| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Eckstein | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 578 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Ein neuer Apparat zur Aufzeichnung von
                                 										Schiffsbewegungen. Die Beobachtung des Schiffes im Seegange und die
                              									Aufzeichnung seiner Bewegungen ist, so wichtig deren Kenntnis mit Rücksicht auf die
                              									fast unmögliche rechnerische Verfolgung der Bewegungserscheinungen, ihrer Ursachen
                              									und wechselseitigen Beziehungen erscheint, bisher nur mit geringem Erfolge versucht
                              									worden. Ein neuer von Petravic konstruierter
                              									Registrierapparat scheint nach den bisherigen Erfahrungen für den gekennzeichneten
                              									Zweck sehr brauchbar zu sein. Die Schwierigkeit einer richtigen Aufzeichnung der
                              									Schiffsbewegungen liegt im wesentlichen in der Schaffung einer lagebeständigen
                              									Ebene, die der Petravic-Apparat durch Benutzung eines
                              									raschlaufenden, stabilen Kreisels mit drei Freiheitsgraden erreicht. Der zur
                              									Registrierung dienende, durch einen Elektromotor angetriebene Kreisel, der mit 10000
                              									Umdrehungen in der Minute läuft, ist so gelagert, daß der Schwerpunkt des ganzen
                              									Systems unter dem Schnittpunkt der Kardanachsen liegt. Er bildet also ein stabiles
                              									Pendel von sehr großer Länge. Jede Lagenänderung des Vertikalringes, der die
                              									Kreiselachse trägt, wird in zwei Koordinaten zerlegt und mit Hilfe eines Hebelwerkes
                              									auf zwei Schreibfedern übertragen, von denen die eine zur Aufzeichnung der
                              									Stampfbewegungen, die andere zur Aufzeichnung der Schlingerbewegungen dient. Eine
                              									dritte, mit einem elektrischen Kontaktwerke verbundene Feder verzeichnet die
                              									Nullinie und markiert auf ihr Zeitabstände von einer Minute, so daß die Zeitdauer
                              									der einzelnen Schwingungsperioden dem Diagramm entnommen werden kann. Der Ablauf des
                              									zur Aufnahme des Diagramms dienenden Papierstreifens, wird ebenfalls durch einen
                              									kleinen Elektromotor bewirkt. Der Apparat ist so bemessen, daß er Stampf- und
                              									Schlingerbewegungen bis zu 30° nach jeder Seite verzeichnen läßt. Er reicht also zur
                              									Untersuchung der normalen Schwingungserscheinungen der Schiffe im Seegange
                              									vollkommen aus.
                           Natürlich verursacht jede Aenderung des Beharrungszustandes des Kreisels, wie sie die
                              									Schiffsbewegung mit sich bringt, Präzessionsschwingungen der Kreiselachse, welche
                              									die Auswertung des Diagramms etwas erschweren. Die entstehenden Schwierigkeiten
                              									fallen jedoch wenig ins Gewicht, da die in kurzen Perioden verlaufenden
                              									Schiffsschwingungen im Verhältnis zu den weit längeren Präzessionsschwingungen ein
                              									hinreichend genaues Diagramm verzeichnen lassen. Auch bei größerer Präzession, die
                              									zu einer geringen Verschiebung der Nullinie führt, läßt sich die absolute Größe des
                              									Schwingungsausschlages des Schiffes stets gut ermitteln.
                           Der wesentlichste Vorzug des Petravic-Apparates liegt
                              									darin, daß er, im Gegensatz zu den mehrfach zur Aufzeichnung von Schiffsbewegungen
                              									benutzten Pendelapparaten nach Frahm, Schlick u.a., die
                              									nur zur Aufzeichnung einer Bewegungsrichtung Verwendung finden Können,
                              									gleichzeitig Stampf- und Schlingerbewegungen zu verfolgen gestattet. Das angefügte
                              									Diagramm, das auf einem 10000 t-Schiff bei mittlerem Seegange genommen wurde, zeigt,
                              									wie die jeweilige Lage des Schiffes, die Größe der auftretenden Bewegung, ihre
                              									Zeitdauer und Periodenzahl sofort daraus zu entnehmen sind. Die auftretenden
                              									Momentangeschwindigkeiten lassen sich ferner auf das einfachste graphisch daraus
                              									ableiten. Die Handlichkeit des Petravic-Apparates, der fertig montiert bei 400 mm ×
                              									330 mm Bodenfläche und 225 mm Höhe nur ein Gewicht von 30 kg hat, die Einfachheit
                              									seiner Handhabung und die Genauigkeit seiner Arbeitsweise haben ihm in kurzer Zeit
                              									und in weitgehendem Maße praktische Verwendung gesichert. Außer an Bord von.
                              									Schiffen ist er neuerdings auch bei Luftschiffen zur Untersuchung von
                              									Schwingungserscheinungen herangezogen worden. [Schiffbau Nr. 18 v. 24. Juni
                              									1914.]
                           Kraft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 578
                              a = Nullinie mit minutlicher
                                 										Zeitangabe, b = Stampfen 1,5 m = 1°, c = Schlingern 1,5 mm = 1°
                                 										Bewegungsdiagramm eines 10000 t-Schiffes
                              
                           –––––
                           Triebwagen. Die schwedische Staatsbahn beabsichtigt auf
                              									Vorortstrecken großer Städte Triebwagenzüge einzuführen und hat deshalb bereits
                              									zahlreiche Versuche mit solchen Wagen ausgeführt, von denen in der Zeitschrift
                              										„Elektrische Kraftbetriebe und Bahnen“ 1914, S. 358 bis 361 berichtet
                              									wird. Die Versuchsfahrten wurden auf der Strecke Stockholm–Märsta und Göteborg
                              									Alingsas vorgenommen, und zwar wurden zum Vergleich herangezogen Triebwagen mit
                              									Bleiakkumulatoren, Triebwagen mit Jungner-Akkumulatoren,
                              									Triebwagen mit Benzinelektrischem Antrieb und Dieselmotorwagen. Die
                              									Preußisch-Hessische Staatsbahnen verwenden schon länger Triebwagen mit Akkumulatoren
                              									und benzolelektrische Triebwagen. Von den ersteren hat diese Eisenbahnverwaltung
                              									etwa 200 Wagen in Betrieb, die benzolelektrischen Triebwagen finden dagegen wegen
                              									der höheren Betriebskosten und der geringeren Sicherheit bisher weniger
                              									Verwendung.
                           Die folgende Tabelle zeigt die Gewichte des preußischen Akkumulatorwagen. Sie haben
                              									Raum für 100 Personen. Für eine größte Fahrgeschwindigkeit von 60 km/Std. sind bei
                              									jedem Wagen zwei Motoren von je 85 PS mit Vielfachsteuerung vorhanden.
                           
                              
                                 LeistungsfähigkeitStrecken/km
                                 Gewichte
                                 
                              
                                 des leeren Wagenst
                                 der Batteriet
                                 
                              
                                 100
                                 58,5
                                 18,5
                                 
                              
                                 130
                                 60,0
                                 20,0
                                 
                              
                                 180
                                 66,0
                                 25,5
                                 
                              
                           
                           Die Akkumulatortriebwagen für 100 Personen in Schweden ergeben als
                              									Betriebskosten für 100 Zug/km 63 M, bei zwei solchen gekuppelten Wagen für 200
                              									Personen 110 M.
                           Ein Triebwagen mit schwedischen Jungner-Akkumulatoren für
                              									100 km Fahrstrecke kostet 81000 M, während ein Wagen mit Bleiakkumulatoren 87 000 M
                              									kostet. Die Jungner-Akkumulatoren sollen leichter sein
                              									als die Bleiakkumulatoren. (Wagengewicht mit Bleiakkumulatoren 77 t, Wagengewicht
                              									mit Jungner-Akkumulatoren 40 t.) Die Versuche mit
                              									Bleiakkumulatorwagen wurden deshalb nicht weiter fortgeführt, da man voraussetzt,
                              									daß die Jungner -Akkumulatoren- keine größeren
                              									Unterhaltungskosten haben werden. Auch Vergleichsfahrten zwischen Edison-Akkumulatorwagen und Jungner-Akkumulatorwagen wurden durchgeführt. Ein Unterschied zwischen
                              									beiden Systemen hat sich nicht ergeben, deshalb wurde von der Verwendung von Edison-Akkumulatorwagen Abstand genommen.
                           Versuchsfahrten mit benzol-elektrischen Motorwagen wurden nicht ausgeführt. Die
                              									Betriebsergebnisse der Preußisch-Hessischen Staatsbahnen wurden zum Vergleich
                              									herangezogen. Für 100 Zug/km mit Wagen für 100 Personen betragen hier die
                              									Betriebskosten 45 M.
                           Es wurden dann noch Versuchsfahrten mit Dieselelektrischen Triebwagen durchgeführt,
                              									und hierbei 3550 km zurückgelegt. Das Treiböl hierzu wurde in Schweden selbst aus
                              									bituminösem Schiefer gewonnen. Zum Antrieb eines solchen Wagens diente ein
                              									Sechszylinder-Viertakt-Gleichdruckmotor von 75 PS, der unmittelbar mit einer
                              									Gleichstromdynamo gekuppelt war. Ein Treibölbehälter von 300 1 Inhalt genügt für
                              									1000 km. Der von der Dynamomaschine gelieferte Gleichstrom treibt die Bahnmotoren.
                              									Der Wagen wiegt vollbesetzt 33 t und kann auf ebener Strecke 55 km/Std., auf
                              									Steigungen von 1 v. H. 33 km erreichen. Auf einer Strecke von 150 km Länge hat
                              									dieser Diesel-elektrische Triebwagen einen Brennstoffverbrauch von 2,3 Pf. für 1 km
                              									gehabt. Daraus ergibt sich folgende Zusammenstellung mit Wagen von 100 Personen
                              									Fassungsvermögen!
                           
