| Titel: | Die Fortschritte auf dem Gebiete der deutschen Molkereimaschinentechnik. | 
| Autor: | Ernst Kohl | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 599 | 
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                        Die Fortschritte auf dem Gebiete der deutschen
                           								Molkereimaschinentechnik.
                        Von Ernst Kohl in
                           									Bergedorf-Hamburg.
                        KOHL: Die Fortschritte auf dem Gebiete der deutschen
                           								Molkereimaschinentechnik
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Statistisches über die Entwicklung der deutschen Milchwirtschaft
                              									und deren hohe volkswirtschaftliche Bedeutung, hervorgerufen durch den Eingriff der
                              									Molkereimaschinentechnik.
                           Beschreibung von Neukonstruktionen, deren Wirkungsweise und
                              									Verwendungszweck, welche mit Rücksicht auf die neuen Reichs-Viehseuchen- und
                              									Eichgesetze von der Technik zur Beseitigung der Härten für die Praxis zu schaffen
                              									waren. Besprechung von Verbesserungen an bekannten Molkereimaschinen auf Grund
                              									wissenschaftlicher und praktischer Erfahrungen.
                           –––––
                           Die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung der deutschen Milchwirtschaft, welche noch
                              									immer in einem unaufhaltsamen Entwicklungszuge begriffen ist, wird heute, wenn
                              									nicht gar verkannt, so doch aber sicher weit unterschätzt, weshalb es eine
                              									Notwendigkeit ist, einige statistische Zahlen und eine Gegenüberstellung zu andern
                              									Industriezweigen zu geben.
                           Die deutsche Gesamtproduktion an Milch beträgt pro Jahr nicht weniger als 22
                              									Milliarden kg (1 kg entspricht fast 1 l). Hiervon entfallen 11 Milliarden – 50 v. H.
                              									– auf die Verarbeitung von Butter, 9 Milliarden – 41 v. H. – auf den unmittelbaren
                              									Verzehr (Konsum), 0,7 Milliarden kg – 3 v. H. – zur Herstellung von Käse und sogar
                              										1,3 Milliarden
                              									kg – 6 v. H. – reine, sogenannte Vollmilch werden zur besseren Aufzucht des Viehes
                              									an dieses verfüttert.
                           Die aus den 11 Milliarden kg Milch gewonnene Butter beträgt reichlich 400 Millionen
                              									kg.
                           Der Gesamtproduktionswert der deutschen Milchwirtschaft erreicht die stattliche Summe
                              									von etwa 3 Milliarden Mark und läßt mit dieser Ziffer alle bedeutendsten
                              									Industriezweige weit hinter sich zurück, so z.B. das Berg- und Hüttenwesen, dessen
                              									Ergebnisse und Produkte nur einen Wert von etwa 2 Milliarden Mark erreichen. Sogar
                              									die Einnahmen der preußisch-hessischen Staatseisenbahnen, die mit etwa 2,4
                              									Milliarden Mark pro Jahr in der Statistik zu finden sind, können an den
                              									Produktionswert unserer heimischen Milchindustrie bei weitem nicht heran.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 599
                              Abb. 1. Astra-Kannendämpfer (Außenansicht)
                              
