| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | K. Arndt | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 332 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Elektrische Antriebe in mechanischen Werkstätten. Der
                              									aufs äußerste gesteigerte Wettbewerb im heutigen Wirtschaftsleben zwingt den
                              									Fabrikanten, die Gestehungskosten immer weiter herabzudrücken. Für diese Kosten sind
                              									in erster Linie der Arbeitslohn und die von der Stückleistung der Arbeitsmaschine
                              									abhängigen Fabrikationsunkosten, die meist mehrere hundert Prozent des Stücklohnes
                              									betragen, maßgebend. Daher läuft das allgemeine Bestreben darauf hinaus, die
                              									Stückleistung in der Zeiteinheit zu erhöhen. Abgesehen von den mehr oder weniger
                              									selbsttätig arbeitenden Vorrichtungen, die den Zweck haben, die tote Zeit, d.h. die
                              									zum Werkzeugwechsel, zum Anstellen usw. benötigte Zeit, zu verringern, besteht die
                              									Aufgabe auch darin, die eigentliche Arbeitszeit dadurch herabzusetzen, daß die
                              									Arbeits- bzw. Schnittgeschwindigkeit beständig auf der dem Material und dem
                              									Arbeitsverfahren günstigsten Höhe gehalten wird. Tatsächlich ist in dieser
                              									Richtung, wie besonders durch die Arbeiten Taylors und
                              									anderer nachgewiesen, noch erheblich zu gewinnen.
                           Die Werkzeugmaschinenfabrikanten haben auch diesem Bestreben in weitgehendem Maße
                              									Rechnung getragen. Während man früher mit vier bis acht Geschwindigkeitsstufen
                              									beispielsweise an einer Drehbank auskam, sind heute Bänke mit zwanzig und mehr
                              									Stufen nichts seltenes mehr. Die vielen hierzu benötigten Zahnräder sind natürlich
                              									eine sehr unerwünschte Zugabe, deren Nachteile nicht besonders erörtert werden
                              									brauchen. Trotzdem ist auch hier die Abstufung noch nicht fein genug bzw. auch zu
                              									umständlich einzustellen, um die erwünschte volle Ausnutzung der Maschine zu
                              									gewährleisten.
                           In Hinsicht darauf, daß in den Werkstätten fast überall schon elektrischer Strom
                              									zur Verfügung steht, würde allen Anforderungen am besten der
                              									Gleichstrom-Nebenschlußmotor entsprechen, dessen Drehzahl in möglichst weiten
                              									Grenzen regelbar sein müßte, um so mit wenigen großen Zahnräder –
                              									Uebersetzungsstufen auszukommen. Leider hatte der Elektromotor den rechtzeitigen
                              									Anschluß verpaßt und muß sich jetzt verlorenes Terrain zurückerobern. Zum Teil mag
                              									der Regelmotor, der durch die Einführung der Wendepole erst überhaupt möglich wurde,
                              									selbst noch mit sich zu tun gehabt haben, anderseits hat die
                              									Elektromaschinenindustrie zum eigenen Schaden viel zu lange versucht, nur normale
                              									Motoren, d.h. was zurzeit als normal angesehen wurde, abzusetzen, und zwar
                              									insbesondere für den Gruppenantrieb von Werkzeugmaschinen, unter Verkennung des
                              									Nutzens, den ein den Bedürfnissen der Praxis angepaßter Regelmotor für den Erzeuger
                              									sowohl, wie für den Abnehmer bringt.
                           Daß eine feine Geschwindigkeitsabstufung Nutzen bringen muß, ist insofern
                              									selbstverständlich, weil beispielsweise bei Drehbänken die Drehdurchmesser ständig
                              									wechseln, bei Bohrmaschinen wieder Bohrer aller Stärkegrade vorkommen. Jedoch nicht
                              									nur hierin liegt ein Vorteil; die bekannten Maximal-Schnittgeschwindigkeiten 10 m
                              									bzw. 22 m für Bohrer aus Werkzeug- bzw. Schnellarbeitsstahl lassen sich bei
                              									Vorhandensein günstiger Bedingungen, also bei besonders guter Kühlung und
                              									Schmierung, glatt um 100 v. H. überschreiten. Es trifft dies zu für Löcher von einer
                              									Tiefe bis zu etwa dem dreifachen Bohrerdurchmesser. Bei sehr tiefen Löchern oder
                              									beim Durchbohren des Werkstückes ist zur Vermeidung von Bohrerbrüchen wieder eine
                              									geringere Geschwindigkeit angebracht. Die feinen Uebergänge lassen sich in
                              									unerreichbarer Weise durch Bewegung der Kurbel des Nebenschluß-Regulierwiderstandes
                              									beherrschen, ohne daß es gar nötig wäre, die Maschine anzuhalten.