                              
                                 Triebwagen mit
                                 Kosten für 100 Zug/kmM
                                 
                              
                                 Bleiakkumulatoren
                                   59,55
                                 
                              
                                 Jungner-Akkumulatoren
                                   50,75
                                 
                              
                                 Benzolelektr. Antrieb
                                 45,–
                                 
                              
                                 Dieselelektr. Antrieb
                                   39,40
                                 
                              
                           W.
                           –––––
                           Das Spanleistungsvermögen eines beliebigen Werkzeugstahles
                              									kann gegenwärtig noch nicht durch eine brauchbare Formel ausgedrückt werden. Das ist
                              									das eigentliche Ergebnis der vielen bisher unternommenen Versuche. Schneidfähigkeit
                              									und Schneidhaltigkeit sind zwei ganz verschiedene Eigenschaften, deren gegenseitige
                              									Wechselwirkung durch eine große Zahl von Veränderlichen – schon Taylor rechnet mit zwölf – völlig unübersehbar gemacht
                              									werden. Die maßgebendsten von diesen sind Drehmaterial, Schnittgeschwindigkeit,
                              									Spanquerschnitt, Schnittiefe, dann besonders die Schneidenform, die überhaupt kaum
                              									definiert werden kann, ferner die Kühlung der Schneide usw. Die Zusammensetzung,
                              									also die Güte des Arbeitsstahles ist nur eine der Variablen. Auf diesen Umstand kann
                              									wohl zurückgeführt werden, daß die an verschiedenen Orten vorgenommenen Versuche
                              									keine befriedigende Uebereinstimmung zeigen. Man geht einstweilen den Beziehungen
                              									nach, die zwischen den verschiedenen Veränderlichen bestehen, wobei die eigentliche
                              									Kunst darin liegt, die übrigen Versuchsbedingungen konstant zu halten.
                           In „Stahl und Eisen“ vom 2. Juli 1914 bespricht M. Kurrein einen Bericht über Vergleichsversuche mit Gußstahl- und
                              									Schnellstahlwerkzeugen, den W. Ripper und G. Burley der Institution of Mechanical Ingineers in England
                              									vorlegten. Die Versuche sollten die Beziehungen zwischen Schnittgeschwindigkeit und
                              									Schnittdauer, zwischen Spanmenge und Härte des Drehmateriales und zwischen Spanmenge
                              									und Stahlquerschnitt darlegen. Das Drehmaterial bestand aus vier Stahlwellen von 39
                              									bis 80 kg/mm2 Festigkeit. Die Schneiden sämtlicher
                              									Drehmeißel wurden einheitlich gemäß Abb. 1 ohne
                              									Umschmieden aus dem Vollen geschliffen. Als Kriterium der Abstumpfung diente bei den
                              									Schnellstählen die beobachtete Blankbremsung des Drehmaterials nach Prof.
                              									Schlesinger. Da bei den Gußstahlwerkzeugen die Abstumpfung nicht so unmittelbar in
                              									Erscheinung tritt, wurde die Schneide in regelmäßigen Zeitabschnitten durch ein
                              									Ablesemikroskop mit Meßskala untersucht, und das Werkzeug als stumpf betrachtet,
                              									wenn die beobachtete Abstumpfung an irgend einer Stelle der Schneide 0,125 mm
                              									erreichte. Ob dieses Verfahren eine ausreichende Genauigkeit bietet, erscheint
                              									mindestens zweifelhaft, ebenso ist hinsichtlich der Haltbarkeit der Schneide nicht
                              									unbedenklich, wenn der Arbeitsgang zum Zweck der Untersuchung so vielmals
                              									unterbrochen werden muß. Indessen nimmt die nachfolgend dargestellte Kurvenschaar
                              									einen sehr regelmäßigen Verlauf. Abb. 2 stellt die
                              									Abhängigkeit von Schnittgeschwindigkeit und Schnittdauer für verschiedene Spantiefen
                              									für ein bestimmtes Material dar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 579
                              Abb. 1.
                              
                           Dabei wurde beobachtet, daß die zulässige Schnittgeschwindigkeit umgekehrt
                              									proportional dem Kohlenstoffgehalt des Drehmateriales ist. Nun wurden unter Zugrundelegung einer
                              									Einheitschnittdauer von 60 Minuten die Spanquerschnitte ermittelt, die in dieser
                              									Zeit die Einheitsabstumpfung zur Folge hatten und in Abhängigkeit zur
                              									Schnittgeschwindigkeit aufgetragen (Abb. 3). Die
                              									vier Drehwellen von verschiedenem C-Gehalte geben vier entsprechende Kurven. Es
                              									besteht annähernd die Beziehung:
                           
                              \mbox{Schnittgeschwindigkeit}=\frac{\mbox{Konstante}}{\sqrt{\mbox{Spanquerschnitt}}}.
                              
                           Die hieraus sich ergebenden Spanmengen für dieselben Zeiteinheiten geben naturgemäß
                              									das gleiche Kurvenbild.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 580
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 580
                              Abb. 3.
                              
                           Weiter wurde noch versuchsweise der Winkel von 65° (Abb.
                                 										1) bis auf 30° verringert, wobei der Span zwar breiter, aber dünner wird,
                              									mit dem Erfolg, daß die Schnittgeschwindigkeit erhöht, also die Spanleistung
                              									vergrößert werden konnte.
                           Die mit Schnellstählen vorgenommenen Versuche zeitigten ein im Sinne gleichartiges
                              									Resultat, nur daß höhere Schnittgeschwindigkeiten zulässig sind, und daraus eine
                              									höhere Spanleistung folgt. Für einen bestimmten Fall war das Verhältnis der
                              									Schnittgeschwindigkeiten 10: 1. Von den übrigen Ergebnissen, die z. T. für alle
                              									Werkzeugstähle Gültigkeit haben dürften, nachfolgend das Wichtigste:
                           Bei Annahme einer Einheitschnittdauer stehen Schnittgeschwindigkeit und zugehöriger
                              									Spanquerschnitt in umgekehrtem, wenn auch nicht umgekehrt proportionalem Verhältnis,
                              									also hohe Geschwindigkeit und kleiner Spanquerschnitt oder umgekehrt; doch ist auch
                              									die Querschnittsform von Einfluß, indem ein flacher Span höhere
                              									Schnittgeschwindigkeit zuläßt, oder größere Haltbarkeit des Werkzeuges ergibt. Der
                              									ursächliche Zusammenhang ist wohl in der Verteilung der Schneidarbeit auf einen
                              									größeren Teil der Schneide zu suchen. Abgesehen hiervon wird die größte
                              									Spanleistung, insbesondere je härter das Material, bei großem Spanquerschnitt
                              									erzielt, trotz der zugehörigen geringen Schnittgeschwindigkeit. Ferner ist auf das
                              									für 1 PS/Std. zerspante Material der Spanquerschnitt ohne Einfluß, so daß also für
                              									ein bestimmtes Material und unter Annahme einer Normalschnittdauer der Betrag an
                              									PS/Std. für 1 kg Span konstant wäre.
                           Eine weitere wichtige Frage ist noch die, wie die Leistung eines Stahles sich im
                              									Verhältnis zu seinem Querschnitt, mithin also zu seinem Gewicht ändert. Da eine
                              									Dauerprüfung von Schnellstählen ähnlich den Verhältnissen der Praxis, nicht nur sehr
                              									kostspielig, sondern auch außerordentlich zeitraubend sein würde, wird eine Prüfung
                              									mit beschleunigter Schnittgeschwindigkeit vorgenommen. Hierbei wird der Stahl
                              									zunächst mit einer derartigen Spanleistung belastet, daß er in 20 Minuten versagt.
                              									Dann beginnt man denselben Versuch mit einer bestimmten Schnittgeschwindigkeit,
                              									beispielsweise 23 m/Min., noch einmal und steigert von einer Minute zur anderen
                              									gleichmäßig die Geschwindigkeit (etwa um 0,3 m), bis der Stahl wieder versagt. Die
                              									insgesamt erzielte Spanmenge bildet den Gütemaßstab. Den Ergebnissen nach ist die
                              									von einem Stahl erzielte Spanmenge nur etwa der Wurzel aus dem Stahlquerschnitt
                              									proportional.
                           Gegen diese Versuche wird allerdings wieder eingewendet, daß trotz gleicher
                              									Schneidenform die Leistung nicht unerheblich von dem Maß der Abrundung der Spitze
                              									beeinflußt würde, was ja auch, durch das vorgehend über Verteilung der Schneidarbeit
                              									über eine größere Schneidenbreite Gesagte verständlich ist.
                           Da auch gegen diese „beschleunigte Prüfung“ manches eingewendet werden kann,
                              									wird auf das schon von Schlesinger geübte Verfahren
                              									zurückgegriffen, bei dem durch Meßdosen ständig der Arbeitsdruck auf das Werkzeug
                              									kontrolliert wird. Die zunehmende Abstumpfung des Werkzeuges könnte damit ohne
                              									Betriebsunterbrechung dauernd verfolgt werden; dieses Mittel erscheint daher
                              									entschieden besser zur Untersuchung von Gußstahlwerkzeugen geeignet als das eingangs
                              									geschilderte.
                           Die verschiedenartigen Arbeitsdrücke auf das Werkzeug lassen sich durch die Meßdosen
                              									sehr genau feststellen. Der Verfasser entwickelt hieraus eine Energiebilanz, die in
                              									leidlicher Uebereinstimmung steht mit dem gemessenen Leistungsbedarf.
                           Rich. Müller.
                           –––––
                           Der Aitken Wasserteiler. Gewöhnlich wird bei
                              									Dampfmaschinenanlagen der ganze Speisewasserverbrauch oder die ganze
                              									Kondensationswassermenge gemessen. Bei sehr großen Betrieben sind daher auch sehr
                              									große Meßinstrumente erforderlich, welche viel Platz einnehmen und große Kosten
                              									verursachen. Der vorliegende Apparat soll nun diese Schwierigkeiten überwinden, ohne
                              									daß die Genauigkeit darunter leidet. So wie die elektrischen Instrumente vielfach
                              									nur einen bestimmten Teil des ganzen elektrischen Stromes messen, so arbeitet auch
                              									der Wasserteiler, indem er den Wasserstrom teilt. Es braucht dann nur eine kleine
                              									Wassermenge gemessen zu werden, aus der man die gesamte Menge berechnen kann.
                           