                           Schon in der uralten Geschichte unseres Heimatlandes ist die Milchwirtschaft, jedoch
                              									nur als Nebenbetrieb der Landwirtschaft zu finden, aber die wirkliche Entwicklung zu
                              									einem selbständigen Industriezweige hat die Milchwirtschaft erst kurz vor dem
                              									deutsch-französischen Kriege 1870/71 erfahren. Bis dahin war dieser Zweig nur ein
                              									gewisses Erfahrungsgewerbe, denn die Gewinnung und Verarbeitung der Milch bestand in
                              									einem Verfahren, welches sich von Generation zu Generation vererbte. So wie es
                              									früher der Großvater und später der Vater machte, nach der selben Praxis übte auch
                              									der Sohn seinen Beruf aus. Da obendrein noch mit den primitivsten Hilfsmitteln und
                              									Gerätschaften in den bäuerlichen Wirtschaften hantiert wurde, so ist es ganz
                              									selbstverständlich, daß der Fabrikationserfolg nur eine direkte Zufallssache, die
                              									Produkte aber nie so beschaffen sein konnten, wie es ein Nahrungsmittel in bezug auf
                              									hygienische Eigenschaft bedingt.
                           Auch hier ist es den Männern der Wissenschaft zu verdanken, sich diesen wichtigen
                              									Faktor unter die Lupe genommen zu haben und so bahnbrechend für die Entwicklung der
                              									Milchwirtschaft zu wirken.
                           Der in der Milch enthaltene hohe Nährwert wurde mehr und mehr von Produzent und
                              									Konsument erkannt; es nimmt daher nicht wunder, daß sich die Milch als
                              									Nahrungsmittel immer mehr einbürgerte und die Milchwirtschaft im allgemeinen mit der
                              									kulturellen Hebung unseres Vaterlandes stets gleichen Schritt haltend, dadurch zu
                              									ihrer heutigen hohen wirtschaftlichen Bedeutung emporstieg.
                           Mit der Erforschung dieses Gebietes durch die Wissenschaft setzte naturgemäß, wie
                              									dies ja bei allen Industriezweigen der Fall ist, auch der ingeniöse Geist der
                              									Technik ein, der die primitiven Hilfsmittel durch sinnreiche und zweckentsprechende
                              									Geräte und Apparate austauschte, ja sogar Maschinen schaffte, welche nicht nur die
                              									menschliche Kraft bis auf ein Minimum einschränkten, sondern auch die Gewinnung,
                              									Verarbeitung und Veredelung der Milch auf rationelle Art ermöglichten, um so den
                              									Produktionswert ganz erheblich zu steigern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 599
                              Abb. 2. Astra-Kannendämpfer (Schnitt)
                              
