| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Rich. Müller | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 280 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Die Erörterung über die Benennung der spezifischen
                                 										Flüssigkeitsdrücke, über die in Heft 42 des vorigen Jahrganges berichtet
                              									wurde, ist in Heft 20, 22 und 24 der „Turbine“ inzwischen fortgesetzt worden
                              									durch Aeußerungen von Prof. Prandtl-Göttingen, Professor
                              										Prásil-Zürich, Prof. Novák
                              									– Prag, Prof. Escher-Zürich, Prof. Budau-Wien und eine Gegenäußerung von Dr.-Ing. Löwy-Budapest.
                           Prof. Prandtl stimmt Dr. Löwy
                              									darin zu, daß dem Rechnen mit Höhen statt mit Drücken vom akademischen Standpunkt
                              									aus der Vorzug zu geben sei. Für die „Regeln“ wären indessen die
                              									Anforderungen der Praxis maßgebend gewesen.
                           Unmittelbar gemessen werden immer nur Drücke, die Höhen können erst mittels des
                              									Raumgewichtes errechnet werden, was bei Gasen zu unbequemen und überflüssigen
                              									Komplikationen führt. Auch die an sich richtige Berücksichtigung der Ein- und
                              									Austrittgeschwindigkeit ist für die Praxis nicht erforderlich; die von Dr. Löwy angegriffene Berechnungsweise der „Regeln“
                              									ist eine Näherungsformel, die bei den tatsächlich vorkommenden Geschwindigkeiten
                              									genügt.
                           Für die Druckbenennungen schlägt Prandtl vor, um die von
                              										Löwy angeführten Mißverständlichkeiten zu umgehen,
                              									entsprechend den drei Höhen „Ortshöhe, Geschwindigkeitshöhe, Stauhöhe“ die
                              									drei Drücke „statischen Druck, Geschwindigkeitsdruck, Staudruck“ zu
                              									nennen.
                           Demgegenüber macht Löwy geltend, daß die von ihm
                              									gewünschte genauere Darstellung der Leistung,
                           
                              L=\frac{p_1}{\gamma_1}\,l\,n\,\frac{p_2}{p_1}\,\left(\frac{{w_2}^2}{2\,g}-\frac{{w_1}^2}{2\,g}\right),
                              
                           die Energieübertragung namentlich durch das Glied
                              										\frac{{w_2}^2}{2\,g}-\frac{{w_1}^2}{2\,g} besonders deutlich
                              									zum Ausdruck bringt, und daß man auf diese Deutlichkeit auch dann nicht verzichten
                              									sollte, wenn die Praxis mit einer anderen, nicht so übersichtlichen und überdies
                              									nicht wesentlich einfacheren Rechnungsweise auskommt.
                           Weiter schlägt Prof. Budau vor – wie Referent glaubt, sehr
                              									zweckmäßig –, zur Klärung der Begriffe eine Vereinfachung vorzunehmen und jene
                              										„Drücke“ überhaupt nicht als Drücke zu bezeichnen, die entstehen, wenn
                              									die kinetische Energie einer in Bewegung befindlichen Flüssigkeit in potentielle
                              									Energie umgesetzt wird. „Es soll ja doch“, sagt er, „der in einer ruhenden
                                 										oder strömenden Flüssigkeit in jedem Punkte herrschende Flüssigkeitsdruck eine
                                 										passende Benennung erhalten, und es ist doch dabei unnötig, daß eine
                                 										Eigenschaft, die einer Flüssigkeitspartie innewohnt, nämlich unter bestimmten
                                 										Bedingungen einen Mehrdruck anzunehmen, auch als Druck bezeichnet wird“. Der
                              									Wert \frac{c^2}{2\,g} soll Geschwindigkeitsdruck (bzw.
                              									Geschwindigkeitshöhe) nur dann heißen, wenn es sich nicht um den Druck in der
                              									strömenden Flüssigkeit, sondern um den Druck oder Mehrdruck vor einem Hindernis
                              									handelt (Staudruck).
                           Endlich betont Budau, daß die vorgeschlagene Benennung
                              									Gesamtdruck für die Summe aus Druck- und Geschwindigkeitshöhe nicht zweckmäßig ist,
                              									da dieser Gesamtdruck in strömenden Flüssigkeiten überhaupt nicht vorhanden ist. Aus
                              									der Gesamtenergie der Flüssigkeit kann wohl ein ideeller Druck errechnet werden, der
                              									dieser Gesamtenergie entspricht, oder umgekehrt aus gemessenen Drücken die
                              									Gesamtenergie bestimmt werden. In der Flüssigkeit aber ist ein solcher Gesamtdruck
                              									nicht vorhanden. Budau schlägt deshalb dafür die
                              									Bezeichnung „Meßdruck“ vor.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           –––––
                           Die Brinellsche Kugeldruckprobe zur Bestimmung der Härte und
                                 										der Zugfestigkeit. Bei dem Brinellschen
                              									Härtemesser wird die Härte eines Materials aus der Größe des Eindruckes bestimmt,
                              									den eine mit einer bestimmten Kraft gegen das Material gepreßte gehärtete Stahlkugel
                              									hinterläßt. Diese Kraft entspricht bei einem Kugeldruckmesser von gewöhnlich 10 mm
                              									für die Untersuchung von Stahl und Eisen einer Belastung von 3000 kg, für weichere
                              									Metalle von 500 kg, und wird durch eine kleine Oelpumpe auf hydraulischem Wege
                              									erzeugt. Der Durchmesser des Eindruckes wird mit Hilfe eines, mit einer Ableseskala
                              									versehenen Mikroskopes auf 0,1 mm genau ermittelt und daraus die sogenannte
                              									Härtezahl H nach folgender Formel berechnet:
                           
                              H=\frac{3000}{\frac{\pi\,.\,D}{2}\,.\,(D-\sqrt{D^2-d^2})}.
                              
