| Titel: | Künstlicher Graphit, seine Entstehung und Verwendung im Maschinenbau. | 
| Autor: | Dierfeld | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 321 | 
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                        Künstlicher Graphit, seine Entstehung und
                           								Verwendung im Maschinenbau.
                        Von Regierungsbaumeister Dierfeld in
                           									Berlin-Friedenau.
                        DIERFELD: Künstlicher Graphit, seine Entstehung und Verwendung im
                           								Maschinenbau
                        
                     
                        
                           Man versuchte schon vor langer Zeit, dem gewöhnlichen Schmieröl Graphit
                              									zuzusetzen, um so dessen Schmierfähigkeit zu erhöhen. Es ergab sich dabei zwar eine
                              									gewisse Oelersparnis, doch konnte diese Schmierung keine praktische Bedeutung
                              									erlangen, da hierbei natürlicher Graphit verwandt wurde, welcher durch verschiedene
                              									Beimengungen verunreinigt ist. Diese Beimengungen bestehen aus Glimmer, Ton,
                              									Kieselerde usw. und können zwar durch besondere mechanische und chemische Verfahren
                              									zum Teil ausgeschieden werden, doch gelingt dies nie vollständig. Es ist
                              									selbstverständlich, daß eine gute Schmierung nicht stattfinden kann, wenn auch nur
                              									ein Teil dieser Verunreinigungen im Graphit zurückbleibt, und es ist hierauf die
                              									bisherige sehr geringe Verwendung des natürlichen Graphits im Maschinenbau
                              									zurückzuführen. Wenn der Graphit einige Bedeutung für den Maschinenbau gewinnen
                              									soll, so muß er eine fast chemische Reinheit besitzen, so fein zerteilt sein, daß er
                              									in Flüssigkeiten schwebt, sowie stets in genügender Menge und vollständig
                              									gleichmäßiger Qualität erhältlich sein. Diese Bedingungen werden von dem natürlichen
                              									Graphit, in welcher Form er auch heute in den Handel kommen mag, in keiner Weise
                              									erfüllt. Es gibt kein Verfahren, um alle in diesem Graphit enthaltenen
                              									Unreinlichkeiten zu entfernen, auch bei feinster Zerpulverung sind die einzelnen
                              									Teilchen immer noch viel zu groß oder haben die Form von großen Blättchen, welche
                              									nicht für längere Zeit in irgend einer Flüssigkeit in der Schwebe gehalten werden
                              									können. Nun ist der natürliche Graphit je nach dem Orte seiner Gewinnung in der
                              									Qualität außerordentlich verschieden, und ist es unmöglich, aus den so verschiedenen
                              									Rohprodukten eine gleichmäßige Handelsware zu liefern und noch dazu in genügender
                              									Menge.
                           Der bekannte amerikanische Gelehrte Dr. Edward G. Acheson,
                              									ein früherer Mitarbeiter Edisons und Erfinder des
                              									Karborundums, fand nun vor einigen Jahren ein Verfahren zur Herstellung von
                              									künstlichem fast chemisch reinem Graphit, welcher alle oben angeführten Vorzüge
                              									besaß und sich in der Praxis so gut bewährte, daß er in England, Frankreich und
                              									Amerika heute in umfassender Weise in allen Zweigen des Maschinenbaues verwandt
                              									wird. In Deutschland wird künstlicher Graphit heute nur in bescheidenem Maße
                              									benutzt; seine mannigfachen Vorzüge und seine vielseitige Verwendbarkeit sind noch
                              									nicht genügend bekannt, weshalb in folgendem näher auf die Entstehung und
                              									Eigenschaften des künstlichen Graphits eingegangen werden soll.
