| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Schorrig | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 361 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Der Prudhon-Schiffskessel. Ein neuer Kesseltyp, der
                              									die Hauptelemente des normalen, bei Handelsschiffen fast ausschließlich verwendeten
                              									Siederohrkessels mit denen eines engrohrigen Wasserrohrkessels verbindet, ist
                              									neuerdings in der französischen Handelsmarine mehrfach erfolgreich erprobt worden.
                              									Die Konstruktion des Prudhon-Kessels kennzeichnen zwei
                              									Hauptgesichtspunkte, die Verbesserung des Wasserumlaufs und die erhöhte Ausnutzung
                              									der strahlenden Wärme durch Vergrößerung der direkten Heizfläche. Beides wird
                              									dadurch erreicht, daß an die Rückseite eines normalen Zylinderkessels mit
                              									rückkehrender Flamme Wasserrohrelemente angefügt sind, die von der Flamme
                              									bespült werden, und die durch die Art ihrer Verbindung mit dem Wasserraum des
                              									Zylinderkessels den Wasserumlauf und damit den Wärmeaustausch lebhaft fördern. Die
                              										Abb. 1 bis 2
                              									eines für einen großen Frachtdampfer bestimmten Dreifeuerkessels lassen den
                              									konstruktiven Aufbau und die Wirkungsweise des neuen Kesseltyps klar erkennen. Die
                              									beim normalen Einender-Zylinderkessel vorhandenen Feuerkammern sind gewissermaßen
                              									nach außen gelegt und schließen sich an die hintere Stirnwand des Kessels an. Ihre
                              									Seitenwände bilden je zwei Rohrbündel. Diese münden oben und unten in
                              									Rohrstutzen ein, die mit dem Wasserraum des Zylinderkessels in Verbindung stehen.
                              									Ihren Abschluß nach außen erhalten die so gebildeten Feuerkammern durch eine
                              									Ummauerung von feuerfesten Steinen. Die Kessel ähneln mit dem Wegfall der
                              									eingebauten Feuerkammern somit in gewisser Hinsicht den als Hilfskessel bekannten
                              									Tornisterkesseln.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 362
                              Abb. 1.
                              
                           Dauererprobungen, die mit einem nach diesen Gesichtspunkten gebauten Kessel
                              									vorgenommen wurden, haben die Erwartungen, die in den neuen Kesseltyp gesetzt
                              									wurden, voll bestätigt. Die angefügte Tabelle zeigt die Ergebnisse eines mit einem
                              									Schlepperkessel vorgenommenen sechsstündigen Verdampfungsversuches. Der Kessel hat
                              									eine Heizfläche von 110 m2 und arbeitet mit Howdens - Zug. Die Höhe des Luftüberdruckes beträgt
                              									normal 10 bis 12 mm WS.
                           
                              
                                 Kesseldruck
                                 12,0 kg/cm2
                                 
                              
                                 Dampftemperatur
                                 190° C
                                 
                              
                                 Temperatur des Speisewassers
                                   17° C
                                 
                              
                                 Gesamt-Speisewassermenge
                                 23,4 t
                                 
                              
                                 Gesamt-Kohlenmenge
                                 2,46 t
                                 
                              
                                 Brutto-Verdampfung (bezogen auf 190°    Dampftemperatur
                                    											und 17 ° Speise-    wassertemperatur
                                   9,5 fach
                                 
                              
                                 Dampferzeugung pro m2
                                    											Heizfläche
                                 35,5 kg.
                                 
