| Titel: | Die Fortschritte auf dem Gebiete der deutschen Molkereimaschinentechnik. | 
| Autor: | Ernst Kohl | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 618 | 
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                        Die Fortschritte auf dem Gebiete der deutschen
                           								Molkereimaschinentechnik.
                        Von Ernst Kohl in
                           									Bergedorf-Hamburg. (Schluß von S. 602 d. Bd.)
                        KOHL: Die Fortschritte auf dem Gebiete der deutschen
                           								Molkereimaschinentechnik
                        
                     
                        
                           Eine andere Konstruktion einer Milchwage, die jedoch bei Rückgabe von
                              									Rückständen aus der Molkerei Verwendung findet, ist die in Abb. 9 abgebildete Astra Rückgabewage
                              									„Aho“. Die Rückgabe der durch Separieren erhaltenen Magermilch, sowie auch
                              									die bei der Butterung übrigbleibende Buttermilch erfolgt im prozentualen Verhältnis
                              									zur angelieferten Vollmilch an die Lieferanten und dient diesen meist zur
                              									Verfütterung an das Jungvieh. Die prozentuale Rücklieferung, zwischen 70 und 90 v.
                              									H. schwankend, bedingt auch die Anbringung einer sogenannten Prozentskala über dem
                              									mit Laufgewicht versehenen Wagebalken mit voller Gewichtseinteilung. Der in Abb. 9 ganz links gesehene Hebel betätigt Zu-
                              									und Ablaufventil gleichzeitig. Nach oben gestellt öffnet er das am Sammelbassin
                              									befindliche Zulaufventil und schließt gleichzeitig das am Boden des Wiegegefäßes
                              									angebrachte Ablaufventil. Ist durch die einlaufende Milch der Wiegezeiger in
                              									wagerechter Stellung und somit auf das zurückzugebende Wiegequantum gekommen, so
                              									wird der Hebel nach unten gelegt, wodurch die Ventile in umgekehrter Weise
                              									geschlossen respektive geöffnet werden.
                           Unter den heute bestehenden etwa 8000 Sammelmolkereien für Kraftbetrieb hat der
                              									weitaus größte Teil mit vielen kleinen Lieferanten zu rechnen, also solchen, die die
                              									Milch in Quanten von 15 bis 50 l der Molkerei anliefern. In diesem Falle würde eine Wage,
                              									sowohl zur Annahme wie zur Ausgabe nicht zweckmäßig sein, sondern kommen hierfür zur
                              									Vermessung der eingelieferten Milch die einfacheren, sogenannten „geeichten
                                 										Meßgefäße“ (Abb. 10) in Frage, die aus einem
                              									runden gut verzinnten Kupfergefäß bestehen und mit Einhängevorrichtung zur kippbaren
                              									Anbringung an das Vollmilchbassin versehen sind. Zwecks besserer Entleerung ist der
                              									obere Rand des Behälters konisch nach außen gekragt. Am Boden befindet sich ein
                              									Handgriff, um den Behälter in Kippstellung zu bringen. Ein Schwimmer mit geeichter
                              									Meßskala nach Litern zeigt das jeweils in den Meßbehälter eingegebene Quantum
                              									an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 618
                              Abb. 9. Astra-Rückgabewage
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 618
                              Abb. 10. Geeichtes Meßgefäß für Milchannahme
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 618
                              Abb. 11. Astra-Selbstmesser D.R.P. (Außenansicht)
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 618
                              Abb. 12. Astra-Selbstmesser D.R.P. (Schnitt)
                              
                           Derartige, schon längere Zeit in der Praxis bekannte Apparate auch zur Rückgabe zu
                              									verwenden war einfach unmöglich, da die Entleerung in Kannen ja in anderer
                              									Weise geschehen muß. Außerdem wäre auch die Rückgabe eine viel zu zeitraubende,
                              									wenn man bedenkt, daß bei Molkereien mittleren Umfanges mit einer Kannenzahl von 500
                              									bis 600 zu rechnen ist. Hier mußte also die Technik unter Berücksichtigung der
                              									Gesetzesvorschriften und aller für die Praxis wichtigen Fragen und Umstände ein
                              									Problem lösen, welches eine wirklich glänzende Lösung in dem geeichten Astra
                              									Selbstmesser D. R. P. (Abb. 11 und 12) vor ungefähr Jahresfrist gefunden hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 618
                              Abb. 13. Patentierte Buttermilch- und Knetwasserableitung an
                                 										Astra-Butterfertiger Type K
                              
