| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 622 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Elektrische Krane für Vergütungszwecke von
                                 										Kriegsmaterial. Die umstehende Abbildung zeigt einen mit elektrischer
                              									Hubbewegung versehenen Drehkran von 2500 kg Tragkraft und 7½ m Nutzausladung,
                              									welcher sich in dem Vergütungsraum einer Geschoßpressenanlage befindet. Er ist dort
                              									so aufgestellt, daß er den Glühofen und die Oelbassins, in welche die Geschoßhülsen
                              									senkrecht eingetaucht werden, bestreicht; die Behälter stehen zum Teil 2½ m unter
                              									Flur, so daß der Hub des Hakens entsprechend bemessen sein muß. Die
                              									Hauptanforderung, die an einen derartig einfach gebauten Drehkran gestellt werden
                              									muß, ist kräftige Bauart ohne störende Vibrationen, sowie eine in bezug auf Regelung
                              									und Arbeitsweise absolut sichere, feine und zuverlässige Hubsteuerung. Da das
                              									Herausziehen aus dem Oel nicht selten ruckweise erfolgen muß, so ist außer dem an
                              									der Drehsäule angeordneten Hub-Anlaßkontroller noch eine präzis wirkende
                              									Magnetbremse auf der Katze vorgesehen, außerdem eine selbsttätige Endausschaltung
                              									für die tiefste Stellung. Die Querbewegung der Katze, die bei der eigentlichen
                              									Arbeitsperiode überhaupt nicht in Betracht kommt, erfolgt von Hand mittels Kurbel
                              									und Seil in bekannter Weise; das Heben vollzieht sich mit 8 bis 9 m minutlicher
                              									Geschwindigkeit, das Senken mit etwa 25 m. Hierfür ist ein 220
                              									Volt-Gleichstrom-Nebenschlußmotor von 7½ PS vorgesehen. Die Stromzuführung zum
                              									Kontroller erfolgt durch den Drehzapfen. Der Motor hat eine besonders
                              									widerstandsfähige Isolation erhalten.
                           Die größte Geschoßhülse bzw. Stahlgranate wiegt etwa 1000 kg; mittels zangenartigem
                              									Gehänge werden die Geschosse am Haken des Kranes befestigt. Das Eigengewicht des
                              									gesamten Kranes stellt sich bei dieser einfachen Konstruktion, die sich durchaus bewährt
                              									hat, auf etwa 5000 kg; die Kosten betragen einschließlich Montage, Fundierung und
                              									Leitungsanschluß rund 6000 M. Der Kran ist von der Deutschen
                                 										Maschinenfabrik in Duisburg gebaut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 622
                              
                           Unter ähnlichen, nur mit Hinsicht auf die größeren Lasten und Hubhöhen verschärften
                              									Arbeitsbedingungen arbeiten bekanntlich die Laufkrane für das Vergüten von
                              									Kanonenrohren. Die Krane müssen hier das Ausziehen der Rohre aus den Oefen, das
                              									Einsetzen in die Anlaßgruben und Oelbehälter, das Aufschrumpfen der
                              									Verstärkungsringe auf Mantelrohre usw. übernehmen. Bei einer Anlage zur Härtung von
                              									35 cm-Kanonen mit 50-facher Kaliberlänge läuft ein 30 t-Kran in 26 m Höhe über
                              									Hüttensohle, der unter Einbau von Sicherheitsnebenwalzen sowohl vom Führerkorb als
                              									auch von Flurhöhe aus gesteuert werden kann. Die Hubgeschwindigkeit beträgt hier 25
                              									bis 30 m in der Minute, die Senkgeschwindigkeit kann Werte bis zu 150 m annehmen,
                              									wobei durch Backenbremsen mit Bremsmagneten der Auslaufweg 2 bis 3 m nicht
                              									überschreitet. Mit Rücksicht auf diese scharfen Bedingungen und die geforderte feine
                              									Regulierung sind hier zwei Kompoundgleichstrommotoren von 120 PS mit Wendepolen für
                              									das Hubwerk verwendet, die durch Vermittlung der Leonard-Schaltung durch einen 200 KW-Umformer aus dem 500 Volt-Drehstromnetz
                              									des Werkes gespeist und reguliert werden. Die Anlaßmaschine des Umformers und die
                              									Bremsmagnete des Hubwerks werden durch eine mit ersterem gekuppelte Erregermaschine
                              									erregt von Null bis zur vollen Spannung, so daß durch den Feldregulator mit
                              									Reversierung einschließlich der Fremderregung des Hubmotors 25 verschiedene Stufen
                              									eingestellt werden können. Bei durchziehender Last von etwa 18000 kg und über 100 m
                              									Senkgeschwindigkeit werden etwa 400 KW an das Drehstromnetz zurückgegeben. Ein
                              									Durchgehen des Hubmotors ist hierbei selbstverständlich ausgeschlossen. Auch
                              									hier sind selbsttätige Spindelendausschalter für die äußersten Hakenstellungen
                              									vorgesehen, so daß besonders beim Senken und etwaigem Ausbleiben der Netzspannung
                              									keinerlei Gefahr zu befürchten ist.
                           An anderer Stelle hat man hierfür mit Nebenschlußmotoren und Druckluftbremsen nach
                              										Jordan gearbeitet, die beim Herablassen der Vollast
                              									und 80 m Senkgeschwindigkeit auf 50 bis 75 cm Auslaufweg stillsetzen. Bei 60 t
                              									Tragkraft, 21,5m Sp.-W. und 6 m Hubgeschwindigkeit ist eine Motorstärke von 110 PS
                              									gewählt
                           Schömburg.
                           ––––––
                           Das Triebwagenwesen bei den preußisch-hessischen
                                 										Staatseisenbahnen. (Weyand, Charlottenburg.)
                              									Triebwagen sind selbstbewegliche Schienenfahrzeuge für Personen- oder
                              									Gepäckbeförderung mit eigner Kraftquelle im Wagen. Seit etwa sieben Jahren geht die
                              									Eisenbahnverwaltung mit der Einführung solcher Wagen vor und hat im wesentlichen
                              									zwei Bauarten, die Akkumulator- und die benzolelektrischen Triebwagen, bisher in
                              									einer Gesamtzahl von nahezu 200 Wagen in ihren Fahrzeugpark eingestellt.
                           Akkumulatorwagen führen den für die Fahrt erforderlichen Arbeitsvorrat in
                              									Bleibatterien mit sich, der nach größeren Fahrleistungen – bis 180 km Streckenlänge
                              									– in besonderen Ladestationen wieder ergänzt werden muß. Anders bei den
                              									verbrennungselektrischen Triebwagen. Hier wird die in einem Benzol- als Dieselmotor
                              									erzeugte mechanische Arbeit zum Antrieb des Wagens aus gewichtigen technischen
                              									Gründen erst durch eine Dynamomaschine in elektrische Arbeit verwandelt, um dann in
                              									den wie bei Straßenbahnwagen angeordneten Achsmotoren n Antriebskraft umgesetzt zu
                              									werden.
                           Ein anschauliches Bild von der Ausdehnung des Triebwagenverkehrs geben folgende
                              									Zahlen: Am 1. Januar d. J. wurden Bahnstrecken von einer Gesamtlänge von nahezu 6000
                              									km mit Triebwagen befahren, die in der Zeit vom 1. April 1913 bis 31. März 1914
                              									nahezu 7 Mill. Wagenkilometer zurücklegten und dabei eine Beförderungsleistung von
                              									über 190 Mill. Personenkilometer aufzuweisen hatten.
