| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Plohn | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 560 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Schlottergebläse. Eine technisch bedeutungsvolle
                              									Neuerung auf dem Gebiete der Arbeitsmaschinen stellt der von G. A. Schlotter, Dresden, erfundene und nach ihm benannte Schlotter-Propeller dar, der in allen Kulturstaaten durch
                              									mehrere Patente geschützt ist. Die Siemens-Schuckertwerke
                              									besitzen das alleinige Ausführungsrecht der deutschen Patente für die Zwecke der
                              									Luft- und Gasförderung.
                           Das Schlotter-Gebläse besitzt als Schraubenlüfter alle
                              									bekannten Vorzüge dieser Ventilatorengattung: geringen Raumbedarf, Umkehrbarkeit der
                              									Förderrichtung, hohe Umlaufzahlen und bequemen Einbau. Seine einzigartige Stellung
                              									wird jedoch dadurch gekennzeichnet, daß die bisherigen Schraubenventilatoren kaum
                              									Gegendrücke über 20 mm W.S. und Wirkungsgrade nicht über 50 v. H. erreichen, während
                              									das Schlotter- Gebläse in einstufiger Bauart Gegendrücke bis zu 300 mm W.S.
                              									überwindet und Höchstwirkungsgrade von über 80 v. H. aufweist.
                           Jedes Schlotter-Gehläse (Abb.
                                 										1) besteht aus einem fünfflügligen Laufrad und einem Leitrad am Austritt.
                              									Die Druckflächen beider Räder sind reine Schraubenflächen, d.h. durch drehende
                              									Bewegung einer Linie um eine Achse bei gleichzeitiger Verschiebung längs der
                              									Drehachse erzeugt. Die grundlegende Neuartigkeit des Leitapparatprinzips
                              									besteht darin, daß sich die Eintrittskanten des Leitrades mit den Austrittskanten
                              									des Laufrades nicht, wie sonst üblich, decken, sondern an jeder Stelle rechtwinklig
                              									kreuzen. Der aus dem Laufrad austretende Luftstrom wird daher durch die einzelnen
                              									Leitschaufeln radial unterteilt und von diesen bei einer bestimmten Luftförderung
                              									stoßfrei aufgenommen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 559
                              Abb. 1.
                              
                           Die im Drehungssinn des Laufrades wachsende Krümmung der Leitschaufeln bewirkt nun
                              									eine Zusammenschnürung des Luftstromes und damit eine weitere Beschleunigung in dem
                              									ruhenden Leitapparat, so daß ein erheblicher Teil des Achsialschubes erst in diesem
                              									erzeugt wird. Infolge des Beharrungsvermögens treten daher die Luftfäden leicht
                              									rotierend und zur Achse konvergent aus, so daß bei freier Luftbewegung der kleinste
                              									Strahlquerschnitt etwa in einer halben Durchmesserlänge vor dem Leitapparatende
                              									liegt.
                           Setzt man an den Leitapparat eine Düse, deren Form sich der Strahlbegrenzung anpaßt,
                              									so erhält man bei freier Luftbewegung den höchsten Wirkungsgrad des Apparates.
                              									Dieser ist auf dem Ventilatorenprüffeld der S. S. W. an einem Modell von 600 mm
                              									Laufraddurchmesser zu rund 84 v. H. ermittelt worden und stellt somit überhaupt den
                              									höchsten Wert dar, der bisher an Ventilatoren mit einwandfreien Meßmethoden
                              									ermittelt worden ist. Als Instrumente wurden bei den Versuchen ausschließlich
                              									Staurohre nach Prof. Brabbée und Mikromanometer nach dem
                              									System des Verfassers benutzt.
                           Weitere Versuche ergaben, daß bei Anschluß einer Druckrohrleitung günstigenfalls rund
                              									80 v. H., bei Anschluß eines kurzen Ausblasestutzens von rund 20 v. H.
                              									Querschnittserweiterung noch 75 v. H. erreichbar sind, und daß bei Anschluß eines
                              									Diffusors der Wirkungsgrad je nach dessen Erweiterung von 75 v. H. an abwärts
                              									sinkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 560
                              Abb. 2.
                              
                           Eine recht gute Bestätigung finden diese Werte durch die Untersuchungen der Prof. Dr.
                              										Brabbée und Dr.-Ing. Kloß
                              									der Kgl. Technischen Hochschule Berlin, die an einem aus einer größeren Reihe
                              									beliebig herausgegriffenen Gebläse von mittlerem Typ (700 mm Flügeldurchmesser) bei
                              									anschließender Druckrohrleitung rund 79 v. H. als Höchstwert fanden.
                           Noch wesentlicher als die Größe des Höchstwirkungsgrades ist der Umstand, daß die
                              									Wirkungsgradkurve des Schotter-Gebläses sehr flach
                              									gekrümmt ist, so daß diese Konstruktion über einen großen Belastungsbereich hin vom
                              									höchsten Gegendruck bis zürn freien Ausblasen außergewöhnlich hohe Wirkungsgrade
                              									aufweist. Zum Vergleich sind in Abb. 2 die
                              									Wirkungsgradkurven für ein Schotter-Gebläse (Kurve a)
                              									und einen bekannten Fliehkraftlüfter (Kurve b)
                              									übereinander aufgetragen.
                           Ein weiterer Vorzug der Schlotter-Gebläse besteht darin,
                              									daß ihr Kraftbedarf für eine bestimmte Tourenzahl fast über den ganzen
                              									Belastungsbereich hin der gleiche ist. Dieser Vorzug kommt besonders dann zur
                              									Geltung, wenn sich der Gegendruck einer Anlage nicht genau vorausbestimmen läßt,
                              									oder wenn die Betriebsverhältnisse bei gleicher Luftmenge Wechsel im Gegendruck
                              									bedingen, wie es z.B. bei der Sonderbewetterung in Gruben durch den Anschluß
                              									verschieden langer Lutten der Fall ist. Bei allen Fliehkraftlüftern sind bekanntlich
                              									bei Unterschreitung, bei den bisher bekannten Schraubenlüftern bei Ueberschreitung
                              									des normalen Gegendruckes die Antriebsmaschinen stets überlastet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 560
                              Abb. 3.