                           Der abgebildete Apparat besteht aus drei konzentrisch angeordneten Zylindern A, B und C, von denen der innere A unten mit einem feinmaschigen Kupfersieb D versehen ist. Das Wasser gelangt zunächst in den
                              									Zylinder A. Beim Durchtritt durch das Kupfersieb
                              									scheiden sich die Luftblasen ab, welche zwischen A und
                              										B hochsteigen, und der Flüssigkeitsstrom wird
                              									beruhigt. Ohne Wirbelungen und in stetigem, gleichmäßigem Strom steigt dann das
                              									Wasser nach oben und tritt durch 12 gleichmäßig verteilte, kalibrierte, dreieckige
                              									Löcher nach dem Ringraum F über. Dieser Ringraum
                              									besitzt drei Ausströmöffnungen G, H und J, von denen zwei unmittelbar nach dem Vorwärmer oder
                              									Speisewasserbehälter führen, während die dritte J durch
                              									zwei Platten K von dem übrigen Ringraum getrennt ist
                              									und mit einem Wassermesser in Verbindung steht. Der durch die Platten K abgetrennte Teil ist 1/12 des ganzen Ringraumes, so daß vom
                              									Wassermesser nur der zwölfte Teil der gesamten Wassermenge gemessen wird. Der
                              									Ringraum F und derjenige zwischen B und C werden durch einen Deckel mit einigen
                              									Luftlöchern abgedeckt, um zu verhindern, daß Wind oder andere äußere Einflüsse die
                              									Wasseroberfläche stören können. Alle Teile des Apparates sind zylindrisch geformt,
                              									um eine möglichst genaue Unterteilung zu erzielen. Messungen haben gezeigt, daß eine
                              									Genauigkeit von 99 v. H. leicht zu erreichen ist. Der skizzierte Apparat kann 91000
                              									kg Wasser in der Stunde messen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 581
                              
                           Dr.-Ing. Steuer.
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                           Wirkungsgradbestimmung eines Pfeilrädervorgeleges. [W. C.
                              										Rates beschreibt in der Zeitschrift für prakt.
                              									Maschinenbau vom 30. Mai 1914 eine Einrichtung zum Messen des Wirkungsgrades eines
                              									rasch-laufenden Pfeilrädervorgeleges für 90 PS, dessen Primärwelle von einer
                              									Dampfturbine mit 3000 bis 5000 minutlichen Umdrehungen betrieben werden sollte, und
                              									das für eine Uebersetzung 1: 6 gebaut war. Die Hauptdaten waren wie folgt: Teilung
                              									3,5, Gesamtbreite der Zahnräder (Breite beider Radkränze) 165 mm, Zähnezahl des
                              									großen Rades 102, des kleinen Rades 17. Die Zähne des letzteren waren in den Körper
                              									der Welle eingeschnitten. Es handelte sich um eine Evolventenverzahnung mit einer
                              									Erzeugenden von 20 °. Diese Verzahnung ist für hohe Uebersetzungsgrade zweckmäßiger,
                              									als die sonst übliche 15 °-Verzahnung; sie gibt günstigere Eingriffsverhältnisse und
                              									vermeidet durch die Verlegung des Kopf- und Fußkreises das starke Unterschneiden der
                              									Zähne des kleinen Rades. Eine durch eine Kette angetriebene und am Vorgelege
                              									angebaute Pumpe drückte Schmieröl im Kreislauf durch einen brauseartigen Zerstäuber
                              									auf die Eingriffsstelle beider Räder.
                           Nun war ein für die Zwecke der Prüfung geeigneter genügend raschlaufender Motor nicht
                              									vorhanden und man half sich daher so, daß an einen zwischen 500 und 1000 Umdrehungen
                              									regelbaren Gleichstrommotor ein gleichartiges Vorgelege, wie vorgehend beschrieben
                              									anbaute und in der Uebersetzung auf das schnelle betrieb. Von der raschlaufenden
                              									Welle wurde das zu untersuchende Vorgelege angetrieben, das sekundär mit dem Pronyschen Zaum abgebremst wurde.
                           Für die Versuche wurde nun so verfahren, daß für jede Drehzahl sowie für jede an der
                              									Bremse eingestellte Belastung der zugehörige Wert von Strom und Spannung am Motor
                              									aufgetragen wurde, sodann dieselbe Bremse unmittelbar auf die Motorwelle gesetzt und
                              									bei denselben Werten von Strom und Spannung die zugehörige mechanische Leistung
                              									bestimmt wurde. Die Differenz ergibt unmittelbar in PS den Effektverlust in den
                              									beiden gleichartigen Getrieben. Elektrische Umrechnungen und eine
                              									Wirkungsgradbestimmung des Antriebsmotors sind so umgangen. Um über die Verteilung
                              									des Effektverlustes auf beide Vorgelege einen Anhaltspunkt zu gewinnen, wurde die
                              									Temperatur des Oeles beider Räderkasten dauernd gemessen. In der Annahme, daß die
                              									Temperaturerhöhungen proportional den auftretenden Arbeiten seien, wurden diese im
                              									Verhältnis der Temperaturen verteilt. Das von langsam auf schnell übersetzende
                              									Vorgelege zeigte eine im Durchschnitt um 46 v. H. höhere Temperatur, was ja auch
                              									verständlich ist. Für das in Frage stehende Getriebe berechnete sich daraus ein
                              									Wirkungsgrad von 97,75 bis 98,5 v. H. Dieser Wert ist allerdings außerordentlich
                              									günstig; es erscheint jedoch fraglich, ob dieses an sich gewiß interessante
                              									Verfahren für eine genaue Messung geeignet ist. Wenn auch die beiden Getriebe
                              									konstruktiv gleich waren, so hat unter anderm die Luftbewegung in der Nähe der
                              									wärmeausstrahlenden Körper einen großen Einfluß. So wird wahrscheinlich das auf die
                              									mit Wasserkühlung versehene Bremse arbeitende Vorgelege entschieden günstiger daran
                              									gewesen sein, als das neben dem warmen Motor laufende. Der angegebene Wirkungsgrad
                              									würde sich dadurch veiringern.
                           Rich. Müller.
                           
                           Die Magnetisierung von Eisen bei kleinen Induktionen.
                              									Die Eigenschaften der in der Wechselstromtechnik verwendeten Eisensorten sind bei
                              									hohen Induktionen vielfach Gegenstand der Untersuchung gewesen und hinreichend
                              									bekannt. Dagegen sind die Eigenschaften bei den kleinen Induktionen, wie sie z.B. im
                              									Meßinstrumentenbau vorkommen, nur an wenigen Proben untersucht worden.
                           L. W. WildThe Journal
                                    											of the Institution of Electrical Engineers, London, Bd. 52, Nr. 224, 15.
                                    											Dezember 1913, S. 96 bis 105. teilt Messungen an einer Probe
                              									weichen Eisens und einer solchen aus Silizium-Eisen (sogenanntem legiertem Blech)
                              									mit. Das Gesamtgewicht jeder Probe war etwa 2,5 kg, die Blechdicke in beiden Fällen
                              									etwa 0,36 mm. Die Untersuchungen erstreckten sich auf Induktionen von 0 bis 100 [CGS]. Die Meßanordnungen für die ballistische
                              									Gleichstrommessung und für die Wechselstrommessung sollen hier unerwähnt bleiben;
                              									nur über die Resultate sei in Kürze berichtet.
                           Die zeitliche Aenderung der Permeabilität (Ermüdung) nach
                              									der vollständigen Entmagnetisierung wurde an beiden Proben nach der ballistischen
                              									Methode mit Gleichstrom untersucht. Es zeigte sich, daß die Permeabilität anfangs
                              									sehr stark abnahm und sich asymptotisch einem konstanten Werte näherte, der ungefähr
                              									nach 48 Stunden erreicht wurde. Bei ganz kleinen Induktionen war die zeitliche
                              									Aenderung viel stärker, als bei größeren Induktionen. Die folgende Tabelle zeigt die
                              									Größe der Aenderung der Permeabilität zahlenmäßig:
                           
                              
                                 
                                 InduktionIn [CGS]
                                 Abnahme derPermeabilitätnach 48
                                    											Stunden
                                 
                              
                                 Weiches Eisen
                                 etwa 2,8   16 120
                                     5,2 v. H.    4,0     „    1,8     „
                                 
                              
                                 Silizium-Eisen
                                 etwa 2,8   20 125
                                     20 v. H.    25   „    Dieser Wert ist unwahrscheinlich, was man besonders erkennt,
                                          													wenn man sich alle von Wild gemessenen Punkte in Kurvenform
                                          													aufträgt.      7   „
                                 
