| Titel: | Aus der Praxis des Geschoßpressenbetriebes mit besonderer Berücksichtigung der maschinentechnischen Seite. | 
| Autor: | Schömburg | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 614 | 
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                        Aus der Praxis des Geschoßpressenbetriebes mit
                           								besonderer Berücksichtigung der maschinentechnischen Seite.
                        Von Ingenieur Schömburg in
                           									Essen.
                        SCHOEMBURG: Aus der Praxis des Geschoßpressenbetriebes
                           								usw.
                        
                     
                        
                           Die Sondertechnik der Hohlkörpererzeugung durch Pressen, sei es für Rohr- oder
                              									Geschoßzwecke, erfordert bekanntlich in betriebstechnischer Hinsicht ein eingehendes
                              									praktisches Studium, dessen Ergebnisse in der Regel durch eine Menge Einzelfaktoren
                              									sehr beeinflußt werden. Man begegnet infolgedessen auch sehr vielseitigen Ansichten
                              									hinsichtlich der zweckmäßigsten Durchführung dieser Preßtechnik. Da es sich hier
                              									gewöhnlich um Massenfabrikation handelt, so spielt hinsichtlich der
                              									Wirtschaftlichkeit der maschinentechnische Betrieb, sowie die Einrichtung für
                              									Revision, Herrichtung, Lagerung und Versandt der Geschosse eine ziemliche Rolle. Die
                              									scharfen Anforderungen an Stoffgüte und Ausführungsarbeit mit ihren engen Grenzen
                              									verlangen ferner von selbst eine eingehende Betriebsüberwachung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 613
                              Abb. 1
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 613
                              Abb. 2.
                              
                           Bevor auf nähere Einzelheiten des Betriebes eingegangen wird, dürfte vielleicht eine
                              									kurze Beschreibung der Anfertigung von Preßgranaten in allgemeiner Form am Platze
                              									sein. Die vorgeschmiedeten Stahlblöcke sind entweder rund, vier- oder achtkantig; in
                              									letzterer Form meist mit abgeschmiedeten Kanten und bei größeren Kalibern mit
                              									vorgeschmiedeter Spitze. Ihr Gewicht schwankt meist zwischen 120 und 500 kg, je nach
                              									Geschoßgröße. Abb. 1 stellt z.B. die
                              									Außenabmessungen und den Block der 21 cm-Granate dar. Ersterer wiegt bei etwa 550 mm
                              									Länge rund 165 kg. Nachdem Erwärmen auf 1100 bis 1200 ° findet in einer
                              									hydraulischen stehenden oder liegenden Presse das Lochen dieses Blockes in festen
                              									Matrizen und Preßtöpfen mittels eines beweglichen Dornes statt, womit bei kantigen
                              									Blöcken das Material in der Hauptsache seitlich weggeht und die Matrize ausfüllt. Um
                              									den Austritt der Gase zu gestatten, ist letztere hinten offen. Durch einen
                              									bestimmten nach oben oder vorn gehenden Teil des Materials, also in der Bewegung dem
                              									Preßdorn entgegen, erhält letzterer eine gewisse Führung (s. Abb. 2). Für die runden Blöcke oder kleineren
                              									Geschosse erhält die Matrize eine konische Form. Der gelochte und entsprechend
                              									verlängerte Block wird alsdann mit eingestecktem Dorn unter einer liegenden Presse
                              									durch mehrere, hintereinander aufgestellte Ziehringe zur fertigen Hülse gezogen
                              										(Abb. 3).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 613
                              Abb. 3.