                           Dr. Acheson erzeugte ursprünglich künstlichen Graphit,
                              									indem er Karborundum (C Si) im elektrischen Ofen auf
                              									eine derartige Temperatur erhitzte, daß das Silizium verdampfte und ausschied. Der
                              									so erhaltene Graphit behält die Form des ursprünglichen Karborundum-Blocks, und ist
                              									sehr leicht und sehr fettig. Er besitzt jedoch nicht die Fähigkeit, auf Papier
                              									Zeichen zu hinterlassen. Um einen brauchbaren Graphit zu erhalten, erhitzte Dr. Acheson im elektrischen Ofen Anthrazitkohle bis auf über
                              									4000° C, und erhielt so harte Massen von Kohlenstoff, welche nicht fettig sind, aber
                              									noch den richtigen Graphitcharakter haben. Fast jede Art von künstlichem Graphit
                              									zwischen diesen beiden Extremen kann erzeugt werden, indem man auf passende Weise
                              									die Versuchsbedingungen ändert. So erhält man einen sehr zähen, künstlichen Graphit,
                              									welcher für Ofen-Elektroden brauchbar ist und auf der Drehbank bearbeitet sowie mit
                              									Gewinde versehen werden kann. Derartige Elektroden können bis zum letzten Stück
                              									aufgebraucht werden, da man einfach auf die alten verbrauchten Stücke neue Längen
                              									aufschraubt. Auch können Graphite erzeugt werden, welche sich für Bleistifte eignen,
                              									und wegen ihres Freiseins von Unreinheiten den Vorzug vor dem natürlichen Graphit
                              									verdienen. Bei dem letzteren ist es praktisch unmöglich, die natürlichen
                              									Beimischungen zu entfernen, da z.B. Mika, welches sich sehr häufig findet, dasselbe
                              									spezifische Gewicht wie der natürliche Graphit selbst hat. Im elektrischen Ofen
                              									erhält man jedoch einen fast reinen Graphit mit einem Kohlenstoffgehalt von über
                              									99,8 v. H. Man kann
                              									auch chemisch reinen Graphit erzeugen, indem man sehr reinen Graphit im elektrischen
                              									Ofen erhitzt, durch welchen ein Strom von Kohlenstoff-Monoxyd fließt. Auf diese
                              									Weise wurde ein Produkt erhalten, in welchem der bekannte Gelehrte William Crooks nicht das Vorhandensein irgend einer
                              									Unreinheit feststellen konnte.
                           Von den mannigfachen Anwendungen der verschiedenen Arten des künstlichen Graphits ist
                              									wohl keine wichtiger wie seine Verwendung als Schmiermittel. Damit diese möglich
                              									ist, muß der Graphit in eine flüssige Form gebracht werden, und zwar dürfen sich die
                              									fein zerteilten Graphitteilchen nicht in der Lösung niederschlagen. Nach vielen
                              									Versuchen gelangte Dr. Acheson dahin, den auf geeigneten
                              									Maschinen zu sehr feinem Pulver zerteilten künstlichen Graphit in einer Lösung von
                              									Tannin mit Wasser zur Schwebe zu bringen, wobei ein wenig Ammoniak beigefügt wurde,
                              									um Fermentieren des Tannins zu verhüten. Die feinen Graphitteilchen in dieser
                              									Emulsion sind nur in dem Ultra-Mikroskop sichtbar, ihr Durchmesser überschreitet
                              									nicht den vierzehnten Teil von einem Tausendstel Millimeter. Diese feinen
                              									Graphitteilchen gehen mit der Lösung frei durch gewöhnliches Filterpapier hindurch,
                              									und bleiben ständig in der Schwebe, wenn die Lösung frei von Säuren gehalten wird.
                              									Fügt man der Lösung dagegen ein wenig Salzsäure hinzu, so vereinigen sich diese
                              									kleinsten Teilchen zu größeren Aggregaten, welche von gewöhnlichem Filterpapier
                              									zurückgehalten werden, während eine klare Flüssigkeit hindurchfließt.
                           Bei der Fabrikation des künstlichen Graphits für Schmierzwecke wird in derselben
                              									-Weise verfahren. Der im elektrischen Ofen gewonnene, zu feinstem Pulver zermahlene
                              									künstliche Graphit wird mit 32 Gewichtsteilen von weichem Wasser gemischt und in
                              									einem Mastikator durchgeknetet. Der Mastikator läuft mit hoher Drehzahl, und die
                              									Graphitwassermischung wird darin während einer Periode von sieben Tagen bearbeitet,
                              									während welcher Zeit in bestimmten Zwischenräumen Muster zur Untersuchung genommen
                              									werden. Während dieses Verfahrens verschwinden etwa ¾ v. H. der Graphitladung,
                              									welche anscheinend einer chemischen Aenderung unterworfen wurde. Zu dem Wasser im
                              									Mastikator wird eine Tanninlösung hinzugefügt, welcher als Vorbeugemittel in
                              									Zwischenräumen von neun Stunden etwas Ammoniak hinzugefügt wird. Im Verlaufe dieses
                              									Knetprozesses nimmt ein Teil des Graphits die Form einer Emulsion an, und wenn
                              									dieses Verhältnis etwa 8 v. H. erreicht, wird der Inhalt des Mastikators in einen
                              									großen Behälter abgelassen, wo die Flüssigkeit während 15 Tagen verbleibt. In dieser
                              									Zeit schlagen sich die größeren Graphitteilchen nieder, und es bleiben in
                              									permanenter schwebender Lösung die ultramikroskopischen Graphitteilchen zurück.