                              
                           Die Viskosität des Eisens, d.h. die Eigenschaft des
                              									Eisens, daß es nicht sofort bei der Einschaltung des Erregerstromes die
                              									Magnetisierung annimmt, sondern eine gewisse Zeit dazu braucht, ist ebenfalls
                              									abhängig von der Größe der Induktion. Die Viskosität ist größer bei kleinen als bei
                              									großen Induktionen. Insofern scheint ein gewisser Zusammenhang mit der vorher
                              									beschriebenen Abnahme der Permeabilität zu bestehen. Beim weichen Eisen ist die
                              									Viskosität größer als beim Silizium-Eisen.
                           Den Zusammenhang zwischen Induktion und Permeabilität hat
                              									der Verfasser sowohl mit Gleichstrom ballistisch als auch mit Wechselstrom
                              									untersucht. Die durch Wechselstrommessung gefundenen Werte der Permeabilität lagen
                              									bis zu 10 v. H. tiefer als die mit Gleichstrom gefundenen. Die Wechselstrommessungen
                              									bei den Frequenzen 25 und 50 ergaben die gleiche Permeabilität. Der Verfasser zieht
                              									daraus den Schluß, daß die Permeabilität des Eisens in zwei Teile zerlegt
                              									werden kann, in einen von der Frequenz unabhängigen und in einen, der nur dann in
                              									die Erscheinung tritt, wenn die Frequenz sehr klein ist. Er vergleicht die
                              									Erscheinung mit der Absorption eines Kondensators. Bei größeren Induktionen (120
                              										[CGS]) verschwindet der Unterschied zwischen
                              									Gleich- und Wechselstrommessung.
                           Die Hysteresisverluste wurden bei den Frequenzen 25 und 50
                              									gemessen (durch Trennung der Verluste). Es zeigte sich, daß der Hysteresisverlust
                              									bei verschiedenen Frequenzen verschieden war, und zwar führt der Verfasser diese
                              									Unterschiede nicht auf Meßfehler zurück, sondern nimmt an, daß hier Eigenschaften
                              									des Eisens in Frage kommen, die nur bei kleinen Induktionen auftreten und die bisher
                              									noch nicht bekannt waren. Eine ausführlichere Begründung dieser Ansicht gibt der
                              									Verfasser jedoch nicht.
                           Der Hysteresisverlust wächst bei Induktionen von 1 bis 10 etwa mit der dritten Potenz
                              									der Induktion, bei Induktionen von 30 bis 100 etwa mit der zweiten Potenz; zwischen
                              									den Induktionen 10 und 30 ist ein allmählicher Uebergang zwischen der dritten und
                              									zweiten Potenz.
                           Schmiedel.
                           –––––
                           Neue Hochofengas-Kesselanlagen in gemischten Betrieben.
                              									Daß in gewissen Fällen durchaus nicht immer reiner Gasmaschinenbetrieb in der
                              									elektrischen Zentrale und vollständige Elektrifizierung der Sekundärantriebe die
                              									wirtschaftlichste Ausnutzung der Hochofen- und Koksofengase bedeutet, zeigen mehrere
                              									Neuanlagen gemischter Werke, Es sind dann in der Regel betriebstechnische
                              									Rücksichten und Kostenfragen der Anlagenwerte, welche zu teilweisem Dampfbetrieb
                              									zurückführen. In Verbindung hiermit muß allerdings die Verwendung von höher
                              									gereinigtem Gas gehen, als man sonst zur Dampferzeugung benutzt hat.
                           Ein Beispiel dieser Betriebsweise bietet die Neuanlage des Hüttenwerks
                              									Burbach-Eich-Düdelingen in Esch a. d. Alzette (Stahl und Eisen Heft 29 und 30). Die
                              									neue Kesselanlage in Gesamtgröße von 3200 m2 für
                              									15 at und 350 ÷ 375° besteht aus fünf Hochleistungs-Steilrohrkesseln von 800 und 400
                              										m2 Heizfläche der Hannoverschen
                              									Maschinenfabrik, welche den Dampf für die Turbinenzentrale und die Blockwalzmaschine
                              									liefern. Das Gas kommt ungekühlt aus einer Trockenreinigungsanlage System Beth-Halberg, welche bekanntlich ein praktisch
                              									staubfreies Gas bis zu 0,0004 g Staub/m3 Gas
                              									liefern. Während man sonst bei 55 bis 70 v. H. Kesselwirkungsgrad mit einem Gas von
                              									0,4 bis 0,1 g nur 12 bis 16 kg Dampf für das m2
                              									Heizfläche stündlich erzeugt, lassen sich hier bei 80 bis 82 v. H. Wirkungsgrad bis
                              									zu 26 kg und mehr herstellen. Bedingung ist hierbei, daß besonders konstruierte
                              									Brenner mit feinen Düsenöffnungen und Durchgangsquerschnitten zur Verwendung kommen,
                              									welche eine gründlich durchmischende Wirkung auf Gas und Verbrennungsluft ausüben
                              									und bei dem gut gereinigtem Gas auch im Dauerbetrieb nicht der Gefahr von
                              									Verstopfungen und Verschmutzungen ausgesetzt sind. Eine weitere Verbesserung liegt im
                              									Gebrauch von Preßluft (evtl. der Windleitung der Hochöfen zu entnehmen) für die
                              									Verbrennung wie sie bereits für Winderhitzer nach dem Verfahren von Pfoser-Strack-Stumm (Stahl und Eisen, Heft 8) in Betrieb
                              									ist. Gerade der Vorteil eines längeren Dauerbetriebs bei gleichbleibender hoher
                              									Verdampfung und des Wegfalls der störenden Kesselreinigungen ist für die
                              									Wirtschaftlichkeit einer solchen Kesselanlage von besonderem Wert. Die Erfahrungen
                              									der Betriebsleute haben gezeigt, daß z.B. bei Verwendung eines Gases mit 0,4 g
                              									Staubgehalt die Verdampfung bzw. der Wirkungsgrad schon innerhalb vier Wochen nach
                              									der Reinigung von 65,5 v. H, auf 47,7 v. H. fiel, während Kessel mit hoch
                              									gereinigtem Gas nach dieser Zeit noch einen Wirkungsgrad von über 73 v. H. bei einer
                              									Verdampfung von 23 kg für 1 m2 Heizfläche
                              									zeigten.
                           In welcher Weise die Kesselanlage des genannten Hüttenwerks den Bedarf deckt, zeigt
                              									die überschlägliche, nachstehende Rechnung:
                           
                              
                                 2 Turbodynamos der Zentrale mit zus.      8000 KW á 5,8
                                    											kg Dampf/KW-Std. = ~
                                 47000 kg
                                 
                              
                                 Blockwalzmaschine mit 55 t Stundenleistung      und etwa
                                    											275 kg Dampf bedarf bei meist      größeren Streckungsverhältnissen
                                    											über      zehnfach
                                 15000 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 in Summa
                                 62000 kg/Std.
                                 
                              
                           Rechnet man nur 2400 m2 Kesselheizfläche im
                              									Betrieb, so beträgt hiernach die Beanspruchung für 1 m2 also noch nicht 26 kg stündlich. Interessant ist hier das Verhältnis von
                              									Gesamtheizfläche zur Kesselhausbodenfläche; auf 1 m2 der letzteren sind etwa 3,9 m2
                              									Heizfläche untergebracht. Eine ähnliche Kesselanlage ist augenblicklich auf den Westfälischen Eisen- und
                                 										Drahtwerken, Aplerbeck, für die neuen Drahtwalzwerke von 4500 PS, aus zwei
                              									Gleichstromdampfmaschinen bestehend, in Betrieb genommen worden. Es sind dort Steinmüller-Kessel für 12 at und 300° vorgesehen,
                              									insgesamt etwa 1500 m2, welche mit Hochofengas von
                              									etwa 0,04 g Staubgehalt im m3 beheizt werden durch
                              										Terbeck-Brenner. Der Gesamtdampf bedarf beträgt hier
                              									ungefähr 25000 kg stündlich, so daß die Verdampfung, wenn etwa 1250 m2 in Betrieb sind, eine rund zwanzigfache ist.
                           Auch die Neuanlagen verschiedener anderer Hüttenwerke im Südwesten, so z.B.
                              										„Rombacher Hütte“, „Stumm-Neunkirchen“ und „Burbacher
                                 										Hütte“ zeigen an verschiedenen Betriebsstellen, vor allem für
                              									Walzwerksantriebe, die Verwendung von Dampf aus Hochofengas anstatt elektrischen
                              									Betriebs. Es ist naturgemäß, daß in solchen einzelnen Fällen auch besondere örtliche
                              									Verhältnisse, dazu gedrängt haben mögen. Nicht unerwähnt soll bleiben, daß gerade
                              									die für hohe Spannungen und ungleichmäßige Dampfentnahme besser geeigneten
                              									Wasserrohrkessel die sonst üblichen Zweiflammrohrkessel fast überall verdrängen.
                           Schömburg.
                           Wärmeströmungserscheinungen bei der
                                 										Gleichstromdampfmaschine. Die Gleichstromdampfmaschine hat den Vorzug,
                              									daß der Abdampf weder die Zylinderköpfe abkühlt noch deren unausgenutzte Wärme zum
                              									Kondensator fortleitet. Demgegenüber steht der Nachteil eines großen Wärmegefälles,
                              									das ein beständiges Abströmen von Wärme von dem heißen Zylinderende zu der kälteren
                              									Mitte hervorruft. Es scheint daher vorteilhaft, die kühle Mittelzone durch Teilung
                              									des Zylinders unter Benutzung von Ringen und Wärmeisolationsmaterial von den
                              									Dampfeinlässen zu trennen. Der Gedanke, den Wirkungsgrad der Maschine durch Heizung
                              									des Kolbens zu verbessern, dürfte indessen zu verwerfen sein. Zwar wirkt bei
                              									Frischdampf eine Wärmeaufnahme seitens der Wandungen ungünstig, weil die dem Dampf
                              									bei hohem Druck entzogene Wärme erst während der Expansion bei niedrigerer
                              									Temperatur wieder an ihn zurückgegeben wird. Anders verhält es sich bei einer
                              									Wärmeentziehung während der Kompressionsperiode, die auch der Carnot-Prozeß bei der tiefsten Temperatur aufweist. Der kalte, durch die
                              									Auslaßschlitze fast während des ganzen Hubes mit der Kondensatortemperatur in
                              									Verbindung stehende Kolben der Gleichstrommaschine ruft diese wünschenswerte
                              									Wärmeableitung hervor und bewirkt, daß die Kompression erst isothermisch, dann
                              									adiabatisch entsprechend dem Idealprozeß verläuft. Hierdurch wird verhindert, daß
                              									der Druck während des Kolbenrückganges zu sehr steigt, was bei rein adiabatischem
                              									Verlauf der etwa 90 v. H. des Hubes umfassenden Kornpression unfehlbar einträte.
                              									Dies ist sehr wichtig, denn ein Wachsen der Temperatur der Dampfrückstände über die
                              									des Frischdampfes widerspricht dem wärmetheoretischen Grundsatz, daß die bei der
                              									höchsten Temperatur zugeführte Wärme am günstigsten wirkt. Die zur Erzeugung der
                              									hohen Kompressionswärme erforderliche bedeutende Schwungradarbeit könnte daher nur
                              									zum geringen Teil zurückgewonnen werden. Die günstige Wirkung des Kolbens sinkt,
                              									wenn das zu komprimierende Dampfgewicht infolge hoher Kondensatorspannung zu groß
                              									wird. Dieser Umstand würde auch einen großen schädlichen Raum bedingen, wenn der
                              									Enddruck der Kompression nicht zu hoch werden soll. Hierdurch entstände der große
                              									Nachteil, daß der mit dem zurückgebliebenen bedeutenden Dampfvolumen vereinigte
                              									Frischdampf nicht mehr vollständig expandieren könnte. Bei Auspuffmaschinen würden
                              									diese ungünstigen Erscheinungen natürlich am deutlichsten zu Tage treten. Einer
                              									solchen Maschine ist der Hochdruckzylinder bei Verbundwirkung zu vergleichen. Daher
                              									hat man bisher nur versucht, die Vorteile des Gleichstroms für Niederdruckzylinder
                              									nutzbar zu machen. Indessen scheint es neuerdings dem Dipl.-Ing. Berger gelungen zu sein, eine wärmetheoretisch vorzüglich
                              									durchgebildete vollständige Gleichstrom-Verbundmaschine zu konstruieren. Wie die
                              									Abbildung zeigt, steht mit dem Kompressionsraum außer dem konstanten schädlichen
                              									Raum, d.h. den Einströmkanälen a, zunächst der
                              									Schieberraum e mit dem Doppelkanal b direkt in Verbindung. Diese Verbindung wird im
                              									weiteren Verlauf durch den rechten Kanal a aufrecht
                              									erhalten, bis der Schieber beim Rückgang ihn schließt. Vor diesem Zeitpunkt nähert
                              									sich die Kompressionskurve einer Isotherme. Da nunmehr die Dampfrückstände in
                              									dem kleinen Raum a weiter zusammengepreßt werden, nimmt
                              									der Prozeß einen adiabatischen Verlauf. Zu gleicher Zeit wird der abgeschaltete
                              									Zusatzraum c durch den linken Ast des Gabelkanals b mit der linken Zylinderhälfte in Verbindung treten,
                              									und der dort eingeschlossene komprimierte Dampf sich mit dem etwa auf gleicher
                              									Spannung befindlichen expandierenden Frischdampf vereinigen. Dies bewirkt, daß die
                              									Expansion erst isotherm verläuft und sich später der Adiabate nähert. Das im
                              									Zusatzraum befindliche Dampfquantum setzt also zunächst seine Wärme im
                              									Gleichstromprozeß in Nutzarbeit um und durchläuft darauf einen fast vollkommenen Carnotschen Prozeß. Bei der Verwendung von Heißdampf kann
                              									infolge der gemeinsamen Expansion die Ueberhitzungswärme völlig in Arbeit verwandelt
                              									werden, während sie in der Wechselstrommaschine nur zum Unschädlichmachen
                              									wärmetheoretischer Fehler dient. Bei Sattdampf erfüflt der Zusatzraum die Aufgabe,
                              									den Dampf zu trocknen. In diesem Fall kann der Wirkungsgrad durch Heizung der
                              									Ueberströmkanäle, in denen die Expansion zum Niederdruckzylinder stattfindet,
                              									verbessert werden. Die ganze aufgenommene Wärme wird dabei in Arbeit umgesetzt,
                              									wovon natürlich bei der Heizung des Aufnehmers einer Wechselstrom-Verbundmaschine
                              									nicht die Rede ist. Die vom Kolben während der Kompression aufgenommene Wärme kann
                              									durch Wandungsaustausch dem Niederdruckzylinder zugeführt werden, dessen Enden man
                              									ferner durch den zusätzlichen Kompressionsraum als Heizmantel umgeben könnte.
                              									[Dipl.-Ing. Berger in Zeitschrift für Dampfkessel und
                              									Maschinenbau Nr. 12.]
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 584
                              e = Frischdampf zum Anfahren
                              