                           Auf die von der Molkereimaschinentechnik geschaffenen Maschinen und Apparate, sowie
                              									auch auf die eigenartige Verarbeitung der Milch als Nahrungsmittel und auf die
                              									Gewinnung der Nebenprodukte näher einzugehen, erübrigt sich insofern, als dieses im
                              									Artikel „Das Molkereiwesen und seine modernen Maschinen“ in D. p. J. Bd. 326,
                              									Heft 48 bis 52 bereits geschehen ist; es sollen im Nachstehenden nur die inzwischen
                              									als praktische Neuheiten auf den Markt gebrachten Konstruktionen eingehender
                              									besprochen werden.
                           So haben das neue Reichsviehseuchengesetz und auch das Eichgesetz der Milchwirtschaft
                              									neue Bürden von einschneidender Bedeutung auferlegt und gleichzeitig den Ingenieur
                              									vor die wichtige Aufgabe gestellt, die Härten der Gesetzesvorschriften durch
                              									Schaffung von zweckmäßigen Maschinen und Apparaten abzuschleifen.
                           Die im Jahre 1911 in allen Teilen Deutschlands so mächtig grassierende Maul- und
                              									Klauenseuche, die ganz bedeutende Verheerungen unter dem Viehbestande anrichtete und demzufolge auch
                              									auf die Produktionswerte in starkem Maße drückte, gab dem Bundesrat und Reichstag
                              									Veranlassung, die Vorschriften des bezüglichen Gesetzes noch weiter zu verschärfen.
                              									So bedingen die §§ 10 und 11 des Viehseuchengesetzes eine ausgedehnte Desinfektion
                              									und Reinigung der Kannen, in welchen die Milch den Molkereien zugeführt und die
                              									Rückstände, sei es Butter- oder Magermilch, an die Lieferanten zurückgegeben
                              									werden.
                           Dieser Vorschrift mit den zur Verfügung stehenden primitiven Mitteln zu genügen, wäre
                              									nur unter merklicher Belastung des Betriebkontos an Zeit, Personal und Geld möglich,
                              									doch stellt sich hier der vom Bergedorfer Eisenwerk A.-G.
                              									konstruierte Astra-Kannendämpfer in den Dienst der guten Sache.
                           Dieser in Abb. 1 in der Außenansicht und Abb. 2 im Schnitt dargestellte Apparat besteht aus
                              									einem gußeisernen Untergestell mit Dampf-, Wasser-, und Dampf- und Wasser- (gemisch)
                              									Anschluß, auf dem sich zwei gußeiserne Hauben aufbauen, die sich auf
                              									Führungsschienen mittels eines vorn angebrachten Hebels mit
                              									Zahnradsegment-Uebertragung leicht auf- und zuschieben lassen. Im Innern ist nun zum
                              									Aufsetzen der zu desinfizierenden und zu reinigenden Milchkanne ein aus drei
                              									Holzbacken bestehendes Aufsatzkreuz in erhöhter Lage angebracht, welches von einem
                              									Bandeisenkorb zur Aufnahme des Kannendeckels, welcher der Desinfektions- und
                              									Reinigungspflicht ebenfalls unterliegt, umgeben ist. In der Mitte des Aufsatzkreuzes
                              									befindet sich eine mit den vorher angegebenen drei Ventilen in Verbindung stehende
                              									Düse, die genau über den Hals der aufgestülpten Kanne zu stehen kommt. Mit dem vorn
                              									am Apparat angebrachten Hebel werden die beiden Hauben jetzt zusammengeschoben,
                              									wodurch ein dampfdichter Raum geschaffen ist, in welchem sich Kanne und Deckel
                              									befindet. Jetzt werden durch einen seitlich angebrachten, in drei Stellungen sich
                              									drehenden Hebel die Ventile nacheinander betätigt, und zwar zuerst Dampf zwecks
                              									Desinfizierens (ganz gleich ob Ab- oder Frischdampf), wobei der Hebel aus der
                              									Ruhelage nach vorn gedrückt wird, dann Wasser und Dampf (Hebelstellung nach hinten)
                              									zum Reinigen und zuletzt kalt Wasser (Hebelstand seitlich) zur Spülung und dadurch
                              									gleichzeitigen Abkühlung der Kanne. Der gesetzlich verlangte Prozeß ist beendet und
                              									die Hauben werden wieder durch Betätigung des vorderen Handgriffes
                              									auseinandergeschoben, so die Kanne zum Abnehmen freigebend. Der Prozeß dauert pro
                              									Kanne etwa ½ Minute, doch dürfte die Geschicklichkeit des Bedienungspersonals im
                              									kontinuierlichen Betriebe die Leistungsfähigkeit des Apparates im Durchschnitt noch
                              									steigern.
                           Eine zweite auf dem Markt befindliche Konstruktion lasse ich aus dem Grunde
                              									unberücksichtigt, da dieselbe nur für Kannen mit losem Stechdeckel zu verwenden und
                              									deswegen nicht ideal genug ist, denn die gebräuchlichsten Kannen besitzen einen mit
                              									Kette an der Kanne befestigten Deckel, der in dieser Konstruktion nicht
                              									untergebracht werden kann.
                           Das neue Viehseuchengesetz bestimmt weiter, daß Milch und Milchrückstände, die
                              									für den Konsum bestimmt sind, und solche von seuchenverdächtigen Gehöften nur nach
                              									ausreichender Erhitzung abgegeben werden dürfen.
                           Wenngleich auch die bekannten Milch- und Rahmerhitzer für die Großbetriebe dieser
                              									Vorschrift in jeder Beziehung genügen, so stellte diese Bestimmung die
                              									milchwirtschaftliche Maschinentechnik vor die Aufgabe, auch den Kleinbetrieben,
                              									welche weder Kraft noch Dampf zur Verfügung haben, einen Milch- und Rahmerhitzer zu
                              									schaffen, der auch hinsichtlich leichter Reinigung, bequemer Bedienung und
                              									Aufstellung voll und ganz genügt, vor allen Dingen aber auch die Verwendung aller
                              									Brennstoffe ermöglicht.
                           Einen solchen Apparat finden wir nun in den Abb. 3
                              									und 4 als Erhitzer für Milch und Rahm mit direkter
                              									Unterfeuerung, dessen Konstruktion und Wirkungsweise durch Patente geschützt sind
                              									und der der erste Apparat ist, bei dem das bewährte Prinzip der Wärmerückgewinnung
                              									angewendet wurde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 600
                              Abb. 3. Astra-Milch- und Rahm-Erhitzer mit direkter Unterfeuerung
                                 										(Außenansicht)
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 600
                              Abb. 4. Astra-Milch- und Rahm-Erhitzer mit direkter Unterfeuerung
                                 										(Schnitt)
                              
