| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 426 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Wasserturbinen-Schaltung für schwankende Gefälle.
                              									Schiffahrtskanäle und Wasserkraftausnutzung gehen bei heutigen Wasserbauten häufig
                              									Hand in Hand. Durch Talsperren werden Sammelbecken gebildet, die die Tagesund
                              									Jahresschwankungen des Wasserzuflusses ausgleichen gegenüber den ebenfalls
                              									schwankenden Anforderungen der Schiffahrt und des Kraftbedarfs. Während aber im
                              									Sommer die Schiffahrt Entnahme von Wasser aus dem Sammelbecken verlangt, wobei
                              									also Elektrizität erzeugt wird, ist zu dieser Zeit der Bedarf an elektrischer
                              									Energie verhältnismäßig gering. Dieser steigt erst gegen den Winter an, wenn
                              									inzwischen das Sammelbecken durch den Bedarf der Schiffahrt stark entleert ist.
                           Die Turbinen der Stromerzeuger müssen daher mit sehr stark schwankenden Gefällen arbeiten; für das
                              									geplante Ederkraftwerk schwankt das Gefälle z.B. zwischen 41 und 14 m. Es ist ohne
                              									weiteres klar, daß sowohl die Wasserturbine als auch der elektrische Stromerzeuger
                              									unter den Grenzbedingungen ungünstig, d.h. mit schlechtem Wirkungsgrad arbeiten
                              									wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 426
                              
                           Im Heft 7 der Zeitschrift für das gesamte Turbinenwesen schlägt nun F. W. Schmidt vor, für derartige Zwecke mehrere Turbinen
                              									einzubauen, die je nach Bedarf hintereinander oder nebeneinander geschaltet werden
                              									können. In der Abbildung ist der Betrieb mit zwei solchen Turbinen bei Niederwasser
                              									dargestellt: Der Schieber B ist geschlossen, die Hälfte
                              									des Betriebswassers durchfließt Turbine I, die andere
                              									Hälfte Turbine II. Bei Hochwasser wird der Schieber B geöffnet, A und C geschlossen: Das gesamte Betriebswasser fließt erst
                              									durch I und dann durch II.
                              									Natürlich müssen die beiden Turbinen für gleiche „Schluckfähigkeit“ gebaut
                              									sein. Dagegen brauchen sie nur Gefälleschwankungen von weit kleineren Beträgen zu
                              									entsprechen. Bei dem angeführten Beispiel würden bei vollem Gefälle beide Turbinen
                              									hintereinander geschaltet; auf jede kämen also 20,5 m. Mit sinkendem Gefälle würde
                              									man diese Arbeitsweise beibehalten, bis bei einem Gefälle von 28 m auf jede Turbine
                              									14 m kommen. Da dieser Wert dem absoluten Niedrigstgefälle entspricht, für das die
                              									Turbinen gebaut sind, wird man sie jetzt parallel schalten und nun das Gefälle im
                              									Werte von 28 m bis auf 14 m ausnutzen- können. Während also die Turbine sonst bei
                              									Gefällen von 14 bis 41 m arbeiten mußte, ist sie jetzt nur einer Gefälleschwankung
                              									von 14 bis 28 m anzupassen. Der Wirkungsgrad kann dadurch unzweifelhaft bedeutend
                              									gesteigert werden.
                           Noch günstigere Verhältnisse ergeben sich, wenn das Gefälle in drei oder mehr Stufen
                              									unterteilt wird. Die Grenze wird offenbar durch die Wirtschaftlichkeit gegeben
                              									sein.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––
                           Einschaltvorgänge und elektrische Wanderwellen. Der
                              									genannte Gegenstand findet zurzeit das lebhafteste Interesse der beteiligten
                              									Fachkreise. Zwar sind die zum Teil recht eigenartigen Erscheinungen, welche das
                              									Auftreten von sehr schnell verlaufenden Ueberspannungen oder Belastungsänderungen
                              									begleiten und in erster Linie dadurch gekennzeichnet sind, daß an örtlich eng
                              									begrenzten Stellen eines Stromkreises ganz bedeutende Potentialdifferenzen
                              									auftreten, keineswegs neu. Wenn sie sich auch naturgemäß in neuerer Zeit infolge der
                              									außerordentlich gesteigerten Betriebsspannungen und Schaltleistungen viel
                              									störender bemerkbar machten, so fehlte doch für lange Zeit eine ausreichende
                              									Erklärung. Als dann mit der Entwicklung der drahtlosen Telegraphie auch die
                              									Eigenschaften des hochfrequenten Wechselstroms studiert wurden – es sei hier
                              									besonders auf die Arbeiten von Zenneck verwiesen –, war
                              									unschwer zu erkennen, daß hier wie dort Ursache und Wirkung die gleichen waren.
                           Als Entstehungsursachen für Wanderwellen kommen neben atmosphärischen Störungen, wie
                              									Blitzschlag, auch plötzliche Belastungsänderungen durch Ein- oder Abschalten von
                              									Leitungen in Frage. Das Problem ist schon des öftern wissenschaftlich behandelt
                              									worden, erfordert jedoch einen bedeutenden mathematischen Aufwand. Dem Praktiker,
                              									der meist garnicht die Zeit hat, diesen zu bewältigen, ist wenig damit gedient.
                              									Außerdem geht bei der rein analytischen Untersuchung die Fühlung mit der
                              									physikalischen Anschauung fast gänzlich verloren. Um so größeres Interesse wird
                              									deshalb eine Arbeit von Dr. L. Binder in der E. T. Z.