                              
                           Die Abb. 3 und 4
                              									lassen die normale Ausführung der Gebläse erkennen. Der mit Fuß versehene Ringkörper
                              									aus Gußeisen enthält in seiner hohlen Nabe die Lagerung für die Welle, auf deren
                              									Zapfen einerseits das Laufrad, anderseits die Kupplungshälfte bzw. Riemenscheibe
                              									fliegend aufgekeilt sind. Als Lager gelangen ausschließlich Kugellager zum Einbau,
                              									welche die erforderliche unbedingte Betriebssicherheit bei geringster Wartung
                              									gewährleisten. Es genügt, je nach der Zahl der Betriebsstunden, die Lagerung ein-
                              									bis zweimal im Jahre auseinanderzunehmen, zu reinigen und mit neuem Fett zu füllen.
                              									Zur Förderung heißer Gase erhalten die Lager Wasserkühlung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 560
                              Abb. 4.
                              
                           Die normale Ausführung wird je nach dem Verwendungszweck auf die verschiedenste Weise
                              									abgeändert. So
                              									erhält z.B. der Ringkörper an Stelle des Fußes einen Flansch, wenn das Gebläse an
                              									Mauern oder an Schottwänden in Schüfen befestigt werden soll. Der senkrechte Einbau
                              									ist ohne weiteres möglich, da ohnehin jeder Apparat zur Aufnahme des Achsialschubes
                              									ein Drucklager erhält. Soll der Ventilator nicht frei aus einem Räume, sondern durch
                              									eine Leitung ansaugen, so wird an den Ringkörpern ein Saugkrümmer angeschlossen und
                              									die Antriebswelle durch diesen hindurchgeführt.
                           Die Laufräder sind gegossen, und zwar je nach ihrer Größe und Drehzahl und je nach
                              									der Temperatur der Gase entweder aus einem Leichtmetall (Aluminiumspeziallegierung)
                              									oder einer hochwertigen Bronze.
                           Der Antrieb der Schlotter-Gebläse erfolgt am
                              									zweckmäßigsten durch direkte Kupplung mit hochtourigen Kraftmaschinen, also mit
                              									Elektromotoren aller Stromarten und -Spannungen und Turbinen für Dampf, Luft und
                              									Wasser. Bei dieser Anordnung macht sich der Vorzug des geringen Kraftbedarfs und der
                              									hohen Drehzahlen, welche die Schlotter-Gebläse erfordern,
                              									in der Billigkeit der Antriebsmaschinen vorteilhaft geltend, so daß sich der Preis
                              									der Gesamtaggregate bei großen Modellen erheblich billiger, bei kleinen demjenigen
                              									der Fliehkraftlüfter etwa gleichstellt.
                           So wünschenswert die hohen Drehzahlen auch vom Standpunkte der Wirtschaftlichkeit
                              									sind, so werden ihnen doch für manche Verwendungszwecke durch die Geräuschfrage
                              									Grenzen gesetzt. Während Spezialkonstruktionen von Fliehkraftlüftern auf dem Markt
                              									sind, die als Orgelgebläse bei rund 120 mm WS. noch vollkommen ruhig, als
                              									Rohrpostgebläse bei etwa 500 bis 700 mm WS. Gegendruck noch leidlich ruhig laufen,
                              									können Schotter-Gebläse für rund 100 mm WS. bisher nicht als auch nur angenähert
                              									ruhig laufend bezeichnet werden. Wenn daher die Verwendungsmöglichkeit dieser neuen
                              									Gebläse für bewohnte Räume auf Ausnahmen beschränkt bleiben wird, so ist sie für
                              									gewerbliche Betriebe um so ausgedehnter. – Die wichtigsten Anwendungsgebiete
                              									sind:
                           1. Kessel-, Maschinen- und Schiffsraumlüfter für Kriegs- und Handelsmarine.
                           2. Haupt- und Sonderbewetterung für Gruben.
                           3. Tourenlüftung.
                           4. Luftheizungs-, Trocknungs- und Entnebelungsanlagen.
                           5. Feuerungsanlagen, insbesondere Unterwindgebläse.
                           6. Staub- und Spänetransport.
                           7. Kühlung elektrischer Maschinen.
                           Es sind bereits angenähert 100 Gebläse bis zu 1000 mm Flügeldurchmesser für eine
                              									Gesamtantriebsleistung von 967 PS teils geliefert, teils in Ausführung begriffen;
                              									darunter hat sich eine größere Anzahl für die verschiedensten Verwendungszwecke, für
                              									Lüftungs- und Trocknungsanlagen, für Unterwindfeuerungen, Sonderbewetterung und
                              									Kühlung von Elektromotoren in mehrmonatigem Betriebe einwandfrei bewährt. Da auch
                              									die Preisverhältnisse, wie bereits erwähnt, zum mindesten für größere Typen, recht
                              									günstig liegen, so dürfte das neue Gebläse allem Anschein nach dazu berufen
                              									sein, auf denjenigen Anwendungsgebieten, für die es seiner Natur nach besonders
                              									geeignet ist, die alten Fliehkraftlüfter zu verdrängen. [Zeitschr. für das gesamte
                              									Turbinenwesen Heft 15.]
                           Dr.-Ing. Berlowitz.
                           –––––
                           Ueber Abstellhähne an Schweißbrennern. Für Schweißzwecke
                              									mit Azetylen-Sauerstoff werden Brenner benutzt, die entweder für beide Gasleitungen
                              									ein gemeinsames Hahnküken, oder zwei unabhängig von einander absperrbare
                              									Gasleitungen besitzen. Aus Anlaß der Explosion eines Azetylenapparates wurde u.a.
                              									die Frage aufgeworfen, welcher der beiden Brennertypen den Vorzug verdient.
                           Nach der herrschenden Auffassung ist es zur Vermeidung von Explosionen
                              									empfehlenswert, daß bei Inbetriebnahme eines Brenners zuerst die Sauerstoffleitung
                              									geöffnet wird, weil dadurch das Azetylen schneller angesaugt, und ein während
                              									längerer Betriebspausen immer mögliches Azetylen-Luftgemisch leichter beseitigt
                              									wird. Wird nämlich zuerst die Azetylenflamme entzündet, so kann ein solches Gemisch
                              									sofort zurückschlagen, u. U. bis zum Behälter, und zur Explosionsröhre. Andererseits
                              									soll beim Abstellen des Brenners stets erst das Azetylenventil und dann erst das
                              									Sauerstoffventil geschlossen werden.
                           Diese Aufeinanderfolge im Oeffnen und Schließen der beiden Gasleitungen ist jedoch
                              									nicht unbedenklich, wenn eine unzulängliche Wasservorlage benutzt wird, weil dann
                              									der Sauerstoff sofort in die Azetylenleitung hineingesaugt wird und hier das
                              									Explosion-Gasgemisch erzeugt. Ebenso unvorteilhaft ist sie aber auch dann, wenn das
                              									Brennermundstück verstopft ist. Dann hat der Sauerstoff vom Augenblick der
                              									Verstopfung an immer Gelegenheit, durch die Mischdüse in die Azetylenleitung
                              									einzutreten. Hiergegen kann aber nur eine zweckentsprechende Wasservorlage schützen.
