| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Eckstein | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 518 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Ueber die Explosion des Laufrades einer Lavalturbine
                              									wird in der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure (Heft 21 vom 23. Mai 1914)
                              									berichtet. Die Turbine war aufgestellt im Libauer Stahl- und
                                 										Eisenwerk vorm. Böcker & Comp. Sie leistete
                              									500 PS. Das Laufrad machte bei Leerlauf 10820 Urndrehungen in der Minute. Es
                              									war an der Nabe 215 mm breit. Die Welle hatte 38 mm  und war durch eine
                              									Scheibenkupplung mit einem weiteren Wellenstück verbunden, auf welchem ein kleines
                              									Pfeilrad aufgekeilt war. Dieses stand im Eingriff mit zwei großen Pfeilrädern. Die Wellen dieser drei
                              									Pfeilräder lagen in wagerechter Ebene, das kleine Pfeilrad in der Mitte, die beiden
                              									großen rechts und links davon. Durch jedes der beiden großen Pfeilräder wurde je
                              									eine Gleichstrom-Dynamomaschine von 220 Volt angetrieben. Die Radübersetzung betrug
                              										\frac{416}{30}. Jeder Anker machte daher
                              										\frac{30}{416}\,.\,10820=780 Umdrehungen in der Minute. Der
                              									größte Durchmesser des Laufrades der Turbine war 785 mm. Diesem Wert entspricht eine
                              									Umfangsgeschwindigkeit von
                           
                              v=\frac{0,785\,.\,\pi\,.\,10820}{60}=445\mbox{ m}/\mbox{Sek.}
                              
                           An Düsen waren vorhanden: 24 Vakuumdüsen von 6,8 mm und 6
                              									Auspuffdüsen von 19 mm kleinstem Durchmesser. Der Dampf hatte eine Spannung von 8 at
                              									und war nicht überhitzt. Der Abdampf wurde in Stahlkondensatoren von Körting mit 200
                              										m3/Std. Kühlwasserleistung niedergeschlagen.
                              									Die Luftleere betrug bei Leerlauf 68 cm Quecksilbersäule, bei geringer Belastung
                              									stieg sie auf 70 bis 72 cm und sank wieder bei steigender Belastung.
                           Am 24. Juli 1912 wurde in die Turbine ein kurz vorher aus Schweden eingetroffenes
                              									neues Laufrad eingebaut, weil die Schaufeln des alten Rades durch den Wassergehalt
                              									des Dampfes stark gelitten hatten. Nach dem Einbau überzeugte man sich zunächst
                              									durch Drehen des Laufrades von Hand, daß es frei ging. Dann wurde die Maschine
                              									angewärmt und langsam angelassen. Kurz danach trat der Unfall ein. Der Vorsteher und
                              									ein Monteur wurden getötet, zwei Maschinisten mehr oder weniger schwer verletzt. Der
                              									eine Maschinist gab an, er habe das Frischdampfventil geöffnet, bis der Druck auf 3
                              									oder 3 ½ at stieg und dann stehen blieb. Darauf habe er das Ventil vollständig
                              									geöffnet und sei zur Turbine gegangen, um die nötige Anzahl von Düsen zu öffnen,
                              									wenn die Belastung zunähme. Der andere Maschinist hat die Erregung eingeschaltet, um
                              									die Spannung zu heben. Nach seiner Aussage betrug sie 20 Volt, als der Unfall
                              									eintrat.
                           Die Besichtigung durch Sachverständige ergab folgendes: Sämtliche Bolzen, die den
                              									Deckel der Turbine mit dem Gehäuse verbanden, waren abgerissen. Das Abdampfrohr war
                              									dicht am Gehäuseflansch abgeschert. Gehäuse und Deckel waren vom Unterbau
                              									abgerissen. Das Endlager der Turbinenwelle, das mit drei Armen am Gehäuse befestigt
                              									war, lag abgebrochen 2 m von der Maschine entfernt. Der Frischdampfstutzen und das
                              									darin befindliche Drahtnetz waren unversehrt. Der Regler war nur wenig beschädigt.
                              									Das Gehäuse des Reglerventils war abgerissen und die Ventilspindel ohne Verbiegung
                              									in der Mitte durchgebrochen. Alle drei Pfeilräder der Maschine waren unbeschädigt.
                              									Das Gehäuse war zertrümmert und War vor allein stark zerrissen an den Teilen, die in
                              									wagerechter Ebene lagen. Das hintere freie Wellenende war vollkommen unverletzt. Die
                              									vordere, beanspruchte Welle vom kleinen Pfeilrad war abgerissen, verbogen und
                              									durchgebrochen. Arn verbogenen Wellenstück war ein dreimal um die Welle laufender
                              									spiralförmiger Streifen stark abgerieben. Nachdem die Welle vom kleinen Zahnrad
                              									abgerissen war, hat sie augenscheinlich noch drei Umdrehungen gemacht und
                              									hierbei an der Bohrung des Gehäusedeckels gescheuert.
                           Das Laufrad war in viele Stücke zerrissen und stark verbogen. Die Nabe war in
                              									zahlreiche kleine Stücke zersplittert. Ein Stück des Laufrades, etwa 15 kg schwer,
                              									hatte das Dach des Gebäudes durchschlagen und wurde 80 m entfernt aufgefunden. Zwei
                              									gegenüberliegende Stellen des Rades waren besonders stark zerquetscht.
                           Was die möglichen Ursachen des Unfalles anbelangt, so wurde zunächst erwogen, daß der
                              									Regler vielleicht nicht gewirkt habe, so daß eine zu große Umfangsgeschwindigkeit
                              									die Zerstörung des Laufrades hervorgerufen haben könne. Diese Möglichkeit war
                              									ausgeschlossen. Denn das Ventil am Regler war in Ordnung. Die Maschine hatte am
                              									Morgen des Unglückstages mit dem alten Laufrad noch einwandfrei gearbeitet. Zwischen
                              									Ventilteller und Sitz konnte kein Fremdkörper geraten sein, weil das Drahtnetz am
                              									Eintrittstutzen noch heil war. Auch hätte dann der Kranz an der schwächsten Stelle
                              									abreißen müssen. Bekanntlich wird ziemlich dicht am Kranz eine Nut eingedreht, so
                              									daß an dieser Stelle absichtlich ein schwacher Querschnitt entsteht.
                           Falls ein Fremdkörper die Ursache gewesen wäre, so hätte er sich im Gehäuse befinden
                              									müssen. Wenn ein Gegenstand, Meißel, Schraubenschlüssel oder dgl. bei der Montage im
                              									Gehäuse liegen geblieben wäre, so hätte er beim Anlassen der Maschine starkes
                              									Geräusch verursachen müssen. Außerdem hätte er sofort sämtliche Schaufeln abreißen
                              									müssen, was aber nicht der Fall war. Da also weder Uebergeschwindigkeit noch
                              									Fremdkörper die Ursache der Explosion hatten sein können, so kann nur angenommen
                              									werden, daß das Material des Laufrades fehlerhaft gewesen sein muß. Wie die
                              									liefernde Firma angab, bezog sie das Material aus einem großen schwedischen
                              									Hüttenwerk. Von den für die Herstellung von Laufrädern bestimmten Blöcken wurden nur
                              									die besten ausgewählt. Sie wurden ausgeschmiedet, ausgeglüht und gehärtet. Dann
                              									wurden sie der Brinellschen Kugeldruckprobe unterworfen.
                              									Genügten sie den Ansprüchen, so erfolgte das Abdrehen auf genaues Maß und das
                              									Auswuchten des Rades. Die fertigen Scheiben wurden meist einem Probelauf von 20
                              									Minuten Dauer unterworfen, wobei die Geschwindigkeit, die für den Betrieb in
                              									Betracht kam, um 15 v. H. absichtlich überschritten wurde.
                           Es wurde festgestellt, daß die explodierte Scheibe der Kugeldruckprobe unterworfen
                              									worden war und dabei den Ansprüchen genügt hatte. Ein Probelauf war aber nicht
                              									angestellt worden. Die Brinellsche Kugeldruckprobe gibt
                              									Auskunft über die Beschaffenheit der Oberfläche. Etwaige gefährliche Materialfehler
                              									im Innern der Scheibe lassen sich nur beim Probelauf feststellen.
                           Seit dem erwähnten Unglücksfalle wird stets bei jeder neuen Scheibe eine
                              									Bescheinigung darüber verlangt, daß ein Probelauf mit um 15 v. H. erhöhter
                              									Geschwindigkeit stattgefunden hat. Es ist zu hoffen, daß dadurch in Zukunft
                              									derartige Unglücksfälle vermieden werden.
                           R. Simon.
                           