                              
                           Je nach dem zur Verfügung stehenden Hub der Presse und der
                              									Fertiglänge der Geschosse erfolgt das Ziehen in einer oder zwei Hitzen. Jedenfalls
                              									muß ein gleichzeitiges Ziehen in zwei Ringen vermieden werden, damit kein Stauchen
                              									des Materials eintritt. Die zur Aufnahme der Ziehringe dienende Wiege muß hierbei mit guter
                              									Führung auf dem Unterrahmen der Presse versehen sein. Die fertiggezogenen Hülsen
                              									erfahren zuletzt eine peinliche Wärmebehandlung und Materialverbesserung in der
                              									Vergütungsanlage, in der sich ein oder zwei Glühöfen und ein teilweise unter Flur
                              									stehender Oelbehälter mit Pumpenanlage und Oelkühler befindet. Mittels eines sicher
                              									arbeitenden elektrischen Dreh- oder Laufkranes werden die Geschosse senkrecht in die
                              									Oelbehälter getaucht. Für die Herstellung von Schrapnellknüppeln usw. ist meist noch
                              									im Preßraum ein kleinerer Wärmofen und eine Warmsäge vorgesehen, deren
                              									Vorschubapparat bei dem harten Material besonders kräftig ausgeführt sein muß. Die
                              									eigentliche Fertigbearbeitung des Geschosses, Drehen, Anstrich, Revision usw., sowie
                              									die Herstellung der Stoßböden usw. sollen in vorliegender Arbeit nicht weiter
                              									berührt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 614
                              Abb. 4.
                              
                           Man findet auf Arsenalen und Privatwerken meist zwei Anordnungen hinsichtlich der
                              									Bau- und Betriebsweise der Pressen. Es ist dies die ältere Ausführung mit
                              									wagerechter, kombinierter Loch- und Ziehpresse mit einem doppeltwirkenden und einem
                              									einfachwirkenden Zylinder und die neueren mittels zwei getrennter Pressen, einer
                              									stehenden für das Lochen der Blöcke und einer liegenden Presse zum Ziehen dieser
                              									vorgelochten Stücke. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile.
                           Wenn auch die stehenden Pressen, beispielsweise mit rein hydraulischem Betrieb eine
                              									höhere Plungergeschwindigkeit, also schnelleren Arbeitsgang, gestatten, so kommt
                              									dieser doch meistens nur bei der Verarbeitung von mittleren Geschossen bis herauf zu
                              									etwa 21 cm als tatsächlicher Vorteil zur Geltung. Jede Geschoßdimension verlangt mit
                              									Rücksicht auf die Werkzeuge und Stoffgüte eine besondere, nach der Erfahrung
                              									einzustellende Geschwindigkeit, die beim Preßgang zwischen 8 und 20 cm in der
                              									Sekunde wechselt. Für die Geschosse von 28 cm ab liegt in dieser Hinsicht kein
                              									Vorteil der schnell-arbeitenden stehenden Pressen gegenüber dem wagerechten
                              									kombinierten System. Der Druckwasserverbrauch ist allerdings bei diesem ein
                              									erheblich größerer, wenn Geschosse kleineren Kalibers hergestellt werden. Während
                              									die kombinierten Pressen aus wirtschaftlichen Gründen für das Füllen des Zylinders,
                              									also den Leergang mit Füllwasser und Niederdruckakkumulator arbeiten, ist dies
                              									bei den neueren Rapidpressen mit besonderem Verdränger nicht erforderlich, so daß
                              									bei diesen die Rückzugskraft nur so groß zu sein braucht, daß der Dorn aus dem
                              									Hohlblock, bzw. der fertigen Hülse, sicher herausgezogen werden kann. Hierzu kommt,
                              									daß die Rückzugskraft bei den liegenden Pressen mit ihrer größeren Plungerreibung
                              									schon aus Gründen, die durch die Bauart bedingt sind, verhältnismäßig höher gewählt
                              									werden muß. Sie beträgt z.B. bei einer stehenden Presse vorgenannter Art mit 650 bis
                              									700 t Preßdruck rund 70 t, bei einer liegenden von etwa 500 t Kraftleistung für das
                              									Lochen aber 350 t, beides auf das Vorlochen von 500 kg-Blöcken für 30,5 cm-Granaten
                              									bezogen. Ein weiterer Vorzug der stehenden Presse ist die Anwendungsmöglichkeit für
                              									sonstige Schmiedearbeiten.
                           Die Abb. 4 und 5
                              									zeigen den generellen Situationsplan zweier derartiger Anlagen, beide für maximal
                              									200 at Betriebswasserdruck bestimmt, bei 500 bis 600 t effektivem Preßdruck und für
                              									einen Hub von 1,7 bzw. 2,5 m. Die Anlage nach Abb. 4
                              									besitzt einen Gewichtsakkumulator, die nach Abb. 5
                              									Luftdruckakkumulatoren mit Windkesseln.