                           Schmolke.
                           –––––
                           Das Fließen und die inneren Spannungen bei gedrückten und
                                 										gezogenen Stäben. Die Versuche Riedels über die
                              									Vorgänge beim Zusammenpressen von zylindrischen Körpern, von denen in D. p. J. Bd.
                              									328 S. 506 berichtet wurde, zeigten, daß die erforderliche Druckkraft zunächst rasch
                              									zunimmt, dann eine Zeit lang annähernd gleich bleibt und schließlich nach der Form
                              									einer Hyperbel ansteigt (Abb. 1). Dieser Verlauf
                              									wurde erklärt durch das Auftreten von Rutschkegeln in dem gedrückten Körper, die
                              									allmählich mit den Spitzen ineinander eindringen. Diese Theorie wird von W. Tafel
                              									in „Stahl und Eisen“ 1914, Heft 12 und 14 angezweifelt und durch eine
                              									andere Erklärung ersetzt bzw. ergänzt.
                           Tafel geht von der Ueberlegung aus, daß in belasteten
                              									Körpern vor der eigentlichen Materialverschiebung durch Fließen bestimmte Spannungen
                              									auftreten, deren Ausgleich eben durch das Fließen stattfindet, wenn ihre Größe die
                              									Kohäsion des Materials übersteigt. Wenn ein Ring aus bildsamem Stoff in seiner
                              									Achsenrichtung gepreßt wird so vergrößert sich, wie es ja eine s einfache
                              									Ueberlegung wahrscheinlich macht, mit der Abnahme der Höhe gleichzeitig der
                              									Außendurchmesser, während sich der Innendurchmesser verkleinert. Wird die Bohrung
                              									des Ringes durch einen genau passenden Kern ausgefüllt, so wird die Ausdehnung des
                              									Ringmaterials nach innen gehindert, zwischen dem Kern und dem Ring entsteht ein
                              									Druck. Dieser wird um so größer, als beim Zusammenpressen auch der Kern seinen
                              									Außendurchmesser zu vergrößern strebt. Der Ring wird also radial ausgedehnt werden;
                              									die Folge ist, daß sich seine Höhe weiter verkürzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 584
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 584
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 584
                              Abb. 3.
                              
                           Stellt man sich einen Vollzylinder als eine Reihe ineinander liegender Ringe und
                              									Kerne vor (Abb. 2), so würde also beim
                              									Zusammenpressen das Bild 3 entstehen. Voraussetzung
                              									ist dabei allerdings, daß die Preßflächen sich den jeweils entstehenden Stirnformen
                              									anschmiegen könnten Werden die Teilzylinder mit unendlich kleiner Wandstärke
                              									gedacht, so entsteht das Bild 4.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 584
                              Abb. 4.
                              
                           Beim Zusammenpressen zwischen ebenen Preßflächen wird diese Form nicht entstehen
                              									können, wohl aber werden sich in dem Zylinder die Spannungen so verteilen, als wenn
                              									zunächst die
                              									mittleren Teile um die Höhen o–b mehr zusammengedrückt
                              									würden als die Mantelerzeugenden.
                           Diese Spannungen müssen sich zu den bisher (von Riedel
                              									u.a.) in Betracht gezogenen addieren, so lange bis ein Fließen des Materials
                              									stattfindet, das eine Aufhebung der Kohäsion und damit dieser Spannungen zur Folge
                              									hat.
                           Die Kurve der Spannung (s. Abb. 5) steigt also
                              									zunächst an, im Augenblick des Fließens (Fließgrenze) sinkt sie auf 0 oder
                              									vermutlich einen Spannungsrest r. Der bloßen
                              									Vergrößerung des Zylinderquerschnitts beim Pressen würde die hyperbelartige
                              									Spannungskurve K entsprechen; Addierung der beiden
                              									Werte ergibt den Verlauf P, der den von Riedel u.a. gefundenen Kurven entspricht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 585
                              Abb. 5.
                              
                           Bei den von Riedel für seine Preßversuche verwendeten
                              									Doppelkegeln fallen die geschilderten Zusatzspannungen fort, wenn der stehen
                              									gelassene Kern klein ist gegenüber der Masse der kegelförmigen Ringe (Abb. 6). In dem von außen durch diese kegelförmigen
                              									Ringe zusammengehaltenen Kernzylinder können Verkürzungen an den Mantelteilen nicht
                              									entstehen, es bleibt hier also nur die auch von Riedel
                              									berücksichtigte Aufweitung der kegelförmigen Ringkörper übrig, und es ist ein
                              									Ansteigen der Spannungskurve nach einer Hyperbel wie Riedel es nachgewiesen hat zu erwarten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 585
                              Abb. 6.
                              
