| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 329, Jahrgang 1914, S. 660 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau
                        
                     
                        
                           Ein Prüfdock für Unterseeboote ist von den Fiatwerken in Spezia für die italienische Marine
                              									hergestellt worden. Bisher mußte man Unterseeboote zur Erprobung auf äußeren
                              									Wasserdruck in Meerestiefen von 60 bis 70 m versenken. Diese Art der Prüfung hatte
                              									natürlich viele Unbequemlichkeiten und Mißstände. Zunächst steht vielen Werften eine
                              									ausreichende Wassertiefe nicht zur Verfügung, so muß z.B. die Germaniawerft in Kiel
                              									für derartige Erprobungen die Südküste Norwegens aufsuchen. Für die Erprobung sind
                              									dann besondere Hebefahrzeuge erforderlich, deren Verwendung nur bei ruhigem Wetter
                              									angängig ist. Ein Hauptnachteil der bisherigen Prüfungsart aber liegt darin, daß man
                              									aus Sicherheitsgründen das Boot natürlich ohne Bemannung versenken mußte, so daß die
                              									Beobachtung kleinerer Fehler sehr erschwert war.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 660
                              
                           Einen schematischen Querschnitt der neuen Einrichtung gibt die Abbildung. Das
                              									Prüfdock besteht im wesentlichen aus einem zylindrischen Druckkörper A, der das Boot B
                              									aufnimmt. Er ist hinten halbkugelförmig gestaltet und wird vorn durch einen
                              									linsenförmigen Körper verschlossen, der schwimmend vor die Oeffnung gebracht werden
                              									kann. Zur Aufnahme des Kommandoturms des Bootes hat der Druckkörper etwa bis zur
                              									Hälfte seiner Länge einen domartig überdeckten Schlitz. Dieser eigentliche
                              									Prüfzylinder ist eingebaut in einen tankartigen Schwimmkörper C, der mittels Schleuderpumpen entleert werden kann.
                              									Zur Aufnahme eines Bootes wird der Schwimmkörper so weit mit Wasser gefüllt, daß das
                              									Boot in den Prüfzylinder eingefahren werden kann. Hier wird es unterstützt und nach
                              									Verschluß des Druckzylinders mittels Pumpen unter Druck gesetzt. Die
                              									eingeschlossenen Leute stehen durch Fernsprecher in Verbindung mit der Außenwelt,
                              									sie sind also außer Gefahr, da der Druck jederzeit augenblicklich wieder vermindert
                              									werden kann.
                           Die Untersuchung erstreckt sich außer der Feststellung des bloßen Dichthaltens auf
                              									Messungen der Durchbiegung der Verbände, auf die Erprobung der Bootspumpen, der
                              									Manometer und aller sonstigen Einrichtungen, die unter dem Wässerdruck zu arbeiten
                              									haben.
                           Das nach den Plänen des bekannten Ingenieurs Laurenti
                              									erbaute Dock vermag Boote bis 65 m Länge aufzunehmen; der Durchmesser des
                              									Druckkörpers ist 7 m, die Gesamtbreite über den Schwimmtanks 11 m. Die
                              										„Technischen Monatshefte“ (Stuttgart 1914, Heft 8) geben außer dem
                              									Querschnittschema drei sehr anschauliche Außenabbildungen des Docks.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           ––––––
                           Die tödlichen Unfälle bei den Kohlenbergbauen der Welt.
                              									Unter dem Titel „Unfälle im Kohlenbergbau der Vereinigten Staaten und fremder
                                 										Länder“gl. auch Z. d. Z. V.
                                    											d. Bb. Betr., Wien 1914. veröffentlicht das Montanbureau der
                              									Vereinigten Staaten eine umfangreiche Statistik über die tödlichen Unfälle in den
                              									Kohlenbergbauen der größeren Staaten. Dabei muß vorausgeschickt werden, daß diese
                              									Statistik nur die Steinkohlenbergbaue umfaßt, während die
                              									Unglücksfälle in den Braunkohlengruben, die besonders in Deutschland und
                              									Oesterreich-Ungarn von wesentlicher Bedeutung sind, unberücksichtigt geblieben sind.
                              									Die nachstehende Zusammenstellung (Tab. 1), die wir nur auszugsweise wiedergeben,
                              									zeigt die absolute Anzahl der tödlichen Unfälle im Steinkohlenbergbau in der Zeit
                              									von 1901 bis 1911.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 Jahr
                                 Amerika
                                 Groß-britannien
                                 Deutsch-land
                                 Frank-reich
                                 Belgien
                                 Oester-reich
                                 
                              
                                 19011902190319041905190619071908190919101911
                                 15491895175220042232211631972449266828402719
                                 10751005104810341138111612161285142417541232
                                   956  818  826  808  840  92412061490116511401176
                                   193  180  170  184  1821280  202  186  223  213–
                                 157144159129123132147155136136165
                                 8472496196707559756588
                                 
                              
                                 Durchschnitt1901–10
                                 2270
                                 1210
                                 1017
                                 302
                                 142
                                 71
                                 
                              
                           Von besonderem Interesse ist die vergleichende Zusammenstellung der tödlichen
                              									Unfälle, bezogen auf je 1000 Angestellte und auf je 1000000 t Kohlenförderung; wir
                              									lassen sie, gleichfalls im Auszuge, hier folgen (Tab. 2).
                           Tabelle 2.
                           
                              
                                 Durchschnittvon 1901–1910
                                 Verein.Statt. v.Amerika
                                 Deutsch-land
                                 Groß-britan.
                                 Frank-reich
                                 Belgien
                                 Oester-reich
                                 
                              
                                 Zahl der tödlich    Verunglückten für    1000
                                    											Arbeiter
                                   3,74
                                 2,11
                                 1,36
                                 1,69
                                 1,02
                                 1,04
                                 
                              
                                 für 1000000 t    Fördergut
                                 5,8
                                 7,55
                                 4,40
                                 7,79
                                 5,56
                                 5,05
                                 
                              
                           Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, daß die Zahl der tödlich verlaufenen Unfälle
                              									auf 1000000 t geförderter Kohle in den Vereinigten Staaten größer ist als in
                              									Großbritannien, Belgien und Oesterreich, dagegen kleiner als in Deutschland und
                              									Frankreich. Beim Vergleich zweier Kohlenbecken mit annähernd gleichen physikalischen
                              									Verhältnissen (d.h. die gleiche Flözmächtigkeit, Teufe, gleiches Deckgebirge,
                              									gleicher Gasgehalt usw.) würde das Gefahrenmoment fast in geradem Verhältnis zur
                              									Durchschnittsleistung an Kohle für Tag und Mann stehen. Beim Vergleich verschieden
                              									gearteter Kohlenreviere treten jedoch Umstände auf, die einen wesentlichen Einfluß
                              									auf die Gefahrenmomente auszuüben vermögen, ohne daß man ihn rein zahlenmäßig zum
                              									Ausdruck bringen könnte. So sind z.B. die physikalischen Verhältnisse und
                              									Vorbedingungen der Kohlenlagerstätten der Vereinigten Staaten in
                              									sicherheitlicher Hinsicht bedeutend günstiger, als in den andern zum Vergleich
                              									herangezogenen Ländern, was bei der Gegenüberstellung der Unfallzahlen natürlich
                              									berücksichtigt werden muß. Andrerseits ist eine unmittelbare vergleichsweise
                              									Gegenüberstellung der tödlichen Unfallziffern für die Vereinigten Staaten insofern
                              									nicht ohne Korrektur möglich, als die Tagesleistungen für den Mann in diesem Lande
                              									verhältnismäßig viel größer sind als anderwärts. Im großen ganzen scheint aber nach
                              									Ansicht des Verfassers der Vergleich des relativen Gefahrenmomentes für den
                              									Kohlenbergbau auf Grundlage der Förderziffern der
                              									zutreffendste zu sein, da diese nicht nur mittelbar der Länge der Zeit, innerhalb
                              									welcher eine Grube in Förderung gestanden hat, Rechnung tragen, sondern auch der
                              									Durchschnittsleistung des einzelnen Arbeiters in einer gegebenen Zeiteinheit.
                           Von Bedeutung erscheint endlich die Statistik über die Ursachen der tödlichen Unfälle, wie sie in folgender Tafel wiedergegeben
                              									ist (Tab. 3).
                           Tabelle 3.
                           
                              
                                 Sa. der Verunglücktenauf 1000
                                 Verein.Staat. v.Amerika
                                 Deutsch-land
                                 Oester-reich
                                 Groß-britan.
                                 Belgien
                                 Frank-reich
                                 
                              
                                 Stein- und Kohlenfall
                                 1,81
                                 0,75
                                 –
                                 0,57
                                 0,39
                                 0,41
                                 
                              
                                 Förderung i. d. Grube
                                 0,54
                                 0,31
                                 –
                                 0,24
                                 0,19
                                 0,14
                                 
                              
                                 Gas- und Kohlen-    staubexplosion.
                                 0,52
                                 0,06
                                 –
                                 0,03
                                 0,01
                                 0,04
                                 
                              
                                 Sprengarbeit
                                 0,18
                                 0,07
                                 –
                                 0,02
                                 0,06
                                 0,02
                                 
                              
                                 Andere Ursachen.
                                 0,34
                                 0,37
                                   0,90*)
                                 0,08
                                 0,16
                                 0,08
                                 
                              
                                 Schachtunglücke.
                                 0,09
                                 0,17
                                   0,17
                                 0,09
                                 0,20
                                 0,19
                                 
                              
                                 Unfälle über Tage.
                                 0,25
                                 0,27
                                   0,19
                                 0,14
                                 0,14
                                 0,20
                                 