                              
                           Neuerdings findet der Kessel auch für größere Handelsschiffe Verwendung. So sind fünf
                              										Prudhon - Kessel mit je 275 m2 Heizfläche als Ersatz der bisherigen aus sechs
                              									normalen Zylinderkesseln bestehenden Kesselanlage in den Frachtdampfer
                              										„Germania“ der Fabre-Linie eingebaut worden. Auch der 15000 t-Dampfer
                              										„Patria“ der gleichen Reederei, den die Forges et
                                 										Chantiers de la Méditerranée im Bau haben, erhält neun Kessel gleichen
                              									Typs. Charakteristisch für den neuen Kesseltyp sind die folgenden Vergleichszahlen,
                              									die seine Vorzüge deutlich erläutern:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 362
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                                 
                                 Zylinder-kessel fürGermania
                                 Prudhon-kessel fürGermania
                                 Prudhon-kessel fürPatria
                                 
                              
                                 Zahl der Kessel
                                 6
                                 5
                                 9
                                 
                              
                                 Länge eines Kessels                  m
                                 3,3
                                 3,76
                                 3,63
                                 
                              
                                 Kesseldurchmesser                    m
                                 4,75
                                 4,75
                                 4,85
                                 
                              
                                 Gesamtheizfläche aller Kessel  m2
                                 1470
                                 1375
                                 2120
                                 
                              
                                 Gesamtrostfläche                      m2
                                 44,8
                                 30,2
                                 54,8
                                 
                              
                                 Gesamtgewicht der Kessel          t
                                 335
                                 274
                                 494
                                 
                              
                                 Raumbedarf der Kesselanlage  m3
                                 1286
                                 1144
                                 2695
                                 
                              
                                 Stündl. erzeugte Dampfmenge   t
                                 35
                                 45
                                 70
                                 
                              
                                 Verdampfungsziffer
                                 8 fach
                                 9,5 fach
                                 9,5 fach
                                 