                           Das Verfahren des Lochens erfordert die größte Kraft, das Ziehen in einem Zuge
                              									benötigt in der Regel höchstens dreiviertel davon. Nach meinen Erfahrungen hat sich
                              									beispielsweise gezeigt, daß für eine kombiniert liegende Presse beim Lochen der 500
                              									kg-Blöcke ein effektiver Plungerdruck von 500 bis 520 t gerade noch ausreicht. Für
                              									21 cm-Geschosse aus vorgeschmiedeten Blöcken von 190 mm Dicke genügt hierfür ein
                              									Druck von rund 400 t. Zwecks wirtschaftlichen Arbeitens bedürfen die Anlagen daher
                              									einer gewissen Regelung des Betriebswasserdruckes für die verschiedenen
                              									Geschoßgrößen. Es geht dies wohl am besten aus den folgenden Betriebsdaten für den
                              									Preis von 1 cbm Druckwasser hervor, wonach sich dieser
                           
                              
                                 bei
                                 25 at
                                 auf
                                   20 bis 25 Pf.,
                                 
                              
                                 „
                                 50-56 at
                                 „
                                   30 bis 35  „
                                 
                              
                                 „
                                 100-H20 at.
                                 „
                                   42 bis 48  „
                                 
                              
                                 „
                                 etwa 200 at.
                                 „
                                   60 bis 70  „
                                 
                              
                                 „
                                 etwa 400 at.
                                 „
                                 120 Pf.
                                 
                              
                           stellt. Diese Angaben verstehen sich einschließlich aller
                              									Betriebskosten und Verluste bei einem Kohlenpreise von 12 bis 14 M frei
                              									Kesselhaus
                           Gewichtsakkumulatoren werden aus diesem Grunde meist mehrstufig ausgeführt, um mit
                              									der gleichen Presse für 30,5 und 35 cm-Granaten bei 200 bis 300 at auch 10,5 und 15
                              									cm-Geschosse und Schrapnells mit 100 bis 120 at herzustellen. Es wird dies entweder
                              									mit einer entsprechenden Zahl von Ballastkästen oder mit gemischter Belastung durch
                              									diese und durch Gewichtsplatten erreicht. Differentialakkumulatoren finden sich
                              									seltener. Die bekannten Vorteile der Luftdruckakkumulatoren – geringere auf- und abgehende Massen,
                              									also Verminderung der schädlichen Einflüsse der Beschleunigungswiderstände auf den
                              									Pumpenbetrieb, Wegfall der hohen Führungsgerüste, Möglichkeit größerer
                              									Fallgeschwindigkeit bei stoßweiser Druckwasserentnahme – lassen sie für
                              									Geschoßpressenanlagen größerer Leistung, namentlich bei Herstellung verschiedener
                              									Kaliber, nicht ungeeignet erscheinen. Sie müssen jedoch von vornherein besonders
                              									groß gewählt werden. Ferner erfordern sie mit Hinsicht auf die außergewöhnlich stark
                              									schwankende Druckwasserentnahme eine Preßluftbelastung, deren wechselnde Höhe sich
                              									nur innerhalb bestimmter enger Grenzen bewegen darf. Es muß also eine ausreichende
                              									Zahl Luftkessel vorgesehen werden. Da der Akkumulator beim Pressen selbst stark
                              									fällt, so sinkt der Druck gerade dann, wenn hoher Druck gebraucht wird. Es gilt dies
                              									natürlich in erster Linie für ältere Anlagen, die für Leergang und Vorfüllung noch
                              									mit Hochdruck arbeiten. Abb. 6 zeigt beispielsweise
                              									das Betriebsdiagramm einer derartigen Anlage mit zwei Luftdruckakkumulatoren von je
                              									etwa 650 l Nutzinhalt bei 2½ m Hub und vier Luftkesseln von 650 mm ø und 4 m Höhe
                              									beim gleichzeitigen Lochen und Pressen von 21-und 28 cm-Granaten. In Betrieb waren
                              									hierbei zwei stehende und zwei liegende Pressen. Der Luftdruck schwankte zwischen 45
                              									und 75 at; die Dampf-Preßpumpe mit 550 l Minutenleistung mußte mit der höchst
                              									zulässigen Drehzahl betrieben werden. Das Diagramm des selbsttätigen
                              									Registrierapparates zeigte Druckschwankungen im Akkumulator zwischen 90 und 130 at,
                              									d.h. um rund 30 v. H. des Höchstdruckes. Diese Tatsache, in Verbindung mit der
                              									Angabe, daß der Wasserverbrauch der betreffenden Pressen für den Hub insgesamt über
                              									1500 1 betrug, lassen auch ohne besondere Rechnung erkennen, daß die Pumpen- und
                              									Akkumulatoranlage bis aufs äußerste beansprucht war. Trotzdem war die Leistung
                              									an fertigen Geschoßhülsen höchstens eine normale zu nennen.