                           Eingehende Versuche haben ergeben, daß sogar bei einer vollkommen selbsttätig
                              									arbeitenden Drehbank nach Einbau eines Regelmotors die Produktion um 36 v. H, stieg,
                              									bei noch verbesserter Qualität der Arbeit. Bei Hobelmaschinen, die mit
                              									Umkehrreguliermotor versehen wurden, sind Mehrleistungen von 100 v. H. festgestellt
                              									worden. Bei derartiger Ueberlegenheit fallen auch die erhöhten Anlagekosten nicht
                              									mehr ins Gewicht.
                           Statt daß sich nun die Elektroindustrie mit geschlossenen Kräften auf dieses neue
                              									Gebiet wirft, zersplittert sie diese in einem Kampf unter sich, indem eine Gruppe
                              									den Drehstrom – Kommutatormotor befürwortet, die andere den erwähnten
                              									Gleichstrommotor. Zweifellos hat auch ersterer in den letzten Jahren große
                              									Fortschritte gemacht, aber es liegt doch wirklich kein Grund vor, ihn dort
                              									vorzuziehen, wo Gleichstrom entweder vorhanden ist, oder wo die Umformung von
                              									Drehstrom in Gleichstrom wie hier keine wesentliche Erschwerung bedeutet. Abgesehen
                              									davon, daß Fabrikbetriebe für den Gleichstrom ohnehin eine bedeutend größere
                              									Verwendungsmöglichkeit haben, sind die Anlagekosten bei Drehstrom so erheblich
                              									höher, daß sich bei mehr als drei Antrieben die Aufstellung eines Umformers lohnt.
                              									Es darf auch nicht übersehen werden, daß im Falle der Verwendung von
                              									regulierbaren Drehstrommotoren der Reglerapparat viel schwerer und unhandlicher
                              									ausfällt und jedenfalls nicht mit dem spielend leicht zu betätigenden
                              									Nebenschlußregler der Gleichstrommaschine in Parallele gestellt werden kann.
                           Obwohl zurzeit über den Ausgang des Streites noch nichts bestimmtes vorausgesagt
                              									werden kann, muß doch festgestellt werden, daß sich an verschiedenen Stellen schon
                              									ein Umschwung zu Gunsten des Gleichstrommotors bemerkbar macht. [C. Pollok in E. T. Z. 1914, S. 382.]
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Ein Kompressor von sehr einfacher Bauart ist in der
                              									Abbildung dargestellt. Die Saug- und Druckventile sind als Kugelventile ausgebildet.
                              									Sie bestehen aus einer großen Anzahl kleiner harter Stahlkugeln, deren Sitze aus
                              									einer Platte auf einfachste Art ausgebohrt sind. Mit dieser Ventilplatte ist eine
                              									andere Platte verschraubt, deren Löcher gegen die Ventilsitze versetzt sind. Die
                              									stehenbleibenden Stege dieser Platte dienen zur Hubbegrenzung für die Kugeln.
                              									Infolge der großen Anzahl der Ventile kann der Ventilhub sehr klein gehalten werden.
                              									Er beträgt 1,5 mm, so daß nur ganz geringe Stöße auf den Sitz auftreten. Die Ventile
                              									besitzen daher eine lange Lebensdauer und verursachen nur geringes Geräusch. Der
                              									schädliche Raum kann so klein wie möglich gehalten werden, da weder Taschen noch
                              									sonstige Hohlräume vorhanden sind. Mit abgenommenem Zylinderdeckel sind auch die
                              									Ventile bloßgelegt, so daß sie leicht und schnell nachgesehen werden können. Kolben
                              									und Schubstange können nach Lösung des Schubstangenkopfes am Kurbelzapfen nach oben
                              									durchgezogen werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 332
                              
                           Die Schmierung der Kurbel, Schubstange und Zylinderwände erfolgt durch Spritzölung in
                              									dem ringsum geschlossenen Kurbelgehäuse. Das an den Enden der Kurbelwelle aus den Lagern
                              									austretende Oel wird durch zwei aufgesetzte Scheiben in das Kurbelgehäuse
                              									zurückgeschleudert. Der kegelförmig ausgebildete Kolben ist unten mit zwei Ringen
                              									versehen, um das Eindringen von Oel in den Kompressorraum zu verhindern.
