| Titel: | Ueber die Aufbereitung von nassen Erzen auf elektromagnetischem Wege. | 
| Autor: | Reinhard Wüster | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 2 | 
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                        Ueber die Aufbereitung von nassen Erzen auf
                           								elektromagnetischem Wege.
                        (Elektromagnetische Naßscheider, System
                           									„Humboldt“.)
                        Von Bergreferendar Reinhard Wüster in
                           									Berlin.
                        WUESTER: Ueber die Aufbereitung von nassen Erzen auf
                           								elektromagnetischem Wege.
                        
                     
                        
                           Inhaltsübersicht.
                           Es ist zunächst ein kurzer Ueberblick über die Entwicklung der
                              									elektromagnetischen Erzscheidung auf trockenem und auf nassem Wege gegeben worden;
                              									sodann folgt eine genaue Beschreibung der der Maschinenbauanstalt Humboldt patentierten „Ring- und
                                    											Herdscheider“.
                           –––––
                           Bis vor verhältnismäßig kurzer Zeit war es nicht möglich oder wenigstens mit
                              									außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden, Mineralien, die annähernd gleiches
                              									spezifisches Gewicht hatten, auf naßmechanischem Wege zu trennen, z.B. Zinkblende
                              									(3,9 bis 4,1) von Spateisenstein (3,7 bis 4,0) oder Wolframit (7,2 bis 7,5), von
                              									Zinnstein (6,7 bis 7,0). Heute finden zur Aufbereitung und Trennung solcher
                              									Mineralien einige Verfahren Anwendung, die sich auf die Verschiedenheiten der
                              									physikalischen oder chemischen Eigenschaften der betreffenden Stoffe gründen.
                           Eins der wichtigsten ist das in den letzten Jahren zu großer Bedeutung gelangte
                              									elektromagnetische Aufbereitungsverfahren. Es beruht auf dem verschiedenen Verhalten
                              									der verschiedenen Stoffe im magnetischen Felde, vorausgesetzt, daß ihre magnetische
                              									Leitfähigkeit oder die Magnetisierbarkeit verschieden ist.
                           Zunächst konnte man nur trockenes Scheidegut separieren; in den letzten Jahren ist es
                              									gelungen, auch nasse Erze in sogenannten Naßscheidern in die verschiedenen
                              									Mineralien zu trennen. Auf solchen elektromagnetischen Naßscheidern lassen sich
                              									heute nicht nur magnetisierbare Stoffe von unmagnetisierbaren, sondern auch
                              									verschieden stark magnetisierbare Stoffe voneinander trennen.
                           Der Grundgedanke der elektromagnetischen Naßerzscheider ist der, daß das
                              									aufzubereitende Gemisch von magnetisierbarem und nicht magnetisierbarem Erz im
                              									Wasserstrom durch ein starkes magnetisches Feld geführt wird, wobei dann der
                              									magnetisierbare Stoff von einemPole herausgezogen und in geeigneter Weise
                              									abgeführt wird.
                           Zum Verständnis der Konstruktionseigenheiten der Naßscheider ist es nötig, einige
                              									Worte über die Entwicklung der Trockenscheider vorauszuschicken.
                           Der Grad der Magnetisierbarkeit der verschiedenen Stoffe ist sehr verschieden. In der
                              									Aufbereitung unterscheidet man zwischen leichtmagnetisierbaren Mineralien (stark
                              									magnetischen Erzen), das sind die Stoffe mit hoher Permeabilität, und
                              									schwermagnetisierbaren Mineralien (schwach magnetischen Erzen), das sind Stoffe mit
                              									geringerer Permeabilität.
                           Leicht magnetisierbare Stoffe sind: Magnesit, Magnetkies, gerösteter Spateisenstein,
                              									gerösteter Kupferkies, gerösteter Schwefelkies, gebrannter Magnesit.
                           Schwer magnetisierbare Stoffe sind: Titaneisen, Wolframit, roher Spateisenstein,
                              									Franklinit, Chromeisenerz, Raseneisenerz, Hämatit – Eisenglanz –, Brauneisenstein,
                              									Buntkupfererz, Malachit, Kupferlasur, Monazit, Manganerze, Pechblende, Hornblende,
                              									Granat, dunkle eisenhaltige Zinkblende, Rhodonit, Dolomit.
