| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Simon | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 235 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Kugelteilscheiben. Für die Herstellung geräuschlos
                              									laufender Präzisionszahnräder wird in erster Linie das Teilverfahren benutzt, da ein
                              									Wurmfräser eine theoretisch richtige Zahnflanke nur dann liefert, wenn er mit einer
                              									ununterbrochenen Schraubenlinie, die keine Nuten aufweist, arbeitet, d.h. nicht
                              									schneidend, sondern schleifend wirkt. Andrerseits ist aber leicht einzusehen, daß
                              									bei Anwendung des Teilverfahrens zu dem genannten Zweck weder die Profilfräser des
                              									normalen 9 oder 15 teiligen Satzes genügen, noch die gewöhnlichen unter Verwendung
                              									von Schnecke und Schneckenrad hergestellten Teilscheiben in Betracht kommen. Für die
                              									gekennzeichnete Arbeit sowie bei der Herstellung kleiner Sperr- und Schalträder,
                              									beim Anfertigen von Typen- und Matrizenrädern u.a.m. dürfte vielmehr die durch
                              									größte Genauigkeit ausgezeichnete Kugelteilscheibe in Frage kommen. Sie ist in Abb. 1 und 2 dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 235
                              
                           In der Nut a der glasharten
                              									Scheibe b, welche auf der Teilachse befestigt ist,
                              									werden Präzisionsstahlkugeln durch die am Rande gleichfalls glasharte Scheibe c festgehalten. Die Teilung geschieht mit Hilfe des
                              									oben sichtbaren Index, der in die Zwischenräume der dicht nebeneinander liegenden
                              									Kugeln eindringt. Durch Verwendung verschieden großer Spannscheiben und
                              									Unterlegscheiben in demselben Spannkörper und durch Aenderung des Kugeldurchmessers
                              									ist es möglich, ohne Schwierigkeit die verschiedenartigsten Teilungen auszuführen.
                              									Auch für Segmentscheiben ist das Verfahren geeignet. Ferner wird es mit Vorteil zur
                              									Herstellung von Zahnstangen benutzt. Hierbei muß allerdings die Nut geradlinig
                              									verlaufen. Auch verwendet man für Zahnstangen mit π-Teilung Kugeln, deren Durchmesser ein Vielfaches von π ist. Bisweilen bereitet das Einspannen kleiner Kugeln bei großer
                              									Teilzahl Schwierigkeiten. Man bedient sich dann eines magnetischen Hilfsapparates.
                              									Die Prüfung der Genauigkeit der Teilung geschieht in erster Linie auf optischem Wege
                              									mit Hilfe eines Mikroskops. Die beste von drei Lochteilscheiben, welche allerdings
                              									auf weniger vollkommene Weise untersucht wurde, wies in den Teillochentfernungen
                              									einen Gesamtfehler von 62,5 Bogensekunden auf. Demgegenüber zeigte eine von der
                              									Firma Brown & Sharp
                              									gelieferte Kugelteilscheibe eine Genauigkeit von 8,5 Bogensekunden, welche
                              									durch Nacharbeiten auf 3,5 Sekunden gebracht wurde. Dabei betrug der
                              									Teilkreisdurchmesser nur 80 mm. Es ist dies Ergebnis erklärlich, wenn man bedenkt,
                              									daß es möglich ist, Präzisionsstahlkugeln von 0,001 mm verbürgter Genauigkeit
                              									herzustellen. Selbstverständlich muß der Index möglichst starr ausgebildet und jeder
                              									Totgang in seiner Lagerung vermieden werden. Auch der Einfluß der Exzentrizität der
                              									Scheibe ist zu berücksichtigen.
                           Neben der unerreichten Genauigkeit besitzt die Kugelteilscheibe noch den Vorzug
                              									geringer Abnutzung, weil glasharte Schneiden zwischen glasharten Teilstellen
                              									arbeiten. Auch ist es von Vorteil, daß man meist von Kugel zu Kugel schalten kann,
                              									und die Indexschneiden durch Gewicht oder Feder jeden gewünschten Druck erhalten.