                              									Heft 7 und 8 Jahrg. 1914 finden, welche besonders die beim Einschalten einer Leitung
                              									auftretenden Vorgänge mit Hilfe hydraulischer Analogien sinnfällig ableitet.
                           Eine Leitung, bestehend aus zwei parallelen Leitern, die an Ende offen ist und der
                              									Einfachheit wegen überhaupt in keiner Weise belastet gedacht ist, werde plötzlich an
                              									eine Gleichstromquelle gelegt. Es wird untersucht, in welcher Weise Strom und
                              									Spannung in die Leitung eintreten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 426
                              Abb. 1.
                              
                           Die beiden Leiter stellen die Belege eines Kondensators vor, infolgedessen wird auch
                              									bei offener Leitung in diese der Ladestrom hineinfließen. Anderseits ist jede
                              									Strombahn mit Selbstinduktion behaftet, die, ihrem Charakter als Widerstand
                              									entsprechend, das Eindringen des Stromes zu verhindern sucht. Kapazität und
                              									Selbstinduktion können hier als gleichmäßig verteilt angesehen werden. Die gesamte
                              									Leitung kann somit durch das Schema (Abb. 1)
                              									dargestellt werden. Greift man ein Elementarteilchen, beispielsweise das unmittelbar
                              									hinter dem Schalter S liegende heraus, so hat man das
                              									Bild des Thomsonschen Schwingungskreises, der wie
                              									bekannt, nur eines Anstoßes bedarf, um mit der Eigenfrequenz des Systems weiter zu
                              									schwingen. Die Zeitdauer T einer Schwingung ist, wenn
                              										C die Kapazität, L die
                              									Selbstinduktion darstellen:
                           
                              T=2\,\pi\,.\,\sqrt{C\,.\,L}.
                              
                           Daß Schwingungen eintreten müssen, ergibt sich sehr einfach
                              									aus folgender Ueberlegung:
                           Der in die Leitung eintretende Ladestromstoß hat die Selbstinduktion des Leiterteiles
                              									zu überwinden; die hierzu verbrauchte Energie ist in dem erzeugten magnetischen
                              									Felde aufgespeichert. Ist die Ladung des Kondensator so weit vorgeschritten, daß
                              									der Ladestrom abzunehmen beginnt, so kehrt sich die Richtung der EMK. in der
                              									Selbstinduktion um, so daß sie jetzt im Sinne der Leitungsspannung gerichtet ist und
                              									zu dieser eine Zusatzspannung erzeugt, welche die Ladung des Kondensators weiter in
                              									die Höhe treibt, bis die Energie des magnetischen Feldes aufgebraucht und auf den
                              									Kondensator übergegangen ist. Dieser ist jetzt zu einem höheren Potential
                              									aufgeladen, als der Leitungsspannung entspricht, und beginnt sich nun rückwärts zu
                              									entladen. Wieder bildet sich an der Selbstinduktion ein magnetisches Feld aus,
                              									diesmal mit umgekehrtem Vorzeichen; ebenso hat auch hier die Selbstinduktion die
                              									Wirkung, daß die Entladung über das Ziel, d.h. über den Zustand, bei welchem Netz-
                              									und Kondensatorspannung gleich geworden sind, hinauspendelt und damit der
                              									Kondensator wieder entladen wird. Da von Verlusten abgesehen die vom Felde
                              									aufgenommene Energie gleich der abgegebenen sein muß, die Selbstinduktion im
                              									Einschaltmoment aber die volle Netzspannung aufnimmt, so folgt, daß die
                              									Kondensatorspannung theoretisch zwischen Null und der doppelten Netzspannung
                              									pendelt. Die Schwingung wiederholt sich noch mehreremal und klingt infolge der
                              									Dämpfung durch die Verluste in den Ohm sehen Widerständen in Form eines nach einem
                              									logarithmischen Gesetz abnehmenden Wellenzuges ab. Binder setzt nun für diesen
                              									elektrischen Vorgang folgendes Analogon.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 427
                              Abb. 2.
                              
                           Die Gleichstromquelle wird dargestellt (Abb. 2) durch
                              									einen, praktisch als unendlich groß angenommenen Wasserbehälter, der durch eine
                              									kurze Rohrleitung und Schieber S mit einem kleinen
                              									Behälter verbunden ist. In die Rohrleitung ist ferner noch eine mit einer
                              									Schwungmasse gekuppelte Pumpe M eingebaut, die auch
                              									motorisch arbeiten kann. Der durch das Rohr gehende Flüssigkeitsstrom entspricht der
                              									elektrischen Stromstärke. Die Höhe H der Wassersäule
                              									bezeichnet die Netzspannung, die Höhe h c den
                              									Ladezustand des Kondensators, das Fassungsvermögen der Zelle die Kapazität, während
                              									das Beharrungsvermögen der Schwungmassen die Selbstinduktion verkörpern soll.
