| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Eckstein | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 8 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Neuerungen im Streckenausbau in Beton. Seit etwa 15
                              									Jahren findet Beton im Grubenbetriebe allgemeinere Verwendung, namentlich zum Ausbau
                              									solcher Hohlräume, die längere Zeit offen gehalten werden müssen, also von
                              									Schächten, Hauptförderstrecken, Querschlägen und Maschinenkammern. In den weitaus
                              									meisten Fällenkommt Eisenbeton zur Verwendung, da infolge des in den
                              									verschiedensten Richtungen wirkenden Gebirgsdruckes das Ausbaumaterial einen
                              									gewissen Grad von Zugfestigkeit aufweisen muß.
                           Die Vorteile des Betons gegenüber dem Holzausbau liegen in seiner größeren Festigkeit
                              									und Wetterbeständigkeit; auch an Stelle von Mauerwerk ist er in vielen Fällen vorteilhaft zu
                              									verwenden, schon deshalb, weil man zumeist mit geringerer Wandstärke auskommt und
                              									dadurch Kosten für Material und Hereingewinnung des Gebirges spart. Bei Eisenbeton
                              									fällt außerdem seine Biegungsfestigkeit begünstigend ins Gewicht.
                           Weniger vorteilhaft gestaltet sich die Einbringung des Betonausbaues. Bei der
                              									Verwendung eines Lehrgerüstes muß während des Erhärtens das Gerüst den ganzen Druck
                              									des Gebirges aufnehmen. Dieser Uebelstand wird bei Anwendung von Formsteinen etwas
                              									gemildert, doch bleibt immer die Gefahr bestehen, daß starker Gebirgsdruck während
                              									des Abbindens von frischem und altem Beton Störungen hervorruft. Bei beiden Arten
                              									der Ausführung ist es deshalb häufig notwendig, vor dem endgültigen Ausbau in Beton
                              									einen vorläufigen in Holz einzubringen, da der erstere den Arbeiten vor Ort nicht
                              									unmittelbar folgen kann. Man gewinnt in den meisten Fällen das Material des
                              									Holzausbaues zurück, bei ungünstigen Gebirgsverhältnissen wird es aber nicht immer
                              									möglich sein.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 8
                              Abb. 1.
                              
                           Die genannten Nachteile des Betonausbaues sollen durch eine neue Art der Ausführung
                              									beseitigt werden, über welche H. Otten in Nr. 36 der
                              									Zeitschrift „Glückauf“ 1914 berichtet. Der Grundsatz einer fortlaufenden
                              									Auskleidung der Streckenstöße wird dabei verlassen und zu der Art des einfachen
                              									Holzausbaues (Türstockzimmerung) zurückgegriffen. Das Wesen des letzteren besteht
                              									darin, daß in je nach den herrschenden Gebirgsdruckverhältnissen verschieden groß
                              									bemessenen Abständen sogenannte Baue aufgeführt werden. Sie bestehen aus zwei sich
                              									gegenüberstehenden und nach oben einander zugeneigten Stempeln (Türstöcken), auf
                              									welchen ein Träger, die Kappe, ruht. Zu allen Teilen werden feste. Rundhölzer
                              									verwendet, in geeigneter Weise verblattet und von Kappe zu Kappe Halbhölzer in
                              									Richtung der Strecke gelegt, der Verzug. Von Türstock zu Türstock wird ebenfalls
                              									Verzug angebracht, welcher durch Hinterfüllung von Bergestücken und Bruchholz
                              									gehalten wird.
                           An Stelle des Holzes verwendet die obengenannte neue Form des Ausbaues Stempel und
                              									Kappen aus Beton.Bei den ersten Versuchen auf Grube Kronprinz (Saargebiet)
                              									wurden Türstöcke und Kappen ähnlich wie bei der Holzzimmerung verblattet. Sie
                              									widerstanden zwar dem starken Gebirgsdruck ausgezeichnet, aber die scharfkantige
                              									Verblattung wurde zerstört. Man ging deshalb dazu über, die Stempelköpfe abzurunden
                              									und die Kappenenden entsprechend auszukehlen. Um die Reibung von Beton auf Beton zu
                              									vermeiden, wurde eine 3 cm starke Zwischenlage aus Kork eingeführt. Das Bild eines
                              									derartigen Baues ist in Abb. 1 wiedergegeben, welche
                              									die gelenkartige Verbindung von Türstock und Kappe deutlich erkennen läßt.
                           Ein weiterer Fortschrit zeigte sich in der Verwendung von Betonplatten als Verzug an
                              									Stelle der Holzscheite. Die jüngste Ausbildung der Betonstempel und -Kappen ist
                              									aus Abb. 2 ersichtlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 8
                              Abb. 2.
                              
                           Der Fuß des Türstockes ist hier mit einem Eisenschuh a
                              									ausgerüstet, welcher mit einer ebenen Standfläche, die auf einer Seite in eine
                              									Rundung übergeht, auf der Eisenplatte b des
                              									Betonklotzes c ruht. Der Türstockkopf trägt die
                              									Korkschicht d und darüber das Flacheisen e. In entsprechender Weise sind die Enden der Kappe
                              									armiert. Der Verzug besteht auch hier in Betonplatten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 8
                              Abb. 3.
                              
                           Diese Art des Ausbaues hat mit dem bisherigen Betonausbau die große Dauerhaftigkeit,
                              									mit der Türstockzimmerung die hohe Beweglichkeit gemeinsam, er soll im besonderen
                              									der Forderung nach Nachgiebigkeit Rechnung tragen. Nachgiebig ist er in dem
                              									zulässigen Maße gegen Druck aus den verschiedensten Richtungen. Wirkt der Hauptdruck
                              									aus der First, so werden zunächst die Korkschichten zusammengedrückt, wirkt er von der
                              									Seite her, so verschiebt sich der Bau leicht infolge der Gelenkverbindungen und ruht
                              									trotzdem auf dem Betonklotz mit einer Fläche auf. Diese Verschiebungsmöglichkeit ist
                              									in Abb. 3 dargestellt und ist als ein besonderer
                              									Vorteil gegenüber der starren Ausführung der Betonwände anzusehen, bei welchen man
                              									zuweilen die Nachgiebigkeit durch Hinterfüllung von Bruchholz oder durch Einbau von
                              									Holzscheiten zu erhöhen versucht.
                           In Strecken ist die Verwendungsmöglichkeit des Ausbaues in Betonstempeln
                              									und -Kappen unbeschränkt, Der oben bezeichnete vorläufige Ausbau in Holz wird
                              									überflüssig, da die Aufstellung der über Tage hergestellten Betonbaue der Arbeit vor
                              									Ort unmittelbar folgen kann. Die Feuersicherheit erfährt eine erhebliche Steigerung.
                              									Als Nachteile ergeben sich das beträchtliche Gewicht und die damit verbundenen hohen
                              									Kosten für Transport und Aufstellung, bei welcher ein besonderes Hebezeug
                              									erforderlich ist. Die Gesamtkosten stellen sich gegenwärtig um etwa 55 bis 60 v. H.
                              									teurer als bei Holzausbau, welche sich indessen in druckhaftem Gebirge durch größere
                              									Dauerhaftigkeit bezahlt machen.
                           M. Schwahn.
                           
                        
                           Englische Waffen. (Sonderabdruck aus der Zeitschrift
                              										„Sozial-Technik“.) Jeden von uns erfüllt es mit berechtigtem Stolz, daß
                              									es der deutschen Technik vergönnt gewesen ist, in dem gewaltigen Kampf unseres
                              									Volkes gegen die Feinde ringsum eine gewichtige Rolle zu spielen. In den
                              									überragenden Erfolgen unserer schweren Feldartillerie, der Belagerungsartillerie,
                              									der Flugzeuge, Luftschiffe, Unterseeboote ernten wir jetzt auch im Kriege die
                              									Früchte ernster, gewissenhafter Arbeit, die unserer Technik schon im Frieden die
                              									nicht immer neidlose Anerkennung der ganzen Welt errungen hat.
                           Daß Regungen einer sachlichen Kritik deutscher Technik in der feindlichen Tagespresse
                              									und ihrem Anhang zurzeit keinen Raum finden, wird im Hinblick auf ihr zielbewußtes
                              									Gebaren niemand wunder nahmen. Wir haben aber leider feststellen müssen, daß auch
                              									Fachzeitschriften, die wir bisher als vornehme Vertreter ihres Berufes anzusehen
                              									gewohnt waren, der Versuchung nicht haben widerstehen können, den Gegner in
                              									gehässiger Weise anzugreifen und herabzusetzen. Der zweifelhafte Ruhm, in dem
                              									würdelosen Angriff an erster Stelle zu stehen, gebührt unbedingt dem englischen
                              									Weltblatt „The Engineer“. Diese Zeitschrift bringt in einer Reihe von
                              									Aufsätzen in den Nummern vom August und September vorigen Jahres eine Fülle von
                              									Entstellungen, Verdächtigungen und Wünschen, die auch nur andeutungsweise
                              									wiederzugeben, weder Zeit noch Mühe lohnen würde. Wir möchten aber eine Probe des
                              									darin herrschenden Geistes, die bereits anderweitig in deutschen Kreisen gebührende
                              									Würdigung gefunden hat, unsern Lesern nicht vorenthalten. „The Engineer“
                              									schreibt in einem Aufsatz über den „Wettbewerb mit dem deutschen Eisenhandel“
                              									vom 25. September 1914, S. 295, folgendes:
                           
