| Titel: | Zuschrift an die Redaktion. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 286 | 
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                        Zuschrift an die Redaktion.
                        (Ohne Verantwortung der Redaktion.)
                        Zuschriften an die Redaktion.
                        
                     
                        
                           Unter der Ueberschrift „Neuerungen an Hydrokompressoren“ berichtet Heirich in Heft 7 d. J. über Abänderungen an einem von
                              									mir vor etwa neun Jahren erbauten Kompressor der R h. Nass.
                                 										Bergwerksgesellschaft. Man versteht allgemein unter einer Neuerung auf
                              									technischem Gebiete eine grundsätzlich neue Lösung der gestellten Aufgabe, eine
                              									gegenüber dem seither bekannten fortgeschrittene Anordnung oder Bauart. Nichts
                              									derartiges liegt hier vor. Vergleicht man die auf S. 566 des Jahrgangs 1910
                              									veranschaulichte Anordnung des Kompressors mit der auf S. 101 d. J. als neu
                              									hingestellten, so findet man, daß der Gesamtaufbau des Kompressors beibehalten
                              									wurde, daß die Abänderung am Abscheider lediglich in der Vergrößerung des
                              									Abscheiderraumes besteht. Ferner ist an Stelle der Düsenrohre unterhalb des
                              									Düsensaugers ein glattes Rohr angebracht. Die für größere und veränderliche
                              									Beaufschlagung vorgesehenen Düsen hätten bei dem jetzigen Betrieb mit konstanter
                              									Zuflußmenge von 25 l/Sek. ebensogut zugestöpselt werden können. Die Abänderung des
                              									Röhrensaugers ist aus der Abbildung nicht erkennbar. Gegenüber der von mir in dieser
                              									Zeitschrift sowie im „Glückauf“ 1906 veröffentlichten Schnittzeichnungen
                              									bedient sich Heirich nur einer schematischen Abbildung,
                              									die durch das offenbar unrichtige Maß von 1000/1300 irreführend ist. Die angeblich
                              									entdeckten theoretischen Fehler der Saugerkonstruktion werden nicht näher
                              									bezeichnet, es ist somit unmöglich, zur Frage der Saugerkonstruktion Stellung zu
                              									nehmen.
                           Da an der Gesamtanordnung des Kompressors, an den Abmessungen der Fall- und
                              									Steigleitung nichts geändert wurde, und auch die mir seinerzeit geschützte
                              									Einrichtung der Luftentnahme mittels Schwimmers sowie die Gestaltung des
                              									Wasseraustritts am Luftabscheider beibehalten wurde, so schrumpfen die angekündigten
                              									Neuerungen auf die Vergrößerung des Luftabscheiders zusammen. Daß für die Trennung
                              									des Wasserluftgemisches möglichst große Flächen und Beruhigungsvorrichtungen zu
                              									schaffen sind, ist selbstverständlich (vgl. diese Zeitschrift, „Glückauf“
                              									Jahrgang 1906, 1908 und 1910 sowie Compressed Air von 1904 bis 1910). Hierzu sei
                              									noch bemerkt, daß bei den von mir in verschiedenen Bergwerken des In- und Auslandes
                              									installierten Anlagen das Bestreben vorlag, den Luftabscheider möglichst klein zu
                              									gestalten, um die kostspieligen Gesteinarbeiten zu beschränken.
                           Was den Wirkungsgrad betrifft, so sind in der Auswertung des Herrn Heirich folgende Fehler enthalten:
                           1. Bei meinem Versuch wurden ausführliche Messungen mit weniger als 30,5 1/Sek. nicht
                              									gemacht bis auf eine Feststellung mit der kleinsten Wassermenge von 18 1/Sek. Für
                              									zwischenliegende Wassermengen beispielsweise für 25 1/Sek. kann der Wirkungsgrad
                              									sehr wohl das Maximum von 66 v. H. erreicht haben, da dieser bekanntlich für einen
                              									verhältnismäßig großen Beaufschlagungsbereich konstant bleibt. Nur auf Grund von
                              									Schätzungen zu behaupten, daß der Wirkungsgrad bei 25 1/Sek. 62 v. H. betrug,
                              									erscheint unzulässig.
                           2. Durch die Tieferstellung des Abscheiders wird jetzt statt der ursprünglichen
                              									Luftpressung von 6,2 at eine solche von 6,5 erzeugt. Dabei wird die Ansaugemenge
                              									kaum um einen praktisch meßbaren Betrag verringert, dagegen aber die
                              									Kompressionsleistung bei gleicher Wassermenge im Verhältnis der natürlichen
                              									Logarithmen der Luftspannungen, das ist um
                              										\frac{20,7-19,7}{19,7}=5,1 v. H. vergrößert. Diese Zunahme
                              									geht nicht auf Konto der vorgenommenen konstruktiven Abänderungen, sie ist allein in
                              									der Arbeitsweise des Hydrokompressors begründet.
                           3. Der Unterschied zwischen der Messung mit Anemometer und durch Auffüllen des
                              									Luftbehälters betrug, wie auf S. 101, Spalte 2 angegeben, 40 l/Min., d.h. 0,7 v. H.
                              									der Kompressorleistung, falls diese Menge auf at Luft umgerechnet wird, und etwa 5
                              									v. H., wenn 40 l/Min. Druckluft gemeint sind.
                           Es ergibt sich danach unter nachstehendem Vorbehalt die Verbesserung des
                              									Wirkungsgrades zu:
                           81 – (66,0 + 5,1 + 0,7 . 0,81) = 9,3 v. H.
                           bzw.
                           81 – (66,0 + 5,1 + 5,0 . 0,81) = 5,8 v. H.
                           Diese Zahlen könnten nur dann geltend gemacht werden, falls die Auffüllversuche unter
                              									gleichen Bedingungen vorgenommen wurden. Bei den vielen Flanschenverbindungen ist
                              									aber sehr wohl möglich, daß bei dem seinerzeit vorgenommenen Versuch ohne vorherige
                              									Instandsetzung des Apparates größere Undichtigkeiten vorhanden waren.
                           Auffallend ist außerdem noch die Uebereinstimmung der Ergebnisse nach Anemometer und
                              									Auffüllverfahren. Bei meinen früheren zahlreichen vergleichenden Messungen konnte
                              									ich nur in seltenen Fällen und nach sorgfältigen Eichungen nur eine annähernde
                              									Uebereinstimmung erzielen.
                           Peter Bernstein.