| Titel: | Betriebsversuche mit Leistungszählern und registrierenden Belastungsanzeigern. | 
| Autor: | Böttcher | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 593 | 
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                        Betriebsversuche mit Leistungszählern und
                           								registrierenden Belastungsanzeigern.
                        Von Ingenieur Böttcher in
                           									Hamburg.
                        BOETTCHER: Betriebsversuche mit Leistungszählern und
                           								registrierenden Belastungsanzeigern
                        
                     
                        
                           Das Streben nach höchster Wirtschaftlichkeit im Kraftmaschinenbetriebe hat
                              									neuerdings eine Reihe von Apparaten auf dem Markt erscheinen lassen, welche eine
                              									Dauerkontrolle der Kraftmaschinenleistung zum Zweck haben, indem sie durchlaufend
                              									diese Leistung oder auch nur den Belastungszustand registrieren, in ähnlicher Weise,
                              									wie die längst bekannten Registrierinstrumente der elektrischen Industrie dieses tun
                              									und dadurch zu unentbehrlichen Kontrollinstrumenten geworden sind. Man wird derartig
                              									neue Apparate als für die Ueberwachung von Kraftmaschinenanlagen der verschiedensten
                              									Art mit Freuden begrüßen können, wenn die Praxis ihre Zuverlässigkeit durch
                              									entsprechende Ergebnisse bestätigt hat. Es ist der Zweck der vorliegenden Zeilen,
                              									über Versuche zu berichten, welche mit den von dem Unterzeichneten in Gemeinschaft
                              									mit der H. Maihak A.-G. in Hamburg zu marktfähigen
                              									Ausführungsformen entwickelten Apparaten durchgeführt worden sind und.die vielleicht
                              									das Interesse Weiterer Kreise finden werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 593
                              Abb. 1.
                              
                           
                        
                           Der Boettchersche Leistungszähler.
                           Die neueste Ausführungsform des bereits im Jahrgang 1913, S. 6 ff, dieser Zeitschrift
                              									beschriebenen Apparates ist in den Abb. 1 und
                              										2 dargestellt, und zwar gibt Abb. 1 den Zähler in Arbeitsstellung, Abb. 2 in ausgeschaltetem Zustand. Der Vergleich der
                              									neuen mit der früher beschriebenen älteren Ausführungsform läßt die konstruktiven
                              									Verbesserungen erkennen, welche die ausführende Fabrik dem Apparat, der inzwischen
                              									bereits in annähernd 500 Exemplaren im In- und Ausland abgesetzt wurde, hat
                              									angedeihen lassen. Bei dem stetig steigenden Absatz des Apparates sind
                              									selbstverständlich die Eichvorrichtungen entsprechend vollkommen ausgebildet; sie
                              									ermöglichen, jeden Apparat bei verschiedenen Tourenzahlen für Dampfmaschinen-,
                              									Gasmaschinen- und Dieselmotor-Diagramme besonders zu eichen. Zurzeit geht eine
                              									Maschine der Vollendung entgegen, welche die gleichzeitige Eichung von zehn
                              									Apparaten ermöglicht. Kein Apparat verläßt die Fabrik, ohne die Eichstation mit
                              									vollkommen befriedigendem Ergebnis passiert zu haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 593
                              Abb. 2.
                              