                           Im technischen Sinne für unmagnetisierbar gelten: Blei- und Silbererze, eisenfreie
                              									Zinkblende, Zinnstein, roher Schwefelkies, roher Kupferkies, roher Arsenkies, Quarz,
                              									Schwerspat, Kalkspat, Flußspat, eisenfreier Dolomit und Feldspat.
                           Zur Trennung von magnetisierbaren und unmagnetisierbaren Erzen hat man im Anfang
                              									Dauermagnete aus bestem Wolframstahl angewandt. Diesen ist eine große Remanenz des
                              									Magnetismus eigen, und bei ihnen ist die Koerzitivkraft, d.h. die Widerstandskraft
                              									gegen Magnetisierung und Entmagnetisierung am größten. Jedoch ist klar, daß
                              									derartige Dauermagnete, wenn man auch durch zweckentsprechende Hufeisen- oder
                              									Ringform ebenso stark wirkende Felder erhalten kann wie mit Elektromagneten, nur in wenigen Fällen
                              									und nur für ganz besondere Zwecke Anwendung finden können.
                           Mit geraden Magnetstäben kann man eine ähnlich starke Wirkung nicht erzielen, da
                              									diese kein Magnetfeld im technischen Sinne bilden. Man kann mit ihnen nur in
                              									unmittelbare Nähe gebrachte metallische Eisenteilchen anziehen, da sich die
                              									Kraftlinien durch Streuung von Pol zu Pol durch die Luft schließen. Es geht daraus
                              									hervor, daß die zur Scheidung verschiedener Mineralien gebauten Elektromagnete als
                              									Grundform die Hufeisenoder die nicht völlig geschlossene Ringform erhalten müssen,
                              									um das für die hinreichende Magnetisierung der anzuziehenden Stoffe erforderliche
                              									magnetische Feld zu bilden.
                           Das in der Praxis am meisten angewandte Magnetmaterial ist Stahlguß, den man der
                              									einfacheren Formgebung dem ebenfalls sehr geeigneten schwedischen Holzkohleneisen
                              									vorzieht. Auch mit Elektromagneten konnte man zunächst nur stark magnetische
                              									Substanzen von unmagnetischen trennen. Erst die Entwicklung der
                              									Scheiderkonstruktionen hat Mittel und Wege gezeitigt, auch verschieden stark
                              									magnetisierbare Körper voneinander zu trennen.
                           Um die von einem Magneten erzeugten Kraftlinien für die Separation von Erzen in
                              									rationeller Weise nutzbar zu machen, müssen die Magnetpole in eine derartige Form
                              									und Stellung zueinander gebracht werden, daß sie ein wirksames magnetisches Feld
                              									bilden. Hierbei muß auch die Möglichkeit gegeben sein, die zu separierenden Körner
                              									zwischen den Polen durchzuführen oder in ihrer unmittelbaren Nähe
                              									vorbeizuführen.
                           Das Feld ist also der Luftraum, durch welchen die Kraftlinien vom Nordpol zum Südpol
                              									sich schließen. Es ist kein Unterschied zwischen den Wirkungen des Nord- und Südpols
                              									vorhanden. Beide üben auf in ihrer Nähe befindliche Körper gleich starke magnetische
                              									Kräfte aus, ziehen sie also gleich stark an. Diamagnetische Körper lassen die
                              									magnetischen Kraftlinien natürlich unbeeinflußt aus dem Felde herausfallen.
                           Die in das zwischen den Polen befindliche magnetische Feld gebrachten
                              									paramagnetischen Körper werden dort magnetisch induziert unter Bildung eigener Nord-
                              									und Südpole, welche von den entgegengesetzten Polen des Elektromagneten angezogen
                              									werden. Die paramagnetischen Körper bilden mithin die Medien, welche je nach ihrer
                              									Permeabilität von den Kraftlinien mehr oder weniger beeinflußt und infolgedessen mit
                              									größerer oder geringerer Intensität von den entgegengesetzten Polen angezogen
                              									werden. Da nun, wie oben erwähnt, beide Pole bei gleicher Beschaffenheit eine gleich
                              									starke magnetische Anziehung ausüben, so werden die paramagnetischen Substanzen, die
                              									mitten durch das Feld geführt werden, durch die beiderseitige Anziehung der Pole
                              									theoretisch in der Schwebe gehalten. Werden die Körper dem einen oder anderen Pol
                              									genähert, so ist dieser im Stande, die Wirkung des Gegenpoles zu überwinden.