                           Hierbei bedeuten D den
                              									Kugeldurchmesser (10 mm), d den Durchmesser des
                              									Eindruckes. Für beispielsweise d = 4,7 würde sich also
                              									eine Ziffer H = 163 ergeben. Die Härtezahlen sind
                              									jedoch nichts weiter als empirisch bestätigte Vergleichswerte.
                           Nun besteht ja eine gewisse Beziehung zwischen der Härte und der Zugfestigkeit. Es
                              									wurde daher schon von Brinell selbst der Vorschlag
                              									gemacht, mittels geeigneter Koeffizienten aus der Härteziffer die Zugfestigkeit
                              									abzuleiten. Gegenüber den Unbequemlichkeiten der üblichen Zerreißproben wäre dies
                              									zweifellos ein sehr vorteilhafter Weg, um so mehr, als dann auch derartige
                              									Festigkeitsproben sehr leicht an fertigen Gegenständen ohne nennenswerte
                              									Beschädigung vorgenommen werden könnten.
                           Der durch praktische Versuche ermittelte Koeffizient besitzt jedoch nur eine für
                              									Annäherungswerte ausreichende Genauigkeit, für härtere Stahlsorten von 250 Brinell-Einheiten aufwärts konnte ein brauchbarer Wert
                              									überhaupt nicht angegeben werden. Im übrigen ist die Formel jedoch recht
                              									einfach:
                           Zugfestigkeit in t/Quadratzoll
                              									=\frac{H}{4,3}.
                           Es erscheint aber doch nicht ausgeschlossen, daß durch eine geeignete Umwandlung der
                              										Brinell-Formel ein genauerer und allgemein gültiger Koeffizient
                              									abgeleitet werden kann. Kennt man von einer Zerreißprobe her die Zugfestigkeit eines
                              									bestimmten Materials und die dazu gehörige Brinell-Härte,
                              									so bietet die Kugeldruckprobe ein äußerst bequemes und auch genügend zuverlässiges
                              									Kontrollmittel, sowohl auf Härte, als auch auf Zugfestigkeit. [Zeitschr. f. prakt.
                              									Maschinenbau 1914, S. 232.]
                           
                              Rich. Müller
                              
                           –––––
                           Ein neuer interessanter Schiffs-Wasserrohrkessel ist im
                              										„Engineering“ vom 6. Februar 1914 veröffentlicht. Auf dem Gebiete der
                              									Wasserrohrkessel vermögen die Kesselfirmen Japans nicht mit eingeführten Fabrikaten
                              									zu konkurrieren. Abgesehen von der besseren Ausführung liegen die Schwierigkeiten,
                              									mit denen die japanischen Kesselfirmen zu kämpfen haben, besonders darin, daß das
                              									Kesselmaterial selbst noch von auswärts bezogen werden muß, und daß sich bei der
                              									geringen Nachfrage die Aufstapelung von Material und die Anschaffung von
                              									Spezial-Bearbeitungsmaschinen nicht lohnen. Diese Verhältnisse führten zu der
                              									Konstruktion des in Abb. 1 dargestellten, einfachen
                              									Wasserrohrkessels, welcher mit den vorhandenen Maschinen und wenig geschulten
                              									Arbeitern hergestellt werden kann und auch in bezug auf das Material keine
                              									besonderen Ansprüche stellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 281
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 281
                              Abb. 2.
                              
                           Der Kessel ist aus einzelnen Gruppen von geraden, gleichlangen, gezogenen
                              									Wasserrohren zusammengebaut (19 Stück von 89 mm ⌀, oder 37 Stück von 63,5 mm ⌀),
                              									deren Enden in die kugelförmigen Böden von zylindrischen Wasserkammern eingewalzt
                              									sind. Den Rohren gegenüber sind Mannlöcher vorgesehen, durch welche die Rohre gerade
                              									oder etwas geneigt herausgezogen werden können. Die einzelnen Wasserkammern sind
                              									durch vier bis acht kurze eingewalzte Rohrstücke von 101,6 mm ⌀ miteinander
                              									verbunden und zu diesem Zweck mit hydraulisch gepreßten Stücken nach Abb. 2 versehen, welche gleichzeitig eine gute
                              									Lagerung gewährleisten. Es fehlen also sowohl Nieten als auch Stehbolzen. Bei
                              									der Wasserdruckprobe wurde der Kessel aufgehängt und starken Stößen ausgesetzt,
                              									wobei sich keine Ueberanstrengung des Materials zeigte.
                           Zum Vergleich sind die Daten eines gewöhnlichen schottischen Zylinderkessels und
                              									dieses Wasserrohrkessels von demselben Raumbedarf angegeben:
                           
                              
                                 