                           Besonders bemerkenswert ist die Kühlung. Während der untere Teil des Zylinders in
                              									Höhe der Einlaßschlitze durch die angesaugte Luft gekühlt wird, ist der obere Teil
                              									durch Wasser gekühlt, und zwar ist das Kühlwasser in großer Menge vorgesehen. Der
                              									Mantel besteht aus einem Gefäß für sich, welches die Zylinderwandung umgibt und
                              									unabhängig davon mit dem Maschinenrahmen befestigt ist. Der ganze Zylinderkopf wird
                              									somit allseitig und unmittelbar gekühlt. Diese Konstruktion vermeidet alle Nachteile
                              									in bezug auf die Demontage, welche bei der sonst üblichen Mantel- und Deckelkühlung
                              									auftreten.
                           Diese Kompressoren werden von der Firma Isaac Storey and
                                 										Sons, Limited, Express Foundry Manchester, für Drücke bis 6,5 at und 0,5
                              									bis 8,5 m3/Min. Ansaugemenge ausgeführt. Für
                              									größere Abmessungen wird dieselbe Konstruktion mit Verbundsystem und Zwischenkühlung
                              									angewandt. Der Antrieb erfolgt durch Dampf, Elektromotor oder Transmission.
                              									[Engineering vom 20. Februar 1914.]
                           Dr.-Ing. Steuer.
                           –––––
                           Die Grundlagen einer rationellen Einsatzhärtung. Unter
                              									diesem Titel behandelt in der Zeitschrift für prakt. Maschinenbau vom 31. Januar
                              									1914 Dr.-Ing. R. Schäfer das
                              									heute so wichtige Problem der Einsatzhärtung – auch Zementation genannt – auf
                              									wissenschaftlicher Grundlage. Ist doch die Einsatzhärtung eine mehr durch praktische
                              									Erfahrung gewonnene, ziemlich alte Errungenschaft die schon um 1617 bekannt war. Es
                              									ist deshalb auch nicht verwunderlich, daß die Meinungen der verschiedenen Autoren in
                              									vielen Punkten auseinandergehen. So ist auch heute der Vorgang noch nicht völlig
                              									geklärt, auf welchem Wege der Kohlenstoff aus den umhüllenden Härtemitteln in das
                              									Eisen gelangt. Die größere Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß der Kohlenstoff bei
                              									Einhaltung gewisser Bedingungen, wie besonders der ausreichender Temperatur, durch
                              									molekulare Wanderung in das. feste Eisen eintritt. In welcher Form der Kohlenstoff
                              									geboten wird, ob in fester oder von vornherein gasförmiger, scheint ziemlich
                              									gleichgültig zu sein. Außerordentlich wichtig, wenn nicht gar unbedingt notwendig,
                              									ist dagegen das Vorhandensein bestimmter Kontaktstoffe wie Zyansalze, Alkali- oder
                              									Bariumkarbonate usw., deren in der Glühhitze entwickelte Gase, wie man annimmt, als
                              									Kohlenstoffübertrager wirken.
                           Der vom Eisen organisch gebundene Kohlenstoff gibt diesem je nach dem Grade seines
                              									Vorkommens ein besonderes Gepräge. Gewöhnliches kohlenstoffarmes Eisen bzw. Stahl
                              									enthalten neben reinem Eisen (Fe, auch Ferrit genannt)
                              									als Gefügebestandteil die niedrigste Kohlenstoffverbindung Perlit in geringen
                              									Mengen. Mit Perlit bezeichnet man ein sogenanntes eutektisches Gemenge von reinem
                              									Eisen – Fe (Ferrit) – und Eisenkarbid – Fe8
                              									C– letzteres auch Zementit genannt. Bei wachsendem
                              									Kohlenstoffgehalt nähert sich das Eisen der perlitischen Form, bis es bei 1 v. H.