                           Von den zahlreichen, vom Unterzeichneten vorgenommenen Betriebsversuchen seien im
                              									folgenden zwei mitgeteilt:
                           Erster Versuch: Eine liegende Verbund-Ventil-Dampfmaschine
                              									mit Kondensation, welche mit verschiedenen Kochapparaten und anderen dampfverbrauchenden
                              									Maschinen an ein gemeinsames Dampfverteilungsnetz angeschlossen war, stand in dem
                              									Verdacht zu hohen Dampfverbrauchs; die Dampf Verbrauchsziffer sollte ohne
                              									irgendwelche Störung des Betriebes ermittelt werden; Betriebszeit von Montag morgens
                              									6 Uhr bis Sonntag morgens 6 Uhr ohne Unterbrechung. Der Versuch wurde in folgender
                              									Weise durchgeführt: Ueber Sonntag wurde in die Admissionsleitung der Meßflansch
                              									eines Dampfmessers (System Hallwachs) eingefügt und
                              									gleichzeitig die Indikatorhähne, sowie die Antriebstangen für die Indikatoren an die
                              									Maschine gesetzt. Im ganzen wurden vier Indikatoren mit Böttcherschen Zählern verwendet. Die Versuchsdauer betrug nur 34 Minuten,
                              									in welcher Zeit bei etwa 120 Umläufen in der Minute insgesamt 16 320 Diagramme zur
                              									Ermittlung der mittleren indizierten Leistung herangezogen wurden; es blieb während
                              									der Versuchszeit also kein einziges Diagramm unberücksichtigt. Die aus dem Versuche
                              									ermittelte Dampfverbrauchziffer betrug 9,75 kg für 1 PSi und Stunde. Dieses Ergebnis ließ im Verein mit den während der Zählung
                              									geschriebenen Diagrammen eine Ueberholung der äußeren und inneren Steuerungsteile
                              									zweckmäßig erscheinen. Nach erfolgter flüchtiger Instandsetzung der Ventile, während
                              									welcher der Dampfmesserflansch nicht aus der Leitung entfernt wurde, fand sofort ein
                              									zweiter Versuch in gleicher Weise statt. Er erstreckte sich über nur 15 Minuten; es
                              									wurden 7200 Diagramme ausgewertet, und eine Dampfverbrauchziffer von 7,9 kg
                              									festgestellt. Die erzielte Verbesserung der Dampfverbrauchsverhältnisse wurde später
                              									durch den Betrieb selbst bestätigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 594
                              Abb. 3. Leistungszähler für Kolbenmaschinen (Ausführung für
                                 										Dauerbetrieb)
                              
                           Zweiter Versuch: In einer chemischen Fabrik, welche von
                              									der Kesselstation aus außer der Betriebsmaschine eine Anzahl direkt wirkender
                              									Dampfpumpen, Duplikatkessel usw. betrieb, lag der Kohlenverbrauch zu hoch, und man
                              									vermutete, daß die Dampfmaschine vor allem hierfür verantwortlich zu machen sei, was
                              									um so schwerer ins Gewicht fiel, als diese Maschine mit Kondensation ausgerüstet
                              									ist, ihr Abdampf also nicht weiter im Betrieb verwertet wird. Auch diese Maschine
                              									wurde nur des Sonntags stillgesetzt. Die Vorbereitungen waren die gleichen, wie
                              									bei dem vorstehenden Versuch, nur wurde wegen der verhältnismäßig stark schwankenden
                              									Belastung die Versuchsdauer auf etwa 1 ½ Stunden ausgedehnt. Es wurde mit vier
                              									Zählern gearbeitet, die während der Beobachtungszeit 36000 Diagramme auswerteten,
                              									als deren Mittelwert eine indizierte Leistung von 159,5 PS bereits etwa ¼ Stunde
                              									nach Versuchsbeendigung sich ergab; die zugehörige Dampf Verbrauchsziffer von 7,0 kg
                              									für 1 PSi und Stunde ließ eine Einstellung der
                              									Steuerung zwar als zweckmäßig erscheinen, gleichzeitig aber auch erkennen, daß die
                              									Ursache des hohen Kohlenverbrauches nicht in der zu hohen Dampfverbrauchziffer der
                              									Maschine zu suchen war.
                           Versuche der vorbeschriebenen Art sind von dem Unterzeichneten in großer Anzahl mit
                              									praktisch vorzüglichem Ergebnis durchgeführt worden. Auch von anderer Seite liegen
                              									zahlreiche Berichte derartiger Untersuchungen in den verschiedensten Betrieben vor.
                              									An allen Stellen wurde als besonders angenehm empfunden, daß die
                              									Versuchsvorbereitungen nur sehr geringen Umfang einnahmen, insbesondere die
                              									allgemein bei Versuchen nach den Verbandsnormen mit Speisewasserwägung notwendigen
                              									und als sehr lästig empfundenen Abflanschungen von Dampf- und Speiseleitungen mit
                              									ihren, für den Betrieb unerquicklichen Nebenerscheinungen nicht erforderlich wurden,
                              									daß ferner die Versuche in kürzester Zeit zu erledigen waren, ohne die stundenlangen
                              									Indizierungen und Speisewasserwägungen, endlich aber auch, daß das Versuchsergebnis,
                              									auf das man bei Indizierversuchen in der Regel bei einigermaßen sorgfältiger
                              									Auswertung der Diagramme mehrere Wochen warten muß, innerhalb einer halben Stunde
                              									nach Versuchsschluß mitgeteilt werden konnte. In einer großen Anzahl schriftlich
                              									niedergelegter Zeugnisse kommt auch in anerkennender Weise die mit den Apparaten
                              									erzielte Genauigkeit des Ergebnisses zum Ausdruck, welche eine aus der Praxis
                              									stammende Bestätigung der Richtigkeit der Theorie des Zählers darstellt, die im
                              									Verein mit der mustergültigen Ausführung seine Lebensfähigkeit begründet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 594
                              
