| Titel: | Verdrehungsversuche an Schiffswellen zur Bestimmung des Gleitmoduls. | 
| Autor: | Max Hofmann | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 241 | 
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                        Verdrehungsversuche an Schiffswellen zur
                           								Bestimmung des Gleitmoduls.
                        Von Dipl.-Ing. Max Hofmann,
                           									Danzig-Langfuhr.
                        HOFMANN: Verdrehungsversuche an Schiffswellen zur Bestimmung des
                           								Gleitmoduls
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Es wird eine Versuchsanordnung zur Bestimmung des Gleitmoduls von Schiffswellen
                              									beschrieben. Einige Versuchsreihen der angestellten Messungen werden wiedergegeben.
                              									Der Einfluß der warm aufgezogenen Büchsen auf die Verdrehung der Wellen wird
                              									erörtert. Außerdem wird das bekannte Verfahren zur dynamischen Bestimmung von G erwähnt
                           –––––
                           Zur Ermittlung des Torsionsmomentes von Kraftmaschinenwellen mittels Föttinger-IndikatorFöttinger, Effektive Maschinenleistung und
                                    											effektives Drehmoment, Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft 4. Bd.
                                    											(1903). ist es notwendig, den Gleitmodul des betreffenden
                              									Wellenmaterials zu kennen, um die Konstanten des Apparates berechnen zu können. In
                              									den meisten Fällen wird man sich damit begnügen können, den üblichen Wert G = 850000 kg/cm2 für
                              									Wellen aus Stahl und G = 750000 kg/cm2 für solche aus Flußeisen in die Rechnung
                              									einzusetzen. Wenn man jedoch ganz sicher gehen will, muß G von Fall zu Fall an der fertigen Welle bestimmt werden.
                           Im folgenden wird eine Versuchsanordnung beschrieben, mittels welcher man an der
                              									fertigen Welle auf einfache Weise den Gleitmodul leicht bestimmen kann, wenn sonst
                              									keine Anhaltepunkte über die Materialfestigkeit vorliegen, aus welchen man G berechnen könnte.
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 									Versuchsanordnung.
                           Wie aus Abb. 1 und 2 ersichtlich ist,
                              									wurde die Welle gelagert auf einer Hobelmaschine, deren Tisch sich für die Versuche
                              									besonders gut bewährte. Das den Kupplungsflansch W
                              									tragende Ende der Welle wurde mit dem Gußeisenwinkel F
                              									verschraubt, der wiederum am Tisch der Hobelmaschine befestigt war.
                           Auf der Welle sitzt die Zeigervorrichtung, welche weiter unten deutlicher abgebildet
                              									ist und beschrieben werden wird. Das andere Wellenende, auf welches der
                              									Propeller zu sitzen kommt, trägt einen Stahlgußhebel, welcher sehr stramm mit
                              									zwei Keilen auf den Wellenkonus aufgepaßt ist (s. Abb.
                                 										3). An dem kräftig gehaltenen Hebel hängen die leicht auswechselbaren
                              									Belastungsgewichte, welche die Verdrehung der Welle bewirken. Mit Rücksicht auf die
                              									verhältnismäßig hohe Belastung der Welle mit ~ 2 t wurde der Hebel auf Kugeln
                              									gelagert. Die Anordnung, welche aus Abb. 3 und 4 ersichtlich ist, bietet den großen Vorteil der
                              									geringen Reibung, welche bei Anwendung von Gleitlagern doch schon erheblich groß
                              									geworden wäre und damit die Versuche ziemlich beeinflußt hätte. Die Kugeln haben
                              									einen Durchmesser von 2 bzw. 2 ¾'' engl. Die Belastungsgewichte sind leicht
                              									auswechselbar, indem jedes mit einem breiten Schlitz zur bequemen Aufbringung auf
                              									das Gestänge versehen ist.
                           Abb. 5 bis 9 zeigen das Schema und
                              									die Konstruktionseinzelheiten der Zeigervorrichtung. Am Rohr R ist ein aus Winkeleisen zusammengenieteter Hebel H angeschraubt, dessen Endpunkt S sich bei
                              									Belastung der Welle genau so verdreht, als wenn er in der Ebene A A' schwingt (Abb. 5 und 7). Die Bewegung des
                              									Punktes S wird übertragen auf den Hebel J, welcher seinen Drehpunkt an dem auf der Welle
                              									festgeklemmten Hebel K in M2 hat. In Abb. 5 sind die Nullage
                              									und (punktiert) die äußerste Stellung der Zeigervorrichtung schematisch dargestellt,
                              									und zwar der Einfachheit halber für den Fall, daß der Punkt M2 feststeht, d.h. daß der Hebel K an der Verdrehung nicht teilnimmt. In Wirklichkeit
                              									verdreht er sich entsprechend dem Wellenstück zwischen dem Flansch W und der Einspannstelle B
                                 										B' (Abb. 1).
                              									An der Uebersetzung ändert dies jedoch durchaus nichts. Eine kleine Ungenauigkeit
                              									der Zeigervorrichtung liegt darin, daß der Hebel H um
                              										M1 schwingt,
                              									während sich der Zeiger J und M2 dreht. Bei der Verdrehung ändert
                              									sich daher die Länge a2
                              									etwas. Durch eine überschlägige
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 242
                              
