| Titel: | Moderne mechanische Wurffeuerungen. | 
| Autor: | F. Georgius | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 602 | 
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                        Moderne mechanische Wurffeuerungen.
                        Von Dr. F. Georgius in
                           									Lichterfelde.
                        GEORGIUS: Moderne mechanische Wurffeuerungen
                        
                     
                        
                           Unter den mechanischen Feuerungsanlagen sind neben den Wanderrostfeuerungen die
                              									Wurffeuerungen von größter Bedeutung. Zur Versorgung von Rostfeuerungen,
                              									insbesondere in Dampfkesselanlagen, mit Brennstoff durch eine mechanische
                              									Wurfeinrichtung bedient man sich zur Hauptsache entweder eines umlaufenden
                              									Schleuderrades oder einer eine Schlagwirkung ausübenden schwingenden Wurfklappe. Die
                              									Vorteile dieser Beschickungsart sind bekannt. Sie ergeben sich aus dem Umstände, daß
                              									der Brennstoff in kleinen Mengen absatzweise ohne Oeffnung der Feuertür
                              									gleichmäßig über den Rost gestreut wird. Es wird dadurch ein gleichmäßiger Abbrand
                              									ohne erhebliche Rauchbildung und eine bessere Ausnutzung des Brennstoffes ohne
                              									Kühlung der Feuergase durch kalte Luft erreicht. Bei Benutzung einer schwingenden
                              									Wurfklappe, des weitaus gebräuchlichsten Mittels, erfolgt die Verteilung des
                              									Brennstoffes über die Rostfläche durch verschieden starke Anspannung der die
                              									Schlagwirkung hervorbringenden Feder der Wurfschaufel. Bei der weiteren Durchbildung dieser
                              									Art von Feuerungen hat man das Augenmerk auf eine sichere Zuführung des Brennstoffes
                              									in den gewollten Mengen vor die Wurfschaufel sowie auf eine bequeme Zugänglichkeit
                              									der Feuerung für etwaige Handbeschik-kung gerichtet. Bei einigen Neukonstruktionen
                              									hat man auch die bisher am meisten übliche Ausbildung der Wurfschaufel als eine um
                              									ihre obere Kante drehbar aufgehängte Platte verlassen und zu neuen Wurfmitteln
                              									gegriffen, die in ihrer Eigenart Interesse bieten. In Folgendem sollen
                              									Wurfbeschik-ker beschrieben werden, wie sie neuerdings die Firmen Topf & Söhne, Sächsische
                                 										Maschinenfabrik vorm. Hartmann, Seyboth & Co. und Vorhölzer sowie die
                              										Evaporator-Gesellschaft ausführen, und die in der
                              									Praxis in dauerndem Betriebe gute Ergebnisse erzielt haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 603
                              Abb. 1.
                              
                           Die Firma I. A. Topf & Söhne bringt seit einiger Zeit
                              									unter dem Namen „Ballist“ eine Wurfbeschickungsvorrichtung auf den Markt, bei
                              									der anstatt eines hin und her beweglichen Schiebers für die Brennstoffzuführung vor
                              									die Wurfklappe ein um eine senkrechte Achse drehbarer Teller verwendet ist, der
                              									absatzweise in Umdrehung gesetzt wird (Abb. 1). Ein
                              									feststehender in der Höhe verstellbarer Abstreifer sorgt dafür, daß der Brennstoff
                              									von der umlaufenden Scheibe abgenommen wird. Sehr wesentlich ist, daß der
                              									Tellerschieber drei verschiedene Winkeldrehungen macht. Es können auf diese
                              									Weise drei verschieden große Kohlenmengen vor die Wurfschaufel gebracht werden.
                              									Derjenige Wurf, für den die Wurfschaufel am stärksten gespannt wird, der also am
                              									weitesten reichen soll, erhält auch die größte Kohlenmenge und umgekehrt. Diese Art
                              									der Verteilung des Brennstoffes ist zweckmäßig, da abgesehen von dem größeren
                              									Abbrand auf dem hinteren Rostende bei der Beschickung dieses Rostteiles ein Teil des
                              									Brennstoffes auf den vorderen und mittleren Rost gelangt und damit für den hinteren
                              									Rostteil verloren ist. Mit der Achse des Tellerschiebers ist ein aufwärts in den
                              									Trichter ragendes Rührwerk verbunden, um ein Festsetzen von Brennstoff im Trichter
                              									zu verhüten. Dieser Wurfbeschicker ist, wie mehr oder weniger alle Wurffeuerungen
                              									verwendbar für alle Kohlensorten, Förderkohle, Nußkohle, Braunkohlenbriketts sowie
                              									für Staubkohle.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 603
                              Abb. 2.
                              