                           Wird der Schieber S gezogen, so muß der Leitungsdruck
                              									zunächst die jetzt als Motor wirkende Pumpe M in
                              									Bewegung setzen, ehe Flüssigkeit in den kleinen Behälter überströmen kann. So lange
                              										h c noch nicht gleich H ist, erhält M positiven
                              									Beschleunigungsdruck; die kinetische Energie der Schwungmassen ist am größten, wenn
                              										h c = H. Infolgedessen
                              									wird die Pumpe weiterlaufen und die von ihr aufgenommene, der Gefällhöhe H entsprechende Energie dazu verwenden, nochmals die
                              									gleiche Flüssigkeitsmenge zu fördern. Die Energie ist aufgezehrt, wenn h c = 2 H. Jetzt wird die
                              									Pumpe durch den Leitungsdruck mit umgekehrter Drehrichtung als Motor in Tätigkeit
                              									gesetzt. Die entwickelte mechanische Leistung dient zur Beschleunigung der
                              									Schwungmassen. Da letzteren ein Leistungsäquivalent gleich der nutzbaren
                              									Gefällhöhe 2 H – H zugeführt wurde, sind sie auch im
                              									Stande, in der Zelle die gleiche negative Druckdifferenz zu erzeugen, also die Zelle
                              									gegen den Druck des Hauptbehälters – der ja als unendlich groß angenommen war und
                              									deshalb konstanten Flüssigkeitsspiegel hatte – leer zu pumpen. Da hiermit der
                              									Anfangszustand wieder erreicht wäre, müßte sich dieser Vorgang, der gekennzeichnet
                              									ist durch das Hin- und Herwogen der Energie und durch das Pendeln des
                              									Leitungsdruckes zwischen Null und dem doppelten Werte des Anfangsdruckes in
                              									unbeschränkter Folge wiederholen. Tatsächlich klingt natürlich auch hier die
                              									Schwingung der bei jeder Energieumsetzung eintretenden Verluste wegen sehr bald
                              									ab.
                           Die Zeitdauer einer Schwingung ist in dem mechanischen Beispiel allerdings
                              									unvergleichlich größer. Elektrische Schwingungen mit einer Frequenz von 10000 oder
                              									100000 pro Sekunde sind durchaus nichts besonderes. Hiervon abgesehen, besteht
                              									jedoch vollkommene Analogie zwischen den einzelnen Vorgängen, und es läßt sich am
                              									hydraulischen Beispiel auch verfolgen, was geschieht, wenn die Leitung eine gewisse
                              									endliche Länge hat, zunächst unter der Annahme, daß die Leitungskonstanten überall
                              									gleich sind. Wir hätten dann das Schema (Abb. 3),
                              									bei welchen je zwei aufeinanderfolgende Zellen durch einen Pumpenapparat verbunden
                              									sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 427
                              Abb. 3.
                              
                           Die der ersten Zelle zufließende Flüssigkeitsmenge fließt zum Teil weiter in die
                              									nächste und weiter folgende Zellen. Einerseits wird dadurch die Füllungsdauer der
                              									ersten Zelle vergrößert, anderseits fließt in der Zeiteinheit mehr Flüssigkeit aus
                              									dem Hauptbehälter, weil der Ausgleich der Höhendifferenz langsamer erfolgt. Die
                              									einzelnen Höhenspiegel ordnen sich der punktiert angedeuteten Sinuskurve unter.
                           Hat sich die erste Zelle völlig gefüllt, so ist von jetzt ab der Zufluß gleichförmig,
                              									und da sich an den für die Entstehung der Welle maßgebenden Größen nichts geändert
                              									hat, so wird diese in der gegebenen Form durch die folgenden Zellen weiterlaufen,
                              									wobei man sich die Kurve einfach parallel verschoben denken kann.
                           Genau so die elektrische Wanderwelle; sie wandert mit der Geschwindigkeit
                              										v=\frac{1}{\sqrt{C\,.\,L}} längs der Leitung, bis sich ihr
                              									ein Hindernis entgegenstellt, wie es beispielsweise am offenen Leiterende der Fall
                              									ist.
                           Nehmen wir im hydraulischen Beispiel vergleichsweise an, daß die letzte Zelle sich
                              									eben gefüllt hätte. Es sind dann sämtliche Schwungmassen in Bewegung. Da somit
                              									gleichmäßig weiter gefördert wird, so muß zunächst in der am äußersten Leitungsende
                              									liegend gedachten Zelle der Flüssigkeitsspiegel steigen. Ebenso wirkt der Rückstau zunächst
                              									auf die letzte Pumpe, deren Schwungmasse durch die Ueberwindung des Widerstandes
                              									Energie entzogen wird, so daß sich ihre Umdrehungsgeschwindigkeit verringert. Die
                              									letzte Pumpe wird nicht mehr alle ihr zugeführte Flüssigkeit weiterfördern können,
                              									und es muß deshalb auch in der vorhergehenden Zelle der Spiegel steigen. So geht es
                              									fort, bis der Wellenkopf in der alten Gestalt wieder entstanden ist. Geschwindigkeit
                              									und Förderung der letzten Pumpe sind dann Null geworden und weitere kommen zur Ruhe,
                              									in dem Maße, wie der Wellenkopf jetzt in umgekehrter Richtung zurückschreitet. Aus
                              									der Gleichheit zwischen zugeführter und abgegebener Energie folgt wieder die
                              									absolute Höhe des Wellenkopfes zu 2 H, wie auch sonst
                              									alle Erscheinungen, abgesehen von der Wanderung der Welle, gleich sind der der schon
                              									betrachteten Elementarzelle.