                                 Schottischerylinderkessel3734 × 3048
                                    											mm2 Flammrohre
                                 Wasserrohr-kessel, 444 Rohre63,5 mm
                                    											Durchm.2133 mm lang
                                 
                              
                                 Heizfläche                        m2
                                 128
                                 227
                                 
                              
                                 Rostfläche                        m2
                                 3,84
                                 5,5
                                 
                              
                                 Kesseldruck              kg/cm2
                                 12,5
                                 14,0
                                 
                              
                                 Kesselgewicht                    t
                                 34,5
                                 38,0
                                 
                              
                                 Wassergewicht                   t
                                 13,0
                                 8,0
                                 
                              
                                 Gesamtgewicht                  t
                                 47,5
                                 46,0
                                 
                              
                                 Materialkosten              Yen
                                 5,591
                                 6,310
                                 
                              
                                 Lohnkosten                   Yen
                                 8,550
                                 9,500
                                 
                              
                                 Gesamtkosten               Yen
                                 14,141
                                 15,810
                                 
                              
                                 Indizierte Pferdestärken
                                 600
                                 1130
                                 
                              
                           Dr.-Ing. Steuer.
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                           Der Straßen- und Feuerlösch-Hydrant. Der Hydrant
                              									vermittelt den Anschluß des Schlauches an die Druckwasserleitung und ist daher
                              									insbesondere für das Feuerlöschwesen von größter Bedeutung. Nach der Bauweise
                              									unterscheidet man Unterflur- und Ueberflurhydranten. Bei ersteren liegt der
                              									Wassergeber vollständig unter der Erde und ist zu seinem Schutz mit einer
                              									Straßenkappe verdeckt. Die letztgenannte Art zeigt hingegen einen über den Boden
                              									ragenden Ständer, der die Anschlußstutzen für die Schläuche trägt. Sie hat
                              									unzweifelhaft bei Dunkelheit, Schnee und Eis infolge ihrer größeren Sichtbarkeit und
                              									leichteren Zugänglichkeit den Vorzug und findet daher, sofern es die
                              									Verkehrsverhältnisse irgend gestatten, Verwendung. Eine andere Einteilung der
                              									Hydranten beruht auf der Art der Entwässerung der Rohre zum Schutz gegen Einfrieren.
                              									Man findet Entleerung durch ein Auslaßventil, das sich bei Ingebrauchnahme
                              									selbsttätig schließt, nach dem Gebrauch aber öffnet und das Wasser aus dem
                              									Schachtrohr auf den Erdboden fließen läßt. Demgegenüber steht die Entwässerung
                              									mittels einer Handpumpe oder durch ein von der Hand bedientes Auslaßventil. Die
                              									erst- und letztgenannte Art der Entleerung hat zur Voraussetzung, daß der Boden für
                              									das ablaufende Wasser genügend durchlässig ist. Bei dem kombinierten System findet
                              									sich das selbsttätige und das zu bedienende Ventil. Man erreicht, indem man das
                              									letztere abstellt, daß außerhalb der Frostzeit eine Entwässerung nicht stattfindet,
                              									was besonders bei wenig durchlässigem Boden vorteilhaft ist. Auf dem Gebiet des
                              									Hydrantenbaues ist die Firma Bopp & Reuther, Mannheim-Waldhof, seit 40 Jahren in
                              									hervorragender Weise tätig. Ihre Ausführungen zeichnen sich durch einfache Bauart
                              									und Bedienung, dichten Ventilschluß sowie reichliche Wasserabgabe und schnelle
                              									Entwässerung infolge genügend weiter Durchflußquerschnitte aus. Da die Hydranten als
                              									Spezialfabrikat behandelt werden, ergibt sich sofortige Auswechselbarkeit der
                              									Einzelteile. Insbesondere sei auf den „Ventilschutz“ hingewiesen, der ein
                              									Eindringen von Fremdkörpern zwischen den Ventilsitzflächen vermeidet. Durch Reuthers
                              									„Vollschutz“ wird restlose Entwässerung und erhöhte Sicherheit gegen Bildung
                              									von Fäulniswasser und Einfrieren erreicht. Bei den Ueberflurhydranten der genannten
                              									Firma hebt auch der Bruch der Säule den Ventilschluß nicht auf, und die Verwendung
                              									eines Helmaufsatzes gewährleistet für die Schlauchanschlüsse schnelle und leichte
                              									Handhabung. Auch hat man die Möglichkeit, beim Hydranten mit Ventilkopf die
                              									Anschlußstutzen einzeln, d.h. unabhängig vom Hydrantenventil, abzusperren. In einer
                              									von Bopp & Reuther
                              									herausgegebenen Broschüre, die Interessenten kostenlos übersandt wird, findet sich
                              									eine übersichtliche Zusammenstellung dieser technischen Einzelheiten.
                           Schmolke.
                           –––––
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 282
                              Abb. 1. Temperatur der Ofenoberfläche F°
                              