                              									Die Scheiben können selbsttätig oder von der Hand geschaltet werden. Auf ihre
                              									Ausführung besitzen die Deutsche Waffen- und
                                 										Munitionsfabriken Lizenzrechte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 235
                              
                           Erwähnt sei schließlich noch, daß die Prüfung der Teilscheiben oft dadurch gestört
                              									wird, daß infolge des Festklemmens von Teil- und Reitstockspindel Störungen
                              									auftreten. Diesem Uebelstand versuchte die Firma Reinecker-Chemnitz dadurch zu begegnen, daß sie der Pinolenführung eine
                              									mehrfach geschlitzte, rohrartige Fortsetzung gab, die zentrisch zusammengepreßt
                              									wurde. Hierbei wird aber infolge der Schlitze die Starrheit der Konstruktion
                              									vermindert. Besser dürfte sich daher die in Abb. 3 und 4 dargestellte
                              									zentrische Festklemmvorrichtung bewähren, bei welcher eine einseitige Wirkung, wie
                              									ohne weiteres verständlich ist, nicht eintritt, [v. Marchthal in Werkstattstechnik; Heft 3, 1914.]
                           Schmolke.
                           –––––
                           Ueber die geschichtliche Entwicklung der grundlegenden
                                 										Anschauungen im Lokomotivbau hielt Prof. Jahn,
                              									Danzig. im Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure am 20. Januar einen Vortrag.
                           Der Lokomotivbau ist in der harten Schule des Erfolges und Mißerfolges groß geworden.
                              									Das lehrt z.B. der Entwicklungsgang der ungekuppelten, d.h. derjenigen Lokomotiven,
                              									bei denen nur eine Achse von den Zylindern angetrieben wird. Stephensons berühmte Rocket vom Jahre 1829 war eine solche ungekuppelte
                              									Lokomotive, die aber noch mit manchen Mängeln behaftet war. Erst 1830 gelang Stephenson die Schaffung einer brauchbaren
                              									zweiachsigen Lokomotive mit Innenzylindern. Die Ruhe ihres Ganges befriedigte aber
                              									nicht mehr, als die Geschwindigkeit der Züge zunahm. Stephenson baute daher seit 1834 dreiachsige Lokomotiven. Diese fanden
                              									allgemeine Anerkennung, besonders seitdem das furchtbare Unglück auf der Strecke
                              									Paris – Versailles vom Jahre 1842 die Mängel der zweiachsigen Lokomotiven blutig
                              									erwiesen hatte. Die dreiachsige ungekuppelte Lokomotive verbreitet sich nun als
                              									Personen- und Schnellzuglokomotive über alle Länder und ist in Deutschland bis zum
                              									Jahre 1875 gebaut worden. Das hohe zwischen zwei niedrigen Laufrädern liegende
                              									Triebrad gab ihr ein eigenes Gepräge. „Spinnräder“ hießen diese Lokomotiven
                              									in der Führersprache. Ihrer Entwicklung wäre das Jahr 1841 fast durch Stephenson selbst verhängnisvoll geworden. Die Entwürfe
                              									dieses Jahres zeigen stark verlängerte Kessel, jedoch die kleinen bisher benutzten
                              									Entfernungen der Achsen voneinander. Der Achsstand war daher im Verhältnis zur
                              									Maschinenlänge zu kurz; die Lokomotiven liefen unruhig. Man sah sich zu Umbauten
                              									gezwungen. Dieser Mißerfolg aber hatte dem Lokomotivbauer eine erhöhte Sicherheit in
                              									der Wahl der Gesamtanordnung für unsere ungekuppelte Lokomotive gegeben. Stephenson schuf im Jahre 1845 seiner Lokomotive eine
                              									Wettbewerberin, bei der die hohe Triebachse hinter den Laufachsen, und alle drei
                              									Achsen eng zusammengedrängt unter dem Kessel lagen. Die Bauart konnte sich aber
                              									nicht behaupten, weil sie, ebenso wie die oben erwähnte Anordnung vom Jahre 1841 den
                              									Mangel zu kurzen Radstandes hatte. Haswell in Wien
                              									versuchte im Jahre 1862 letzgenannte Bauart zu neuem Leben zu erwecken. Er ordnete
                              									an jeder Seite zwei Dampfzylinder an, deren Kolben sich in jedem Augenblick im
                              									entgegengesetzten Sinne bewegten. Auf diese Weise sollte der ungünstige Einfluß
                              									behoben werden, den die Bewegung des Gestänges auf die Gangart der Lokomotive
                              									ausübt. Der Erfolg blieb aus, und man wußte nun, daß ein verbesserter
                              									Massenausgleich nicht genügt, um die Mängel eines zu kurzen Radstandes zu beheben.