                           Angesichts dieses überraschenden praktischen Erfolges des Zählers nimmt es nicht
                              									Wunder, wenn der Versuch gemacht wird, derartige Apparate auch als sogenannte
                              										„Dauerzähler“ auszubilden, um sie dauernd an der Maschine zu belassen,
                              									damit man, ähnlich wie an den Schalttafel-Wattmetern, die jeweilige
                              									Maschinenleistung an dem Apparat ablesen kann.
                           In Abb. 3 ist ein derartiger Dauerzähler dargestellt,
                              									wie ihn der Unterzeichnete bereits im Jahre 1909 hat ausführen lassen (s. D. p. J.
                              									1914 S. 347). So wertvoll derartige Dauerzähler auf dem ersten Augenblick auch zu
                              									sein scheinen, so haben sie praktisch keinen Wert, abgesehen davon, daß es der aus
                              									langer Erfahrung entstandenen Ansicht des Unterzeichneten nach unmöglich sein wird,
                              									den Apparat konstruktiv so durchzubilden, daß er dauernd an der Maschine selbst
                              									nacheichbar ist und hinsichtlich seines Beschaffungspreises innerhalb
                              									erschwinglicher Grenzen bleibt. Für den Betrieb praktisch wertlos wird ein
                              									derartiger Apparat bleiben müssen, weil zunächst jede Zylinderseite mit einem
                              									eigenen Apparat ausgerüstet werden muß, so daß im allgemeinen doppelt so viel
                              									Ablesungen zu machen, als Zylinder vorhanden sind. Die Ablesungen geben ferner aber
                              									nicht den gesuchten Augenblickswert der Maschinenleistung, sondern nur die Summe der
                              									seit der Nullstellung geleisteten Arbeit, so daß Bestimmung von Momentanwerten der
                              									Leistung, ähnlich wie beim Wattmeter, mit dem Dauerzähler überhaupt nicht möglich
                              									ist. Stets zeigt der Apparat unter Berücksichtigung der Apparatekonstante nur eine
                              									Arbeitsdifferenz für einen bestimmten, der Beobachtung zugrundegelegten Zeitraum,
                              									für welchen außer der Sekundenzahl selbst auch noch die Umdrehungszahl der Maschine
                              									abgelesen werden muß. Alle diese Ablesungen kann man wohl von den Beobachtern bei
                              									Zählversuchen verlangen, man wird sie aber niemals dem Maschinisten zumuten
                              									dürfen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 595
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 595
                              Abb. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 595
                              Abb. 6.
                              
                           Hat nun aus den vorstehend erläuterten Gründen der „Dauerzähler“ praktisch
                              									keine Existenzberechtigung, so ist doch anderseits für die dauernde Ueberwachung von
                              									Betriebsmaschinen ein Apparat vonnöten, der in ähnlicher Weise, wie das
                              									einfache Schalttafelwattmeter die Belastung einer Maschine und ihre Schwankungen
                              									anzeigt, bzw. durchlaufend aufzeichnet. Dabei ist durchaus nicht erforderlich, daß
                              									die von dem Apparat angezeigten Momentanwerte zahlenmäßig absolut genau sind,
                              									vielmehr ist Wert darauf zu legen, daß der Apparat möglichste Einfachheit in der
                              									Anordnung und in der Bedienung besitzt und ein möglichst umfassendes Bild des
                              									Belastungszustandes der Maschine gibt. Die Lösung für die Ausführung eines
                              									derartigen Apparates bietet die Tatsache, daß die Leistung von der Reglerstellung
                              									abhängig ist, einerlei, ob die betreffende Maschine mit einfachem Säulenregler, oder
                              									mit Achsenregler ausgerüstet ist. Ueber den vom Unterzeichneten konstruktiv
                              									durchgebildeten Apparat, dessen Ausführungsrecht die Firma H. Maihak Aktiengesellschaft, Hamburg, erworben hat, und der unter dem Namen
                              									eines registrierenden Belastungsanzeigers erfolgreich in die Praxis eingeführt ist,
                              									sind nachstehend einige Versuchsergebnisse zusammengestellt. Der Vollständigkeit
                              									halber ist die Konstruktion des Apparates den Versuchsberichten vorangestellt.
                           