                           Denkt man sich die Zellen äußerst schmal, wie es die Voraussetzung auf die
                              									elektrische Leitung fordert, so erfolgt die Füllung der ersten Zelle momentan, und
                              									der Wellenkopf würde in der sogenannten rechteckigen Form weiterschreiten. Zwischen
                              									zwei eng benachbarten Stellen einer Leitung, beispielsweise zwischen erster und
                              									zweiter Windung eines angeschlossenen Transformators kann so die volle, oder gar die
                              									doppelte Leitungsspannung vorhanden sein. Aus diesem Grunde werden bekanntlich die
                              									Endwindungen aller derart gefährdeten Apparate besonders stark isoliert. Ob die
                              									betrachtete Leitung an Gleichstrom oder an Wechselstrom gelegt wird, ist im Prinzip
                              									gleichgültig. Da die Wanderwelle bei Freileitungen etwa mit der Lichtgeschwindigkeit
                              									= 300000 km/Sek. fortschreitet, kann bei den üblichen technischen Wechselzahlen von
                              									50 bis 60 pro Sek. die Spannung für den Vorgang praktisch als konstant angesehen
                              									werden.
                           Ein anderer Umstand trägt jedoch dazu bei, daß sich die besonders gefährliche
                              									rechteckige Wellenform nicht ausbilden kann. Im Moment des Einschaltens der Leitung
                              									ist naturgemäß der Widerstand am Schalter unendlich groß, da die Kontaktfläche
                              									zuerst natürlich nur unendlich klein sein kann. Allerdings übersieht der Verfasser,
                              									daß der erste Kontakt am Schalter durch einen plötzlich einsetzenden Funken
                              									eingeleitet wird.
                           Zu untersuchen wäre noch, wie eine Aenderung der Leitungskonstanten zurückwirkt. Ein
                              									Uebergang zu einer größeren Kapazität, beispielsweise einer Freileitung zum Kabel,
                              									wäre zu vergleichen mit einer Verbreiterung der Zelle bzw. Vergrößerung ihres
                              									Fassungsvermögens, mit der Wirkung, daß der Wellenkopf auseinander gezogen wird und
                              									flacher verläuft, während eine Erhöhung der Selbstinduktion der schon erwähnten
                              									Verringerung der Zellenbreite entsprechen würde und an der Uebergangsstelle einen
                              									steileren Wellenkopf und höhere Spannung entstehen läßt. Im Grenzfall, wo die
                              									Selbstinduktion = ∞ ist, kann die Leitung als offen angesehen werden, und es findet
                              									an dieser Stelle die schon bezeichnete vollkommene Reflektion der Welle statt.
                           Rich. Müller.
                           ––––––
                           Neuer Winddruckmesser. Seit langem ist die Technik bemüht,
                              									ein Meßgerät zu schaffen, das die Mittelkraft des Winddruckes auf beliebig
                              									gestaltete Körper und Flächen nach Größe, Richtung und Lage zu bestimmen gestattet.
                              									Die Kenntnis ist z.B. für die Bemessung von hohen Bauwerken, Schornsteinen, Türmen
                              									die starken Winden ausgesetzt sind, und für die Drücke von 250 kg/m2 wohl in Betracht kommen können, von Wichtigkeit.
                              									Bekannt ist ja (man vergl. z.B. Müller-Breslau,
                              									Graphische Statik der Baukonstruktionen Bd. 1, 3. Auflage S. 95), daß bei kleineren
                              									und mittleren Schornsteinen die Beanspruchung σ bei
                              									einer recht kleinen gedrückten Fläche noch unter dem zulässigen Werte bleibt, daß
                              									aber eine ganz geringe Steigerung des Winddruckes genügt, um die Pressung weit über
                              									das zulässige Maß zu treiben. Es sind wohl verschiedene derartige Geräte konstruiert
                              									worden, mit denen man Größe und Richtung der Mittelkraft, nicht aber, was sehr
                              									wichtig ist, deren Lage feststellen konnte. Ihre Ergebnisse wichen erheblich
                              									voneinander ab und konnten nur als Annäherungswerte betrachtet werden. Auch die auf
                              									rein theoretischem Wege entstandenen Formeln zur Berechnung des Winddruckes erwiesen
                              									sich als ungenau und im Widerspruch zu den Meßergebnissen. Um der Unsicherheit auf
                              									diesem wichtigen Gebiete ein Ende zu machen, schrieb das Ministerium der
                              									öffentlichen Arbeiten zusammen mit dem Reichsmarineamt, dem Kriegsministerium, dem
                              									Ministerium für Handel und Gewerbe, dem Verbände der Preußischen
                              									Dampfkessel-Ueberwachungsvereine und dem Verein deutscher Ingenieure zur Erlangung
                              									einer Vorrichtung zum Messen des Winddruckes einen internationalern Wettbewerb aus,
                              									dem folgende Bedingungen zugrunde gelegt waren.
                           Mit Hilfe des Meßgerätes sollte sich die Größe der Mittelkraft des Winddruckes auf
                              									Flächen und Körper einschließlich der etwa vorhandenen Saugwirkung auf der Leeseite
                              									so bestimmen lassen, daß die Beobachtungsergebnisse für statische Berechnungen
                              									verwendbar sind. Ferner mußte sich die Lage der Mittelkraft in bezug auf die
                              									Meßfläche einwandfrei feststellen lassen. Außerdem mußte das Gerät die Stärke des
                              									Winddruckes dauernd aufzeichnen. Vorrichtungen, die den Winddruck aus Messungen der
                              									Windgeschwindigkeit ermitteln wollten, waren vom Wettbewerb ausgeschlossen. Auf
                              									diesen Wettbewerb hin gingen etwa 140 Entwürfe ein, zu denen 100 betriebsfähige
                              									Messer gehörten; es entsprachen aber nur zwei Druckmesser _den gestellten
                              									Forderungen. Das Gerät der Firma Fueß in Steglitz und von
                              									Professor Dr.-Ing. Reißner (Charlottenburg) und das des
                              									Marineoberstabsingenieurs Gießen, das mit dem ersten
                              									Preis ausgezeichnet wurde und dessen Beschreibung wir der Zeitschrift des Vereines
                              									deutscher Ingenieure S. 836 entnehmen.