                              									(genauer 0,95 v. H.) nur aus Perlit = Fe + Fe3
                              									C besteht. Bei über 1 v. H. Kohlenstoff bildet sich
                              									freier Zementit = Fes
                                 										C. Die obere Grenze liegt bei schmiedbarem Eisen etwa bei 1,7 v. H. Man
                              									bezeichnet Stahl bei einem Gehalt unter 1 v. H. Kohlenstoff als untereutektisch, bei
                              									1 v. H. als eutektisch, bei über 1 v. H. als übereutektisch, die Zusammensetzung ist
                              									in gleicher Reihenfolge: Ferrit mit Perlit, Perlit allein und Perlit mit
                              									Zementit.
                           Es ist bekannt, daß kohlenstoffhaltiges Eisen bzw. Stahl bei fortschreitender
                              									Erwärmung eine gewisse Zeit auf einer bestimmten Temperatur beharrt, welchen Zustand
                              									man als Haltepunkt oder kritische Temperatur bezeichnet. Dieses immerhin eigenartige
                              									Verhalten erklärt sich durch eine chemische Umwandlung der vorgenannten
                              									Kohlenstoffverbindungen. Erhitzt man nämlich einen perlitischen Stahl etwa auf 720
                              									bis 750°, so geht der Zementit im Ferrit organisch in Lösung. Beide bilden als feste
                              									Lösung von Ferrit und Zementit einen neuen Gefügebestandteil, der metallographisch
                              									als Martensit bezeichnet wird und als abgeschreckter, polierter und geätzter Stahl
                              									unter dem Mikroskop an seinem nadeligen Aufbau erkannt wird. Der Vorgang ist
                              									endothermischer Natur und verbraucht daher Wärme. Wird ein Stahl aus sehr hoher
                              									Temperatur – etwa 1000° – abgeschreckt, so bildet sich das sogenannte austenitische
                              									Gefüge, wobei der Stahl im Gegensatz zum Martensit weich bleibt.
                           Bei untereutektischen Stählen ist die kritische Temperatur um so höher, je größer der
                              									Gehalt an Ferrit ist. Bei sehr kohlenstoffarmen Eisen steigt sie bis auf 850 ° Auch
                              									beim übereutektischem Stahl tritt der Lösungsvorgang erst bei höheren Temperaturen
                              									auf. Nach Osmonds Allotropentheorie soll Eisen nur im Lösungszustande, der auch als
                              									γ-Zustand bezeichnet wird, fähig sein, Kohlenstoff aufzunehmen, woraus zugleich eine
                              									vom Material abhängige Einsatztemperatur zu folgern ist.
                           Aus den für die Praxis bestimmten Bemerkungen des Verfassers sollen hier nur
                              									diejenigen wiedergegeben werden, die nicht schon durch andere Berichte von D. p. J.
                              									vorweggenommen sind.
                           Als bestes Einsatzmaterial wird eine Mischung von 40 Teilen Bariumkarbonat mit 60
                              									Teilen Buchen- oder Eichenholzkohle empfohlen. Im übrigen ist bei der Auswahl eines
                              									Härtepulvers zu beachten, daß dieses nicht Schwefel oder Phosphor enthält, oder daß
                              									es Wasserstoff entwickelt. Härtepulver, wie auch Füllmasse für tote Ecken
                              									(Kohlenlösche) sollen außerdem völlig trocken sein, da sich andernfalls nachteilige
                              									Einwirkungen auf das Härtegut ergeben.
                           Beschleunigend auf den Zementationsvorgang wirken Chrom, Wolfram, Molybdän, Mangan,
                              									verzögernd Nickel, Silizium, Aluminium, Titan. Bei einem gewissen Prozentsatz von
                              									Silizium, oder Aluminium hört die Zementierbarkeit gänzlich auf.
                           Auch dieser Verfasser tritt sehr für eine sorgfältige thermische Nachbehandlung des
                              									eingesetzten Materiales ein, um das durch die Ueberhizung grobkörnig gewordene Stahlgefüge zu
                              									verbessern. Sie besteht in der Regel aus einem zweimaligen Erhitzen und Ablöschen.
                              									Um den kohlenstoffarmen Kern zu verbessern, wird das Stück auf 850 bis 950° erhitzt,
                              									dann abgelöscht, dann der gekohlten, zweckmäßig perlitischen Schicht wegen nochmals
                              									auf 750 bis 800° erhitzt und wieder abgelöscht. Naturgemäß müssen die Eigenheiten
                              									besonderer Stahlsorten besonders berücksichtigt werden, so daß diese Zahlen nur als
                              									Anhalt dienen können.