                           Ein neuartiges Zuführungsglied für Wurffeuerungen verwendet die Sächsische Maschinenfabrik vorm. Hartmann in Chemnitz. Sie erstrebt damit
                              									besonders, daß auch großstückige Kohle unter Vermeidung einer Zerkleinerung sicher
                              									und ohne Verstopfung vor die Wurfschaufel gebracht wird (Abb. 2 bis 5). Wie aus der Abb. 2 zu ersehen ist, gelangt der Brennstoff,
                              									nachdem er einen Regelungsschieber a' passiert hat, auf
                              									eine Gelenkplatte b' c, die von der Welle b aus in Bewegung gesetzt wird. An den oberen Teil c der Gelenkplatte schließt sich ein mit seinem andern
                              									Ende fest angebrachter Schüttelstab c' an, der zur
                              									Lockerung des Brennstoffes dient. Die beiden Endlagen, zwischen denen die Bewegung des
                              									Gelenkschiebers vor sich geht, sind die in ausgezogenen Linien dargestellte Lage
                              									sowie die Lage x-y. Bei Vorschub der Platte aus dieser
                              									letzteren Stellung wird das auf derselben unter Druckentlastung von dem Gewicht des
                              									Brennstoffvorrats im Trichter lagernde Material über die Zungen d und d' hinweg vor die
                              									Wurfschaufel gebracht. Ein Nachstürzen von Brennstoff nach dem Abwurf bei
                              									zurückgehendem Gelenkschieber kann nicht eintreten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 604
                              Abb. 3.
                              
                           Uebergroße Kohlenstücke werden bei Vorschub der Platte mit
                              									Hilfe der Gegenmesser e, bevor sie vor die Schaufel
                              									gelangen, gebrochen. Der Gelenkschieber erhält seinen Antrieb von einer seitlich im
                              									Getriebekasten liegenden Welle i aus mittels eines
                              									Exzenters und eines zweiarmigen Hebels k (Abb. 3). Durch Aenderung der Hebellänge mit Hilfe des
                              									Handrades k' kann der Ausschlag des Gelenkschiebers und
                              									damit die Brennstoffmenge in einfacher Weise geregelt werden. Eine weitere
                              									vorteilhafte Einrichtung des Hartmannschen Beschickers
                              									besteht in der Art des Antriebes der Wurfschaufel. Die Spannung derselben kann
                              									in außerordentlich zahlreichen Stufen verändert werden, so daß eine gleichmäßige
                              									Verteilung des Brennstoffes gewährleistet ist. Die Bewegungsübertragung von der
                              									Antriebsstufenscheibe v' (Abb. 4 und 5) durch die Welle u' erfolgt mittels eines Stirnräderpaares auf zwei fest
                              									auf der Welle b sitzende Stirnräder m n von ungleichem Teilkreisdurchmesser. Die Räder m n übertragen die Bewegung auf zwei Räder m' n', von denen das erstere lose und das letztere fest
                              									auf der Welle angebracht ist. Ein an dem Rad m'
                              									befestigtes Exzenter o p trägt die unrunde Scheibe o', die mittels eines in ihr festen Bolzens p' von dem mit einer kulissenartigen Führung versehenen
                              									Stirnrad n' zwangläufig geführt wird. Das Exzenter o p und die unrunde Scheibe o' erhalten durch die Stirnräderpaare m m'
                              									und n n' verschiedene Umdrehungsgeschwindigkeiten.
                              									Dadurch ändert sich der Ausschlag der Scheibe o', auf
                              									der der Spanndaumen q für die auf der Welle e sitzende Wurfschaufel ruht, dauernd. Die Wurfkraft
                              									der Schaufel erhält auf diese Weise durch Aenderung der Spannung der Federn r eine stetige Veränderung. Um eine unnötige Abnutzung
                              									der Federn r zu verhindern, ist die Einrichtung
                              									getroffen, daß die Ausschaltung eines zur Bedienung eines Feuers dienenden
                              									Wurfwerkes nur dann vorzunehmen ist, wenn die Federn in ungespanntem Zustande sind
                              										(Abb. 5).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 604
                              Abb. 4.
                              