                              									Bei den Absperrhähnen mit gemeinsamem Küken und gemeinsamem Gehäuse für die
                              									Azetylen- und Sauerstoffleitung ist ein Uebertritt von Sauerstoff in die
                              									Azetylenleitung durch den zwischen Küken und Gehäuse befindlichen Zwischenraum immer
                              									möglich, namentlich, wenn das Hahnküken nicht sorgfältig in das Gehäuse
                              									eingeschliffen ist, wenn es sich gelockert hat, oder wenn irgend welche
                              									Materialfehler vorhanden sind (Gußblasen). Man hat diesen Uebertritt von Sauerstoff
                              									am Hahnküken mit zwei Bohrungen für die beiden Gase erfolgreich zu vermeiden
                              									gesucht, indem man z.B. das Hahngehäuse mit einem breiteren Schnitt durchschneidet.
                              									Auch hat man die Brenner so konstruiert, daß die Zufuhr beider Gase mit einem
                              									Handgriff in der Weise erfolgt, daß beim Oeffnen des Sauerstoffs, beim Schließen
                              									aber das Azetylen zuerst an- bzw. abgestellt wird.
                           Beim Gebrauch der Brenner sollte, um einer Ueberlastung des Reduzierventils
                              									vorzubeugen, nicht unterlassen werden, die Flaschenventile zu schließen.
                           Schweißbrenner, die für beide Gasleitungen ein gemeinsames Hahnküken und ein
                              									gemeinsames Hahngehäuse besitzen, sind ohne besondere Vorrichtung, die den Austausch der Gase
                              									verhindert, immer als bedenklich anzusehen. [Carbid und Acetylen 18,1914,121.]
                           Dr. Loebe.
                           –––––
                           Wippausleger auf einem 100 t-Scherenkran. Eine
                              									interessante Anwendung des Wippauslegers, welcher schon S. 2 50 d. J. beschrieben
                              									ist, ist diejenige bei einem 100 t-Scherenkran der Schiffswerft von Gebrüder Denny in Dumbarton. Der Kran besaß bei einer
                              									größten Tragkraft von 100 t eine Ausladung von 10,8 m. Durch die Anbringung des
                              									Auslegers ist die Ausladung um mehr als 60 v. H. auf 17,5 m gewachsen, während die
                              									größten Spannungen in allen Stäben kleiner statt größer geworden sind, was auf den
                              									ersten Blick nicht zu erwarten ist. Mit dem Kran können jetzt Schiffe von bedeutend
                              									größeren Abmessungen bedient werden. Nicht allein die Vergrößerung der Ausladung um
                              									6,7 m ist dabei ausschlaggebend, sondern auch der Umstand, daß bei gleicher
                              									Ausladung die Vorderbeine weiter zurückbleiben. Ursprünglich mußte bei großen
                              									Schiffen zum Einsetzen von Maschinen und Kesseln die hohe Seitenwand der Schiffe
                              									teilweise freigelassen werden, um die nötige Ausladung erreichen zu können. Das ist
                              									jetzt nicht mehr notwendig. Die Konstruktion stammt von der Firma Babcock & Wilcox in Renfrew.
                           Aus der Abbildung ist ersichtlich, daß der Ausleger A um
                              									den Scherenzapfen S drehbar gelagert ist. Am äußeren,
                              									tiefer liegenden Ende trägt der Ausleger die Flaschenzüge für das Haupt- und
                              									Hilfswindwerk, während das andere Ende des Auslegers durch ein Stahldrahtseil mit
                              									einer Verankerung V am Schluß der wagerechten Führung
                              									des Hinterbeines verbunden ist. Beim Ausschwenken der Scheren hält das Drahtseil das
                              									obere Ende des Auslegers fest, so daß sich der Lasthaken nach außen und aufwärts,
                              									d.h. in einer ansteigenden Bahn bewegt. Ursprünglich waren die Scheren durch das
                              									Hinterbein allein verankert in einer Entfernung von 17,3 m vom Drehzapfen D bis zum Fuß F des
                              									Hinterbeines. Bei der neuen Anordnung ist die Entfernung vom Drehzapfen D bis zur Verankerung V
                              									des Drahtseiles 27,5 m. Mit dem so verankerten Ausleger hängt die eigentümliche
                              									Erscheinung zusammen, daß trotz größerer Ausladung die Stabspannungen kleiner
                              									werden. Bei der ungünstigsten Belastung wird der Druck in den Scheren von 258 t auf
                              									251 t verringert, der Zug im Hinterbein von 112 t auf 15 t, und die Schraubenkraft
                              									zum Bewegen des Hinterbeins beträgt statt 78 t nur noch 10 t.
                           Wie bereits bemerkt, steigt die Last beim Ausschwenken, bei der alten Anordnung fiel
                              									sie. Die steigende Last versucht die Scheren einwärts zu treiben, während sie das
                              									Eigengewicht nach außen zieht. Beide Wirkungen heben sich mehr oder weniger auf
                              									und verringern die Schraubenkraft zum Bewegen des Hinterbeines bedeutend. Beträgt
                              									die Hakenlast 71 t, so heben sich beide Wirkungen gerade auf, und die Schraubenkraft
                              									ist gleich Null. Die größte Schraubenkraft tritt auf, wenn der ausgeschwenkte Haken
                              									unbelastet ist. Die Tatsache, daß die Last beim Ausschwenken steigt, ergibt den
                              									weiteren Vorteil, daß nicht allein an Hubhöhe, sondern auch an Hubzeit (15 Minuten)
                              									gespart wird.
                           Der Ausleger ist ~ 15 m lang und 4,5 m hoch. Infolge der Belastung durch die
                              									Flaschenzüge und das Stahldrahtseil befindet er sich im stabilen Gleichgewicht. Um
                              									Torsionsspannungen zu vermeiden, welche durch seitliches Ausschwenken der Last in
                              									die Scheren gelangen könnten, ist der Ausleger auch um einen Zapfen drehbar, der
                              									senkrecht zum Zapfen der Scheren steht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 562
                              
                           Die Aufstellung des Auslegers machte wenig Schwierigkeiten und ging schnell von
                              									statten.