                              
                           [Engineering.]
                           Kraft.
                           –––––
                           Schiffsdieselmaschine. Auf der Weltausstellung zu Gent
                              									hatte die Firma Carels Frères, Gent, eine große
                              									umsteuerbare Sechszylinder-Zweitaktölmaschine zur Schau gebracht, die mit einer
                              									zweiten solchen Maschine in ein Doppelschraubentankschiff eingebaut werden soll. Die
                              									Maschine ist nun an Hand zahlreicher Schnittzeichnungen in der Zeitschrift
                              									Engineering 1914, S. 376. bis 379 eingehend beschrieben.
                           Mit 510 mm Zylinderdurchmesser und 920 mm Kolbenhub leistet die Maschine bei 130
                              									Umdrehungen in der Minute 1600 PSe. Dies entspricht
                              									einer indizierten Leistung von etwa 2300 PS. Der mittlere indizierte Arbeitsdruck
                              									bestimmt sich dann daraus zu etwa 7, der effektive zu etwa 5 at. Die
                              									Sechszylindermaschine ist in drei unter sich ganz gleiche Gruppen von je zwei
                              									Zylindern unterteilt. Dementsprechend ist die Grundplatte und ebenso die Kurbelwelle
                              									aus drei Teilen zusammengeschraubt. Im Zylinderkopf sind vier Spülventile, ein
                              									Brennstoffventil, ein Sicherheits- und ein Anlaßventil eingebaut. Auf diese Weise
                              									erhält man ein sehr kompliziertes Gußstück, das bei der ungleichen Erwärmung zu
                              									Rißbildung neigt, die man durch Verwendung von Stahlguß vergeblich zu bekämpfen
                              									versucht hat. Es ist nun gelungen, eine geeignete Gußeisensorte zu finden, die den
                              									Temperatur-Spannungen standhält. Die Arbeitzylinder besitzen auswechselbare
                              									Laufbüchsen, und um diese ist ein möglichst großer Wasserkühlraum angeordnet. Die
                              									Kolben sind zweiteilig hergestellt und besitzen einseitig geführte Kreuzköpfe. Die
                              									Kolben haben bei den großen Abmessungen, wie jetzt allgemein üblich, Wasserkühlung.
                              									Es ist auch ein kleines Schwungrad angeordnet, das der Maschine bei 130 Uml./Min.
                              									einen Ungleichförmigkeitsgrad von 1/100 erteilt. Die Maschine besitzt zwei Spülpumpen,
                              									die durch Schwinghebel von den Kreuzköpfen des vierten und fünften Zylinders
                              									angetrieben werden. Diese doppeltwirkenden Pumpen haben 770 mm Zylinderdurchmesser
                              									und 710 mm Hub, sie ergeben somit einen Spülluftüberschuß von etwa 20 v. H.
                           Am vorderen Ende der Maschine wird von der Kurbelwelle ein dreistufiger Kompressor
                              									der bekannten Bauart Reavell angetrieben. Er besitzt zwei
                              									Niederdruckstufen von 495 mm Zylinderdurchmesser, eine Mitteldruckstufe von 355 und
                              									eine Hochdruckstufe von 180 mm  Der Hub beträgt für alle Stufen 255 mm. Der
                              									Auflagerdruck in den Kurbelwellenlagern beträgt etwa 20, im Kurbelzapfen 60 und im
                              									Kreuzkopfbolzen 90 kg/cm2.
                           Jeder Arbeitzylinder besitzt seine eigene Brennstoffpumpe, je zwei davon werden von
                              									einem gemeinsamen Exzenter angetrieben. Jede Pumpe hat einen Durchmesser von 25 mm
                              									und einen Hub von 55 mm. Das Gewicht der Maschine wird zu 300 t angegeben, also für
                              									1 PSe etwa 200 kg.
                           W.
                           –––––
                           Ascheförderanlagen. Die Forderung einer gesundheitlich und
                              									wirtschaftlich einwandfreien Ascheförderung macht sich mit der zunehmenden Anzahl
                              									der Betriebe und der steigenden Verwendung minderwertiger aschereicher Brennstoffe
                              									immer dringlicher geltend. Vor allem erweist sich die Beseitigung der den
                              									Atmungsorganen so schädlichen Flugasche als unvermeidliche Notwendigkeit. Man
                              									entschloß sich daher zunächst zum Bau von Flugaschefängern, in welchen sich infolge
                              									von Geschwindigkeitswechsel, Richtungsänderung und dergleichen die festen
                              									Bestandteile der Abgase niederschlugen. Indessen machte bei derartigen Anlagen die
                              									Abfuhr der glühend heißen Staub entwickelnden Asche Schwierigkeiten. Man baute daher
                              									Sammelbehälter, welche einen leichteren Abtransport gestatten. Die Rückstände werden