                              
                           *) Umfaßt alle unterirdischen Unfälle.
                           Schorrig.
                           ––––––
                           Krieg und Patentrecht. (Nach Patentanwalt Dr. C. Wiegand, Berlin, im Märkischen Bezirksverein deutscher
                              									Chemiker.) Wie in alle rechtlichen Verhältnisse, so hat auch der Krieg in das
                              									Patentrecht störend eingegriffen, was um so begreiflicher ist, als gerade hier die
                              									internationalen Beziehungen so innig sind, daß Störungen unausbleiblich waren. Das
                              									Kaiserliche Patentamt hat seine Tätigkeit auch in Kriegszeiten fortgesetzt, die
                              									Verhandlungen finden dortselbst, natürlich von Störungen durch Personalmangel
                              									abgesehen, wie in Friedenszeiten statt. Die erste Frage, die auftauchte, war die, ob
                              									es in Kriegszeiten zweckmäßig wäre, Patente zu erteilen. Diese Frage wurde allgemein
                              									bejaht. Ursprünglich wurden die Patentanmeldungen nicht bekannt gemacht, seit sechs
                              									Wochen erscheinen jedoch wieder im Reichsanzeiger solche Bekanntmachungen. Der
                              									Vortragende erblickt hierin eine Schädigung der im Felde Stehenden, da ihre
                              									Einsprüche notgedrungen fortfallen müssen. Ganz besonders bedeutet dies auch eine
                              									Schädigung kleinerer Betriebe und einzelner selbständiger Existenzen, denn die
                              									großen Betriebe werden auch heute in der Lage sein, ihre Patentinteressen
                              									ordnungsgemäß zu vertreten. Das Patentamt hat durch eine Bekanntmachung alle von ihm
                              									selbst festgesetzten Fristen um drei Monate verlängert. Die gesetzlich ein für
                              									allemal festgesetzten Fristen, wie für Beschwerden, für die Zahlung
                              									von Patentgebühren wurden durch Bundesratsverordnung vom 10. September 1914
                              									geregelt. Es können danach auf Antrag die Gebühren neun Monate gestundet werden.
                              									Ebenso soll bei Fristversäumnis auf Antrag die Einsetzung in den vorigen Stand
                              									erfolgen. Vielfach ist die Meinung verbreitet, daß diese Bundesratsverordnung nicht
                              									für Gebrauchsmuster und Warenzeichen gelte. Das ist irrig, denn in der Ueberschrift
                              									der Verordnung sind alle drei Zweige genannt, die Verordnung muß sich daher auch auf
                              									alle drei beziehen. Sehr wichtig ist die Wahrung des Prioritätsrechtes aus dem
                              									internationalen Unionsvertrage. Manche Gelehrte glauben, daß durch den Krieg dieser
                              									Vertrag aufgehoben sei, andere bestreiten dies. Der Unionsvertrag ist jedoch ein so
                              									eigenartiger Vertrag, daß durch den Austritt eines Staates nicht nur dieser
                              									geschädigt würde, sondern auch alle Beteiligten, und die Ungültigkeit dieses
                              									Vertrages würde zu praktisch ganz unmöglichen Konsequenzen führen.
                           Der Vortragende geht zur Besprechung der Patentgesetzgebung im Auslande über. Durch
                              									die Zeitungspolemik ist vielfach die Meinung verbreitet, daß z. Z. die deutschen und
                              									österreichischen Patente in England vogelfrei wären. Durch das Notgesetz wurde
                              									allerdings dem Board of Trade vorübergehend die Machtbefugnis erteilt, Patente
                              									zurückzunehmen. Immerhin ist mit diesem Gesetz nicht beabsichtigt, geistiges
                              									Eigentum zu konfiszieren, sondern der englische Staat will nur den Fortgang seines
                              									eigenen geschäftlichen Lebens sichern. Selbstverständlich kommt es hier auf den
                              									Geist an, in dem das Gesetz durchgeführt wird. Bisher hat der Kontroller es
                              									abgelehnt, irgend einen derartigen Raub zu sanktionieren, und sich ausdrücklich
                              									gegen einen derartigen Standpunkt gewehrt. Man muß auch berücksichtigen, daß im
                              									englischen Patentgesetz nicht eine Bestimmung vorgesehen ist, wonach der Staat das
                              									Recht hätte, ein Patent zurückzunehmen, wenn dies im Interesse des allgemeinen
                              									Wohles erforderlich ist. Das deutsche Gesetz enthält eine derartige Bestimmung, und
                              									es wäre z.B. dem deutschen Reiche ohne weiteres möglich, die Herstellung eines von
                              									ihm dringend benötigten Desinfektionsmittels freizugeben. Bisher ist von dem
                              									englischen Ausnahmegesetz nur der sparsamste Gebrauch gemacht worden. Es sollen
                              									Zwangslizenzen erteilt werden, für die Gebühren bezahlt werden müssen, die nach
                              									Beendigung des Krieges dem Patentbesitzer eingehändigt würden. An Deutsche werden
                              									zurzeit in England Patente nicht erteilt, Einsprüche können von Deutschen nicht
                              									erhoben werden. Es verlautet, daß ähnliche Bestimmungen in Deutschland beabsichtigt
                              									sind, doch ist bisher eine amtliche Bekanntmachung nicht erfolgt. Trotz des
                              									allgemeinen Zahlungsverbots an Ausländer gestattet England ausdrücklich die Zahlung
                              									von Patentgebühren an das Ausland. Es ist ferner in Aussicht genommen, diejenigen
                              									Patentinhaber, die Patenttaxen nicht bezahlen können, wieder in ihre Rechte
                              									einzusetzen, falls sie nachweisen können, daß sie die Absicht hatten zu bezahlen. Es
                              									wird daher für alle Inhaber englischer Patente zweckmäßig sein, wenn sie sich
                              									solches Beweismaterial beschaffen. In Frankreich und Belgien, in Oesterreich-Ungarn,
                              									in Dänemark, Norwegen, Schweden und in der Schweiz sind überall
                              									Fristverlängerungen erfolgt. Man sieht also, daß sich alle Länder bemühen, die
                              									entstandenen Schäden nach Möglichkeit zu beheben. Die versuchten Wege hierzu sind
                              									eigentlich eine Musterkarte solcher Möglichkeiten. Es sind daher von
                              									sachverständiger privater Seite Schritte eingeleitet worden, wonach die
                              									amerikanische Regierung ersucht wird, allen Staaten kurzgefaßte Vorschläge über die
                              									Regelung zu unterbreiten, deren Grundgedanke der ist, daß alle diejenigen, die ohne
                              									ihr eigenes Verschulden Schaden erlitten hätten, wieder in den vorigen Stand
                              									eingesetzt würden. Wie weit diese Schritte gediehen sind, ist noch nicht bekannt;
                              									doch ist zu wünschen, daß bei Friedensverhandlungen die Diplomaten diese wichtigen
                              									Angelegenheiten nicht übersehen.
                           In der anschließenden Erörterung meinte Dr. Diehl, daß
                              									auch mit einer Verschiebung der Einspruchsfrist wenig gedient sei, es wäre besser,
                              									die Patente blieben liegen. Dr. Diehl führt auch eine
                              									Anzahl von wenig liberalen Handhabungen der englischen Bestimmungen an, so das
                              									Vorgehen gegen das Salvarsanpatent, trotzdem der Vertreter der Höchster Farbwerke
                              									nachgewiesen habe, daß das Salvarsan in England in genügenden Mengen mit englischen
                              									Arbeitskräften hergestellt würde. Dr. Dühring meint, daß
                              									den Vorschlägen von Dr. Diehl technische Schwierigkeiten
                              									entgegenstünden. Wie groß müßte der Reichsanzeiger nach dem Friedenschlusse
                              									eigentlich werden? Er verweist noch darauf, daß jemand, der am Einspruch verhindert
                              									gewesen sei, nachher sein Material dem Amt überreichen könne, und daß dieses
                              									Material dann von Amtswegen geprüft werde. Allerdings fallen dann für den
                              									Einsprecher die Vorteile der kontradiktorischen Verhandlung fort.
                           Plohn.
                           ––––––
                           Wie verhält sich der Maschinenlieferant beim Abnahmeverzug des
                                 										Bestellers? Es ist nicht nur ein Recht des Bestellers, die bestellte Ware,
                              									Maschine, elektrische Anlage usw. abzunehmen, sondern eine ausdrückliche Pflicht,
                              									die durch den Kauf- oder Werkvertrag begründet wird, und vom § 433 und 640 des
                              									Bürgerlichen Gesetzbuches ausdrücklich hervorgehoben wird. Hat der
                              									Maschinenlieferant daher gegenüber dem Besteller ein Recht auf Abnahme, so ist beim
                              									Abnahmeverzuge der einfachste Weg, den Besteller auf Abnahme der Maschine, der
                              									Anlage usw. zu verklagen, und das Urteil zu vollstrecken. In vielen Fällen ist aber
                              									damit dem Lieferanten nicht viel gedient, weil einmal ein Prozeß zu langwierig und
                              									zu kostspielig ist, ferner weil andere Rechtsmittel ihm bequemer oder vorteilhafter
                              									sind.
                           Am bequemsten ist der Weg, den das Handelsgesetzbuch beim Handelskaufe gewährt (und
                              									als Handelskauf ist fast jeder Kauf- oder Lieferungsvertrag, soweit er kein reiner
                              									Werkvertrag ist, anzusehen).
                           Der § 373 des Handelsgesetzbuches berechtigt den Verkäufer, wenn der Käufer mit der
                              									Annahme der Ware im Verzüge ist, die Ware auf Gefahr und Kosten des Käufers in einem
                              									öffentlichen Lagerhaus oder sonst in sicherer Weise zu hinterlegen. Er ist ferner
                              									befugt, nach vorgängiger Androhung die Ware öffentlich versteigern zu lassen, natürlich
                              									auf Rechnung des säumigen Käufers. Im Falle der öffentlichen Versteigerung hat der
                              									Verkäufer den Käufer von der Zeit und dem Ort der Versteigerung vorher zu
                              									benachrichtigen; von dem vollzogenen Verkauf hat er dem Käufer jederzeit
                              									unverzüglich Nachricht zu geben, im Falle der Unterlassung ist er zum Schadenersatz
                              									verpflichtet; die Benachrichtigungen dürfen unterbleiben, wenn sie untunlich
                              									sind.
                           Schreitet der Lieferant zu dem sogenannten Selbsthilfeverkauf, so kann er sich dabei
                              									nie günstiger stellen, als er bei ordnungsmäßiger Erfüllung des Vertrages stehen
                              									würde.
                           In vielen Fällen, zumal dann, wenn sein Anspruch auf Bezahlung gefährdet ist, ist ihm
                              									aber mit einem Rücktrittsrecht weit mehr gedient, und es fragt sich, ob und wann er
                              									ein solches Rücktrittsrecht hat.
                           Man hat auf Grund der allgemeinen Vorschriften des bürgerlichen Rechtes dem
                              									Lieferanten ein solches allgemeines Rücktrittsrecht beim Abnahmeverzug des
                              									Bestellers zubilligen wollen, und zwar auf Grund des § 326 BGB. Diese Vorschrift
                              									sagt allgemein, daß, wenn bei einem gegenseitigen Vertrage der eine Teil mit der ihm
                              									obliegenden Leistung im Verzüge ist, ihm der andere Teil zur Bewirkung der Leistung
                              									eine angemessene Frist mit der Erklärung bestimmen kann, daß er die Annahme der
                              									Leistung nach dem Ablauf der Frist ablehne. Nach dem Ablauf der Frist ist er
                              									berechtigt, Schadenersatz wegen Nichterfüllung zu verlangen oder von dem Vertrage
                              									zurückzutreten, wenn nicht die Leistung rechtzeitig erfolgt ist; der Anspruch auf
                              									Erfüllung ist ganz ausgeschlossen.
                           Ein solches allgemeines Rücktrittsrecht würde jedoch dem Lieferanten oft einen
                              									Vorteil bringen, der vom Gesetz gewiß nicht gewollt ist. Man nehme etwa an, ein
                              									Maschinenfabrikant hat eine Maschine zu einem niedrigen Preise zu liefern
                              									übernommen, nachher gestalten sich die Konjunkturen viel günstiger, er kann die
                              									Maschine anderweitig viel besser verwerten. Der Besteller ist zur Abnahme der
                              									Maschine nicht in der Lage, weil vielleicht die alte Maschine, zu deren Ersatz er
                              									die neue Maschine bestellt hat, nicht rechtzeitig demontiert ist. Soll nun der
                              									Lieferant nach Setzung einer kurzen Nachfrist das Recht zum Rücktritt haben? Die
                              									überwiegende Theorie und Praxis, insbesondere die Praxis des Reichsgerichts (vgl.
                              									Bd. 53 S. 164, Bd. 57 S. 208 ff.) verneinen ein solches Rücktrittsrecht, und wohl
                              									mit Recht.
                           Die Abnahmepflicht des Bestellers ist allerdings eine Pflicht, aber sie ist nicht als
                              									Leistung im Sinne des § 326 anzusehen. Wenn der § 326 BGB von einem gegenseitigen
                              									Vertrage spricht, so hat er damit diejenigen Leistungen im Auge, die als der primäre
                              									Inhalt eines Vertrages anzusehen sind. Ein Kaufvertrag, ein Werkvertrag hat zum
                              									Inhalt die Lieferung des bestellten Gegenstandes, der Maschine, der Anlage, und als
                              									Gegenleistung die Zahlung des Preises. Die Abnahmepflicht des Bestellers ist eine
                              									selbständige Pflicht, eine Nebenverpflichtung, nicht aber eine Gegenleistung im
                              									Sinne des Gesetzes. Mit gutem Recht kann man diese Pflicht als eine gesetzliche
                              									Pflicht zum Unterschied von einer Vertragspflicht ansehen, als eine gesetzliche
                              									Pflicht, die allerdings gegenüber dem Vertragsgegner zu erfüllen ist. Da der § 326
                              									BGB dem Gläubiger gegenüber dem Schuldner die schärfsten Mittel in die Hand gibt, so
                              									kann er damit nur die Hauptpflicht des Vertrages im Auge haben, weil sonst eine
                              									solche Härte dem Geiste des Gesetzes widerspräche.
                           Auch das Wesen des Vertrages selbst steht dem entgegen. Durch jeden Vertrag werden
                              									die Parteien gegenseitig zur Interessenwahrnehmung verpflichtet; der Lieferant ist
                              									daher dem Besteller gegenüber verpflichtet, dasjenige zu unternehmen, was am meisten
                              									seinem Interesse entspricht. Wenn er in der Lage ist, durch bloße Einlagerung des
                              									bestellten Gegenstandes in ein öffentliches Lagerhaus dessen Interesse mehr zu
                              									sichern als durch einen Rücktritt, so würde es wider die
                              									Interessenwahrnehmungspflicht verstoßen, wenn der Lieferant statt dessen gleich von
                              									dem Vertrage zurücktreten und so die Interessen des Bestellers schädigen würde.
                           Geht der Abnahmeverzug mit einem Zahlungsverzug Hand in Hand, so ist die Rechtslage
                              									anders. Wird die Abnahme nicht etwa darum verweigert, weil der Besteller zur Abnahme
                              									im Augenblick nicht in der Lage ist, sondern weil er den Vertrag als nicht bestehend
                              									anerkennt, weil er die Leistung nicht als vertragsmäßig gelten lassen will usw., so
                              									liegt in der Abnahmeweigerung gleichzeitig eine Weigerung zur Erfüllung seiner
                              									Zahlungspflicht. Der Lieferant braucht dann nur den Termin abzuwarten, zu dem die
                              									Zahlung sonst fällig geworden wäre (bei technischen Aufträgen wird vielfach der Tag
                              									der Abnahme, der Tag der Inbetriebnahme, drei Monate nach diesem Tage usw. als
                              									Zahlungstag festgesetzt), er kann dann eine kurze Nachfrist setzen (nach
                              									verbreiteter und wohlbegründeter Ansicht ist im Falle der Zahlungsweigerung die
                              									Setzung einer Nachfrist überflüssig) und kann dann ohne weiteres von seinem
                              									Rücktrittsrecht Gebrauch machen.
                           Dr. jur. Eckstein.
                           ––––––
                           Der Wirkungsgrad von Dampfturbinen-Beschauflungen. Aus den
                              									verschiedenen Turbinensystemen hat sich allmählich als Einheitsform die kombinierte
                              									Turbine entwickelt. Bei der Bestimmung des Wirkungsgrades η der Beschauflung ist man in erster Linie auf Schätzung angewiesen, weil
                              									nur ein Teil der Verluste rechnerisch nachweisbar ist. Da bei Vernachlässigung der
                              									Dampfgeschwindigkeit vor der Düse der Wirkungsgrad von dem Verhältnis
                              										\frac{u}{c_0} abhängt, wobei
                              										c_0=91,5\,\sqrt{h} ist, u die
                              									Umfangsgeschwindigkeit und h das Stufengefälle
                              									bedeutet, erhält man ein anschauliches Bild, wenn man η
                              									als Kurve über \frac{u}{c_0} oder noch besser über dessen
                              									reziprokem Wert \frac{c_0}{u} einträgt. Eine verlustfreie
                              									Beschauflung ergäbe das beste Nutzverhältnis, wenn der Düsenneigungswinkel möglichst
                              									klein und die Austrittswinkel aller Umkehr- und Laufschaufeln ihm gleich wären.
                              									Indessen ginge tatsächlich jeder Vorteil durch Umlenkungsverluste verloren. Auch würden die
                              									letzten Schaufeln bei Einhaltng des durch die Kontinuitätsbedingung bestimmten
                              									Querschnittes sehr lang werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 664
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 664
                              Abb. 2.
                              