                           Die erfolgreiche Anbringung des Wippauslegers bei diesem Kran läßt darauf schließen,
                              									daß sich dieser Ausleger mit der Zeit ein großes Anwendungsgebiet erobern wird.
                           Dr.-Ing. Steuer.
                           Teerölbetrieb von Dieselmaschinen. Wenn auch die
                              									Rentabilität einer Kraftanlage nicht allein vom Brennstoffverbrauch abhängt, so sind
                              									die Brennstoffkosten doch der maßgebende Faktor bei der Entscheidung, ob eine
                              									Dampfmaschine oder eine Dieselmaschine die geeignetste Betriebsmaschine für einen
                              									bestimmten Fall ist. In der „Zeitschrift des Bayrischen Revisions-Vereins“
                              									1914, S. 75 sind eingehende Versuche über den Wärmeverbrauch von Dieselmaschinen
                              									zusammengestellt.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 563
                              Größe der Maschine; Bauart der
                                 										Maschine; stehend, einzylindrig, einfachwirkender Viertakt; liegend,
                                 										zweizylindrig, einfachwirkender Viertakt; liegend, zweizylindrig,
                                 										(Trandemanordnung), doppeltwirkender Viertakt; Zylinder-Durchmesser; Kolbenhub;
                                 										Art der Belastung; Minutliche Umdrehungszahl; Ueberdruck im Einblasegefäß;
                                 										Verdichtungsdruck in der Maschine; Indizierte Leistungder Maschine; Indizierter
                                 										Kraftbedarf der Luftpumpe in v. H. der indizierten Maschinenleistung;
                                 										Nutzleistung der Maschine; Mechan. Wirkungsgrad; Teerölverbrauch für 1 PSe u.
                                 										Std; Gasölverbrauch für 1 PSe u. Std; Gasolin v. H. des Gesamtverbrauchs;
                                 										Gesamter Brennstoffverbrauch bezogen  auf 10000 WE für 1 PSe u. Std.;
                                 										Wärmeverbrauch für 1 PSe u. Std.; Thermischer Wirkungsgrad; Brennstoffkosten für
                                 										1 PSe u. Std.; Kühlwassertemperatur-Zufluß; Kühlwassertemperatur-Abfluß; Verbr.
                                 										an Kühlwasser für 1 PSe/Std.
                              
                           Bis vor wenigen Jahren wurde zum Betriebe von Dieselmaschinen fast
                              									ausschließlich Gasöl verwendet. Der jetzige Preis dieses Treibmittels von 13 M für
                              									100 kg hat den Wettbewerb dieser Maschinen gegenüber der Kolbendampfmaschine und der
                              									Dampfturbine stark beeinträchtigt. In den letzten Jahren war man nun bestrebt, die
                              									Dieselmaschine mit dem verhältnismäßig billigen Teeröl zu betreiben. Nimmt man den
                              									Gasölverbrauch einer Dieselmaschine zu 190 g an für 1 PSe und Stunde, so ergibt sich (bei einem Preise von 12,50 M für 100 kg) als
                              									Brennstoffkosten 2,4 Pf. für die Leistungseinheit. Bei größeren Dampfkraftanlagen
                              									können Brennstoffkosten von 1,6 Pf. für 1 PSe und
                              									Stunde erreicht werden. Bei Teerölbetrieb (bei einem Preise von 5 M für 100 kg)
                              									sinken aber die Brennstoffkosten auf 1 Pf. für 1 PSe
                              									und Stunde.
                           Vorstehende Zusammenstellung enthält Versuchsergebnisse, die vor einem Jahre an
                              									Teerölmaschinen gewonnen wurden. Die Brennstoffkosten für 1 PSe und Stunde ergaben sich dabei mit Teeröl und einem
                              									Zusatz von 4 bis 5 v. H. Gasöl als Zündöl. Die Versuchsdauer war relativ klein, 84
                              									Minuten bei der 50 PS-Maschine, 68 Minuten bei 300 PS-Maschine mit Normallast und
                              									180 Minuten bei der 1000 PS-Maschine bei ¾-Last.
                           W.
                           –––––
                           Erhöhung der Schnittgeschwindigkeit bei der
                                 										Metallbearbeitung. In Heft 21 d. J. (Elektrische Antriebe in Werkstätten)
                              									wurde schon darauf hingewiesen, daß bei Vorhandensein günstiger
                              									Abkühlungsverhältnisse bedeutend höhere, als die zurzeit üblichen
                              									Schnittgeschwindigkeiten von beispielsweise 22 m/Min, für Werkzeuge aus
                              									Schnellarbeitsstahl, benutzt werden können. Nun berichtet auch L. P. Alford in der Zeitschr. f. prakt. Maschb. vom 23. Mai
                              									1914 über eine Reihe erstaunlicher Versuche mit einer Fräsmaschine, wobei das
                              									Werkzeug mit einer Schnittgeschwindigkeit bis zu 255 m/Min, betrieben wurde. In
                              									diesem Falle handelte es sich um einen Fräser von 160 mm ø, 25,4 mm Breite mit 16
                              									abwechselnd schräg gestellten Zähnen. Trotz dieser fabelhaften
                              									Arbeitsgeschwindigkeit betrug die Spanstärke 6,35 mm und der Vorschub 775 mm/Min.
                              									Das bearbeitete Material war Maschinenstahl von etwa 40 kg/mm2.
                           Bei einem andern Versuch wurde mit einer Schnittbreite von 152 mm, einer Spanstärke
                              									von 4,76 mm und gleichem Vorschub, wie vorgehend, gearbeitet. Verwendet wurde ein
                              									Walzenfräser mit nur drei Schneidzähnen, die unter einem Drall von 69 ° lagen; die
                              									Schnittgeschwindigkeit war 143 m/Min. Die Späne zeigten ein sehr gleichmäßiges
                              									Aussehen und hatten bei dem gewählten hohen Vorschub die Gestalt recht ansehnlicher
                              									Splitter.
                           Die Hauptbedingung zur Erzielung derart hoher Leistung ist eine möglichst vollkommene
                              									Abführung der erzeugten Wärme. Sie wird erreicht durch eine etwa auf das zehnfache
                              									gesteigerte Zufuhr des Schmiermittels. Im beschriebenen Falle war eine
                              									Schleuderpumpe vorgesehen, die unter hohem Druck minutlich etwa 55 1 auf die
                              									Arbeitstelle förderte. Der Fräser war hierbei von einer Haube umgeben, die das
                              									Kühlmittel zu einer ausgiebigen Kühlung des Fräsers zwingt und am vorzeitigen Verspritzen
                              									hindert. Die Art des Kühlmaterials ist ohne wesentlichen Einfluß; wichtig ist nur,
                              									daß es in ausreichender Menge zugeführt wird.