                           Der Grundgedanke ist folgender: Stützt man einen Stab (Abb.
                                 										1), der an seinem oberen Ende einen beliebig geformten Körper trägt, an
                              									vier Stellen ab, so wird der Winddruck an den Lagerstellen ganz bestimmte
                              									Gegendrücke hervorbringen; lassen sich nun diese Reaktionen messen, so kann man die
                              									Windkraft nach Größe, Richtung und Lage bestimmen. Wird dem Stab in den Lagerpunkten
                              										a, b, c und d ein
                              									kleiner Spielraum belassen, und werden in diesen Punkten Federn angebracht, wie Abb. 2 veranschaulicht, so kann man durch Anspannen
                              									bestimmter Federn den Stab, der sich infolge der Windkraft an die Lagerstellen
                              									anpreßt, wieder genau in seine Mittellage gelangen lassen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 429
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 429
                              Abb. 2.
                              
                           Es mußte also eine Vorrichtung geschaffen werden, die das
                              									Anspannen der Federn besorgt und die Größe der Federkräfte selbsttätig aufzeichnet.
                              										Abb. 3 zeigt die Einrichtung, die folgendermaßen
                              									wirkt: Der Stab a (vgl. Abb.
                                 										2) ist durch den Hebel c und eine
                              									Gelenkstange d mit dem Schieber e einer Steuerung f verbunden; wird der Stab
                              									nun durch die Windkraft aus seiner Mittelstellung nach links verschoben, so zieht er
                              									auch den Schieber aus seiner Mittelstellung nach links, läßt Druckflüssigkeit auf
                              									die linke Seite des Kolbens treten und spannt die Feder an. Es tritt jetzt solange
                              									Flüssigkeit in den Zylinder, bis die Federspannkraft den Stab wieder in die Mitte zu
                              									ziehen vermag. Ist dies geschehen, so ist der Schieber wieder auf die Mitte
                              									eingestellt, und die Feder wird nicht mehr angespannt. Läßt nun die Windkraft nach,
                              									so wird die bis dahin mit der Lagerkraft im Gleichgewicht gewesene Federspannung das
                              									Uebergewicht erhalten und den Stab nach rechts zu ziehen versuchen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 429
                              Abb. 3.
                              
                           Dadurch geht der Schieber nach rechts, die Druckflüssigkeit
                              									tritt auf die andere Seite des Kolbens und die Feder entspannt sich, bis das
                              									Kräftegleichgewicht wieder hergestellt ist. Die Größe der Federkraft wird durch
                              									einen Schreibstift h aufgezeichnet. Zur Ermittlung der
                              									Mittelkraft des Winddruckes müssen nun die zeitlich zusammengehörigen Federkräfte
                              									auf den Schaubildern zu finden sein, was man durch gemeinsamen Antrieb und durch
                              									ganz gleichmäßigen Vorschub aller Schreibeinrichtungen erreicht. Die
                              									Rechenarbeit ist sehr gering; sie beschränkt sich auf die Konstruktion einiger
                              									Kräftedreiecke und auf die Lösung einiger einfacher Momentengleichungen. Bis auf 1
                              									v. H. Genauigkeit lassen sich die Messungen etwa machen. Auf demselben Grundsatz
                              									läßt sich auch ein Gerät zum Messen von Wasserwiderständen herstellen. Vergleicht
                              									man den Apparat mit anderen z.B. mit dem Winddruckmesser von Eiffel, der zur Bestimmung der Mittelkraft bei einem unregelmäßigen Körper
                              									sechs Belastungsversuche erfordert, so treten an dem Meßgerät von Gießen die Einfachheit der Konstruktion und die
                              									Unabhängigkeit von Messungen der Windgeschwindigkeiten und der Luftdichte, die Eiffel nicht umgehen kann, hervor, und man kann den
                              									Erfolg des Wettbewerbes aufs lebhafteste begrüßen. Ergänzend möchten wir noch
                              									bemerken, daß der Meßapparat von Fueß und Reißner nach ähnlichen Grundsätzen wie der bekannte
                              									Apparat von Müller-Breslau zur Bestimmung des Erddruckes
                              									gebaut ist.
                           H. Arndt.
                           ––––––
                           Unfälle in elektrischen Betrieben auf den Bergwerken
                                 										Preußens. (Nach Dipl.-Ing. Dr. Schröder in
                              									Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen XII, Heft 12.) Im Anschluß an eine vor kurzem
                              									veröffentlichte amtliche Zusammenstellung der Unfälle in den elektrischen Betrieben
                              									auf den Bergwerken Preußens macht der Verfasser eine Reihe von Vorschlägen zur
                              									Abhilfe derartiger Unfälle. Zu diesem Zweck sollen in Zukunft die aufsichtführenden
                              									Personen ihr Augenmerk besonders auf die Gefahren richten, die bei Umbauten und
                              									Reparaturen elektrischer Anlagen auftreten. In zweiter Linie bedürfen die
                              									Schalteinrichtungen für Maschinen und die Schutzmittel bei der Lokomotivförderung
                              									der Verbesserung.. Bezüglich der Schuldfrage ist darauf hinzuweisen, daß fast
                              									sämtliche Verunglückungen selbstverschuldet sind. Sehr erwünscht wäre es, wenn von
                              									Staatswegen nur solche Grubenbeamte zugelassen würden, welche sich bestimmte
                              									Kenntnisse der elektrotechnischen Sicherheitsvorschriften erworben haben. (Anm. d.