                           Bei einem Turbinenrad mit zwei Geschwindigkeitstufen, welches als Beispiel diene,
                              									beträgt daher die Düsenneigung etwa 35 v. H. und die drei Austrittswinkel 45, 65 und
                              									100 v. H. Der Wirkungsgrad der verlustfreien Stufen bei Nichtausnutzung der
                              									Austrittsgeschwindigkeit ergäbe sich aus dem Geschwindigkeitsdiagramm Abb. 1. Wie sich zeichneriseh leicht feststellen
                              									läßt, findet sich das Maximum in dem angenommenen Beispiel für
                              										\frac{c_0}{u}=3,34. In diesem Fall wird ηn = 95,2 v. H. Von
                              									größtem Einfluß auf die Schaufelverluste ist der Umlenkungswinkel des Dampfstrahles,
                              									da von ihm Kompressions-, Reibungsdruck und Wirbelungen abhängen. Die in Abb. 2 links gezeigte Form, bei der die
                              									Eintrittswinkel der inneren und äußeren Schaufelkante mit der Richtung des
                              									Dampfstrahles zusammenfallen und gleich dem Austrittswinkel sind, wirkt ungünstig,
                              									da die Kompression erst in der zweiten Hälfte des Schaufelkanals stattfindet und
                              									beim Austritt noch vorhanden ist, so daß der Strahl von der beabsichtigten Richtung
                              									abgelenkt wird. Vorteilhafter ist die Form mit Stoßwinkel und verlängerter Führung
                              									am Austritt (Abb. 2 rechts), wie das Strömungsbild
                              									erkennen läßt. Der Stoßverlust ist bei der außerordentlichen Geschwindigkeit der
                              									Ablenkung nicht nennenswert. Der indizierte Wirkungsgrad des zweikränzigen Rades
                              									ergibt sich bei \frac{c_0}{u}=5 mit Hilfe des
                              									Geschwindigkeitsdiagramms (Abb. 3) zu 63,4 v. H. Der
                              									Leistungsanteil der hinteren Stufen wird bei kleinen Werten von
                              										\frac{c_0}{u} verschwindend gering. Wie der Schaufelplan für
                              										\frac{c_0}{u}=3,27 (Abb. 4)
                              									zeigt, verläuft die zweite Schaufel im Querschnitt fast gerade, was dem
                              									unbedeutenden Gewinn von 4 v. H. entspricht. Bei weiterer Geschwindigkeitssteigerung
                              									wirkt der zweite Schaufelkranz sogar bremsend, und das zweikränzige Rad geht in ein
                              									einkränziges über. Sofern man drei und vier Geschwindigkeitsstufen in einer
                              									Druckstufe verwendet, werden die Leistungsanteile des hintersten Kranzes ebenfalls
                              									sehr gering. Man findet ferner, daß zwar die Austrittsverluste bei Hinzufügung von
                              									mehr Geschwindigkeitsstufen kleiner werden, indessen die Dampfausnutzung im
                              									zweikränzigen Rad am höchsten ist, da hier keine so häufige Umkehrung, eintritt.
                              									Vielfach ist der Querschnitt in den letzten Schaufeln für die Dampfgeschwindigkeit
                              									zu klein. Es tritt sodann eine Druckstauung auf, die sich bis in die ersten
                              									Schaufeln ortpflanzt und Anlaß zu Verlusten gibt. Von Bedeutung für die
                              									Schaufelbeanspruchung ist die Ermittlung der Umfangskräfte für u = 0. Die Ausnutzung der Austrittsgeschwindigkeit bei
                              									mehreren Laufschaufelreihen in einer Druckstufe bringt keinen nennenswerten
                              									Gewinn.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 664
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 664
                              Abb. 4.
                              