                           Man erwartet von diesen Versuchen, daß sie zu einer Umwälzung auf dem Gebiete des
                              									Fräsens führen werden. Natürlich wird es sich zunächst darum handeln, die
                              									Fräsmaschinen selbst derart zu bauen, daß sie dauernd solche hohen Leistungen
                              									abgeben können.
                           Eine nur annähernd gleiche Steigerung der Leistung dürfte für die andern
                              									spanabhebenden Werkzeuge jedoch nicht in Frage kommen, da nur bei einem Fräser
                              									dieser Art, bei welchem die Schneidzähne nur periodisch zum Eingriff kommen, die
                              									Möglichkeit einer genügend ausgiebigen Kühlung der Schneiden gegeben ist.
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Die Abnutzung der Rohre im Spülversatzbetriebe. (Nach
                              									Ingenieur M. V. Viannay in „Bulletins et Comptes
                                 										Rendus Mensuels de la Sociétè de l'industrie Minerale“). Die Abnutzung der
                              									Spülversatzrohre spielt bekanntlich im Bergbau eine gewisse Rolle. Der Verfasser,
                              									der eingehende Studien im oberschlesischen und russisch-polnischen Revier gemacht
                              									hat, unterscheidet hinsichtlich der Ursachen die normale und die anormale Abnutzung.
                              									Die erste ist eine Funktion der Härte des Spülgutes, der Wassermenge und der
                              									Spülstromgeschwindigkeit, die letzte wird durch Wirbelbildungen in den Rohren
                              									verursacht. Bezüglich der Frage, welchen Einfluß das Mischungsverhältnis von
                              									Versätzmaterial zu Wasser auf die Abnutzung der Rohre ausübt, machte der Verfasser
                              									folgende Beobachtung. Wurde das Mischungsverhältnis des Versatzes von 2:1 auf 1:1
                              									herabgesetzt, so war bei wagerechten Rohrleitungen eine Vergrößerung der Abnutzung
                              									nicht wahrnehmbar. Unverhältnismäßig groß wurde dagegen die Abnutzung, als in einer
                              									Rohrleitung von 125 mm ø bei einer scheinbaren Geschwindigkeit von 1 m pro Sek. das
                              									Mischungsverhältnis von Wasser zu Sand auf 10:1 gebracht wurde. Im allgemeinen wird
                              									es am zweckmäßigsten sein, wenn man auf 1 Teil Versatz etwas weniger als 1 Teil
                              									Wasser verwendet. Von besonderem Interesse sind sodann die Versuche, die auf den
                              									Steinkohlengruben „Heinitz“ und „Ferdinand“ bei Kattowitz angestellt
                              									worden sind; hier versuchte man, zur Beförderung des trockenen Kohlenstaubes
                              									Preßluft zu verwenden. Trotz der verhältnismäßig geringen Härte des Kohlenstaubes
                              									wiesen die Rohrleitungen schon nach kurzer Zeit so große Abnutzungen auf, daß man
                              									von der weiteren Verwendung von Preßluft Abstand nehmen mußte. Damit dürfte Luft als
                              									Transportmittel für diese Zwecke auch in Zukunft ausgeschlossen sein. (Gleichwohl
                              									stehen pneumatische Kohlenförderanlagen über Tage bei verhältnismäßig kurzen
                              									Rohrleitungen mit recht gutem Erfolge in Anwendung, vgl. D. p. J. Bd. 328, Heft 44,
                              									Ref.). Der Einfluß ovaler Rohrleitungen äußert sich zunächst dahin, daß das Wasser
                              									in diesen Leitungen höher steht als in solchen mit kreisrunden Querschnitt.
                              									Allerdings sind die normalen Abnutzungen in ovalen Rohren größer. Da man jedoch
                              									mit geringeren Geschwindigkeiten bei der Spülung auskommt, sind die abnormalen
                              									Abnutzungen geringer und infolgedessen auch der gesamte Verschleiß ein geringerer
                              									als bei den kreisrunden Rohrleitungen. Ferner ist naturgemäß auch die Wahl des
                              									Materials für die Rohre von wesentlicher Bedeutung. Gußeiserne Rohre werden im
                              									allgemeinen wenig zu Spülversatzzwecken verwendet. Sie sind schwer zu handhaben und
                              									bersten leicht, wenn sie abgenutzt sind. Um dies zu vermeiden, hat man mit Erfolg
                              									versucht, die Rohre mit alten Drahtseilen zu umwickeln. Das für die schmiedeeisernen
                              									Rohre verwendete Material ist Martineisen; in Myslowitz besitzen die Rohre 8 mm
                              									Wandstärke bei einem Durchmesser von 187 mm. In den senkrechten Leitungen betrug
                              									hier die Abnutzung 1 mm für 95000 m3 Sandversatz,
                              									in den wagerechten Leitungen betrug sie am Boden 1 mm auf 49000 m3, an den Wänden 1 mm auf 147000 m3 Versatz. Interessant ist hier die Beobachtung,
                              									daß die Abnutzung in den ansteigenden Teilen wellenförmig stattfindet, und zwar mit
                              									einer Wellenlänge von 50 bis 60 m. Mit tonigem Versatz und Waschbergen war der
                              									Verschleiß etwa dreimal geringer als bei Verwendung von Sand und etwa sechsmal
                              									geringer als bei Versatz von Hochofenschlacke. Zur Erhöhung ihrer
                              									Widerstandsfähigkeit hat man bekanntlich die Spülversatzrohre mit verschiedenen
                              									Auskleidungen versehen. Die an und für sich gute Eichenholzauskleidung hat nicht
                              									viel Verbreitung gefunden, da ihre Kosten ziemlich hohe sind und die Verlegung
                              									derartiger Rohre besonders sorgfältig erfolgen muß. Mit Vorteil werden ferner
                              									Porzellanauskleidungen verwendet, die aus 250 mm langen und 4 bis 6,5 mm starken
                              									Ringen bestehen. Allerdings ist man in Oberschlesien von dieser Auskleidungsform
                              									wieder abgekommen. Stehen feinere Versatz oder Waschberge zur Verfügung, so ist
                              									Porzellanfutter zweckmäßig, bei andern Versatzmaterialien ist die Abnutzung groß.