                           Es ergeben sich also folgende Grundsätze für die magnetische Trennung: Erstens kann
                              									man magnetischseparieren, wenn man das Scheidegut an einen Pol näher
                              									heranbringt als an den andern. Zweitens kann eine Separation dadurch stattfinden,
                              									daß man die Pole ganz außerordentlich verschieden stark macht.
                           Es war das Verdienst Wetherills, daß es ihm gelang, durch
                              									Anwendung hochkonzentrierter Magnetfelder auch schwer magnetisierbare Erze
                              									wirtschaftlich zu trennen. Er führte zugeschärfte Magnetpole ein, d.h. er stellte
                              									einen scharfen einem stumpfen Pol gegenüber (sogenannte Schneidepole). Durch das
                              									Zuschärfen des einen Magnetpols wurde bewirkt, daß in diesem eine bedeutende
                              									Kraftlinienkonzentration hervorgerufen wurde. Der obere Schneidepol zieht also
                              									wesentlich stärker an als der untere stumpfe Gegenpol. Infolgedessen werden selbst
                              									sehr schwach magnetische Körper, die in die Nähe dieser Schneidepole gebracht
                              									werden, mit Sicherheit angezogen und von den übrigen Stoffen separiert.
                           Diese Schneidepole zur Erzeugung der hochkonzentrierten magnetischen Felder bilden
                              									die Eigenart der Wetherill-Separatoren
                              									(Kreuzbandscheider) und zum Teil auch der neuen naßmagnetischen Ringscheider.
                           Auch mit den Wetherill – Apparaten konnte man zunächst,
                              									wirtschaftlich, nur trockenes Material verarbeiten; man mußte also, wenn eine
                              									naßmechanische Aufbereitung der Erze voraufging, das zu scheidende Material erst
                              									trocknen. Dadurch wurden aber die Gesamtkosten der Aufbereitung erhöht. Um diese zu
                              									ersparen, versuchte man bald Apparate zu bauen, in denen man naßmechanisch
                              									aufbereitetes Erz naßmagnetisch wirtschaftlich weiter
                              									verarbeiten konnte. Die Hauptschwierigkeit hierbei bildete die Ueberwindung der
                              									Oberflächenspannung des Wassers. Die trockenmagnetische Aufbereitung ist meist
                              									einfacher. Sie erfordert kein Waschwasser und keine Niederschlagsbehälter; die
                              									Scheider sind verhältnismäßig einfach gebaut. Sie ist überall da vorzuziehen, wo
                              									ganz trockenes Erz vorhanden ist, oder wo das Erz vor der magnetischen Aufbereitung
                              									geröstet werden muß, oder endlich, wo es sich um sehr wertvolle Erze handelt, die
                              									ihres Verwachsungscharakters wegen auch noch sehr fein zerkleinert werden müssen.
                              									Andererseits wendet man heute die naßmagnetische Aufbereitung mit Vorteil überall da
                              									an, wo man das Trocknen nach voraufgegangener naßmechanischer Aufbereitung ersparen
                              									will.