                           Der Apparat, welcher vollkommen selbsttätig arbeitet, besteht aus einem
                              									kupferverzinnten Meßbehälter, in welchem sich ein Schwimmer mit Skala befindet.
                              									Diese Skala ist mit einer Klemmvorrichtung A versehen,
                              									die mit der Hand verstellt werden kann. Unten am Meßbehälter ist ein kombinierter
                              									Hahn mit zwei Küken angebracht. Das eine Küken B ist,
                              									um ein selbsttätiges Schließen zu ermöglichen, mit einer Sperre versehen und so
                              									konstruiert, daß der Meßbehälter in einer Stellung des Kükens gefüllt und in der
                              									andern Stellung des Kükens entleert wird (s. Abb.
                                 									12). Ein Durchlassen von Milch, ohne daß dieselbe gemessen wird, ist also
                              									unmöglich.
                           
                           Durch das andere Küken C wird erreicht, daß die abgemessene Menge auch
                              									kontrolliert werden kann und somit ein Fehlmaß ganz und gar ausgeschlossen ist. Auch
                              									bedient man sich dieses Kükens um ein größeres abgemessenes Milchquantum, wenn
                              									gewünscht, in mehrere Kannen zu verteilen. Die Arbeitsweise ist folgende:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 619
                              Abb. 14. Astra-Butterfertiger LI mit verstellbaren Knetwalzen und
                                 										Momentbremse.
                              
                           Die Klemmvorrichtung A an der Schwimmerskala (mit Liter
                              									oder Prozenteinteilung) wird auf den abzumessenden Inhalt eingestellt und der Hahn
                              										C durch Drehen des Griffes geöffnet, wobei der
                              									Griff wieder in wagerechte Lage zurückzubringen ist, das Ventil jedoch geschlossen
                              									bleibt. Wenn der Meßbehälter auf den gewünschten Inhalt gefüllt ist, wird die an dem
                              									Querbalken des Bügels aus Winkeleisen befindliche feinfühlige mit dem Hahn B durch ein Gestänge in Verbindung stehende Sperre
                              									durch die Klemmvorrichtung A selbsttätig ausgelöst. Der
                              									Hahn B dreht sich dadurch um etwa ⅓ Umdrehung zurück,
                              									wodurch der Zulauf geschlossen und der Ablauf geöffnet wird.
                           Der Apparat wird in Größen von 20, 30, 40 und 50 l Inhalt gebaut. Der
                              									Zweckdienlichkeit dieses Apparates wegen bedienen sich auch größere Molkereien
                              									dieser Apparate, und zwar bis zu 8 Stück in einem Betriebe.
                           Hiermit wären die wichtigsten Neuerungen erschöpft, doch muß nun auch den Verbesserungen an bekannten Konstruktionen Raum gegeben
                              									werden, die sich auf Grund wissenschaftlicher und praktischer Erfahrungen ergaben
                              									und die zur Hebung des rationellen milchwirtschaftlichen Betriebes wesentlich
                              									beigetragen haben.
                           Der uns von Amerika zugetragene Gedanke, den durch Separieren gewonnenen Rahm zu
                              									fertiger Butter statt im Butterfaß und auf dem Butterkneter in nur einem Gerät, der
                              									sogenannten kombinierten Butter- und Knetmaschine zu verarbeiten, hat durch die
                              									Einführung der unter der kurzen Bezeichnung „Butterfertiger“ kurzer sowie
                              									langer Form bekannten Maschinen eine glänzende Lösung gefunden und dem deutschen
                              									Fabrikat ob seiner Zweckmäßigkeit die führende Stellung in aller Welt verschafft,
                              									dennoch rastet der ingeniöse Geist des deutschen Technikers nicht, sondern
                              									sucht durch Verbesserungen den Siegeslauf fortzusetzen.
                           Der in D. p. J. Bd. 326, Heft 52, S. 817 in allen seinen Einzelheiten eingehend
                              									besprochene Butterfertiger Type K (kurze Form) hat insofern eine wesentliche
                              									Verbesserung erfahren, als derselbe mit einer patentierten Buttermilch- und
                              									Knetwasser-Ableitung ausgestattet worden ist. Die Ableitung der Buttermilch resp.
                              									des Knetwassers fand bei dem Butterfertiger K bisher durch große am Boden dicht am
                              									Umfang des Fasses angebrachte Hähne statt. Trotz der konischen Form des Fasses, die
                              									eine leichte Ableitung nach den Hähnen ermöglicht, geht die Ableitung der
                              									Buttermilch und des Knetwassers noch nicht so rasch und sicher vonstatten, wie es
                              									zur Erzielung einer möglichst trockenen Butter nötig ist. Auch eine im Faß
                              									angebrachte spiralförmige Nute hat hierfür nicht gereicht. Durch die in Abb. 13 gezeigte patentierte Einrichtung des Fasses
                              									wird der Uebelstand beseitigt. Die Einrichtung besteht aus mit den Faßdauben aus
                              									einem Stück hergestellten Leisten, welche mit den Ablaßhähnen in Verbindung stehen
                              									und so eine Schöpfvorrichtung bilden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 619
                              Abb. 15. Astra-Rahmreifer N. S. (Außenansicht).
                              