                              „Wir können das Ziel (der Unterbindung des deutschenWettbewerbes) auf einem
                                 										zwar rücksichtslosen, aber sehr einfachen Wege erreichen, nämlich durch
                                 										planmäßige gründliche Vernichtung (deliberate and organisated destruction)
                                 										sämtlicher Anlagen der deutschen Industrie und besonders ihrer Eisen- und
                                 										Stahlwerke. Bei der militärischen Besetzung des Landes müßte man seine
                                 										industriellen Stätten, sobald die Truppen ihrer habhaft werden, zerstören. Wenn
                                 										man sich bei uns und in Frankreich mit diesem Gedanken einer planmäßigen
                                 										Vernichtung erst vertraut machen würde, so würden infolge des Unterganges der
                                 										deutschen Industrie unseren heimischen Werken gewaltige Mengen Kapitales
                                 										zuströmen, und sie hätten von dem Verfahren einen unermeßlichen Nutzen. Durch
                                 										die Behandlung belgischer und französischer Städte und Dörfer haben die
                                 										Deutschen ja die öffentliche Meinung bereits gegen sich gebracht und so zum Teil
                                 										der allgemeinen Gutheißung eines solchen Industriekrieges als eines gerechten
                                 										Vergeltungsmittels vorgearbeitet. (!) Wir selbst wollen uns mit diesem Vorschlag
                                 										nicht in zu schroffer Weise (too rigidly!) einverstanden erklären. Er wird, wie
                                 										wir wissen, von vielen unter uns gebilligt, muß aber vor einer Durchführung
                                 										reiflich überlegt werden.“
                              
                           Also planmäßige Zerstörung der deutschen Werke, um den lästigen deutschen Wettbewerb
                              									aus der Welt zu schaffen, dem das stolze England auf andere Weise nicht beikommen
                              									kann! Wir können diesen Gedanken ohne Zusatz dem Urteil unserer Leser überlassen und
                              									wollen ihn als Zeugnis moderner englischer Geisteskultur für ferne Zeiten festlegen.
                              									Er beweist uns, was wir bisher nicht haben glauben wollen, daß nämlich mit der
                              									Persönlichkeit des gebildeten Engländers der Begriff des „fair play“ nicht
                              									mehr unbedingt verbunden zu sein braucht.
                           Lesen wir aber weiter in der Nummer vom 16. Oktober, daß es an der Zeit sei, mit der
                              									Auffassung mancher Kreise von der hervorragenden Stellung Deutschlands in
                              									wissenschaftlicher und technischer Beziehung aufzuräumen, so kommt uns wieder ein
                              									befreiendes Lachen an. Diese Stimmung wird auch nicht dadurch getrübt, daß die mit
                              									dem „Engineer“ gewöhnlich zusammen genannte Zeitschrift „Engineering“
                              									vom 16. Oktober die deutsche Unterlegenheit auf nahezu sämtlichen Gebieten des
                              									Wissens und Könnens unter anderm damit beweist, daß Kant
                              									und Helmholtz nicht rein deutscher Abstammung gewesen
                              									seien! Wir halten nun die gegenwärtige Zeit für zu ernst, um nach Art von Schulbuben
                              									darüber zu streiten, wer der Klügere sei. Nur das möchten wir im Bewußtsein des
                              									Wertes unserer in jahrhundertlangem Ringen mit widrigen Verhältnissen erworbenen
                              									geistigen Kultur feststellen, daß wir nach wie vor auf die stattliche Reihe geistig
                              									hochstehender Männer mit bester fachlicher und, was kulturell noch höher steht, auch
                              									umfassender allgemeiner Bildung stolz sind, denen auch das Ausland freiwillig seine
                              									Anerkennung zollt. Wir wüßten sonst nicht, wie der überstarke Andrang ausländischer
                              									Studenten nach unseren Hochschulen zu erklären wäre.
                           Es ist ja aber bei der Erörterung solcher umfassender Fragen durch Vertreter der
                              									englischen Durchschnittsbildung immer dasselbe Lied, das durch den Einschlag
                              									gehässigen Uebelwollens wahrlich nicht erquicklicher geworden ist. Seit Lord Palmerston in den vierziger Jahren des vorigen
                              									Jahrhunderts die denkwürdigen Worte sprach, daß „die Deutschen nie seit Beginn
                                 										der Zeiten das Genie hatten, das Weltmeer zu befahren oder auch nur
                                 										Küstengewässer zu durchmessen“, ist die Kenntnis von den Taten der
                              									meerbeherrschenden deutschen Hansa, in der Kinderzeit des englischen Handels, drüben
                              									wohl kaum besser geworden. Und wenn „The Engineer“ noch im Jahre 1910
                              									verkündete, daß die englische Marine vom Bau der Drahtgeschütze nunmehr abgehen
                              									könne, da man jetzt imstande wäre, Stahlblöcke für Mantelrohrgeschütze in genügender
                              									Größe und Güte herzustellen, so übersah dieselbe englische Beschränktheit des
                              									Wissens völlig die weit vorausgeeilte Entwicklung deutscher und amerikanischer
                              									Industrien, ein Versehen, das für jeden deutschen Fachmann mit Recht als beschämend
                              									gegolten hätte.
                           Es steht ja nun außer Zweifel, daß die Ausfälle der englischen Blätter das Ansehen
                              									der deutschen Technik nicht berühren können. Die guten deutschen
                              									Industrieerzeugnisse werden nach wie vor ihren Weg um die Erde machen, wenn zu Lande
                              									und zu Wasser erst wieder geordnete Verhältnisse geschaffen sind. Vielleicht wird
                              									das Verhalten von „The Engineer“ und „Engineering“ sogar etwas
                              									Erfreuliches zur Folge haben. Gerade diese beiden Zeitschriften sind vielfach von
                              									deutschen Industrie- und Schiffbaufirmen mit umfangreichen Unterlagen für
                              									Veröffentlichungen bedacht worden, die oft genug Glanzpunkte in deren Spalten
                              									bildeten. Man sagt, deutschen Blättern wären diese Unterlagen nicht immer so
                              									bereitwillig überlassen worden. Vielleicht tritt in Zukunft hier Aenderung ein, wo
                              									man gesehen hat, in welch widersinniger Weise der Engländer jetzt versucht, die
                              									deutsche Technik in schmählicher Weise herabzusetzen.
                           Zum Schluß möchten wir unsere Leser darauf hinweisen, daß sich neben manchen anderen
                              									Völkern gerade die Engländer auf einem besonders wichtigem Gebiete moderner Kultur,
                              									nämlich auf dem der sozialen Einrichtungen oft genug von Deutschland haben belehren
                              									lassen. Wir erinnern nur an den Besuch von Lloyd George,
                              									der im Jahre 1908 als Schatzkanzler Englands herüber kam, um sich von uns die
                              									Vorbilder für seine eigene soziale Tätigkeit zu holen.
                           Unbegreiflich ist es, daß selbst Engländer, die man zu den ersten ihres Landes zählen
                              									muß und die unser deutsches Geistesleben und unsere Arbeit aus eigener Anschauung
                              									kennen, in den Chor der Verleumdung und der Verleugnung des deutschen Anteils an der
                              									Kultur einstimmen.
                           Es scheint, als ob auch sie aus ihrer Kenntnisnahme deutscher Verhältnisse ein Gefühl
                              									bittersten Neides in sich aufgenommen haben, das jetzt in dem Vorschlag des
                              										„Engineer“ in so gehässiger Weise zum Ausdruck gekommen ist.
                           Dipl.-Ing. Welter.
                           