                           Isolierung von Oefen in technischen Betrieben. Obgleich
                              									man schon seit langer Zeit Kessel- und Dampfrohre mit Isoliermaterial bekleidet, um
                              									Wärmeverluste zu verhüten, ist doch die Ansicht vorherrschend, daß bei Oefen das
                              									Futter aus feuerfesten Steinen für den genannten Zweck genüge. Diese Anschauung ist
                              									eine irrige. In Abb. 1 ist als Abszisse die
                              									Temperatur der Ofenoberfläche in F° eingetragen,
                              									während die Ordinate die durch Versuche festgestellte Ausstrahlung in WE pro Stunde
                              									und Quadratfuß bei einer Luftwärme von 70° F darstellt. Durch Benutzung der in der
                              									Abbildung angegebenen Werte kann man feststellen, daß bei einem Schweißofen von 330
                              									Quadratfuß Seitenfläche mit einer Temperatur von 300° F und 100 Quadratfuß
                              									Deckenfläche mit einer Temperatur von 390° F ein Wärmeverlust von 341000 WE in
                              									der Stunde zu verzeichnen war. Er entspricht einem Aufwand von 1800 M im Jahre für
                              									nutzlos vergeudete Wärme, sofern man eine Betriebsdauer von 300 Tagen mit je 24
                              									Arbeitsstunden annimmt. An einem Zementringofen, bei dem die Durchschnittstemperatur
                              									der 2830 Quadratfuß großen Oberfläche 280° F betrug, wurde eine Ausstrahlung von
                              									1726300 WE in der Stunde festgestellt, innerhalb von 24 Stunden verbrannten somit 2
                              									½ t Kohlen nutzlos. Schon 1905 wurde in der Faraday-Gesellschaft die Ansicht laut, daß die Verwendung von
                              									Isoliermaterial auch bei Oefen von Nutzen sein müsse. Versuche von F. A. J. Fitz Gerald lieferten den Beweis für die günstige Wirkung
                              									einer Umkleidung. Abb. 2 zeigt in anschaulicher
                              									Weise das Ergebnis seiner Untersuchungen. Man erkennt, daß der nicht isolierte Ofen
                              									(Kurve A) etwa doppelt so viel Wärmeeinheiten verlor
                              									wie der bekleidete (Kurve B), somit eine Ersparnis von 50 v. H. erzielt werden kann. Bei dem oben
                              									erwähnten Schweißofen würde dies einen Gewinn von 900 M im Jahre bedeuten, während
                              									die Kosten einer Isolierung mit Schlackenwolle nur etwa 672 M betrügen. Da die
                              									Umkleidung eine Lebensdauer von mehreren Jahren aufweist, würde man im ersten Jahr
                              									220 M, in einer Reihe weiterer je 900 M ersparen. Dabei wäre auch für den Arbeiter
                              									der Aufenthalt in der Nähe des Ofens infolge der niedrigeren Temperatur
                              									erträglicher. Die Verwendung von Kieselgur anstatt der Schlackenwolle würde nicht
                              									höhere Kosten verursachen. Die Vorteile der Ofenumkleidung dürften daher
                              									einleuchtend sein. [Chas. R. Darling in Rauch und Staub 1914 Nr. 4.]
                           Schmolke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 282
                              Abb. 2. Temperatur im Ofeninnern F°
                              