                              									dorthin durch Dampfstrahlgebläse gefördert; auch können sie durch eine
                              									Saugluftförderanlage unmittelbar aus den Heizkanälen und Flammrohren nach der
                              									Verladestelle gesogen werden. In den Sammelbehältern kühlt sich zunächst die
                              									Asche ab, wodurch ihre Weiterbeförderung sehr erleichtert wird. Sodann kann sie nach
                              									Oeffnen eines Schiebers unterhalb des Aschensackes selbsttätig zur
                              									Transportvorrichtung gelangen. Vielfach ist aber eine Nachhilfe mit der Hand
                              									notwendig, da leicht die Bildung von Schlackenkuchen eintritt. Die Abfuhr selbst
                              									kann nach dem Beispiel der Firma Topf & Söhne,
                              									Erfurt, durch Wagen, und die Beförderung über den Erdboden mit Hilfe eines
                              									Handdrehkranes erfolgen. Indessen verwendet man statt der Handwinde auch Elevatoren
                              									und Becherwerke, welche die nach einer Grube gebrachten Rückstände emporheben. An
                              									Stelle der Wagen wiederum können Förderschnecken-Trogförderer und Kratzerrinnen
                              									treten. Auch Luftförderung und Fortspülung mittels eines Wasserstromes findet man
                              									für den wagerechten Transport. Die Anwendung von Gurtbändern ist indessen nur bei
                              									genügender Abkühlung der Asche möglich. Eine Vereinfachung des Hebens über Tage wird
                              									dadurch erzielt, daß man den Ascheelevator auch zur Kohlenförderung benutzt. In
                              									dieser Weise arbeitet eine Anlage von Muth - Schmidt für
                              									die Andalusiengrube in Lipine. Die Firma Fränkel &
                                 										Viebahn in Leipzig-Kleinzschocher führt bei der maschinellen Ascheförderung
                              									für die Gewerkschaft Hürtherberg in Hermühlheim die Flugasche durch eine
                              									Nebenkratzerrinne dem Hauptkratzerstrang zu, der bereits die Rückstände von 12
                              									Kesseln fördert. Dieser gibt alles an einen Zwischenelevator, welcher die Masse zu
                              									einem Zwischenbunker bringt. Hier ist in Gemeinschaft mit dem Bunker auf dem
                              									Wipperboden die Sammlung der innerhalb von 10 bis 20 Stunden auftretenden Rückstände
                              									statthaft, und dadurch eine Abfuhr während der Nacht ermöglicht. Vom Zwischenbunker
                              									gelangt die Asche auf den Hauptelevator, der sie zum Bunker auf dem Wipperboden
                              									führt, von wo sie in Grubenwagen abgezogen wird. Zur Bedienung der Anlage genügt ein
                              									Mann. Der Kraftbedarf beträgt 12 PS, durch welche stündlich 25000 kg 21 m hoch
                              									gehoben werden. Die Maschinenfabrik vorm. F. A. Hartmann
                              									& Co., Offenbach a. Main, baut Anlagen, die nach dem
                              									Trockensaugesystem arbeiten, oder läßt nach einem patentierten Verfahren die Asche
                              									unter Wasser absaugen. Die Siemens-Schuckertwerke
                              									verwenden für ihre Saugluftaschenförderung Rotationspumpen von sehr einfacher
                              									Bauart. Die Firma Borsig gebraucht zu dem gleichen Zweck
                              									rotierende Kardividenpumpen, die in ihrer Wirkung hinter Kolbenpumpen nicht
                              									zurückstehen und dabei weder Ventile und Stopfbüchsen noch hin- und hergehende
                              									Triebwerksteile besitzen. [Dipl.-Ing. Pradel in
                              									Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 9.]
                           Schmolke.
                           –––––
                           Neue Versuche mit der flammenlosen Oberflächenverbrennung.
                              									Während in Heft 14 d. J. (vgl. auch Heft 9 v. J. und Heft 2 d. J.) über einige
                              									theoretische Erörterungen berichtet worden ist, die sich an die ersten Vorführungen
                              									und Versuche mit der Schnabel-Boneschen Oberflächenverbrennung anschlössen, hat die Zeitschrift
                              										„Stahl und Eisen“ vom 2. April 1914 neue, sehr bemerkenswerte
                              									Versuchsergebnisse veröffentlicht, die geeignet sind, manche der bisher noch
                              									streitigen Fragen zu klären und wichtige Fingerzeige für die weitere Entwicklung der
                              									Erfindung zu geben. Die Versuche sind auf der Zeche Hannover vom Dortmunder