                        
                           Die Organisation der Kriegshilfe für die Angehörigen der
                                 										technischen Berufsstände war Gegenstandder Beratung in einer
                              									Versammlung von Vertretern der größeren technischen Verbände, die vor einigen Tagen
                              									im neuen Hause des Vereins deutscher Ingenieure zu Berlin stattfand.
                              									Erfreulicherweise konnte auch hier wieder festgestellt werden, daß das deutsche
                              									Wirtschaftsleben dank der außerordentlichen Anpassungsfähigkeit unserer Industrie
                              									dem durch den Krieg verursachten schweren Stoß vollkommen Stand gehalten hat. Nach
                              									den Berichten der vom Verein deutscher Ingenieure organisierten Zentralstelle für
                              									Ingenieurarbeit ist auf einigen Arbeitsgebieten die Nachfrage nach Ingenieuren
                              									größer als das Angebot. Unter den staatlich oder akademisch geprüften jüngeren
                              									Ingenieuren herrscht nur noch wenig Beschäftigungslosigkeit; dagegen ist es noch
                              									immer schwer, für die älteren, namentlich die selbständigen Ingenieure
                              									(Zivilingenieure, Vertreter, Reise-Ingenieure und Patent-Ingenieure) geeignete
                              									Beschäftigung zu finden.
                           Die Zentralstelle, die ihren Sitz im Hause des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin
                              									NW., Sommerstraße 4a, hat, befaßt sich nur mit der Unterbringung stellungsloser
                              									Ingenieure.
                           Von im ganzen eingelaufenen 1700 Stellengesuchen sind zurzeit noch etwa 750
                              									ernsthafte Stellengesuche zu erledigen, von denen allerdings leider eine große
                              									Anzahl bereits eine Notlage erkennen läßt. Bemerkenswert ist, daß nach den
                              									Ermittlungen der Zentralstelle gerade diejenigen Angehörigen der höheren technischen
                              									Berufsstände der Not entgegensehen, die keinem technischen Verbände angehören, ein
                              									Umstand, der um so schwerwiegender ist, als die von den einzelnen Verbänden
                              									gegründeten Kriegshilfskassen naturgemäß in erster Linie den Mitgliedern der
                              									entsprechenden Vereine zugänglich sind. So anerkennenswert es ist, daß den
                              									Kriegshilfskassen der Verbände erhebliche Mittel zugeflossen sind, die von der
                              									Opferwilligkeit der Mitglieder ein ehrendes Zeugnis ablegen, so ist doch weit
                              									wichtiger als die Unterstützung durch Geldmittel die Beschaffung vermehrter
                              									Arbeitsgelegenheit. Die Staatsregierung und die Verwaltungen unserer großen
                              									Industriewerke haben die Bedeutung dahingehender Maßnahmen richtig erkannt. Bei
                              									einigen unserer Stadtverwaltungen ist es schwerer geworden, für die Notwendigkeit
                              									der Vermehrung von Arbeitsgelegenheit Verständnis zu finden. Es steht aber zu
                              									hoffen, daß sich auch in diesen Kreisen die volkswirtschaftlich allein richtige
                              									Erkenntnis Bahn brechen wird, daß wichtiger als die Arbeitslosen-Unterstützung die
                              									Beseitigung der Arbeitslosigkeit selbst ist.
                           In dieser Erkenntnis beschloß die Versammlung, die planmäßige Beschaffung und
                              									Ermittlung geeigneter Arbeitsgelegenheit für die Angehörigen der technischen
                              									Berufsstände weiter auszubauen. Ferner wurde es als notwendig erkannt, für einen
                              									Ausgleich zwischen den einzelnen Arbeitsnachweisen zu sorgen, ohne deren
                              									Selbständigkeit zu beeinträchtigen. Lebhaft zu begrüßen sind auch die Beschlüsse,
                              									die eine innigere Zusammenarbeit der Unterstützungskassen anstreben. Lediglich der
                              									wirklich Bedürftige soll unterstützt werden, und dieser auch nur so weit, als es
                              									unbedingt erforderlich ist. Die Verwaltung des Unterstützungswesens nach einheitlichen
                              									Gesichtspunkten ist eine dringende Forderung der jetzigen Zeit. Grundsätzlich sind
                              									in erster Linie die staatlichen und kommunalen Beihilfen in vollem Umfange zur
                              									Linderung der Not heranzuziehen. Nur wenn diese nicht ausreichen, soll die private
                              									Fürsorge sowohl unserer Industrie wie der Hilfskassen ergänzend eingreifen.
                           Den Abschluß der für die Angehörigen der technischen Berufsstände vorgesehenen
                              									Kriegshilfe bildet die Beschaffung von Unterkunft, Nahrung und Kleidung. Zu diesem
                              									Zwecke hat der Verein deutscher Ingenieure sein altes Vereinshaus zu Berlin in der
                              									Charlottenstraße zur Verfügung gestellt, in dem unter bereitwilligster Hilfe des
                              									Nationalen Frauendienstes und ähnlicher Wohlfahrtsvereine bedürftigen Ingenieuren
                              									und anderen Angehörigen der freien Berufe saubere Wohnung und ein reichliches
                              									Frühstück kostenfrei gewährt werden; ferner ist auf diese Weise die Verbindung mit
                              									anderen Fürsorgeeinrichtungen geschaffen, die sich der in Not Befindlichen durch
                              									Verteilung von Speisemarken, Beschaffung von Kleidung usw. annehmen. Auch hier ist
                              									dafür gesorgt, daß das Heim im Vereinshause nicht etwa ständigen Kostgängern der
                              									Hilfstätigkeit, sondern nur denjenigen offen steht, die bisher in geordneten
                              									Verhältnissen gelebt haben, aus denen nur die Kriegszeit sie verdrängt hat.
                           Betriebskosten von Motorschiffen. Die Angaben über
                              									Betriebskosten solcher Schiffe schwankt sehr, so daß man in den meisten Fällen nicht
                              									einwandfrei feststellen kann, wie groß die Ersparnisse bei der Verwendung von
                              									Motorschiffen gegenüber Dampfschiffen ist. Ueber eine langjährige Erfahrung im
                              									Betriebe von Motorschiffen verfügt die russische Firma Gebrüder Nobel, da sie zuerst den Bau von Dieselmaschinen in Rußland
                              									bereits im Jahre 1898 aufnahm.
                           Die folgende Zusammenstellung enthält die jährlichen Betriebskosten eines
                              									Dampfschleppers („Djuschi“) und eines Motorschleppers („Kalmuk“).
                              									Beide Schiffe sind von derselben Bauart. Die Dampfkessel von „Djuschi“
                              									besitzen Oelfeuerung.
                           Tabelle 1.
                           
                              
                                 
                                 Djuschi
                                 Kalmuk
                                 
                              
                                 Löhne                              MUnterhaltungskosten         „Schmierung      
                                    											                „Beleuchtung und Heizung „Brennstoffkosten        
                                    											       „Sonstige Ausgaben           „
                                 2142094601460940727601680
                                 21000100802100740188001480
                                 
                              
                                 Gesamtausgaben             M
                                 107720
                                 54200
                                 
                              
                           Mit Berücksichtigung einer Verzinsung von 5 v. H. für den Wert der beiden Schiffe
                              									ergibt sich für das Dampfschiff eine Jahresausgabe von 121900 M, für das Motorschiff
                              									von 75 200 M, d.h. das letztere ergibt eine Ersparnis von 38 v. H.
                           Tab. 2 gibt Aufschluß über die jährlichen Betriebskosten von Motortankschiffen dieser
                              									Firma, die den
                           Tabelle 2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 11
                              Erbaut; Schiffsname: Ladefähigkeit;
                                 										Maschinenleistung PS; Maschinenabmessungen; Durchmesser; Hub; Uml. in der
                                 										Minute; Anzahl der Maschinen; Art der Umsteuerung; Bauart der Maschine;
                                 										jährliche Gesamtleistung t/Meilen; jährliche Betriebskosten in M; Löhne;
                                 										Unterhaltung; Schmierung; Licht und Heizung; Brennstoff; Sonstiges;
                                 										Gesamtkosten; Gesamt-Brennstoffverbrauch in t; Baukosten M; Emanuel Nobel; Karl
                                 										Hagelin; Robert Nobel; Zoroaster; Gallilei; durch Schraubenräder und
                                 										Koreiwo-Kupplung; direkt umsteuerbar; 8 Zylinder-Viertaktmaschinen Bauart
                                 										Kolomna; 8 Zyl.-Viertakt-Dieselmaschine, Bauart Nobel; 8
                                 										Zylinder-Viertakt-Dieselmaschinen. Bauart Kolomna
                              
                           
                           Transport von Erdöl auf der Strecke Baku-Astrachan
                              									ausführen. Der Brennstoffpreis für den Betrieb dieser Schiffe kann hierbei zu etwa
                              									40 M die Tonne angenommen werden. [Internal Combustion Engineering 1914, S. 41 bis
                              									44.]
                           W.
                           
                        
                           Die zu einer bestimmten Formänderung erforderliche Kraft
                              									ist in gewissem Maße auch abhängig von der Zeitdauer der Wirkung. Die Stauchung
                              									beispielsweise eines Kupfernietes in der Presse wird eine andere Energiemenge
                              									beanspruchen, als für den gleichen Vorgang unter Benutzung des Fallhammers
                              									erforderlich ist. Um über die Größenordnung, sowie über den Verlauf der Kräfte beim
                              									Arbeitsvorgang Klarheit zu gewinnen, wurden im Festigkeitslaboratorium der techn.
                              									Hochschule Berlin an dem abgebildeten Fallwerk (Abb. 1 und 2) eine Reihe von
                              									Stauchversuchen vorgenommen. Die entsprechenden Werte für langsame Formänderung
                              									waren schon aus Versuchen mit den üblichen Festigkeitsprüfmaschinen bekannt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 12
                              