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                           Sicherheitsvorrichtung für Warmwasserheizungen. Ueber
                              									dieses gegenwärtig viel behandelte Thema sprach in der Freien Vereinigung Berliner
                              									Heizungs-Ingenieure Stadtbauinspektor Karl Schmidt,
                              									Dresden, und führte etwa folgendes aus:
                           Die bekannten Sicherheitsvorrichtungen für Warmwasserheizungen werden eingeteilt in
                              									solche, die nur in Wirksamkeit treten, wenn Kesselvor- und Rücklaufschieber
                              									geschlossen sind, während Feuer im Kessel ist, und solche, die dann in Wirksamkeit
                              									treten, wenn außer im Kessel irgendwo im System eine Betriebsstörung Veranlassung zur
                              									Drucksteigerung oder zur Bildung von Wasserschlägen gibt. Zum Nachweis der letzten
                              									Behauptung werden einige in der Praxis beobachtete Betriebsstörungen, die zur
                              									Bildung von Wasserschlägen Veranlassung gaben, besprochen.
                           Dann wird eine Sicherheitsvorrichtung beschrieben, die darauf beruht, daß bei
                              									Eintritt einer Hemmung des Wasserumlaufs ein zweites Schnellumlaufsystem sich
                              									selbsttätig einschaltet und die im Kessel angestaute Wärme abführt.
                           Die Wirkungsweise der Sicherheitsvorrichtung wird an Hand von praktisch
                              									durchgeführten Versuchen erläutert.
                           Diese Versuche sind zuerst an einem und dann an einer Gruppe von zwei Kesseln unter
                              									allen in der Praxis erdenklichen Störungsmöglichkeiten durchgeführt worden, und
                              									dabei haben die Sicherheitsvorrichtungen stets sicher und geräuschlos die im Kessel
                              									angestaute Wärme abgeführt.
                           Zum Schluß wird die Sicherung der Vorrichtung gegen Frostgefahr unter Verwendung von
                              									Schoferkaminformsteinen und die für Sicherheitsvorrichtungen eigens
                              									durchkonstruierten Dreiweghähne eingehend besprochen.
                           Die zur Betätigung der Sicherheitsvorrichtung bei mehreren Kesseln erforderlichen
                              									Dreiweghähne (Bauart von Staeding & Meysel) wurden im
                              									Modell vor, geführt.
                           In der Aussprache fragte ein Redner nach Unfällen, welche durch mangelhafte
                              									Sicherheitseinrichtungen hervorgerufen seien. Der Vortragende schilderte hierauf
                              									ausführlich die Explosion eines Kessels einer Pumpenwarmwasserheizung, bei welcher
                              									sich das angewandte Sicherheitsventil nicht geöffnet hatte, und diese Mitteilung
                              									wurde durch einen anderen Redner ergänzt durch die Schilderung von einem Unfall, bei
                              									welchem ein Kessel von 18 m2 Heizfläche mit einem
                              									32 mm starken Rückschlagventil derart gesichert war, daß schon bei 125°
                              									Wassertemperatur die ganzen Rohre verbogen wurden.
                           Die Montage der Rohre in geheizte Kanäle, nach welcher ein Redner fragte, ist in dem
                              									Dresdener Rathause durch Einschieben von dem oberen Ende her vorgenommen worden.
                              									Werden aber Schofer-Formsteine schon im Neubau ausgeführt, so können die Rohre
                              									leicht mit dem Schornstein in die Höhe geführt werden, und bei dem Rohbau müßten
                              									dann nur die entsprechenden Aussparungen im Mauerwerk vorgesehen werden. Ein anderer
                              									Redner erkannte die Vorteile der Verwendung solcher Formsteine voll an und hob
                              									besonders hervor, daß ihre Verwendung es mit Leichtigkeit gestattet, jedem Kessel
                              									einer Anlage einen besonderen. Schornstein zu geben, dessen Größe dem wirklichen
                              									Erfordernis entspricht, während bei Verwendung eines einzigen Sohornsteines für
                              									beispielsweise drei oder noch mehr Kessel bei Beheizung nur einer einzigen oder
                              									weniger Einheiten der Querschnitt viel zu reichlich und daher unzweckmäßig ist.
                           Auf eine Bemerkung im Vortrage, daß der Druck in den Warmwasserheizungsanlagen nicht
                              									höher steigen solle als 0,5 at, wies ein Redner auf die Aussprache im Anschluß
                              									an den Vortrag des Ingenieur Saupe hin, welcher in dem
                              									von der F. V. B. H. I. herausgegebenen und den Mitgliedern bereits zugestellten
                              									Büchlein „Vorträge und Aussprachen, Januar 1911 bis Juni 1913“ enthalten ist.
                              									Danach wurde von dem Ausschuß, welchen der preußische Minister der öffentlichen
                              									Arbeiten eingesetzt hat, verlangt, daß bei dem Arbeiten einer Sicherheitsvorrichtung
                              									der Druck in der Anlage um nicht mehr als 0,5 at steigen dürfe. Der Redner fragte
                              									weiter an, ob in der Geräuschlosigkeit beim Arbeiten denn wirklich ein Vorteil
                              									liege. Eine Sicherheitsvorrichtung trete doch nur bei Bedienungsfehlern in
                              									Tätigkeit, und Fehler sollen nicht unbemerkt bleiben.
                           Der Vortragende hält eine Lärmerzeugung, wie sie z.B. durch das Ueberkochen eines
                              									Ausdehnungsgefäßes ohne Rücklauf hervorgerufen werde, für überflüssig, da die
                              									Bewohner des Hauses dadurch beunruhigt würden, und unkontrollierbare Wasserschläge