                              									Metallische Auskleidungen, die gleichfalls recht teuer sind, eignen sich nur für
                              									wagerechte Rohrleitungen. Es ist später auch vorgeschlagen worden, ähnlich den
                              									Porzellanringen Eisen- bzw. Stahlringe einzulegen. Bei großer Härte und Zähigkeit
                              									des Materials kann diese Ausführung Erfolg haben. Bemerkenswert sind weiterhin die
                              									Untersuchungen über die Wirkungen der in den Spülleitungen enthaltenen Luft, die oft
                              									eine pulsierende Bewegung des Spülstromes und dadurch Wirbelbildungen hervorruft,
                              									wodurch leicht Verstopfungen eintreten können. Im Norden Frankreichs hat man die
                              									Luft dadurch aus den Rohren zu entfernen gesucht, daß man den Rohrdurchmesser
                              									reduzierte. In Oberschlesien ist die Frage nicht so einfach zu lösen, da man hier
                              									vielfach in der Nähe alter, mit Kohlensäure erfüllter Abbaue versetzt und dabei die
                              									mitgeführte Luft zur Wetterverbesserung beiträgt. Auf der Grube Concordia hat man
                              									die Rohrdurchmesser von 225 mm auf 150 mm verringert und dadurch die Gefahr der
                              									Verstopfungen beseitigt. Die größten Abnutzungen weisen naturgemäß die Krümmungen
                              									auf. Krümmer im Schachte sind zu vermeiden. Am Fuße des Schachtes verwendet man
                              									Krümmer aus hartem Stahl; sie erfahren durchschnittlich beim Durchgang von etwa 9500 m3 tonigem Sand eine Abnutzung von 1 mm. Der
                              									Verschleiß der Streckenkrümmer ist weniger wichtig; er ist nur etwa halb so groß als
                              									der an den Schachtkrümmern.
                           Schorrig.
                           –––––
                           Die Unterscheidung von galvanisch- und feuerverzinktem
                                 										Eisen. (Nach Dr. techn. Ernst Pfann.)
                              									Gelegentlich eines von der Lehrkanzel für Chemische Technologie an der k. k.
                              									Technischen Hochschule in Wien zu erstattenden Gutachtens stellte es sich heraus,
                              									daß die meisten bisher an galvanisch- und feuerverzinkten Eisendrähten, -röhren oder
                              									-blechen vorgenommenen Untersuchungen keine derartigen Resultate gehabt haben, daß
                              									man aus ihnen allgemein gültige Gesetzmäßigkeiten für eine Unterscheidungsmethode
                              									hätte ableiten können. Der Verfasser unternahm es daher, systematische
                              									Untersuchungen anzustellenDr. Pfann: „Die Unterscheidung von galvanisch- und
                                       												feuerverzinktem Eisen“; k. k. Hofverlag Fromme-Wien,
                                    										1914. und fand dabei eine neue, für die Praxis bestimmte Methode, die
                              									ein zuverlässiges Urteil über die Art einer vorliegenden Verzinkung abzugeben
                              									gestattet und deshalb für die ganze metallverarbeitende Industrie bedeutungsvoll
                              									erscheint.
                           Zusammenfassend ist zunächst zu bemerken, daß es in jedem Falle ratsam ist, die
                              									Untersuchung einer Verzinkung mit einer qualitativen Prüfung des Zinküberzuges
                              									einzuleiten. Erst dann soll man die Korrosionsversuche durchführen, und zwar mit
                              									Schwefelsäure (5 v. H.) oder, was besser ist, mit wässeriger schwefliger Säure (6 v.
                              									H.). Die Tauchungen in Kupfervitriollösung können wohl auch zur Ergänzung
                              									durchgeführt werden, doch sollen sie nur dazu dienen, über die Stärke der
                              									Zinkschicht, unabhängig von der Art der Verzinkung, Aufschluß zu geben. Ueber den
                              									neuen, vom Verfasser angegebenen Weg der Prüfung sei folgendes wiedergegeben: Wirkt
                              									schweflige Säure auf reines, beispielsweise galvanisch
                              									niedergeschlagenes Zink ein, so löst sich das Zink leicht, aber ohne
                              									Wasserstoffentwicklung. Das Zink zersetzt mit Hilfe der schwefligen Säure das
                              									Wasser, und das entstehende Zinkoxyd verbindet sich mit schwefliger SäureRiesler-Bennot, Ann. Phys. Chem. Bd. 26.. Der
                              									frei werdende Wasserstoff bildet Wasser und Schwefelwasserstoff. Dieser wiederum
                              									bildet mit der schwefligen Säure Wasser und Pentathionsäure, die schließlich in
                              									Schwefelsäure, unterschweflige Säure und Schwefel zerfällt:
                           3 (S5
                              									O5) = 3 (S O3) + 2 (S2
                              									O3) + 8 S.
                           Nimmt man dagegen eine Zinksorte, die auch nur geringe
                              									Verunreinigungen anderer Metalle enthält, so geschieht die Lösung unter Brausen und
                              									intensiver Wasserstoffentwicklung, offenbar unter dem Einfluß von entstandenen
                              									Lokalströmen. Auf dem genannten Unterschied beruht die praktische Verwendbarkeit der
                              									neuen Methode. Zur Feststellung der Wirkung der schwefligen Säure wurde alsdann
                              									folgender Versuch unternommen: Ein Stück galvanisch niedergeschlagenes sowie ein
                              									Stück Handelszink wurden in eine Lösung von sechsprozentiger schwefliger Säure
                              									gelegt. Das Handelszink war das gleiche welches bei der Feuerverzinkung verwendet
                              									wurde. Seine Analyse ergab folgende Zusammensetzung: Zink 98,18 v. H., Blei 1,70 v.
                              									H, Eisen 0,06 v. H., Kadmium 0,06 v. H. Das galvanische Zink zeigte beim Beginn der
                              									Einwirkung der schwefligen Säure sowie im weiteren Verlauf der Lösung keine Spur von
                              									Gasentwicklung; beim Handelszink dagegen trat sofort eine lebhafte Gasentwicklung
                              									auf. Um die Unterschiede in der Lösungsfähigkeit der beiden Zinksorten zu
                              									konstatieren, wurden die Versuche unter gleichen Bedingungen wiederholt. Der
                              									Lösungsvorgang wurde dann einigemale unterbrochen, und die Gewichtsabnahmen
                              									festgestellt. Daraus hat sich ergeben, daß die Lösungsfähigkeit der verunreinigten
                              									Zinksorte nur bei Beginn des Lösungsprozesses in den ersten drei Minuten eine
                              									größere war und dann im weiteren Verlauf des Prozesses erheblich hinter der des
                              									galvanischen Zinkes zurückblieb. An der Kurve, die aus den Gewichtsabnahmen unter
                              									den entsprechenden Zeiten konstruiert wurde, kann man deutlich das verschiedene
                              									Verhalten der beiden Zinksorten erkennen. Dann wurden auch an einigen verzinkten
                              									Drähten unter den gleichen Bedingungen die Korrosionsversuche mit schwefliger Säure
                              									durchgeführt. Aus der Zusammenstellung der Ergebnisse kann man auf die
                              									Gesetzmäßigkeit in der Einwirkung der schwefligen Säure schließen die prozentualen
                              									Gewichtsabnahmen sind bei den feuerverzinkten Drähten ausnahmslos größer.