                              									Die erfolgreichste Wettbewerberin ist die Lokomotive Cramptons vom Jahre 1846. Die hohe Triebachse liegt hinten, die Zylinder
                              									außen. Der Crampton-Lokomotive war der Erfolg durch das
                              									entschlossene Zurückgreifen auf den großen Radstand, die günstige Massenverteilung
                              									und die sorgfältige Ausbildung der Einzelteile verbürgt. Im Jahre 1851 verbessert
                              										Crampton seine Lokomotive durch Anordnung einer
                              									Blindwelle, die von Innenzylindern angetrieben wurde, während die Außenkurbeln
                              									dieser Blindwelle mit der Triebachse gekuppelt waren. Er schafft so eines der
                              									interessantesten Bilder der Lokomotivgeschichte. Cramptons Lokomotiven sind bis 1864 gebaut worden. Das „Spinnrad“
                              									hat also auch diese ihre erfolgreichsten Wettbewerberinnen überlebt.
                           –––––
                           Die Bedeutung der Elektrizität für die Energieversorgung
                                 										Deutschlands. In der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin
                              									hielt am 26. Januar d. J. bei der Feier des Geburtstages des Kaisers der Rektor
                              									Prof. Dr. Fischer einen Vortrag über „die Bedeutung
                                 										der Elektrizität für die Energieversorgung Deutschlands.“
                           Der Vortragende gab zunächst ein Bild über die durch die Maschinen erzeugten
                              									Leistungen; während die durch die TätigkeitTätipkeit der Menschen gewonnene Leistung pro Kopf der Bevölkerung nur 1/15 PS ausmacht,
                              									entfällt heute in Deutschland pro Kopf der Bevölkerung ⅙ PS, die aus Dampfmaschinen
                              									und festen Motoren zur Verfügung stehen. Die Ausnutzung motorischer Kräfte wurde in
                              									größtem Maßstabe erst möglich, als das Problem der Weiterleitung der Elektrizität
                              									gelöst war. Nachdem es in Versuchsanlagen gelungen war, zunächst die Elektrizität
                              									unter mäßigen Spannungen 45 km weit zu leiten, wurden 1891 bei der allgemeinen
                              									elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt a. M. von Laufen bis Frankfurt, einer
                              									Strecke von 125 km, 100 PS bei einer Spannung von 21600 Volt geleitet, und diesem
                              									glänzenden Beispiel folgten dann bald alle Kulturländer durch Einführung der
                              									Elektrizitätsleitung. Anfangs entstanden die Elektrizitätswerke in den größeren
                              									Städten, erst im letzten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts begann man einzusehen,
                              									daß auch in kleinen Städten der Bedarf an elektrischem Strom groß genug ist, um die
                              									Errichtung von Zentralen wirtschaftlich möglich zu machen. Die Zahl der
                              									Elektrizitätswerke ist von 1175 im Jahre 1905 auf 4001 im Jahre 1913 gestiegen, und
                              									diese Werke liefern jährlich 17 Mill. Kilowatt, und der größte Teil der elektrischen
                              									Energie dient heute zur Leistung produktiver Arbeit und nicht etwa, wie manchmal
                              									gedacht wird, zur Befriedigung höherer Kultur- und Luxusbedürfnisse. Der Vortragende
                              									schilderte dann die Vorteile, die Kleingewerbe und Kleinlandwirtschaft durch die
                              									Ueberlandzentralen genießen, und erörterte hierbei die Gründe der höheren
                              									Strompreise, welche die Landwirtschaft entrichten muß. Industrielle Betriebe, deren
                              									Strombedarf sich gleichmäßig über das ganze Jahr verteilt, sind hinsichtlich der
                              									Strompreise selbstverständlich günstiger gestellt als die landwirtschaftlichen
                              									Abnehmer, welche nur zu bestimmten Zeiten elektrische Energie benötigen. Der
                              									Vortragende streifte dann die Frage eines Elektrizitätsmonopols, welches er für
                              									zweckmäßig halten würde, das aber jetzt wohl nicht mehr einzuführen möglich ist, da
                              									die meisten elektrischen Zentralen Privatunternehmen sind. Privatunternehmer müssen
                              									sich bei der Errichtung von Zentralen von kaufmännischen Prinzipien leiten lassen,
                              									wenn aber eine Körperschaft des öffentlichen Rechts oder der Staat Unternehmer der
                              									Elektrizitätswerke wären, dann brauchten nicht Rentabilitätsgründe maßgebend sein
                              									für die Errichtung einzelner Zentralen. Es könnte ja der Ueberschuß der in
                              									industriereichen Gegenden und solchen mit großen landwirtschaftlichen Betrieben
                              									bestehenden Zentralen die Mindereinnahmen decken, welche diejenigen Zentralen
                              									aufzuweisen hätten, die in ärmeren Gegenden errichtet wurden, zum Wohle der
                              									Bevölkerung. Die schwierige Frage der Preisstaffelung und Tarifaufstellung könnte
                              									der Staat als Unternehmer der Elektrizitätswerke auch in einfacher Weise lösen, indem er den Strom
                              									an Leitungsgenossenschaften abgibt, für welche nicht viele Tarifstufen nötig wären.