                           Vierlingsturmschiffe. Die sprunghaft schnelle
                              									Steigerung der Kampfkraft moderner Schlachtschiffe hat den Entwicklungsgang des
                              									Kriegsschiffbaues zu Konstruktionen geführt, an die man noch vor wenigen Jahren
                              									nicht zu denken wagte. Charakteristische Beispiele dieser Entwicklung bilden die
                              									neuen, im Jahre 1913 in Bau gegebenen französischen Linienschiffe der
                              									Normandie-Klasse. Sie tragen eine schwere Bewaffnung von nicht weniger als 12/34
                              									cm-Turmgeschützen, ferner eine in Kasematten aufgestellte Mittelartillerie von 24/14
                              									cm-Geschützen und eine Torpedoarmierung von 6/45 cm-Rohren. Trotz der Stärke der
                              									Bewaffnung, die durch einen entsprechenden Panzerschutz, bestehend aus einem
                              									Gürtelpanzer mit einer Höchstdicke von 30 cm und zwei Panzerdecks, unterstützt wird,
                              									ist die Wasserverdrängung im Vergleich mit Schiffen ähnlicher Art relativ niedrig.
                              									Für die neuen Linienschiffe werden die folgenden Konstruktionsdaten angegeben:
                           
                              
                                 Länge zwischen Loten
                                 175
                                 m
                                 
                              
                                 Größte Breite
                                 27
                                 m
                                 
                              
                                 Tiefgang hinten
                                 8,83
                                 m
                                 
                              
                                 Wasserverdrängung
                                 25230
                                 t
                                 
                              
                                 Geschwindigkeit
                                 21
                                 kn
                                 
                              
                                 Maschinenleistung
                                 32000
                                 PS
                                 
                              
                                 Höchster Brennstoffvorrat
                                 2700300
                                 t Kohlet Oel.
                                 