                              									Bergbauverein und Dampfkessel-Ueberwachungsverein angestellt worden, nnd zwar
                              									zunächst an einem von Friedr. Krupp A.-G. nach den
                              									Angaben von Prof. Bone gebauten Dampfkessel von der
                              									bekannten Trommelform. Der Kessel für 12 at Druck hatte 3 m  bei 1,24 m Länge
                              									und war mit 110 Heizröhren von 76,5 mm  ausgerüstet. Hinter ihm war der aus
                              									den bisherigen Veröffentlichungen ebenfalls bereits bekannte Vorwärmer angeordnet,
                              									dessen Rohre ebenso wie die des Kessels mit der feuerfesten körnigen Masse gefüllt
                              									waren. Die Verbrennungsgase wurden von einem 27 pferdigen Ventilator durch die Rohre
                              									des Kessels und Vorwärmers hindurchgesaugt. Der erzeugte Dampf wurde durch ein
                              									durchlöchertes Entwässerungsrohr im oberen Kesselteil gesammelt und zu einem von
                              									fremden Gasen beheizten Dampfüberhitzer geleitet. Die Kesselanlage auf Zeche
                              									Hannover wurde mit Koksofengas betrieben, das 4000 WE
                              									hatte und vom Ammoniak, Teer und Benzol, dagegen nicht von Schwefelwasserstoff und
                              									Zyan befreit war. Nach drei Wochen des Betriebes stellte sich heraus, daß die
                              									feuerfeste Füllung infolge der hohen Temperaturen in den vorderen Rohrenden teils
                              									gesintert, teils zerfallen war. Auch nahm die Dampferzeugung, die anfänglich 60 kg
                              									pro m2 Heizfläche betragen hatte, stark ab, da
                              									sich die körnige Masse in den Rohren des Vorwärmers durch ausfallendes Wasser und
                              									durch Schwefelverbindungen des Koksofengases verklebt hatte, so daß der Ventilator
                              									nicht mehr genügend ziehen konnte. Nachdem man infolgedessen die Masse völlig
                              									erneuert hatte, begann man nach mehrtägigem Betriebe mit den eigentlichen
                              									Leistungsversuchen nach den üblichen Normalien. Zu bemerken ist dabei, daß beim
                              									ersten Versuch drei und beim zweiten acht der Heizrohre im Kessel mit Stopfen
                              									verschlossen werden mußten, da ihre Füllung nicht gehörig in Glut kam. Die
                              									Heizfläche betrug daher einmal 31,8 und das anderemal 30,3 m2. Die verdampfte Speisewassermenge wurde durch
                              									einen Siemens sehen und einen Eckardtschen Messer
                              									festgestellt, die hintereinander in die Speiseleitung geschaltet waren. Die Gasmenge
                              									bestimmte man mit Hilfe von zwei vor den Kessel geschalteten Meßvorrichtungen,
                              									nämlich einer Gasuhr von Pintsch und eines Rotary - Gasmessers. Die Ergebnisse der ersten
                              									Versuchsreihe, die eine Verdampfung von 54 bis 55 kg pro m2 lieferten, wurden von dem englischen Vertreter
                              									des Professors Bone beanstandet, weil die feuerfeste
                              									Masse nicht einwandfrei gewesen sei, und es wurden später, nachdem aus England eine
                              									neue Füllmasse von 35 bis 45 mm Korngröße beschafft war, neue Versuche angestellt.
                              									Am ersten Tage stellte man während des achtstündigen Versuches eine Verdampfung von
                              									61,7 kg pro m2 der Heizrohrfläche fest, wobei
                              									allerdings der Gasdruck erheblich geschwankt hatte. Am nächsten Tag wurden unter
                              									einwandfreien Druckverhältnissen 66 kg pro m2
                              									erzielt. Der Wirkungsgrad des Dampfkessels betrug dabei 93,3 v. H. Rechnet man
                              									den Dampfverbrauch des elektrisch betriebenen Ventilators hinzu, so ergibt sich ein
                              									Wirkungsgrad von 89 v. H. Demnach sind die früher angegebenen Verdampfungszahlen von
                              									100 bis 150 kg pro m2 mit diesem Kessel bei weitem
                              									nicht erreicht worden. Allerdings würde auch die Zahl von 60 kg immerhin einen
                              									großen Fortschritt gegenüber den bisherigen Feuerungs- und Kesselbauarten bedeuten,
                              									wenn sie im Dauerbetrieb erreicht werden könnte. Das ist
                              									aber hier nicht der Fall gewesen; denn bereits nach 14 tägigem Betrieb hatte sich
                              									der Widerstand in den Heizrohren des Verwärmers durch Verkleben der Füllmasse so
                              									vergrößert, daß der Kessel zu Reinigungszwecken stillgelegt werden mußte. Beim