                           Die vorstehenden von Paul Wagner-Berlin herrührenden
                              									Untersuchungen sind in seiner im Verlag von Springer erschienenen Schrift auf alle
                              									gebräuchlichen Beschauflungsarten ausgedehnt worden, wobei der Verfasser zu dem
                              									interessanten Resultat kommt, daß für Vielstufenturbinen mit einer Laufschaufelreihe
                              									in jeder Druckstufe das gesamte Ueberdruckgebiet in gleicher Weise brauchbar
                              									ist.
                           Schmolke.
                           ––––––
                           Prüfung von Bohrern. Die Kaiserl. Werft in Kiel
                              									beabsichtigte die allgemeine Einführung von Bohrern aus Schnellarbeitstahl zur
                              									Verwendung bei ihren transportablen Handbohrmaschinen. Es war bekannt, daß hierdurch
                              									ein großer Schiffsbaubetrieb, der etwa 80 solcher Bohrmaschinen im Betriebe hatte,
                              									eine jährliche Ersparnis von 48000 M erzielt hatte, und es sollten nun noch ausgedehnte Versuche zu
                              									dem Zwecke unternommen werden, die für bestimmte Arbeitzwecke wirtschaftlichste
                              									Bohrermarke festzustellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 665
                              Abb. 1.
                              
                           Natürlich ist nicht der Anschaffungspreis allein ausschlaggebend; die
                              									Schneidhaltigkeit und auch die Bruchsicherheit sind viel wichtigere Eigenschaften.
                              									Um diese letzteren zu studieren, wurde ein Verfahren angewendet, das nicht nur durch
                              									seine Eigenart beachtenswert ist, sondern ohne Zweifel den verschiedenen bekannten
                              									Untersuchungsmethoden hinsichtlich der Zuverlässigkeit der Ergebnisse viel voraus
                              									hat. Dabei ist die in der Abb. 1 dargestellte
                              									Prüfeinrichtung verhältnismäßig einfach. Mit g ist die
                              									Antriebsmaschine, hier eine Preßluftbohrmaschine, bezeichnet, wobei durch das
                              									Hebelsystem e der Prüfbohrer mit konstantem Druck
                              									belastet wird. Hierin liegt der wesentlichste Vorzug dieser Einrichtung. Während
                              									hier bei einem Nachlassen der Schneidfähigkeit einfach die in der Zeiteinheit
                              									erzielte Lochtiefe sich verringert, wird bei den üblichen Untersuchungsverfahren mit
                              									zwangläufigem Vorschub der Bohrer im gleichen Falle in kurzer Zeit zerstört.
                              									Zugleich gibt die Veränderung der Lochtiefe für eine Umdrehung einen ausgezeichneten
                              									Maßstab über das Verhalten des Bohrers. Zur graphischen Aufzeichnung dieser Werte
                              									dient ein elektrisch betriebener Zeitschreiber i k l m.
                              									Der Strom wird vom Akkumulator n geliefert. Sowohl die
                              									Drehung der Diagrammwalze l als auch die Bewegung des
                              									Schreibstiftes m erfolgt in Abhängigkeit von der
                              									Bewegung des Vorschubhebels e. Auf das Diagrammpapier
                              										(Abb. 2) unten wird unter Vermittlung eines von
                              									der Bohrmaschinenspindel angetriebenen Umdrehungszählers, der einen elektrischen
                              									Kontakt betätigt, jede zehnte Umdrehung markiert, oben wird in gleicher Weise,
                              									betätigt durch einen Zeitkontakt h, der Zeitmaßstab
                              									aufgetragen. Die Schreiber sind einfache Elektromagnete, die einen beweglichen Anker
                              									anziehen.
                           An der Bohrerkonkurrenz beteiligten sich 14 Firmen, von denen jede drei Bohrer
                              									von 17 mm ⌀ einsandte. Die Bohrer wurden auf der Werft gleichmäßig angeschliffen,
                              									die Ergebnisse von zwei Bohrern wurden zu einem Mittelwert umgerechnet, der dritte
                              									blieb für etwaige Kontrollmessungen zurück. Gebohrt wurde in Nickelstahl bei einem
                              									Bohrdruck von 140 kg. Die Schnittgeschwindigkeit schwankte zwischen 17 und 27
                              									m/Min., da die Drehzahl der Bohrmaschine sich stark mit der Belastung änderte.
                           Um den Gestehungspreis für 100 mm Lochtiefe zu finden, wurde angenommen, daß ein
                              									Bohrer durchschnittlich 5000 mm Bohrtiefe für den Anschliff aushält und ein
                              									hundertmaliges Nachschleifen gestattet, woraus sich insgesamt 500 m Bohrtiefe für
                              									den Bohrer berechnen. Dieser Wert wurde aber mit Rücksicht auf die gelegentlich
                              									vorkommenden größeren Bohrerbeschädigungen auf die Hälfte herabgesetzt. Der gesuchte
                              									Gestehungspreis setzt sich dann zusammen aus dem Verschleiß des Bohrers für 100 mm,
                              									aus dem zugehörigen Arbeitslohn und aus den Betriebskosten, die zu ein Drittel des
                              									Arbeitslohnes angenommen wurden. Er bewegte sich zwischen 3,68 und 5 Pfg. Da der dem
                              									ersten Werte entsprechende Bohrer auch in seinem übrigen Verhalten befriedigte,
                              									entschloß sich die Werft zu seiner allgemeinen Einführung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 665
                              Abb. 2.
                              
                           Diese Versuche sind nicht nur für die mit Druckluftbohrmaschinen arbeitenden Betriebe
                              									wertvoll, sondern noch mehr für die führenden Betriebe unserer Privatindustrie, die
                              									sich nach eingehenden Versuchen unter Zugrundelegung der strengsten Bedingungen zur
                              									Einführung des elektrischen Betriebes entschlossen, meistens zum Ersatz des
                              									bisherigen Preßluftbohrbetriebes. Die alte Meinung, daß die elektrische Maschine nie
                              									so leistungsfähig und betriebssicher werden könne als die Luftmaschine, gehört der
                              									Vergangenheit an. Es gibt heute Maschinen, die ihre Ueberlegenheit in jeder
                              									Beziehung beweisen können. Für die Privatbetriebe, die aus Konkurrenzrücksichten
                              									genau rechnen müssen, fällt aber die Ersparnis an Betriebskosten, die nur ein
                              									Sechstel bis ein Zehntel derjenigen bei Preßluft betragen, sehr ins Gewicht. Auch
                              									die Untersuchungen des Verfassers dürften hierdurch nicht wenig beeinflußt werden. [Z. d. V. d.
                              									I. Nr. 33, Jahrg. 1914 – Geh. Marine-Baurat Schwarz.]
                           Rich. Müller.
                           ––––––
                           Die Sprödigkeit des Flußeisens infolge Bearbeitung in der
                                 										Blauwärme. Unter Blauwärme versteht man das Temperaturgebiet von etwa 200
                              									bis 300 °C, weil auf diese Wärmegrade erhitztes Eisen blau anläuft. Bei Blauwärme
                              									bearbeitetes (gerecktes) Flußeisen ist außerordentlich spröde, weil innerhalb dieser
                              									Temperaturen die Reckspannungen bei gleichem Reckgrade sehr viel größer als bei
                              									andern Temperaturen sind. Preuß hat zum ersten Male
                              									Versuche angestellt, die an Hand von Zahlen Aufschluß erbracht haben, in welchem
                              									Maße die Sprödigkeit durch Bearbeitung in der Blauwärme zunimmt. (Stahl und Eisen
                              									34. Jahrg. Nr. 33 S. 1370.) Er benutzte hierzu die Kerbschlagprobe. Die Probestäbe
                              									wurden mit Hilfe eines Krupp sehen Dauerschlagwerks 85 Schlägen in der Minute
                              									ausgesetzt. Vor jedem Schlag wird hierbei der Probestab um 180° gedreht, so daß je
                              									zwei aufeinanderfolgende Schläge immer in entgegengesetzter Richtung auf den mit
                              									einem rechtwinkligen Kerb versehenen Probestab einwirken.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 666
                              
                              
                           Zunächst zeigte sich, daß sprödes Material immer ein gleichförmiges Bruchaussehen
                              									aufwies (Abb. 1),
                              									während man bei zähem Material auf der Bruchfläche drei Zonen unterscheiden kann:
                              									zwei äußere, der Aufschlagseite zu gelegene feinkörnige Anbruchstellen und eine
                              									zwischen ihnen liegende, elliptisch geformte Endbruchstelle (Abb. 2). Diese endliche
                              									Bruchstelle ist um so schmaler, je zäheres Material vorliegt. (Abb. 1 Flußeisen im
                              									Lieferzustand, Abb. 2
                              									nach dem Recken in Blauwärme, Abb. 3
                              									Chromnickelstahl.) Ihre Breite kann daher neben der Schlagzahl als Vergleich dienen.
                              									Das Versuchs-material wurde in einem elektrischen Ofen auf Blauwärme erhitzt und
                              									hierbei um verschiedene Beträge (1,7, 4,2 und 8,3 v. H.) gestreckt und zu
                              									Probestäben verarbeitet. Die bei der Bestimmung der Schlagzahl und der Breite der
                              									elliptischen Bruchfläche für zwei Materialien erhaltenen Zahlen sind in der Tabelle
                              									wiedergegeben.
                           Die Tabelle läßt ohne weiteres die erhebliche Zunahme der Sprödigkeit schon bei der
                              									geringen Streckung um 1,7 v. H. erkennen.
                           Versuchsergebnisse der Flußeisensorte A.
                           
