| Titel: | Dr.-Ing. Moritz Oder †. | 
| Autor: | Gustav Schimpff | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 633 | 
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                        Dr.-Ing. Moritz Oder †.
                        Von Professor Gustav Schimpff in
                           									Aachen.
                        [SCHIMPFF: Dr.-Ing. Moritz Oder ]
                        
                     
                        
                           Während die Besprechung von Professor Oders neuestem
                              									Werk über Bahnhofsanlagen noch des Druckes harrte, ereilte uns die Trauerkunde von
                              									dem Hinscheiden dieses bedeutenden Eisenbahnfachmannes, der am 29. September d. J.
                              									im 41. Lebensjahre einer Krankheit erlegen ist. Mit Oder
                              									ist eine der hervorragendsten Persönlichkeiten auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens
                              									dahingegangen, der nicht nur das von ihm literarisch hauptsächlich behandelte Gebiet
                              									der Bahnhofsanlagen meisterhaft beherrschte, sondern auch ein genauer Kenner des
                              									Eisenbahnbetriebes und der Sicherungsanlegen war, ein erfolgreicher Hochschullehrer
                              									von glänzender Redegabe und ein Mensch von bestechenden persönlichen Eigenschaften.
                              									Unsern Lesern ist er durch seinen Aufsatz über ein neues Preßluft Stellwerk Bd. 324
                              									(1909), S. 105, und über das Zugstabwerk Bd. 324, (1909), S. 561 bekannt
                              									geworden.
                           Moritz Oder wurde am 25. November 1873 in Berlin geboren,
                              									studierte Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule zu Berlin und am
                              									Polytechnikum in Zürich und wurde nach seiner im Juli 1896 erfolgten Ernennung zum
                              									Regierungsbauführer in den Bezirken der Eisenbahndirektionen Erfurt und Essen
                              									ausgebildet. Während seiner Beschäftigung bei den Betriebsinspektionen und der
                              									Eisenbahndirektion hat er sich besonders mit der Planung und Prüfung von
                              									Stellwerksanlagen befaßt und außerdem war er beim Bau der Eisenbahnen Langensalza –
                              									Gräfentonna und Kleinschmalkalden – Brotterode tätig. Nach der Ablegung der
                              									Baumeisterprüfung im November 1900 war Oder zunächst kurze Zeit bei der
                              									Eisenbahndirektion Berlin und bei der Betriebsinspektion Aachen beschäftigt; dann
                              									wurde er als Hilfsarbeiter ins Ministerium der öffentlichen Arbeiten berufen. Hier
                              									hat er bis zum Jahre 1904 gewirkt und war gleichzeitig Assistent bei Professor Goering. und Cauer. Im Sommer
                              									1904 promovierte er mit einer wissenschaftlichen Arbeit über die Betriebskosten im
                              									Verschiebedienst. Am 1. Oktober 1904 trat Oder als
                              									etatsmäßiger Professor für Eisenbahnwesen in den Lehrkörper der neu gegründeten
                              									Technischen Hochschule in Danzig ein und hat in seiner Stellung und durch seine
                              									Lehrtätigkeit zu dem schnellen Aufblühen dieser Hochschule in hervorragendem Maße
                              									beigetragen. Von seinen literarischen Veröffentlichungen sei noch besonders auf die
                              									Werke „Abstellbahnhöfe“ (gemeinsam mit Professor Blum), auf die Bearbeitung
                              									des Kapitels „Eisenbahnbetrieb“ im Handbuch des Eisenbahnmaschinenwesens und
                              									des Abschnittes über Bahnhofsanlagen in dem Werke „Das deutsche Eisenbahnwesen
                                 										der Gegenwart“ hingewiesen.