                           Die Wirkungsweise des Fallwerkes ist aus der Abbildung ersichtlich. Der 56,42 kg
                              									schwere Fallbär wird durch ein Windwerk gehoben und fällt nach Entkupplung aus einer
                              									Höhe von 1,772 m auf den Probekörper. Aus den Verzögerungen, die der Bär nach seinem
                              									Auftreffen auf diesen erleidet, läßt sich der zeitliche Verlauf der Kraft bestimmen.
                              									Da die Zusammendrückung des Materials bzw. der Stauchung aber nur etwa 4 mm beträgt,
                              									war es im Interesse einer größeren Genauigkeit erforderlich, eine Uebersetzung
                              									einzuschalten, die den Hub in vergrößertem Maßstabe anzeigt. In der optisch
                              									wirkenden Einrichtung, die auch zur Aufzeichnung des Weg-Zeit-Schaubildes dient,
                              									wird ein Spiegel von einem Anschlagdes Bären mitgenommen, so daß er eine
                              									Drehung um seine Achse ausführt. Die Verhältnisse sind so gewählt, daß der von ihm
                              									reflektierte Lichtstrahl der Projektionslampe den Arbeitsweg des Bären im Maßstab 1
                              									: 22 auf der Filmtrommel aufzeichnet.
                           Um eine Kurve von günstiger Neigung, also annähernd 45°, zu erhalten, war es nötig,
                              									der Filmtrommel die ungewöhnlich hohe Umfangsgeschwindigkeit von 100 m/Sek. zu
                              									geben. Der mit ihr gekuppelte Motor läuft mit 12000 Umdrehungen. Die Fixierung des
                              									Zeitmaßstabes erfolgt unter Vermittlung eines kleinen Funkeninduktors mit
                              									Stimmgabelunterbrecher, dessen Funken auf den Film projiziert wurden. Die Funkenzahl
                              									ist gleich der Zahl der Stimmgabelschwingungen, die praktisch genau konstant
                              									sind.
                           Mit dieser Einrichtung wurden Probekörper aus Kupfer, Messing, Stahl und Eisen
                              									gestaucht. Sie hatten bei kreisförmigem Querschnitt stets eine Höhe gleich dem
                              									Kreisdurchmesser. Da es zweckmäßig erschien, bei allen Materialien bei etwa gleicher
                              									Bruttoarbeit die ungefähr gleiche Zusammendrückung zu erzeugen, so standen die
                              									Abmessungen der Normalzylinder im umgekehrten Verhältnis zueinander, wie die
                              									Materialhärten.
                           Der Normalzylinder aus Kupfer hatte die Abmessung von Höhe-Durchmesser = 30 mm; für
                              									Messing, Stahl und Nieteisen betrug diese 25, 18 und 20 mm.
                           Die gefundenen Schaulinien zeigen, daß bei den untersuchten Metallen mit Ausnahme des
                              									Messings die Schlagleistung für die gleiche Wirkung bis zu etwa 20 v. H. größer sein
                              									muß, als die Druckleistung. In der Reihenfolge: Kupfer, Messing, Stahl, Eisen ist
                              									das Verhältnis zwischen Schlag- zu Druckarbeit wie 1 : 0,9 bzw. 1 : 1,03 bzw. 1 :
                              									0,84 bzw. 1 : 0,81.
                           Wurden die Probekörper gleich nach der Schlagstauchung einer weiteren Druckstauchung
                              									unterworfen, so zeigte die hierbei gewonnene Kurve eine regelmäßige Fortsetzung der
                              									vorherigen. Bei Nieteisen nimmt dagegen die Härte in sehr bemerkenswertem Maße zu,
                              									wenn die Körper nach der ersten Stauchung einige Tage ruhen gelassen werden. Ob die
                              									Stauchung durch Druck oder Schlag erfolgte, ist dabei gleichgültig. [H. Seehase, Werkstattstechnik 1914. Heft 16.]
                           Rich. Müller.
                           
                        
                           Die Bewertung des gekühlten und des ungekühlten
                                 										Turbokompressors. Beim Turbokompressor wird durch einen Elektromotor oder
                              									eine Dampfturbine ein Laufrad in Umdrehung versetzt und dadurch ein angesogenes
                              									Medium (Luft, Gas oder Dampf) auf einen höheren Druck gebracht. Er zeigt somit eine
                              									gewisse Aehnlichkeit mit dem Ventilator. Doch tritt bei diesem die Druckerhöhung
                              									zurück. Wert wird vor allem auf die Förderung gelegt. Die Erzeugung hoher
                              									Druckunterschiede durch eine drehende Bewegung war erst möglich, als man die
                              									Schwierigkeiten eines Betriebes mit der erforderlichen hohen Drehzahl zu überwinden
                              									vermochte. Durch Hintereinanderschalten mehrerer Räder ist man imstande, die
                              									Druckerhöhung noch zu steigern.
                           
                           
                              
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 13
                              Abb. 1.
                              
                           Abb. 1 stellt einen vielstufigen Hochdruckkompressor
                              									dar. Naturgemäß wird sich bei dieser Bauart, zu welcher Rateau die erste Anregung gab, die Temperatururerhöhung infolge
                              									Verdichtung und Reibung besonders stark bemerkbar machen. Man versucht daher
                              									vielfach, dem zu verdichtenden Medium, als welches Luft angenommen werde, diese
                              									Wärme zu entziehen, indem man Kühlwasser durch die hohlen Leitvorrichtungen fließen
                              									läßt. Da der Wärmedurchgang durch eine Wand proportional dem Temperaturunterschied
                              									ist, wirkt diese Kühlung am meisten in den Hochdruckstufen. Die Zustandsänderung der
                              									Luft hängt somit ab von der Temperaturzunahme infolge der inneren Widerstände und
                              									der Wärmeabgabe an das Kühlwasser. Infolgedessen wird sie anfangs annähernd
                              									adiabatisch, zum Schluß nahezu isothermisch verlaufen. Zur Bewertung des gekühlten
                              									und ungekühlten Vorganges diene das Entropie-Temperatur-Diagramm. Für den
                              									thermo-dynamischen Wirkungsgrad des nichtgekühlten Kompressors ergibt sich der
                              									Ausdruck \eta=\frac{A\,L'}{A\,L}, wobei L' die Arbeit beim adiabatischen, L die
                              									tatsächlich erforderliche Arbeit, A das mechanische
                              									Wärmeäquivalent bedeuten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 13
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 13
                              Abb. 3.
                              