                        
                           Ausführungsform I für
                                 									Pendelregler.
                           Die Säulenregler, welche von der Hauptwelle oder der Steuerwelle aus durch Riemen
                              									oder Zahnräder angetrieben werden, beeinflussen die Steuerung in der Weise, daß sie
                              									direkt oder indirekt durch Heben und Senken der Reglermuffe auf das Stellzeug
                              									einwirken, welches abhängig von der jeweiligen Zwischenstellung innerhalb der beiden
                              									Grenzlagen eine ganz bestimmte Dampf- oder Wassermenge in die Maschine einläßt und
                              									dadurch eine dieser Menge entsprechende Leistung zu entwickeln gestattet. Meistens
                              									sind derartige Regulatoren so eingerichtet, daß der tiefsten Hülsenstellung die
                              									Höchstleistung, und der höchsten Hülsenstellung die Mindestleistung, d.h. Leerlauf
                              									entspricht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 595
                              Abb. 7.
                              
                           Jeder Zwischenstellung der Reglerhülse wird somit ein ganz bestimmter, zwischen
                              									Höchstwert- und
                              									Leerlauf liegender Wert der Leistung entsprechen, vorausgesetzt natürlich, daß der
                              									Druck des Admissionsdampfes oder Wassers konstant gehalten wird, welche
                              									Voraussetzung in einem geordneten Betrieb zutrifft. Der Apparat, Ausführungsform I
                              										(Abb. 4), besteht aus einem an zwei Federn b aufgehängten, um Punkt 5 drehbaren, ausbalancierten
                              									Massenpendel c, welches bei d eine Schreibfeder trägt und durch den Antriebshebel a eingestellt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 596
                              Abb. 8.
                              
                           Wird der Hebel a in seine
                              									Höchstlage gebracht, so steht die Schreibfeder im tiefsten Punkt, geht der Hebel a allmählig in eine Tieflage über, so wird die
                              									Schreibfeder in gleichem Maße in ihre Höchstlage übergeführt. Die Schreibtrommel e ist mit einem Uhrwerk versehen und macht je nach
                              									dessen Ausführung eine volle Umdrehung in einer, in 12 oder 24 Stunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 596
                              Abb. 9.
                              
                           Die Wirkung des Massenpendels tritt dann in die Erscheinung, wenn der Antriebshebel
                              										a, wie es bei der praktischen Verwendung des
                              									Apparates vielfach vorkommt, kleinere Schwingungen um seine jeweilige Lage ausführt.
                              									Diese Schwingungen werden von dem Massenpendel in Verbindung mit den Aufhängefedern
                              									abgedämpft und dadurch von der Schreibfeder ferngehalten. Falls an einer Maschine
                              									derartige kleinere Schwingungen nicht auftreten, so kann das Massenpendel mit seiner
                              									Federaufhängung durch ein einfaches Gelenkparallelogramm ersetzt werden, wie in
                              										Abb. 5 angedeutet. Die Verbindung mit dem Regler
                              									der zu untersuchenden Maschine geschieht am einfachsten nach Abb. 6 in folgender Weise: Man legt die Stellungen
                              									des Regulatorhebels für Stillstand der Maschine (tiefste Stellung) und für Lehrlauf
                              									bei möglichst weit geöffnetem Admissionsventil (höchste Stellung) fest und bestimmt
                              									danach den Hub h1 des
                              									für den Antrieb des Apparates gewählten Anschlußpunktes a. Dann stellt man das Gewicht des Antriebshebels, an welchem die
                              									Anschlußöse für die Antriebsschnur befestigt ist, derart durch Verschiebung auf der
                              									Antriebsstange a (s. Abb.
                                 										4) ein, daß der Hub h2 bei vollem Ausschlag der Stange a dem Hub h1 gleich ist. Hierauf wird der Apparat so in der
                              									Nähe der Maschine aufgestellt, daß die Veibindungsschnur m bei Uebergang von der Höchstlage in die Tiefstlage möglichst keine
                              									Seitenbewegung ausführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 596
                              Abb. 10.
                              