                              
                           Wesentlich für die Ermöglichung des im Vergleich zur Stärke
                              									der Panzerung und Armierung niedrig bemessenen Gesamtgewichts war die Unterbringung
                              									der schweren Geschütze in Vierlingstürmen. Die französische Marine, die bisher
                              									ebenso wie die deutsche und englische Marine am Doppelturm festgehalten hat, tut
                              									hiermit einen entscheidenden Schritt vorwärts. Sie folgt damit dem Beispiel der
                              									italienischen und österreichischen Marine, der bekanntlich vor wenigen Jahren bei
                              									den Schiffen vom Dante- bzw. Viribus-Unitis-Typ den Uebergang zum Drillingsturm
                              									wagten. Ihr Vorgehen hat seitdem mehrfach Nachahmung gefunden. Welche
                              									Gewichtsersparnisse der Vierlingsturm gegenüber dem Doppelturm ermöglicht, erläutern
                              									die folgenden Vergleichszahlen. Ein 34 cm-Doppelturm der zum Etatsjahr 1912
                              									gehörigen Lorraine-Klasse hat ein Gewicht von 1166 t; ein Vierlingsturm der
                              									Normandie-Klasse wiegt demgegenüber nur 2073 t. Die Gewichtsersparnis beträgt mithin
                              									bei vier Geschützen 259 t, bei zwölf Geschützen nicht weniger als 777 t.
                              									Berücksichtigt man, daß bei Aufstellung der Geschütze in Doppeltürmen die Größe der
                              									zu panzernden Fläche wächst, daß andrerseits der Vierlingsturm weniger Zielfläche
                              									bietet, so erscheint der Vorteil der gewählten Anordnung nicht unerheblich.
                           Eine interessante Neuerung zeigt auch die Art und Anordnung der gewählten
                              									Maschinenanlage. Mit Rücksicht auf die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit bzw. die
                              									Vergrößerung der Dampfstrecke bei Marschfahrt hat man nämlich vom Einbau einer
                              									reinen Turbinenanlage Abstand genommen und eine Maschinenanlage gewählt, die sich
                              									aus Kolbenmaschinen und Turbinen zusammensetzt. Die Anlage verteilt sich wie bei den
                              									bisher gebauten Linienschiffen mit Turbinenantrieb auf vier Wellen. Auf den
                              									Außenwellen sind zwei selbständig arbeitende Vierzylinder-Kolbenmaschinen
                              									angeordnet, auf die beiden Innenwellen arbeiten zwei hintereinander geschaltete
                              									Turbinen. Die hier gewählte Kombination von Kolbenmaschinen und Turbinen ist also
                              									eine andere als die der bekannten gemischten Maschinenanlagen von Handelsschiffen,
                              									bei denen die Turbine in Verbindung mit der Kolbenmaschine lediglich als
                              									Abdampfturbine arbeitet. Die an die Mittelwellen abgegebene Leistung des
                              									Turbinensatzes beträgt 16000 PS und ist doppelt so groß wie die Leistung jeder der
                              									beiden Kolbenmaschinen. An die beiden Außenwellen wird also bei einer Gesamtleistung
                              									von 32000 PS von den Kolbenmaschinen eine Leistung von je 8000 PS abgegeben. Diese
                              									ist ausreichend, um ohne Anstellung der Turbinen dem Schiff eine Geschwindigkeit bis
                              									zu 16 kn zu geben. Besondere Rückwärtsturbinen sind nicht eingebaut, so daß für die
                              									Aufbringung der Rückwärtsleistung lediglich die Kolbenmaschinen in Frage kommen. Bei
                              									Rückwärtsfahrt steht also eine Leistung von rd. 50 v. H. der Vorwärtsleistung zur
                              									Verfügung. Die Dampfleitung der Turbinenanlage ist so ausgebildet, daß auch der
                              									Niederdruckturbine gegebenenfalls Frischdampf zugeführt werden kann.
                           Die Kesselanlage der Schiffe besteht aus 20 engrohrigen Wasserrohrkesseln, die Dampf
                              									von 20 kg/cm2 Ueberdruck liefern. Auch die Wahl
                              									des engrohrigen Kesseltyps bedeutet für die französische Marine, die bei ihren
                              									Linienschiffen bis in die letzten Jahre an der ausschließlichen Verwendung der
                              									weitrohrigen Kessel festgehalten hat, eine Abwendung von der bisherigen Praxis. Die
                              									Kessel arbeiten normal mit Kohlefeuerung, erhalten jedoch jeder eine Anzahl von
                              									Oelzusatzdüsen. Die höchstzulässige Rostbelastung ist bei der dreistündigen
                              									forcierten Fahrt auf 225 kg/m2 bemessen.
                           Gegenüber der Normandie-Klasse werden die jüngst projektierten Linienschiffe, die im
                              									Jahre 1915 in Bau Bau gegeben werden sollen, eine weitere Verstärkung ihrer
                              									Bewaffnung aufweisen. Sie sollen statt drei je vier Vierlingstürme mit 34 cm
                              									Geschützen erhalten unter gleichzeitiger Verstärkung des Gürtelpanzers auf 350 mm.
                              									Entsprechend der höheren Geschützzahl wird die Länge auf 190 m, die
                              									Wasserverdrängung auf 29500 t anwachsen. Art und Anordnung der Maschinenanlage soll
                              									im wesentlichen die gleiche sein wie bei der Normandie-Klasse. [Le Yacht.]
                           Kraft.
                           –––––
                           Die Entwicklung des Gasglühlichts Hierüber berichtete Dr.
                              									G. Bode in einem Vortrag vor der Deutschen
                              									Beleuchtungstechnischen Gesellschaft. Bei seinen Arbeiten über seltene Erden fand
                              										Auer von Welsbach in den achtziger Jahren, daß
                              									verschiedene Oxyde der seltenen Erden ein intensives Licht ausstrahlten, wenn sie in
                              									feiner Verteilung in die Flamme eines Bunsenbrenners gebracht wurden. Im Jahre 1892
                              									kam die Gasglühlichtbeleuchtung zur ersten praktischen Anwendung. Hierdurch wurde
                              									nicht nur die Gasbeleuchtung wesentlich verbessert, sondern auch die Gasfabrikation
                              									erheblich verbilligt. Denn früher, als man das Gas mit offener Flamme in Schnitt- und
                              									Argandbrennern verbrannte, war man, um möglichst stark leuchtende Flammen zu
                              									erhalten, gezwungen, Leuchtgase herzustellen, die sehr reich an schweren
                              									Kohlenwasserstoffen waren; hierzu konnten nur bestimmte, meist teure und schwer zu
                              									beschaffende Gaskohlen Verwendung finden.
                           Ueber die Ursache der großen Lichtwirkung des Auerstrumpfes gingen früher die
                              									Ansichten sehr auseinander; erst durch die eingehenden Untersuchungen von Rubens (1905/06) wurden die Verhältnisse endgültig
                              									geklärt. Es handelt sich bei dem Auerstrumpf, der bekanntlich aus 99 v. H. Thoroxyd
                              									und 1 v. H. Ceroxyd besteht, um die selektive Strahlung eines Temperaturstrahlers;
                              									durch sorgfältige Messungen konnte festgestellt werden, daß die Temperatur des
                              									Glühstrumpfes etwa 150° niedriger ist als die Temperatur der Bunsenflamme, an der
                              									gleichen Stelle gemessen. Es kommt darauf an, dem Glühstrumpf eine möglichst hohe
                              									Temperatur zu geben, was, abgesehen von der Flamme, durch kleine, fein verteilte,
                              									möglichst poröse Masse und große strahlende Oberfläche erreicht werden muß; ferner
                              									muß je nach der Temperatur des Glühkörpers der Cerzusatz reguliert werden.
                           Die zur Erhitzung der Glühkörper dienenden Brenner sind im Prinzip dem Bunsenbrenner
                              									nachgebildet, bei dem der aus einer feinen Düse austretende Gasstrom einen Teil der
                              									zur Verbrennung des Gases erforderlichen Luft ansaugt. 1 Volumen eines normalen
                              									Gases erfordert zur vollständigen Verbrennung 5 bis 6 Vol. Luft; da vom Brenner
                              									jedoch nur 2,5 bis höchsten 4 Vol. Luft angesaugt werden, verläuft der
                              									Verbrennungsprozeß in zwei Teilen. Die Vorgänge im Bunsenbrenner sind in den letzten
                              									Jahren eingehend untersucht worden und diese Arbeiten haben wichtige Aufschlüsse
                              									gebracht.
                           Die ersten Glühkörper, die aus Baumwollgarn hergestellt waren, zeigten eine rasche
                              									Abnahme ihrer Lichtstärke; dieser Nachteil wurde erst behoben, als an Stelle der
                              									Baumwolle die viel längere und widerstandsfähigere Ramiefaser verwendet wurde
                              									(1898). Einen weiteren Fortschritt bedeutet die Einführung der selbstformenden
                              									Glühkörper, die besonders für das hängende Glühlicht große Bedeutung erlangt haben.
                              									Für Preßgas- und Niederdruckstarklichtlampen werden heute fast ausschließlich aus
                              									Kunstseide hergestellte Glühkörper verwendet, die sich durch sehr große Festigkeit
                              									auszeichnen. Nachdem in dieser Weise die Glühkörper vervollkommnet waren, wandte
                              									sich das Interesse den Brennern zu. Man war bestrebt, Brenner zu konstruieren, bei
                              									denen das ausströmende Gas möglichst viel Primärluft ansaugt, weil man hierdurch
                              									eine kleinere Flamme und demgemäß eine stärkere Wärmekonzentration erhält. Am
                              									einfachsten erreicht man dies durch Erhöhung des Gasdrucks. Nachdem es gelungen war.
                              									zuverlässige Kompressionsvorrichtungen zu bauen, fand die Preßgasbeleuchtung bald
                              									vielfache Anwendung und trat namentlich bei der Straßenbeleuchtung mit den
                              									elektrischen Bogenlampen erfolgreich in Wettbewerb.
                           Ein weiterer bemerkenswerter Fortschritt war die Einführung des hängenden
                              									Glühlichts; die Lösung dieser Aufgabe gelang erst nach Ueberwindung großer
                              									Schwierigkeiten. Da bei dem Jnvertbrenner das Gas Luftgemisch durch die heißen
                              									Verbrennungsgase vorgewärmt wird, erzielt man eine größere Wärmekonzentration und
                              									somit eine bessere Oekonomie als bei dem stehenden Glühlicht. Besonders gut eignet
                              									sich der hängende Brenner für die Preßgasbeleuchtung, bei der durch die Vorwärmung
                              									des Gas-Luftgemisches eine vorzügliche Oekonomie erreicht wird. Infolgedessen hat
                              									auch die Preßgasbeleuchtung in vielen Städten gegenüber den elektrischen Bogenlampen
                              									den Sieg davongetragen. In Berlin z.B. sind 83 km Straßenlänge mit Preßgaslampen
                              									beleuchtet und nur 28 km mit elektrischen Bogenlampen. Die Preßgaslampen enthalten
                              									meist mehrere Brenner; sie werden bis zu einer Leuchtkraft von 5000 HK gebaut. Auch
                              									die Preßluftbeleuchtung hat sich mit Erfolg eingeführt; hier strömt das Gas unter
                              									normalem Druck aus, dagegen wird die Luft auf höheren Druck gebracht und dem Gase
                              									zugepreßt. Bei dieser Beleucbtungsart sind zwar doppelte Rohrleitungen nötig,
                              									dagegen braucht man nicht so sehr auf die absolute Dichtheit der Gasrohre zu achten.
                              									Schließlich ist es auch gelungen, unabhängig von jeglicher Kompressionsanlage ein
                              									hochkerziges Licht zu erhalten, und zwar durch intensive Vorwärmung sowohl des
                              									Gas-Luftgemisches wie auch der Sekundärluft. Diese Niederdruck-Starklichtlampen
                              									können an jede Gasleitung angeschraubt werden und erreichen ebenfalls eine sehr hohe
                              									Oekonomie. Die Entwicklung der Gasbeleuchtung ist aus der folgenden Tabelle deutlich
                              									zu ersehen;
                           
                              
                                 
                                 Gas-Verbrauchl
                                 Licht-StärkeHK
                                 Oeko-nomie
                                 
                              
                                 Schnittbrenner
                                 150
                                 13,5
                                 11,0
                                 
                              
                                 Argandbrenner
                                 120
                                 17
                                 7,1
                                 
                              
                                 Stehender Auerbrenner
                                 130
                                 100
                                 1,3
                                 
                              
                                 Lucaslampe (1903)
                                 –
                                 500
                                 1,0–1,1
                                 
                              
                                 Selaslicht
                                 –
                                 2500
                                 0,8
                                 
                              
                                 Stehendes Preßgaslicht (1902)
                                 –
                                 2–1500
                                 0,8–0,9
                                 
                              
                                 Invertlicht, sphärisch
                                 100
                                 110–125
                                 0,8–0,9
                                 
                              
                                 Invertlicht, kleine Type
                                   60
                                 60
                                 1,0
                                 
                              
                                 Stehende Sparbrenner
                                 –
                                 –
                                 1,0–1,1
                                 
                              
                                 Invert-Preßgaslicht
                                 –
                                 5000
                                 0,4–0,5
                                 
                              
                                 Niederdruck-Starklicht, sphärisch
                                 –
                                 2000
                                 0,7
                                 