                           Im allgemeinen legt man einen Betriebswasserdruck von 120 bis 200 at für Anlagen
                              									mittlerer Größe zu Grunde. Nur für große Anlagen und sehr schwere Geschosse geht
                              									man, wie bei Krupp, bis 300 at. Es ist übrigens, wie mir
                              									bekannt ist, der Versuch gemacht worden, die etwa 1200 bis 1500 kg schweren Blöcke
                              									von- 40 bis 42 cm-Granaten unter einer normalen Schmiedepresse von 1500 t zu lochen
                              									und dann entweder unter einem Hammer rund und lang auszuschmieden oder auf einer
                              									langhubigen Ziehpresse nachzuziehen. Der Versuch ist hinsichtlich des Lochens
                              									gelungen, es genügt sogar bei Anwendung geschickt konstruierter Töpfe der
                              									gewöhnliche Rückzugsdruck der Schmiedepresse, wenn man nur das Aufsteigen des
                              									Materials nach oben um den Dorn herum verhindert, wie es bei den liegenden Pressen
                              									im letzten Preßstadium stattfindet. Mittels der hydraulischen Amboßverschiebung läßt
                              									sich dann der Block mit der Matrize seitlich ausfahren und von dem Laufkran bequem
                              									fassen. Die dann folgende Schmiedeoperation unter dem Dampfhammer verlangt
                              									allerdings größere Kosten für die Fertigbearbeitung als das Ziehen in Pressen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 615
                              Abb. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 615
                              Abb. 6.
                              
                           Aehnliche Erfahrungen macht man unter Umständen mit dem Lochen der sogenannten
                              									Vorgeschosse, das heißt 21 und 28 cm-Geschossen zu Uebungszwecken mit kleinem
                              									Lochdurchmesser. Hier wählt man zweckmäßig einen Vierkantblock mit abgeschmiedeten
                              									Kanten, dessen verdrängtes Material beim Lochen ebenfalls seitlich in der Matrize
                              									ausweichen kann. Aufsteigendes Material würde den schwachen Dorn beim Rückgang sehr
                              									leicht krummbiegen. Die Bestimmung der günstigsten Formen dieser Werkzeuge, der
                              									Querschnittsverhältnisse zwischen Preßdorn und Preßmatrize, die Führung des ersteren
                              									in Spitze und Schaft, sowie seine Erwärmungsverhältnisse und die dabei in Betracht
                              									kommenden Arbeitstemperaturen umfassen ein Kapitel, das sich heute in der Hauptsache
                              									auf spezifische Betriebspraxis stützt und theoretisch unter Anlehnung auf die sich
                              									dabei einstellenden Preßdrucke noch nicht genügend geklärt ist. Naturgemäß spielen
                              									hier die Materialfragen, besonders der Werkzeuge, eine wichtige Rolle. Für die Dorne
                              									wählt man wohl naturharten Spezialstahl von rund 80 kg Festigkeit, der durchaus frei
                              									von Rissen usw. sein muß, für die Ziehringe Spezialhartguß oder Tiegelguß mit ½
                              									Stahlzusatz. Wenn man bedenkt, daß die Dornkosten für ein großes 21 bis 28
                              									cm-Geschoß bis 3 M für das Stück betragen, wobei man auf 30 bis 40 Lochungen für den
                              									Dorn rechnet, so liegt die Bedeutung einer Ersparnis für den Betrieb auf der Hand.