                              
                                 StabNr.
                                 Streck-tempt-ratur0C
                                 Streck-grenzeσSkg/mm2
                                 Höchst-belas-tungσmaxkg/mm2
                                 Streckung
                                 SchlagzahlZ
                                 Breite δder
                                    											end-gültigenBruch-flächemm
                                 
                              
                                 auf120 mmLängemm
                                 v. H.
                                 
                              
                                 1
                                   20
                                 –
                                 –
                                   0
                                 0
                                 926
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 250
                                 29,0
                                 30,7
                                   2
                                 1,7
                                 624
                                 –
                                 
                              
                                 3
                                 250
                                 28,8
                                 38,8
                                   5
                                 4,2
                                 396
                                 –
                                 
                              
                                 4
                                 250
                                 30,5
                                 49,7
                                 10
                                 8,3
                                 61
                                 –
                                 
                              
                                 5
                                   20
                                 –
                                 –
                                   0
                                 0
                                 1154
                                 –
                                 
                              
                                 6
                                 300
                                 23,3
                                 30,2
                                   2
                                 1,7
                                 961
                                 –
                                 
                              
                                 7
                                 300
                                 24,2
                                 37,8
                                   5
                                 4,2
                                 151
                                 –
                                 
                              
                                 8
                                 300
                                 24,1
                                 46,3
                                 10
                                 8,3
                                 6
                                 –
                                 
                              
                                 Versuchsergebnisse der
                                    											Flußeisensorte B.
                                 
                              
                                 1
                                   20
                                 –
                                 –
                                   0
                                 0
                                 2040
                                   1,8
                                 
                              
                                 2
                                 250
                                 24,5
                                 37,5
                                   5
                                 4,2
                                 702
                                 11,0
                                 
                              
                                 3
                                 250
                                 25,5
                                 49,0
                                 10
                                 8,3
                                 9
                                 13,0
                                 
                              
                                 4
                                   20
                                 –
                                 –
                                   0
                                 0
                                 2090
                                   1,9
                                 
                              
                                 5
                                 300
                                 19,2
                                 27,2
                                   2
                                 1,7
                                 1807
                                   5,8
                                 
                              
                                 6
                                 300
                                 20,2
                                 37,1
                                   5
                                 4,2
                                 110
                                 13,0
                                 
                              
                                 7
                                 300
                                 19,0
                                 47,2
                                 10
                                 8,3
                                 3
                                 13,0
                                 
                              
                           Diese Sprödigkeit aber ist, wie ebenfalls aus der Tabelle ersichtlich, bei 300°
                              									größer als bei 250°. Auch zeigt sich, daß sie mit steigender Streckung zunimmt.
                              									Diese nachteiligen Folgen einer Bearbeitung des Flußeisens in der Blauwärme sind um
                              									so gefährlicher, als sich die Sprödigkeitszunahme bei der mikroskopischen
                              									Untersuchung des Materials nicht bemerkbar macht, und daher das Material nicht als
                              									krankhaft erkannt werden kann.
                           Dr. Loebe.
                           ––––––
                           Motorschiff Secundus. Dieses von der Werft von Blohm & Voß in Hamburg für die Hamburg-Amerika-Linie
                              									gebaute Schiff ist 121,4 m lang, 16 m breit und besitzt einen größten Tiefgang von
                              									7,35 m. Es ist als Volldecker nach der Ischerwood-Bauart
                              									(Längsspantensystem) mit einer Tragfähigkeit von 7900 t hergestellt. Ein
                              									durchlaufender Doppelboden, fünf wasserdichte und zwei öldichte Querschotte sind
                              									vorhanden. In der Mitte des Schiffes liegt der Maschinenraum.
                           Zum Antrieb dienen zwei einfachwirkende Zweitakt-Vierzylindermaschinen mit 600 mm ⌀ und 920 mm
                              									Hub. Die Erbauerin des Schiffes hat sich im Jahre 1909 mit der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg zu einer Studiengesellschaft vereinigt,
                              									um die Kosten für die Versuche zum Bau großer Schiffsölmaschinen zu verringern. Es
                              									wurde zuerst für dieses Schiff eine doppeltwirkende Zweitaktmaschine vorgesehen. Die
                              									Schwierigkeiten, die sich im Dauerbetrieb mit einer solchen Maschine ergaben, ließen
                              									es für die Werft und auch für die Reederei wünschenswert erscheinen, zuerst
                              									Erfahrungen mit einfachwirkenden Maschinen zu sammeln. Die Maschinen erteilen (nach
                              									Angabe von Z. d. V. d. I. 1914, S. 1193 bis 1200) bei 120 Uml./Min. dem Schiff bei 7
                              									m Tiefgang eine Geschwindigkeit von 11,5 kn. Die Gesamtmaschinenleistung ist hierbei
                              									2600 PSe, die indizierte Leistung 3700 PSi. Die Arbeitszylinder, Zylinderdeckel und Kolben
                              									bestehen aus Gußeisen. Die Zylinder werden mit gereinigtem Seewasser, die Kolben mit
                              									Frischwasser gekühlt. In jedem Zylinderdeckel ist ein Brennstoffventil, ein
                              									Anfahrventil, zwei Spülventile und ein Sicherheitsventil eingebaut. Auf diese Weise
                              									erhält man ein schwieriges Gußstück, das naturgemäß zu Rißbildung neigt. Die
                              									Gleitbahn der Kreuzköpfe besitzt Wasserkühlung. Die Kurbelwelle ist, um leichter
                              									auszubauen, zweiteilig, die vier Kurbeln sind um 90° versetzt. Die Kurbelwellenlager
                              									sind aus Stahlguß, haben Weißmetallausguß und Wasserkühlung. Die gußeisernen Ständer
                              									haben am oberen Ende starke Längsverbindungen, um die freien Kippmomente der nicht
                              									vollkommen ausbalancierten Maschine aufzunehmen. Die doppeltwirkenden Spülpumpen von
                              									850 mm Zylinderdurchmesser und 650 mm Hub sind an der Bordseite der beiden mittleren
                              									Zylinder angebracht und werden mittels Schwinghebel und Gelenkstangen angetrieben.
                              									Durch einen Zwischenkühler wird die Spülluft auf 35 °C abgekühlt. Die Spülluft wird
                              									nicht dem Maschinenraum entnommen, sondern eine eigene Saugleitung führt Frischluft
                              									vom Deck aus zu.
                           Der von Pokorny & Wittekind gelieferte dreistufige
                              									Einspritzkompressor ist unmittelbar mit der Hauptmaschine gekuppelt, sein
                              									Kraftbedarf beträgt etwa 160 PSe.
                           Bei langsamer Fahrt wird die Zylinderkühlung verringert, um die Zylinder wärmer zu
                              									halten und sichere Zündung zu gewährleisten. Zum Anlassen und Umsteuern der Maschine
                              									wird Druckluft von 30 at verwendet, ein Vorrat von 755 l ist hiervon vorhanden. Bei
                              									der doppeltwirkenden Versuchsmaschine war eine pneumatische Anfahrsteuerung
                              									vorhanden, die Maschinen des „Secundus“ erhielten, wie dies allgemein üblich
                              									ist, eine mechanische Steuerung für die Anfahrventile. Das Umsteuern geschieht
                              									mittels eines Elektromotors. Für jeden Arbeitszylinder ist eine Brennstoffpumpe
                              									vorhanden. Die Brennstoffmenge und dadurch die Umlaufzahl der Maschine wird durch
                              									Veränderung der Schlußzeit des Saugventils mit der Hand vom Maschinistenstand aus
                              									geregelt. Außerdem ist noch ein Regulator vorhanden, der ebenfalls auf das
                              									Saugventil der Brennstoffpumpen einwirkt und eine so kleine Brennstoffmenge
                              									einstellen kann, daß die Maschine nicht durchgehen kann. Außerdem ist noch eine
                              									Vorrichtung vorhanden, die verhindert, daß Brennstoff und Anfahrluft zu gleicher
                              									Zeit in den Zylinder gelangen kann. Die Einblaseluft wird mit der Brennstoffzufuhr
                              									selbsttätig an- und abgestellt.
                           Bei der Probefahrt von zwölf Stunden leisteten die Maschinen zusammen 3200 PSi, der Gesamtbrennstoffverbrauch betrug 210 g/PSe u. Std. Bei größerer Belastung der Maschinen
                              									können sich aber bessere Werte ergeben. Das Schiff hat nun bereits etwa 10000
                              									Seemeilen zurückgelegt, und der Brennstoffverbrauch betrug einschließlich der
                              									Hilfsmaschinen 149 g/PSi-Std.
                           W.
                           ––––––
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 667
                              Abb. 1.
                              