                              									Ref.: Diese Anregung ist durchaus zu begrüßen; auch vom Referenten ist – zuletzt
                              									gelegentlich des II. Intern. Kongresses für Unfallverhütung in Wien – darauf
                              									hingewiesen worden, daß weitgehende Kenntnisse in den elektrotechnischen
                              									Unfallverhütungsvorschriften bei dem Werksbeamten vorausgesetzt werden müssen. Eine
                              									Revision der Lehrgegenstände an den Bergschulen nach dieser Richtung hin dürfte sich
                              									empfehlen.) Die wichtigsten Vorkehrungsmaßregeln ergänzt der Verfasser durch die
                              									folgenden. Eine große Anzahl von Verletzungen wurden durch Flammenbogen an den Schaltern verursacht. Deshalb müssen die bisher
                              									gebräuchlichen Schalter durch neuere Konstruktionen ersetzt werden, entweder durch
                              									solche, deren Griffe vor und deren Messer hinter der Schalttafel liegen, oder
                              									wenigstens durch solche mit Abdeckungen ohne Schlitz. Durch diese Verbesserungen
                              									wird jedoch nur die sekundäre Ursache der Verwundungen behoben. Die Primärursache
                              									liegt vielmehr meist darin, daß die Anlaßvorrichtungen der im Stromkreise liegenden
                              									Drehstrommotoren mit Schleifringrotor nicht auf die Anfahrstellung gebracht waren. Diese
                              									Versehen können eingeschränkt werden durch Anzeigevorrichtungen über die Stellungen
                              									der genannten Teile oder besser durch selbsthätige Rückstellapparate. – Wie die
                              									durch Berühren von Fahrdrähten entstandenen Unfälle zeigen, legt es der Betrieb
                              									häufig nahe, daß die Leute wegen entgleister Wagen, zum Aufheben eines gerissenen
                              									Fahrdrahtes oder dergleichen doch diese Strecken betreten und sich in Lebensgefahr
                              									begeben müssen. Zur Abstellung dieser Gefahren gibt es drei Mittel: Noch geringere
                              									Spannung, größere Fahrdrahthöhe und bessere Schutzvorkehrungen. Praktisch
                              									durchführbar ist nur das letzte. Als angemessen kann der Schutz nur bezeichnet
                              									werden, wenn eine zufällige Berührung, namentlich auf der Unterseite, ausgeschlossen
                              									ist. Um trotzdem den Strom abnehmen zu können, wird vorgeschlagen, die
                              									Abnehmerstange herumzukröpfen, wenn die Oberleitung über Gleismitte liegt; ist sie
                              									seitlich verlegt, so ist die Stange um 90° zu biegen. Ein Verwinden der Stange ist
                              									hierbei nicht zu befürchten. Durch eine seitliche Verschalung außerdem und eine
                              									Leiste an der Abnehmerseite kann die Sicherheit erhöht werden. An den Welchen muß
                              									das Unterbett für den Durchgang der Abnehmerstangen auf etwa 1 dm unterbrochen
                              									werden. Da diese Stellen sehr gefahrbringend sind, wird hier eine besondere
                              									Abdeckung des Drahtes nach unten erforderlich. Dies kann leicht durch eine wagerecht
                              									verlagerte, drehbare hölzerne Sternscheibe geschehen, die der Bügel bei seinem
                              									Durchgang um einen Winkel dreht oder durch ein abgeschrägtes, ebenfalls wagerecht
                              									liegendes Brett, das seinen Drehpunkt am Ende hat. – Die durch die genannten
                              									Schutzvorkehrungen erwachsenden Mehrkosten werden durch die erzielten Vorteile
                              									vollauf gedeckt.
                           Schorrig.
                           ––––––
                           Klauenverschlußdeckel für Unterflurhydranten. System Stehl, D.
                                 										R. G. M. Die gebräuchlichen, den Hydrantklauen lose aufliegenden
                              									Schutzdeckel gewähren gegen Eindringen von Fremdkörpern in den Hydranten sehr
                              									unvollkommenen Schutz, da jeder den Deckel ohne weiteres abheben kann, so daß der
                              									Hydrant zur Aufnahme der Fremdkörper offen liegt. Der hier abgebildete neue
                              									Hydrant-Klauenverschlußdeckel hat den doppelten Zweck, die Klauenmündung fest zu
                              									verschließen, so daß Fremdkörper von oben nicht in den Hydrant gelangen können,
                              									sowie bei defekt gewordenem Hydrant die Klauenmündung durch einen am Verschlußdeckel
                              									unterzulegenden Dichtungsring dicht zu verschließen, so daß Druckwasser nicht
                              									austreten kann. Hierdurch wird erreicht, daß der Hydrant gegen sonst eindringende
                              									Fremdkörper im Ventilabschluß geschützt ist, und daß ferner bei nötigem Ausbau die
                              									Leitung im Betrieb bleiben kann, bis der Hydrant ganz aufgegraben ist. Erst dann
                              									wird die Leitung zur Auswechslung des Hydranten abgestellt, was nur kurze Zeit
                              									währt. Der Verschlußdeckel wird auf die Klauenmündung mittels Spiralfeder gedrückt,
                              									deren Spannung so stark ist, daß der Deckel nicht von Hand, sondern nur durch den
                              									Hydrantschlüssel gelöst werden kann, und bei jederzeit unterzulegendem Dichtungsring
                              									gegen den Wasserleitungsdruck dicht schließt. Für gewöhnlich ist der Deckel
                              									ohne Dichtungsring, am Sitz mit kleiner Oeffnung zum Lufteinlaß in den Hydranten
                              									zwecks ungehinderter Entwässerung des Hydrantrohres. In der Abb. 1 ist der vollständige Verschluß – Hydrantklaue
                              									mit durch den Deckel verschlossener Ausmündung –, Abb.