                              
                           Auch die Aufgabe, die Gasflammen von einer beliebigen Stelle zu zünden und zu
                              									löschen, ist mit Erfolg gelöst worden. Am verbreitetsten sind bei der
                              									Straßenbeleuchtung die Ferndruckzünder, die die Laternenwärter entbehrlich machen.
                              									Diese Vorrichtungen gestatten auch, einfach durch kurze Druckerhöhung von der
                              									Zentrale aus um Mitternacht in jeder Laterne einen Teil der Brenner zu löschen und
                              									auf diese Weise z.B. aus einer 3000 kerzigen Lampe eine 1000 kerzige zu machen. In
                              									diesem Punkte ist die Gasbeleuchtung der elektrischen Bogenlampenbeleuchtung
                              									entschieden voraus. Durch bessere Umwandlung der zugeführten Energie in Licht bei
                              									gleichzeitiger Beschränkung der Wärmestrahlung sowie durch weitere Steigerung der Temperatur
                              									in den Brennern wird es möglich sein, auch in Zukunft die Gasbeleuchtung noch weiter
                              									zu verbessern. [Journ. f. Gasbelchtg., 1914, S. 265 bis 271.]
                           Dr. Sander.
                           –––––
                           Abdampf-Verwertungsanlage eines englischen gemischten
                                 										Werkes. Da die in Amerika und England ausgedehnte Abdampfausnutzung auch
                              									vielfach bei deutschen Hüttenwerken wirtschaftlich sein kann, so verdient die im
                              									Januarheft d. Js. der Zeitschrift „The Iron and Coal Trades Review“
                              									beschriebene Anlage der Derwent-Werke der Workington Iron & Steel Co. eine nähere
                              									Beachtung.
                           Es handelt sich hier um den Abdampf eines Hochofen-Kolbendampfgebläses, ferner um
                              									vier Dampfpumpen, vier Walzenzugmaschinen (teils Zwillinge), einem
                              									Bessemer-Zwillingsgebläse und mehreren Speisepumpen usw., die von vornherein zum
                              									Teil mit Auspuff arbeiteten. Die gesamte Abdampfmenge beträgt rd. 60000 kg
                              									stündlich. Die Abdampfleitung, deren Anschluß an den stehenden Oelabscheider einen
                              									größten Durchmesser von 1260 mm besitzt, hat eine Gesamtlänge von rd. 235 m.
                              									Zwischen dem Oelabscheider und den fünf liegenden Rateau-Wärmespeichern normaler Bauart von je 2,1 m und 9,1 m Länge sind noch
                              									zwei liegende Speisewasservorwärmer regulierbar eingeschaltet. Die Wärmespeicher
                              									sind für stoßweise Intervalle in der Abdampflieferung von 30 Sekunden Dauer
                              									bemessen.
                           In der Abdampf-Kraftstation befinden sich drei Turbo-Hochofengebläse von je 700 m3 minutlicher Luftförderung gegen 0,5 bis maximal
                              									0,7 at Ueberdruck bei 3650 bzw. 4000 Umläufen und zwei Gleichstrom-Turbodynamos von
                              									je 600 KW Leistung für 500 bis 550 Volt bei 2500 Umläufen. Die ersteren haben eine
                              									mittlere Leistung von je 1050 PS, die letzteren eine solche von je rd. 1000 PS, an
                              									der Turbine gemessen, so daß, wenn ein Gebläse in Reserve stehen bleibt, rd. 4000 PS
                              									in Betrieb sind. Es würde dies ungefähr einem Abdampfverbrauch von 15 kg für die
                              									Turbinen-PS-Stunde entsprechen. Die Gebläse, von denen zwei auf die gemeinsame
                              									Windleitung dreier Hochöfen arbeiten, sind zweiflügelige Rateau-Maschinen von Brown, Boveri & Co.,
                              									mit einer solchen Ausgleichanordnung in den Laufrädern und der Luftförderung, daß
                              									ein Achsialschub vermieden ist. Ein Ausgleich zwischen Winddruck und Windmenge ist
                              									innerhalb 10 v. H. Kraftunterschied vorgesehen. Die Turbodynamos können während zwei
                              									Stunden mit 750 KW betrieben werden. An den Turbinen sind konstruktive Sonderheiten
                              									getroffen, so daß sie sowohl mit Abdampf von 1,12 at abs. oder mit Frischdampf von 7
                              									bis 10 at Kesseldruck, als auch mit Mischdampf betrieben werden können; zu diesem
                              									Zweck ist ein unter dem Einfluß eines Rateau-Reglers
                              									stehendes Regulierventil für die Hochdruck- Dampfreglung vorgesehen. Die
                              									Dampfturbinen der Gebläse können vom Gebläseteil aus entweder für konstanten Druck
                              									oder konstante Windmenge eingestellt werden, je nach Gang der Hochöfen.
                           Im Maschinenhaus befinden sich drei Brunnenschächte, die zur Anlage der
                              									Kondensation hinsichtlich Wasserspiegel und Höhenlage in einem solchen Zusammenhange
                              									stehen, daß unmittelbar saugende Westinghouse-Leblanc-Strahlkondensatoren zur Anwendung gelangen
                              									könnten. Jede der fünf Turbinen hat einen darunter angeordneten Kondensator, der auf
                              									10 v. H. über dem garantierten Dampfverbrauch überlastbar ist. Die Kondensatoren
                              									sind trotz der etwas verschiedenen Leistungsgrößen beider Turbinenarten gleich groß
                              									gewählt; bei 24° Kühlwassertemperatur und 70 cm Vakuum kann jeder bis 13500 kg Dampf
                              									stündlich bewältigen. Der Pumpensatz besteht aus je einer rotierenden Leblanc-Luftpumpe und der Warmwasserpumpe, beide
                              									angetrieben durch einen gemeinsamen Gleichstrommotor. Zwischen Kondensator und
                              									Abdampfstutzen ist ein Spezial- bzw. ein Wechselventil eingeschaltet, um
                              									nötigenfalls auch ohne Kondensation arbeiten zu können, wenn keine andere
                              									Stromquelle für den Pumpenmotor zur Verfügung steht. Zwei der Brunnen in Verbindung
                              									mit einem Kühlwerk übernehmen die Rückkühlung des Warmwassers.
                           Der Erfolg der Anlage zeigte sich darin, daß 22 Zweiflammrohrkessel und sechs
                              									Kolbendampfgebläse stillgelegt werden konnten, so daß nach den Angaben außer den
                              									betreffenden Löhnen wöchentlich rd. 800 t Kohle gespart wurden. Das
                              									Kesselspeisewasser hat jetzt fast die Temperatur des siedenden Dampfes. Inzwischen
                              									hat man außerdem zwecks besserer Wärmeausnutzung des Hochofengases neue Röhrenkessel
                              									von Babcock-Wilcox für 260° Dampftemperatur mit
                              									Ekonomisern und rationelleren Gasfeuerungen aufgestellt. Zurzeit wird die Zentrale
                              									durch eine weitere Turbodynamo à 600 KW und ein viertes Turbogebläse von 1575 PS
                              									Leistung vergrößert.
                           So weit die hauptsächlichsten Daten des englischen Berichts. Auffällig mag vielleicht
                              									auf den ersten Blick die beträchtliche Kohlenersparnis von 800 t in der Woche sein,
                              									die einen Wert von etwa 10000 M, also im Jahr von rd. 500000 M darstellt. Man muß
                              									annehmen, daß die Dampferzeugung der 22 ausgeschalteten Kessel außer für die fünf
                              									Kolbengebläsemaschinen noch für die frühere Dampfzentrale des Werkes bestimmt war.
                              									Die in der neuen Abdampfzentrale gleichzeitig arbeitenden vier Turbinen von zusammen
                              									4000 PS entsprechen bei der früheren Betriebsweise mit den alten Kolbenmaschinen
                              									sicherlich einem Frischdampfbedarf von rd. 35000 kg/Std., was bei siebenfacher
                              									Verdampfung in der Woche rd. 800 t Kohlen bedeuten würde. Das gleiche ergibt sich
                              									auch, wenn man die Heizfläche von 20 Keseln à 100 m2 = 2000 m2 zugrunde legt, à 16 kg Dampf