                              									Leitungen und Kessel stark beanspruchen. Auch ohne Eingreifen des
                              									Bedienungspersonals muß die vorgeschlagene Einrichtung die Anlage unter allen
                              									Umständen sichern. Die Anordnung von Pumpen im Vorlauf, nach welcher ein Redner
                              									gefragt hatte, wäre auf den Gang der Anlage ohne jeden nachteiligen Einfluß. Es
                              									können heute Pumpen für jede beliebige Temperatur geliefert werden, wenn nur das
                              									Wasser den Pumpen unter Druck zufließt.
                           Auf eine Anfrage nach den zweckmäßigen Abmessungen der Rohre gab der Vortragende an,
                              									daß man überreichliche Sicherheit habe, wenn man die Rohre als Dampfleitungen für
                              									die Höchstleistung des Kessels und bei einem Förderdruck gleich dem statischen Druck
                              									der Anlage berechnet. Diese Rechnung ergäbe bei 30 m Höhe und 1200000 WE
                              									Kesselleistung ein Rohr von 70 mm l. W., tatsachlich hätte aber schon ein Rohr von
                              									50 mm l. W., also weniger als ¾ des berechneten Durchmessers völlig genügt.
                           –––––
                           Versuche über den Einfluß der Kompression und der Oberflächen
                                 										im Dampfzylinder, an denen der Wärmeaustausch sich vollzieht, auf den
                              									Arbeitsvorgang sind an einer Einzylinder-Sattdampfmaschine im Ingenieurlaboratorium
                              									der Kgl. Technischen Hochschule Stuttgart gemacht worden, die sich von bisherigen
                              									Versuchen dadurch unterscheiden, daß die Oberflächen für den Wärmeaustausch
                              									verschieden groß gehalten werden konnten. Die Maschine besitzt eine Vorrichtung, die
                              									auch während des Ganges den Hub zu verkleinern gestattet, der frei werdende Raum
                              									wurde mit Eisenstücken und gelochten Blechen ausgefüllt, deren Gesamtgewicht so
                              									bestimmt war, daß auf Kolben- und Deckelseite der gleiche schädliche Raum entstand.
                              									Bei allen Versuchen wurde der Druck im Einlaß und Auslaß, die Füllung und Umlaufzahl
                              									konstant gehalten. Bei jeder Stufe der Oberflächen wurden Versuchsreihen mit Mantel-
                              									und Deckelheizung, sowie ohne Heizung bei 1, 12, 25 und 50 v. H. Kompressionsgraden
                              									durchgeführt. Der Dampfverbrauch wurde doppelt, durch Bestimmung der zugeführten
                              									Dampfmenge und Wägung des Kondensats ermittelt.
                           Die Versuche führten zu folgenden Ergebnissen:
                           1. Der Verlauf der Kurve, welche den gemessenen Dampfverbrauch bei unveränderter
                              									Füllung in Abhängigkeit vom Kompressionsgrade darstellt, ist in allen Fällen so
                              									flach, daß Abweichungen vom günstigsten Kompressionsgrad in ziemlich weiten Grenzen
                              									eine wesentliche, wirtschaftlich in Betracht kommende Verschlechterung des
                              									Dampfverbrauchs nicht zur Folge haben. Im vorliegenden Fall liegt bei den Versuchen
                              									geringen Dampfverbrauchs der günstigste Kompressionsgrad bei 25 v. H. bei denen
                              									hohen Dampfverbrauches bei ~ 10 v. H. Der günstigste Dampfverbrauch liegt ungefähr
                              									bei dem Kompressionsgrad, wo Kompresionsendtemperatur und Wandtemperatur gleich
                              									sind. Indessen erscheint trotzdem der Wärmeaustausch zwischen Kompressionsdampf und
                              									Wand als nicht ausschlaggebend für den Einfluß des Kompressionsgrades auf den
                              									Dampfverbrauch, zum mindesten bei den Graden, die unter den vorliegenden
                              									Verhältnissen für wirtschaftlichen Betrieb in Frage kommen, wie auch die
                              									Eintrittskondensation von diesen letzteren unabhängig erscheint. Die Aenderung des
                              									Kompressionsgrades beeinflußt bei sonst gleichen Verhältnissen wesentlich nur den
                              									Verlust durch schädlichen Raum, ein Einfluß, der sich auf Grund dieses Ergebnisses
                              									rechnerisch verfolgen läßt, und zwar ist der Verlauf der Kurven des Dampfverbrauchs
                              									in Abhängigkeit vom Kompressionsgrad bedingt durch den Gütegrad, d. i. das
                              									Verhältnis des Dampfverbrauchs des wirklichen Prozesses zu dem des durch die
                              										„Normen“ festgelegten Vergleichprozesses: Der günstigste Kompressionsgrad
                              									wird mit sinkendem Gütegrad kleiner, hoher Kompressionsgrad erscheint günstig bei
                              									Maschinen mit hohem Gütegrad, um so weniger günstig, je kleiner dieser wird.
                           2. Die Wirkung der künstlichen Oberflächen, bei denen wegen ihrer mittleren Wandtiefe
                              									von 0,6 mm die Wärmeaufnahmefähigkeit als geringer als bei den ursprünglichen
                              									Wandungen berücksichtigt werden muß, ist bezüglich Dampfverbrauch und
                              									Eintrittskondensation ihrer Größe proportional. Die Wirkung erscheint unterhalb
                              									einer gewissen Wandtiefe von dieser abhängig, da durch die Eindringungstiefe die
                              									Möglichkeit ungehinderter Ausbildung der Wärmeschwingung beeinflußt wird.
                           Das Verhältnis der Wirkung der zusätzlichen Flächen zu den ursprünglichen beträgt
                              									hinsichtlich des Dampfverbrauchs pro PSi und Std.
