| Titel: | Kombinierter Kreis-, Kegelschnitt- und Zylinderschnittzirkel. | 
| Autor: | Wa. Gronau | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 372 | 
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                        Kombinierter Kreis-, Kegelschnitt- und
                           									Zylinderschnittzirkel.Zum Patent
                                 										angemeldet.
                        Von Oberlehrer Dipl.-Ing. Wa. Gronau,
                           									Aachen.
                        GRONAU: Kombinierter Kreis-, Kegelschnitt- und
                           								Zylinderschnittzirkel.
                        
                     
                        
                           Die Gründe für die geringe Verbreitung der Kegelschnittzirkel, besonders in den
                              									Schulen, sind zu suchen in der für den praktischen Gebrauch ungeeigneten
                              									Ausführungsform und dem zu hohen Anschaffungspreis. Vorliegende Konstruktion
                              									vereinigt Handlichkeit, Billigkeit und möglichste Vielseitigkeit in der Anwendung,
                              									sie bildet auch ein gutes Mittel, Entstehungsweise und Zusammenhang der
                              									Kegelschnitte vor Augen zu führen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 372
                              Abb. 1. Kombinierter Kreis-, Kegel- und Zylinderschnittzirkel
                              
                           Die Abmessungen sind so gewählt (Zirkelachse 8 cm, Gleitstange
                              									16 cm lang), daß mit dem Zirkel die Figuren auf dem Skizzierblocke, in Heften
                              									usw. gezeichnet werden können. Die Bestandteile des Zirkels sind:
                           1. Die Zirkelachse a (Abb.
                                 										1). Sie entspricht der Kegel- bzw. Zylinderachse, hat eine Längsbohrung am
                              									oberen Ende und als unteren Abschluß eine Spitze.
                           2. Der scharnierartige Achskopf k, der mittels Zapfens
                              									sich im Oberteil der Achse dreht und durch eine Mutter gegen Herausheben gesichert
                              									ist.
                           3. Das Führungsstück f mit zwei weit
                              									auseinanderliegenden Führungshülsen für die Gleitstange 5. Das Führungsstück kann um
                              									den Bolzen im Scharnier gedreht und durch Anziehen der Scharnierschraube
                              									festgestellt werden. Durch Anbringung eines Auslegerarmes b mit Schlitz an dem Führungsstücke ist der Zirkel auch als
                              									Zylinderschnittzirkel verwendbar gemacht. Durch die Druckschraube an der unteren
                              									Führungshülse kann die Gleitstange s festgestellt
                              									werden.
                           4. Die stählerne Gleitstange s (der Kegel- bzw.
                              									Zylindererzeugenden entsprechend), mit Längsbohrungen an den Enden zur Aufnahme der
                              									Schreibstifte.
                           5. Die Seitenstütze t mit Stellbogen (Abb. 1, 2), die mit
                              									der Zirkelspitze zusammen einen Dreifuß zur Stützung der Zirkelachse bildet. Die
                              									Seitenstütze ist um einen in der Achse a gelagerten
                              									Schraubenbolzen drehbar, so daß sie der verlangten Achsenneigung entsprechend
                              									eingestellt werden kann. Durch eine Druckschraube wird sie mit dem Bogen alsdann
                              									festgestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 372
                              Abb. 2.
                              
                           
                           6. Ein Stativ l aus Blech (Abb. 3), das mit plattenförmigem Fuß auf der
                              									Zeichenebene steht, und in dessen parallel zur Zeichenebene laufenden Kehle die
                              									Zirkelachse gelegt werden kann (nachdem vorher die Stütze t entfernt ist). Dabei stößt die Zirkelspitze gegen einen Anschlag am
                              									hinteren Ende der Kehle, so daß eine Längsverschiebung der Achse verhindert ist.
                           Gebrauch des Zirkels. Ein gewöhnlicher Kreiszirkel
                              									entsteht, wenn man die Gleitstange s durch Anziehen der
                              									Druckschraube feststellt und die Stütze t entfernt. Der
                              									größeren Handlichkeit wegen kann man dabei die Stange durch eine solche von halber
                              									Länge ersetzen. In diese kann an Stelle des Schreibstiftes auch eine Stahlspitze
                              									oder eine Ziehfeder eingesetzt werden.
                           Will man Kegelschnitte zeichnen, so stützt man mit der linken Hand die Achse mit dem
                              									Dreifuß gegen die Zeichenebene und führt mit der rechten Hand den Schreibstift um
                              									die Achse herum. Dabei gleitet die Stange in den Führungshülsen.
                           In Abb. 4 sind die Kegelerzeugenden 1 2 3 4 für verschiedene Spitzenwinkel gezeichnet,
                              									desgleichen die Zeichenebenen I II III für verschiedene
                              									Achsenneigungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 373
                              Abb. 3. Kombinierter Kreis-, Kegel- und Zylinderschnittzirkel.
                              
                           Man ersieht, daß als Kegelschnitt eine Parabel entsteht, wenn der
                              									Achsenneigungswinkel gleich dem halben Kegelspitzenwinkel ist, dagegen eine
                              									Hyperbel, wenn er kleiner, und eine Ellipse, wenn er größer ist.
                           Wird der Achsenneigungswinkel = 0, so erhält man die Hyperbel als Kegelschnitt
                              									parallel zur Zeichenebene IV. Für diesen Sonderfall
                              									benutzt man das Stativ (Abb. 3), in dessen Kehle man
                              									die glatte Zirkelachse legt und das man mit zwei auf der Fußplatte aufliegenden
                              									Fingern gegen die Zeichenebene drückt, während man mit einem dritten Finger der
                              									linken Hand die Lage der Achse sichert. Nachdem man den linken Hyperbelast
                              									gezeichnet hat, dreht man das Führungsstück um 180° bis in die punktierte Lage, so
                              									daß jetzt das andere Ende der Gleitstange die Zeichenebene berührt, und führt nun
                              									den Schreibstift unter gleichzeitiger Drehung um die Achse über die
                              									Zeichenebene, wodurch der rechte Ast gezeichnet wird.
                           Ellipsen zeichnet man am besten als Zylinderschnitte. Zu dem Zwecke steckt man das
                              									Führungsstück in die punktierte Lage der Abb. 1 um,
                              									so daß jetzt die Gleitstange parallel zur Achse a
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 373
                              Abb. 4. Kegelschnitte für verschiedene Achsenneigungen und
                                 										Spitzenwinkel.
                              
                           Durch die gezeichnete Ausbildung des Führungsstückes ist die Möglichkeit gegeben,
                              									Ellipsen von gegebenen Achsen zu zeichnen, da man die kleine Halbachse als Abstand
                              									der Gleitstange von der Zirkelachse und die große Halbachse als Abstand der
                              									Schreibstiftspitze von der Zirkelspitze – durch entsprechende Neigung der Achse –
                              									einstellen kann. Praktisch muß man sich bei den Ellipsen auf solche Fälle
                              									beschränken, in denen das Verhältnis der Halbachsen nicht zu klein ist, weil sonst
                              									der Schreibstift zu schräg zur Zeichenebene steht, um genaue Figuren zu
                              									zeichnen.
                           Sollte es sich als wünschenswert ergeben, bestimmte Achsenneigungen einstellen zu
                              									können, so kann an dem Bogen der Stütze t eine
                              									Gradteilung angebracht werden. Ebenso läßt sich seitlich an der unteren
                              									Führungshülse leicht ein Bogenstück mit Gradteilung für die Einstellung des halben
                              									Kegelspitzenwinkels anbringen.