                              									stündlich. Die Kesselverbesserung ist noch insofern von Vorteil, als dadurch unter
                              									Umständen noch ein Teil Gichtgas für Heizzwecke des Stahl- und Walzwerks verfügbar
                              									wird.
                           Die Anlagekosten der gesamten Abdampfanlage mit den fünf
                              									Dampfturbinen, Kondensationen, Rohrleitungen, Gebäuden, elektrischen Teilen usw.,
                              									aber ohne die Neubeschaffung der Hochofengaskessel, lassen sich nach vorliegenden
                              									Angaben auf etwa 1,2 Mill. M höchstens veranschlagen; ein vollständiger Dampfturbinensatz
                              									mit Kondensation usw. in dieser Größe kostet rd. 135000 M. Bei 20 v. H. für Tilgung
                              									und Verzinsung beträgt also der hierauf entfallende Teil der Jahresausgaben 240000 M
                              									gegenüber 500000 M Ersparnissen an Kohle. Da die übrigen Betriebskosten
                              									verhältnismäßig gering ausfallen, so bleibt noch eine erhebliche Nettoersparnis
                              									durch die Anlage übrig, die die Gestehungskosten des Roheisens und der Walzfabrikate
                              									durch den billiger erzeugten Strom und Gebläsewind wesentlich verringert.
                           Schömburg.
                           –––––
                           Demag Schräm- und Schlitzmaschinen. Die deutsche
                              									Maschinenfabrik A.-G. Duisburg gibt durch eine besondere Druckschrift Kenntnis von
                              									ihren Schräm- und Schlitzmaschinen, deren Ausbildung unter langen und umfangreichen
                              									Versuchen erfolgt ist. Die Hauptteile der Schrämmaschinen werden gebildet von einer
                              									mit Preßluft betriebenen Stoßbohrmaschine und deren beweglichem Träger, durch dessen
                              									Schwenken während der Arbeit der Stoßbohrer wagerechte oder senkrechte Schnitte im
                              									Gestein erzeugt. Die bewegliche Verbindung der Bohrmaschine mit der das Ganze
                              									haltenden festen Spannsäule oder dem Schlitten stellt die für die leichte Handhabung
                              									wichtigste Einzelheit dar. Den wechselnden Anforderungen entsprechend werden die
                              									Schrämmaschinen in vier Ausführungsformen hergestellt, von denen drei ein
                              									Schwenkwerk in Gestalt eines Zahnsektors mit Schneckentrieb besitzen, während die
                              									vierte, kleinere, mit einer nach allen Seiten beweglichen Universalkupplung versehen
                              									ist.
                           Ueber diese verschiedenen Formen gibt der knappe, aber alles Wesentliche
                              									hervorhebende, sowohl die Maschinen selbst wie ihre Behandlungsweise erläuternde
                              									Text auf 14 Druckseiten übersichtliche Auskunft. Ermöglicht wurde die Kürze
                              									unbeschadet der Klarheit der Darstellung durch eine Anzahl von Abbildungen, die
                              									teils die vollständigen Maschinen in geschickt gewählten Stellungen bei
                              									verschiedenen Verwendungsarten deutlich vor Augen führen, teils Einzelheiten
                              									wiedergeben. Unter diesen ist das eigentliche Werkzeug, das Gezähe, von besonderer
                              									Wichtigkeit. Deshalb sind in guten Bildern fünf verschiedene Bohrkronen dargestellt,
                              									und ihre Form und Gebrauchsweise sind im Text eingehend begründet.
                           Die in allen Einzelheiten sehr gut ausgeführte Druckschrift enthält am Schlusse eine
                              									tabellarisch angeordnete, gedrängte Uebersicht über die bei richtiger Behandlung mit
                              									den beschriebenen Maschinen erzielbaren Vorteile und eine kurze Liste über Größe,
                              									Gewicht, Vorschub und Verwendungsgebiet der gebauten Modelle.
                           Vor Ankauf so stark beanspruchter Werkzeugmaschinen, wie der hier behandelten, die
                              									ihre Arbeit unter besonders schwierigen Bedingungen verrichten müssen und deshalb
                              									nur bei sorgfältigster Durchbildung und Erprobung befriedigen können, wird
                              									selbstverständlich immer eine Besichtigung und Prüfung erwünscht sein, wozu die
                              									erzeugende Firma einladet. Die Prüfung vorzubereiten, die Aufmerksamkeit von
                              									vornherein auf die wichtigsten Punkte zu lenken und die Auswahl des
                              									geeignetsten Modells zu erleichtern ist Aufgabe der Druckschrift, die in der
                              									faßlichen Vortragweise ihrem Zwecke jedenfalls entspricht.
                           –––––
                           Deutsches Platin. Zu der seinerzeit gebrachten Notiz über
                              									Platinvorkommen in Deutschland sind wir heute imstande nachtragend mitzuteilen, daß
                              									bereits seit etwa sechs Monaten ein regelrechter Bergbau mit 80 Arbeitern im
                              									Konzessionsgebiet der Deutschen Platinwerke betrieben
                              									wird. Das kostbare Metall wird nach einer neuen von Hommel-Klausthal ausgearbeiteten Methode gewonnen, nach der sich noch die
                              									Verarbeitung von Erzen mit einem Gehalt von nur 5 g auf die Tonne lohnt. Der
                              									Hauptstollen der Werke ist bereits 250 m lang, drei Querstollen 85, 65 und 35 m. Es
                              									sind dabei platinhaltige Quarzitlager von etwa 20 m Mächtigkeit freigelegt worden.
                              									Die Gewinnungskosten belaufen sich auf rund 20 M für die Tonne Gestein. Dr. Hommel konnte auf der Gewerkenversammlung bereits die
                              									ersten 500 g reinen Platins vorzeigen, die aus 1 t Konzentrat bzw. aus 25 t Gestein
                              									gewonnen worden waren. Nach diesen Zahlen würde das Reinmetall etwa 1,– M für das
                              									Gramm kosten; der Gehalt des Gesteins sich zu 20g für die Tonne ergeben. Als
                              									Nebenerzeugnis wird noch etwa 10 bis 12 v. H. Nickel aus lt Konzentrat gewonnen. Der
                              									jetzige Platinpreis beträgt etwa 6000 M für 1 kg.
                           Pr.
                           –––––
                           Die beim Schmelzen von Roheisen in Kupolöfen auftretenden
                                 										chemischen und physikalischen Vorgänge. (Geh. Rat Prof. Dr. W. Mathesius in der Hauptversammlung Deutscher
                              									Gießereifachleute, Berlin 1914.) Die Frage ist, obwohl sie vielfach bereits erörtert
                              									wurde, fast ausschließlich vom Standpunkte des Konstrukteurs behandelt worden.
                              									Vortragender will versuchen, auf Grund zwanzigjähriger Betriebserfahrung den
                              									Gegenstand aus den Anschauungen des praktischen Gießereifachmanns heraus zu
                              									behandeln.
                           1. Es ist nur Koks allerbester Qualität zu verwenden. 2. Die Windverteilung im
                              									Schmelzraum soll eine möglichst gleichmäßige sein. 3. Es hat eine richtige Bemessung
                              									der Füll- und Satzkoksmengen stattzufinden. 4. Im Ofen muß eine für die Größe des
                              									Ofens und die Koksqualität passend gewählte Schmelzgeschwindigkeit herrschen.
                           Der Vortragende diskutiert eingehend diese Bedingungen. Dann wendet er sich der Frage
                              									zu: „Was hat ein Betriebsingenieur zu tun, um eine vorhandene Kupolofenanlage zu
                                 										bester Wirkung zu bringen?“
                           Es sind 1. die Düsen einzurichten für eine gleichmäßige Windverteilung über den
                              									ganzen Querschnitt. Es werden in dieser Beziehung bei den im Betriebe befindlichen
                              									Oefen heute die häufigsten Fehler gefunden. Es ist zurzeit durchaus nicht selten,
                              									daß selbst größere Oefen mit lediglich drei oder vier Düsen betrieben werden, die