                           Triebwagen mit ihrer immerhin beschränkten Aufnahmefähigkeit, sind besonders da am
                              									Platz, wo ein schwacher Verkehr, der die Einstellung voller Dampfzüge nicht lohnt,
                              									ohne großes wirtschaftliches Wagnis befriedigt werden soll. Sie bringen daher fast
                              									immer, da wo sie erscheinen, neue Fahrgelegenheiten und damit
                              									Verkehrsverbesserungen, die von den Reisenden freudig begrüßt werden.
                           
                           Spannungsmessungen an Bord von Schiffen. Die
                              									Berechnung der Festigkeit von Schiffen hat bisher im wesentlichen nur die statischen
                              									Verhältnisse, wie sie durch die Lage des Schiffes zur Welle gegeben waren, in
                              									Berücksichtigung gezogen. Man stützte sich dabei auf Annahmen bezüglich der Form der
                              									Welle, deren Richtigkeit nicht unbestritten geblieben ist. Da die bisherige
                              									Rechnungsweise namentlich bei Spezialschiffen verschiedentlich zu Mißerfolgen
                              									führte, hat man sich veranlaßt gesehen, die Anschauungen über die
                              									Festigkeitsverhältnisse der Schiffe einer gründlichen Durchsicht zu unterziehen. Vor
                              									allem ist man bemüht, die dynamischen Verhältnisse in ihrer Wirkung auf die
                              									Festigkeit zu klären, um dadurch Grundlagen für die richtige Bemessung der Verbände
                              									zu gewinnen. Vorbedingung hierfür ist die Vornahme von Spannungsmessungen, die an
                              									Schiffen im Seegange vorgenommen werden. Planmäßige Messungen dieser Art sind
                              									neuerdings von Siemann, der darüber in der Z. d. V. d. I.
                              									Jahrg. 1914, Nr. 29 berichtet, nach einem eigenen Verfahren an einigen Schiffen des
                              									Norddeutschen Lloyd und der Argo-Gesellschaft durchgeführt worden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 623
                              Schema der Spannungsmessung (bei wagerechter Anordnung).
                              
                           Siemann benutzte für seine Messungen den Martensschen Spiegelapparat (vgl. Abbildung), der sich
                              									der erforderlichen kleinen Meßlänge wegen den Bordverhältnissen gut anpaßt. Der
                              									Apparat wird zweckmäßig so aufgehängt, daß er vor der Beschädigung durch starke
                              									Erschütterungen möglichst geschützt ist. Dabei ist einerseits der Spiegel,
                              									andererseits der aufnehmende Apparatteil mit Punkten des Schiffskörpers verbunden,
                              									deren Verschiebung gegeneinander infolge der Spannungsänderungen bestimmt werden
                              									soll. Zur selbsttätigen Aufzeichnung der Spannungskurven diente eine ausziehbare
                              									Rollfilmkamera, die mit einem stark vergrößernden Teleobjektiv versehen war. Der
                              									durch einen Federmotor oder elektrisch angetriebene Film war durch einen
                              									Blecheinsatz bis auf einen schmalen Schlitz abgeblendet, über den zur
                              									Sichtbarmachung etwa auftretender Seitenbewegungen des Films feine Haare gespannt
                              									waren. Als Lichtquelle wurde eine Anzahl nebeneinander gestellter Nernststäbe
                              									benutzt, die an die Lichtleitung des Schiffes angeschlossen waren. Die Kamera
                              									verzeichnete so auf dem Film, wie das angefügte Schema der Versuchsanordnung
                              									erkennen läßt, das wandernde Bild eines Lichtpunktes als Spannungskurve.
                           Die Untersuchung der Spannungsverhältnisse, wie sie das Meßverfahren von Siemann ermöglicht, gibt eine wirksame Kontrolle der
                              									bisher verwendeten theoretischen Grundlagen und der hierauf sich gründenden
                              									Materialbemessung. Zu den wichtigsten Aufgaben, zu deren Dösung sie die Hand bietet,
                              									dürfte die Bestimmung des Anteils der Einzelverbände an der Gesamtfestigkeit, die
                              									Feststellung der größten auftretenden Zusatzbeanspruchungen, die Ermittlung der im
                              									Schiffskörper vorhandenen Vorspannungen u. a gehören. Wenn mit Hilfe derartiger
                              									Einzeluntersuchungen die Festigkeitsverhältnisse des Schiffskörpers hinreichend
                              									geklärt sind, dann wird man auch hoffen dürfen, daß die Bestrebungen, die Schiffe
                              									leichter zu bauen als bisher, ohne Gefährdung von Schiff, Besatzung und Ladung,
                              									erfolgreich zum Ziele führen.
                           Kraft.
                           ––––––
                           Amerikanische Dieselmaschinen. Es ist eine bekannte
                              									Tatsache, daß englische und amerikanische Dieselmaschinen bauende Firmen Patente
                              									hauptsächlich deutscher Firmen verwenden und nach deren Konstruktionen und
                              									Erfahrungen den Bau von Dieselmaschinen mit größeren Leistungen ausführen. Seitdem
                              									in Deutschland das Hauptpatent Diesels abgelaufen ist,
                              									bauen die meisten größeren Kraftmaschinenfabriken Rohölmotoren nach dem
                              									Gleichdruckverfahren. In Amerika dagegen steht die Dieselmaschine noch am Anfang
                              									ihrer Entwicklung. Bis zu etwa 100 PS ist hier die Zweitakt-Glühkopfmaschine in
                              									Gebrauch, wie sie zuerst von der Firma Mietz & Weiß
                              									in New York hergestetlt wurde.
                           Es ist ferner seit einiger Zeit eine Rohölmaschine liegender Bauart der De la Vergne Co. auf dem Markt, die nach einem dem Diesel sehen ähnlichen Verfahren arbeitet. In dieser
                              									Maschine wird die Luft auf 20 at verdichtet, der Einspritzdruck beträgt etwas über
                              									50 at. Der Einspritznadel gegenüber liegt die Glühkammer. Die de la Vergne Co. steht mit Gebr. Körting A.-G.
                              									in Erfahrungsaustausch. Die Maschinen können auch mit Brennstoff betrieben werden,
                              									der noch beträchtliche Mengen von Verunreinigung, auch Asphalt und Wasser
                              									enthält.
                           Die Snow Steam Pumps Works in Buffalo, bereits durch den
                              									Bau von doppeltwirkenden Großgasmaschinen bekannt, sind in der Reihenherstellung
                              									neuzeitlicher Dieselmaschinen weit fortgeschritten. Die Maschinen besitzen eigenen
                              									Kreuzkopf, um die Schwierigkeiten in der Herstellung des kreuzkopflosen Tauchkolbens
                              									zu umgehen und eine bessere Schmierung des Kreuzkopfzapfens zu erhalten. Es sind
                              									besonders hergestellte Zylinderlaufrohre vorhanden, wie dies in Deutschland
                              									allgemein üblich, aber in Amerika auch bei hochwertigen Maschinen nicht immer zu
                              									finden ist. Die Herstellung des Zylinderlaufrohres mit dem Zylinderkopf zusammen
                              									erscheint aber nicht zweckmäßig.
                           Die Erzeugnisse der Lyons-Atlas Co. in Indianapolis zeigen wenig
                              									Aehnlichkeit mit europäischen Dieselmaschinen. Es werden nur stehende Maschinen von
                              									größeren Abmessungen gebaut. Ausgeführte Maschinen haben 530 mm ⌀ und 760 mm Hub,
                              									dies gibt bei 180 Uml./Min. 150 PS für einen Zylinder. Die Kurbelwelle zu diesen
                              									Maschinen werden von Friedr. Krupp A.-G. geliefert, weil
                              									die amerikanischen Stahlwerke zu ungleichmäßiges Material liefern. Eine eigenartige
                              									Kolbenkühlung ist hierbei vorgesehen, die aber kaum einwandfrei genannt werden darf.