                                 										2 der Verschlußdeckel allein dargestellt. Um die Klauenmündung zu
                              									verschließen, wird der Deckel auf diese gesetzt, die Widerlagerplatte mittels durch
                              									den auf deren Vierkant gesetzten Hydrantschlüssel gegen Deckel und Feder gedrückt
                              									und mit ihren Flügeln unter die Klauenhaken gedreht. Der Verschlußdeckel kann, für
                              									jede Klaue passend, durch die Firma Bopp & Reuther in
                              									Mannheim-Waldhof geliefert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 430
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 430
                              Abb. 2.
                              
                           Bdt.
                           ––––––
                           Selbsthätige Rauchgasprüfer. Ein wirksames Mittel zur
                              									Beschränkung der Herstellungskosten ist die Verbilligung der Betriebskraft. Die
                              									dahin zielenden Bestrebungen haben sich bisher vorwiegend auf die Verbesserung der
                              									eigentlichen Kraftmaschine beschränkt. Andere maßgebende Faktoren, beispielsweise
                              									der Dampferzeuger, werden vielfach kaum berücksichtigt. Während man einerseits
                              									bemüht ist, beim Kauf des Brennmaterials nur den Heizwert zu bezahlen, findet man
                              									sich andrerseits mit großen Wärmeverlusten in der Feuerungsanlage ab. Ein
                              									wesentlicher Schritt zu einer wirtschaftlicheren Verwertung der Kohle ist die
                              									ständige Ueberwachung des Verbrennungsvorganges durch einen Rauchgasprüfer. Dieser
                              									gibt den Kohlensäuregehalt der Verbrennungsgase an, welcher bekanntlich
                              									ausschlaggebend für den Wirkungsgrad der Feuerung ist. Leider haben die meisten
                              									derartigen Apparate den Nachteil, daß die Analysen nur in größeren Zeitabständen von
                              									einem geübten Techniker vorgenommen werden können. Die Firma Julius Pintsch A.-G. in Frankfurt a. M. bringt indessen neuerdings einen
                              									Rauchgasprüfer in den Handel, der diese Mängel vermeidet. Seine Hauptvorzüge sind
                              									folgende: Selbsthätige, in kurzen Zeitabständen erfolgende Vornahme der Analysen und
                              									deren fortlaufende Aufzeichnung bei Widerstandsfähigkeit gegen Staub und Schmutz,
                              									sowie geringe Betriebskosten. Der Apparat kann vom Heizer bedient werden. Dieser hat
                              									sofort das Ergebnis seiner Tätigkeit vor Augen und kann seine Arbeit somit selbst
                              									fortwährend überwachen. Abb. 1 zeigt die
                              									Inneneinrichtung des Rauchgasprüfers. Die Wasserstrahlpumpe P saugt bei einem Wasserverbrauch von 100 l in der Stunde 40 l Gas an.
                              									Dieses tritt bei G ein und geht durch die eine Kammer
                              									des Kühlers K in den Gasmesser I, wo sein Volumen gemessen wird. Sodann geht es durch/in das mit Kalk und Sägespänen
                              									gefüllte Gefäß A. Hier wird es von der Kohlensäure
                              									befreit und hierauf, nachdem es durch g in die andere
                              									Kammer des Kühlers gelangt ist, wieder auf dieselbe Temperatur gebracht, die es im
                              									Gasmesser I hatte. Nunmehr geht es zum Gasmesser II.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 431
                              Abb. 1.
                              
                           Hier erfolgt wiederum eine Feststellung des Rauminhalts,
                              									worauf das Gas durch die Pumpe P und den Wasserkasten
                              										W ins Freie gelangt. Das zum Betriebe nötige Wasser
                              									tritt bei W1 ein,
                              									passiert den Kühler und die Pumpe, worauf es durch W
                              									abfließt. Die Gasuhren sind nassen Systems. Da beim Durchfließen der zweiten Trommel
                              									die Kohlensäure dem Gas entzogen ist, laufen beide Messer verschieden schnell.
                              									Hierdurch wird das aus Abb. 2 und 3 ersichtliche Zählwerk betätigt. Die Trommelwellen
                              										a1 und a2 übertragen ihre
                              									Bewegung auf b1
                              									b2 und mit Hilfe der
                              									Kegelräder c1, c2 auf das Rad 1. Bei
                              									gleichmäßiger Umdrehung beider Wellen würde sich dieses Rad einfach um seine Achse
                              									drehen. Ist aber die Drehzahl von c2 kleiner als die von c1 so setzt das Kegelrad 1 das Stirnrad d, in
                              									welchem es drehbar befestigt ist, in Bewegung. Hierdurch wird Rad e, Welle f und das Reibrad
                              										g angetrieben. An dieses wird durch die Rolle i die Stange h mit dem
                              									Schreibstift t angedrückt und nach oben
                              									fortgeschoben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 431
                              Abb. 2.