                              									Wesentlich bessere Haltbarkeit wird bei den Ziehringen und Töpfen erzielt, sofern
                              									erstere so angeordnet sind, daß während des Ziehens kein Stauchen des Materials
                              									eintreten kann.
                           Zur Erleichterung des Betriebes finden sich vielfach zweckmäßige Hilfsmittel an den
                              									größeren Pressen, so z.B. ein hinter der Außentraverse für das Lochen angehängter
                              									hydraulischer Zylinder, dessen mit Niederdruckwasser betriebener Plunger das
                              									Ausstoßen des Preßtopfes ausführt. Ferner gehört hierher die Anordnung eines
                              									selbsttätig ein- und ausschaltbaren Abstreifers für die bequeme Entfernung der
                              									fertiggezogenen Hülse, wozu eine entsprechende Ausbildung des Ziehkorbes
                              									erforderlich ist.
                           Um das Einbringen des gelochten Blockes in den letzteren zu erleichtern, findet sich
                              									wohl auch eine Art Zentriervorrichtung, die sich nach der Einführung in den ersten
                              									Ziehring durch den Ziehdorn selbsttätig ausschaltet. Meines Erachtens dürfte diese
                              									Vorrichtung in erster Linie zweckmäßig sein für die Herstellung von Rohren und
                              									Kohlensäureflaschen, wo es auf genaue Einhaltung der Wandstärken bis auf Bruchteile
                              									von Millimetern ankommt.
                           Alle diese Punkte lassen erkennen, von wie viel verschiedenen Faktoren die Leistung
                              									und Wirtschaftlichkeit einer größeren Geschoßpressenanlage abhängig ist, wobei
                              									zunächst eine ausreichende und sachgemäße Ofenanlage zur selbstverständlichen
                              									Voraussetzung gehört. Ich sehe daher aus diesem Grunde sowohl, wie auch aus anderen
                              									Rücksichten davon ab, hier irgend welche Leistungsangaben zu machen.
                           Seitens Spezialfirmen auf diesem Gebiet der Preßtechnik – ich nenne hier nur Ehrhardt – Düsseldorf, Hydraulik-Duisburg, Borsig – Berlin und Haniel & Lueg – Düsseldorf
                              									– ist in den letzten Jahren auf einzelnen Werken der Umbau älterer, liegender
                              									Pressen mit Kolben in solche mit Plungern ausgeführt worden, namentlich solcher
                              									Pressen, die nach dem kombinierten System arbeiten. Die bekannten Nachteile der
                              									unter dem hohen Wasserdruck stehenden großen Kolben mit Durchmessern bis 800 mm,
                              									also die Unzuverlässigkeiten der Dichtungen, der teuere Manschettenersatz und starke
                              									Ringverschleiß, sowie die Umständlichkeit und Erschwerung des Ausbaues dieser
                              									Teile, verursachen in Verbindung mit den dauernden, unkontrollierbaren
                              									Wasserverlusten ganz enorme Betriebsausgaben und Zeitverluste. Als
                              									Maschinenbetriebsmann weiß man davon ein Lied zu singen. Man muß bei solchen Anlagen
                              									mit einem Gesamtwasserverlust von rund 150 v. H. des theoretisch von den Pressen
                              									benötigten Betriebswassers rechnen, wenn man bei Bestimmung der Pumpenleistung
                              									sicher gehen will. Wenn auch selbstredend ein größerer Teil dieses Verlustes auf das
                              									Konto der Steuerungen, Ventile und Rohrleitungen geht, so kann man doch annehmen,
                              									daß sich bei Verwendung von Plungern dieser Wasserverlust insgesamt auf 80 bis 100
                              									v. H. verringert, gleich gute Steuerungen in beiden Fällen vorausgesetzt. Die
                              									übrigen Ersparnisse an Manschetten, Löhnen usw. sind ebenfalls sehr wesentlich, so
                              									daß die gesamte Pressenanlage nicht nur an Wirtschaftlichkeit, sondern auch bei
                              									entsprechender Neuausführung an Arbeitsgeschwindigkeit gewinnt. In einem mir
                              									bekannten Falle konnte die Schichtleistung der Anlage durch den Umbau um 25 bis 30
                              									v. H. beim Pressen von 21 bis 30,5 cm-Granaten erhöht werden. Der Rückzug erfolgt
                              									dann durch zwei seitlich an besonderen Traversen angeordnete Hilfsplunger oder durch
                              									einen in den Hauptplunger tauchenden Innenplunger, der durch Gestänge mit dem
                              									eigentlichen Arbeitsstück der Presse verbunden ist. Der Innenplunger steht dann
                              									zweckmäßig unter konstantem Akkumulatordruck und braucht also nicht gesteuert zu
                              									werden. Die besonderen Verhältnisse der Preßwasseranlage, die Größe des Nutzhubes
                              									sowie die vorhandene Steuerungs- und Rohrleitungsausführung spielen hierbei eine
                              									maßgebende Rolle.