                           Geht nun eine der Leisten durch den unteren Scheitelpunkt des Fasses, so wird die
                              									hier angesammelte Buttermilch von der Schöpfvorrichtung mit hoch genommen und aus
                              									dem mit der Schöpfvorrichtung in Verbindung stehendem Hahn abgeführt. Die durch die
                              									Knetwalzen des eingeschobenen Knetwagens kommende Butter fällt also nicht mehr in
                              									die Buttermilchreste, sondern auf die trockene Faßwand.
                           
                           Durch diese Erfindung wird der Zweck der Knetarbeit, nämlich den Wassergehalt,
                              									welcher gesetzlich geregelt ist, und bei ungesalzener Butter 16 v. H., bei
                              									gesalzener Butter 18 v. H. betragen darf, mit Sicherheit unter seinen Grenzen zu
                              									halten, erreicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 620
                              Abb. 16. Astra-Rahmreifer N. S. (Längs- und Querschnitt).
                              
                           Der neue Butterfertiger L 1 lange Form (Abb. 14)
                              									lehnt sich in seinem Aeußeren eng an seinen Vorgänger, dessen
                              									Konstruktionseinzelheiten auf S. 818 des vorerwähnten Heftes beschrieben sind, an.
                              									Bei dem Antriebe ist zwecks Verbilligung in Anschaffung und Kraftverbrauch der am
                              									äußeren Umfange der Faßwand befindliche Zahnkranz fortgefallen und die Uebersetzung
                              									in den vollständig eingekapselten Antriebskasten verlegt, so daß der Antrieb jetzt
                              									unmittelbar auf den Faßzapfen erfolgt. Auch ist mit dem Antrieb eine selbsttätige
                              									Momentbremse verbunden, die in Tätigkeit tritt, sobald der Steuerhebel von
                              									Buttergang auf Stillstand oder von Knetgang auf Stillstand gelegt wird. Während bei
                              									dieser Operation früher das Faß noch eine Zeitlang weiterlief, kommt es jetzt durch
                              									die Wirkung der Bremse sofort in Ruhelage.
                           Ferner sind die früher im Innern des Fasses vorgesehenen Schlagbretter in Wegfall
                              									gekommen, ohne dadurch die Butterungsdauer oder die Ausbutterung des Rahmes selbst
                              									zu beeinflussen. Jedenfalls ist die Reinigung des Faßinnern, welche hinsichtlich der
                              									Qualität der Butter eine große Rolle spielt, nicht nur erleichtert, sondern sogar
                              									gesichert.
                           Da die Güte der Butter auch von der Konsistenz wesentlich abhängt und letztere allein
                              									durch den Knetprozeß geregelt werden kann, so sind die im Innern angeordneten beiden
                              									Knetwalzenpaare verstellbar eingerichtet worden.
                           Zu den Rahmreifern, welche berufen sind, den Rahm während seiner für die Butterung
                              									unbedingt nötigen Reifungs- (Ansäuerungs-) Periode zu mischen und zu
                              									temperieren (kühlen und später, kurz vor der Verbutterung wieder zu erwärmen) hat
                              									sich neuerdings eine Konstruktion zugesellt, die in allen Teilen von der in D. p. J.
                              									Bd. 326, Heft 51, S. 811 beschriebenen abweicht, nämlich der Astra Rahmreifer Marke
                              									NS (Abb. 15 und 16).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 620
                              Abb. 17. Astra-Fassonrohr-Flächenkühler.
                              