                              
                           Hierbei erfolgt die Aufzeichnung des Diagramms auf dem
                              									Papierstreifen der Trommel T. Eine Unterbrechung der
                              									Bewegung des Schreibstiftes geschieht, wenn der Stift m
                              									gegen die Nase l des Hebels k stößt und dadurch die Druckrolle abhebt. Das Zahnrad, an welchem m befestigt ist, wird von b1 aus angetrieben. Da die Bewegung des
                              									Rades 1 mit einer Winkelgeschwindigkeit erfolgt, die
                              									gleich der halben Differenz der Winkelgeschwindigkeiten von c1 und c2 und somit proportional dem Kohlensäuregehalt ist,
                              									ergeben die Aufzeichnungen des Schreibstiftes brauchbare Analysen, deren Anzahl
                              									stündlich 20 bis 25 beträgt. Die Aufstellung des Apparates bietet keine
                              									Schwierigkeiten. Das Betriebswasser kann der Hausleitung entnommen werden und
                              									gelangt durch einen Trichter zum Abfluß. In die Gasleitung wird zur gründlichen
                              									Reinigung ein Rußfilter eingeschaltet. Die Bedienung besteht im täglichen
                              									Auswechseln des Papierstreifens und wöchentlicher Erneuerung der Kalkfüllung des
                              									Absorptionsgefäßes. Vor der Inbetriebsetzung ist zu kontrollieren, ob der Leerlauf
                              									des Apparates richtig aufgezeichnet wird. Auch eine Dichtigkeitsprobe ist nach
                              									jedesmaligem Einsetzen der Absorptionsbüchse erforderlich. Die Anzahl der Analysen
                              									kann geregelt werden, indem man die Saugwirkung der Pumpe mit Hilfe einer
                              									Regulierdüse ändert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 431
                              Abb. 3.
                              
                           Auf den geschilderten Grundlagen beruht auch die Bauart des Wassergasprüfers
                              									derselben Firma. Da das Gas unter Druck in den Apparat tritt, kann die Pumpe
                              									fortfallen, doch ist ein Druckregler erforderlich. Auch für Kalkofengase können
                              									derartige Vorrichtungen verwendet werden.
                           Es darf nicht übersehen werden, daß auch durch Ersparnisse an Schmiermaterial eine
                              									wesentliche Verringerung der Betriebskosten erzielt werden kann. Gute Dienste wird
                              									hierbei der Zentrifugalöler leisten, den gleichfalls die Firma Julius Pintsch A.-G. auf den Markt bringt.
                           Schmolke.
                           –––––
                           Das Juniheft der Siemens – Mitteilungen (Mitteilungen aus
                              									den Gesellschaften Siemens & Halske und Siemens-Schuckertwerke) wird eröffnet
                              									durch einen Aufsatz „Hoch- und Untergrundbahnen mit elektrischem Betrieb“, in
                              									dem die großen Schwierigkeiten geschildert werden, die sich der Entwicklung dieses
                              									Zweiges der Bau- und Verkehrstechnik seinerzeit entgegengestellt haben. Die
                              									elektrische Bahnabteilung der Firma Siemens & Halske
                              									hat diese Schwierigkeiten überwunden, sie hat eine besondere Bauweise zur
                              									Herstellung der Tunnelkörper geschaffen und die elektrischen Einrichtungen für den
                              									Betrieb der Hoch- und Untergrundbahnen in steter Arbeit vervollkommnet. Alles dieses
                              									wird in dem Artikel eingehend beschrieben, und zugleich mit Beispielen aus dem
                              									Betrieb der Hoch- und Untergrundbahnen in Berlin, Budapest, Hamburg, Schöneberg und
                              									Wilmersdorf belegt.
                           In einem zweiten Aufsatz „Zur Entwicklung der Gleichstrommaschine“ wird über
                              									die Versuche berichtet, die in den letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts im Charlottenburger
                              									Werk der Siemens & Halske A.-G. begannen, und die die
                              									planmäßige Weiterbildung der Gleichstrommaschine namentlich mit Rücksicht auf
                              									wirksame Kühlung unter gleichzeitiger Benutzung besonderer Vorrichtungen zum
                              									Stromwenden bezweckten. Der Rückblick auf diese Versuche ist deshalb von Interesse,
                              									weil die folgende Entwicklung der Gleichstrommaschine sich in der Tat in den
                              									Richtungen vollzogen hat, die damals als zweckmäßig und aussichtsvoll erkannt
                              									wurden.
                           Eine weitere Abhandlung schildert die Einrichtungen, die die Siemens & Halske A.-G. geschaffen hat, um Bogenlampen zu reinigen und
                              									neu zu regulieren, während ein Schlußartikel sich mit den Veränderungen beschäftigt,
                              									die sich durch die Erfindung der Halbwattlampe im System der Bühnenbeleuchtung
                              									vollzogen haben.
                           Fünfte Ausschreibung der National-Flugspende.
                              									Deutsche Flugzeugführer, die auf in Deutschland hergestellten mit deutschem Motor
                              									versehenen Flugzeugen die zurzeit bestehenden Weltrekorde der höchst erreichten Höhe
                              									und des längsten ununterbrochenen Dauerfluges in einer von der Föderation
                              									Aéronautique Internationale anerkannten Weise überbieten, erhalten 5000 M, wenn der
                              									Rekord sich zuvor in Händen eines deutschen oder zurzeit des Rekordes in einem
                              									deutschen Unternehmen angestellten Flugzeugführers, 10000 Mark, wenn er sich zuvor
                              									in Händen eines ausländischen, nicht bei einem deutschen Unternehmen beschäftigten
                              									Flugzeugführers befand. Die Gesamtsumme der Preise wird auf 50000 M festgesetzt.