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Nachbesserung und Schadenersatz bei Maschinenlieferungen.
                              									Es ist einer der allgemeinsten Grundsätze des Bürgerlichen Rechts, daß die
                              									Vertragsverletzung zum Schadenersatz verpflichtet. Vertragsverletzung liegt auch
                              									dann vor, wenn ein Fabrikant oder Lieferant mangelhaft liefert, und wenn der
                              									Besteller dadurch an der Benutzung des gelieferten Gegenstandes verhindert ist und
                              									durch diese Hinderung einen Schaden erleidet. Liefert ein Maschinenfabrikant etwa
                              									eine Maschine, die kurz nach der Lieferung reparaturbedürftig wird, und wird dadurch
                              									der Geschäftsbetrieb des Bestellers beeinträchtigt, so kann er dafür, daß er an der
                              									Benutzung der Maschine verhindert ist, von dem Lieferanten vollen Schadenersatz
                              									verlangen.
                           In vielen derartigen Lieferungsverträgen wird durch eine besondere Klausel
                              									ausbedungen, daß der Lieferant oder Fabrikant zur unentgeltlichen Abstellung aller
                              									Mängel verpflichtet sein soll, die sich innerhalb einer bestimmten Zeit nach
                              									Lieferung herausstellen. Es fragt sich, ob eine derartige Nachbesserungsklausel die
                              									Rechte und Pflichten der Parteien erschöpfend regelt, ob sie insbesondere den
                              									Besteller auf sein Recht zur Nachbesserung beschränkt, oder ob neben diesem
                              									Nachbesserungsrecht noch der Schadenersatzanspruch des Bestellers wegen
                              									Nichtbenutzbarkeit der gelieferten Sache für die Dauer der Nachbesserung
                              									unbeeinträchtigt bleibt.
                           Diese Rechtsfrage dürfte höchst zweifelhaft sein. Zugunsten des Bestellers könnte man
                              									anführen, daß die Nachbesserungsklausel den Zweck haben soll, seine Stellung zu
                              									verbessern, daß insbesondere die Nachbesserungsklausel an Stelle einer Garantie
                              									tritt, zu der sich der Lieferant erbietet. Wahrscheinlich auch ist es, daß es einem
                              									Besteller garnicht zum Bewußtsein kommt, daß ein derartiger Vertrag nach der anderen
                              									Seite hin auch eine Einschränkung seiner Rechte enthalten könne.
                           Für den Lieferanten kann man geltend machen, daß er dadurch, daß er sich zur
                              									unentgeltlichen Abstellung der Mängel für die Dauer einer bestimmten Zeit erbietet,
                              									auch ein gewisses Aequivalent haben will. Er will bereit sein, für alle Mängel
                              									einzustehen, will aber auch seine Pflicht auf die unentgeltliche Abstellung der
                              									Mängel beschränken und nicht der Gefahr ausgesetzt sein, daß er außer seiner Pflicht
                              									– die ihn unter Umständen außerordentlich belasten kann – noch eine weitere
                              									Schadenhaftung zu übernehmen hat. Man kann des weiteren zu seinen Gunsten anführen,
                              									daß jeder Vertrag, zumal wenn er schriftlich abgefaßt wird, falls er überhaupt in
                              									das Detail geht, auch die gegenseitigen Rechte und Pflichten erschöpfen will,
                              									daß daher die Vereinbarung, daß Nachbesserungen unentgeltlich vorzunehmen sind, an
                              									die Stelle des gesamten Mängelhaftungsrecht tritt, und daß alle weiteren Rechte des
                              									Bestellers, soweit sie nicht in dem Vertrag ausdrücklich vorbehalten sind, durch
                              									diese eine Verpflichtung außer Kraft gesetzt werden.
                           Das Reichsgericht hat diese Frage bei Gelegenheit einer Maschinenlieferung zugunsten
                              									des Lieferanten entschieden. (Das Recht 1913, Nr. 2265.)
                           Ob die sonstige Rechtsprechung sich dem Vorgange des Reichsgerichts anschließen wird,
                              									muß als sehr fraglich hingestellt werden. Es bleibt stets zu bedenken, daß der
                              									Schadenersatzanspruch des Bestellers ein gesetzliches Recht ist, und es ist immer
                              									prekär, einen Verzicht auf ein gesetzliches Recht anzunehmen, der dem Willen einer
                              									Partei nicht entspricht.