                           Im übrigen ist es bei der Feststellung des Charakters einer Verzinkung garnicht
                              									notwendig, den langwierigen Weg einzuschlagen, indem man den Grad der Löslichkeit in
                              									schwefliger Säure aus den Gewichtsverlusten konstatiert. Schon die Verschiedenheit
                              									der äußeren Erscheinungen haben genügt, um sofort die kalte und heiße Verzinkung
                              									voneinander zu unterscheiden. Handelt es sich also um die Feststellung des
                              									Charakters einer Verzinkung, so bieten die erwähnten unterscheidenden Merkmale
                              									zuverlässige Anhaltspunkte, aus denen mit Sicherheit auf die Art der Verzinkung
                              									geschlossen werden kann. – Bezüglich der weiteren Untersuchungen des Verfassers kann
                              									an dieser Stelle nur auf das interessante Werkchen selbst hingewiesen werden.
                           Schorrig.
                           –––––
                           Ueber die Wärmevorgänge beim Spanschneiden und die
                                 										vorteilhaften Schnittgeschwindigkeiten. Als vorteilhafte
                              									Schnittgeschwindigkeit des Schnellstahls ist diejenige zu bezeichnen, bei der
                              									einerseits die Rotwarmhärte ausgenutzt, andrerseits ein Verbrennen und zu schnelles
                              									Stumpfwerden vermieden wird. Ingenieur Friedrich-Chemnitz
                              									hat die Verteilung der beim Spanschneiden erzeugten Wärme theoretisch untersucht und
                              									gelangt zu folgender Beziehung:
                              										v=\frac{e\,O_{\mbox{s}}}{k\,f+w\,\beta}. Hierin bedeuten v die Schnittgeschwindigkeit, O3 den Teil der Spanoberfläche, durch den
                              									die Wärme übergeht, f den Spanquerschnitt, ß den Schnittbogen, k und
                              										w Materialkonstanten; ferner ist e Os = E, wenn E die sekundliche
                              									Schnittarbeit darstellt. Der Verfasser findet für k den
                              									Mittelwert 40 kg/mm2 und für den von der Reibung
                              									in der
                              									Schnittfläche abhängigen Festwert w_1=\frac{w\,\beta}{\sqrt{f}}
                              									den Mittelwert 45 mm-kg/mm2. Die
                              									Temperaturerhöhung der Späne ist bei den nach obiger Gleichung berechneten
                              									Schnittgeschwindigkeiten für verschiedene Spanquerschnitte annähernd gleich. Bleibt
                              									der Spanquerschnitt bei verschiedenen Schnittgeschwindigkeiten der gleiche, so setzt
                              									der Verf. eine Beziehung zwischen Temperatur und Schnittgeschwindigkeit an, die an
                              									einer Reihe von Versuchen geprüft wird. In ähnlicher Weise wird sodann die Wärme bei
                              									verschiedenen Spanquerschnitten und normalen Schnittgeschwindigkeiten bestimmt. Als
                              									praktische Anwendung der Ergebnisse wurde ein Schnellschnittanzeiger entworfen,
                              									durch welchen man die zusammengehörigen Werte von Durchmesser, Drehzahl,
                              									Spanquerschnitt, Vorschub und Schnittiefe (vgl. Abbildung) ermitteln kann. [Friedrich in Nr. 10, 11, 12 der Z. d. V. d. L]
                           Schmolke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 566
                              f Spanquerschnitt O Durohmesser x
                                 										Schnittlefe + Schnittgeschwindigkeit v
                              
                           –––––
                           Eine neue Legierung für Lagerschalen bringt die American Metal Co. in Pittsburg Pa. auf den Markt. Die
                              									neue Legierung besteht aus 65 Teilen Kupfer, 30 Teilen Blei und 5 Teilen Zinn, die
                              									im Schmelztiegel noch einer besonderen Behandlung unterworfen werden. Proben haben
                              									außerordentlich gute Erfolge geliefert: Bei einer Lokomotive waren z.B. die Schalen
                              									aus dem neuen Metall nach 80000 km nur um 0,8 mm ausgelaufen, während die übrigen
                              									Lager inzwischen sechsmal neu ausgegossen worden waren; beim Rolltisch eines
                              									Blechwalzwerkes haben neue Schalen doppelt so lange gehalten, als solche aus
                              									Phosphorbronze.
                           Pr.
                           –––––
                           Der Internationale Verband der
                                 										Dampfkessel-Ueberwachungsvereine. Der Gedanke zur Gründung des Verbandes
                              									der Dampfkessel-Ueberwachungsvereine, der in diesem Jahre in Chemnitz tagte, ging
                              									von dem Hamburger Verein aus. Zwar fand die im Januar 1872 gegebene Anregung
                              									anfangs wenig Gegenliebe, wurde aber von dem Magdeburger Verein aufgegriffen und
                              									führte im Februar des nächsten Jahres zur Gründung des Verbandes. In der Folgezeit
                              									begann dieser seine umfassende Tätigkeit. Von seinen Arbeiten sind in erster Linie
                              									die Würzburger Normen zur Prüfung von Kesselmaterialien, die Hamburger Normen für
                              									Blechstärken von Dampfkesseln und die gemeinsam mit dem Verein deutscher Ingenieure
                              									und dem Verein deutscher Maschinenbauanstalten geschaffenen Normen für
                              									Leistungsversuche an Dampfkesseln und Dampfmaschinen zu nennen. Aber auch zahlreiche
                              									andere Fragen, wie Vermeidung des Kesselsteinansatzes und der Rauchbelästigung, die
                              									bessere Ausbildung der Heizer, zog der Verband in den Kreis seiner Beratungen. Schon
                              									vier Jahre nach seinem Gründung galt das Urteil des Verbandes dem
                              									Handelsministerium. für sachverständig. Hauptsächlich seinem Gutachten ist es zu
                              									danken, daß die Gesetzgebung nicht durch Anordnungen rein technischer Natur,
                              									Vorschriften über Konstruktionseinzelheiten usw. verschärft wurde. Die Entwicklung
                              									des Verbandes, welcher infolge seiner über Deutschland hinausgehenden Ausdehnung im
                              									Jahre 1888 den Namen „Internationaler Verband der
                                 										Dampfkessel-Ueberwachungsvereine“ annehmen konnte, geht aus folgenden Zahlen
                              									hervor. Bei der Gründung 1873 waren sechs Vereine, im Jahre 1913 72 Vereine
                              									angeschlossen. Damals wurden 4900, jetzt 265000 Kessel überwacht. Mit Befriedigung
                              									kann man feststellen, daß das Anwachsen des Verbandes, der außer in Deutschland noch
                              									in Oesterreich, der Schweiz, Schweden, Rußland, Frankreich, Italien und in Belgien
                              									tätig ist, gerade in den letzten Jahren mit steigender Beschleunigung vor sich ging.