                           Mannigfache Versuche haben ergeben, daß es zweckmäßiger und vorteilhafter ist, fein-
                              									und grobkörnige Erze naßmagnetisch nicht nach demselben Separationsprinzip zu
                              									behandeln. Sondern ähnlich wie in der naßmechanischen Aufbereitung für die
                              									Behandlung verschiedener Kornklassen verschiedene Aufbereitungsapparate angewandt
                              									werden (Setzmaschinen, Schüttelherde, Schnellstoßherde und Rundherde), so benutzt
                              									man auch zur Aufbereitung schwermagnetisierbarer Erze auf elektromagnetischem Wege
                              									für die verschiedenen Kornsorten verschiedene Apparate. In der von der Maschinenbau-Anstalt Humboldt entworfenen und
                              									ausgeführten Aufbereitungsanstalt der Grube Rosenberg bei Braubach a. Rh. (A.-G. für
                              									Bergbau, Blei- und Zinkfabrikation zu Stolberg und in Westfalen) ist die erste
                              									größere elektromagnetische Aufbereitungsanlage für 45 t täglich aufgestellt. Es handelt sich um die
                              									Trennung des als Gangart auftretenden Spateisensteins von der Zinkblende, dem
                              									Bleiglanz und der unmagnetisierbaren Gangart der Emser-Erzgänge. Die gröberen
                              									Kornsorten bis 6 mm und darüber werden auf sogenannten Ringscheidern, die feineren
                              									Kornsorten und der Schlamm auf sogenannten Herdscheidern verarbeitet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 3
                              Abb. 1. Magnetischer Naß-Ringscheider, System Humboldt.
                              A Magnetkern, B Fuß, C Arme, D
                                 										Polstück, E Magnetpol, F Stahlgußring, G Magnetspule, H Glocke, J Welle, K
                                 										Antriebswelle, L Abfangkästen, M Rinne, N Speisetrichter, O Kegelteller, P
                                 										Auslauf, Q Schüttelaufgabe, K Zahnkranz, S Stahlstab
                              
                           Bei den heute im magnetischen Aufbereitungswesen angewandten Ringscheidern kam es,
                              									wie oben schon erwähnt, darauf an, nicht nur schwermagnetisierbare Mineralien von
                              									unmagnetisierbaren zu trennen, sondern auch Mineralien verschiedener
                              									Magnetisierfähigkeit voneinander. Zu diesem Zwecke führt man das Scheidegut durch
                              									Magnetfelder von zunehmender Stärke. Man erreicht dies in einfachster Weise dadurch,
                              									daß man dem stumpfen Gegenpol nicht nur einen, sondern mehrere Schneidepole
                              									hintereinander gegenüberstellt. Die verstellbaren Abstände (vgl. w. u.) der
                              									einzelnen Schneidepole verringern sich. Von der letzten, dem Gegenpol am nächsten
                              									stehenden Schneide wird also das am schwersten magnetisierbare Gut noch angezogen,
                              									nachdem die leichter magnetisierbaren Mineralien von den übrigen Schneiden schon
                              									herausgezogen und ausgetragen sind.
                           An Hand der Skizze (Abb. 1 und 1a) sei die Bauart der Humboldtschen Ringscheider
                              									beschrieben. Ein zylindrischer Magnetkern A (Stahlguß),
                              									der auf einem gußeisernen Fuß B ruht, läuft unten in
                              									einzelne Arme C aus, an die verschiebbare Polstücke D angeschraubt sind. Meist sind es 6 oder 10 Arme,
                              									daher „sechs- oder zehnpolige Scheider“. Die Polstücke sind in ihrem oberen
                              									Teil hohl ausgearbeitet, und in den Höhlungen liegen verstellbar die Magnetpole E (Stahlguß). Alle diese Teile sind während des
                              									Betriebes in Ruhe. Ueber den Polen rotiert ein Stahlgußring mit mehreren Schneiden
                              										F.
                           Um den Magnetkern ist eine Magnetspule G
                              									angeordnet. Durch diese wird ein Kraftlinienfluß in dem magnetischen Stromkreis, der
                              									sich aus den oben genannten Teilen zusammensetzt, hervorgerufen. Die Kraftlinien
                              									nehmen also folgenden Verlauf: Magnetkern, rotierender Ring, Schneidepole, stumpfe
                              									Magnetpole, Gleitstücke und Arme des Magnetkerns. In den Schnittflächen des
                              									magnetischen Stromkreises stehen sich also immer entgegengesetzte Magnetpole
                              									gegenüber, zwischen denen Zugkräfte auftreten. Die Zugkräfte, welche zwischen
                              									Magnetschneiden und stumpfen Polen wirken, werden jedoch aufgehoben durch solche,
                              									die zwischen dem rotierenden Ring und dem oberen eigenartig ausgebildeten Teil des
                              									Magnetkerns stattfinden. Es findet also eine magnetische Ausbalancierung des Ringes
                              									statt, die patentamtlich geschützt ist.