                           Man sollte daher bei derartigen Lieferungsverträgen ein besonderes Gewicht auf klare
                              									Reglung der gegenseitigen Rechte und Pflichten legen und sollte stets weitergehende
                              									Ansprüche des Bestellers gegen den Lieferanten ausdrücklich ausschließen oder
                              									vorbehalten.
                           Dr. jur. Eckstein.
                           –––––
                           Berechnung von elektromagnetischen Lüftungsbremsen. In der
                              									Praxis finden sich viele Fälle, in denen elektromagnetische Bremsluftmagnete, wie
                              									sie bei Hebezeugen, Aufzügen und Kranen allgemeine Verwendung finden, hinsichtlich
                              									ihrer Hubarbeit unrichtig dimensioniert sind. In der Regel ist der Hub der Magnete
                              									schlecht ausgenutzt, und infolgedessen die Bremswirkung mangelhaft, oder der Hub
                              									reicht nicht aus, das Bremsgestänge bis zur vollständigen Freigabe der Bremsscheibe
                              									zu lüften. In Heft 9 der Zeitschrift „Elektrotechnik und Maschinenbau“ (Wien)
                              									vom 1. März 1914 behandelt nun Ernst Schwarz die
                              									Berechnung elektromagnetischer Lüftungsbremsen unter besonderer Berücksichtigung
                              									dieser Punkte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 334
                              
                           Die erforderliche Hubarbeit des Bremsmagneten, die Lage seines Angriffpunktes am
                              									Bremshebel, sowie dessen minimaler Hubwinkel sind nach Festlegung der Konstruktion
                              									der Bremse und nach Ermittlung des Bremshebelmomentes eindeutig bestimmt. In der
                              									schematischen Abbildung bedeutet
                           P die Zugkraft des Magneten in
                              									kg,
                           h den Hub des Bremsmagneten in
                              									cm,
                           
                           H die Hubarbeit des Magneten
                              									in kgcm = P ¾× h,
                           a den Abstand des
                              									Bremsmagnetangriffs vom Drehpunkt,
                           Mb das Bremshebelmoment.
                           Es ist dann:
                           Mb =
                              										P ∙a, h = a tg a,
                           daraus folgt:
                           H = P ∙ h =
                                 										Mh tg a.
                           Zu der errechneten Hubarbeit muß man einen Zuschlag von 40 bis 60 v. H. machen, da
                              									einerseits der Hub des Magneten mit Rücksicht auf die Abnutzung der Bremsflächen nur
                              									mit etwa 80 v. H. ausgenutzt werden kann, und anderseits der Reibungskoeffizient
                              									zwischen Bremsscheibe und Bremsklotz bzw. Bremsband sehr von äußeren Einflüssen
                              									abhängig ist.
                           Der Abstand des Bremsmagnetangriffspunktes vom Drehpunkt ergibt sich zu
                           a = h1 cotg a,
                           h' nimmt man aus den oben
                              									angeführten Gründen nur zu 0,8 h an.
                           Es besteht ferner folgende Gleichung:
                           Mb= Ghgh + A a + G g,
                           worin bedeutet (vgl. die Abbildung)
                           Gh
                              									das Gewicht des Bremshebels in kg,
                           gh
                              									den Schwerpunktsabstand des Bremshebels vom Drehpunkt,
                           A das Gewicht des Magnetankers
                              									samt der Verbindungslasche zum Bremshebel in kg,
                           G das Zusatzbremsgewicht,
                           g dessen Schwerpunktsabstand vom
                              									Drehpunkt.
                           Aus der obigen Gleichung ermittelt sich dann die Größe des Zusatzbremsgewichtes
                              									zu
                           
                              G=\frac{M_{\mbox{b}}-G_{\mbox{h}}\,g_{\mbox{h}}-A\,a}{g}.
                              
                           Auf das errechnete G wird man aus den* vorhin erwähnten
                              									Gründen einen Zuschlag von 30 v. H. machen.
                           Dipl.-Ing. H. Richter.