                              									Diese Lösung enthält zu wenig Graphit, als daß sie im Handel verwandt werden könnte,
                              									und muß deshalb konzentriert werden. Dies wird bewirkt in großen Filterpressen,
                              									wobei der Druck gegen Ende des Verfahrens 4,2 at erreicht. Die aus den Filterpressen
                              									entnommene Graphitpaste wird mit Wasser entsprechend verdünnt, so daß in der Lösung
                              									ein stets gleicher Graphitgehalt ist, und kommt unter dem Namen Aquadag in den
                              									Handel. Die Endung dag in dem Worte ist zusammengezogen aus den Worten
                              										„deflocculated Acheson Graphite“.
                           Um aus Aquadag eine Schwebelösung von Graphit in Oel zu erhalten, wird die aus den
                              									Filterpressen entnommene Graphitpaste vier Stunden mit Oel durchknetet. Hierdurch
                              									wird das Wasser gezwungen, sich in Tropfen zu sammeln und auszuscheiden, wobei seine
                              									Stelle von dem Oel eingenommen wird. Nachdem das ausgeschiedene Wasser herausgepreßt
                              									ist, wird die Paste mit Oel verdünnt, und schließlich unter einem bestimmten Vakuum
                              									getrocknet. Diese Graphitmasse wird nun in bestimmtem Gewichtsverhältnis mit Oel
                              									gemischt, wo es seinen Schwebezustand annimmt, und kommt als konzentriertes Oildag
                              									in den Handel.
                           In ähnlicher Weise wird eine Mischung des künstlichen Graphits mit flüssigem oder
                              									konsistentem Fett erzeugt, welche unter den Namen Gredag in den Handel gebracht
                              									wird. Ich will im folgenden zunächst die Eigenschaften des künstlichen Graphits und
                              									seine Verwendung als Schmiermittel besprechen, wobei ich. mich auf
                              									Versuchsergebnisse stütze, welche der bekannte amerikanische Gelehrte Prof. Charles F. Mabery kürzlich bekannt
                           Zeit in Minuten gab. Dieser Gelehrte benutzte bei seinen Versuchen die bekannte
                              									Carpentermaschine mit hartem Weißmetallager, das entsprechend belastet wurde. Als
                              									Graphit kam die Form des künstlichen Graphits zur Verwendung, welcher zur
                              									Herstellung von Oildag verwandt wird und in Oel in der Schwebe bleibt. Wir wollen
                              									diese Graphitform im folgenden mit Schwebegraphit bezeichnen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 322
                              Abb. 1.
                              
                           Für den ersten Versuch wurde eines der besten Automobilöle ausgewählt, welches zuerst
                              									allein und dann mit Zusatz von Schwebegraphit geprüft wurde. Das Oel lief auf das
                              									Lager mit einer Geschwindigkeit von 8 Tropfen in der Minute, und zwar für zwei
                              									Stunden, wobei ein Thermometer in die Oeffnung des Lagers zur Ablesung der
                              									Temperatur gesteckt wurde. Die Drehzahl des Lagers betrug 450 in der Minute, der
                              									Flächendruck im Lager 13,6 kg für das cm2, die
                              									Gesamtbelastung des Lagers 6 75 kg. Abb. 1Bei
                                    											sämtlichen Kurven hört die Oelzufuhr bei den Linien x auf. zeigt den Reibungskoeffizienten während der
                              									Versuchsdauer. Man ersieht aus der Kurve Nr. 1, daß der Oelfilm 17 Minuten nach dem
                              									Aufhören des Oelzuflusses durchbrochen wurde, und der Reibungskoeffizient so hoch stieg, daß
                              									Gefahr des Festfressens bestand. Bei der Anwendung einer Mischung desselben
                              									Motoröles mit 0,35 v. H. künstlichen Schwebegraphits war nicht nur der
                              									Reibungskoeffizient in den ersten zwei Stunden viel niedriger, wie auch die
                              									Temperatur niedriger blieb, sondern blieb auch nach Abschneiden des Oelzuflusses für
                              									eine Zeit von vier Stunden immer noch niedriger als der Reibungskoeffizient des mit