                              									Auseinandernehmen des Kessels und Vorwärmers nach einem Betrieb, der unter
                              									Einrechnung der Unterbrechungen insgesamt etwa drei Monate gedauert hatte, fand man
                              									auf dem vorderen Teil der Kesselrohre, der der stärksten Hitze ausgesetzt ist, eine
                              									dünne, auf dem hinteren Teil eine 4 bis 5 mm dicke Kesselsteinschicht. Die
                              									Kupferrohre des Vorwärmers waren, offenbar durch die Schwefelverbindungen, so stark
                              									angefressen, daß sie untauglich waren. Man ersetzte sie durch solche aus
                              									Schmiedeisen und ließ sie versuchsweise ohne Füllung, um von vornherein die
                              									Beeinträchtigung des Ventilatorzuges zu verhindern. Nachdem dann die Kesselrohre neu
                              									gefüllt waren, nahm man im Februar d. J. wiederum Versuche vor. Auch diesmal
                              									brannten drei Heizrohre so dunkel, daß man sie ausschalten mußte. Leider konnte
                              									diesmal der Gasdruck nicht auf derselben Höhe gehalten werden wie früher.
                              									Infolgedessen blieb der Gasverbrauch und damit auch die Dampferzeugung um 5 v. H.
                              									gegen früher zurück, und der Wirkungsgrad des Kessels ließ um ebensoviel nach.
                              									Dagegen wurde im Vorwärmer trotz der fehlenden Füllung der frühere Wärmegewinn
                              									erreicht. Zusammenfassend äußert sich der Berichterstatter dahin, daß man mit dem
                              										Schnabel - Bone - Kessel
                              									bei Koksofengasfeuerung eine höhere Verdampfung als 60 kg pro m2 überhaupt nicht erreichen wird, da ein Gasdruck
                              									über 100 mm Wassersäule im allgemeinen nicht vorhanden ist, und die Verwendung von
                              									Maschinen zur Erhöhung des Druckes evtl. die Wirtschaftlichkeit ungünstig
                              									beeinflussen würde. Verbesserungsbedürftig ist auch die feuerfeste Masse. Diese
                              									beabsichtigt die Bamag, die bekanntlich im Besitz der
                              									Patentrechte des Verfahrens für Deutschland ist, durch feuerfeste Formstücke zu
                              									ersetzen, die so eingefügt werden können, daß der Widerstand in den Rohren geringer
                              									und gleichmäßiger wird. Damit würde das bisherige lästige dauernde Stochen der
                              									Rohrfüllung fortfallen.
                           Mit solchen Formstücken hat nun die genannte Firma die Rohre eines neuen Kessels von
                              									1,3 m  und 1,2 m Länge ausgerüstet, der ferner mit anderem Brennstoff,
                              									nämlich mit Teeröl betrieben wurde. Die Versuche des
                              									Dortmunder Dampfkessel-Ueberwachungsvereins mit diesem Kessel haben ganz erheblich
                              									bessere Resultate ergeben. Es wurden nämlich Leistungen bis zu 126 kg pro m2 erzielt, und der Berichterstatter spricht sich
                              									dahin aus, daß der Beweis für eine dauernde Leistung des Kessels von rd. 120 kg pro
                              										m2, allerdings in angestrengtem Betriebe, bei
                              									Teerölfeuerung durch diese Versuche erbracht sei. Freilich hält er den Kessel in
                              									seiner jetzigen Gestalt, nämlich mit den zahlreichen Rohren wegen des starken
                              									Leckens nicht für betriebsicher und schlägt vor, an Stelle der zahlreichen Rohre ein
                              									mit Masse gefülltes seitliches Flammrohr anzuordnen. Ein solcher Kessel ist nach
                              									einem Entwurf der Bamag in der Abb. 1 u. 2 dargestellt. Das seitliche
                              									Flammrohr enthält die Verbrennungskammer a, die aus
                              									einem in das Rohr hineinragenden Zylinder aus feuerfestem Stoff besteht. Das Teeröl
                              									tritt durch eine einzige Düse b ein, die Gase strömen
                              									durch die Verbrennungskammer und den hinteren, wieder mit grobstückiger Masse
                              									gefüllten Teil des Flammrohres, kehren dann um, gehen durch die den feuerfesten
                              									Zylinder umgebende Füllmasse und kehren schließlich durch die seitlich liegenden
                              									ungefüllten Rohre zurück. Darauf strömen sie durch die Rohre c des unmittelbar angebauten Vorwärmers zum Ventilator. Auf den Erfolg
                              									dieser Bauart darf man gespannt sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 365
                              Abb. 1.
                              