                              									rund ⅓, hinsichtlich der Eintrittskondensation rund
                              									½.
                           Die Berechnung des Mittelwertes der Wärmeübergangszahl auf Grund der Versuchswerte
                              									ergibt den hohen Wert von 40000 WE pro Std. bei 1° Temperaturunterschied und 1 m2, doch dürfte sich eine Anwendung dieses Wertes
                              									in der Praxis nur bei Anlagen empfehlen, deren Verhältnisse denen der
                              									Versuchsmaschine angenähert gleichen (trockner Eintritt des Sattdampfes, Dichtigkeit
                              									aller Abschlußorgane usw.).
                           3. Die kalorimetrische Untersuchung der Versuchsergebnisse zeigt natürlich bei
                              									Betrieb ohne Heizung größere Eintrittskondensation und geringere Wärmezufuhr in
                              									der Expansionsperiode als mit Heizung. Ferner ergibt sie folgende Werte für die
                              									Wärmeabgabe des Zylinders durch Strahlung und Leitung
                           19300 WE mit Heizung,
                           16500 WE mit Heizung bei stillstehender Maschine,
                           12300 WE ohne Heizung,
                           (wobei sich der Unterschied zwischen den beiden oberen Werten,
                              									durch Kühlwirkung der bewegten Teile erklärt), oder: 5 v. H. der an der Maschine
                              									verfügbaren Energie bei Betrieb mit Heizung und 3 v. H. bei Betrieb ohne
                              									Heizung.
                           Unter Zuhilfenahme des Mollierschen JS-Diagramms läßt sich
                              									schließlich noch die Größe des Restdampfgewichtes d.h. des nach Abschluß des
                              									Auslaßorgans im Zylinder verbleibenden Kompressionsdampfes mit Annäherung für alle
                              									Fälle bestimmen, bei denen die Kompressionsendtemperatur die Wandtemperatur erreicht
                              									oder überschreitet. Hierzu sind die mittleren Wandtemperaturen mit Thermoelementen
                              									gemessen, und der Temperaturausschlag an der Oberfläche geschätzt. Die Annahme, daß
                              									der Dampf im Endpunkte der Kompression trocken gesättigt ist, dürfte mittleren
                              									Verhältnissen entsprechen. [E. Heinrich, Z. d. V. d. I.
                              									1914.]
                           H. Wolff.
                           –––––
                           Sicherheitsvorrichtung zur Verhütung von
                                 										Kupolofenexplosionen. Im Kupolofenbetriebe sind Explosionen nichts
                              									seltenes. Wenn sie auch meist, ohne größeren Schaden anzurichten, verlaufen, so sind
                              									doch schon wiederholt lebensgefährliche Verletzungen der Ofenmannschaft vorgekommen.
                              									D. p. J. berichtete in Heft 36, Jahrgang 1913, über einen derartigen Fall. Die
                              									Ursache liegt fast immer darin, daß bei einer zufälligen oder bei einer
                              									betriebsmäßig vorkommenden Abstellung des Gebläses Kohlenoxydgas aus dem Ofen in die
                              									Windleitung übertritt. Beim Wiederanstellen des Gebläses bildet sich ein explosibles
                              									Gasluftgemisch, das sich am glühenden Ofeninhalt entzündet. Um dieses Zurücktreten
                              									des Kohlenoxydgases zu verhindern, müssen schon jetzt die Windleitungen dicht am
                              									Ofen mit einer Drosselklappe versehen sein, die vorschriftsgemäß beim Ausbleiben des
                              									Windes zu schließen sind. Ferner sollen zugleich die äußeren Verschlüsse der
                              									Winddüsen geöffnet, und der Ofen so unmittelbar mit der Außenluft verbunden werden.
                              									Die Düsen dürfen auch dann erst wieder geschlossen werden, wenn das Gebläse schon
                              									eine Zeitlang ordnungsgemäß gearbeitet hat.
                           Die genannten Vorkehrungen bieten wohl hinreichende Sicherheit, wenn man sich
                              									unbedingt auf die Einhaltung der Vorschriften durch das Bedienungspersonal verlassen
                              									könnte. Erfahrungsgemäß ist dies aber nicht der Fall; deshalb schlägt S. Oswald (Stahl und Eisen 26. Febr. 1914) vor, ein
                              									selbsttätig arbeitendes Ventil wie in der Abbildung dargestellt, zu verwenden, und
                              									zwar der vollkommeneren Sicherheit wegen mindestens zwei Stück für jeden Ofen.
                           Die Ventile werden in der Gegend der untersten Düsen am Ofen angebracht; ein grobes Sieb im
                              									Verbindungsstutzen hindert den Durchgang größerer Stücke der Beschickung. Das Ventil
                              									ist ein federbelastetes, kombiniertes Saug-Druckventil. Der Teller des (unteren)
                              									Saugventils wird durch die Feder geöffnet gehalten, wobei diese so eingestellt ist,
                              									daß das Ventil sich erst bei einem Winddruck im Ofen von 200 mm WS schließt. Das
                              									(obere) Druckventil wird durch die Feder im Bereich des normalen Winddruckes
                              									geschlossen gehalten; bei dessen Ueberschreitung aus irgend welchen Gründen kann der
                              									Ueberdruck sich auf diesem Wege ausgleichen. Bei abgestelltem Gebläse ist somit
                              									bedingungsgemäß der Ofen unmittelbar mit der Außenluft verbunden, und bleibt es auch
                              									so lange, bis der Winddruck die betriebsmäßige untere Grenze von 200 mm erreicht
                              									hat. Alsdann erst schließt es sich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 285
                              