                           Genau analoge nur umgekehrte Verhältnisse finden statt bei Zerreißversuchen an
                              									zylindrischen Körpern. Hier übt der gezogene Kern eine zusammenziehende Wirkung auf
                              									die außen liegenden Schichten aus. Wenn man sich wieder einzelne Teilzylinder denkt,
                              									so verkleinert sich der Innen- und Außendurchmesser jedes einzelnen Zylinders, und
                              									da das Volumen das gleiche bleibt, ist die Folge eine Verlängerung der einzelnen
                              									Teilzylinder, die um so größer wird, je weiter der Teilzylinder nach außen liegt.
                              									Infolge des Materialzusammenhanges mit den Einspannköpfen können auch diese Formen
                              									nicht zur Ausbildung kommen, die Erscheinung zeigt sich nur als Spannung, die wieder
                              									erst durch das Fließen aufgehoben wird. Eine Anzahl von Erscheinungen bei
                              									gewöhnlichen Zerreißversuchen läßt sich durch die angegebenen Ueberlegungen
                              									erklären, wie der Verfasser a. a. O. näher zeigt.
                           Im Anschluß an die beschriebenen Untersuchungen möchte ich über einige Versuche
                              									berichten, die das Auftreten von Druckkegeln in augenfälliger Weise zeigten. Ich
                              									habe vor etwa 15 bis 16 Jahren Druckversuche angestellt mit kleinen Zylinderkörpern
                              									aus Wachs- und Rindertalgmischungen und verschiedenen ähnlichen Materialien,
                              									die den Zweck hatten, unter der Presse Abdrücke von flach geprägten Gegenständen
                              									(Münzen, Medaillen usw.) zwecks galvanischer Vervielfältigung zu erhalten. Bei
                              									gewissen Materialien bildeten sich dabei ganz deutliche Rutschkegel aus; und zwar
                              									kam es häufig vor, daß nach dem Aufhören des Pressendruckes sich die eine Preßfläche
                              										mit dem daran haftenden Druckkegel aus dem Rest des
                              									Zylinders herausheben ließ. Namentlich bei den Talg enthaltenden Mischungen habe ich
                              									diese Erscheinung oft beobachtet; Talg neigt ja ohnehin dazu, unter Druck derartige
                              									Abschilferungen zu erleiden. Die Probekörper wurden flüssig in Blechhülsen gegossen,
                              									wahrscheinlich wurde durch diese äußere Verstärkung der Zugfestigkeit des
                              										„Druckringes“ die Kegelbildung beeinflußt. Selbstverständlich war die
                              									Einrichtung so getroffen, daß der Blechmantel an der achsialen Druckübertragung
                              									nicht unmittelbar teilnahm. Als Presse diente eine gewöhnliche Hand-Kopierpresse.
                              									Die Probezylinder hatten etwa 40 bis 80 mm ø und 25 bis 60 mm Höhe; soweit ich den
                              									Vorgang in der Erinnerung habe, war der Spitzenwinkel des Druckkegels etwa 100 bis
                              									120°. Der Trennungsvorgang dürfte so vorzustellen sein, daß unter dem auftretenden
                              									Druck das Fließen in den leicht schmelzbaren Bestandteilen der Mischung stattfand,
                              									und so zunächst ein wirkliches Abschieben der Druckkegel ermöglicht wurde. Beim
                              									Nachlassen des Druckes hatte das Material dann nicht die nötige Konsistenz, um den
                              									Körper als Ganzes zusammenzuhalten.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––
                           Moderne Eisenbauten. Natürlich waren die Gebäude auf der
                              									Internationalen Baufachausstellung in Leipzig, welche zur Aufnahme der
                              									Ausstellungsgegenstände dienten, zugleich selbst Ausstellungsobjekte. Die Erbauer
                              									haben auch getrachtet, in bezug auf Zweckmäßigkeit und Schönheit ihr Bestes zu
                              									leisten und zugleich die modernen Bauweisen anzuwenden. So hat die Firma Breest & Co. eine Reihe
                              									von eleganten Eisenbauten errichtet, über die hier einige Angaben folgen.
                           Das Gebäude der Leipziger Jahresausstellung besteht aus
                              									einem 20 m breiten, 40 m langen, dreiteiligen Mittelbau (Abb. 1) und zwei je 8 m breiten Seitentrakten. Um eine möglichst
                              									gleichmäßige und dabei gedämpfte Belichtung des Mitteltraktes zu erzielen, sind über
                              									ihm drei hohe Lichtaufsätze angeordnet. Sie bestehen aus je einem 3,5 m hohen
                              									pyramidenstumpfförmigen Abschnitt von 8,0 × 16,0 m im Grundriß, welches oben mit
                              									einem kleinen Walmdach, mit Bimsbetondeckung, abgeschlossen ist. Das übrige Dach
                              									sowie die Oberlichter werden von sechs hohen, 20 m langen Blechträgern getragen, die
                              									an den Enden nach abwärts geknickt sind, so daß ein natürlicher Uebergang zu den
                              									Säulen gebildet wird. Die Seitenschiffe erhalten einfache, dreieckige Fachwerkbinder
                              									zur Stützung eines Pultdaches.
                           Die wissenschaftliche Halle besteht aus zwei im rechten
                              									Winkel zusammenstoßenden Hallen von je 62 m Länge, 24 m Spannweite und 8 m Firsthöhe
                              										(Abb. 2). Die Ecke, wo die Hallen zusammenstoßen,
                              									bildet ein etwas höherer, pyramidenförmig abgedeckter Bau von 24 × 24 m im Grundriß.
                              									Wände und Dach werden von Portalbindern mit zwei Gelenken getragen, die als schlanke
                              									Gitterträger ausgeführt sind und am First eine stumpfe Ecke bilden. Die gegen den
                              									quadratischen Eckbau abschließenden Binder sind als Vollblechträger gebaut. Die
                              									Abdeckung besteht aus Bimsbetonkassetten-platten von 2,7 m Spannweite auf
                              									Gelenkpfetten. Für reichliche Belichtung ist gesorgt. Bemerkenswert ist die
                              									Ausbildung der Binderfüße in billiger und doch die Gelenkigkeit sichernder
                              									Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 586
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 586
                              Abb. 2.
                              
                           Die Maschinenhalle II besitzt ein 20 m breites und 10 m
                              									hohes Mittelschiff und zwei niedrigere 5 m breite Seitenschiffe. Vollwandige
                              									Portalbinder mit zwei Gelenken, ähnlich den zuvor beschriebenen, überdecken die
                              									Mittelhalle. Sie sind an den Traufen knieförmig abgerundet und hier mit Rohglas
                              									abgedeckt. Die übrige Deckung besteht aus 6 mm starken
                              									Asbest-Zement-Schieferplatten, welche auf verzinkten Eisenketten verlagert sind. Die
                              									Ketten gehen über Pfetten, die einen Abstand von 2 m haben. Die Kettenzüge sind an
                              									der Firstpfette und den Traufenpfetten entsprechend abgefangen. Diese eigenartige
                              									Deckung hat den Vorteil, daß sie nach Abbau des Gebäudes, ohne wesentliche Verluste
                              									anderweitig wieder verwendet werden kann. Der Wind verband besteht aus verspannten
                              									Rundeisen.
                           Der bemerkenswerteste Bau ist entschieden das bekannte Monument
                                 										des Eisens, worin der Stahlwerksverband und der Verein der
                              									Eisenbauanstalten ausgestellt haben. Es ist das Ergebnis eines Wettbewerbes, und es
                              									muß zugegeben werden, daß es von gewaltiger Wirkung ist, wenngleich eine gefällige
                              									Form den Eisenbaustyl vielleicht treffender gekennzeichnet hätte. Es ist ein
                              									achteckigsr, stufenweise nach oben verjüngter, mit einer vergoldeten Kugel gekrönter
                              									Bau, von einer Gesamthöhe von etwa 30 m und einem größten Durchmessr von etwa 28 m.
                              									Die Wände bestehen nur aus Glas und Eisen, und die Wandgliederung wiederholt sich
                              									aus immer schmäler werdenden Profilen in den aufeinanderfolgenden Stockwerken. Die
                              									Decken sind Hohlsteindecken mit Spannweiten bis zu 6,5 m für 500 kg pro m2 Belastung. Viel Sorgfalt wurde der ästhetischen
                              									Innenausstattung und einer wirkungsvollen Belichtung gewidmet. Die Ausstellung im
                              									Parterre stellte die Gewinnung und Verarbeitung des Eisens dar. Zahllose Eisenbauten
                              									waren auf transparenten Diapositiven zu sehen, Im ersten Stock nahm ein technisches
                              									Kinotheater den größten Raum ein. [„Prakt. Maschinenkonstrukteur“ Nr. 19,
                              									1913 bis Nr. 12 1914.]
                           R. Blumenfeld.
                           ––––
                           Die Gewinnung von künstlichem Graphit.s. D. p. J. S. 321 dieses
                                       											Bandes. Ueber das von Acheson
                              									erfundene Verfahren zur Herstellung von künstlichem Graphit, das am Niagarafall in
                              									einer großen Anlage von der International Acheson Graphite
                                 										Co. verwertet wird, macht Dr. Karau auf Grund
                              									eigener Anschauung interessante Mitteilungen in der Zeitschrift für angewandte
                              									Chemie, Bd. 26 S. 488. Die Fabrikation geht folgendermaßen vor sich. Drei Teile
                              									Kieselsäure und zwei Teile Koks oder Kohle werden im elektrischen Ofen erhitzt,
                              									wobei Siliziumkarbid entsteht. Dieses zerfällt bei einer Temperatur von 1700° in
                              									seine Bestandteile; das Silizium verdampft und verbrennt mit dem Sauerstoff der Luft
                              									wieder zu Kieselsäure, während der Kohlenstoff in Form von Graphit zurückbleibt. Der
                              									so gewonnene Graphit ist sehr gleichmäßig und von höchster Reinheit (99,5 v. H.).
                              									Der Ofen ist 5 m lang, 1,8 m breit und 1,7 m hoch und aus feuerfesten Ziegeln ohne
                              									Bindemittel gebaut. Als Heizwiderstand dienen mehrere zylindrische Kokskerne, denen
                              									der Strom durch Kohlenstabbündel an beiden Seiten zugeführt wird; die Kokskerne
                              									erhitzen sich beim Stromdurchgang auf Weißglut. Das bei der Bildung des
                              									Siliziumkarbids entstehende Kohlenoxyd entweicht und verbrennt an der Luft zu
                              									Kohlensäure. Nach einiger Zeit wird durch Erhöhung der Stromstärke die Temperatur
                              									auf 1700 ° gesteigert, worauf die Zersetzung des Siliziumkarbids und die Bildung des
                              									Graphits beginnt. Ein Ofen braucht nach eigener Angabe von Acheson für jede Operation 2000 PS. Der Acheson
                              									– Graphit wird zur Herstellung von Elektroden für elektrochemische und
                              									elektrometallurgische Zwecke verwendet, ferner für galvanische Elemente, schwarze
                              									Farbe, Bleistifte und namentlich zur Herstellung eines wichtigen Schmiermittels
                              									(Oildag). Die Acheson-Graphite Co. stellt etwa 10 v. H.
                              									der Weltproduktion an Graphit her. Die Produktion stieg von 73600 kg im Jahre 1897
                              									auf 1453000 kg im Jahre 1904 und auf 3111220 kg im Jahre 1909.
                           Dr. Sander.
                           –––––
                           Teeröl-Ersatz. Bekanntlich sind die gesamten Vorräte an
                              									Teeröl infolge der Kriegslage durch die Marine in Anspruch genommen, so daß die auf
                              									Teeröl angewiesenen Industrien in eine äußerst schwierige Lage gekommen sind.
                           A. Irinyi-Hamburg macht nun auf S. 569 den beachtenswerten
                              									Vorschlag, dafür Rohnaphthalin zu verwenden, und zwar zunächst für Heizzwecke.
                           