                              									Während die Bundesstaaten bis jetzt nur selten als Unternehmer von
                              									Elektrizitätswerken aufgetreten sind, bestehen eine Reihe kommunaler
                              									Elektrizitätswerke, von denen der Vortragende besonders die in Pommern sowie in der
                              									Provinz Brandenburg hervorhob. Er streifte dann die Verwendung der Elektrizität zum
                              									Betrieb von Eisenbahnen, um dann auf die Ausnutzung der Wasserkräfte des näheren
                              									einzugehen. Im allgemeinen muß man sagen, daß in Deutschland die Aussichten für die
                              									Elektrizitätserzeugung aus den Wasserkräften nicht sehr günstig sind, da sich in der
                              									Regel die Anlagen teurer stellen, als die gleich großen Dampfanlagen. Erst nachdem
                              									die erheblichen Unkosten, die durch die Stauung des Wassers und dergleichen bei
                              									derartigen Anlagen auftreten, abgeschrieben sind, arbeiten diese durch Wasserkraft
                              									betriebenen Anlagen billig. Deutschland verbraucht heute schon vier- bis fünfmal so
                              									viel Energie als seine Wasserkräfte liefern können, aber wir besitzen dafür weite
                              									Moorflächen, die in Ergänzung der Wasserkräfte nutzbar gemacht werden können. Von
                              									den nach den Berechnungen Fischers in Deutschland zur
                              									Verfügung stehenden 2,3 Millionen Hektar Trockenmoor ist ein Teil schon der
                              									Elektrizitätsgewinnung nutzbar gemacht (Auracher Moor, Schweger Moor). Auch die
                              									Hochofengase versucht man jetzt zur Elektrizitätserzeugung dienstbar zu machen. Der
                              									Vortragende erwähnte dann die zunehmende Verwendung von Teeröl zum Antrieb von
                              									Dieselmotoren und gab einen Ausblick über die Zukunft Deutschlands bezüglich der
                              									Kohlenversorgung. Er hält die so oft geäußerten Befürchtungen eines bald
                              									eintretenden Kohlenmangels für übertrieben, da unsere Kohlenvorräte wohl noch für
                              									1000 Jahre ausreichen, wobei allerdings nicht verhehlt werden soll, daß derartige
                              									Schätzungen über die Lebensdauer unserer Brennstofflager sehr schwierig sind. Wenn
                              									einerseits der Energiebedarf zwar eine steigende Tendenz zeigt, so ist anderseits
                              									die Ausnutzung unserer Brennstoffe eine immer bessere. Bei den großen Dampfmaschinen
                              									ist zwar die höchste Ausnutzung erreicht, und keine Besserung mehr zu erwarten, wohl
                              									aber kann durch Ersatz der kleineren unwirtschaftlicher arbeitenden Maschinen eine
                              									erhöhte Ausnutzung erhofft werden. Es sei dann noch verwiesen auf die in den letzten
                              									Jahren erzielten Erfolge der Heiztechnik und die Oberflächenverbrennung von Schnabel und Bone, deren
                              									Hauptvorteil darin besteht, daß bei einem erzielten hohen Wirkungsgrad (93 bis 95 v.
                              									H.) es auch möglich ist, geringwertige Brennstoffe zu verwerten. Zum Schluß verweist
                              									der Vortragende noch auf den Vortrag, den Prof. Dr. Emil
                                 										Fischer bei der Gründung des Kaiser-Wilhelm-Instituts in Mühlheim gehalten
                              									hat, und worin er dem Wunsche Ausdruck gegeben hat, daß es gelingen möge, ohne den
                              									Umweg über Dampfmaschinen und Gasmotoren die Energie unserer Brennstoffe in
                              									Elektrizität umzuwandeln.