                           Die Zugrundelegung der Adiabate als Vergleichskurve geschieht
                              									deswegen, weil beim verlustlosen Prozeß die Entropie unverändert bleiben würde. Im
                              									S. T.-Diagramm (Abb. 2) wird AL' durch die Fläche E1A'2O1P dargestellt. Die
                              									sich tatsächlich ergebende KompressionskurveA1A2 zeigt infolge der Entropievergrößerung dureh
                              									innere Widerstände gegenüber der senkrechten Adiabate eine Abweichung nach rechts
                              									aufwärts. AL ist somit gleich der Fläche E2A2O1P. Die Widerstandsarbeit ist geringer als der
                              									Energieverlust im Wärmemaß. Dieser entspricht der Fläche E1A'2A2E2, während jene durch die Fläche A1A2E2E1 dargestellt
                              									wird.
                           Um den Wirkungsgrad des gekühlten Kompressors festzustellen, legt man in der Praxis
                              									mit ausreichender Genauigkeit eine Isotherme als Vergleichskurve zu Grunde. Es müßte
                              									aber eine ganz bestimmte Wärmeabfuhr Qisoth. erfolgen, wenn wirklich isothermische
                              									Kompression eintreten sollte. Sobald die tatsächlich abgeleitete Wärme Q größer als Qisoth. ist, was als die Regel durch Versuche
                              									festgestellt wurde, wird die Vergleichskurve eine Polytrope mit einem Exponenten n < 1. Die Berechnung dieses Exponenten gibt
                              									Dr.-Ing. G. Zerkowitz in seinem Werk „Thermodynamik
                                 										der Turbomaschinen“ (1913 bei R. Oldenbourg) an. Der Wirkungsgrad ist
                              										=\frac{A\,L'_{\mbox{k}}}{A\,L_{\mbox{k}}}, wobei ALk die tatsächlich
                              									erforderliche Arbeit, AL'k die Arbeit bei Kompression nach der Polytrope darstellen. Im S.
                              									T.-Diagramm (Abb. 3) ist A1Ak die wirkliche Kompressionskurve. Trotz der Kühlung
                              									verläuft sie zuerst über der Adiabate, um sich zum Schluß der Isotherme zu nähern.
                              										A1A'k ist die
                              									Vergleichskurve. Nun gelten für Gase die Gleichungen ALk
                              									= cp . (Tk – T1) + Q bzw. AL'k
                              									= cp . (T'k
                              									– T1) + Q, in welchen cp die spezifische Wärme bei gleichem Druck, T die durch die Indizes gekennzeichneten Temperaturen
                              									bedeuten. Im Diagramm stellt Fläche OO'kA'kP den Summanden cp(T'k
                              									– T1) dar, während O'kO1A1A'k der Wärmemenge Q entspricht. Die Summe beider Flächen ist somit gleich
                              									der Arbeit für verlustfreie Kompression AL'k. Der Mehrbedarf an Arbeit im wirklichen Prozeß ist
                              									gleich ALk
                              									– AL'k = cp (Tk – T'k) und wird durch die
                              									Fläche O'kOkAkA'k abgebildet. Die
                              									Arbeit des ungekühlten verlustlosen Vorganges gibt die Fläche OO1A'2P an. Der Gewinn infolge der Kühlung ist durch die
                              									Fläche A1A'2A'k gegeben. Es ist
                              									somit eine ganz bedeutende Herabsetzung der Betriebsarbeit eingetreten. Die
                              									auffallende Tatsache, daß die Entropie der Luft am Ende des Prozesses geringer als
                              									an dessen Anfang ist, widerspricht nicht den Grundlehren der Thermodynamik, da
                              									während des Vorganges die Außenluft und das Kühlwasser eine Entropiezunahme erfahren
                              									haben.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Kesselreinigung durch Sandstrahl. Lokomotiven sind
                              									gezwungen, Speisewasser der verschiedensten Herkunft und Zusammensetzung zu nehmen.
                              									Bei großen Lokomotivstationen läßt sich eine Entschlammung und Enthärtung des
                              									Speisewassers nicht immer durchführen. Der Lokomotivkessel zeigt sich daher nach
                              									längerer Betriebsdauer mehr oder weniger mit Kesselstein bedeckt.
                           Die Siederohre werden bei der Untersuchung herausgenommen und besonders gereinigt.
                              									Die Reinigung der Kesselwandung geschieht dann mit Pickhämmern oder Preßlufthämmern.
                              									Die Reinigung eines solchen Kessels dauert etwa vier Tage und ist für den Arbeiter
                              									sehr anstrengend. Außerdem können bei der Reinigung mittels Hämmer die Kesselbleche
                              									nicht unerheblich beschädigt werden. Diese Mängel werden vermieden, wenn die
                              									Kesselreinigung mittels Sandstrahles geschieht. Nach mehrjähriger Erfahrung scheint
                              									sich dieses Verfahren als ein wesentlicher Fortschritt in der Instandhaltung der
                              									Lokomotivkessel zu erweisen.
                           Der Grundgedanke des Verfahrens besteht darin, daß in einem sich drehenden und
                              									gleichzeitig sich vorwärtsbewegenden Rohre, das durch zwei entsprechende
                              									Siederohrlöcher in der Rauchkammer und Feuerbuchsrohrwand hindurchgesteckt wird, ein
                              									Sandstrahl hindurchströmt, der mittels Rohrkrümmer und Düse gegen die Kesselwand
                              									geschleudert wird. Der zu Staub zerschlagene Kesselstein wird dann aus dem Kesseldom
                              									abgesaugt und in einem Staubsammler niedergeschlagen. Der Sand dagegen bleibt am
                              									Kesselboden liegen und kann dann noch mehrmals verwendet werden. Das Reinigen eines
                              									4,8 m langen Kessels dauert etwa eine Stunde, bei der Reinigung mittels
                              									Preßlufthämmer wird dagegen etwa 14 Stunden lang Luft verbraucht. Bei richtiger
                              									Einstellung der Düse des Sandstrahlgebläses von der Kesselwand und der richtigen
                              									Drehgeschwindigkeit der Düse, die sich nach Härte und Stärke des Kesselsteins
                              									richtet, wird der Kesselstein völlig entfernt. Das Kesselblech wird dabei sehr
                              									geschont, die Walzhaut des Kesselbleches mit ihrer bläulichen Färbung ist dann
                              									wiederum wie bei einem neuen Blech sichtbar. Rostnarben werden durch den Sandstrahl
                              									ebenfalls sauber ausgeblasen, so daß deren Größe leicht bestimmt werden kann.
                              									[Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1914, S. 84 bis 85.]
                           W.
                           
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 14
                              
                              
                           Wellblechvernietungen und ihre Berechnung werden von
                              									Dr.-Ing. Nitzsche in Heft 46 der Z. d. V. d. I.
                              									besprochen. Wellblech findet besonders Verwendung bei bogenförmigen Dächern. Während
                              									die „Stoßfugen“ (s. Abb. 1 und 2), die gewöhnlich als einfacheUeberlappungsnietungen nach Abb. 3 ausgeführt werden, hauptsächlich zur Dichtung
                              									dienen und wesentliche Kräfte nicht übertragen sollen, haben die Nietungen der
                              										„Lagerfugen“ Biegungsmomente und Längskräfte aufzunehmen. Die Nietung
                              									erfolgt hier meistens nur im Wellenberg, nur bei größeren Bauten wird außerdem noch
                              									im Wellental genietet. Die Stöße werden nur übereinandergelegt (überlappt), nicht
                              									mit Laschen verbunden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 14
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 14
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 14
                              Abb. 5.
                              
                           Bei Nietung oben und unten folgt die Berechnung der Niete aus der Beanspruchung,
                              									diese nach Abb. 4 für die obere und die untere
                              									Nietreihe als je
                              										P=\frac{N}{2}\,\pm\,P^1=\frac{N}{2}\,\pm\,\frac{M}{h}. Findet
                              									die Nietung nur oben statt, so könnte die gleiche Formel angewendet werden, wenn
                              									durch die Nietung die Bleche auch im Wellental so stark aufeinander gepreßt würden,
                              									daß die auftretende Reibung gewissermaßen die untere Nietung ersetzt. Tritt hier
                              									eine nennenswerte Reibung nicht auf, so ergibt sich der andere Grenzfall, daß
                              									nämlich, das Biegungsmoment nicht mehr durch ein Kräftepaar mit Kräften quer zu den
                              									Nieten ersetzt werden kann, sondern daß nach Abb. 5
                              									die Niete auf Zug beansprucht werden. Die Lage der rechten Kraft Pv ist durch das letzte
                              									Niet gegeben, der Abstand x und damit die Größe der
                              									Kräfte Pv ist abhängig
                              									von der Steifigkeit der Bleche und kann theoretisch zwischen x = a und x = 0 liegen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 14
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 14
                              Abb. 7.
                              
                           Für die wirklichen Verhältnisse kann man mit
                              										x=\frac{1}{2}\,l bis x=\frac{2}{3}\,l
                              									rechnen. Mit Rücksicht auf die Zugbeanspruchung der Niete erscheint die Nietung nur
                              									auf dem Wellenberg nicht genügend.
                           
                           Für Knutson-Bleche, d.h. Wellbleche, deren Wellen die Form nach Abb. 6 und 7 haben,
                              									gelten die gleichen Ueberlegungen. Durch Nietung in der neutralen Achse (bei a) können die Längskräfte aufgenommen werden, ohne daß
                              									hier Zugbeanspruchungen der Niete auftreten.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Ueber die Rollschwingungen der Schiffe und ihre Beziehungen zur
                                 										Stabilität. (Zivilingenieur Ludwig Benjamin, Hamburg, auf der XVI.
                              									Hauptversammlung der Schiffbautechnischen Gesellschaft.) Zu den wichtigsten
                              									Anforderungen, welche man mit Bezug auf gute Seeeigenschaften an die Schiffe zu
                              									stellen hat, gehört nächst einer hinreichenden Stabilität diejenige, daß kein
                              									übermäßiges Rollen im Seegange stattfinden solle. Wenn es auch Mittel gibt, um einem
                              									übermäßigen Rollen entgegenzuwirken, wie z.B. die Anbringung von Schlingerkielen
                              									oder die Anwendung von Frahmschen Schlingertanks, so
                              									können letztere doch nur für eine kleinere Zahl von Schiffen in Betracht kommen,
                              									während die Wirksamkeit der ersteren unter Umständen nur eine sehr beschränkte ist.
                              									Es muß deshalb die Aufgabe der Schiffskonstrukteure bleiben, die Schiffe so zu
                              									gestalten, daß sie unter den verschiedenen Beladungszuständen, für die sie bestimmt
                              									sind, nicht nur genügend stabil, sondern auch möglichst frei von starken
                              									Schlingerbewegungen sind. Diese Aufgabe kann nur gelöst werden, wenn man eine genaue
                              									Kenntnis der Schwingungsvorgänge besitzt, welche das Schlingern verursachen. An der
                              									Hand von angestellten Versuchen und von eingehenden mathematischen Entwicklungen
                              									zeigte der Vortragende, daß uns eine solche Kenntnis bis jetzt fehlt, und daß die
                              										Bougersche Formel, die heute allgemein benutzt wird,
                              									und die seit 150 Jahren besteht, unrichtig sein muß. Im besonderen scheint die
                              									Ansicht allgemein verbreitet zu sein, daß ein großes Maß von Stabilität immer ein
                              									stark rollendes Schiff erzeuge, und daß man das starke Rollen am besten dadurch
                              									bekämpfen könne, daß man die Stabilität nicht zu groß werden lasse. Man nimmt also
                              									an, daß die Stabilität und die Tendenz zum Rollen in direkter Abhängigkeit
                              									voneinander stehen. Die Untersuchungen des Vortragenden lassen aber erkennen, daß
                              									diese Ansicht in solcher Allgemeinheit nicht richtig sein kann, und daß es deshalb
                              									unter Umständen gefährlich sein muß, Schlußfolgerungen aus ihr zu ziehen. Bei der
                              									großen Wichtigkeit der Frage hält der Vortragende es für notwendig, sie zur
                              									Besprechung zu stellen und zunächst die Irrtümer, die der jetzigen Behandlung
                              									zugrunde liegen, richtigzustellen. Es ist vorläufig noch nicht möglich, Positives an
                              									die Stelle des für unrichtig Erklärten zu setzen, da dies erst geschehen kann,
                              									nachdem umfangreiche Versuche nach einer ganz neuen Richtung hin unternommen sein
                              									werden.
                           Plohn.
                           