                           Die Verwendung des Wasserdampfes zur Kälteerzeugung.
                              									Obwohl Wasserdampf ein vorzüglicher Kälteträger ist, war seine Verwendung bisher
                              									recht beschränkt, da für die Förderung großer Volumina aus dem Verdampfer
                              									Kolbenkompressoren wegen der zu großen Abmessungen nicht in Betracht kamen. An ihrer
                              									Stelle lassen sich nun Turbokompressoren und Dampfstrahlejektoren verwenden, deren
                              									Größe infolge der auftretenden hohen Dampfgeschwindigkeiten nicht zu bedeutend wird.
                              									Bei der Kältemaschine von Josse-Gensecke gelangt der
                              									Strahlapparat zur Benutzung. Wie Abb. 1 zeigt, reißt
                              									das mit großer Geschwindigkeit aus mehreren, in verschiedener Höhe angeordneten
                              									Düsengruppen E strömende Energiemittel den Kaltdampf
                              									aus dem Verdampfer V und preßt ihn durch den Diffusor
                              										F in den Oberflächenkondensator K. Als Kälteträger dient eine Sole, welche in den
                              									Kühlschlangen A Wärme aus der Umgebung aufnimmt und
                              									sodann dem Verdampfer zufließt. Hier wird der Flüssigkeitsstrom durch ein Sieb und
                              									die Brause B in einen feinen Regen umgewandelt. Der
                              									entstehende Dampf wird sofort mit Hilfe des Ejektors entfernt, wobei eine Trocknung
                              									infolge Umlenkung durch den Wasserabscheider M
                              									stattfindet. Infolge der Verdampfung kühlt sich der Rest des Regens ab, sammelt sich
                              									im unteren Teil von V und fließt durch die Umlaufpumpe
                              										P wieder dem Ort der Kälteerzeugung zu. Durch das
                              									Ventil R wird an Stelle der verdampften Flüssigkeit
                              									neue Sole zugeführt und zugleich auf den Verdampferdruck gedrosselt.
                              									Betriebssicherheit und einfache Bauweise zeichnen die Maschine von Josse-Gensecke aus. Indessen ist viel Kühlwasser
                              									erforderlich, da Kaltdampf und Betriebsmittel kondensiert werden müssen. Daher
                              									dürfte die Verwendung derartiger Anlagen in erster Linie für Seeschiffe in Betracht
                              									kommen. Eine durch Einfachheit ausgezeichnete Berechnung der
                              									Wasserdampf-Kältemaschinen mit Hilfe des Entropiediagrammes gibt Prof. OstertagOstertag, Berechnung der Kältemaschinen. Berlin
                                    											1913. Julius Springer..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 668
                              Abb. 2.
                              
                           Wie Abb. 2 zeigt, wird aus dem
                              									bekannten Druck und Feuchtigkeitsgrad des Betriebsdampfes der Punkt P im Diagramm bestimmt, durch welchen der Zustand des
                              									Energiemittels vor der Düse gekennzeichnet wird. Es erfolgt nun theoretisch eine
                              									durch die Senkrechte P F dargestellte adiabatische
                              									Expansion bis zur Temperatur des Kälteträgers. Da indessen in den Düsen nur ein Teil
                              									des Wärmegefälles in Geschwindigkeit umgesetzt wird, während der Rest zur Trocknung
                              									dient, weicht die tatsächliche Expansionslinie P F'
                              									nach rechts ab. Eine weitere Trocknung tritt durch Reibung beim Mitnehmen des
                              									Kaltdampfes und durch Mischung mit diesem ein. Hierdurch wird der Anfangspunkt C der Kompression bestimmt. Diese geschieht theoretisch
                              									wiederum nach einer Adiabate C D bis zu der
                              									Wagerechten, welche der Kondensatortemperatur entspricht. Infolge von Verlusten im
                              									Diffusor tritt indessen eine Ueberhitzung ein, so daß der Dampf mit einer durch den
                              									Punkt D“ gekennzeichneten Temperatur in den Kondensator
                              									tritt. Die Kompressionsarbeit ergibt sich aus dem Unterschied der Wärmeinhalte bei
                              										C und D. Hieraus
                              									findet man die Energiegleichung, indem man die nach Mitreißen des Kaltdampfes zur
                              									Verfügung stehende Leistung des Betriebsmittels der Verdichtungsarbeit gleichsetzt.
                              									Zur Bestimmung des wichtigsten Wertes, der Kälteleistung, stellt man aus der
                              									Temperatur des ankommenden Wassers den Anfangspunkt E der Drosselung auf der unteren Grenzkurve fest. Beim Endpunkt G beginnt die Verdampfung, deren Ende bei guter
                              									Wasserabscheidung durch die spezifische Dampfmenge 0,93 gegeben ist. Der Unterschied
                              									der Wärmeinhalte vor und nach der Verdampfung ergibt die Kälteleistung für 1 kg des
                              									Trägers.
                           Schmolke.
                           ––––––
                           Die Benzinsicherheitslagerung am Osthafen der Stadt
                                 										Berlin. An dem neuen Osthafen der Stadt Berlin, der einer der größten
                              									Binnenhafenplätze Deutschlands ist, wurde auch ein Lagerplatz für Benzin und andere
                              									feuergefährliche Flüssigkeiten errichtet, den Dr. Th. Rosenthal in der „Chemischen Industrie“ 1914, S. 150 bis 154, näher
                              									beschreibt. Es ist eine größere Anzahl von Tanks mit einem Gesamtfassungsvermögen
                              									von 1 Million Liter vorhanden, die einzeln an Großhändler und Großkonsumenten
                              									vermietet werden. Da das Benzinlager inmitten eines dichtbevölkerten und
                              									verkehrsreichen Stadtviertels liegt, mußten umfassende Sicherheilsmaßnahmen
                              									ergriffen werden. Aus diesem Grunde wurde das Schutzlagerungssystem der Firma Martini & Hüneke gewählt. Hierbei wird bekanntlich
                              									durch die Anwendung von nichtoxydierenden Gasen die Bildung explosibler Gasgemische
                              									verhindert und durch Anwendung von bruchsicheren Leitungen, Ventilen und Apparaturen
                              									ein Austreten der gelagerten Flüssigkeit an beschädigten Stellen unmöglich gemacht.
                              									Zur Verhinderung des Luftzutritts beim Undichtwerden der Rohre und Armaturen sind
                              									Diffusionsverschlüsse vorhanden, und die Behälter sind zur Isolierung gegen
                              									Verrosten, Herantreten von Flammen oder äußere Einwirkungen anderer Art unterirdisch
                              									gelagert. Außer zur Fernhaltung des Luftsauerstoffes dienen die unter geringem Druck
                              									stehenden Schutzgase ferner zur selbsttätigen Förderung der feuergefährlichen
                              									Flüssigkeit aus den Behältern zu den Zapfstellen. Eine Pumpe oder eine andere
                              									Fördervorrichtung ist hierbei also nicht erforderlich.
                           Als Schutzgas dient ein Gemisch aus Stickstoff und Kohlensäure, das in zwei
                              									Generatoren von je 20 m3 stündlicher Leistung
                              									hergestellt wird. Nachdem die Gase gereinigt und gekühlt sind, werden sie auf 8 at
                              									komprimiert und in zwei Hochdruckbehältern von je 4 m3 Inhalt aufgespeichert; ehe das Gas aus den Druckbehältern der Anlage
                              									zuströmt, wird sein Druck durch Reduzierventile auf die Betriebsspannung von ½ at
                              									gebracht.
                           Das Benzinlager besteht aus 36 einzelnen Behältern, die in folgender Weise gruppiert
                              									sind:
                           
                              
                                 Gruppe
                                 I:
                                 6
                                 Behälter
                                 von
                                 je
                                 60000 l
                                 =
                                 360000 l
                                 
                              
                                 „
                                 II:
                                 6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 25000 l
                                 =
                                 150000 l
                                 
                              
                                 „
                                 III:
                                 24
                                 „„
                                 „„
                                 „„
                                 25000 l20000 l
                                 =
                                 130000 l
                                 
                              
                                 „
                                 IV:
                                 6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 20000 l
                                 =
                                 120000 l
                                 
                              
                                 „
                                 V:
                                 6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 20000 l
                                 =
                                 120000 l
                                 
                              
                                 „
                                 VI:
                                 6
                                 „
                                 „
                                 „
                                 20000 l
                                 =
                                 120000 l
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 
                                 1000000 l
                                 
