                              									dauerndes Dichthalten beider Ventilstangenspitzen gewährleistet ist. Die Kammer c ist zur Aufnahme des flüssigen Brennstoffes, der von
                              										B kommt, bestimmt, so daß der Brennstoff in allen
                              									Lagen des Ventils der Einblaseluft vorgelagert ist. Die Kammer c kann zweckmäßig mit Rillen oder Kanälen versehen
                              									werden. Vor der Ventilstangenspitze a befindet sich der
                              									aus der Platte k und Spitze oder Schneide f bestehende Verteiler, der den Brennstoff zu mehreren,
                              									beliebig voneinander entfernten Zerstäubungskörpern (Düsen, Brennern oder
                              									Zerstäuberplatten), die am Verbrennungsraum angeordnet sind, leitet. Der sonstige
                              									Aufbau des Brennstoffventils entspricht der üblichen Ausführung. Durch diese
                              									Konstruktion des Brennstoffventils wird trotz seiner liegenden Bauart eine gute
                              									Brennstoffeinführung erzielt und genügt für die verschiedensten Motorbauarten
                              									(Motoren mit großem Verbrennungsraum oder mit unterteiltem Verbrennungsraum) ein
                              									einziges Ventil.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 232
                              Abb. 11.
                              
                           Bei der Motorkonstruktion nach den Abb. 1 bis 7, wo der zylindrische
                              									bewährte Verbrennungsraum beibehalten ist, wird der Brennstoff mittels eines Ventils an zwei Stellen in den ringförmigen
                              									Verbrennungsraum eingeführt. Das Ventil ist hierbei im Zylinderdeckel angeordnet.
                              									Der Brennstoff tritt parallel zur Zylinderachse in den Verbrennungsraum und wird
                              									somit stets in den Kern der verdichteten Luft geleitet, ohne daß eine Unterteilung
                              									des Verbrennungsraumes erforderlich ist.
                           Abb. 11 zeigt außer der Konstruktion dieses
                              									Brennstoffventils beispielsweise die Einführung des Brennstoffes mittels eines Ventils in einen unterteilten Verbrennungsraum,
                              									wobei zwei Aussparungen im Zylinderdeckel, worin auch die in der Zylinderwand
                              									angeordneten Spülventile münden, die Verbrennungsräume e darstellen; das Brennstoffventil ist hierbei im Zylinderdeckel untergebracht. Bei der Anwendung des Brennstoffventils nach
                              										Abb. 11 kann vor dem Zerstäubungskörper g die Zunge i
                              									angeordnet werden,
                              									die als Prallkörper dient, gegen den die Brennstoffstrahlen stoßen. Durch die
                              									Gestalt der Zunge i werden Teile des Brennstoffstrahles
                              									nach mehreren Seiten abgelenkt und in die Mitte der verdichteten Luft geleitet. Die
                              									Anordnung der Zunge i in dem taschenartigen
                              									Verbrennungsraum ermöglicht auch die Verkleinerung des Verbrennungsraumes, so daß
                              									die für die Verbrennung nötige Verdichtung stets erreicht werden kann. Das ist
                              									besonders dort wichtig, wo die Spülventile statt in der Zylinderwand konzentrisch im
                              									Zylinder deckel angeordnet werden. Auch kann dieses
                              									Brennstoffventil in der Zylinderwand angeordnet werden (beispielsweise bei
                              									Doppelkolbenmotoren), so daß die Nachteile der bisher angewandten zwei Ventile
                              									fortfallen würden.
                           Trotz der Betätigung vieler Spülventile und der Brennstoffventile beider
                              									Zylinderseiten zweier Motoren sind auf der Steuerwelle nur wenige Antriebsorgane
                              									(Steuernocken bzw. Exzenter) erforderlich. Das ist besonders für direkt umsteuerbare
                              									Motoren, wie sie für den Antrieb von Schiffen und neuerdings auch von Lokomotiven
                              									erforderlich sind, vorteilhaft, indem die üblichen Umsteuerungseinrichtungen noch
                              									vereinfacht werden können. Im übrigen sind mit dieser Steuervorrichtung bei
                              									entsprechender Einrichtung alle bekannten Mittel zur Umsteuerung ausführbar, u.a.
                              									Verschieben oder Verdrehen der Steuerwelle, Verstellung der Nockenhebel mittels
                              									Hilfswelle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 233
                              Abb. 12.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 233
                              Abb. 13.