                           Plohm.
                           –––––
                           Die bei den Bahnen der Vereinigten Staaten von Nordamerika in
                                 										Gebrauch befindlichen Druckluftbremsen.(W. Hildebrand, Direktor der Knorr-Bremse A.-G.) Unter den bei der Pennsylvania-Eisenbahn im Betriebe
                              									befindlichen Bremsen ist eine neue Lokomotivbremse zu nennen, die die gleiche
                              									Einrichtung für Personen- und für Güterzüge besitzt und aus der Vereinigung einer
                              									selbsttätigen Bremse mit einer direkten Bremse besteht. Diese entspricht der bei uns
                              									teilweise eingeführten Zusatzbremse. Bei den Güterzügen sind in den Vereinigten
                              									Staaten schon seit mehreren Jahren Druckluftbremsen in Anwendung. Für deren
                              									Einführung liegen dort die politischen und technischen Verhältnisse sehr günstig.
                              									Hier ist besonders die selbsttätige Mittelkupplung als ein die Einführung der
                              									Druckluftbremsen begünstigendes Moment hervorzuheben. Diese Kupplung kann besonders
                              									kräftig ausgeführt und gut abgefedert werden; auch ermöglicht sie die Bildung von
                              									Zügen großer Länge. Jetzt laufen bereits Züge von 300 Achsen; letztere Zahl soll in
                              									Zukunft auf 400 erhöht werden. Die auftretenden Schwierigkeiten hat man durch
                              									Aenderung des Funktionsventils beseitigt, so daß das Lösen der Bremsen durch den
                              									ganzen Zug möglichst gleichmäßig vor sich geht, eine Einrichtung, die schon Knorr vor Jahren in Vorschlag gebracht hat. Für das
                              									Befahren von Gefällen benutzt man Drucklufthaltventile, die am Anfang und Ende des
                              									Gefälles ein- bzw. ausgeschaltet werden und beim Abwärtsfahren einen
                              									Minimalbremsdruck festhalten, auch wenn der Führer die Bremse löst. Auch für die
                              									Personenzüge kam man mit der einfachen selbständigen Schnellbremse nach Vergrößerung
                              									der Geschwindigkeit und Zuglängen nicht mehr aus. Für die vergrößerten
                              									Geschwindigkeiten erhöhte man den Leitungsdruck und ließ den erhöhten Bremsdruck aus
                              									dem Bremszylinder durch Zeitauslaßventile entweichen, ein Hilfsmittel, welches den
                              									Erfordernissen nicht richtig nachkommt. Für die Verlängerung der Züge mußten andere
                              									Mittel geschaffen werden, die für unsere Begriffe allzu kompliziert sind.
                           Was die Signaleinrichtung der amerikanischen Bahnen angeht, so gibt es eine
                              									Notbremse, die dem Publikum zugänglich ist, nicht, da sie Eisenbahnüberfälle auf den
                              									langen Strecken begünstigen würde.
                           Man fragt sich bei diesen, zum Teil sehr komplizierten Einrichtungen, wie deren
                              									Unterhaltung möglich ist. Nachdem aber die Amerikaner die Schwierigkeiten bei der
                              									Güterzugbremse durch gute Instandhaltung und Ueberwachung überwunden haben, scheuen
                              									sie vor keiner Komplikation mehr zurück, wenn sie nur die Sicherheit des Betriebes
                              									erhöht. Auch wir werden zu komplizierteren Einrichtungen kommen, wenn auch nicht zu
                              									den amerikanischen, da die Betriebsverhältnisse verschieden sind. Jedenfalls aber
                              									kann den amerikanischen Erfahrungen entnommen werden, daß man sich nicht zu sehr
                              									davor scheuen soll, die Bremsen zur Erzielung größerer Sicherheit etwas
                              									komplizierter zu machen. Man muß dabei bedenken, daß auch die Leute, die die
                              									Instandhaltung zu besorgen haben, mit der Uebung verständiger und geschickter
                              									werden.