                           G.
                           –––––
                           Eisenerzbrikettierung nach Weiß. (Nach Henry Martin in
                              										„Le Génie civil“ Nr. 16 und 17.) Im Zusammenhang mit den an dieser Stelle
                              									gebrachten Ausführungen (Heft 20 d. J.) über die Brikettierung von Eisenerzen in
                              									Norwegen dürften die nachstehenden Angaben über eine u.a. in Frankreich angewandte
                              									Methode der Eisenerzbrikettierung von Interesse sein. Das Verfahren von Weiß beruht auf der Verwendung von Kalziumhydrat in
                              									Gegenwart von Kohlensäure. Der Prozeß beginnt mit dem Zusatz von etwa 5 v. H.
                              									gelöschtem Kalk zu dem Eisenerz. Das Gemisch gelangt sodann in Quetschwerke und von
                              									hier in die Brikettpressen, die mit einem Druck von 300 bis 400 kg arbeiten und
                              									stündlich 2400 Briketts erzeugen. Die aus den Pressen kommenden Briketts kommen
                              									in die Härtungskammern, wo sie der Einwirkung von Kohlensäure unterworfen werden.
                              									Die Kohlensäure erhält man in Retortenöfen durch Brennen von Kalksteinen. Die
                              									Heizung der Oefen geschieht mit Gasen, die in einem Gasgenerator mit Kohlenfeuerung
                              									erzeugt werden. Bei manchen Brikettierungsanlagen verwendet man zu diesem Zweck die
                              									Hochofengase. Die gewonnene Kohlensäure wird komprimiert und in die Härtungskammern
                              									geleitet, und zwar läßt man hier die Kohlensäure zunächst in kaltem und sodann in
                              									warmem Zustande einwirken. Nach drei- bis vierstündiger Behandlung erhält man
                              									genügend harte Briketts, die verladen oder auf die Gicht des Hochofens befördert
                              									werden. Infolge des relativ geringen Pressedrucks besitzen die Briketts eine
                              									ziemlich große Porosität. So haben beispielsweise Versuche ergeben, daß die Briketts
                              									nach vierstündigem Liegen in Wasser 20 bis 34 Volumenprozent Wasser zu absorbieren
                              									fähig sind. Die zuzusetzende Kalkmenge richtet sich nach der Zusammensetzung des
                              									Erzes und wird durch Versuche festgestellt; sie beträgt im Höchstfalle 6 v. H. Die
                              									Brikettierungskosten nach dem Weißschen Verfahren
                              									belaufen sich in Frankreich auf etwa 2,50 Frs. für die Tonne.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 365
                              Abb. 2.
                              