                              
                           An dieser Motorbauart sind die Spülventile bekannter Konstruktion benutzbar. Das in
                              										Abb. 12 dargestellte Spülventil erscheint aber
                              									aus dem Grunde zweckmäßig, weil dadurch u.a. der Vorteil entsteht, daß hier für die
                              									üblichen Umsteuerungsvorrichtungen der direkt umsteuerbaren Motoren fortfallen
                              									können. Bei der Verdrehung des Steuerringes a wird
                              									mittels des Nockens b die Hülse c, die über die Ventilspindel lose gleitet, zurückgeschoben. Hierbei wird
                              									die Feder d gespannt, welche mit der Hülse c und der Ventilspindel durch die Mutter f fest verbunden ist und das Oeffnen des Ventils
                              									bezweckt. Die Stärke der Feder d ist nun so
                              									gewählt, daß bei der Verdrehung des Steuerringes a das
                              									Ventil g sich erst dann öffnet, wenn die Spannung der
                              									Auspuffgase im Zylinder einen gewissen Tiefstand erreicht hat; nur dann wird
                              									bekanntlich die Wirkung der nunmehr eintretenden Spülluft eine gute und
                              									wirkungsvolle sein. Das Schließen des Ventils erfolgt zwangsweise nach Freigabe der
                              									Hülse c durch den Nocken b
                              									mittels der Ventilfeder e in der üblichen Art. Das
                              									Oeffnen des Spülventils ist also kein selbsttätiges, sondern erfolgt unter dem
                              									Einfluß des Spülluftdruckes und der Feder d, also zwangsweise, jedoch unabhängig von der Stellung
                              									der Steuerwelle.
                           Erreicht die Kurbel im Kurbelkreis jene Stelle, welche im Diagramm (Abb. 13) mit 1
                              									bezeichnet ist, so gleitet die Hülse c zurück. Das
                              									Ventil öffnet sich aber erst unter dem Einfluß der dann gespannten Feder d
                              									und der Spannung der Auspuffgase bei der Kurbelstellung
                              										2. Bei der Kurbelstellung 3 schließt sich das Spülventil. Die Bezeichnungen 1', 2' und 3' gelten für die entgegengesetzte
                              									Drehrichtung der Kurbel. Aus dem Diagramm ist zu ersehen, daß die Stellungen 1 und 3 bzw. 1' und 3' symmetrisch zur
                              									Kolbenweglinie liegen, so daß auch der Nocken oder das Exzenter symmetrisch zur
                              									Kolbentotpunktlage auf der Steuerwelle angeordnet werden kann und beispielsweise zum
                              									Umsteuern des Motors die Steuerwelle weder verschoben noch verdreht zu werden
                              									braucht. Ferner wird durch diese Spülventilkonstruktion verhindert, daß das
                              									Spülventil gegen zu hohe Auspuffdrucke anhebt, so daß Gestängebrüche ausgeschlossen
                              									sind. Auch können die Auspuffgase nicht in den Spülluftaufnehmer zurückschlagen, da
                              									ein Anheben des Spülventils gegen höheren als den Aufnehmerdruck nicht möglich ist.
                              									Diese letzteren Vorteile sind besonders wichtig für Fahrzeugzweitaktmotoren, bei
                              									denen in bekannter Weise durch Drosseln der Auspuffgase eine Leistungssteigerung
                              									erzielt werden soll. Bisher war eine Drosselung der Auspuffgase zu vorstehendem
                              									Zweck ohne besondere Maßnahmen nicht ungefährlich. Diese Gefahren sind durch dieses
                              									Spülventil völlig selbsttätig beseitigt, so daß selbst eine Unachtsamkeit des
                              									Maschinisten, in dieser Richtung hin, wirkungslos wäre.
                           Die Hülse c ist mit Rollen versehen und hat an ihrem
                              									Ende eine Führung, die verhindert, daß der durch die Nocken b entstehende seitliche Druck auf die Ventilspindel übertragen Wird. Die
                              									Ventilspindel selbst lagert in einer glasharten, geschliffenen Büchse, die den
                              									vorzeitigen Verschleiß der betreffenden Teile verhindert.
                           Die Abb. 12 stellt keine genau
                                 										durchgeführte Konstruktion dieses Spülventils dar, sondern sie soll lediglich
                                 										zur Erklärung dienen; dasselbe wäre auch in entsprechender Weise von den Abb. 8 und 11 zu
                                 										sagen.