                              									Das Kurbelgehäuse ist vollkommen geschlossen. Die Pleuelstangen und die
                              									Gegengewichte tauchen in ein Gemisch von Oel und Wasser, das so auch an den
                              									Kolbenboden gespritzt wird. Die Firma benutzt Brennstoffpumpen mit Hoch- und
                              									Niederdruckkolben, und nur der Hub der Niederdruckpumpe wird durch den Regler
                              									beeinflußt.
                           Die Fulton Iron Works in St. Louis bauen Dieselmaschinen
                              									nach den Erfahrungen von Franco Tosi, Mailand. Es werden
                              									bei diesen Maschinen stehende dreistufige Luftkompressoren mit eingebauten
                              									Zwischenkühlern verwendet, welche ihren Antrieb unmittelbar von der Kurbelwelle
                              									erhalten. Eine ausgeführte Dreizylinder-Viertaktmaschine besitzt nur eine
                              									Brennstoffpumpe mit einem einzigen Tauchkolben mit unveränderlichem Hub. Die drei
                              									nach den einzelnen Zylindern führenden Leitungen sind durch Druckventile
                              									abgeschlossen, deren Hub von außen eingestellt werden kann, um die Brennstoffmenge
                              									für jeden Zylinder regeln zu können. (Bei deutschen Dieselmaschinen ist es aber
                              									allgemein üblich, für jeden Zylinder eine eigene Brennstoffpumpe vorzusehen.) Beim
                              									Anlassen oder plötzlichen Abstellen der Maschine wird in bekannter Weise das
                              									Hauptventil angehoben. Um die Saug- und Druckventile leichter ausbauen zu können,
                              									sind sie im Pumpenkörper übereinander angeordnet. Eigenartig ist die Regelung der
                              									Brennstoffpumpe, welche durch Aenderung des Hubraumes erreicht wird. Durch
                              									Veränderung der Durchbiegung zweier Stahlmembranen, welche den Pumpenhubraum an
                              									beiden Seiten begrenzen, wird dies erreicht. Die Anlaßventile, die bei dieser
                              									Maschine nur bei zwei Zylindern angeordnet sind, werden nicht mechanisch durch Rolle
                              									und Hebel, sondern durch Druckluft gesteuert. [Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure 1914, S. 1201 bis 1207.]
                           W.
                           ––––––
                           Eine neue Bauweise für Wasserturbinenanlagen. Die
                              									Forderung einer möglichst hohen Drehzahl zwingt bei niederen Gefällen dazu, den
                              									Durchmesser von Wasserturbinen gering zu halten. Weil damit auch die
                              									Schluckfähigkeit der einzelnen Turbine beschränkt ist, so entstehen Sätze von
                              									Turbineneinheiten, die als Zwillings-, Drillings-, Doppelzwillings- und
                              									Dreifach-Zwillingsturbinen bekannt sind. Ihre wagerecht liegenden Achsen stellt man
                              									bisher gewöhnlich in die Richtung des zuströmenden Wassers. Wenn dabei alle
                              									Laufräder genügend viel Wasser bekommen sollen, so muß die Turbinenkammer
                              									hinreichenden Querschnitt haben, d.h. breit und tief sein; auch die Wasserabführung
                              									erfordert ziemlich weit ausladende und tief reichende Bauarbeiten für die
                              									Saugrohre.
                           Die Ingenieurfirma Gebr. Hallinger in München, die
                              									u.a. bekannt geworden ist durch ein umfangreiches Projekt für die Ausnutzung des Vuoksen-Stromes in Finland, ferner durch den Bau der
                              									Aiswerke verwendet jetzt eine grundsätzlich andere Aufstellung, indem sie die
                              									Turbinenachsen quer zur Stromrichtung stellt D. R. P. (Abb. 1). Dabei können die einzelnen Maschinensätze so weit gegeneinander
                              									versetzt werden, daß die beiden angetriebenen Stromerzeuger zweier benachbarter
                              									Sätze sich, in der Stromrichtung gesehen, überdecken, mithin in der Breite der
                              									Anlage nur den Raum für einen brauchen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 624
                              Abb. 1. Anordnung für 3 Einheiten bis zu 20000 PS.
                              
                           Ein Hauptvorteil dieser Anordnung liegt nach Angabe der Erfinder darin, daß mit der
                              									Zahl der einzubauenden Einheiten nur die Breite des Turbinenhauses zunimmt, mithin
                              									die überbaute Grundfläche und damit auch annähernd die Baukosten nur im Verhältnis
                              									der Turbinenzahl wachsen. Nach der bisher üblichen Anordnung nimmt die Grundfläche
                              									der Anlage nahezu im quadratischen Verhältnis der Einheiten zu, da jede Einheit
                              									nicht nur eine Verlängerung in der Achsenrichtung, sondern auch eine Verbreiterung
                              									mit Rücksicht auf die Wasserzuführung bedingte. Die Ersparung an Raum und Fläche
                              									bedingt eine Reduktion der Anlagekosten.
                           Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß bei der neuen Anordnung durch Abschließen
                              									einer einzelnen Turbinenkammer der Wasserzufluß zu einzelnen Laufrädern von
                              									Mehrfach-Zwillingsturbinen leichter abgesperrt werden kann, als bisher. Bei
                              									geringerem Leistungsbedarf oder Wassermangel sperrt man den Zufluß zu einem
                              									Laufradpaar nach dem andern ab und erreicht damit für die übrigen ein Arbeiten mit
                              									hoher Beaufschlagung, d.h. günstigen Wirkungsgrad. Durch das Mitschleppen der
                              									leerlaufenden Räder dürfte allerdings der Gesamtwirkungsgrad etwas heruntergesetzt
                              									werden, jedenfalls aber nicht soweit, wie wenn der ganze Turbinensatz mit geringer
                              									Beaufschlagung laufen müßte. Die gleiche Wirkung kann man allerdings bei der
                              									üblichen Anordnung auch erzielen, wenn man die Leiträder einer oder mehrerer der
                              									Einzelturbinen mit einer von der gemeinsamen Regelwelle abschaltbaren
                              									Handregulierung versieht, so daß die Leitschaufeln vollständig geschlossen werden
                              									können. Wird durch
                              									Zuführung von Luft in das zugehörige Saugrohr die Saugwirkung des Wassers
                              									aufgehoben, so geht nur wenig Wasser durch die Undichtheit der Leitschaufeln
                              									verloren. Bei geeigneter Unterteilung des Saugrohrs kann sogar jedes einzelne
                              									Laufrad für sich außer Wirkung gesetzt werden. Eine solche Anlage ist z.B. in Z. d.
                              									V. d. I. 1914, Heft 26 beschrieben.
                           Die Zugänglichkeit einer Turbineneinheit in der trockengelegten Kammer während des
                              									Betriebes der übrigen Teile bleibt indessen ein nicht zu unterschätzender Vorzug der
                              										Hallingerschen Bauart; ebenso ist die Zugänglichkeit
                              									sämtlicher Lager sehr bequem. Die einfache Regelbarkeit in weiten Grenzen unter
                              									Aufrechterhaltung eines günstigen Wirkungsgrades erleichtert die Verwendung weniger
                              									Maschineneinheiten mit großer Leistung, was namentlich für die anzutreibenden
                              									elektrischen Maschinen günstig ist.