                           Mit Erfolg ist ferner Naphthalin neuerdings auch für Gasmaschinenbetrieb
                              									verwendet worden, wobei sich der Betrieb nur wenig teurer stellte als mit Kraftgas
                              									u. dgl. Versuche an einem 50 PS-Motor haben einen Verbrauch von 0.52 kg für die
                              									KW/Std. ergeben. Es müssen naturgemäß ebenfalls besondere Vorkehrungen getroffen
                              									werden, um hierbei jede Abkühlung der Zuführungsrohre zu vermeiden, etwa durch
                              									Umspülung der Rohre mittels Dampfschlangen u. dgl. Durch praktische Aenderungen an
                              									den Einspritzdüsen ließe sich m. E. damit auch ein Ersatz für Teeröl schaffen.
                           Ferner dürfte die Verwendung von Rückständen bei der Paraffinherstellung, also
                              									insbesondere bei der Braunkohlenteerdestillation, für genannte Zwecke ins Auge zu
                              									fassen sein. Es kommt hierbei eine Reihe von Produkten in Frage, deren Flammpunkte
                              									meist unter 100 ° liegen, ähnlich wie Teeröl, und deren theoretischer Luftbedarf für
                              									die Verbrennung sich ebenfalls auf 10 bis 11 m3
                              									für 1 kg stellt. Als Treiböl für Dieselmotoren ist ja das reine Paraffin- und
                              									Solaröl nicht unbekannt. Ich möchte jedoch vorschlagen, auch von den genannten
                              									Rückständen Anwendung zu machen, insbesondere für Ofenbeheizung. Meines Wissens sind
                              									zurzeit Versuche darüber im Gange.
                           Allen Interessenten ist jedenfalls zu empfehlen, sich mit dem oben genannten Fachmann
                              									oder der „Deutschen Teerprodukten-Vereinigung“ in Essen in Verbindung zu
                              									setzen, da ja jeder Bezug von Teeröl ausgeschlossen ist.
                           Schömburg.
                           –––––
                           Ueber die Herstellung feuerfester Geräte. (Prof. Dr. Otto Ruff-Danzig auf der Hauptversammlung des Vereins
                              									deutscher Chemiker in Bonn.) Die Verwendung immer höherer Temperaturen in der
                              									elektrochemischen, hüttenmännischen und Beleuchtungsindustrie hat die Frage nach der
                              									Herstellung feuerfester, für Temperaturen von 2000 ° und mehr, dabei möglichst
                              									dichter und in Oefen mit reduzierender Atmosphäre brauchbarer Gegenstände zu einer
                              									immer dringenderen werden lassen. Obwohl schon mancherlei in dieser Beziehung
                              									bekannt geworden ist. so gab es doch zusammenfassende, von einheitlichem
                              									Gesichtspunkt aus angestellte Arbeiten über diesen Gegenstand nicht. Dem Mangel
                              									abzuhelfen, bemühte sich der Vortragende, unterstützt vom Verein Deutscher
                              									Ingenieure, indem er, was immer an feuerfesten Stoffen bekannt geworden ist oder in
                              									Frage kommen konnte, auf seine Feuerfestigkeit untersuchte, und die geeignetsten
                              									unter ihnen dann auch zur Herstellung von Gefäßen verwendete. (Forschungsarbeiten
                              									des Vereins Deutscher Ingenieure 191 B, Heft 147.) Dadurch, daß alle Stoffe unter
                              									gleichen Bedingungen erhitzt wurden, konnten vergleichbare Zahlen für die
                              									Feuerfestigkeit gewonnen werden, denn die Feuerfestigkeit eines Stoffes, die durch
                              									die Temperaturen der Erweichung, der Verdampfung oder auch der Zersetzung näher
                              									gekennzeichnet werden kann, ist ein zu wenig scharf umschriebener und von zu viel
                              									Umständen abhängiger Begriff, als daß er anders denn in Vergleichwerten für
                              									bestimmte Verhältnisse angegeben werden könnte.
                           Mit Rücksicht auf die kohlend reduzierende Atmosphäre des zur Verfügung
                              									stehenden Ofens galten dann die ersten weiteren Versuche der Herstellung von Gefäßen
                              									aus Karbiden, wobei die besonders feuerfesten Karbide des Titans und Zirkons als
                              									Grundmaße Verwendung finden. Als sich zeigte, daß solche Gefäße ohne eine Glasur
                              									nicht gut dicht zu machen waren, bemühte sich der Vortragende um die Herstellung
                              									einer solchen und ging dann dazu über, auch Gegenstände aus Preßkohlen durch
                              									Glasieren mit Karbiden zu dichten. Das Ergebnis dieser Untersuchung war, ebenso wie
                              									dasjenige weiterer, welche die Erzeugung von dichten Wolframgegenständen betrafen,
                              									kein endgültiges; doch ermutigten eine Reihe von Teilerfolgen zu einer Fortsetzung
                              									der Arbeiten. Wesentlich weiter ist der Vortragende in Gemeinschaft mit Georg Lauschke in der Herstellung feuerfester Geräte mit
                              									Zirkondioxyd als Grundmasse gekommen. Die Schwierigkeit, Temperaturen von 2000 ° und
                              									darüber anders als in kohlend reduzierender Atmosphäre zu erzeugen, beschränkte das
                              									Ergebnis der Versuche zunächst zwar auf die im elektrischen Kohlerohrofen unter etwa
                              									30 mm Druck herrschenden Bedingungen; es ist aber versucht worden, ihm durch Brennen
                              									kleinerer Tiegel in größeren Schutztiegeln auch eine allgemeinere Geltung zu
                              									verschaffen.
                           Es hat sich gezeigt, daß für die Porigkeit und Schwindung von Geräten aus
                              									Zirkondioxyd nicht bloß die Reinheit, die Vorgeschichte dieses Oxyds, sondern auch
                              									die Art, wie ihm die Form gegeben wird, von ausschlaggebender Bedeutung ist, während
                              									gar manche Zusätze, solange unter vermindertem Druck gebrannt wird, erst in zweiter
                              									Linie zur Geltung kommen. Ein Zirkondioxyd, welches nach der Herstellung nicht höher
                              									als bis etwa 1000° erhitzt worden ist, gibt, wie die vorgeführten Tabellen erweisen,
                              									wesentlich dichtere und stärker schwindende, aber auch etwas leichter rissig
                              									werdende Scherben, als ein solches, das bei 1400° geglüht worden ist. Das beste
                              									Kennzeichen für die Beschaffenheit eines Oxyds ist dessen Raumgewicht. Zusätze von
                              									Bindemitteln, wie Stärke und dergleichen vermindern die Dichtigkeit, trotzdem ist
                              									ein Zusatz von Stärke unter Umständen von Vorteil, da er die Formgebung erleichtert.
                              									Das Formen der Probetiegel bewirkt man, um diese möglichst dicht zu bekommen und
                              									möglicht vergleichbare Bedingungen zu schaffen, am besten durch Einstampfen des
                              									Oxyds in eine Matritze von Hand, welches so gleichmäßig als möglich ausgeführt
                              									werden muß. Die Unterschiede in der Porigkeit und Schwindung, aber auch der
                              									mechanischen Festigkeit, welche durch ungleichmäßiges Einstampfen veranlaßt werden
                              									können, sind unter Umständen erheblich. Als Zusätze kamen in Verwendung:
                              									Siliziumdioxyd, Aluminiumoxyd, Magnesiumoxyd, Berylliumoxyd und Thoroxyd.
                           Das Siliziumdioxyd verdampft, wenn unter vermindertem Druck gearbeitet wird, aus den
                              									Scherben zum größten Teil schon unterhalb 2000 ° und ist als Zusatz aus diesem
                              									Grunde eher schädlich als nützlich; der Scherben wird poröser, als er ohnedies sein
                              									würde.
                           