                           Rechnung kann man sich jedoch überzeugen, daß der hierbei entstehende Fehler für
                              									die vorliegenden Versuche vollkommen belanglos ist. Den Lagerungen der Hebel wurde
                              									besonderes Augenmerk zugewandt, um den toten Gang nach Möglichkeit zu mindern.
                              									Tatsächlich konnte ein solcher überhaupt nicht konstatiert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 242
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 242
                              Abb. 4.
                              
                           
                        
                           Rechnungsgrundlagen.
                           Es bedeuten:
                           T das polare Trägheitsmoment des
                              									Wellenquerschnitts im Meßbereich in cm4;
                           2r = D der äußere Wellendurchmesser im Meßbereich; l die Verdrehungslänge in cm;
                           b der Ausschlag des Zeigers an der
                              									Meßskala in mm;
                           Q die dem Ausschlag b entsprechende Belastung in kg;
                           R die Länge des Belastungshebels
                              									in cm (Abb. 3);
                           γ die Schiebung des
                              									Wellenmaterials in cm;
                           \beta=\frac{1}{G} der Schubkoeffizient des
                              									Wellenmaterials;
                           τ die Schubspannung in kg/cm2 am Wellenumfange (innerhalb des
                              									Meßbereiches);
                           G der Gleitmodul des
                              									Wellenmaterials in kg/cm2;
                           m die Uebersetzung der
                              									Zeigervorrichtung.
                           
                           Das Uebersetzungsverhältnis ergibt sich zu (siehe die Versuchsanordnung Abb. 1)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 243
                              
                           
                              m=\frac{a_3}{a_2}\,.\,\frac{a_1}{r}.
                              
                           Es wurde gemessen:
                           a1 =
                              									949 mm, a2 = 151 mm,
                              										a3 = 863 mm.
                           r kann zur Berechnung von m für alle fünf Wellen zu 74 mm eingesetzt werden.
                              									Also
                           
                              m=\frac{863}{151}\,.\,\frac{949}{74}=73,3.
                              
                           Auf die Meßlänge l beträgt die
                              									Verdrehung dann am Wellenumfang: \frac{b}{m} mm. Hieraus ergibt
                              									sich die Schiebung γ, d.h. die Verdrehung auf die Länge
                              									1 cm zu
                           \gamma=\frac{b}{10\,m\,l} in cm . . . . .
                              									(1)
                           
                           Ferner gilt aber für die Schiebung die bekannte Beziehung:
                           \gamma=\beta\,.\,\tau=\frac{\tau}{G} . . . .
                              									(2)
                           Setzt man den Wert von γ aus
                              									Gleichung (2) in (l) ein, so folgt endlich:
                           
                              G=\frac{10\,m\,l\,\tau}{b}.
                              
                           Die Schubspannung am Wellenumfang ist aber:
                           \tau=\frac{\mbox{Verdrehungsmoment}}{\mbox{Polares
                                 										Widerstandsmoment}}=\frac{Q\,.\,R\,.\,r}{T} . . . . . (3)
                           Damit ergibt sich für den Gleitmodul der Wert:
                           G=\frac{10\,m\,l\,Q\,R\,r}{b\,T}=\frac{10\,m\,l\,r\,R}{T}\,.\,\frac{Q}{b}=\mbox{konst.}\,\frac{Q}{b}
                              									. . . . (4)
                           
                              (Schluß folgt.)