                           –––––
                           Tenderlokomotive. Die Staatseisenbahn auf Java hat seit
                              									1903 für Güterzüge Mallet – Tenderlokomotiven Bauart
                              									2-6-6-0 mit einer Gesamtlänge von 12 m in Betrieb. Die Spurweite dieser Eisenbahn
                              									ist 1,067 m, kleinster Krümmungsradius 150 m. Die Mallet
                              									– Lokomotiven werden nun ersetzt durch Lokomotiven der einfacheren Bauart 1-12-1,
                              									gebaut von der Hannoverschen Maschinenbau- A.-G.,
                              									Hannover-Linden. Die Dampfzylinder haben 540 mm ø und 510 mm Hub. Die Heizfläche
                              									beträgt 167,5 m2, die Rostfläche 2.6 m2, die Dampfspannung 12 at. Der Lokomotivrahmen
                              									besteht aus Platten von 23 mm Dicke, die Rahmenbreite ist möglichst klein mit 830 mm
                              									ausgeführt. Der verlängerte Rahmen trägt den Wasser- und Kohlenbehälter. Der
                              									Kessel besitzt 109 Heizröhren von 5 m Länge und 45 mm lichter Weite. Außerdem sind
                              									18 Ueberhitzerrohre mit 125 mm lichter Weite vorgesehen, in denen ein Ueberhitzer
                              									der bekannten Bauart Schmidt, Kassel-Wilhelmshöhe,
                              									eingebaut ist.
                           Bei diesen Lokomotiven sind die Seitentender weggelassen, damit dem Führer die
                              									Uebersicht über die Strecke nicht versperrt wird. Solche Tender verdecken auch zu
                              									sehr den Kessel und die Feuerbüchse, dadurch wird deren Ueberwachung erschwert. Ein
                              									Wasserbehälter von 8,5 m3 Inhalt ist deshalb unter
                              									dem Kessel angeordnet, ebenso befinden sich solche zwischen dem Rahmen.
                           Die Lokomotiven sind mit einer Handbremse und einer selbsttätigen Vakuumbremse
                              									ausgerüstet. Dabei werden die Bremsbacken mit 4000 kg angepreßt. Für lange
                              									Talfahrten ist eine Riggenbach-Bremse vorgesehen. Hierbei
                              									wird die in die Dampfzylinder eingesaugte Luft verdichtet und durch eingespritztes
                              									Wasser gekühlt. Das so erhaltene Dampf-Luftgemisch wird dann noch durch die
                              									Ueberhitzerrohre geleitet, um diese während der Talfahrt zu kühlen. [Engineering
                              									1913, S. 823 bis 825.]
                           W.
                           –––––
                           Frischerhalten von Weißbrot. Eine recht interessante
                              									physikalisch – chemische Untersuchung hat ein Amsterdamer Arzt, J. R. Katz, über das Altbacken-werden von Weißbrot angestellt. Er fand, daß die Kruste des
                              									Weißbrotes knusprig bleibt, wenn die umgebende Luft höchstens 85 v. H. ihres
                              									maximalen Wassergehaltes besitzt. Entzieht man der Luft den größten Teil ihres
                              									Wasserdampfes durch ein Trockenmittel, so trocknet die Brotkrume aus. Diesen
                              									Uebelstand kann man vermeiden, indem man die Luftfeuchtigkeit nicht unter 75 v. H.
                              									sinken läßt. Nun beträgt die Dampfspannung einer gesättigten Kochsalzlösung etwa 75
                              									v. H. von der des Wassers. Katz konnte deshalb das
                              									Altbackenwerden von Brot in einfacher Weise dadurch verhüten, daß er die
                              									frischgebackenen Brötchen in einem Kasten auf Holzlatten legte, auf den Boden des
                              									Kastens einen großen Napf mit gesättigter Kochsalzlösung und überschüssigem Salz
                              									setzte mit einem Ventilator die Luft im Kasten umtrieb und die Lösung schwach
                              									rührte. Von Zeit zu Zeit ist das verdunstete Wasser zu ergänzen. Mit Hilfe einer
                              									solchen einfachen Vorrichtung kann der Bäcker das Weißbrot 12 Stunden lang frisch
                              									erhalten und ohne Nachtarbeit am nächsten Morgen seinen Kunden knusprige Brötchen
                              									mit weicher Krume liefern. [Zeitschrift für Elektrochemie Bd. 19, 1913, S. 663 bis
                              									667.]
                           K. Arndt.