                           
                           Die Messung der mechanischen Leistung durch elektrische
                                 										Pendelmaschinen. Auch der von altersher für die Messung der mechanischen
                              									Leistung umlaufender Krafterzeuger verwendete Pronysche
                              									Zaum muß sich gefallen lassen, durch die Mitwirkung elektrischer Vorgänge zu höheren
                              									Formen entwickelt zu werden. Er konnte nur Leistung verzehren und brauchte zur
                              									Abführung der Reibungswärme noch dauernd Kühlwasser. Es ist jedoch nicht minder
                              									wichtig, auch die von einem beliebigen Kraftverbraucher aufgenommene Leistung zu
                              									messen und man verwendete daher für viele Zwecke ausschließlich sorgfältig geeichte
                              									elektrische Maschinen, sei es als Motoren für letzgenannten Fall oder als Dynamos
                              									für reine Bremszwecke. Hier besteht dann auch die Möglichkeit der
                              									Energie-Rückgewinnung in Form elektrischen Stromes. Natürlich lohnt sich dies nur
                              									bei großen Bremseinheiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 238
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 238
                              Abb. 2.
                              
                           Bei derartigen Maschinen kann wohl die aufgenommene bzw. abgegebene elektrische
                              									Energie genauest gemessen werden, doch deckt sich diese nicht mit der Bremsleistung,
                              									da der Motor Eigenverluste hat. Die Notwendigkeit, beträchtliche Umrechnungen
                              									vornehmen zu müssen, ist ein Nachteil, der bei einer besonderen Ausführung der
                              									Bremsdynamo bzw. des gleichartigen geeichten Antriebsmotors, nämlich der sogen.
                              									Pendelmaschine, umgangen ist.
                           Aeußerlich kennzeichnet sich letztere dadurch, daß das gesamte Polgehäuse nicht fest
                              									mit dem Fundamentrahmen verschraubt ist, sondern zusammen mit den Lagerschilden von
                              									zwei Kugellagern getragen wird, die, wie Abb. 1 und
                              										2 zeigen, auf den verlängerten Naben der
                              									Lagerschilde angeordnet sind. Das gesamte Polgehäuse kann sich somit sehr leicht
                              									konzentrisch zu der von ihm umfaßten Armatur drehen. Je nachdem nun an der
                              									Armaturwelle ein positives oder negatives Drehmoment auftritt, wird infolge der
                              									Verkettung von Kraftfluß und stromdurchflossenen Armaturleitern eine Rückwirkung auf
                              									das Polgehäuse ausgeübt, die dieses im entgegengesetzten oder im gleichen Sinne mit
                              									der Armaturdrehung zu bewegen sucht. Es ist dabei natürlich gleichgültig, ob es
                              									sich um eine als Gleichstrom- oder als Wechselstrommaschine ausgebildete Maschine
                              									handelt.
                           Nach dem Gesetz von der Gleichheit der Wirkung und Gegenwirkung muß das auf das
                              									Polgehäuse ausgeübte Moment gleich dem an der Armaturwelle wirkenden sein. Dabei ist
                              									aber Voraussetzung, daß die beiden, Wirkung und Gegenwirkung verkörpernden Teile für
                              									sämtliche Einzelmomente kraftschlüssig mechanisch miteinander verbunden sind. Das
                              									Moment der Bürsten- und das der Lagerreibung wird also nur dann auf das Gehäuse
                              									übertragen, wenn, wie aus den Abbildungen ersichtlich, sowohl die Kommutatorbürsten,
                              									als auch die Armaturlager starr mit ihm verbunden sind. Hinsichtlich der Luftreibung
                              									sind jedoch die Verhältnisse nicht so leicht zu überschauen. Nur ein Teil der
                              									erzeugten Luftströmung, nämlich nur soweit sie das Gehäuse trifft und auch davon nur
                              									die zum Armaturumfang tangentiale Komponente stehen im Kraftschluß. Die Luftreibung
                              									ist jedoch im allgemeinen nicht sehr groß, so daß nur bei besonders genauen
                              									Messungen eine Korrektur des Ergebnisses nötig ist. Die Korrektionszahlen ergeben
                              									sich empirisch, wenn die Pendelmaschine leerlaufend als Motor betrieben wird; es ist
                              									dann das treibende elektrische Moment entgegengesetzt gerichtet den
                              									kraftschlüssigen, kraftverzehrenden Momenten der Lager- und Bürstenreibung Mr und dem wirksamen
                              									Teil der Luftreibung Mv, und um so viel größer, wie dem nicht rückwirkenden Teil Mx der Luftströmung
                              									entspricht. Mithin kommt letzterer allein am Gewichtshebel der Pendelmaschine zum
                              									Ausdruck.