                           Magnetisierbare Stoffe, die mittels einer Schüttelaufgabe zwischen Magnetpole und
                              									Schneiden gebracht werden, werden von letzteren angezogen, da durch die größere
                              									Kraftliniendichte der zugeschärften Pole auch die von ihnen bewirkte Anziehung eine
                              									größere ist als die der stumpfen Pole.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 3
                              Abb. 1a. Zehnpoliger Ringscheider
                              
                           Der rotierende Ring hängt an einer gußeisernen Glocke H,
                              									die durch die senkrechte Welle J in Drehung versetzt
                              									wird. Die Welle wird ihrerseits durch Kegelradantrieb im Fuß des Scheiders mittels
                              									einer wagerechten Antriebwelle K angetrieben. Die
                              									Glocke H läuft auf einem Kugellager.
                           Die Schneiden werden natürlich nicht auf ihrem ganzen Umfange gleichmäßig stark
                              									magnetisiert. Die rotierenden Magnetschneiden sind an den Stellen, an denen sie sich jeweils
                              									über den stumpfen Polen befinden, intensiv magnetisch, während sie im übrigen, d.h.
                              									zwischen den Polen, nur einen verhältnismäßig schwachen durch Streuung verursachten
                              									Magnetismus besitzen. Durch die Schneiden werden, immer unter der Voraussetzung, daß
                              									eine Wasserverbindung zwischen Polschneiden und dahinrieselndem Gut vorhanden ist,
                              									die magnetisierbaren Stoffe angezogen und rechtwinklig zur Scheidegutbewegung
                              									ausgetragen (vgl. Abb. 2). Zu beiden Seiten der
                              									Schüttelaufgabe befinden sich schmale Kammern, in welche die umgebogenen Kanten der
                              									Schüttelaufgabe hineinragen, so daß das Material, das etwa von der Schüttelaufgabe
                              									abläuft, in den Kammern aufgefangen wird. Neben diesen schmalen Kammern befinden
                              									sich die Abfangkästen, in die das magnetische, von den Schneiden ausgetragene Gut
                              									durch kleine Wasserstrahlen abgebraust wird. Die erste Schneide des Ringes (in
                              									Richtung der Scheidegutbewegung gerechnet) wird so eingestellt, daß sie weniger
                              									magnetisch ist als die folgenden; ebenso die zweite usw. In Richtung der
                              									Scheidegutbewegung findet also eine Magnetisierungszunahme der Schneiden statt. Die
                              									Abfangkästen L für das ausgetragene Material sind in
                              									mehrere Abteilungen eingeteilt, nämlich für rein magnetisches Gut, Zwischenprodukt
                              									und unmagnetisches Gut. Aus den Abfangkästen werden die betreffenden Produkte durch
                              									Rotgußrohre einer mehrteiligen Rinne M zugeführt; in
                              									den einzelnen Rillen dieser Rinne fließen die Produkte selbsttätig in die
                              									Unterfässer ab.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 4
                              Abb. 2. Schematische Darstellung des Austrags des magnetischen
                                 										Produktes.
                              E Magnetpol, Fa äußerster
                                 										Schneidepol, Q Schüttelaufgabe, L Abfangkasten
                              
                           Die Einstellung der Abstände zwischen stumpfem Pol und Schneidepolen geschieht
                              									folgendermaßen: Da zwischen Magnetschneide und Scheidegut unter allen Umständen eine
                              									Wasserverbindung bestehen muß, so ist es wesentlich, daß der für eine bestimmte
                              									Kornsorte eingestellte Spalt zwischen Magnetschneide und Aufgabeblech nicht geändert
                              									wird. Humboldt verstellt aus diesem Grunde nicht die
                              									Schneiden selbst, sondern durch einfaches Neigen der kippbar angeordneten stumpfen
                              									Pole wird eine Veränderung der Feldstärke hervorgerufen. Der Pol ist so angebracht,
                              									daß die Entfernung zwischen letzter Schneide und Gegenpol immer die gleiche bleibt,
                              									so daß ein Verstellen der Schüttelaufgabe nicht erforderlich ist. Diese Anordnung
                              									bietet weiter den Vorteil, daßdie Magnetisierung der einzelnen Schneiden an
                              									jeder Arbeitsstelle, d.h. an jedem der sechs oder zehn Pole, für sich geregelt
                              									werden kann, und zwar auch während des Betriebes. Aus Abb.