                        
                           Bestrebungen zur Vereinfachung des Dampfmaschinenbaues.
                              									(Fabrikbesitzer Karl Schmid, Landsberg a. W., auf der XVI. Hauptversammlung
                              									derSchiffbautechnischen Gesellschaft.) Der Vortragende sucht an der Hand von
                              									Patentschriften, Diagrammen und sonstigem Material nachzuweisen, daß die Erfindung
                              									des heute als „Gleichstrom“ bekannten Arbeitsverfahrens von ihm bereits 1902
                              									(d.h. volle fünf Jahre vor Professor Stumpf) gemacht sei.
                              									Durch graphische Darstellungen wärmetechnischer Art, besonders aber durch eine sehr
                              									anschauliche Gegenüberstellung der verschiedenen Dampfmaschinensysteme mit
                              									entsprechenden Wasserradkonstruktionen verstand der Vortragende die thermischen und
                              									mechanischen Vorzüge der Gleichstromdampfmaschine verständlich zu machen. Die
                              									Betrachtungen führten zu dem Ergebnis, daß die jetzigen
                              									Mehrzylinder-Expansionsmaschinen unter Ausnutzung aller Vorteile einen
                              									Gesamtwirkungsgrad von 14 bis 15 v. H. nicht überschreiten dürften, eine weitere
                              									Steigerung der Spannung und der Temperatur hieran nichts zu ändern vermöge. Dagegen
                              									dürfte in der Gleichstrommaschine unter Ausnutzung eben dieser, von der
                              									Kesselindustrie beherrschten höheren Spannungen und Temperaturen ein
                              									Gesamtwirkungsgrad von 21 bis 22 v. H. erreichbar sein, d.h. gegenüber dem
                              									bisherigen würde eine um 50 v. H. verbesserte Brennmaterialienausnutzung erreichbar
                              									sein. Aber auch an den Maschinenfabrikanten wandten sich die Ausführungen. Nach dem
                              									Vortragenden sei die ungünstige Lage des Dampfmaschinenbaues in erster Linie dadurch
                              									verschuldet, daß zehn Dampfmaschinenfabriken je 20 bis 30 verschiedene Typen
                              									herausbringen, so daß an eine intensive Ausnutzung der Zeichnungen und Modelle gar
                              									nicht zu denken sei. Der Dieselmotorenbau habe gezeigt, wie ein von Grundaus
                              									durchkonstruierter Einheitstyp das Feld beherrsche. Nach Art des Dieselmotorenbaues
                              									müsse der Dampfmaschinenbau vereinfacht werden, es sei unter Benutzung von nur sechs
                              									Satz Konstruktionszeichnungen und Modellen möglich, 24 verschiedene Maschinengrößen
                              									von 20 bis 3000 PS herzustellen. Des weiteren wurden die sich ergebenden
                              									Fabrikationsvorteile in ihren letzten Konsequenzen berührt. Der Vortragende kam zu
                              									dem Schlusse, daß die Vereinfachung der Kolbendampfmaschine und deren bessere
                              									Anpassung an die in den letzten Jahren mehr und mehr zur Einführung kommenden hohen
                              									Spannungen und Ueberhitzungstemperaturen, endlich aber die Herstellung der
                              									Einzelteile als Massenartikel bezüglich der Betriebskosten, des Herstellungspreises
                              									und der Lieferzeit eine Verbesserung um annähernd 50 v. H. ermöglichen müsse. – In
                              									der Diskussion erhebt Professor Stumpf Einspruch gegen
                              									die obige Behauptung des Vortragenden.
                           Plohn.
                           
                        
                           Die neuere Entwicklung des Föttinger-Transformators. Nach
                              									einem Vortrage, den Prof. Föttinger bei der letztjährigen
                              									Sommerversammlung der Institution of Naval Architects über die Fortschritte des von
                              									ihm entworfenen hydraulischen Uebersetzungsgetriebes hielt, befinden sich zurzeit
                              									nicht weniger als 21 Kriegsschiffe mit Turbo-Transformatoren im Bau, die eine
                              									Gesamtleistung von etwa 200000 WPS verkörpern. Die wesentlichsten Vorzüge des Transformators,
                              									die bei Verwendung für den Schiffsantrieb in Anspruch genommen werden, sind:
                           
                              1. Erhöhung der Geschwindigkeit und Wirtschaftlichkeit unter
                                 										allen Betriebsverhältnissen,
                              2. Vergrößerung der Leistungseinheit des einzelnen
                                 										Maschinensatzes,
                              3. Höhere Annehmlichkeit des Aufenthaltes an Bord infolge des
                                 										Wegfalles unangenehmer Schwingungserscheinungen und Geräusche,
                              4. Verminderung einer etwaigen Kollisionsgefahr infolge der
                                 										wesentlich erhöhten Manöverierfähigkeit,
                              5. Vergrößerung der Betriebssicherheit der Maschinenanlage
                                 										infolge der gleichbleibenden Drehrichtung der Turbinen.
                              