                              									reinem Oel normal geschmierten Lagers. Die gestrichelte Kurve Nr. 2 in Abb. 1 zeigt den Verlauf des Versuches bei
                              									Graphitölmischung an. Hierbei sei gleich bemerkt, daß bei Verwendung von reinem Oel
                              									ein Oelzufluß von acht Tropfen in der Minute den geringsten Betrag darstellte, mit
                              									dem sich bei diesem Druck die Reibung überwinden ließ. Dies wurde in einem anderen
                              									Versuch festgestellt, wo der Oelzufluß auf sechs Tropfen in der Minute gemindert
                              									wurde. Der Oelfilm wurde bald nach dem Beginn des Versuches durchbrochen, und der
                              									Reibungskoeffizient stieg unzulässig, woraus zu ersehen war, daß diese Oelmenge
                              									nicht genügte. Jedenfalls ist das aus Abb. 1
                              									ersichtliche Fortdauern der Schmierwirkung des Graphites nach Abschneiden des
                              									Oelzuflusses, welches sich sicherlich noch über einen längeren Zeitraum erstreckt
                              									hätte, von der größten Bedeutung für den Maschinenbau, da dann ein Heißlaufen von
                              									Lagern infolge mangelnder Oelzufuhr nicht mehr eintreten kann, wenn man die Mischung
                              									von Oel mit künstlichem Graphit, genannt Oildag, zum Schmieren verwendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 323
                              Abb. 2.
                              
                           Um sich zu vergewissern, ob ein größerer oder kleinerer Prozentgehalt von künstlichem
                              									Graphit vorteilhaft ist, wurden mehrere Versuche angestellt mit Oel, welches 0,5 v.
                              									H. und kleinere Mengen bis hinunter zu 0,1 v. H. Graphit enthielt, aber keiner
                              									dieser Versuche hatte ein befriedigendes Ergebnis. Abb.
                                 										2 zeigt den Reibungskoeffizienten des Motoröles mit 0,25 v. H.
                              									Graphitgehalt, bei einem Flächendruck im Lager von 10 kg/cm2. Die Ergebnisse dieses Versuches sind nicht
                              									beträchtlich verschieden von denen in Abb. 1 mit
                              									0,35 v. H. Graphitgehalt, obgleich der Reibungskoeffizient bei dem höheren
                              									Graphitgehalt sich etwas niedriger stellt. Es ist also ziemlich gleichgültig,
                              									welchen von diesen Prozentgehalten man wählt, um den schützenden Graphitüberzug auf
                              									dem Lager zu erzeugen. Aber wie wir später sehen werden, kann dieser Ueberzug sowohl
                              									durch vermehrte Zuführung eines Oeles mit geringerem Graphitgehalt oder auch durch
                              									verringerten Zufluß von Oel mit normalen Graphitgehalt erreicht werden.
                           Den geringsten Graphitgehalt, welcher zur Erzeugung eines permanenten
                              									Graphitüberzuges im Lager erforderlich ist, wurde ermittelt in einer Reihe von
                              									Versuchen, wobei unter demselben Flächendruck und bei derselben Drehzahl des Lagers
                              									der Oelzufluß allmählich verringert wurde. Das Oel enthielt dabei 0,35 v. H.
                              									Graphit, und der Oelzufluß wurde von acht auf vier Tropfen in der Minute verringert.
                              									Wie aus der Kurve Nr. 1 in Abb. 3 zu sehen, zeigte
                              									sich nach Ablauf von drei Stunden, wo normale Verhältnisse eingetreten waren, der
                              									Reibungskoeffizient praktisch unverändert bis zum Verlaufe von sechs Stunden.
                              									Schließlich wurde der Oelzufluß von vier auf zwei Tropfen in der Minute verringert,
                              									und wie vorher blieb der Reibungskoeffizient praktisch derselbe (Kurve Nr. 2)
                              									während 15 Stunden mit geringen Aenderungen, die auf Anhalten und Anlassen der
                              									Maschine zurückzuführen sind. Der Flächendruck betrug bei diesen Versuchen 13,6
                              										kg/cm2, und die Drehzahl 450 in der Minute.