                              									[Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb Nr. 26 1914.]
                           Schmolke.
                           –––––
                           Ueber das neue Verfahren zur Aufbereitung der Kohlengase
                              									von Walther Feld. (Prof. Dr. Lepsius auf der Hauptversammlung des Vereins deutscher Chemiker in Bonn.)
                              										Walther Feld ist bekanntlich der Schöpfer der
                              									Bariumindustrie, die er in Hönningen in der Nähe seiner Vaterstadt Neuwied vor 24
                              									Jahren ins Leben gerufen hat, wo die Fabrikation von Bariumkarbonat und von
                              									Bariumsuperoxyd in zwei großen Werken betrieben wird. Der Umstand, daß die
                              									Umwandlung des Schwerspats in Bariumkarbonat über das Bariumsulfit führt, bei dessen
                              									Behandlung mit Kohlensäure Schwefelwasserstoff entweicht, veranlaßte Feld, sich mit den Verbindungen des Schwefels und mit der
                              										Lanmingschen Masse zu beschäftigen, die zur
                              									Entschweflung des Leuchtgases benutzt wird. Die Beschäftigung mit dem Cyangehalt
                              									dieser Masse führte zur Konstruktion eines Apparates des „Walther Feldschen Gaswäschers“, den er zum Auswaschen des Cyan
                              									direkt aus den Kohlengasen benutzte, und der seitdem in der chemischen Industrie in
                              									vielen anderen Betrieben mit goßem Erfolge verwendet wird. Mit diesen Versuchen
                              									steht die Aufnahme eines der ältesten Leuchtgasprobleme in Zusammenhange, nämlich
                              									der direkten Darstellung von Ammoniumsulfat aus den Gasen der Kokereien und
                              									Gasanstalten unter Verwendung des in diesen Gasen befindlichen Schwefels. Das
                              									Problem ist fast so alt wie die Leuchtgasbereitung selbst und hat seine große
                              									wirtschaftliche Bedeutung, denn mit seiner oft versuchten, aber erst durch das Feldsche Verfahren endgültig gelungenen Lösung wird die
                              									Verwendung von Schwefelsäure zur Bindung des Ammoniaks der Kohlengase vermieden, die
                              									bisher allein in Deutschland jährlich 4 bis 500000 t im Werte von 8 bis 10 Mill. M.
                              									erforderte, während der in den Gasen reichlich vorhandene Schwefel fast unbenutzt
                              									verloren ging.
                           Wäscht man mit einer wässrigen Ammoniumtetrathionatlösung, so wird die
                              									Tetrathionsäure durch den Schwefelwasserstoff des Gases in Gegenwart von Ammoniak
                              									unter Bildung von Ammoniumthiosulfat und freiem Schwefel reduziert. Durch Verbrennen
                              									dieses Schwefels gewinnt man schweflige Säure, durch die das Thiosulfat wieder in
                              									Tetrathionat zurückverwandelt wird. Durch diesen Kreisprozeß gelingt es, den ganzen
                              									Ammoniak- und Schwefelwasserstoffgehalt der Gase zu entfernen. Durch Erhitzen der
                              									gebildeten Tetrathionatlösung erhält man Ammoniumsulfat, schweflige Säure und
                              									Schwefel. Die beiden letzteren kehren in den Prozeß zurück, und das Ammoniumsulfat
                              									wird der Landwirtschaft als künstlicher Dünger zugeführt. Da diese ammoniakalische
                              									Entschweflung der Kohlengase, bei der die Feldschen Gaswäscher wiederum gute Dienste
                              									leisten, teerfreie Gase voraussetzt, so muß damit eine Umwandlung der
                              									Aufbereitung der Teeröle Hand in Hand gehen, bei der Feld
                              									in umgekehrter Weise verfährt, als es jetzt üblich ist. Anstatt den Teer aus den
                              									Kohlengasen durch Abkühlung abzuscheiden und ihm später in der Teerdestillation zur
                              									Trennung in seine Bestandteile von neuem zu erhitzen, schlägt Feld den Weg ein, das Pech und die Teeröle aus den heißen Gasen unter
                              									stufenweiser Abkühlung mit entsprechenden hochsiedenden Oelen unter Zuhilfenahme
                              									seiner Waschapparate auszuwaschen. Die bisher übliche fraktionierte Teerdestillation
                              									wird also durch eine fraktionierte Kondensation ersetzt, bei der zuerst das Pech,
                              									dann das Schweröl, dann Ammoniak und Schwefelwasserstoff und schließlich Mittelöl
                              									und Leichtöl nacheinander aus den Kohlengasen ausgewaschen werden, die dann ihrer
                              									Verwendung als Heizmaterial in den Koksöfen oder als Leuchtgas zugeführt werden.
                              									Diese Umwandlung der Aufbereitung der Kohlengase verbindet eine große Einfachheit
                              									der im wesentlichen in Waschapparaten ausgeführten Operationen mit erheblichen
                              									wirtschaftlichen Vorteilen und bedeutet daher einen technischen Fortschritt, der der
                              									Ammoniak- und Teerindustrie neue Wege anweist. Dem Schöpfer der Bariumindustrie
                              									werden daher auch die Teer- und Ammoniakindustrie neue Wege verdanken, und in der
                              									Entwicklungsgeschichte der deutschen chemischen Industrie wird die Lebensarbeit von
                              										Walther Feld für alle Zeiten ein unvergängliches
                              									Ruhmesblatt darstellen.
                           Plohn.