                           Das Aluminiumoxyd verdichtet den Scherben bis etwa 2000 ° in ganz hervorragendem
                              									Maße, bei höherer Temperatur und unter vermindertem Druck verdampft es, wie das
                              									Siliziumdioxyd, und macht den Scherben dabei unter Umständen blasig. Erhitzt man man
                              									Aluminiumoxyd enthaltende Scherben bis zum Schmelzen, so erhält man aufgetriebene
                              									Reguli.
                           Zur Herstellung dichter, bis etwa 2000 ° brauchbarer feuerfester Erzeugnisse
                              									erscheint Zirkondioxyd mit einem Zusatz von etwa 1 v. H. Aluminiumoxyd sehr
                              									geeignet, wenn die Brenntemperatur der Formlinge bis etwa 2000 ° gesteigert wird.
                              									Das Magnesiumoxyd verbessert die Porigkeit der Gefäße bis etwa 2200 °, wenn es in
                              									kleiner Menge verwandt wird; in größerer Menge und bei höherer Temperatur bringt
                              									dessen Zusatz keinen Vorteil; das Oxyd vermag den Scherben nicht mehr weiter zu
                              									verdichten und vergrößert durch seine Verdampfung nur die Porigkeit. Nach
                              									einstündiger Erhitzung auf etwa 2400 ° ist das Magnesiumoxyd aus dem Scherben
                              									verschwunden. Dem Magnesiumoxyd ziemlich ähnlich ist das Berylliumoxyd. Merkwürdig
                              									ist bei den Tiegeln mit mehr als 1 v. H. Berylliumoxyd der ganz außerordentlich
                              									große Verlust, unter Umständen von 30 v. H. und mehr, nicht bloß an Berylliumoxyd,
                              									sondern an Zirkonoxyd, welchen diese Tiegel beim Glühen schon bis 2000 ° und noch
                              									mehr bis 2400 ° erfahren.
                           Am günstigsten wirkt oberhalb 2000 ° das Thoroxyd, obwohl dieses Oxyd für sich allein
                              									der Reduktion in weit höherem Grade unterliegt, als alle die andern. Selbst noch bei
                              									2200 ° läßt sich die Porigkeit von Tiegeln mit etwa 1 v. H. Thoroxyd bis bis auf
                              									etwa 2 v. H. herunterbringen.
                           In umgekehrter Richtung wie die Porigkeit wird durch die Zusätze die Schwindung
                              									beeinflußt, die Unterschiede sind bei dieser aber weniger ausgesprochen. Ein noch
                              									weniger zuverlässiges Hilfsmittel für die Kennzeichnung gebrannter
                              									Zirkondioxydgegenstände ist die Bestimmung der Temperatur ihres sichtbaren
                              									Schmelzens; denn diese ist von der Vorgeschichte der Gegenstände abhängig, weil
                              									während des Brennens und auch während des Erhitzens bis zum Schmelzen mehr oder
                              									weniger viel von den Zusätzen verdampft. Man findet meist Schmelztemperaturen in der
                              									Nähe derjenigen des reinen Zirkondioxyd, d.h. gegen 2570 °. Selbst ein Zusatz von
                              									Thoroxyd erniedrigt diese Temperatur nicht, obwohl Thordioxyd im Scherben
                              									verbleibt.
                           Im Handel sind schon mehrfach Gegenstände aus Zirkondioxyd erschienen. Insbesondere
                              									fabriziert das Glühlampenwerk der Allgemeinen
                                 										Elektrizitätsgesellschaft sehr feuerfeste Tiegel, Schiffchen, Blättchen. In
                              									neuerer Zeit sind es dann auch die Wolframdrahtfabrik G. m. b. H., Berlin, und die
                              									Porzellanmanufaktur von Haldenwanger in Spandau, welche
                              									sich mit der Herstellung von Zirkongegenständen befassen, Tiegel aus reinem
                              									Zirkondioxyd und aus rohem mit einem Korundzusatz, glasierte Schälchen aus
                              									Zirkondioxydmischungen mit Kaolin und feuerfestem Ton.
                           Die Scherben aller dem Vortragenden bis jetzt zu Gesicht gekommenen Sachen
                              									kennzeichnete eine große Porigkeit, welche dadurch bedingt sein dürfte, daß die
                              									Sachen wahrscheinlich nur bei der verhältnismäßig niedrigen Temperatur der
                              									Porzellanöfen gebrannt worden sind. Man hat zwar versucht, die Porigkeit durch
                              									Zusätze von feuerfestem Ton oder Kaolin herabzusetzen. Größere Mengen von diesen
                              									Stoffen (etwa über 1 v. H.) verringern aber die Feuerfestigkeit von
                              									Zirkondioxydgeräten erheblich; sie machen den Scherben unterhalb 2000° weich und
                              									blasig, so daß die besondere Feuerfestigkeit des reinen Zirkondioxyds nicht mehr zur
                              									Geltung kommt. Verwendet man statt des reinen Oxyds rohes als Zusatz zu solchen
                              									Massen, so spielt dieses lediglich die Rolle eines Magermittels, welches besser
                              									durch das feuerfestere Aluminiumoxyd (Korund) ersetzt würde; denn das Aluminiumoxyd
                              									schmilzt erst gegen 2030 °, das rohe Zirkonoxyd erweicht schon unterhalb 1900 °.
                           Plohn.
                           –––––
                           Radiumblitzableiter. Die „Comptes rendus des seances de
                                 										l'Academie des sciences“ bringen die Beschreibung eines neuen
                              									Blitzableiters, in dessen Spitze zur Erhöhung der Leitfähigkeit der Luft 2 mg
                              									Radiumbromid untergebracht sind. Der Erfolg ist, daß die Lufthaube über dem
                              									Blitzableiter mehrere Millionen mal so leitfähig wird, als sie ohne das Radium ist.
                              									Diese Leitfähigkeit ist tatsächlich noch auf sehr große Entfernungen hin
                              									festzustellen. Es findet deshalb zwischen Erde und Lufthülle ein ununterbrochener
                              									Austausch von Elektrizität statt, der es zu plötzlichen Entladungen durch Blitze
                              									überhaupt nicht mehr kommen läßt.
                           Pr.
                           –––––
                           Die Frist zur Mängeluntersuchung bei technischen
                                 										Lieferungen. Wenn ein Lieferungsgeschäft für Besteller und Lieferanten ein
                              									Handelsgeschäft ist, so hat der Besteller die Ware unverzüglich nach Ablieferung
                              									durch den Lieferanten, soweit dies nach ordnungsmäßigem Geschäftsgange tunlich ist,
                              									zu untersuchen und wenn sich ein Mangel zeigt, unverzüglich Anzeige zu machen;
                              									andernfalls gilt die Lieferung als genehmigt, so daß alle Rechte auf Wandelung,
                              									Minderung, Schadenersatz usw. wegen Mängel entfallen.
                           Bei Lieferung von Produkten der technischen Industrie, bei Maschinenlieferungen,
                              									Lieferungen technischer Anlagen usw. ist die Mängeluntersuchung, wenn selbst die
                              									eigentliche Untersuchung keine besondere Mühe macht und keine besondere Zeit
                              									erfordert, doch insofern mit Schwierigkeiten verknüpft, als eine Reihe von
                              									technischen Vorarbeiten nötig sind, die Inanspruchnahme von Maschinen, Apparaten,
                              									Schmelzöfen usw., die nicht jederzeit zur Verfügung stehen, und die, ehe sie zur
                              									Ausführung der Untersuchung gebraucht werden können, in dem Geschäftsbetriebe des
                              									Bestellers unentbehrlich sind.
                           Ist der Besteller dann genötigt, nur um die Mängeluntersuchung möglichst rasch
                              									durchzuführen, und den Pflichten der Handelsrechte zu genügen, alles andere im Stich
                              									zu lassen, die benötigten Maschinen, Apparate usw. für die Untersuchung frei zu
                              									machen, damit nicht mehr Zeit vergeht, als in technischer Beziehung den Umständen
                              									nach zur Feststellung etwaiger Mängel erforderlich ist?
                           
                           Das Gesetz schreibt ausdrücklich vor, daß die Mängeluntersuchung sobald zu
                              									erfolgen hat, als es nach ordnungsmäßigem Geschäftsgange tunlich ist. Der Zweck
                              									dieser Bestimmung ist der, daß der Besteller in Hinsicht auf seine
                              									Untersuchungspflicht seine eigenen Interessen nicht in unangemessener Weise
                              									zurücktreten zu lassen braucht. Wenn die Untersuchung auf Mängel einer gelieferten
                              									Ware unverzüglich erfolgen soll, so ist der Begriff der Unverzüglichkeit nicht nach
                              									mathematischen Gesichtspunkten zu verstehen, sondern nach wirtschaftlichen. Mit
                              									andern Worten: Hier sind die gegenseitigen Rechte und Pflichten nach den
                              									Gesichtspunkten der Interessenerwägung zu beurteilen.
                           Der Besteller ist daher verpflichtet, einen geringen Vorteil aufzugeben, um die
                              									Untersuchung der Ware zu beschleunigen und damit die Interessen des Lieferanten zu
                              									sichern. Anderseits kann der Lieferant nicht beanspruchen, daß der Besteller mehr an
                              									Vorteilen aufgibt als, in wirtschaftlicher Beziehung genommen, die Wahrung des
                              									Interesses des Lieferanten an einer schnellen Feststellung etwaiger Mängel Wert
                              									hat.
                           Wenn etwa die unverzügliche Untersuchung einer gelieferten Sache nur kurze Zeit
                              									erfordert, und wenn der Verlust dieser Zeit nur etwa die Folge hat, daß eine Reihe
                              									von Arbeitern Ueberstunden machen muß, um einen andern Auftrag noch rechtzeitig
                              									auszuführen, so wird man dem Besteller in der Regel dieses Opfer zumuten können.
                           Wenn der Besteller dann, um diese Kosten zu sparen, etwa die Untersuchung so lange
                              									hinausschiebt, bis der laufende Auftrag fertig ausgeführt, und die Maschinen, die
                              									zur Feststellung der Brauchbarkeit der gelieferten Sache erforderlich sind,
                              									frei sind, so würde er seine Pflicht zur unverzüglichen Mängeluntersuchung verletzen
                              									und damit seine Rechte verloren haben.
                           Ist anderseits eine auch nur vorübergehende Entziehung von Maschinen usw. für den
                              									ganzen Betrieb eine schwere Störung, so ist der Besteller berechtigt, die laufenden
                              									Arbeiten, auch wenn es sich um mehrere Tage handelt, erst fertig erledigen zu
                              									lassen, und dann, wenn es nach ordnungsmäßigem Geschäftsgange tunlich ist, die
                              									Mängeluntersuchung nachzuholen.
                           Die Rechtsprechung ist früher in der Beurteilung der Pflicht des Bestellers zur
                              									unverzüglichen Mängeluntersuchung außerordentlich streng gewesen; um so erfreulicher
                              									ist es, daß neuerdings die Rechtsprechung sich mehr auf den Standpunkt der
                              									Interessenabwägung stellt.
                           Ein Beispiel hierfür ist ein Urteil des Oberlandesgerichts München (Rechtsprechung
                              									der Oberlandesgerichte Band 28 S. 383) das in jeder Beziehung gerecht und gesund
                              									erscheint. Es handelte sich dort um die Lieferung von Messingröhren, die vom
                              									Besteller auf ihre Festigkeit, Biegsamkeit usw. hin geprüft werden mußten. Die
                              									Prüfung erforderte aber, wenn gleich sie selbst ganz einfach zu erledigen war, doch
                              									die Inanspruchnahme von Maschinen, das Heizen von Oefen usw., und unter diesen
                              									Umständen brauchte der Besteller, wie das Oberlandesgericht München zutreffend
                              									ausführt, nicht alles liegen zu lassen, um nur schnell die Mängeluntersuchung
                              									auszuführen, sondern er konnte die Mängeluntersuchung mehrere Tage hinausschieben,
                              									bis die Umstände eine Mängeluntersuchung ohne wesentliche wirtschaftliche Schädigung
                              									seines Betriebes gestatteten.
                           Dr. jur. Eckstein.