                           Schorrig.
                           –––––
                           Klappen mit patentiertem Anchor-Bush-Ring. Die bisher
                              									üblichen Luftpumpen- und Ventilklappen mußten häufig fortgeworfen werden, bevor sie
                              									vollständig aufgebraucht waren, weil sie an der Bohrung verschlissen waren (Abb. 1). Der Grund liegt in der Beanspruchung und der
                              									dadurch verursachten Deformation an den Lochrändern infolge der Bewegung des
                              									Pumpenkolbens.
                           Um diesem schnellen Verschleiß zu steuern, hat man seine Zuflucht zu Metallringen
                              									genommen, die in die Bohrung eingesetzt wurden, jedoch blieb der gewünschte Erfolg
                              									meistens auch noch dann aus, wenn man diese Hülsen in den Gummi einvulkanisiert hatte. Sobald
                              									sich der Ring lockerte, zerstörte er die Klappe an der Bohrungsstelle und fiel
                              									heraus (Abb. 2).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 366
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 366
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 366
                              Abb. 3.
                              
                           Auf Grund langjähriger Erfahrungen ist nun die in Abb.
                                 										3 dargestellte Ventilklappe entstanden. Der zu der Kolbenstange oder
                              									Ventilspindel passende innere Ring ist durch die beiderseits radial vorspringenden
                              									Klauen lose mit einer Anzahl im Kreise angeordneter Ringe verbunden, Sämtliche Teile
                              									sind in den Gummi einvulkanisiert, und die so hergestellte elastische Verbindung
                              									läßt einerseits den Teilen genügende Beweglichkeit gegeneinander, während sie
                              									andrerseits dem inneren Ringe einen festen Sitz in der Klappe sichert.
                           Bei dieser Ringanordnung kann unter keinen Umständen ein Lockern eintreten, sie
                              									verhindert infolgedessen auch die Abnutzung an der Bohrung und gestattet der
                              									Ventilklappe ein ruhiges Niedergehen auf ihren Sitz.
                           Um die Vorzüge dieser Neuerung voll zur Geltung kommen zu lassen, werden diese
                              									Klappen nur in den besten Gummisorten hergestellt.
                           –––––
                           Neue Methoden zur Vorbeugung gegen
                                 										Schlagwetterexplosionen. (Nach Bergingenieur Liwehr in Zeitschrift d. Zentralverb, d. Bergbau-Betriebsleiter
                              									Oesterreichs 1914, Nr. 5.) Die rege Tätigkeit der Unfallgesetzgebung in den letzten
                              									Jahren brachte vielfach die Anregung zu neuen Versuchen mit sich, durch welche die
                              									Kenntnis der Ursachen der Explosionen zum Teil eine ganz neue Basis erhielt. Der
                              									Verfasser erörtert u. a ein eigenartiges Verfahren, das geeignet sein soll,
                              									hinsichtlich der Entstehung von Schlagwetterexplosionen prophylaktisch zu wirken,
                              									und das in einer Entozonisierung der Grubenluft besteht. Eine erschöpfende Erklärung
                              									für den Zusammenhang der Grubenkatastrophen mit den meteorologischen Vorgängen hat
                              									man bekanntlich bisher noch nicht zu geben vermocht. Nach Ansicht des Verfassers
                              									spielt jedoch der Ozongehalt der atmosphärischen Luft hierbei eine wesentliche
                              									Rolle. Der Ozongehalt ist nämlich beim plötzlichen Eintritt einer starken
                              									Luftdepression besonders groß. Es konnte auch festgestellt werden, daß die
                              									Ozonanreicherung der Luft beim plötzlichen Sinken des Barometerstandes genügt, um
                              									selbst den Verbrennungsprozeß in den Hochöfen merklich lebhafter zu gestalten.
                              									Bekannt ist ferner, daß dem Ozon bei Oxydationsvorgängen die Wirkung eines starken
                              									Katalysators und Erregers zukommt. Enthält nun die Grubenluft Schlagwetter, so kann
                              									beim Eintreten einer großen Luftdepression infolge der damit verbundenen
                              									Anreicherung der Luft an Ozon die Explosionsgefahr wesentlich gesteigert werden.
                              									Diese Gefahr läßt sich nach Ansicht des Verfassers dadurch verhüten, daß die für die
                              									Grubenbewetterung bestimmte Luft vor ihrem Eintritt in die gefährdeten Grubenbaue
                              									entozonisiert wird. Dies kann dadurch herbeigeführt werden, daß die Luft vorher
                              									durch Fülltürme oder große Behälter geleilet wird, in denen sie mit desozonisierend
                              									wirkenden Stoffen, wie z.B. Mangansuperoxyd, Kupferoxyd und dergleichen längere Zeit
                              									in Berührung bleibt. Die Wirkung kann noch durch Berieselung der Grubenluft mit
                              									kupferoxydhaltigem Wasser und dergleichen verstärkt werden. (Anm. d. Ref. Wenn die
                              									Vorschläge des Verfassers auch wissenschaftlich nicht des Interesses entbehren, so
                              									dürften doch für die Praxis gegen ihre Durchführung Bedenken mancherlei Art zu
                              									erheben sein.)
                           Schorrig.