                           Bei Anwendung dieser Spülventilkonstruktion werden mithin die üblichen Mittel zum
                              									Umsteuern des Motors wesentlich vereinfacht, da dann nur noch die Aenderung das Vor-
                              									und Nacheröffnens des Brennstoffventils in bezug auf die Kolbentotpunktlage
                              									erforderlich ist und dieses in bekannter Weise, z.B. durch Verstellen der
                              									Nockenhebel mittels Hilfswelle, erfolgen kann. Aber auch für das Brennstoffventil
                              									ist eine Konstruktion gefunden, bei welcher die Aenderung des Vor- und Nacheröffnens
                              									des Ventils für die Zwecke der Umsteuerung ohne jedes Hilfsmittel durch die innere
                              									Einrichtung des Brennstoffventils erfolgt. Da ein sicheres Funktionieren dieses
                              									Ventils für alle Fälle Voraussetzung ist, geschieht das Oeffnen und Schließen des
                              									Ventils in allen Einzelheiten zwangsweise. Die üblichen Umsteuerungsvorrichtungen
                              									können also völlig fortfallen.
                           Der in den Abb. 1 bis 7 dargestellte Motor
                              									ist mit diesen Ventilen versehen, die sonstige Ausführung der Steuervorrichtung kann
                              									bei gleich umlaufenden und umsteuerbaren Motoren dieselbe sein. Zum Zwecke des
                              									Anlassens bzw. Umsteuerns erhält der direkt umsteuerbare Motor Druckluftschieber,
                              									die mittels Kulissensteuerung betrieben werden; aus den Abb. 3 und 4 ist die Anordnung eines Druckluftschiebers und der Kulissensteuerung
                              									ersichtlich. Der Druckluftschieber steuert die von dem Anlaßluftbehälter kommende
                              									Druckluft, die dann zu den Anlaßventilen geleitet wird. Die Anlaßventile, von denen
                              									je eines in dem unteren und oberen Zylinderdeckel untergebracht ist, werden durch
                              									die Druckluft, die zum Anlassen des Motors den Zylindern zugeführt wird, geöffnet
                              									und durch Ventilfedern geschlossen, sobald die Zuführung der Druckluft aufhört.
                              									Hierdurch werden die zum Schließen und Oeffnen der Anlaßventile üblichen
                              									Steuervorrichtungen ebenfalls überflüssig. Die vorliegende Konstruktion gestattet
                              									eine veränderliche Füllung der Zylinder von Null bis etwa 65 v. H. Bei der gewählten
                              									Anordnung der Kurbeln (die Kurbeln je zweier benachbarten Zylinder sind um 180° und
                              									die Kurbeln sämtlicher Zylinder um 90° gegeneinander versetzt) und bei der Anwendung
                              									zweier Druckluftschieber ist es möglich, den Vierzylindermotor aus jeder
                              									Kurbelstellung anzulassen bzw. umzusteuern, wobei die entgegengesetzten Seiten
                              									zweier benachbarten Zylinder gleichzeitig Druckluft erhalten. Die
                              									Brennstoffzuführung ist mit der Anlaßvorrichtung derartig blockiert, daß bei
                              									Bewegung der Kulisse über die Mittelstellungen hinaus, die Zuführung des Brennstoffs
                              									zum Brennstoffventil veränderlich abnimmt, so daß vor Beginn der Anlaßstellung die
                              									Brennstoffzuführung völlig abgesperrt ist.
                           Ein Beispiel möge die Umsteuerung dieses Motors erklären und es sei angenommen, daß
                              									der Motor zum Antriebe eines Schiffes oder einer Lokomotive bestimmt ist. Da mithin
                              									der Motor unter Belastung anzulaufen hat, werden die beiden Hebel zur Einstellung
                              									der Kulisse (in den Abbildungen nicht sichtbar) aus der Stellung, bei der die
                              									Brennstoff- und die Anlaßluftzuführung abgesperrt ist, in die Stellung „größte
                                 										Füllung vorwärts bzw. rückwärts“ gebracht, wodurch sämtliche Zylinderseiten
                              									abwechselnd zu je zwei mit Druckluft arbeiten. Nach Erreichung der nötigen
                              									Geschwindigkeit werden durch Bewegen eines der beiden Umsteuerhebel in die
                              									Mittelstellung die betreffenden zwei Zylinder vom Druckluftbetrieb auf Brennstoff
                              									betrieb geschaltet, wonach auch der zweite Umsteuerhebel in die Mittelstellung
                              									gesetzt werden kann, so daß sämtliche Zylinder mit Brennstoff betrieben werden.