                           Unter den weiteren Vorzügen der neuen Bauart sind noch besonders zu nennen die sehr
                              									günstigen Ueberlaufverhältnisse bei Hochwasser, Eisanschwemmungen und sonstigen
                              									Verunreinigungen. Aus Abb. 2 ist zu erkennen, daß
                              									bei geringem Ueberstau ein freies Abfließen des Wassers möglich ist. Innerhalb der
                              									einzelnen Turbinenkammern kann jeder überflüssige Raum vermieden werden, dadurch
                              									wird das Bauwerk entlastet und überdies die Eisbildung erschwert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 625
                              Abb. 2. Normalprofil für große Gefälle.
                              
                           In der Ueberlegung, daß die Kosten einer Anlage nach der neuen Bauart annähernd
                              									einfach proportional sind zur Anzahl der Einzelturbinen und zu deren Größe und
                              									Drehzahl, daß ferner für diese Größe und Drehzahl bei jedem Gefälle durch die
                              									gebräuchlichen Bauarten der elektrischen Maschinen und Turbinen gewisse Werte als
                              									günstig bekannt sind, kann man die Kosten eines betriebsfertigen Krafthauses in
                              									unmittelbarer Abhängigkeit von dem Gefälle und der Leistung überschläglich
                              									bestimmen. Die genannte Firma versendet mit ihrem Prospekt eine Kurvendarstellung
                              										(Abb. 3), die diese Kosten „für normale
                                 										Verhältnisse“ wiedergeben soll. Diese Darstellung ist natürlich mit Vorsicht
                              									aufzufassen, da bekanntlich die Kosten des Ausbaues von Wasserkräften von den
                              									örtlichen Verhältnissen abhängig sind, so daß man den Begriff „normale
                                 										Verhältnisse“ kaum allgemein gültig festlegen kann. Immerhin ist der Versuch
                              									einer solchen generellen Kurvendarstellung der Ausbaukosten sehr zu begrüßen, da die
                              									Feststellung von Ueberschlagswerten für bestimmte Gefällegrenzen und vielleicht für
                              									bestimmte Ausführungsgruppen (Felsboden, Geschiebeboden usw.) sehr wohl möglich
                              									erscheint und eine systematische Darstellung der Art bisher gänzlich fehlt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 625
                              Abb. 3. Graphische Darstellung der Kosten pro PS für ein Krafthaus mit
                                 										Wasserturbinen bei verschiedenem Gefälle nach Bauart Hallinger (D. R. P.)
                              Kosten für die PS in Mark; Kurve I
                                 										Bauanlage mit Leerlauf und Hochbau Kurve II betriebsfertiges Krafthaus; I Kosten
                                 										pro PS für ein Krafthaus aus Stampfbeton mit Leerlauf und Hochbau; II Kosten pro
                                 										PS für ein Krafthaus nach I sowie für fertige Installation der hydraulischen und
                                 										elektrischen Einrichtung, Turbinen mit Zubehör, Dynamos, Schaltanlagen u.
                                 										Beleuchtung, jedoch ohne eigenes Schalthaus u. ohne Transformatoren
                              
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––
                           Neues Gastauchgerät. Auf dem Wiener Rettungskongreß 1913
                              									wurde bei Gelegenheit der Diskussion über Grubenrettungswesen die Forderung
                              									aufgestellt, jeden Arbeiter, der an einem gefährdeten Punkte arbeitet, mit einem
                              									einfachen Selbstrettungsapparat auszurüsten. Auf eine dahingehende Anregung von
                              									Prof. Bergrat Tübben-Wannsee ist das Drägerwerk in Lübeck zur Herstellung eines derartigen
                              									Gerätes geschritten, welches also bestimmt sein soll, den Bergmann nach einer
                              									Explosion für einige Zeit mit Frischluft zu versehen, damit er auf dem Fluchtwege
                              									nicht den Nachschwaden der Explosion zum Opfer falle.
                           Diesem Zweck entspricht die Konstruktion des „Selbstretters“ in weitgehendem
                              									Maße. Eine kleine Stahlbombe enthält Sauerstoff auf 150 at komprimiert, dessen Menge
                              									für den Atmungsbedarf einer halben Stunde unter Arbeitsleistung ausreicht. Der
                              									zweite wesentliche Bestandteil des Apparates ist der Luftsack, welcher durch Oeffnen
                              									des Ventils an der Bombe mit Sauerstoff gefüllt wird und nach Anlegung des Gerätes
                              									durch den Atmungsschlauch in Verbindung mit der Lunge des Trägers tritt. Zwischen
                              									Lunge und Atmungssack ist eine Kalipatrone eingeschaltet, welche den dritten
                              									Hauptbestandteil ausmacht.
                           Nach Anlegung des Gerätes tritt die Ausatmungsluft in die Patrone, wird hier von
                              									Kohlensäure und Wasserdampf befreit und gelangt, nunmehr im wesentlichen aus
                              									Stickstoff bestehend, in den Atmungssack. Hier erfolgt eine Auffrischung mit
                              									Sauerstoff, und bei der folgenden Einatmung wird die Luft in die Lunge
                              									zurückgesaugt. Da die Nasenatmung durch eine Klemme verhindert wird, pendelt die vor
                              									Inbetriebsetzung des Apparates in der Lunge befindliche Luft fortwährend zwischen
                              									Lunge und Atmungssack hin und her und erfährt bei jedem Atemzuge eine Auffrischung
                              									mit Sauerstoff. Ist die erste Sauerstoffüllung des Luftsackes verbraucht, was der
                              									Träger an dem Schlaffwerden des Sackes bemerkt, so genügt ein kurzes Oeffnen des
                              									Ventils zu einer neuen Füllung.
                           Die Einfachheit der Konstruktion des Selbstretters im Gegensatz zu älteren und
                              									größeren Gastauchgeräten kommt besonders in dem Ersatz des
                              									Druckverminderungsventiles durch ein einfaches zum Ausdruck.
                           Der Apparat ist an einem Lederriemen um den Hals tragbar und wiegt 3 kg, ist also
                              									leicht zu transportieren. Diese Errungenschaft ermöglicht es dem Rettungsmann, beim
                              									Vordringen in eine von der Explosion betroffene Grubenabteilung mehrere Apparate
                              									mitzuführen und sie abgeschlossenen Bergleuten zu überbringen. Auch für die
                              									Rettungsmannschaft selbst ist der Apparat mit Vorteil an Stelle der größeren, für
                              									zweistündigen Gebrauch berechneten Atmungsgeräte von 16 kg Gewicht verwendbar; führt
                              									ein Rettungsmann vier Selbstretter mit, so ist er ebenfalls auf zwei Stunden mit
                              									Sauerstoff versehen, braucht im Anfang nur 4 × 3 = 12 kg zu tragen und kann jede
                              									halbe Stunde einen verbrauchten Apparat ablegen, wodurch seine Arbeitsfähigkeit
                              									überdies erhöht wird.
                           Der Selbstretter wird über Tage in einem Umschlag von fester Segeltuchleinewand
                              									aufbewahrt, unter Tage durch eine Blechkapsel vor Feuchtigkeit und Staub geschützt,
                              									deren beide Teile durch einen Blechstreifen verlötet sind. Bei Ingebrauchnahme wird
                              									mit einem Handgriff der Blechstreifen abgerissen, mit einem zweiten die
                              									Leinewandumhüllung geöffnet, dann das Mundstück angesetzt und das Ventil geöffnet.
                              									Auch ein ungeschickter Arbeiter kann nach einem Zeitraum von einigen Atemzügen den
                              									rettenden Sauerstoffstrom einatmen.