                           Wird durch die örtlichen Verhältnisse ein schräge oder seitlicher Schnurzug bedingt,
                              									so sind hierfür nur die Anordnungen nach Abb. 8 und
                              										9 maßgebend, die Anordnung nach Abb. 7 ist falsch.
                           Für die Beurteilung der mit dem Belastungsanzeiger genommenen Diagramme ist es
                              									wesentlich, zu berücksichtigen, daß während des Stillstandes der Maschine der
                              									Regulator in tiefster Stellung steht; es wird also während der Arbeitspausen eine
                              									Linie gezeichnet, welche sich mit der Linie der größten Leistung deckt.
                           Abb. 10 gibt ein typisches Betriebsdiagramm einer
                              									Dampfmaschine mit veränderlicher Belastung wieder. Während der Zeit von ½9 bis 9 Uhr
                              									und von 12 bis 1 Uhr hat die Maschine gestanden, desgleichen vor 6 Uhr morgens und
                              									nach 6 Uhr abends.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 596
                              Abb. 11.
                              
                           In welcher Weise der Apparat an eine Maschine mit Kulissensteuerung angebaut wird,
                              									zeigen die Abb. 11 und 12. Hierbei muß die Mittelstellung der Kulisse, welcher der Stillstand
                              									der Maschine entspricht, besonders im Diagramm angezeichnet werden, so daß dieses
                              									drei Grundlinien aufweist: nämlich Höchstlast für Vorwärtsgang, Mittelstellung der Kulisse
                              									und Höchstleistung für Rückwärtsgang.
                           An Versuchen aus der Praxis mit diesem Apparat seien folgende angeführt, welche von
                              									Ingenieur Szaynok angestellt sind.
                           Erster Versuch: Bei der Abnahme eines Dieselmotors wurde
                              									eine auffallende Unregelmäßigkeit beobachtet. Die Prüfung des Motors mit Hilfe eines
                              									Tachographen war wegen Raummangels unmöglich. Mit Hilfe des Tachometers konstatierte
                              									man Abweichungen der Umdrehungszahl bis zu 15 v. H. Nach Aufstellung des
                              									registrierenden Belastungsanzeigers, die ohne Unterbrechung des Betriebes erfolgt,
                              									erhielt man das unter Abb. 13 angeführte
                              									Diagramm.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 597
                              Abb. 12.
                              
                           Die Zahlen unten am Diagramm bezeichnen die Stunden, die oberen Punkte der Kurve die
                              									tiefste Lage des Regulators, somit Ruhestand des Motors bzw. Maximallast, während
                              									die untersten Punkte der Kurve den Leerlauf des Motors festlegen.
                           Um 6 Uhr 15 wurde der Motor angestellt, lief während einiger Minuten leer, dann
                              									arbeitete er mit Belastung bis b Uhr 40, während welcher Zeit der Regler und
                              									dementsprechend auch die Drehzahl, trotz der gleichbleibenden Belastung bedeutende
                              									Schwankungen aufwies. Die abnormen Schwankungen im Diagramm zeigen diese
                              									Unregelmäßigkeit deutlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 597
                              Abb. 13.
                              
                           Auf Grund dieser Feststellung wurde der Motor, um den Fehler zu beseitigen, zwölf
                              									Minuten stillgesetzt. Das Resultat war jedoch ein negatives, wie aus dem Diagramm zu
                              									ersehen ist. Um 7 Uhr 18 hielt man den Motor nochmals an und untersuchte gründlich
                              									alle Teile des Regulators. Es kam nun zu Tage, daß der Hebel, welcher den Regulator
                              									mit der Rohölpumpe verband, sich in seinem Lager klemmte. Nach Beseitigung des
                              									Fehlers funktionierte der Motor anstandslos bei wechselnder Belastung. Sehr
                              									interessant waren die Stellen der Belastungskurve – sie ist auf dem hier
                              									abgebildeten Diagrammstreifen nicht mehr verzeichnet – als man einen zweiten
                              									Dieselmotor auf die gleiche Transmission schaltete. Da der zweite Motor auf eine zu
                              									kleine Umdrehungszahl eingestellt war, hatte der erste Motor den zweiten
                              									mitzuziehen, so daß er um dessen Leerlaufarbeit höher belastet war. Die
                              									erforderliche Einstellung des zweiten Motors wurde durch den Belastungsanzeiger
                              									wesentlich unterstützt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 597
                              Abb. 14.
                              
                           Auf dem beigefügten Diagramm ist auch die Einteilung ersichtlich, welche die
                              									Arbeitsleistung des Motors, den verschiedenen Lagen des Regulators entsprechend,
                              									anzeigt, und die auf Grund von Indizierungen ermittelt wurde. Bei der anschließenden
                              									Bestimmung der Menge des verbrauchten Rohöls berechnete man die Zahl der PS-Stunden
                              									nicht ausschließlich mit Hilfe des Indikators, sondern unter Zugrundelegung der
                              									Kurve des registrierenden Belastungsanzeigers.
                           Zweiter Versuch. Bei dem Uebernahmeversuch einer 120
                              									PS-Dampfmaschine sollte der Dampfverbrauch für die PS Stunde konstatiert werden. Der
                              									Versuch begann um 3 Uhr nachmittags, während der Indikator eine Belastung von 95 bis
                              									110 PS anzeigte. Das Belastungsdiagramm des Versuches ist in Abb. 14 wiedergegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 597
                              Abb. 15.
                              