                              
                           Die Behälter sind auf einer mit Betonmauern eingefaßten Betonsohle fest verankert;
                              									die Mauern bilden mit der Sohle einen großen Trog, der das ganze Benzinlager umfaßt. Wenn trotz
                              									aller Vorsichtsmaßregeln einmal ein Transportfaß undicht werden sollte, so wird das
                              									Benzin unterirdischen Sammelbehältern von etwa 5000 l Inhalt zugeführt, aus dem es
                              									von Zeit zu Zeit durch Gasdruck wieder entnommen werden kann. Jeder Lagerbehälter
                              									hat zwei Dome, an denen sämtliche Anschlüsse befestigt sind.
                           Die Füllung der Behälter erfolgt hauptsächlich aus Eisenbahnzysternenwagen. Nur die
                              									sechs großen Behälter von je 60000 l Inhalt können auch aus Tankschiffen gefüllt
                              									werden; hierzu dient eine Zentrifugalpumpe mit elektrischem Antrieb. Dagegen erfolgt
                              									die Entleerung der Eisenbahnwagen durch Heberwirkung, und zwar tritt hierbei das
                              									Schutzgas, das durch das ausfließende Benzin aus den Tanks verdrängt wird, in die
                              									sich entleerenden Wagen ein, so daß diese ebenfalls gesichert werden.
                           Die Zapfvorrichtungen für die Lagertanks sind in verschließbaren eisernen Schränken
                              									in besonderen Zapfhäuschen untergebracht, die in Rollwagenhöhe eine Laderampe zum
                              									Füllen und Verwiegen der Fässer besitzen. Die Leitungen und Zapfstellen sind mit
                              									einer Reihe von Meßapparaten versehen, ferner sind in allen Fülleitungen
                              									Schmutzfänger angebracht.
                           Dr. Sander.
                           ––––––
                           Methode und Apparatur zur Prüfung von Stromwandlern.
                              									Stromwandler werden in Verbindung mi Elektrizitätszählern und Meßinstrumenten häufig
                              									verwendet, wenn man große Ströme messen will, oder wenn bei Hochspannungsapparaten
                              									die gefährliche Hochspannung vom Instrument selbst ferngehalten werden soll. Daher
                              									handelt es sich in den Fällen, wo Stromwandler gebraucht werden, meist um die
                              									Messung sehr großer Leistungen. Aus diesem Grunde werden hohe Anforderungen an ihre
                              									Meßgenauigkeit gestellt. Meßmethoden für die Prüfung der Stromwandler müssen also
                              									die Bedingung erfüllen, sehr genau und zugleich einfach in der Handhabung zu
                              									sein.
                           Schering und Alberti habenArchiv für Elektrotechnik 1914, 7. Heft, S.
                                    											263 bis 274. eine Meßmethode ausgearbeitet, welche die
                              									Meßgenauigkeit der bisher bekannten Methoden erreicht, aber für die Handhabung eine
                              									bedeutende Vereinfachung darstellt. Die Methode beruht auf der Kompensation zweier
                              									elektromotorischen Kräfte mittels eines Wechselstrom-Kompensationsapparates. Als
                              									Nullinstrument wird ein besonders konstruiertes Vibrationsgalvanometer mit einer
                              									nicht sehr spitzen Resonanzkurve verwendet, so daß es auch dann, wenn die Frequenz
                              									um 1 bis 2 v. H. von der Abstimmung abweicht, noch genügend empfindlich ist. Die
                              									Meßanordnung ist aus der Abbildung zu ersehen. Die zu kompensierende Spannung ist
                              									dem Sekundärstrom J2
                              									des Transformators proportional und mit ihm phasengleich. Sie wird von einem
                              									Normalwiderstand N2
                              									entnommen, der in den Sekundärstromkreis des Stromwandlers eingeschaltet ist. Durch
                              									den Kompensationsapparat R fließt ein Hilfsstrom, der
                              									der Größe nach dem Primärstrom J1 proportional ist und durch Abzweigung von
                              									einem vom Primärstrom durchflossenen Normalwiderstsnd N1 erhalten wird. Er erzeugt in einem
                              									einstellbaren Teil r1
                              									des Widerstandes R des Kompensationsapparates einen
                              									Spannungsabfall, der gegen die zu kompensierende sekundäre Spannung geschaltet wird.
                              									In seiner Phase kann der Hilfstrom gegen den Primärstrom durch eine Kombination des
                              									Widerstandes r2 und der
                              									regelbaren Kapazität C verschoben werden, bis der von
                              									ihm hervorgerufene Spannungsabfall mit der zu kompensierenden Spannung und also mit
                              									dem Sekundärstrom phasengleich ist.
                           Die Stufen am einstellbaren Widerstand r1 des Kompensationsapparates sind so gewählt, daß
                              									man bei Anpassung der Normalwiderstände an das Uebersetzungsverhältnis den wahren
                              									Wert des Uebersetzungsverhältnisses direkt oder mit Hilfe einer einfachen Tabelle an
                              									der Kurbelstellung ablesen kann. Ebenso ist die Kombination zwischen dem Widerstände
                              										r2 und der
                              									regelbaren Kapazität C so gewählt, daß die
                              									Kurbelstellung des Kondensators unmittelbar die Abweichung von der 180°-Verschiebung
                              									der beiden Ströme in Minuten anzeigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 329, S. 669
                              
                           Dies ist ein besonderer Vorzug der Methode gegenüber den bisher bekannten. Denn man
                              									kann mit dem geringsten Aufwand rechnerischer Arbeit die meßtechnischen
                              									Eigenschaften eines Stromwandlers mit höchster Genauigkeit messen. Ob sich die
                              									Methode außer im Laboratorium auch im Prüffeld für Massenprüfungen verwenden läßt,
                              									bleibt fraglich.
                           Die Verfasser vergleichen ihre Vibrationsgalvanometermethode, welche nur die
                              									Sinusgrundwelle des Wechselstromes berücksichtigt, mit der einwandfreisten Methode,
                              									der Elektrometermethode, bei der man die Effektivwerte der Ströme der Messung zu
                              									Grunde legt. Es zeigt sich eine außerordentlich gute Uebereinstimmung.
                           Für die Anwendung der Methode wird darauf hingewiesen, daß bei der Anordnung der
                              									Apparate besondere Sorgfalt beobachtet werden muß, um das Vibrationsgalvanometer vor
                              									Streuflüssen oder Ladeströmen zu schützen. Auch muß der Widerstand der Zuleitungen
                              									zum Kompensationsapparat auf der Primärseite berücksichtigt oder verschwindend klein
                              									gemacht werden.
                           Die gesamte Apparatur wird von den Firmen Hartmann &
                                 										Braun und Siemens & Halske hergestellt.
                           Schmiedel.
                           ––––––
                           