                           Praktische Erfahrungen mit dem Apparat im Bergwerksbetriebe liegen noch nicht vor.
                              									Bei Kontrollversuchen ergab sich nach Angabe des Drägerwerks eine
                              									Höchstmarschleistung von 4,3 km in 45 Minuten. Auch im Feuerlöschdienst hat der
                              									Apparat bereits Eingang gefunden.
                           M. Schwahn.
                           ––––––
                           Härten der Werkzeuge für Steinbearbeitung. In der
                              									Zeitschrift „Prakt. Metallbearbeitung“ vom 28. Mai 1914 verweist K. Micksch auf einige Fehler, die häufig bei der Härtung von
                              									Werkzeugen gemacht werden. Insbesondere bei Werkzeugen für Steinbearbeitung machen
                              									sich derartige Fehler dadurch bemerkbar, daß das Werkzeug entweder nicht
                              										„steht“ oder ausspringt.
                           Am Ausspringen sind oft feine Haarrisse schuld, die ihre Entstehung einer
                              									weitverbreiteten Unsitte verdanken, indem nämlich beirrt Abtrennen des zum Werkzeug
                              									bestimmten Stahlstückes von der Stange letztere mit einem Schrotmeißel nur ein- oder
                              									mehrmal eingekerbt und dann in kaltem Zustande durch einen kräftigen Hammerschlag
                              									durchgebrochen wird. Hier bilden sich unbemerkt die Anfänge der späteren Risse.
                              									Die Stahlstücke sollen unbedingt entweder abgesägt oder in warmem Zustande
                              									abgeschrotet werden.
                           Ferner werden Stahlwerkzeuge häufig der Bequemlichkeit halber in gewöhnlichen
                              									Schmiedefeuern mit Koksfeuerung erhitzt. Es ist dies bedenklich, weil Schmiedekoks
                              									nicht selten einen höheren Schwefelgehalt aufweist. Die sich mit dem Stahl bildenden
                              									Schwefelverbindungen erzeugen auf diesem die sogen, (nicht mit härtbaren)
                              									Weichflecke. Außerdem wird bei dem üblichen Koksfeuer der Stahl leicht ungleichmäßig
                              									erwärmt und auch überhitzt. Der gegebene Brennstoff für diese Zwecke ist die
                              									Holzkohle.
                           Meist verwendet wird der übliche Werkzeug-Gußstahl, der durch plötzliches Ablöschen
                              									in Wasser zunächst glashart gemacht wird, und dem dann von dieser Härte durch
                              									Anlassen auf violett oder hellgelb mehr oder weniger genommen wird, je nachdem ein
                              									weicheres oder ein härteres Gestein zu verarbeiten ist. Es gibt auch Mittel, dem
                              									Stahl gleich die richtige Härte zu geben, indem dieser in erwärmtes Oel,
                              									geschmolzenes Blei oder in eine Zinn-Bleilegierung getaucht wird.
                           Weiterhin werden auch noch hochwertige Stähle verwendet, die die richtige Härte durch
                              									Ablöschen aus der Weißglühhitze mittels eines Kalt-Luftstrahles erhalten.
                           Schlecht härtendem Stahl wird eine beträchtliche Oberflächenhärte durch Bestreuen mit
                              									Blutlaugensalz, das in der Hitze zerfließt, und nachfolgendem Ablöschen in 20 bis
                              									24° Wasser gegeben.
                           Rich. Müller.
                           ––––––
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 626
                              Abb. 1.
                              
                           Ausbalancieren durch Auspendeln. (Vgl. D. p. J. Heft 3 und
                              									25 d. J.) Gegenüber der dynamischen Ausbalancierung haben die Pendelapparate den
                              									Vorzug der größeren Genauigkeit bei einfachster Bedienung, da sich der Schwerpunkt
                              									senkrecht unter den Aufhängepunkt einstellt, so daß die Verlagerung ohne jede
                              									Schwierigkeit stattfindet. Zur Ergänzung des Pendelverfahrens dienen zunächst die
                              									Wiegeapparate, wo ein Ständer mittels gehärteter Schneiden in gehärteten Pfannen
                              									eine Platte trägt, auf der wiederum mit Hilfe von Schneiden, die aber senkrecht zu
                              									den erstgenannten stehen, ein Tisch gelagert ist. Dieser kann sich demnach in jeder
                              									Richtung bewegen und wird sich zu der betreffenden Seite neigen, wenn ein
                              									unausgeglichener Gegenstand auf ihn zentrisch aufgelegt wird. Die Rollenapparate
                              									bestehen aus zwei Rollensystemen, die auf Tellern mit Dreikantlinealen aufgesetzt
                              									sind. Die Rollenpaare laufen auf Kugellagern und können sich auch bei konischen und
                              									abgesetzten Wellen in die entsprechende richtige Lage einstellen. Die Verwendung der
                              									Vorrichtung bei einseitig gelagerten Drehkörpern läßt Abb.
                                 										1 erkennen. Eine große Empfindlichkeit besitzen die Einscheibenapparate,
                              									welche Abb. 2 zeigt. Hier wird das Werkstück dicht
                              									am Scheitelpunkt der Scheiben aufgesetzt. Selbst der kleinste Gewichtsunterschied
                              									macht sich durch Abrollen bemerkbar. Das oben sichtbare, kleine Rad dient dem
                              									Balancierdorn als Anlage, während der Stift dessen Herabfallen auf der anderen Seite
                              									verhindert. Die Scheibe hat Kugellagerung. Durch diese unterscheiden sich die eben
                              									beschriebenen Vorrichtungen grundsätzlich von denen mit pendelnder Aufhängung. Die
                              									Pendelrahmenapparate bestehen aus einem Rahmen, der das senkrecht stehende Werkstück
                              									aufnimmt und auf einer Kugelfläche aufgehängt ist. Sofern eine Schlagseite vorhanden
                              									ist, schwingt der Rahmen aus der senkrechten Lage.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 627
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 627
                              Abb. 3.
                              
                           Nach Umdrehen des Werkstückes wird sich ein etwas abweichender
                              									Pendelausschlag zeigen, durch welchen man den Sitz der Schlagseite in achsialer
                              									Richtung feststellen kann. Deren Gewicht endlich läßt sich durch den
                              									Einscheibenapparat bestimmen. Sofern, wie meist bei langgestreckten Körpern, mehrere
                              									Schlagseiten vorhanden sind, benutzt man den Pendelapparat mit zwei Ständern, von
                              									denen jeder ein auf Kugelfläche oder Spitze aufgehängtes Pendel trägt, das sich um
                              									seine Längsachse ungehindert drehen kann (Abb. 3).
                              									Auch zur Ergänzung dieser Vorrichtung dient der Scheibenapparat, mit dessen Hilfe
                              									man die Größe des Ausgleichgewichtes feststellt. Befindet sich die Schlagseite
                              									an einem Ende des Werkstückes, so schlägt dort das Pendel aus, und man kann die
                              									Stelle in achsialer Richtung feststellen, indem man das Ausgleichgewicht verschiebt,
                              									bis beide Pendel senkrechte Stellung haben. Befinden sich mehrere Schlagseiten auf
                              									Radien, die im Winkel zueinander stehen, so wird sich durch langsames Drehen des
                              									Werkstückes eine Schlagseite nach der anderen zu erkennen geben, indem stets
                              									Ausschläge erfolgen, wenn der Radius einer solchen wagerecht liegt. Indessen nicht
                              									nur in den genannten Fällen kann der Apparat mit Vorteil zur Verwendung gelangen,
                              									sondern auch bei allen anderen denkbaren Lagen der Schlagseiten. [A. Lebert in Werkstattechnik, Heft 14, 1914.]