                           Den Vorteil möglicher Erhöhung von Geschwindigkeit und Wirtschaftlichkeit, zu der der
                              										Föttinger-Transformator die Hand bietet, teilt er im
                              									wesentlichen auch mit anderen indirekt wirkenden Antriebsarten, die bisher für
                              									Bordzwecke Verwendung gefunden haben, dem Turbinenantrieb mit Rädergetriebe und dem
                              									turbo-elektrischen Antrieb. Im Hinblick hierauf sind die in dem Vortrage gemachten
                              									Angaben über die Größe der vom Transformator aufzunehmenden Leistung, die Grenzen
                              									des praktisch zu verwirklichenden Uebersetzungsverhältnisses und die Höhe des
                              									erreichbaren Wirkungsgrades von Interesse. Gemessen an den bisher für Bordzwecke in
                              									Frage kommenden Leistungen ist für die Bemessung der Leistungsgröße des einzelnen
                              									Getriebesatzes keine obere Grenze gegeben. Die beiden größten jetzt im Bau
                              									befindlichen Transformatoren übertragen eine Leistung von je 25000 PS. Die Lieferung
                              									von Getrieben für die Aufnahme der doppelten Leistung bietet praktisch keine
                              									besonderen Schwierigkeiten. Die Höhe des Uebersetzungsverhältnisses ist beim
                              									Transformator bekanntlich im Vergleich zum Rädergetriebe relativ beschränkt. Als
                              									obere Grenze ist etwa ein Verhältnis von 10:1 bei dreistufiger Ausbildung
                              									anzunehmen. Bei der zwei- und einstufigen Bauart, für die bereits eine ganze Reihe
                              									von Ausführungsbeispielen vorliegen, liegen die Grenzen des
                              									Uebersetzungsverhältnisses etwa bei 7,5 : 1 bzw. 6 : 1.
                           Der Punkt, der zumeist als Hauptargument gegen den Transformator in die Wagschale
                              									geworfen wird, ist die Höhe des erreichbaren Wirkungsgrades. Föttinger nimmt für sein Getriebe einen Wirkungsgrad von mehr als 90 v.
                              									H., unter besonders günstigen Verhältnissen bis zu 94 v. H. in Anspruch. Der
                              									Transformator übertrifft damit wirtschaftlich das elektrische Zwischengetriebe und
                              									steht gegen das Rädergetriebe unter Annahme gleicher Dampfverhältnisse der
                              									Antriebsturbinen um wenig mehr als 5 v. H. zurück. Das letztere Zahlenverhältnis
                              									gilt indessen nur für die Vorwärtsfahrt. Bei der Rückwärtsfahrt steht die
                              									Turbo-Transformatoranlage weitaus günstiger da als die Turbinenanlage mit
                              									Rädergetriebe, nicht nur hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit, sondern auch ihrer
                              									Betriebssicherheit und Manöverierfähigkeit. Einmal ist die zur Verfügung stehende
                              									Rückwärtsleistung rund 100 v. H. höher, sodann ist natürlich auch die
                              									wirtschaftliche Ausnutzung des Dampfes in der stets im gleichenDrehsinne
                              									laufenden Transformatorturbine, die auch bei der Rückwärtsfahrt unter den gleichen
                              									Belastungsverhältnissen arbeitet wie bei der Vorwärtsfahrt, erheblich besser als bei
                              									der nur für eine beschränkte Rückwärtsleistung bemessenen Turbinenanlage mit
                              									Rädergetriebe. Die Rücksicht auf möglichste Einfachheit und Betriebssicherheit wie
                              									auf weitgehende Beschränkung der Leerlaufsverluste macht hier die Rückwärtsturbine
                              									zu einem wärmewirtschaftlich nicht gerade vollwertigen Bestandteil der ganzen
                              									Anlage. Daß der Transformator den Einbau einer Rückwärtsturbine entbehrlich macht,
                              									ist somit ein nicht zu unterschätzender Vorzug. Er gewinnt dadurch noch wesentlich
                              									an Bedeutung, daß der gleichbleibende Drehsinn der Antriebsturbine nicht nur die
                              									Gefahr etwaiger Schaufelhavarien erheblich verringert, sondern auch zwanglos zur
                              									Verwendung hoch überhitzten Dampfes die Hand bietet. Dampftemperaturen bis zu 350°
                              									sind heute bei ortfesten Turbinenanlagen durchaus nichts Ungewöhnliches, Sie werden
                              									auch bei Transformatorturbinen ohne Betriebsgefahr Verwendung finden dürfen. Der
                              									Wegfall der Rückwärtsturbine bedingt schließlich einen nicht unbeträchtlichen Gewinn
                              									durch die Verringerung des Gewichts- und Platzbedarfes wie der Anlagekosten.
                           Als interessantes Beispiel der vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten des
                              									Transformators wurde ein Föttinger-Getriebe von 500 bis
                              									600 PS beschrieben, das für einen Zerstörer der japanischen Marine bestimmt ist. Das
                              									Schiff hat die übliche, direktwirkende Turbinenanlage, besitzt jedoch außerdem auf
                              									jeder der beiden Wellen eine lösbar gekuppelte, nicht umsteuerbare Marschölmaschine,
                              									die mit Hilfe eines Transformators auf eine durch die hohle Turbinenwelle
                              									hindurchgeführte Antriebswelle arbeitet. Das hydraulische Getriebe, das die Drehzahl
                              									von 260 bis auf 220 Umdrehungen herabsetzt, dient hier nicht allein als Umsteuer-
                              									und Uebersetzungsgetriebe, sondern gleichzeitig auch als lösbare Kupplung. Soll bei
                              									höheren Geschwindigkeiten vom indirektem Oelmaschinenantrieb auf den direkten
                              									Turbinenantrieb übergegangen werden, so braucht nur das Transformatorgehäuse
                              									entleert zu werden, um die Verbindung zwischen der Propellerwelle und der
                              									Oelmaschine zu lösen. Im Anschluß an einige bereits bekannte Mitteilungen über die
                              									Turbo-Transformatoranlagen des neuen Postdampfers „Admiral von Tirpitz“ und
                              									des Seebäderdampfers „Königin Luise“ wurden einige größere
                              									Kriegsschiffsanlagen beschrieben, und zwar eine Turbo-Transformatoranlage für einen
                              									kleinen Kreuzer mit einer Maschinenleistung von etwa 50000 PS und die
                              									Maschinenanlage eines Schlachtkrenzers von 84000 PS. Bei beiden Anlagen ist außer
                              									den Hauptturbinen auch ein besonderes Marschaggregat vorgesehen, das aus einer
                              									Turbine mit Rädergetriebe besteht.
                           Den Angelpunkt der anschließenden Diskussion bildete die Höhe des für den
                              									Transformator in Anspruch genommenen Wirkungsgrades, der nach den bisherigen
                              									Erfahrungen nicht 4 bis 5 v. H., sondern mindestens 8 bis 10 v. H. gegen den des
                              									Rädergetriebes zurücksteht. Die von Föttinger für die
                              									Turbinenanlage mit Rädergetriebe angesetzten Ventilations- und Drucklagerverluste
                              										– beim Transformator findet bekanntlich ein teilweiser
                              									Ausgleich zwischen dem Propellerschub und dem Achsialschub des Sekundärteiles statt,
                              									so daß das Drucklager weniger belastet wird – wurden als viel zu hoch angesehen.
                              									Nach neueren Versuchen der Turbinia-Werke in Wallsend
                              									beträgt der Ventilationsverlust der Rückwärtsturbine im allgemeinen kaum mehr als ½
                              									v. H. Diesbezügliche Versuche wurden an einer Rückwärtsturbine normaler Bauart
                              									vorgenommen, deren Leistung auf 60 v. H. der Vorwärtsleistung bemessen war. Der
                              									zugehörige Maschinensatz von 3600 PS war für ein Uebersetzungsverhältnis von 16,5 :
                              									1 gebaut bei 1500 Umdrehungen der Turbinen. Der Ventilationsverlust wurde dadurch
                              									ermittelt, daß der Niederdruckrotor, der zunächst nur die Rückwärtsbeschaufelung
                              									erhalten hatte, elektrisch angetrieben wurde. Sein Widerstand konnte so für
                              									verschiedene Umfangsgeschwindigkeiten und bei verschieden hoher Luftleere bequem
                              									ermittelt werden.
                           Was den Reibungsverlust im Drucklager anbelangt, so haben die Erfahrungen mit
                              									modernen Drucklagerkonstruktionen, wie sie bei neueren Turbinenschiffen mit
                              									Rädergetriebe fast durchgängig verwendet sind, erwiesen, daß seine Größe für einen
                              									Vergleich zwischen Transformator und Rädergetriebe kaum zahlenmäßig ins Gewicht
                              									fällt. Der Reibungsverlust derartiger Lager beträgt im allgemeinen nicht mehr als
                              										1/10 v. H.
                              									Schließlich bleibt noch die Möglichkeit der Rückgewinnung der vom Arbeitswasser des
                              									Transformators aufgenommenen Wärmeenergie bei einem Vergleich der Wirkungsgrade zu
                              									berücksichtigen. Die Frage, wie weit diese Energie für die Vorwärmung des
                              									Speisewassers nutzbar zu machen ist, steht in engster Abhängigkeit von der Größe der
                              									Wärmemenge, die im Abdampf der Hilfsmaschinen für diesen Zweck zur Verfügung steht.
                              									Im allgemeinen ist diese völlig ausreichend, um das Speisewasser bis auf 90° bis
                              									100° vorzuwärmen. Ein Rückgewinn der Wärme des Arbeitswassers, der den Wirkungsgrad
                              									um 1,5 bis 2 v. H. erhöht, würde eine Einbuße an effektiver Leistung von etwa 7 bis
                              									10 v. H. bedeuten.
                           Im Hinblick auf die Höhe des praktisch erreichbaren Uebersetzungsverhältnisses wurde
                              									die Frage des Propellerwirkungsgrades kurz gestreift. Es wurde darauf hingewiesen,
                              									daß die Verwendung einer Turbo-Transformatoranlage, da die Höhe des
                              									Uebersetzungsverhältnisses ziemlich beschränkt ist, stets mehr oder weniger zu einem
                              									Kompromiß zwischen der Drehzahl der Turbine und der des Propellers führen müsse,
                              									ohne daß, wie bei den Anlagen mit Rädergetriebe, aus beiden Elementen das
                              									wirtschaftlich Günstigste herauszuholen ist. Die Bedeutung der Erhöhung der
                              									Rückwärtsleistung, die zugunsten des Transformators angeführt wird, wurde
                              									bestritten, da sich die bisherige Bemessung der Rückwärtsturbinen als völlig
                              									ausreichend erwiesen habe. Gegenüber der beim Transformator zu erzielenden Höhe der
                              									Einheitsleistung wurde betont, daß die Hintereinanderschaltung der Turbinen mit
                              									Rädergetriebe nicht nur wirtschaftlich vorteilhaft sei, sondern auch kleinere und
                              									handlichere Maschineneinheiten schaffe. Auch die Turbinenanlage mit Rädergetriebe
                              									schließeübrigens die Verwendung von überhitztem Dampf keineswegs aus. Anlagen
                              									dieser Art, die mit 50° bis 80° Ueberhitzung arbeiten, befinden sich zurzeit im
                              									Bau.
                           Der Vortragende beschränkte sich in seiner Erwiderung auf die Feststellung, daß die
                              									angegebenen Zahlenwerte durch die neuere Entwicklung bereits überholt seien, und
                              									betonte, daß die Bewertung des hydraulischen Getriebes nicht einseitig in der
                              									Beurteilung der Höhe des Wirkungsgrades zum Ausdruck kommen dürfte.
                           Kraft.
                           