                           Somit ist die Funktion des Ventils vollkommen klar. Anderseits ist jedoch nicht ohne
                              									weiteres ersichtlich, wie es in dieser Form mit Sicherheit verhindern soll, daß Gas
                              									in die Windleitung zurücktritt. Will man von dem Bedienungsmann einer entsprechenden
                              									Drosselklappe unabhängig sein, so müßte auch an der Eintrittstelle der Windleitung
                              									ein sich selbsttätig schließendes Ventil angeordnet werden. Dieses vorausgesetzt,
                              									würde das Ventil den gedachten Zweck gut erfüllen.
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Das Gruben-Rettungswesen in der Oberschlesischen
                                 										Montan-Industrie. (Bergassessor Woltersdorf,
                              									Direktor der Oberschlesischen Zentralstelle für Gruben-Rettungswesen in Beuthen in
                              									Bd. II der Festschrift zum 12. Allgemeinen Deutschen Bergmannstag in Breslau 1913.)
                              									Erst mit dem Dräger-Apparat 1903 war dem Bergmann ein
                              									brauchbarer Rettungsapparat in die Hand gegeben. Als Modell 1904/09 wird der Dräger-Apparat jetzt fast ausschließlich in Oberschlesien
                              									verwendet. Während anfangs die einzelnen Werke ihr Gruben-Rettungswesen selbständig
                              									ausgestalteten, erkannte man bald, daß eine gewisse Zentralisation nötig sein
                              									würde. Deshalb wurde im Jahre 1908 seitens der Sektion VI der
                              									Knappschafts-Berufsgenossenschaft die Zentralstelle für Gruben-Rettungswesen in
                              									Beuthen ins Leben gerufen. Diese Zentralstelle bezweckt die einheitliche Ausbildung
                              									und Ausrüstung der oberschlesischen Rettungsleute. Sie soll alle Neuerungen auf dem
                              									Gebiete des Gruben-Rettungswesens und der Unfallverhütung im Bergbau praktisch
                              									erproben und durch Revisionen der Rettungslager auf den einzelnen Gruben für deren
                              									stete Schlagfertigkeit sorgen. Im Falle eines größeren Unglücks kann das
                              									Rettungslager der Zentralstelle zur Hilfe herangezogen werden. Im
                              									Gruben-Rettungswesen sind ausgebildet: 539 Beamte, 559 Aufseher, 2163 Bergleute;
                              									hinzutreten noch 598 Berufs-Feuerwehrleute und 329 freiwillige Feuerwehrleute. Das
                              									Uebungshaus auf der Zentralstelle hat 250 m Streckenlänge und bringt alle
                              									Verhältnisse der oberschlesischen Grubenbaue zur Darstellung. Es kann mit einem
                              									Rauchofen stark verqualmt, und durch Dampfheizung auf eine Temperatur von 50° C
                              									gebracht werden. In ähnlicher Weise sind die kleineren Uebungshäuser auf den Werken
                              									eingerichtet. Für die Zusammensetzung, Ausrüstung und Verwendung der
                              									Gruben-Rettungsleute sind seitens der Zentralstelle eingehende Regeln für Führer und
                              									Mannschaften der Grubenwehr aufgestellt worden, bezüglich deren an dieser Stelle auf
                              									die Abhandlung selbst verwiesen sei. Die Werkstätten der Zentralstelle verfügen über
                              									besonders ausgebildetes Personal und sind mit modernen Werkzeugmaschinen
                              									ausgerüstet; dadurch wird erreicht, daß die Anstalt und die Werke des Bezirks von
                              									anderen Reparaturwerkstätten unabhängig sind. An Laboratorien sind vorhanden: ein
                              									gasanalytisches Laboratorium zur Untersuchung von Grubenwettern, wofür eine
                              									besondere sehr genaue Methode ausgearbeitet wurde; ein Laboratorium zur Untersuchung
                              									von Kohle und ein Sprengstofflaboratorium, das auf der Versuchsstreckenanlage
                              									untergebracht ist. Die große Versuchsstrecke hat elliptischen Querschnitt mit
                              									folgenden Abmessungen: Länge 23,5 m, Querschnitt 3,68 m2, Inhalt der Gaskammer 1100 1; sie dient zur Untersuchung von
                              									Sprengstoffen inbezug auf ihr Verhalten gegen Schlagwetter und Kohlenstaub. Das
                              									hierzu nötige Methan wird in einer besonderen Anlage nach einer der Anstalt
                              									eigentümlichen Methode aus Oelgas hergestellt. Die Sprengstoffe werden ferner
                              									untersucht auf Wirkung, Verhalten gegen Schlag und Stoß, Detonationsgeschwindigkeit,
                              									Flammenlänge und -dauer, chemische Zusammensetzung, Zusammensetzung der
                              									Nachschwaden. Auf der Versuchsstrecke befindet sich endlich auch eine kleine
                              									meteorologische Station.
                           Schorrig.
                           –––––
                           Herstellung von Spanbrechernuten an Fräsern. Breitere
                              									Fräser werden jetzt nur noch mit Spanbrechernuten ausgeführt. Die Nuten unterteilen
                              									die Schneide eines Zahnes der Länge nach in mehrere Einzelschneiden, mit der
                              									Wirkung, daß der Fräser nicht mehr einen breiten zusammenhängenden Span zu schneiden
                              									hat, sondern die Zerspanungsarbeit in vielen kurzen Spänen leistet. Der Erfolg ist ein ruhiger und
                              									sauberer Schnitt, ferner kann zum Schruppen ein bedeutend stärkerer Span genommen
                              									werden, bzw. ist beim Schlichten eine viel größere Schnittgeschwindigkeit zulässig,
                              									ohne daß das gefürchtete Rattern der Maschine auftritt.
                           Die Spannuten sind in den aufeinanderfolgenden Zähnen zweckmäßig um ⅓ der
                              									Nutenteilung versetzt. G. W. GradwellZeitschrift für praktischen Maschinenbau, 7.
                                    											März 1914. stellt in einer Tabelle Daten günstiger
                              									Abmessungen für Fräser von 25 bis 265 mm zusammen. Zusammenhängend damit wird
                              									in genanntem Aufsatz eine Art Hinterdrehvorrichtung beschrieben, die in Verbindung
                              									mit einer normalen Drehbank gestattet, die Spannuten in rationeller Weise
                              									herzustellen, wenn es sich um einen größeren Bedarf an Fräsern handelt.
                           Rich. Müller.