                                 										3 ist ersichtlich, daß durch Verstellen der senkrechten Schraube a, die oben mit einem Auge angreift, das äußere Ende
                              									des stumpfen Poles E den Schneiden genähert oder von
                              									ihnen entfernt werden kann. Eine zweite Schraube b
                              									greift im Innern des Poles an, und ihre Verstellung bewirkt eine feste Verbindung
                              									der Stahlgußstücke D und E. Ferner ist auch noch durch einfache Verstellung des Zapfens c mittels der Schraubenmutter d die Möglichkeit gegeben, nur die Entfernung zwischen Pol und äußerster
                              									Schneide zu ändern.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 4
                              Abb. 3. Schematische Darstellung der Verstellbarkeit des kippbaren Magnetpoles
                                 										beim Humboldt schen Ringscheider
                              
                           Die Zuführung des Materials wird folgendermaßen bewerkstelligt: Ueber jedem Apparat
                              									steht ein zweiteiliger Speisetrichter N (s. Abb. 1). Durch geeignete Zahnradübersetzungen werden
                              									von der Hauptwelle aus unter den beiden Trichteröffnungen zwei Kegelteller O in schnelle Rotation versetzt, Das zu scheidende Erz
                              									wird in einer besonderen Wasserkammer des Trichters mit Wasser versetzt und läuft
                              									auf die Kegelteller. Der Spalt zwischen diesen und dem Trichter ist für die
                              									einzelnen Korngrößen verstellbar. Durch die rasche Drehung des Tellers wird bewirkt,
                              									daß das Scheidegut sehr gleichmäßig in eine der Polzahl entsprechende Anzahl von
                              									Ausläufen P aus Rotguß geschleudert wird. In diesen
                              									fließt es dann auf die Schüttelaufgaben Q herab, deren
                              									Antrieb von besonderem Interesse sein dürfte. An dem rotierenden Ring ist ein
                              									Zahnkranz R aus Stahl befestigt, dessen Zähne natürlich
                              									die gleiche Polarität des Ringes haben. Am unteren Ende der Schüttelaufgabe ist ein
                              									Stahlstab S befestigt mit zwei Zähnen, entsprechend der
                              									Teilung des erwähnten Zahnkranzes. Die Schüttelaufgabe selbst ruht auf
                              									Eschenholzfedern, so daß eine leicht hin- und herschwingende Bewegung der aus Rotguß
                              									bestehenden Schüttelaufgabe möglich ist. Das untere Ende des Stahlstabes befindet
                              									sich in der Nähe des stumpfen Poles, und es findet demnach ein magnetischer
                              									Nebenschluß zwischen Zahnkranz, Stab und Pol statt. Der
                              									Stab wird bei der Rotation des Zahnkranzes in dem Augenblick, wo sich die Zähne des
                              									Zahnkranzes denen des Schüttelaufgabestabes gegenüber befinden, angezogen, jedoch
                              									nicht soweit, daß eine Berührung stattfinden könnte. Der Hub der Schüttelaufgabe
                              									wird nämlich nach innen durch eine an ihr befindliche Pufferschraube begrenzt. Wenn
                              									die Zähne des Zahnkranzes an der Schüttelaufgabe vorbeiwandern, so wird die
                              									Anziehung jedesmal erheblich schwächer, sobald die Zähne des Schüttelaufgabestabes
                              										den Zahnlücken
                              									des Zahnkranzes gegenüberstehen. In diesem Augenblick wird dann die Schüttelaufgabe
                              									durch die Eschenholzfedern zurückgezogen. Sobald nun wieder die Zähne des
                              									Zahnkranzes denen des Stabes gegenüberstehen, beginnt das Spiel von neuem. Es
                              									verdient hervorgehoben zu werden, daß die Schüttelaufgabe angetrieben wird, ohne daß
                              									irgendwelche verbindenden Teile erforderlich wären. Die lediglich durch
                              									magnetisch-periodische Wirkung bewegte Schüttelaufgabe arbeitet sehr gut.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 5
                              Abb. 2a. Zehnpoliger Herdscheider (Patent Humboldt)
                              G Glocke
                              
                           Der Kraftverbrauch der Humboldtschen Ringscheider ist
                              									äußerst gering. So beträgt er z. B, für den mechanischen Antrieb eines zehnpoligen
                              									Ringscheiders ½ PS. Der elektrische Energieverbrauch beträgt ebenfalls etwa ½ PS.