                              									Es ist mithin möglich, mit vier Zylindern oder mit zwei Zylindern zu fahren, wobei
                              									sowohl mit Druckluft als auch mit Brennstoffbetrieb die ausgiebigste Regulierung
                              									erzielt werden kann.
                           Die in den Zylinderdeckeln untergebrachten Sicherheitsventile, deren Zweck eigentlich
                              									darin besteht, bei plötzlichen, zu hohem Verbrennungsdruck (der u.a. durch Ansammeln
                              									einer zu großen Brennstoffmenge infolge teilweisen Versagens der Zündung entstehen
                              									kann) die betreffenden Zylinderseiten zu entlasten, sind für die Zwecke des
                              									Anlassens bzw. Umsteuerns noch besonders ausgebildet. Bei der Betätigung einer
                              									Zylinderseite durch die Druckluft wird das Sicherheitsventil der entgegengesetzten
                              									Zylinderseite mittels derselben Druckluft geöffnet, so daß eine teilweise Entlüftung
                              									dieser Seite bei der Kolbenbewegung erfolgt. Hierdurch kann zum Anlassen des Motors
                              									entweder Druckluft von mittlerem Druck verwendet werden oder bei Verwendung
                              									hochgespannter Luft erfolgt ein schnelleres Anlassen bzw. Umsteuern des Motors.
                           Bemerkenswert ist, daß sämtliche Manöver lediglich mit den beiden Umsteuerhebeln
                              									ausgeführt werden, weshalb der Maschinist seinen Stand nicht zu wechseln braucht und
                              									nachteilige Fehlgriffe vermöge der einfachen Kulissensteuerung ausgeschlossen sind.
                              									Da bei Verwendung dieser Umsteuerungsvorrichtung an Großmotoren der
                              									Druckluftschieber keine nennenswerte Vergrößerung erfährt, so genügt zur Verstellung
                              									der Kulisse stets Handbetrieb, wodurch die üblichen Umsteuermaschinen, die die
                              									Kompliziertheit einer Steuerung nicht unwesentlich vermehren und das Umsteuern
                              									verzögern, völlig fortfallen können. Es empfiehlt sich die Anwendung dieser
                              									Druckluftsteuerung selbst dann, wenn der Motor mit den üblichen Ventilformen
                              									ansgerüstet ist und die Aenderung des Vor- und Nacheröffnens der betreffenden
                              									Ventile beispielsweise durch Verdrehung der Steuerwelle um einen bestimmten Winkel
                              									erfolgt; der Antrieb der Kulisse des Druckluftschiebers kann auch von der
                              									Steuerwelle erfolgen. Ferner können die Anlaßventile bei entsprechender Anordnung
                              									von der Steuerwelle betrieben werden.
                           Ueberhaupt zeigen die erwähnten Beispiele, daß bei Berücksichtigung der Eigenarten
                              									dieser Motorkonstruktion die Anwendung bekannter Einzelheiten anderer Motorbauarten
                              									keine Schwierigkeiten bieten., Auch ist es ohne weiteres ersichtlich, daß vorstehend
                              									beschriebene Einzelkonstruktionen (Brennstoffventil, Spülventil, Anlaß- und
                              									Umsteuervorrichtung usw.) sich an den bekannten einfachwirkenden Motorbauarten mit
                              									Vorteil verwenden lassen.
                           Die Abb. 1 bis 7 lassen erkennen, daß
                              									bei dieser Motorkonstruktion selbst doppeltwirkende Motoren mittlerer Zylindergröße
                              									ausführbar sind. Bei entsprechender Anordnung sind die erwähnten Konstruktionen auch
                              									für liegende doppeltwirkende Zweitaktmotoren benutzbar.
                              									Ebenso kann an doppeltwirkenden Viertaktmotoren,
                              									insbesondere stehender Bauart, diese Steuervorrichtung verwendet werden, wenn an
                              									Stelle der Spülventile die Einlaß- und Auslaßventile konzentrisch in der
                              									Zylinderwandung oder dem Zylinderdeckel angeordnet sind und die Steuerung dem andern
                              									Arbeitsverfahren entsprechend ausgebildet ist.