                           Der Apparat besteht im unteren Teil aus einem mit Stahlblech verkleideten Ofen, in
                              									welchem ein Wasserkessel eingebaut ist. In diesem befindet sich der aus drei Teilen
                              									bestehende Milchkessel, in welchem wiederum ein Einsatz, der als Dampfraum dient und
                              									durch dessen Mitte ein Milchrohr das bis zum Boden des mehrteiligen Milchkessels
                              									führt, eingesetzt ist. Die Verbindung der einzelnen Einsätze erfolgt durch hohle
                              									Verschraubungen. Der Wasserkessel wird bis 10 cm unter Oberkante mit Wasser gefüllt
                              									und der Ofen dann mit jedem Brennstoff, wie Holz, Torf, Kohle oder Abfälle
                              									angeheizt. Die durch die Erhitzung sich entwickelnden Dämpfe steigen durch die
                              									Verschraubungen 1 in den Dampfraum 2. Die zu erhitzende Milch fließt durch den ganz oberen
                              									Eingußbehälter über einen Verteilungsdeckel in das Milchrohr nach unten, erhält ihre
                              									erste Wärme am Dampfraum 2, um dann in dem unteren Teil, dem sogen.
                              									Hocherhitzungsraum weiter erhitzt zu werden, steigt dann zu beiden Seiten zwischen
                              									Milch- und Wasserkessel wieder nach oben, um am Thermometer, wo die Milch eine Wärme
                              									von 85 ° zeigt, vorüber dem Auslauf zuzuwandern. Das im Dampfraum sich bildende
                              									Kondenswasser fließt dem Wasserkessel durch die Verschraubungen wieder zu, so daß
                              									eine Nachfüllung von Wasser während des Betriebes nicht nötig ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 601
                              Abb. 5. Astra-Tiefkühler (Außenansicht)
                              
                           Die Vorwärmung im oberen Teil wird durch die Wärmeabgabe der seitlich austretenden
                              									erhitzten Milch an die eintretende Milch außerordentlich günstig unterstützt. Der
                              									eigenartige Erhitzungsprozeß, sowie die zweckmäßige Milchpassage vermeiden auch das
                              									bei anderen Apparaten als recht leidig betrachtete Anbrennen der Milch, wodurch
                              									diese einen unangenehmen Kochgeschmack annimmt, der, wenn einmal eingetreten, nicht
                              									wieder zu beseitigen ist.
                           Da wir gerade bei der Besprechung eines Apparates für den Kleinbetrieb sind, den die
                              									Technik wegen seiner ausgedehnten Verbreitung keinesfalls unberücksichtigt lassen
                              									darf, so sei hier auf eine Neukonstruktion des Bergedorfer
                                 										Eisenwerks, den Astra-Tiefkühler, hingewiesen, der übrigens noch keine
                              									Nachahmung gefunden hat.
                           Wenn der Apparat mit dem Viehseuchengesetz auch nichts zu tun hat, so verdient er aus
                              									dem Grunde die Beachtung, als er einer Notwendigkeit Rechnung trägt und außerdem
                              									auch zeigt, mit welch einfachen, aber raffiniert durchdachten Mitteln die Technik
                              									etwas zu schaffen vermag.
                           Mit der ständig zunehmenden Abstinenzbewegung ist die Frischmilch auch als
                              									Erfrischungs- und Genußmittel mehr denn je zur Geltung gekommen, und wer
                              									gelegentlich von Wanderungen ober beim Abklappern von Ausstellungen usw. gerade
                              									während der Hitzeperiode sich zur Stillung des Durstes der tiefgekühlten Milch zuwandte, der wird letzterer nur die guten Seiten
                              									abgewinnen können.
                           Die Milch neigt aber bekanntlich gar zu leicht zur Verderblichkeit, ganz besonders
                              									während der Sommerzeit. Diesem Uebelstande nun wirkungsvoll zu begegnen, bietet uns
                              									die Kälte ein Mittel, sei es solche auf maschinellem Wege erzeugte oder aber solche
                              									mittels Natureises. Erstere scheidet insofern aus, als es sich in 90 von 100
                              									Fällen um kleinere Betriebe, wie Gartenlokale, Milchausschankhäuser, Milchläden usw.
                              									handelt, bei denen eine Kühlanlage zu kostspielig und auch gänzlich unrentabel
                              									wäre.
                           Es bleibt also nur die Kühlung der Milch durch Eis übrig. Viele Apparate, darunter
                              									auch die allgemein bekannten Eisschränke sind in ihrer Unterhaltung wegen
                              									ungenügender Ausnutzung des Eises und des beschränkten Kühlraumes wegen für die
                              									gedachten Zwecke nicht vorteilhaft genug.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 601
                              Abb. 6. Astra-Tiefkühler (Querschnitt).
                              