                           Streng genommen müßte auch das Reibungsmoment für die Pendelung in den Kugellagern
                              									berücksichtigt werden. Tatsächlich ist es aber bei gut gehaltenen Kugellagern so
                              									gering, daß es vernachlässigt werden kann.
                           Das auf das Polgehäuse wirkende Moment M entspricht also
                              									bis auf das Korrektionsglied Mx dem gesuchten effektiven Moment Meff und wird
                              									beispielsweise durch Gewichts- oder Federbelastung am strichpunktiert angedeuteten
                              									Hebel, analog dem Pronyschen Zaum, oder, wie bildlich
                              									dargestellt, durch eine Einrichtung mit geeichter Meßdose zahlenmäßig gewertet. Für
                              									die Maschine selbst gelten die Momentengleichungen M ∞ Meff =
                              										Mel
                              									– (Mr + Mv) für den Betrieb als Motor,
                           M ∞ Meff = Mel + (Mr + Mv) für den Betrieb als Dynamo.
                           Unabhängig vom Betriebszustande ist stets das Moment am Belastungshebel gleich dem an
                              									der Armaturachse wirkenden.
                           Im Interesse einer dauernd zuverlässigen Wirkung ist erforderlich, daß die Maschine
                              									in allen Teilen sicher zusammengesetzt ist, so daß auch bei Erwärmung keine
                              									Schwerpunktsverschiebungen auftreten können. Dagegen dürften einseitige magnetische
                              									Züge, wie sie infolge nicht ganz genauer Montage usw. in geringem Maße leicht
                              									auftreten, wenig von Einfluß sein, da ja doch der Apparat durch Ausgleichgewichte
                              									ausbalanciert werden muß.
                           An sich ist diese Art der Verwendung einer elektrischen Maschine nicht neu. Schon
                              									1881 hatte Deprez ein ähnliches Modell gebaut. Praktische
                              									Bedeutung erlangte dieses Meßverfahren erst in neuester Zeit. Das Kraftwerk der
                              									technischen Hochschule Aachen ließ sich 1908 eine Turbodynamo von 100 KW und n = 3000 aufstellen, wobei die Dynamo als
                              									Pendelmaschine ausgebildet war (Abb. 1 und 2). Da sich diese Anordnung vorzüglich bewährte,
                              									folgte bald darauf eine zweite, mit einer Dieselmaschine gekuppelte Pendeldynamo für
                              									100 KW n = 176. Diese Maschinen dienen zugleich als
                              									normale Stromerzeuger. Eine größere Anzahl Maschinen aller Abstufungen finden noch
                              									Verwendung als Brems- oder Transmissionsdynamometer. [Prof. Langer und Prof. Dr. Finzi in V. d. I., 10.
                              									Januar 1914.]
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Ueber einen eigenartigen Unfall bei einem Aufzuge wird in
                              									Nr. 1 Jahrgang 1914 der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb berichtet.
                              									Es handelte sich um einen elektrisch angetriebenen Aufzug zur Beförderung von
                              									Gepäckkarren und Handwagen. Zur Bewegung des Förderkorbes diente eine Spindel, die
                              									am Boden des Korbes in der Mitte mit ihrem oberen Ende angebracht war und senkrecht
                              									nach unten zu verlief. Das Gewinde hatte rechteckigen Querschnitt, es wurde
                              									umschlossen durch eine Mutter, die außerhalb des Förderkorbes so gelagert war, daß
                              									sie sich zwar drehen konnte, aber an einer senkrechten Bewegung sowohl nach oben wie
                              									nach unten gehindert war. Sobald die Mutter gedreht wurde, bewegte sich daher die
                              									Spindel und damit der gesamte Aufzug nach oben beziehungsweise nach unten, je nach
                              									der Drehrichtung der Mutter. Um die Drehung der Mutter zu erreichen, war sie am
                              									äußeren Umfang als Schneckenrad ausgebildet. Dieses stand im Eingriff mit einer
                              									Schneckenspindel, deren Achse wagerecht gelagert und direkt gekuppelt war mit einem
                              									Elektromotor. Bei der Drehung der Antriebswelle wurde daher das Schneckenrad
                              									ebenfalls gedreht und ließ die senkrechte Spindel entweder emporsteigen oder sich
                              									senken. Zur Verminderung der Reibung zwischen Schneckenrad und Auflager wurde der
                              									Druck, der auf das Schneckenrad ausgeübt wurde, durch ein Kugellager aufgenommen.