                           Schmolke.
                           ––––––
                           Die Stahlprüfung der Svenska Kugellagerfabriken. Bei einem
                              									Kugellager werden nicht nur die Kugeln, sondern auch die Laufringe ständig den Ort
                              									wechselnden Beanspruchungen unterworfen. Als Folge davon treten unter Umständen die
                              									sogenannten Ermüdungserscheinungen auf, die sich durch eine Lockerung des Gefüges
                              									kennzeichnen; es machen sich im Laufe der Zeit feine Risse bemerkbar, die sich zu
                              									Abschilferungen erweitern. Die Belastung an sich kann dabei weit unter der
                              									Elastizitätsgrenze liegen. Diese Erscheinungen zeigen sich in hohem Maße bei
                              									raschlaufenden Wellen, die einseitige Belastung – beispielsweise durch den Riemenzug
                              									oder durch eine ungleich auf der Welle verteilte Masse – erfahren. Die oben genannte
                              									Firma verwendet für die Prüfung auf Ermüdung Probestäbe in Form kleiner Wellen, die
                              									in besonders konstruierten Maschinen mit 1400 Umdrehungen in der Minute bei
                              									stufenweise gesteigerter Belastung laufen, bis Bruch eintritt. Abb. 1 zeigt die charakteristische Ermüdungskurve in
                              									Abhängigkeit von den Biegungsbeanspruchungen und den gesamten Umläufen. Es geht aus
                              									ihr hervor, daß der Einfluß der Ermüdung bei geeigneter Bemessung, bzw. Wahl der
                              									Beanspruchung vernachlässigbar ist.
                           Außer den normalen funktionellen Belastungen sind Kugellager häufig auch groben
                              									Stößen ausgesetzt; beispielsweise spielt der Hammer in der Montage beim Einbau von
                              									Lagern oft eine allzu gewichtige Rolle. Um derartiger Behandlung widerstehen zu
                              									können, muß das Material hinreichend fest sein. Als Kriterium dient hauptsächlich
                              									die Biegeprobe, die auf besonderen Einrichtungen vorgenommen wird, wobei
                              									Elastizitätsgrenze und Bruchfestigkeit ermittelt wird. Die Zugprobe hatte sich für
                              									derartige gehärtete Stücke nicht als zuverlässig erwiesen, weil es schwer hielt,
                              									gleichzeitige Biegebeanspruchungen zu vermeiden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 628
                              Abb. 1. Ermüdungskurve für Stahl.
                              
                           Es wird die in Abb. 2 dargestellte Einrichtung
                              									benutzt, wobei d den Probestab darstellt. Die Belastung
                              										P wird stufenweise gesteigert und mittels eines
                              									sehr empfindlichen Spiegelapparates, der mit drei Schneiden am Probestab anliegt,
                              									die Durchbiegung, auch die bei Entspannung zurückbleibende gemessen, bis Bruch
                              									eintritt. Aus dem Biegungsmoment Mb = P ∙ a folgt die
                              									Biegungsbeanspruchung k_{\mbox{max}}=\frac{32\,P\,a}{\pi\,d^3},
                              									die Durchbiegung f=\frac{1}{r}\,\frac{\varphi^2}{8}, daher der
                              									Elastizitätsmodul
                              									E=\frac{k_{\mbox{max}}\,.\,\varphi^2}{4\,f\,d}.
                           Ferner werden noch Schlagproben mittels Fallhammers vorgenommen. Verwendet werden
                              									Probestäbe von 11 mm Zylinderdurchmesser die auf einer Seite flachgeschliffen und
                              									mit einem 1 mm tiefen halbrunden Kerbe versehen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 628
                              Abb. 2.
                              
                           Der Widerstand gegen Verschleiß wird durch die Härte des Materials ausgedrückt. Sie
                              									wird bestimmt nach der Kugeldruckmethode von Brinell, nur
                              									hat es sich für harten Stahl als besser erwiesen, den Durchmesser der Druckkugel zu
                              									5 mm statt wie üblich 10 mm zu wählen und den Meßdruck dabei auf 1000 kg
                              									herabzusetzen. Indessen sind auch dann noch die Ergebnisse nicht genau genug, und es
                              									wird deshalb gegebenenfalls das Ritzverfahren nach Martens vorgezogen, bei dem unter genau bestimmtem Druck ein Diamant über
                              									die polierte Stahlfläche geführt wird. Die Rißbreite, unter dem Mikroskop
                              									gemessen, gibt den Maßstab für die Härte.
                           Neben diesen mehr mittelbaren Verfahren wird die Verschleißziffer unmittelbar auf
                              									einer eigens gebauten Maschine festgestellt, da über den wirklichen Zusammenhang
                              									zwischen Verschleißwiderstand und Härte nichts genaues bekannt ist. Zwei Stäbe, von
                              									denen der eine aus genau bekanntem Normalmaterial besteht, werden über eine mit
                              									Schmirgelleinen beklebte und mit 300 Umdrehungen laufende Scheibe unter bestimmtem
                              									Druck hin und hergeführt und die Abnutzung durch Wägen bestimmt. Die Differenz
                              									zwischen beiden Stäben, in Prozenten ausgedrückt, gibt die gesuchte Ziffer.
                           Gelegentlich wird auch ein fertiges Lager dadurch untersucht, daß einfach als
                              									Schmierung Oel mit Schmirgelpulver vermischt, benutzt und bestimmte Zeit im Betriebe
                              									gehalten wird. Die Abnutzung wird wieder durch Wägen festgestellt.
                           Die Härte der Kugeln prüft man in folgender Weise: Drei Kugeln werden unter einer
                              									Presse dreimal mit bestimmtem Druck belastet und wieder entlastet, und die bleibende
                              									Formänderung mittels des Spiegelapparates gemessen.
                           Wie ersichtlich, sind die ganzen Messungen mehr vergleichender Natur. Da
                              									erfahrungsgemäß schon ganz geringe Unterschiede im Bearbeitungsgang sehr eshebliche
                              									Abweichungen zur Folge haben können, ist es unbedingte Voraussetzung, daß die
                              									Materialien in peinlichst genau demselben Zustande geprüft werden wie sie später
                              									verwendet werden sollen. [Forsberg, Zeitschr. für prakt.
                              									Maschinenbau 20. Juli 1914.]
                           Rich. Müller.
                           ––––––
                           Ueber sicherheitliche Vorschriften für Kraftwagenhallen
                              									hielt Dipl.-Ing. Zaps auf dem XIV. Verbandstag Deutscher
                              									Berufsfeuerwehren einen erläuternden Vortrag, in dem er auch die Vorschriften
                              									erwähnte, die in Hamburg im September 1913 in anbetracht der Feuergefährlichkeit und
                              									Explosionsfähigkeit der flüssigen Brennstoffe, insbesondere Benzin, erlassen sind.
                              									Die Vorschriften gelten für Räume, in denen Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmaschinen
                              									untergebracht werden sollen, wenn das Gesamtfassungsvermögen der Betriebsbehälter
                              									der in einem Raum untergebrachten Kraftfahrzeuge mehr als 10 kg beträgt. Die
                              									Vorschriften sind etwa folgende:
                           a) Die Räume dürfen nur in Gebäuden mit massiven Umfassungswänden oder mit solchen
                              									von ausgemauertem Fachwerk eingerichtet werden. Werden die Räume in Gebäuden
                              									eingerichtet, die auch anderen Zwecken dienen, so sind sie gegen die übrigen Teile
                              									des Gebäudes feuersicher abzutrennen.