                           Diese Gesichtspunkte waren die leitenden Motive bei der Konstruktion des zum Patent
                              									angemeldeten Astra-Tiefkühlers, den wir in Abb. 5
                              									und 6 sehen. Dieser kastenförmige, mit allseitiger
                              									Holzumkleidung versehene Tiefkühler ist im Innern in zwei Abteilungen geteilt, von
                              									denen die eine zur Aufbewahrung der Milch in gekühltem Zustande bis zum Verbrauch
                              									dient, die andere zur Aufnahme des Kühlmittels (Eis oder Eis und Salz (Sole))
                              									bestimmt ist. Die Trennungswand der beiden Abteilungen besteht aus verzinntem
                              									Kupferblech und ist als wellige Kühlläche ähnlich dem bekannten Flächenkühler
                              									ausgebildet. Das Ganze ist zwischen Holzverkleidung und Einsatz mit starker
                              									Isolierung umgeben, um Schmelzverlusten und Wärmeeinstrahlungen von außen
                              									vorzubeugen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 601
                              Abb. 7. Milch-Annahmewage (Außenansicht)
                              
                           Das Eis wird durch den Deckel in kleingestoßenen Stücken in die Eiskammer gegeben und
                              									wirkt nun unmittelbar auf die wellige Kühlfläche, an deren anderer Seite die Milch
                              									durch eine oben eingesetzte Verteilrinne mit Sieb langsam herunterrieselt. Die eigenartige
                              									Wellung der kupfernen Scheidewand übt eine äußerst gute Vorkühlung aus. Sobald die
                              									Milch unten in den Sammelraum angelangt ist, erhält sie durch die weitere Einwirkung
                              									des Eises eine gründliche Nachkühlung, die bei angestellten Versuchen bereits nach
                              									zwei Stunden eine Temperaturerniedrigung von 6 ° C ergaben, Auf diese Temperatur
                              									kann die Milch mit einer einzigen Füllung, die für den 50 l-Apparat 6,5 kg und für
                              									den 100 l-Apparat 13 kg beträgt, 24 Stunden lang gehalten werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 602
                              Abb. 8. Milch-Annahmewage (Längsschnitt)
                              
                           An der Stirnwand des Kastens wird je nach Verwendungszweck ein Auslauf- oder
                              									Abzapfhahn angebracht.
                           Durch das neue Eichgesetz mußte auch seitens der Technik den in Molkereikreisen
                              									bekannten Wagen und Meßapparaten erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden.
                           Die den Sammelmolkereien seitens der Milchwirte in Kannen angelieferte Milch wird,
                              									sofern es sich um größere Quantitäten der einzelnen Anlieferer handelt,
                              									vorteilhafter gewogen. Eine den Vorschriften des neuen Eichgesetzes entsprechende
                              										Vollmilch-Annahmewage stellt die in Abb. 7, 8 und 8a abgebildete Wage dar, welche gleichzeitig den
                              									Bedürfnissen der Praxis hinsichtlich schneller Bedienung und einfacher Handhabung
                              									Rechnung trägt.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 602
                              Abb. 8a. Milch-Annahmewage (Querschnitt)
                              
                           Der eigentliche Wägemechanismus ruht in einem rohrartigen Zwischenstück, vollständig
                              									eingekapselt, zwischen zwei kräftigen gußeisernen Säulen oberhalb des
                              									Wiegebehälters. Diese Einrichtung schützt den Wägemechanismus, bekanntlich bei jeder
                              									Wage der empfindlichste Teil, vor Einwirkung der Nässe und Rostbildung, welche
                              									gerade in Molkereien durch niederschlagende Dämpfe und Feuchtigkeit, durch
                              									reichliche Wasserverwendung bedingt, vorherrscht. Der aus Schmiedeeisen oder Rotguß
                              									gefertigte Wagebalken liegt zum bequemen Ablesen der Gewichtseinteilung und
                              									Verstellen des Laufgewichts in Augenhöhe. Alle durch den Wägeprozeß in Bewegung
                              									kommenden Teile sind natürlich in extra gut gehärteten Pfannen oder Schneiden
                              									gelagert, so daß für größtmöglichste Feinzügigkeit gesorgt ist. Das Wagegefäß aus
                              									starkem, verzinntem Stahlblech gefertigt, besitzt ein dem Auslauf zu stark geneigtes
                              									Gefälle, um ein restloses Ablaufen des Inhalts zu ermöglichen. Der
                              									Durchgangsquerschnitt des Auslaufventils, welches durch einen in angemessener Höhe
                              									am Ständer befestigten Hebel in Entleerungsstellung gesetzt wird, ist zum
                              									schnelleren Ablaufen ein reichlich großer.
                           
                              (Schluß folgt.)