                           Hochsee-Motorjacht. Die kürzlich in Deutschland für
                              									österreichische Rechnung erbaute Doppelschrauben-Motorjacht „Fiora“ besitzt
                              									nach Angabe der Zeitschrift „Schiffbau“ 1914, S. 893 bis 896 zwei
                              									Hauptmaschinen der Daimler-Motoren-Baugesellschaft in
                              									Berlin-Marienfelde, die ersten deutschen Dieselmaschinen, welche zum Betrieb einer
                              									Motorjacht Verwendung gefunden haben. Das Schiff hat als größte Länge 32 m, als
                              									größte Breite 5 m, der Tiefgang beträgt 1,7 m, der Brutto-Raumgehalt 105
                              									Reg.-Tonnen. Es besitzt vier wasserdichte Schotten ohne jede Oeffnung und hat
                              									Schonertakelung mit einer Segelfläche von 70 m2.
                           Die zwei Vierzylinder-Dieselmaschinen arbeiten im Viertakt, haben 200 mm
                              									Zylinderdurchmesser und leisten bei 500 Umdrehungen in der Minute 100 PSe. Unmittelbar an jeder Maschine befindet sich ein
                              									Auspufftopf. Von diesem strömen die Abgase zum Schornstein, in dem sich ein
                              									gemeinsamer Schalldämpfer befindet, den die Abgase fast geräuschlos verlassen.
                              									Trotzdem der Schornstein den Gasen und der warmen Luft freien Abzug gewährt, so kann
                              									durch ihn doch kein Regenwasser in den Maschinenraum eindringen. Die Motoren sind
                              									mit der Wellenleitung durch eine ausrückbare Klauenkupplung verbunden. Die
                              									Luftkompressoren werden von den Motoren unmittelbar angetrieben. Der
                              									Brennstoffvorrat reicht bei 10 sm Fahrt für etwa 1600 sm aus. Der Rohölverbrauch
                              									wurde zu 220 bis 230 g für 1 PSe und Stunde
                              									festgestellt. Die Motoren können auch mit Petroleum betrieben werden, was sehr
                              									wichtig ist, da man Rohöl nicht überall erhalten kann. Das Manöverieren mit diesen
                              									Motoren geht gut von statten, mit 200 Umdrehungen in der Minute können sie noch
                              									längere Zeit in Betrieb gehalten werden.
                           W.
                           ––––––
                           Was versteht man unter einem formgerechten Modell? In der
                              									21. Versammlung deutscher Gießereifachlente wies Ingenieur Hegerkamp-Düsseldorf darauf hin, daß die Gießereien, die Kundenguß
                              									herstellen, häufig von dem Besteller Modelle erhalten, die keineswegs einwandfrei
                              									sind. So werden anstatt des ganzen Modelles nur Teilstücke, an Stelle der Formkästen
                              									nur Schablonen eingesandt u. dgl. m. Auch die Ausführung des gelieferten Modelles
                              									läßt oft viel zu wünschen übrig. Die Verjüngung ist bisweilen unrichtig, der Lack
                              									minderwertig oder das Holz nicht fehlerfrei, so daß schon nach wenigen Abgüssen das
                              									Modell zu Bruch geht. Demgegenüber liegt es im Interesse der Gießerei, ein
                              									formgerechtes Modell zu erhalten, das die Herstellung mit dem geringsten Aufwand an
                              									Lohn und Formmaterial ermöglicht. Nur selten wird der Gießereiinhaber gegen den
                              									Besteller vorgehen, da er dessen Kundschaft nicht aufs Spiel setzen will. In den
                              									meisten Fällen wird er die Kosten für Zusammenstellung, Nacharbeiten usw. tragen
                              									müssen. Sogar nach der Durchführung des Gusses können leicht Beanstandungen
                              									auftreten, die sich infolge der Verwendung des minderwertigen Modelles als begründet
                              									erweisen. Dringend erwünscht sind daher grundlegende Regeln für die Herstellung
                              									formgerechter Modelle, wenn auch einer Einigung der Gießereien große Schwierigkeiten
                              									entgegenständen, wie z.B. daß die Maschinenformerei nicht wisse, ob das Modell
                              									für die Durchzugs- oder Wendeformmaschine einzurichten wäre, daß der Kostenaufwand
                              									infolge des nicht tadelfreien Modelles selten richtig festgestellt würde, oder daß
                              									man bei der Kalkulation die Benutzungsanzahl nicht in Betracht zögt. Auch die
                              									scharfen Abnahmebedingungen mancher größeren Besteller und die vom Kunden vielfach
                              									gewünschten nachträglichen Aenderungen bedeuten eine Benachteiligung der
                              									Gießereien.
                           Schmolke.
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                           Triebwagen. Zu den Ausführungen in D. p. J. S. 578 bis 579
                              									d. Bd. sei noch angefügt, daß auch auf den Sächsischen Staatsbahnen Versuchsfahrten
                              									mit Dieselelektrischen Triebwagen ausgeführt werden. Die Triebwagen sind nach
                              									Angaben der Zeitschrift „Elektr. Kraftbetriebe und Bahnen“ 1914 S. 361 von
                              									der Waggonfabrik Rastatt hergestellt. Der
                              									Sechszylinder-Gleichdruckmotor mit einer Leistung von 200 bis 250 PS bei 400 bis 500
                              									Umdrehungen in der Minute stammt von der Firma Gebr.
                                 										Sulzer, Ludwigshafen. Von dem Gleichdruckmotor wird eine unmittelbar
                              									gekuppelte Gleichstrommaschine von 190 PS Leistung angetrieben. Der Antrieb des
                              									Wagens erfolgt durch zwei Triebmotoren von 300 Volt Spannung. Der Wagen hat ein
                              									Gewicht von 70 t und faßt 90 Personen. Als größte Geschwindigkeit können 70 km/Std.
                              									erreicht werden. Für die elektrische Beleuchtung des Wagens ist eine Batterie
                              									vorgesehen, die von der Dynamomaschine geladen wird. Damit die Erschütterungen der
                              									Gleichdruckmaschine nicht auf den Wagen übertragen werden, ist ein besonders
                              									abgefedertes Maschinengestell in dem dreiachsigen Drehgestell des Wagens vorgesehen.
                              									Das erwärmte Kühlwasser der Gleichdruckmaschine wird im Sommer mittels Ventilatoren
                              									rückgekühlt, während es im Winter zur Heizung des Wagens dient. Als Brennstoff ist
                              									Teeröl vorgesehen, das die geringsten Brennstoffkosten ergibt.
                           W.
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                           Kühlanlagen für Wohn- und Arbeitsräume. Die künstliche
                              									Kühlung von Wohn- und Arbeitsräumen hat wegen der hohen Anlage- und Betriebskosten
                              									derartiger Einrichtungen bisher nur eine sehr geringe Verbreitung erlangt. Wie wir
                              									in den vom Deutschen Kälte-Verein herausgegebenen „Bildern aus der deutschen
                                 										Kälteindustrie“ lesen, sind bisher in Deutschland erst zwei derartige
                              									Anlagen ausgeführt worden, und zwar für ein Wohnhaus in Frankfurt a. M. sowie für
                              									das Fernsprechamt in Hamburg. Besonders neuartige Aufgaben waren hierbei nicht zu
                              									lösen, denn die Kühlung der Luft erfolgt hier genau wie bei anderen Kühlanlagen
                              									durch die bekannten Luftkühler, die entweder als direkt wirkende Verdampfer oder als
                              									indirekt wirkende Kühler mit Solefüllung ausgebildet werden können. Hand in Hand mit
                              									der Kühlung muß eine Entfeuchtung der Luft bewirkt werden; hierbei scheiden sich
                              									auch alle Verunreinigungen der Luft, Staub und Mikroben ab und frieren mit dem
                              									Wasser an den Kühlspiralen fest. Um die Luft zu trocknen, muß man sie stark abkühlen
                              									und nachträglich wieder erwärmen. Das Wiedererwärmen kann entweder durch besondere, hinter
                              									den Kühlern aufgestellte Heizkörper oder durch Mischen der stark gekühlten Luft mit
                              									warmer Frischluft erfolgen. Die letztere Methode ist zwar weniger wirksam als die
                              									erste, kommt aber der geringeren Kosten wegen für kleine Anlagen allein in Frage.
                              									Man kann auch die stark gekühlte Luft statt mit warmer Frischluft mit der Raumluft
                              									selbst mischen, hierbei ist jedoch besonders auf die Vermeidung
                              									gesundheitsschädlicher Zugerscheinungen zu achten.
                           Bei der Anlage in dem oben erwähnten Wohnhaus waren vier Zimmer zu kühlen, die eine
                              									Grundfläche von zusammen 77 m2 haben und von denen
                              									je zwei im Erdgeschoß bzw. ersten Stock liegen. Der Ammoniakkompressor ist im Keller
                              									aufgestellt. Das hohle, zylindrische Maschinengestell nimmt eine Grundfläche von nur
                              									0,55 m2 ein und dient zugleich als
                              									Kondensatorgefäß; es trägt den Kompressor senkrechter Bauart, den Oelsammler, die
                              									Druckleitungen, das Regulierventil sowie den vollständigen Verdampferspeiseapparat.
                              									Die aus schmiedeeisernen Rohren geschweißte Kondensatorspirale hat eine äußere
                              									Kühlfläche von etwa 6,5 m2; die Kühlung der
                              									Ammoniakdämpfe erfolgt mit Leitungswasser. Das flüssige Ammoniak gelangt aus dem
                              									Kondensator mit Hilfe eines selbsttätigen Speiseapparates in den Verdampfer und nach
                              									der Verdampfung in den durch einen Elektromotor angetriebenen Kompressor.
                           Die erzeugte Kälte wird durch die Verdampferspirale, die eine Kühlfläche von 6,5 m2 hat, an die Füllung des sie umgebenden
                              									Solekühlers übertragen. Die kalte Sole wird durch eine Kreiselpumpe mit elektrischem
                              									Antrieb dem Luftkühler zugeführt, der über den Kühlräumen im Dachgeschoß
                              									untergebracht ist. Er besteht aus einer Reihe gußeiserner Rippenrohre, die die Wärme
                              									von der über Dach angesaugten Luft an das Salzwasser übertragen. Die Sole wird
                              									hierdurch ein wenig erwärmt und strömt durch die Solerückleitung wieder in den
                              									Verdampfer. Der Luftkühler ist von wirksamen Isolierwänden eingeschlossen, die mit
                              									zwei Oeffnungen für den Lufteinlaß sowie für den nach unten führenden
                              									Kaltluftschacht versehen sind. Außerdem sind in dem Kasten zwei Türen angebracht,
                              									die eine Reinigung der Rippenkörper ermöglichen.
                           In den zu kühlenden Zimmern sind in die Stuckverzierungen der Decken
                              									Luftzuführungskanäle eingebettet, die von dem senkrechten Kaltluftschacht in den
                              									einzelnen Etagen abzweigen. Diese Luftkanäle sind ihrer ganzen Länge nach mit
                              									schmalen, regulierbaren Oeffnungen versehen, durch die die kalte Luft zunächst in
                              									wagerechter Richtung an der Decke des Zimmers entlangströmt, um allmählich
                              									herabzusinken und sich mit der warmen Zimmerluft zu mischen. Jeder der Kanäle ist
                              									durch eine Klappe mit Hilfe eines Kettenzuges leicht zu verschließen. Die
                              									Kühlmaschine sowie die anderen Apparate können ohne weiteres durch das Hauspersonal
                              									bedient werden.
                           Die Anlage im Fernsprechamt Hamburg hatte eine wesentlich andere Aufgabe zu erfüllen,
                              									denn hier kam es weniger auf Kühlung als auf Entfeuchtung der Luft an. Denn in den
                              									zwei Arbeitssälen des Amtes, die zusammen 27000 m3
                              									Luftinhalt haben, sind 1400 Personen beschäftigt; im Sommer herrschte in diesen
                              									Räumen eine solch drückend feuchte Luft, daß wiederholt Ohnmachtsanfälle vorkamen,
                              									ferner beschlugen sich die Apparate mit Feuchtigkeit, was zu Betriebsstörungen Anlaß
                              									gab. Bei der Kühlanlage wurde die Erhaltung einer Lufttemperatur von + 23° und eine
                              									relative Luftfeuchtigkeit von 70 v. H. gefordert. Zur Erzeugung der erforderlichen
                              									70000 Kalorien wurde ein liegender, doppeltwirkender Ammoniakkompressor mit
                              									elektrischem Antrieb aufgestellt, der zur besseren Anpassung an den von der
                              									Jahreszeit und der Witterung abhängigen Kältebedarf mit einer Einrichtung zur
                              									Leistungsreduktion versehen wurde. Die verdichteten Ammoniakdämpfe werden in einem
                              									Berieselungskühler verflüssigt und einem Verdampfer zugeführt, der in einem
                              									Süßwasserkühler eingebaut ist. Das auf 0° bis 1° gekühlte Wasser wird durch eine
                              									Zentrifugalpumpe vier trockenen Luftkühlern zugeführt. Jeder dieser Kühler ist in
                              									eine Luftkammer eingebaut, durch die ein Ventilator stündlich 14000 m3 Luft den Sälen zudrückt. Das auf etwa 5°
                              									erwärmte Wasser strömt aus den Luftkühlern wieder in den Wasserkühler. Im Winter
                              									werden die Luftkühler mit Heizdampf gespeist, sie dienen also als Heizkörper zur
                              									Erwärmung der den Räumen zuzuführenden Luft. Bei der zunehmenden Erkenntnis, daß mit
                              									den wachsenden Ansprüchen an die Leistungsfähigkeit namentlich der geistig
                              									arbeitenden Menschenklasse ein erhöhter Aufwand für ihre Pflege und Schonung Hand in
                              									Hand gehen muß, darf man wohl erwarten, daß in nicht zu ferner Zeit auch in anderen
                              									Betrieben die künstliche Kühlung der Arbeitsräume Anwendung finden wird.
                           Dr. Sander.