                           b) Die Decken sind massiv oder mit Rohr- oder Rabitzputz herzustellen.
                           c) Der Fußboden ist aus dichten, unverbrennlichen, festen Baustoffen mit Gefälle
                              									derart herzustellen, daß die Ablaufflüssigkeiten nach einer Stelle zusammenfließen.
                              									An dieser Stelle ist ein herausnehmbarer Fangbehälter zur Aufnahme von ausfließendem
                              									Benzin oder anderen brennbaren Flüssigkeiten anzubringen, oder es ist ein Abfluß nach dem Siel
                              									herzustellen. Die Abflüsse nach dem Siel sind mit sicher wirkenden Benzinabscheidern
                              									zu versehen. Ueber die Abflüsse und den Einbau von Benzinabscheidern sind vor
                              									Ausführung Zeichnungen oder Skizzen zur Genehmigung einzureichen.
                           d) Künstliche Beleuchtung darf nur durch elektrische Glühlampen erfolgen.
                           e) Elektrische Schwachstromanlagen sind explosionssicher herzustellen.
                           f) Heizöffnungen und unbekleidete Mantelteile von Feuerstätten sowie
                              									Schornsteinreinigungsöffnungen dürfen nicht innerhalb der Räume liegen. Feuerstätten
                              									dürfen nur errichtet werden, wenn ihre Heizöffnungen außerhalb des Raumes liegen,
                              									und wenn sie innerhalb des Raumes keine der Erhitzung ausgesetzten Metallteile
                              									haben. Heizkörper und Heizrohre von Zentralheizungen müssen durch Drahtgitter und
                              									dergleichen in angemessenem Abstande derart überdeckt werden, daß Gegenstände nicht
                              									auf die Teile der Heizanlage gelegt werden können.
                           g) Die Türen in den Außenwänden der Räume müssen nach außen schlagen.
                           h) Benzin und andere brennbare Flüssigkeiten sowie Kalziumkarbid dürfen nicht in die
                              									Siele abgeführt werden.
                           i) Die Räume sind mit ausreichenden Lüftungseinrichtungen zu versehen.
                           k) Oelige Putzlappen, Twist oder dergleichen sind in dicht schließenden
                              									Eisenblechkästen aufzubewahren.
                           1) Am Eingang des Raumes ist ein Rauchverbot nach polizeilichem Muster in dauerhafter
                              									Weise augenfällig anzubringen.
                           [Die „Feuerpolizei“ vom 20. Juni 1914, S. 188 ff.]
                           G.
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                           Ersatz für Kautschuk. Zur Herstellung von Schläuchen wird
                              									neuerdings nach einem patentierten Verfahren eine gehärtete Leimmasse benutzt, die
                              									aus Leim, Glyzerin und pulverförmigen Stoffen wie Talkum, Farbstoffen usw. besteht.
                              									Aus der 45° warmen Masse werden die Schläuche wie Tonrohre gepreßt, der Strang in
                              									Alkohol bei 15°C gekühlt und erstarrt in Formalinlösung gehärtet. Die Schläuche
                              									sollen sich für alle Zwecke der Gummischläuche gut eignen, auch für Petroleum und
                              									Benzin vollkommen wasser- und gasdicht sein und auch nach mehrjährigem Gebrauch
                              									nicht hart und brüchig werden. Nebenbei stellen sie sich erheblich billiger als
                              									Kautschukschläuche. Uebersponnen sind sie für Druckleitungen zu verwenden.
                           Pr.
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                           Die Verwertung des Torfes. Einige Angaben über das
                              									Ueberlandwerk in Aurich dürften allgemeines Interesse finden. Das Werk verarbeitet
                              									den Torf des Wiesmoores, und zwar jährlich etwa 30000 t, mit Hilfe von Turbodynamos
                              									in elektrischen Strom. Die hierzu nötigen Dampfkessel gestatten eine Ausnutzung der
                              									im Torf gebundenen Wärmeeinheiten bis zu 65 v. H. Dies geschieht in
                              									Wasserrohrkesseln von je 300 m2 Heizfläche und 100
                              										m2 Ueberhitzerfläche. Die Dynamos haben eine
                              									Umdrehungszahl von 3000 in der Minute und liefern zusammen 4050 KW bei einer
                              									Spannung von 5000 Volt. Der Ström wird mit einer Spannung von 20000 Volt
                              									fortgeleitet und an den Verbrauchsstellen mit 210 Volt abgegeben. Mit Rücksicht auf
                              									eine Erhöhung der Leitungsspannung ist das Netz der Zentrale von vornherein für
                              									Spannungen von 35000 Volt angelegt worden. Dieses zeigt an einer Stelle bei einer
                              									Spannweite von 265 m eine Höhe von 73,10 m, was nur durch Verwendung eines
                              									besonderen siebendrähtigen Siliziumbronzekabels möglich war, dessen Bruchfestigkeit
                              									rd. 8000 kg/cm2 beträgt. Die Kosten der Energie
                              									werden wie folgt berechnet: 1 KW/Std. erfordert 2,4 bis 3,0 kg lufttrockenen Torf =
                              									1,73 bis 2,16 kg wasserfreien Torf zu 0,6 Pf. Gewinnungskosten für 1 kg, so daß 1
                              									KW/Std. rd. 1 bis 1,3 Pf. an Brennstoffen kostet. Die Zahlen beweisen die
                              									außerordentlich große wirtschaftliche Bedeutung unserer ausgedehnten Torfmoore.
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                           Einfluß des Schienenmaterials auf die Beschaffenheit der Luft
                                 										in den Tunneln von Untergrundbahnen. Vergleichende Untersuchungen des
                              									Gesundheitsrates in den Tunneln der beiden Pariser Untergrundbahnen haben
                              									festgestellt, daß die Luft in den Tunneln der Stadtbahn (Metropolitain) erheblich
                              									schlechter ist als in den der Nord-Süd-Untergrundbahn. Schuld daran sollen
                              									hauptsächlich die Schienen sein, die bei ersterer aus weicherem Stahl bestehen und
                              									sich beim Bremsen stärker abnutzen. Hinzu kommt noch, daß die Bremsschuhe bei der
                              									einen Bahn einen Teer-Asbestbelag haben, der die abgeschliffenen Teilchen festhält,
                              									während bei der andern Bahn dieser Belag fehlt. Auch die Bauart der Wagenfußböden
                              									gestattet bei der Stadtbahn eine nicht so gute Reinigung als bei der Nord-Südbahn,
                              									wo diese aus einem fugenlosen Estrich gebildet sind.
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                           Ein neuer Prellbock, Ein eigenartiger Prellbock wird
                              									zurzeit auf dem Stettiner Bahnhof in Berlin ausprobiert. Der Bock steht etwa 10 m
                              									vor dem festen Gleisende, ist beweglich und gewissermaßen der Kopf eines schweren
                              									Schlittens, der unter den Schienen liegt und von der lebendigen Kraft des
                              									auffahrenden Zuges vorwärts geschoben werden muß, wobei ein System von Bremsbacken
                              									an den Schienen in Wirkung tritt. Schienen und Schlitten stehen dabei unter der
                              									Belastung der Lokomotive. Nach den bisherigen Versuchen soll sich der Prellbock gut
                              									bewährt haben.