                              									Unter denselben Verhältnissen wurde eine Minderung von zwei auf einen Tropfen in der
                              									Minute vorgenommen, die Ergebnisse sind in der Kurve / in Abb. 4 dargestellt. Es zeigte sich auch hier keine Aenderung des
                              									Reibungskoeffizienten. Minderte man den Oelzufluß noch weiter auf einen Tropfen für
                              									je zwei Minuten, so erhielt man das in Abb. 4 durch
                              									Kurve Nr. 2 dargestellte Ergebnis. Während einer Dauer von 16 Stunden blieb der
                              									Reibungskoeffizient konstant, und kein Wechsel der Temperatur trat auf. Da bei
                              									diesem Versuch der Reibungskoeffizient am Ende der 16 Stunden noch unverändert war,
                              									so würde wahrscheinlich noch eine stärkere Verminderung des Oelzuflusses genügt
                              									haben, um den Graphitüberzug zu erhalten. Leider ließ sich aber an dem Oelbecher
                              									eine geringere durchfließende Menge nicht mehr mit Genauigkeit messen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 323
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 323
                              Abb. 4.
                              
                           Man ersieht hieraus, daß man dieselbe Schmierwirkung erhält, wenn man bei
                              									Graphitbeimischung 1/16 der Oelmenge verwendet, die bei Benutzung reinen Oeles zur
                              									Aufrechterhaltung der Schmierung mindestens notwendig ist, denn wie aus Kurve I in Abb. 1 zu sehen,
                              									war ein Oelzufluß von acht Tropfen in der Minute die geringste Oelmenge, mit der die
                              									Reibung überwunden werden konnte.
                           Die Dauerhaftigkeit des Graphitüberzuges wurde festgestellt, indem nach Beendigung
                              									des Versuches Nr. 2 in Abb. 4 der Oelzufluß ganz abgesperrt
                              									wurde, und man die Prüfmaschine solange laufen ließ, bis das Lager anfing großen
                              									Reibungswiderstand zu zeigen. Das Ergebnis dieses Versuches ist in Abb. 5 dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 324
                              Abb. 5.
                              
                           Der Flächendruck von 13,6 kg/cm2 sowie die Drehzahl von 450 in der Minute blieben hierbei dieselben, und
                              									es zeigte sich, daß während der Zeit von zehn Stunden der Reibungskoeffizient nur
                              									unwesentlich höher als bei den vorigen Versuchen war, und daß erst nach Ablauf
                              									dieser Zeit ein Anwachsen des Reibungswiderstandes eintrat, weil der Graphitüberzug
                              									teilweise abgenutzt oder durchbrochen war. Natürlich ist ständig Reibung
                              									erforderlich, um diesen Graphitüberzug gänzlich zu entfernen. Auch hierüber wurden
                              									Versuche angestellt, und zwar wurde hierzu der beim Versuch Abb. 5 durchbrochene Graphitüberzug benutzt, wobei
                              									reines Oel im Verhältnis von sechs Tropfen in der Minute zugeführt wurde, um den
                              									Punkt festzustellen, wo der Graphit-Überzug der Lagerfläche nicht länger bei der
                              									Schmierung mitwirken kann. Bei jedem Versuche wurde das Oel eine bestimmte Zeit
                              									laufen gelassen, und die Lagerflächen wurden sorgfältig abgetrocknet. Abb. 6 zeigt die Mitwirkung des Graphits bei der
                              									Oelschmierung unverändert während der Versuche Nr. 1 bis 6, und der Graphitüberzug
                              									war erst vollständig abgenutzt in dem Versuch Nr. 7, so daß immerhin annähernd
                              									3½ Stunde dazu nötig waren, um den Graphitüberzug so abzunutzen, daß er nicht länger
                              									Mithilfe bei der Schmierung leistete.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 324
                              Abb. 6.
                              
                           Bei diesen Versuchen verlaufen die Kurven der Temperaturen fast genau wie die
                              									Reibungskurven, so daß unnötig war, sie hier noch einmal zu verzeichnen. In allen
                              									Fällen konnte man beobachten, daß die Temperatur allmählich anstieg mit der Dauer
                              									des Versuches, bis sie einen praktisch konstanten Wert erreichte, welcher 19 ° C
                              									nicht überstieg, und daß meistens die Temperaturen beträchtlich niedriger waren.
                              									Danach scheint es, daß die Reibung eine gewisse Wärmemenge erzeugt, welche von einem
                              									gewissen Punkte an praktisch konstant bleibt. Im allgemeinen wird die Temperatur um
                              									so niedriger sein, je niedriger der Reibungskoeffizient ist. Dies zeigt sich
                              									deutlich bei dem Versuch Nr. 1 in Abb. 1, wo der
                              									Reibungskoeffizient und die Temperatur für Oel allein beträchtlich höher waren als
                              									bei dem Oel mit Graphitbeimischung.
                           
                              (Schluß folgt.)