                        
                           Der Abbau unter der See. (Nach John
                                 										E. SpicerVgl. auch Zeitschr.
                                    											des Zentral-Verbandes d. Bergbau-Betriebsl. Oesterreichs S. 475.
                              									in „Coal Age“.) Das Interesse für den Kohlenabbau unter See hat im Laufe der
                              									letzten Jahre beständig zugenommen, und es steht jetzt außer Zweifel, daß weite
                              									Flächen von unter der See liegender Kohlenvorkommen in absehbarer Zeit zum Abbau
                              									kommen werden. Hinsichtlich der Frage des Mindestmaßes für das Deckgebirge, unter
                              									dem man noch mit Sicherheit Bergbaubetrieb führen kann, gehen die Ansichten der
                              									Fachleute allerdings noch auseinander. Das Verhältnis der Größe der Kohlenpfeiler zu
                              									der Größe der Hohlräume, welches man als Maßstab für die Sicherheit ansehen kann,
                              									hängt in erster Linie von der Eigenschaft und Mächtigkeit des überlagernden
                              									Gebirges, welches zugleich das Bett der See bildet, ab. Das Vorhandensein starker
                              									Lehmschichten als Schutzdecke zwischen dem Wasser und den Kohlenabbauen ist
                              									beispielsweise für den Abbaubetrieb bedeutend günstiger, als wenn man es mit
                              									wasserdurchlässigen alluvialen oder diluvialen Sanden und Kiesen zu tun hat. Es ist
                              									daher erforderlich, sich über die Mächtigkeit und den Charakter des Hangenden genau
                              									zu unterrichten, und zwar geschieht dies mit Hilfe von Ablotungen der Wassertiefe
                              									vom Seespiegel aus und mittels eigener Bohrlöcher, die man in die das Kohlenflöz
                              									überlagernden, hangenden Gebirgsschichten vortreibt. Eine besondere Gefahr für die
                              									Sicherheit des Bergbaubetriebes unter der See bildet das Vorhandensein von
                              									Verwerfungsspalten im Gebirge, da diese Spalten einen natürlichen Kanal bilden,
                              									durch den das Wasser seinen Weg in die Kohlenabbaue findet. Das gebräuchlichste
                              									Mittel, um sich gegen diese Gefahr zu schützen, besteht darin, auf jeder Seite einer
                              									solchen Verwerfung einen genügend mächtigen Schutzpfeiler in der Kohle stehen zu
                              									lassen. In Neu-Schottland gibt es bereits ausgedehnte unterseeische Grubenbetriebe.
                              									Als geringste gesetzlich zulässige Schutzdecke ist hier eine solche von 180 '
                              									festgesetzt worden. Auch in Großbritannien gibt es mehrere interessante Fälle von
                              									Grubenbetrieben unter dem Meere, unter denen die Whitehaven-Grube Cumberland
                              									besondere Erwähnung verdient, in welcher ein 10' mächtiges Kohlenflöz auf drei
                              									Meilen Erstreckung unter der See abgebaut wird. Hier ist der gänzliche Abbau der
                              									Kohle nur unter einer Schutzdecke von 360' gestattet. Wo die hangenden
                              									(überlagernden) Gebirgsschichten weniger mächtig sind, dürfen nur etwa 50 v. H. der
                              									anstehenden Kohle
                              									gewonnen werden, der Rest muß als Schutzdecke unverritzt stehen bleiben. Als
                              									sicherstes Schutzmittel gegen Hereinbrechen der Gebirgsschichten hat sich hier der
                              									Sandversatz erwiesen, bei dem die durch den Kohlenabbau entstehenden Hohlräume durch
                              									Sand verfüllt werden.
                           Schorrig.
                           
                        
                           Das Recht zur Bezeichnung „gesetzlich geschützt“.
                              									Der urheberrechtliche Schutz eines Gegenstandes, ein Patent, ein Gebrauchsmuster,
                              									ein Geschmacksmuster, Warenzeichen, verleiht einem Gegenstande eine besondere
                              									Verkehrsfähigkeit. Für das Publikum bedeutet der erteilte Urheberschutz die
                              									Sicherheit für eine bestimmte Qualität, für eine bestimmte Leistung, eine amtliche
                              									Bestätigung, daß dieser Gegenstand an Wert oder Leistung andere gleichartige aber
                              									ungeschützte Gegenstände übertreffe.
                           Daß die Vorstellung des Publikums oft nicht den Tatsachen entspricht, ist eine Sache
                              									für sich; wesentlich bleibt die Tatsache, daß für den Handelsverkehr die Bezeichnung
                              										„gesetzlich geschützt“ einen Gegenstand besonders wertvoll macht, und daß
                              									eine unrichtige Bezeichnung „gesetzlich geschützt“ in unzulässiger Weise den
                              									Anschein eines besonders günstigen Angebots hervorruft, und darum nach § 3 des
                              									unlauteren Wettbewerbgesetzes untersagt werden kann.
                           Bei zusammengesetzten Gegenständen, bei Maschinen, Apparaten, Instrumenten, Anlagen
                              									usw. erwirbt der Fabrikant oft einen Urheberrechtschutz nur in Hinsicht auf einen
                              									bestimmten Bestandteil, während der Gegenstand selbst von Jedermann nachkonstruiert
                              									werden darf, natürlich ohne Verwendung des gesetzlich bestimmten Bestandteiles.
                           Ist der Fabrikant eines Gegenstandes, von dem ein wesentlicher Bestandteil
                              									urheberrechtlich geschützt ist, befugt, den ganzen Gegenstand als gesetzlich
                              									geschützt zu bezeichnen?
                           Das Kammergericht hatte sich kürzlich mit dieser Frage zu beschäftigen gehabt, und
                              									hat sie grundsätzlich zuungunsten des Fabrikanten entschieden. (Vgl. Entscheidung
                              									VII. U. 9341/13.) Es handelt sich um eine Maschine, deren wesentlichster Bestandteil
                              									eine besonders konstruierte Zahnradstange, war, für diese Zahnstange hatte der
                              									Fabrikant ein Patent erworben und er hatte nunmehr die ganze Maschine, die ihren
                              									Wert gerade in der Zahnradstange hatte, als „gesetzlich geschützt“
                              									bezeichnet, und war von einem Konkurrenten auf Unterlassung verklagt worden.
                           Wenn tatsächlich nur ein Teil eines Gegenstandes gesetzlich geschützt ist, und
                              									derselbe Gegenstand auch anders konstruiert werden kann, ohne den gesetzlich
                              									geschützten Bestandteil, ohne daß er dadurch zu einem völlig anderen Gegenstande
                              									wird, so ist die Kammergerichtsentscheidung wohl zweifellos zutreffend. Dennin
                              									einem solchen Falle ist tatsächlich der ganze Gegenstand keineswegs gesetzlich
                              									geschützt, und der Fabrikant behauptet durch den Vermerk „gesetzlich
                                 										geschützt“ Rechte zu haben, die ihm tatsächlich nicht zustehen.
                           In der Allgemeinheit, in der das Kammergericht es ausspricht, dürfte aber sein
                              									Standpunkt zweifelhaft sein. Ich möchte einen Fall aus der Praxis anführen, der
                              									nicht bis zu einer höchstgerichtlichen Entscheidung gekommen ist, der aber zeigt,
                              									wie durch den Standpunkt des Kammergerichts die Interessen des Fabrikanten unter
                              									Umständen geschädigt werden können. Es war seit langer Zeit für eine bestimmte
                              									Fabrikation ein bestimmter Apparat oder eine bestimmte Maschine in Gebrauch, die
                              									sich nicht recht halten konnte, da der Betrieb zu kompliziert war, von zu vielen
                              									Umständen abhängig war, so daß die Fabrikation zu häufig mißglückte. Es erfand nun
                              									jemand eine Vorrichtung, die zwei verschiedene Funktionen der Maschine
                              									zusammenlegte, und damit erst die Maschine rentabel machte und gleichzeitig die
                              									Betriebskosten außerordentlich verringerte, da eine einzige Kraft zur Handhabung der
                              									Maschine ausreichte. Diese Spezialvorrichtung, die die bereits allgemein
                              									konstruierte Maschine erst gebrauchs- und verkehrsfähig machte, wurde patentiert;
                              									die ganze Maschine konnte nicht patentiert werden, da ja nicht die Maschine neu
                              									erfunden war, sondern nur ein Maschinenbestandteil. Sollte es nunmehr dem
                              									Fabrikanten verwehrt sein, die Maschine, die er erst verkehrsfähig gemacht hat, als
                              									gesetzlich geschützt zu bezeichnen? Wenn er das nicht darf, wenn er hervorheben muß,
                              									daß nur ein Teil der Maschine gesetzlich geschützt ist, so wäre er nicht in der Lage
                              									seine Erfindung vollkommen auszunutzen, da für das Publikum der Wertunterschied
                              									seiner Maschine gegen die Konkurrenten nicht offenkundig ist.
                           Man muß hier wirtschaftliche Gesichtspunkte, nicht aber juristische entscheiden
                              									lassen. Man würde sonst zu schlechthin unhaltbaren Ergebnissen kommen, denn es gibt
                              									kaum eine Erfindung, die so vollständig neu ist, daß sie nicht Anderes, Bekanntes,
                              									mitbenutzt. Wenn jemand etwa eine neue Lampe erfindet, soll er etwa darum die Lampe
                              									nicht als gesetzlich geschützt bezeichnen dürfen, weil Zylinder und Kuppel nicht neu
                              									sind?
                           Wird ein Teil eines Gegenstandes gesetzlich geschützt, und bekommt dadurch der
                              									Gegenstand eine ganz neue wirtschaftliche Verwendbarkeit, so schafft der gesetzliche
                              									Schutz des Bestandteiles dem Fabrikanten tatsächlich ein Monopol in Hinsicht auf den
                              									ganzen Gegenstand. Ist das Patent, das Gebrauchsmuster usw. auch nur für einen Teil
                              									des Gegenstandes erteilt, so ist die wirtschaftliche Wirkung doch ein Rechtsschutz
                              									in Hinsicht auf den gesamten Gegenstand, und ist das der Fall, so entspricht es den
                              									Tatsachen, wenn der Fabrikant den ganzen Gegenstand als „gesetzlich
                                 										geschützt“ bezeichnet.
                           Dr. jur. Eckstein.