                           Die Ausschaltung erfolgt in bekannter Weise durch eine
                              									Klauenkupplung u', die durch einen Hebel gehandhabt wird. Auf der Welle
                              										i ist eine Scheibe s'
                              									fest angeordnet, die dem den Bolzen t' tragenden Hebel
                              									nur dann ein Ausrücken gestattet, wenn der Hebel t' und
                              									die in der Scheibe vorhandene Aussparung kurz nach jedem Schaufelhub
                              									zusammentreffen. Das Wurfmittel, der Antrieb der Kohlenzuführung sowie die
                              									Spannfedern sind in einem geschlossenen, aber leicht zugänglichen Gehäuse
                              									untergebracht, das gleichzeitig als Oelbad dient. Unterhalb der Wurfeinrichtung ist
                              									die Feuertür angebracht, durch die der Rost begangen werden kann, so daß
                              									gegebenenfalls auch von Hand gefeuert werden kann, falls die Beschickungseinrichtung
                              									aus irgend einem Grunde außer Tätigkeit sein sollte.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 605
                              Abb. 5.
                              
                           Mit bezug auf die leichte Zugänglichkeit der Feuerung hat übrigens Seyboth & Co. in Zwickau, eine in Wurffeuerungen
                              									bekannte Firma, neuerdings eine recht brauchbare Konstruktion herausgebracht.
                              									Gewöhnlich muß man, um unterhalb der Wurfschaufel eine Feuertür von genügenden
                              									Abmessungen einbauen zu können, eine gewisse Bauhöhe innehalten. Um jedoch eine
                              									niedrige Bauhöhe und trotzdem eine leichte Zugänglichkeit des Rostes zu erreichen,
                              									bildet Seyboth das Feuergeschränk in der aus der Abb. 6 ersichtlichen Weise aus. Die Wurfschüssel a ist um die Achse b des
                              									oberen Teils c der Vorderwand zwischen festen Endlagen
                              									schwingbar aufgehängt und der Wandteil c ist wiederum
                              									um den oberen Drehpunkt d gelenkig befestigt. Die
                              									Wurfklappe e kann völlig aufwärtsgedreht und in dieser
                              									Lage festgestellt werden. Wenn die Wandteile f und
                              										c mit der Wurfschaufel a sowie die Wurfschaufel e die in der
                              									Abbildung punktierte Stellung einnehmen, ist die Feuerung vollständig freigelegt. In
                              									dieser Beziehung ist übrigens auch die von Axer in Altona
                              									ausgeführte Feuerung bemerkenswert. Bei dieser ist die Freilegung des Rostes in noch
                              									bequemerer Weise dadurch erreichbar, daß die Wurfklappe selber als Feuertür
                              									ausgebildet ist und sich ohne weiteres durch Aufwärtsschwingen in die Offenstellung
                              									bringen läßt. Zur Feststellung in dieser Lage bedarf es ebenfalls keiner besonderen
                              									Mittel, indem die gleiche Feder, die die Wurfwirkung hervorbringt, über den Totpunkt
                              									gedreht wird und dadurch die Tür in der Offenlage sichert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 605
                              Abb. 6.
                              
                           Bei einem weiteren Wurfbeschicker macht sich das Bestreben geltend, dem Wurfglied
                              									eine Bewegung zu erteilen, wie sie die gewöhnliche Kohlenschaufel in der Hand des
                              									Heizers ausführt. Eine derartige mechanische Wulfvorrichtung führt die
                              									Maschinenfabrik Vorhölzer in Hof i. B. aus (Abb. 7 und 8). Die
                              									Wurfschaufel hängt an zwei Lenkern und wird an diesen stoßartig vorbewegt, wobei sie
                              									die aus der Abb. 7 ersichtliche Bahn beschreibt. Auf
                              									der Antriebswelle sitzt eine Daumenscheibe, welche die die Wurfschaufel treibende
                              									Feder spannt und im gegebenen Moment freiläßt. Die Feder wirkt mit einem langen
                              									Stahlblechhebel auf den Stiel der Wurfschaufel, die bei Freigeben der Feder
                              									vorgeschnellt wird. Die Verbindung zwischen Hebel und Schaufel ist federnd und der
                              									Schlag des Hebels wird durch einen Luftpuffer aufgefangen, so daß störende Geräusche
                              									und übermäßige Abnutzung der Wurfeinrichtung nicht zu befürchten sind. Um eine sich
                              									ändernde Wurfweite zu erzielen, ist eine besondere Federspannvorrichtung vorgesehen.
                              									Diese besteht aus einem Hebel mit einer Druckrolle, der mittels einer Zugstange mit
                              									dem Hebel der Feder verbunden ist. Gegen die Druckrolle wirkt eine unrunde Scheibe,
                              									die durch
                              									Zahnräderübersetzung von der Antriebswelle aus in Umlauf gesetzt wird und dadurch
                              									eine stetig wechselnde Federspannung herbeiführt. Besonders zweckmäßig ist auch
                              									die Unterbringung der Vorrichtung in der Feuertür, die mit dem ganzen Mechanismus in
                              									die Offenlage gebracht werden kann. Bei Verfeuerung von großstückiger Kohle und
                              									Briketts wird eine Brechwalze in den Trichter eingebaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 606
                              Abb. 7.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 606
                              Abb. 8.
                              