                              									Außerdem war der gesamte Aufzug mit einem Gegengewicht ausgerüstet. Der bei der
                              									Bewegung unterhalb des Schneckenrades befindliche Teil der Spindel tauchte in
                              									ein Rohr, welches mit Oel gefüllt war. Für ausreichende Schmierung zwischen Spindel
                              									und Schneckenrad war dadurch gesorgt.
                           In besonderer Weise waren die Türverschlüsse ausgebildet. Der Verschluß wurde durch
                              									ein senkrechtes, verschiebbares Gitter erreicht. Die Einfahrtsöffnung blieb frei,
                              									bis sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. Zugleich mit dem Fahrstuhl stieg,
                              									unmittelbar sich an den Boden des Fahrstuhles anschließend, ein Gitter hoch, welches
                              									allmählich von unten her den Fahrschacht verschloß. Kam der Fahrstuhl von oben, so
                              									drückte er das senkrechte Verschlußgitter nach unten und hielt die Einfahrtsöffnung
                              									wieder bis zur Umkehr der Bewegung frei. Dadurch wurde mit Sicherheit verhütet, daß
                              									eine Person beim Heruntergehen des Fahrstuhles zwischen Fahrstuhl und Fußboden der
                              									Haltestelle eingeklammert werden konnte. Denn die Einfahrtsöffnung war geschlossen
                              									und konnte nicht betreten werden, ehe die Unterkante des Wagens den Fußboden der
                              									Haltestelle erreicht hatte. Bei der Aufwärtsbewegung dagegen war es noch möglich,
                              									daß eine Person, auf der Plattform des Korbes stehend, mit dem Kopf gegen den oberen
                              									Rahmen der Einfahrtsöffnung stieß und eingeklemmt wurde, sobald sie sich über den
                              									Rand des Korbes heraus neigte. Um dies zu verhüten, war an der oberen Seite der
                              									Türöffnung ein Gitterstreifen angebracht, der, sobald er von unten her durch
                              									überstehende Teile des Korbes einen Druck erfuhr, sich nach oben bewegen konnte und
                              									dadurch mit einer Vorrichtung in Verbindung gesetzt wurde, die sofort den Motor
                              									ausschaltete. Dadurch wurde der Aufzug stillgesetzt, ehe die gefährliche Kante der
                              									oberen Türöffnung erreicht war.
                           Trotz dieser Sicherheitsmaßregeln ereignete sich ein Unglücksfall. Bei der
                              									Abwärtsbewegung fuhr der Korb zu weit, d.h. der Motor wurde nicht rechtzeitig
                              									abgestellt. Das Schneckenrad wurde durch die Schraubenspindel noch weiter gedreht
                              									und suchte die Spindel nach unten zu ziehen. Der Korb konnte nicht nachfolgen. Die
                              									Spindel wurde auf Zug stark beansprucht. Sie war durch eine Traverse am Boden des
                              									Fahrkorbgestelles geführt und durch eine Mutter festgeschraubt. Die Spindel war am
                              									oberen Ende abgesetzt. Sobald die Mutter festgezogen wurde, wurde der Querschnitt
                              									des oberen, abgesetzten Teiles auf Zug beansprucht. Durch die Nichtausschaltung des
                              									Motors wurde nun die Spindel gewaltsam nach unten gezogen, sie riß im Gewinde der
                              									oberen Befestigungsmutter ab. Dadurch wurde der Förderkorb frei und bewegte sich
                              									unter dem Einfluß des Gegengewichtes mit großer Schnelligkeit nach oben und klemmte
                              									den mit dem Einfahren des Aufzuges beschäftigten Wärter zwischen die Plattform des
                              									Aufzugkorbes und das obere Sicherheitsgitter. Das Sicherheitsgitter wirkte zwar auf
                              									den Motor ein. Da aber die Spindel gerissen war, stand der Korb nicht mehr unter dem
                              									Einfluß des Motors. Das Sicherheitsgitter war daher in diesem Falle unwirksam.
                           Der Unfall lehrte, daß großer Wert auf eine sehr sorgfältige Verbindung der Spindel
                              									mit dem Fahrkorb zu legen ist.
                           Simon.