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                           Reklamationen und Fristsetzungen gegenüber dem Reiseingenieur
                                 										und Ingenieuragenten. In industriellen Kreisen ist vielfach die Meinung
                              									verbreitet, als müßten alle für ein Vertragsverhältnis wichtigen Erklärungen nach
                              									erfolgtem Vertragsschluß direkt an die Lieferungsfirma gerichtet werden, und seien
                              									Reklamationen, Fristsetzungen usw., die gegenüber dem Reiseingenieur oder gegenüber
                              									dem Ingenieuragenten erfolgen, nicht rechtmäßig, und daß infolgedessen das
                              									Reklamationsrecht überhaupt verwirkt sei, da Mängelrügen unverzüglich erklärt werden
                              									müssen.
                           Das Handelsgesetzbuch steht im wesentlichen auf gegenteiligem Standpunkt. Der § 55
                              									HGB bestimmt nämlich, daß der Reisende für ermächtigt gilt, den Kaufpreis aus den
                              									von ihm abgeschlossenen Verkäufen einzuziehen, Zahlungsfristen zu bewilligen, die
                              									Anzeige von Mängelrügen, die Erklärung, daß eine Ware zur Verfügung gestellt werde,
                              									wie andere Erklärungen ähnlicher Art entgegenzunehmen. Zu den Erklärungen ähnlicher
                              									Art gehört auch die Fristsetzurg zur Hebung eines Mangels nach § 326 des
                              									Bürgerlichen Gesetzbuches.
                           Ein Reiseingenieur gilt als Handlungsreisender im Sinne des § 55. Es widerstrebt
                              									einem zwar sprachlich, einen technisch gebildeten Mann, einen Ingenieur als
                              									Handlungsreisenden zu bezeichnen, entscheidend ist aber ausschließlich die
                              									Tätigkeit, und wenngleich die technische Tätigkeit des Reiseingenieurs auch oft im
                              									Vordergrund stehen wird, so dient diese technische Tätigkeit doch nur den
                              									Vorbereitungen zu Abschlüssen für seine Firma, und als bloße Vorbereitungstätigkeit
                              									kommt die technische Tätigkeit nicht in Frage, in Hinsicht des Verhältnisses zu
                              									seiner Firma besteht seine wesentliche Tätigkeit in dem Abschluß von
                              									Lieferungsverträgen, und er erfüllt damit den Begriff des Reisenden. Es ist demnach
                              									auch der Reiseingenieur zur Entgegennahme von Mängelrügen, von Fristsetzungen und
                              									dergleichen befugt.
                           Der § 55 des Handelsgesetzbuches bezieht sich zwar in erster Linie nur auf den
                              									sogenannten Fernreisenden; oder in der Sprache des Gesetzes, auf den
                              									Handlungsreisenden, der zur Vornahme von Geschäften am Ort verwendet wird, an dem
                              									sich eine Niederlassung des Geschäfts- inhabers nicht befindet.
                           Man könnte daraus den Schluß ziehen, daß der sogen. Platzreisende zur Entgegennahme
                              									von Mängelrügen usw. nicht befugt sei, und diese Ansicht wird allerdings hier und da
                              									vertreten. Auf den Platzreisenden findet aber der § 54 des Handelsgesetzbuches
                              									Anwendung, in dem es heißt: Ist Jemand ohne Erteilung der Prokura zur Vornahme einer
                              									bestimmten, zu einem Handelsgewerbe gehörigen Art von Geschäften oder zur Vornahme
                              									einzelner zu einem Handelsgewerbe gehöriger Geschäfte berechtigt, so erstreckt sich
                              									die Vollmacht auf alle Geschäfte und Rechtshandlungen, die der Betrieb eines
                              									derartigen Handelsgewerbes oder die Vornahme derartiger Geschäfte gewöhnlich mit
                              									sich bringt. Beschränkungen der Vollmacht braucht ein Dritter nur dann gegen sich
                              									gelten zu lassen, wenn er sie kannte oder kennen mußte.
                           Je höher die Stellung eines Reisenden ist, desto mehr muß man annehmen, daß seine
                              									Vollmacht unbeschränkt ist. Bei einem gewöhnlichen Kommis mag es zweifelhaft sein,
                              									ob ihm die wichtige Aufgabe der Entgegennahme von Mängelrügen, Fristsetzungen
                              									usw. übertragen ist. Bei einem Reisenden vielmehr dürfte es als zweifellos anzusehen
                              									sein. Diese Auffassung wird auch allgemein von der Theorie vertreten (vgl. Staub, Kommentar zum Handelsgesetzbuch, § 55. Anm. 4).
                              									Darum steht nach der richtigeren Ansicht der Platzreiseingenieur anderen Reisenden
                              									gleich.
                           Die gleichen Rechtssätze gelten auch für den Ingenieuragenten. Wird der
                              									Ingenieuragent zum Reisen benutzt, so gilt er nach § 87 des Handelsgesetzbuches auch
                              									als Handlungsreisender, so daß ohne weiteres die Vorschriften der §§ 54, 55 HGB
                              									Anwendung finden.
                           Für den Platz-Ingenieuragenten schränkt der § 86 des Handelsgesetzbuches zwar die
                              									Vollmacht zur Annahme von Zahlungen und Bewilligungen von Zahlungsfristen ein,
                              									bestimmt aber ausdrücklich, daß die Anzeige von Mängeln einer Ware, die Erklärung,
                              									daß eine Ware zur Verfügung gestellt werde sowie andere Erklärungen solcher Art dem
                              									Handlungsagenten gegenüber abgegeben werden können.
                           Unterläßt der Reiseingenieur oder Ingenieuragent die rechtzeitige Uebermittlung der
                              									ihm gegenüber abgegebenen Willenserklärung, so hat seine Firma allein den Schaden zu
                              									tragen. Wird z.B. gegenüber dem Reiseingenieur eine Frist von drei Tagen zur Hebung
                              									eines Mangels gestellt, und übersendet der Ingenieur die Fristsetzung erst am
                              									folgenden Tage, so daß die Nachbesserung nicht mehr rechtzeitig erfolgen kann, so
                              									kann die Lieferantenfirma keine Verlängerung der Nachbesserungsfrist verlangen.
                           Andererseits muß der Besteller aber auch damit rechnen, daß die Erklärung, die dem
                              									Ingenieur gegenüber abgegeben ist, noch nicht unmittelbar seiner Firma gegenüber
                              									abgegeben ist. Er muß vielmehr damit rechnen, daß diese Erklärung erst nach einem
                              									oder zwei Tagen in die Hände seiner Firma kommt. Stellt ein Besteller etwa die Frist
                              									von drei Tagen zur Hebung eines Mangels, und würde die Hebung des Mangels selbst
                              									zwei Tage dauern, so würde die Firma, da sie erst einen Tag später Kenntnis von der
                              									Fristsetzung erlangt, zur Hebung des Mangels innerhalb der gestellten Frist garnicht
                              									mehr in der Lage sein, und sie kann dann mit Recht geltend machen, daß die Frist zu
                              									kurz gesetzt ist, so daß der Besteller keine Rechte aus der Ueberschreitung dieser
                              									Frist herleiten kann.
                           Dr. jur. Eckstein.
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                           Das Kuratorium der National-Flugspende teilt mit, daß das
                              									fünfte Preisausschreiben „Weltgipfelleistungen im Flugwesen“ aufgehoben
                              									ist.
                           ––––––
                           Vor dem Feinde gefallen ist unser Mitarbeiter, der Privatdozent an der Technischen
                              									Hochschule Charlottenburg Prof. Dr. Bruno Glatzel,
                              									Leutnant der Reserve. An der Technischen Hochschule las Glatzel über technische Physik. Seine Arbeiten bewegen sich auf dem
                              									Gebiete der drahtlosen Telegraphie und der Fernphotographie.