                              									den Wind nur auf einem recht beschränkten Teil des Ofenumfanges in diesen eintreten
                              									lassen. Hierdurch müssen tote Flächen in den Verbrennungsräumen mit ihren für die Verbrennung
                              									ungünstigen Folgen entstehen. Es ist also zu empfehlen, entweder die Düsenzahl sehr
                              									erheblich zu vergrößern, oder – was besser sein dürfte – Whiting – Düsen einzubauen. 2. muß der Querschnitt der Düsen so bemessen
                              									werden, daß der Wind den Ofen ganz durchdringt. Dieser Bedingung ist dadurch zu
                              									genügen, daß der Düsenquerschnitt im Anfang sehr reichlich gewählt wird, etwa zu ¼
                              									des Ofenquerschnittes, und daß allmählich von Schmelzung zu Schmelzung eine
                              									Verkleinerung des Querschnittes bei sonst gleichbleibenden Betriebsverhältnissen
                              									etwa durch Einbringen von entsprechend ausgebildeten Blecheinlagen in die Düsen
                              									vorgenommen wird, so lange bis bei vorläufig sonst unveränderten Betriebsbedingungen
                              									ein günstigstes Schmelzergebnis hinsichtlich des Koksverbrauches erreicht ist 3. ist
                              									die Füllkoksmenge richtig zu bemessen (400 bis 600 mm über Düsenoberkante bei Beginn
                              									des Schmelzens), und 4. ist die Satzkoksmenge so zu wählen, daß die fortlaufend
                              									während einer ganzen Schmelzdauer auszuführenden Gasanalysen anzeigen, daß das
                              									Verhältnis zwischen Kohlensäure und Kohlenoxyd in den Gichtgasen unverändert
                              									erhalten bleibt und sich in günstigen Zahlen bewegt. Für die Ausführung einer
                              									Dauerkontrolle würde sich die Anbringung eines Ados-Apparates, der fortlaufend den Kohlensäuregehalt anzeigt und aufschreibt,
                              									empfehlen und in hohem Maße rentieren. Erst wenn diese Vorbedingungen erfüllt sind,
                              									kann man daran gehen, 5. die Windmenge passend für den Ofenquerschnitt einzustellen,
                              									wobei zu beachten ist, daß bei ihrer etwaigen starken Veränderung eine nochmalige
                              									spätere Nachregulierung vorzunehmen ist. Endlich ist 6. durch sorgfältige
                              									Feststellung der jeweiligen wirklichen Stundenschmelzleistung die Schlußkontrolle
                              									über den Ofengang zu führen. Nur durch eine derartige systematische Dauerbeobachtung
                              									des Ofenbetriebes sind die günstigsten Schmelzergebnisse zu erreichen. Diese
                              									mühevolle Arbeit wird dann aber auch dadurch belohnt, daß meist sehr hohe
                              									Ersparnisse an Koks herauszuholen sind, und daß der Ofen stets heißes Eisen von
                              									günstigsten Gießereieigenschaften liefert.
                           Es wird dann eine Reihe weiterer Betriebsfragen, die physikalisch-chemische
                              									Grundlagen haben, erörtert, so zunächst die Höhe der Kupolöfen, die Größe der
                              									einzelnen Gichten, der Schwefel im Kupolofenbetriebe. Bei einer Erörterung des
                              									Einflusses, welchen der Schwefel im Kupolofenbetrieb ausübt, kann es sich nur um den
                              									im Koks enthaltenen Schwefel handeln. Ein Ofen mit hohem Koksverbrauch hat stets
                              									zwischen Düsenebene und Schmelzzone eine hohe Koksschicht. In dieser wird der
                              									Sauerstoff der Gebläseluft bereits gebunden. Die Ofengase haben überdies viel
                              									Kohlenoxyd und wirken deshalb reduzierend. Aus diesen Gründen geht ein erheblicher
                              									Anteil des im Koks vorhandenen Schwefels in das Eisen über, welches im flüssigen
                              									Zustande einen langen Weg über die glühenden Koksstücke zurückzulegen hat, ehe es in
                              									den Herd gelangt. Ein Ofen mit niedrigem Koksverbrauch hat eine niedrige Koksschicht
                              									zwischen Düse und Schmelzzone und arbeitet in diesem Ofenbereich mit einer
                              									oxydierenden Atmosphäre. Die Folge hiervon ist, daß der Koksschwefel zum großen
                              									Teile zu schwefliger Säure verbrannt wird und im Gichtgas entweicht. Das flüssige
                              									Eisen hat einen kurzen Weg über die Koksstücke in der Verbrennungszone zurückzulegen
                              									und deshalb nur wenig Gelegenheit zur Aufnahme von Schwefel.
                           Im Gegensatz zu den hochbasischen Schlacken des Koksofenbetriebes haben
                              									Kupolofenschlacken, die aus sauren Silikaten mit meist 50 v. H. oder mehr
                              									Kieselsäure bestehen, nur eine äußerst geringe Aufnahmefähigkeit für Schwefel. Die
                              									Führung basischer Schlacken würde einen sehr hohen Kalkzuschlag erfordern und einen
                              									starken Verschleiß des feuerfesten Ofenmaterials sowie erhöhten Koksverbrauch zur
                              									Folge haben. Man würde durch die Führung basischer Schlacken deshalb nicht eine
                              									Verminderung, sondern eine Erhöhung der Schwefelaufnahme bewirken.
                           Der Schluß der Ausführungen bildet eine Besprechung der Anreicherung der Gebläseluft
                              									mit Sauerstoff. Es sind hier für den Kupolofenbetrieb wesentliche Vorteile zu
                              									erwarten. Allerdings werden nur große Gießereien daran denken können, derartige
                              									Anlagen zu machen, obgleich die Unkosten nicht übermäßig große zu sein brauchen, da
                              									eine Sauerstoffanlage während des ganzen Tages betrieben, und Sauerstoff in
                              									Vorratsbehältern aufgesammelt werden kann, aus denen er dann während der
                              									verhältnismäßig kurzen Kupolofenschmelzzeiten dem Gebläsewind zuzuführen sein
                              									würde.
                           In der Besprechung geht Prof. Osann auf die Windverteilung
                              									und die Whiting-Düsen ein und wendet sich dann der
                              									Berechnung des Füllkoks zu. Die Frage des Satzkokes behandelt er rein
                              									wärmetechnisch. Der Gasanalyse möchte er keine allzugroße Bedeutung beilegen. Bei
                              									der Entschwefelungsfrage hat Osann eine andere Ansicht,
                              									wie der Vortragende. Wenn man keinen Kalkzuschlag gibt, erhält man ein
                              									schwefelhaltiges Eisen. Gibt man zu viel Kalk, so erhält man auch eine schlechte
                              									Entschwefelung. Man muß stets auf eine dünnflüssige Schlacke arbeiten, und demgemäß
                              									die Zuschläge bemessen.
                           Zivilingenieur Leyde betont, daß alles auf Dauerversuche
                              									ankommt, und über die Verschlackung möchte er nicht der Meinung sein, daß die
                              									Ringdüsen allein helfen. Die umstellbare Zuführung hat etwas für sich, sie ist die
                              									beste Beaufsichtigung des Arbeiters. Man muß darauf achten, daß man den Koks richtig
                              									aufsetzt. Es muß dafür gesorgt werden, daß alles regelrecht eingelegt wird.
                              									Gießereien, die dünnwandigen Guß herzustellen haben, müssen darauf achten, daß der
                              									Koks gehörig kleingeschlagen wird.
                           Oberingenieur Henning meint, die alte Frage des Vorherdes
                              									ist schon oft diskutiert worden. Vom Vortragenden wurde hervorgehoben, daß der
                              									Vorherd die Wirkung habe, ein Gußeisen anzusammeln, das kohlenstoffarm ist. Redner
                              									möchte aus seiner Praxis hervorheben, daß, wenn man ohne Vorherd arbeitete, man 2
                              									bis 3 v. H. mehr Stahlzusatz nehmen mußte, um gleiche Festigkeit zu erhalten, bei