                           Ungefähr 5 Uhr 40 war der Versuchsleiter einige Augenblicke abwesend. Als er
                              									zurückkam, fand er ein inzwischen entnommenes Indikatordiagramm vor, welches 120 PS
                              									Belastung anzeigte. Ein Blick auf das Diagramm des Belastungsanzeigers führte aber
                              									zu der Feststellung, daß im Momente des Verzeichnens des Indikatordiagramms der
                              									Regulator plötzlich aus der normalen Lage gebracht war. Da nun in der Fabrik selbst
                              									eine solche plötzliche, kurz dauernde Belastung nicht Platz gefunden hatte,
                              									unterlag es keinem Zweifel, daß während der Entnahme des Indikatordiagramms von
                              									unberufener Seite der Regler niedergedrückt worden war. Dieses Beispiel zeigt die
                              									Möglichkeit des neuen Apparates als Wächter über die Konstanz der Belastung bei
                              									Garantieversuchen in eklatanter Weise.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 598
                              Abb. 16.
                              
                           Drittes Beispiel. Das Diagramm (Abb. 15) rührt von einem 300 PS – Gasmotor her. Die breite
                              									Flächenentwicklung, deren Ursache nicht etwa in Pendelungen des Reglers oder des
                              									Instrumentes, sondern in Belastungsschwankungen der Maschine zu suchen ist, sowie
                              									die vielen Spitzen legen ein beredtes Zeugnis dafür ab, wie wenig zuverlässig es
                              									ist, bei derartigen Versuchen die mittlere indizierte Leistung aus Indizierungen zu
                              									berechnen, die nur alle fünf Minuten oder noch seltener vorgenommen werden.
                           Als viertes Beispiel sei noch ein Versuch aus der Praxis
                              									des Unterzeichneten angefügt. Während des Dampfverbrauchversuches an einer
                              									zweizylindrigen Verbundmaschine, der in üblicher Weise mittels einfacher
                              									Indizierungen durchgeführt wurde, war an den Regler der Maschine ein
                              									Belastungsanzeiger angehängt. In Abb. 16 ist die aus
                              									den Indikatordiagrammen ermittelte Maschinenleistung in Unabhängigkeit von der Zeit
                              									aufgetragen. Abb. 17 gibt das Diagramm des
                              									Belastungsanzeigers für die gleiche Zeit wieder. Der Vergleich der beiden
                              									Diagramme läßt die auffallende Uebereinstimmung des Verlaufes beider Kurven deutlich
                              									hervortreten.
                           Nicht uninteressant ist noch folgendes Beispiel: Eine
                              									Holzsägerei, die bislang mit Transmission durch eine Dampfmaschine betrieben war,
                              									hatte elektrischen Betrieb eingerichtet; die Anlage war von einer kleinen
                              									Installationsfirma ohne Hinzuziehung einer sachverständigen Beratung ausgeführt; die
                              									Dynamomaschine für Lieferung des Kraftstroms wurde mittels Riemens von der
                              									vorhandenen Dampfmaschine aus angetrieben. Nach Inbetriebsetzung zeigte sich, daß
                              									die Motoren der Arbeitsmaschinen in der Drehzahl nachließen, weil die Spannung bei
                              									Belastung abfiel. Der Installateur behauptete, die Dampfmaschine sei zu schwach. Zur
                              									Prüfung der Frage wurde der Belastungsanzeiger an die Dampfmaschine angesetzt und
                              									während mehrerer Tage beobachtet. Die Diagramme ergaben keinen Anhalt für die
                              									Ueberbelastung der Dampfmaschine. Nunmehr wurde in die Nachprüfung des elektrischen
                              									Teils eingetreten mit folgendem Ergebnis: Die Dynamomaschine war eine
                              									Nebenschlußmaschine, deren Drehzahl überdies 20 v. H. über dem normalen Wert lag.
                              									Durch Aufstellung einer Maschine mit Compoundwicklung war der Fehler zu
                              									beseitigen.
                           
                              (Schluß folgt.)
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 598
                              Abb. 17.