                           Die frühere Kastenform ist durch die niedrige halbrunde Wannenform ersetzt, welche
                              									mit Rücksicht auf örtliche Verhältnisse – infolge des Zulaufes des dickflüssigen
                              									Rahmes zum Butterfertiger ist eine erhöhte Lage des Rahmreifers notwendig –
                              									vorteilhafter zu plazieren sind. Die in dem Schneckenrahmreifer eingebaute
                              									kupferverzinnte Schnecke, welche den Misch- und Temperierprozeß bewirkt, ließ nur
                              									eine Kühlung mittels Eiswassers zu. Da nun heute aber die weitaus meisten Molkereien
                              									mit Kühlmaschinen ausgerüstet sind, somit also über tiefgekühlte Sole verfügen,
                              									welche aber die kupferverzinnte Schnecke sofort zerfressen würde, so mußte eine
                              									widerstandsfähige Vorrichtung geschaffen werden. Diese wurde in einem pendelnden Rohrsystem, welches
                              									sich in der Wanne außerhalb befindet, aber zweckdienlich gelagert ist und durch ein
                              									Exzentervorgelege mittels Riemen angetrieben wird, gefunden.
                           Die tiefgradige Sole wird durch die an den Enden der Kühlrohre gebildeten Kammern
                              									zwangläufig hin- und hergeführt, wodurch eine intensive Kühlung des Rahmes
                              									gewährleistet wird. Der sonst erforderliche Rahmtiefkühler wird durch diese
                              									Konstruktion erspart. Durch den Antrieb wird das Rührwerk in pendelnde Bewegung
                              									gesetzt, so eine innige Mischung des gekühlten Rahmes bewirkend. Die notwendige
                              									Anwendung des Rahmes vor der Verbutterung geschieht auf folgende Weise:
                           Durch die Doppelwandung, welche nach außen mit starker Isolierschicht versehen,
                              									während das Ganze mit einem Stahlblechmantel umgeben ist, wird ein Hohlraum um die
                              									Wanne geschaffen, welcher mit Wasser gefüllt wird. Dieses wird durch einströmenden
                              									Dampf durch ein am Boden entlangführendes Rohr bis zur erforderlichen Temperatur
                              									angewärmt und gibt seine Wärme nun an den Rahm ab, wobei natürlich die
                              									Solezirkulation abgestellt sein muß. Nach Entleerung der Wanne wird auch das
                              									Temperierwasser durch einen am hinteren Ende der Wanne angebrachten Hahn
                              									abgelassen.
                           Zum Schluß sei noch auf eine Flächenkühlverbesserung (Abb. 17) hingewiesen. Die Flächenkühler bestehen aus
                              									nahtlos gezogenen stark verzinnten Kupferrohren, die je nach der Leistungsfähigkeit
                              									bis zu über 2,5 m Höhe übereinander geschichtet werden. Während nun die Milch außen
                              									herabrieselt, wird innen Kühlwasser von niedriger Temperatur im Gegenstrom
                              									durchgedrückt und dadurch ein gegenseitiger Wärmeaustausch erzielt. Um nun einen
                              									günstigeren Austausch zu erreichen, dadurch die Leistung zu erhöhen und am
                              									Kühlwasser-Verbrauch wie auch an Platzbedarf zu sparen, wählte man statt der runden
                              									Rohre solche mit dem in Abb. 18 gezeigten
                              									eigenartigen Profil, welches die Berieselungsfläche auf kleineren Raum um ein ganz
                              									Bedeutendes vergrößerte. Bei diesem Profil wäre aber die zwangläufige Wasserführung
                              									keine so günstige, wie bei runden Röhren, was man dadurch zu beheben wußte, daß man
                              									durch die ganze Länge der Profilrohre in gleichmäßigen Abständen sehr einfache
                              									Wasserverdränger, die gesetzlich geschützt sind, einbaute (Abb. 18). Hierdurch kommt eine große Fläche des Kühlwassers zu überall
                              									gleichmäßiger Kühlwirkung, was volle Ausnutzung und große Ersparnis des Kühlwassers
                              									bedeutet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 621
                              Abb. 18. Profil der Kühlrohre zum Astra-Flächenkühler mit
                                 										Wasserverdränger.