                           Von besonderer Wichtigkeit ist für den Betrieb die Ofenanlage
                                 										für das Wärmen der Blöcke. Sie kann unter Umständen die mögliche
                              									Höchstleistung wesentlich beschränken. Die besonderen Aufgaben eines derartigen
                              									Ofens – vollkommen gleichmäßige Erwärmung des Materials namentlich für das Lochen,
                              									langsames und nicht zu hohes Erwärmen mit Hinsicht auf den Hartstahl, mäßiger
                              									Brennstoffverbrauch – verlangen eine einfache aber ofentechnisch gute Konstruktion
                              									mit sicherer Regulierung, welche keine hohen Anforderungen an die
                              									Bedienungsmannschaft stellt. Als Feuerung empfehle ich eine einfache Halbgasfeuerung
                              									mit Vorwärmung des Oberwindes in einem gemauerten Rekuperator oder bei kleineren
                              									Betrieben eine direkte Feuerung mit Dampfstrahlgebläsen und Luftvorwärmung in den
                              									Seitenwänden. Auf absolut trocknen Dampf ist seitens des Betriebes besonders zu
                              									achten. Kurz vor dem Dampfstrahlgebläse empfiehlt sich der Einbau eines sachgemäß
                              									angelegten Wasserabscheiders. Ein Wärmofen der ersteren Art von etwa 2,4 m
                              									Lichtbreite und 5 m Nutzlänge ergab bei 9500 kg Einsatzleistung in der Schicht einen
                              									Kohlenverbrauch von 14 bis 15 v. H. bei 1270 ° Herdtemperatur an der Feuerbrücke und
                              									einem Abbrand von etwa über 3 v. H. An einem Rollofen von 1,8 m Breite und nur 6¾ m
                              									Herdlänge wurde bei direkter Feuerung ein Kohlenverbrauch von etwa 20 v. H. bei
                              									einer Einsatzleistung von 10600 kg Geschoßmaterial festgestellt. Der Abbrand betrug
                              									hierbei 3,4 v. H.
                              									Dieser Ofen hätte jedoch durch Verbesserung der Feuerung und namentlich durch
                              									Verlängerung auf 9 bis 10 m bessere Resultate ergeben. Mit Hinsicht auf bequeme
                              									Regulierung, fast vollständige Schwefelfreiheit und den Wegfall von Aschebildung
                              									dürfte sich eine zweckmäßig angeordnete Teerölfeuerung mit zwei oder drei Brennern
                              									am Kopfende für derartige Oefen zweifelsohne empfehlen, wobei natürlich zur
                              									Vermeidung starken Abbrandes eine Stichflammenbildung zu vermeiden ist, damit vor
                              									allem die Kanten der Blöcke nicht leiden. Zwecks leichter Handhabung der Blöcke ist
                              									am Einsetzende die Anbringung eines einfachen hydraulischen Hebetisches nötig, der
                              									sie zu zweien oder vieren auf Schaffplattenhöhe bringt, sowie bei Rollöfen das
                              									Einlegen mehrerer Gleitschienen in die Herdsohle ohne Anwendung von Wasserkühlung.