                              									gleicher Gattierung des Rohmaterials. Es beweist dies, daß der Vorherd die Wirkung hat, die
                              									Geh.-Rat Mathesius nannte. Die umstellbaren Düsen haben
                              									sich in der Praxis recht gut bewährt, und deren Wert tritt besonders hervor, wenn es
                              									sich um langandauernde Betriebe handelt. Da machen sich die
                              									Verschlackungserscheinungen sehr bemerkbar, und es ist sehr gunstig, wenn man die
                              									Düsen abstellen kann, und durch darüberliegende Düsen ersetzen und freiblasen kann.
                              									Prof. Osann sagte, wenn der Kupolofen matt geht, dann
                              									soll man mehr Koks geben. Das machen wir in der Praxis so, aber man muß in diesem
                              									Fall auch die Windmenge erhöhen. Es fragt sich nun, wie man die Windmenge variieren
                              									kann. In den meisten Gießereien arbeitet ein Kapselgebläse, man kann die Drehzahl
                              									nicht immer verändern und muß den überschüssigen Wind ablassen durch ein Ventil oder
                              									einen Schieber. Es wäre ja sehr wünschenswert, für jeden Ofen ein angepaßtes Gebläse
                              									zu haben. Aber meist ist für alle Oefen nur ein Gebläse vorhanden, das so gewählt
                              									ist, daß es dem größten Ofen angepaßt ist.
                           Plohn.
                           –––––
                           7500 Grad! Man schätzt die Sonnentemperatur allgemein auf
                              									etwa 6000°; nun ist es mit irdischen Mitteln gelungen, die außerordentlich hohe
                              									Hitze von 7500° zu erreichen. Geh. Reg.-Rat Dr. Lummer-Breslau hat diesen Wärmegrad beim Weiterführen seiner Versuche mit
                              									flüssiger Kohle erreicht und damit die bisher möglichen Temperaturen um rund 3000°
                              									übertroffen. Seine Versuche zeigten ihm zunächst, daß reine Kohle unter Ueberdruck
                              									nicht brennt; wurde sie jedoch mit einer bestimmten Salzlösung getränkt, dann war
                              									eine Verbrennung unter ziemlich hohem Druck möglich. Unter dem Druck von 25 at kam
                              									der Lichtbogen der Bogenlampe auf die hohe Temperatur von 7500°. Diese
                              										„Drucklampe“ zeigt natürlich außerdem auch gegenüber der gewöhnlichen
                              									Bogenlampe eine entsprechend höhere Helligkeit, so daß sie für manche Zwecke unter
                              									Umständen noch eine ganz besondere Bedeutung gewinnt: Pur Leuchttürme, Signalgeräte
                              									und dergleichen.
                           Pr.
                           –––––
                           Die Erziehung des Industriearbeiters. Dieses Thema
                              									behandelt Geb. Baurat Dr.-Ing. Dr. A. von Rieppel,
                              									Nürnberg, in einem Sonderabdruck von „Technik und Wirtschaft“ 1913, Heft VII.
                              									Der Verfasser bespricht zunächst unter Gegenüberstellung von England, Amerika und
                              									Deutschland den Stand der Erziehung (Schulwesen, Lehrlingswesen) und entwirft dann
                              									ein Bild, wie er sich die Ziele der Erziehung (Erziehung zum Menschen, Erziehung zum
                              									Beruf) denkt. Am Schluß der kleinen Schrift behandelt er die von dem deutschen
                              									Ausschuß für technisches Schulwesen aufgestellten Leitsätze für die Erziehung und
                              									Ausbildung des Nachwuchses der Facharbeiterschaft für die mechanische Industrie.
                           Aus dem Inhalt: Die deutsche Volksschule steht in bezug auf die Systematik im
                              									Unterricht und die Zwangsausbreitung über das Land in erster Linie. Ihr gegenüber
                              									hat die amerikanische den Vorzug, daß sie den Unterbau für jedes weitere Studium
                              									bildet. Die Schüler besuchen sie bis zum 10. Lebensjahr und gehen dann auf die
                              									Mittelschule über. Von dieser steht ihnen mit vollendetem 14. Lebensjahre der Weg
                              									zur Oberschule offen. Es wird daraus ersichtlich, daß die Klassenunterschiede
                              									verwischt werden und jedermann die Möglichkeit gegeben wird, eine höhere Stufe zu
                              									erklimmen. Das in Deutschland herrschende Berechtigungswesen, das England nur für
                              									die sogenannten Geisteswissenschaften kennt, ist den Amerikanern fremd. Der
                              									Uebergang zu den höheren Schulen hängt nicht von einer Abgangsprüfung ab, vielmehr
                              									kann jeder Zugang finden, der die erforderlichen Kenntnisse durch eine Vorprüfung
                              									nachweist. Woher er die Kenntnisse hat, ist gleichgültig. – Die englischen und
                              									amerikanischen Fortbildungsschulen ermöglichen dem Arbeiter den Besuch von
                              									Abendkursen. Ihr Besuch ist trotz des fehlenden Zwanges sehr stark. Pflichtschulen
                              									sollen jetzt neben diesen Abendkursen eingeführt werden. – Die deutschen
                              									öffentlichen Volksbibliotheken, die dem Arbeiter über die Schule und
                              									Fortbildungsschule hinaus Gelegenheit zur Fortbildung bieten sollen, stehen an
                              									letzter Stelle. Es fehlen uns die zugunsten der Volksbibliotheken geschaffene
                              									Steuergesetzgebung Englands wie auch die riesigen Stiftungen reicher amerikanischer
                              									Menschenfreunde. In der Lehrlingsausbildung ist durch die ins Leben gerufenen
                              									gewerblichen Fachschulen für das Handwerk Mustergültiges geschaffen, für die
                              									Industrie sind diese Einrichtungen noch nicht genügend nutzbar gemacht.
                           Ein ganz allgemeines, weit über Industrie- und Handwerkskreise hinausgehendes
                              									Interesse fordern Rieppels Gedanken über die Erziehung
                              									zum Menschen. Die Erziehung muß davon ausgehen, daß nur durch das sittliche Streben
                              									das Dasein Sinn und Verstand gewinnt. Dieses sittliche Streben muß den Trieb nach
                              									Selbstvervollkommnung in sich tragen. Neben dieser geistigsittlichen Seite der
                              									Erziehung ist aber auch der Körper nicht zu vergessen. Diese Leitsätze stellt der
                              									Verfasser seinen Vorschlägen voran. In richtiger Erkenntnis der Bedeutung der Frau
                              									als Mutter ihres Kindes setzt er bei der Erziehung der jungen Mädchen für ihren
                              									künftigen Beruf als Mutter und mit dem Mutterschutz ein. Den Mädchen müßte in den
                              									Fortbildungsschulen entsprechender Unterricht gegeben werden. Sie müßten in
                              									Kindergärten und Kleinkinderbewahranstalten auch Gelegenheit zu praktischer
                              									Betätigung haben, um eine gute Auffassung vom hohen Beruf der Mutter zu erhalten. An
                              									sogenannten Mütterabenden wäre der pädagogischen Ausbildung der Mutter Rechnung zu
                              									tragen.
                           Für die Pflege des Kindes im Säuglingsalter wird schon jetzt viel getan. Die
                              									Bestrebungen zugunsten der Kindergärten, in denen die Kinder vom 4. bis 6.
                              									Lebensjahr vor äußeren schädlichen Einflüssen auf Geist und Körper bewahrt werden
                              									sollen, verdienen volle Unterstützung. Wie in Amerika müßte sich auch bei uns die
                              									Erziehung in weiterem Maße auf Auge und Hand, als der Geistesbildung gleichwertig,
                              									und auf den Schönheitssinn erstrecken. Allein schon ein ausgeprägter Schönheitssinn
                              									wird das Kind von manchem Unschönen und Bösen abhalten.
                           