                              									Der Grund für den sehr geringen mechanischen Kraftverbrauch dürfte wohl in der guten
                              									magnetischen Ausbalancierung des Ringes zu suchen sein.
                           Wie schon oben erwähnt, werden die Schlämme auf sogenannten Herdscheidern
                              									verarbeitet, da sie sich denmagnetischen Einwirkungen gegenüber ganz anders
                              									verhalten als körniges Gut. Man hat das in der naßmechanischen Aufbereitung für die
                              									Schlammverarbeitung angewandte Rundherdprinzip mit dem eines Magnetscheiders
                              									verbunden und erhielt so die Herdscheider, deren Bauart in folgendem beschrieben
                              									werden soll (Abb. 2a).
                           Auf einem zylindrischen Magnetkern liegt ein Teller, an dem sechs bis zehn Magnetpole
                              									befestigt sind (sechs- oder zehnpolige Herdscheider). Um das untere Ende des
                              									Magnetkernes liegt eine nach oben offene Glocke G, auf
                              									deren oberen Rand der feingeriffelte Scheidering 5 liegt (vgl. 5 in Abb. 4). Der Teller mit den Magnetpolen, sowie die
                              									Materialaufgabe stehen fest, die Scheideglocke rotiert. Der Magnetkern ist von einer
                              									Magnetspule umgeben, der Kraftlinienfluß nimmt folgenden Verlauf: Magnetkern –
                              									Teller – Magnetpol – Scheidering – Glocke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 5
                              Abb. 4. Schema der Wirkungsweise des Herdscheiders.
                              C Aufgabe, P Magnetpol, R Richtung
                                 										der Rillen, S Scheidering, a Abfangrinne; Der Scheidering ist mit vielen Rillen
                                 										versehen, zwischen denen das unmagnetisierbare Gut in die Abfangrinne abläuft;
                                 										das magnetisierbare Gut bleibt auf den Kanten der Rillen haften und wird hinter
                                 										den Polen abgebraust
                              
                           Die Aufgabe des Materials geschieht wie bei den Ringscheidern. Unter den Magnetpolen
                              									befindet sich eine Rinne. Diese ist beim zehnpoligen Herdscheider z.B. in dreimal
                              									zehn Abteilungen eingeteilt. In die erste Abteilung fließt das unbeeinflußt unter
                              									den Polen hinweggleitende unmagnetisierbare Produkt, während alle magnetisierbaren
                              									Stoffe auf dem rotierenden Scheidering haften bleiben. Durch die Anziehung der Pole
                              									klettern sie an den scharfen „Schneiden“ zwischen den Rillen empor und setzen
                              									sich dort fest. Läßt nun hinter den Magnetpolen die Feldstärke nach, so können
                              									zunächst die weniger magnetischen verwachsenen Teilchen in die zweite Abteilung der
                              									Rinne abgebraust werden. Zum Schluß wird durch weitere stärkere Brausen das am
                              									festesten anhaftende reine magnetische Gut abgespült. Durch geeignet angebrachte
                              									Rohre wird das Material aus den Abteilungen der inneren Rinne, die naturgemäß
                              									mitrotiert, einer äußeren feststehenden Rinne und von da aus den Unterfässern
                              									zugeführt.
                           Der Kraftverbrauch eines solchen zehnpoligen Herdscheiders ist sehr gering. Er
                              									beträgt etwa ½ PS. Ebenso beträgt der elektrische Energieverbrauch ungefähr ½
                              									PS.