                           Eine von den bisherigen schwingenden Wurfklappen völlig abweichende und sich an die
                              									bekannten umlaufenden Schleuderräder anlehnende Ausbildung des Wurfgliedes zeigt
                              									auch die neue Vorrichtung der Evaporator-Gesellschaft m.
                              									b. H. in Berlin (Abb. 9 bis 11). Eine sektorartige, mit einzelnen Zellen
                              									versehene Wurftrommel wird bei jeder Ausschwingung mit ungleichförmiger
                              									Geschwindigkeit bewegt, um den ganzen Rost gleichzeitig an allen Stellen mit
                              									Brennstoff zu versehen. Während also bei den bekannten Beschickungseinrichtungen
                              									jeder Wurf eine bestimmte Stelle des Rostes trifft, wird der Brennstoff bei dem
                              									Evaporatorapparat bei jedem Wurf über den ganzen Rost verteilt. Die Kohlen gelangen
                              									durch ein in den Fülltrichter eingebautes Brechwerk in die Zellen a der um die Achse b
                              									schwingenden Wurftrommel, die von der Welle c aus durch
                              									Exzenter und Schaltrad d mit Klinke e gespannt wird. Eine Klinke f verhindert die Zurückdrehung des Sperrades. Am andern Wellenende der
                              									Trommel greift an einer exzentrischen Scheibe g eine Feder h an. Bei der Füllstellung der Trommel (Abb. 9) hat ein lose auf der Trommelwelle
                              									befindliches Segment i das mit Hilfe eines Vorsprunges
                              										k von dem Schaltrad mitgenommen wird, die aus der
                              										Abb. 10 ersichtliche Stellung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 607
                              Abb. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 607
                              Abb. 10.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 607
                              Abb. 11.
                              
                           Bei der Weiterschaltung um einen Zahn durch die Klinke e schiebt sich ein an dem Segment i angebrachter Vorsprung unter die Klinke f und hebt sie aus dem Schaltrad aus. Bei Rückgang der
                              									Schaltklinke e kann daher das Sperrad unter der Wirkung
                              									der Feder h mit zurückgehen. Bei dieser Bewegung
                              									gleitet die Klinke e auf einen Vorsprung l des Segments. Das Schaltrad und damit die Wurftrommel
                              									ist dadurch freigegeben, so daß die Feder h in Wirkung
                              									treten kann und die Trommel entgegen dem Uhrzeigersinne herumschnellt. Durch die
                              									besondere Ausbildung der Kurvenscheibe g erfolgt diese
                              									Wurfbewegung mit verschiedenen Geschwindigkeiten, woraus sich eine gleichmäßige
                              									Verteilung des Brennstoffes auf dem Rost ergibt. Am Ende des Wurfes trifft der
                              									Anschlag k von der andern Seite gegen das Segment und
                              									stößt dieses wieder zurück. Die Klinken e und f fallen wieder in das Schaltrad ein, wobei die Trommel
                              									von neuem gespannt wird. Durch einen Schieber m, der
                              									mit der Wurftrommel durch einen Haken gekuppelt ist, ist dafür Sorge getragen, daß
                              									der Brennstoffzuführungskanal bei Ausschwingung der Trommel abgeschlossen ist. Der
                              									Schieber m löst sich nämlich, sobald er bei der
                              									Schwingung der Trommel unter die Mündung des Brennstoffkanals gelangt, durch Anheben
                              									des Hakens mittels des festen Anschlages n von der
                              									Trommel und bleibt unter dem Kanal stehen. Von dort wird er bei zurückgehender
                              									Wurftrommel wieder mitgenommen.