                           Im großen ganzen soll in unseren Volksschulen nicht totes Wissen eingepaukt,
                              									sondern frisches Leben, eigenes Beobachten, Denken und Urteilen, Erfassen der
                              									Vorgänge in der Natur und im Leben gelehrt werden. Wenn dann für den Volksschüler
                              									durch Ausbau der oberen Klassen der Volksschule die Möglichkeit geschafft wird, noch
                              									mit dem 14. Lebensjahr ohne Zeitverlust auf eine Realschule überzugehen, wird es
                              									gelingen, eine tiefe und vielseitige Bildung auch in die untersten Schichten unseres
                              									Volkes zu tragen.
                           Mit der Erziehung in der Schule muß die durch Vater und Mutter Hand in Hand
                              									gehen.
                           Die Religion will der Verfasser aus dem Gesichtspunkte, daß er sich ohne Zwang
                              									Religiosität eher vorstellen könne als mit Zwang, weil Zwang zur Heuchelei und
                              									Unwahrhaftigkeit führe, wenigstens nicht auf der Fortbildungsschule eingeführt
                              									wissen.
                           Um die so häufigen Enttäuschungen einer falschen Berufswahl zu vermeiden, will der
                              									Verfasser die Lehrer über die Anforderungen und Aussichten der wichtigsten Berufe
                              									unterrichtet wissen. Sie könnten dann beobachten, welche Anlagen und Neigungen in
                              									dem einzelnen Schüler vorhanden sind, und ihn gemäß ihrer Berufskenntnis belehren
                              									und beraten.
                           In den Vorschlägen Rieppels zeigt sich ein im guten Sinne
                              									modernes Empfinden. Auf diesem Gedanken, Geist und Körper sich die Wage halten zu
                              									lassen, bauen sich ja die heutigen Erziehungsbestrebungen auf. Daß sie auch in
                              									diesem Zusammenhange so warm verfochten werden, dafür müssen wir dem Verfasser
                              									aufrichtigen Dank wissen. Nur hinsichtlich der vorgeschlagenen Vorbildung der jungen
                              									Mädchen für den Mutterberuf gerade auf der von dem Verfasser behandelten sozialen
                              									Stufe möchte ich ein Bedenken nicht verhehlen. Der Verfasser schlägt vor, den jungen
                              									Mädchen Unterricht und Gelegenheit zur praktischen Betätigung in Kindergärten und
                              									andern Anstalten als Vorbereitung für ihren Mutterberuf zu gewähren, um ihnen eine
                              									gute Auffassung von diesem Berufe zu verschaffen. Gewiß, ich zweifle nicht daran,
                              									daß wir einer Abhilfe dringend bedürfen, wo Leichtsinn und Unerfahrenheit heutzutage
                              									noch so viel sündigen. Aber werden wir die jungen Mädchen nicht vor allem auch
                              									körperlich für ihre Mutterschaft geeignet erhalten müssen? Junge Mädchen, die von
                              									morgens bis abends in den Fabriken arbeiten müssen – und dies wird bei den meisten
                              									Töchtern der Industriearbeiterkreise zutreffen, ich will das armselige Leben der
                              									Heimarbeiterin garnicht in Betracht ziehen –, werden in ihrer Mehrzahl keine
                              									gesunden Kinder gebären. Die schlechte Luft, die gebeugte Stellung über ihre Arbeit
                              									schädigt ihren Körper, und das ewige Einerlei des Fabrikbetriebes, die
                              									Freudlosigkeit ihres Jungmädchenlebens zermürbt ihren Geist. Darunter werden die
                              									Kinder leiden. Vor diesen Gefahren müssen wir die jungen Mädchen, die werdenden
                              									Mütter schützen. Sie müssen wieder mehr heraus aus den Fabriken, damit sie wieder
                              									mehr frische Luft atmen und ihren Körper strecken können und wieder mit lachenden
                              									Augen in die Sonne schauen lernen. In ihren Kindern dem Nachwuchs unseres
                              									Volkes, werden sie uns dafür Dank sagen.
                           Die größere Freiheit des täglichen Lebens wird ihnen dann auch die rechte Zeit und
                              									Lust geben zu der vom Verfasser vorgeschlagenen Vorbereitung für ihren
                              									Mutterberuf.
                           Dietze.
                           –––––
                           Maschinenlieferungen an Zwischenhändler und
                                 										Mängelrügepflicht. Der Maschinenzwischenhändler ist stets als Kaufmann
                              									anzusehen, und darum unterliegen die Rechtsgeschäfte über Lieferung von Maschinen an
                              									Maschinenzwischenhändler dem Handelsrecht. Nach Handelsrecht ist der Käufer einer
                              									Ware verpflichtet, die Ware selbst, sobald es mit Rücksicht auf seinen Geschäftsgang
                              									tunlich ist, zu untersuchen und etwa gefundene Mängel sofort anzuzeigen. Die
                              									Unterlassung der sofortigen Untersuchung und Anzeige hat den Verlust der etwaigen
                              									Rechte zur Folge, die der Käufer sonst von mangelhafter Lieferung herleiten kann,
                              									insbesondere die Rechte auf Minderung oder Schadenersatz.
                           Ein Zwischenhändler bestellt eine Maschine oft erst dann, wenn er selbst bereits
                              									einen festen Abnehmer hat, und es wird dann vereinbart, daß die Maschine so verpackt
                              									zu liefern ist, daß er sie in gleicher Verpackung gleich weitersenden kann, wenn
                              									nicht etwa von vornherein direkte Uebersendung an den Abnehmer des Zwischenhändlers
                              									ausbedungen wird.
                           Im letzteren Falle ist die Rechtslage klar, der Bestimmungsort der Maschine ist dann
                              									gleichzeitig der Ort, an dem die Abnahme stattfindet, und der Zwischenhändler hat
                              									das Recht und die Pflicht, die Maschine an diesem Orte untersuchen zu lassen, in der
                              									Regel durch seinen Käufer und auf diese Weise seine Mängelrcchte zu wahren.
                           Zweifelhafter aber ist die Rechtslage in dem ersten Fall, wenn die Maschine zunächst
                              									dem Zwischenhändler ausgehändigt wird, um von diesem ohne weiteres weiter expediert
                              									zu werden. Eine Ablieferung der Ware im Sinne des Handelsgesetzbuches hat in diesem
                              									Fall stattgefunden, und es ist grundsätzlich die Untersuchung und
                              									Mängelanzeigepflicht des Zwischenhändlers als Käufer damit zur Entstehung gelangt.
                              									Es fragt sich aber, ob in der Vereinbarung, daß die Maschine gleich weiter fertig zu
                              									liefern ist, nicht stillschweigend zwischen den Parteien ausbedungen wird, daß die
                              									Untersuchung und Anzeigemeldung erst an dem Ort der eigentlichen Ablieferung, nicht
                              									aber an dem Ort der Aushändigung an den Zwischenhändler erfolgen darf.
                           In gewissen Fällen wird man zweifellos eine solche Vereinbarung annehmen können, dann
                              									nämlich, wenn die Verpackung in einer Weise ausbedungen wird, daß eine Untersuchung
                              									der Maschine mit ganz besonderen Schwierigkeiten verknüpft ist.
                           Ist z.B. die Maschine in seemäßiger Verpackung zu liefern, so wird man aus dieser
                              									Vereinbarung entnehmen können, daß der Maschinenlieferant es sich gefallen lassen
                              									muß, daß die Untersuchung und etwaige Mängelanzeige erst nach dem Eintreffen der
                              									Maschine an ihrem Bestimmungsorte erfolgt; dies hat auch das Oberlandesgericht Kolmar
                              									angenommen (vgl. Staub, Kommentar zum Handelsgesetzbuch §
                              									377 Anm. 20).
                           Aber auch für den gewöhnlichen Fall ist es naheliegend, eine solche Vereinbarung der
                              									Hinausschiebung der Mängeluntersuchung und Rügeanzeige anzunehmen. Man muß im Auge
                              									behalten, daß der Zwischenhändler, der die Maschine weiterliefert, diese selbst
                              									nicht in Benutzung nehmen will, daß er vielleicht nicht einmal in der Lage ist, die
                              									Maschine ganz fachgemäß zu untersuchen und sie zu einer Probeleistung zu benutzen.
                              									Man denke nur etwa an landwirtschaftliche Maschinen, Schiffsmaschinen u. dgl.
                           Die Rechtsprechung hat allerdings kürzlich in einem solchen Falle zu Gunsten des
                              									Maschinenlieferanten entschieden und hat eine Pflicht des Zwischenhändlers
                              									angenommen, die ihm zum Weiterversand fertig gelieferte Maschine auf ihre
                              									Mängel zu untersuchen und eine Mängelrüge sofort mitzuteilen; der Zwischenhändler
                              									dürfe eine solche Maschine nicht ungeprüft weiterliefern; er müsse die Verpackung
                              									lösen und, soweit es die Umstände gestatten, die Vorschriften des Handelsrechtes
                              									erfüllen (Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamburg in Rechtsprechung der
                              									Oberlandesgerichte Bd. 28, S. 379).
                           Die Frage ist immerhin zweifelhaft, und man kann nicht mit Sicherheit voraussagen,
                              									wie das Reichsgericht und wie andere Oberlandesgerichte sich zu dieser
                              									Auslegungsfrage stellen. Es empfiehlt sich daher, besondere Vorschriften über die
                              									Untersuchung und Mängelrügen in den Lieferungsvertrag aufzunehmen, und entweder den
                              									Besteller zur Untersuchung und Mängelanzeige nach Ablieferung an ihn, unabhängig von
                              									der Weitersendung, zu verpflichten, oder ihn ausdrücklich von einer solchen
                              									Verpflichtung zu entbinden.
                           Dr. jur. Eckstein.