                              									Unbedingt erforderlich ist die Anlage einer elektrisch betriebenen Hängebahn mit
                              									geeigneter Spezialzange für den Transport zwischen Ofen und Presse von etwa 750 bis
                              									1500 kg Tragfähigkeit, sowie einer einfachen Winde zum Ausziehen der erwärmten
                              									Blöcke. Die Katze muß Kurven durchfahren können, ihre beiden Motoren müssen sowohl
                              									von der Hauptsteuerbühne der Presse als auch an der Katze selbst von unten steuerbar
                              									und mit selbsttätigen genau wirkenden Magnetbremsen versehen sein. Die Anlage einer
                              									zweiten Katze zwischen dem Blocklager und dem Ofen kann je nach den örtlichen
                              									Verhältnissen zweckmäßig sein.
                           Ein Haupterfordernis für den Maschinenbetrieb ist die Verwendung von durchaus reinem
                              									Druckwasser, um den Verschleiß der Manschetten und sonstigen Dichtungen an den
                              									Pressen, Pumpen und Steuerungen zu verringern, sowie die Verluste durch
                              									Undichtheiten. Trotz des Umstandes, daß das Rücklaufwasser unter entsprechendem
                              									Zusatz an Frischwasser wieder Verwendung findet, läßt sich das Eindringen von
                              									Fremdkörpern infolge des rauhen Betriebes oder durch neu eingebaute Druckrohre und
                              									dergleichen nicht vermeiden. Wasserreinigungstöpfe mit siebartigem
                              									Reinigungszylinder, zum Einbau in die Druckleitungen vor den Steuerorganen der
                              									Pressen, wie sie z.B. die Firma E. Schloemann-Düsseldorf in zweckmäßiger Bauart liefert, halte ich für
                              									unentbehrlich. Der Rücklaufwasserbehälter an erhöhter Stelle, sowie überhaupt die
                              									Rücklaufleitungen – und selbstredend auch die Druckrohre – müssen sicher befestigt
                              									und verankert werden, da die beim Pressen und Steuern auftretenden Stöße durch die
                              									plötzlichen Beschleunigungen andernfalls schädliche Beeinflussungen der Dichtungen
                              									hervorrufen. Trotz Anwendung von Vorsteuerungen lassen sich derartige Stoßwirkungen
                              									im Betriebe nicht vermeiden. In besonderen Fällen ist sogar die Ausführung der
                              									Fassonstücke der Rücklaufleitung in Stahlguß angebracht. Jedenfalls aber ist der
                              									Einbau kleiner Sicherheits-Federventile in der Nähe der Steuerapparate und am
                              									höchsten Punkt der Leitung ratsam. Einen ähnlichen Zweck haben die vor den
                              									Akkumulatoren befindliehen Drosselschieber und dergleichen mit Hinsicht auf eine zu
                              									große Fallgeschwindigkeit.
                           Die Rohrleitungen werden heute fast überall aus nahtlosen Mannesmann-Stahlrohren mit
                              									mindestens 7 mm Wandstärke hergestellt. Dieses Mindestmaß ist schon mit Hinsicht auf
                              									die Rostgefahr und auf sichere Befestigung der Bunde erforderlich. Diese erfolgt
                              									entweder durch Aufschweißen oder durch feines Gewinde und nachfolgender Lötung. Die
                              									Druckrohre sind bei 300 at Betriebsdruck auf 500 at, die Rücklauf röhre auf 100 bis
                              									150 at Probedruck abzupressen. Bis etwa 200 at hat sich eine Rundgummidichtung in
                              									Trapeznut sowohl für Rohre als auch für Zylinderdeckel bewährt; darüber hinaus sind
                              									Kupferringe zu empfehlen.
                           Auf die wichtigen Kapitel der Pumpmaschinensysteme und der Steuerungen, die mehr
                              									allgemeine Bedeutung besitzen, gedenke ich in besonderer Arbeit zurückzukommen.
                           Wenn es mit Hinsicht auf die besonderen Umstände der heutigen politischen
                              									Verhältnisse, sowie auf anderweitige Interessen auch nicht möglich sein kann, das
                              									vorliegende Thema eingehender zu behandeln, so hoffe ich doch, einige wissenswerte
                              									Beiträge gegeben zu haben.