| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 52 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Beitrag zur Geschichte der Gleichstromdampfmaschine.
                              									Durch einen Vortrag: „Bestrebungen zur Vereinfachung des
                                 									Dampfmaschinenbaues“, gehalten von Ingenieur Schmid,
                              									Landsberg a. W., auf der letztjährigen Hauptversammlung der Schiffbautechnischen
                              									Gesellschaft, ist die Frage der Erfinderschaft der Gleichstrommaschine erneut
                              									aufgeworfen worden. Schmid behauptet, die
                              									Gleichstrommaschine 1902 erfunden zu haben.
                           Demgegenüber werde auf das belgische Patent 110187 vom 29. Mai 1894 des französischen
                              									Ingenieurs A. Rateau in St. Etienne verwiesen. Dieses
                              									interessante Dokument hat folgenden Wortlaut:
                           
                              „Die hier in Frage stehende Verbesserung bezieht sich auf die Steuerung von
                                 										Dampf- oder Druckluftmaschinen.
                              
                           
                              Gewöhnlich benutzt diese Steuerung ein oder mehrere bewegliche Organe für Ein-
                                 										und Austritt der Arbeitsflüssigkeit; der Austritt ist derart geregelt, daß der
                                 										Druck bei Kolbenumkehr nach Hubmitte zu steigen beginnt. Es ist nicht das
                                 										gleiche der Fall bei der Anordnung, für die ich die Erfindung beanspruche. Diese
                                 										benutzt keinerlei Auslaßorgane, bzw. als solches dient der Kolben, und die
                                 										Kompression beginnt sofort mit Beginn des Kolbenrückganges.
                              
                           
                              Die beifolgende Zeichnung zeigt als Beispiel die Anwendung dieses Systems auf
                                 										eine doppeltwirkende Maschine.
                              
                           
                              Man sieht bei A die Eintrittsöffnungen, durch die
                                 										der Dampf in den Zylinder tritt, und bei ee
                                 										Oeffnungen in der Mitte der Zylinderwandung, die das Zylinderinnere mit dem
                                 										Auslaßkanal EE verbinden, sobald der Kolben am Ende
                                 										seines Hubes diese Oeffnungen freilegt. Der Kolben muß also eine seinem Hub fast
                                 										gleiche Länge h erhalten. Macht man diese Länge
                                 										z.B. gleich 9/10 des Hubes, so beträgt die Vorausströmung 10 v. H. und die
                                 										Oeffnungen bleiben für eine Dauer gleich ⅕ derjenigen einer vollen Umdrehung
                                 										frei.
                              
                           
                              Veränderliche Expansion kann durch die gebräuchlichenMittel erhalten werden,
                                 										meine Verbesserung bezieht sich nur auf die eigenartige Anordnung des Auslasses.
                                 										Die Vorteile sind wie folgt:
                              
                           
                              1. Fortlassung jeglichen beweglichen Organs für den Auslaß, welcher ein für
                                 										allemal gemäß der Spannung im Einlaßraum festgelegt ist und in keiner Weise
                                 										durch Veränderung der Füllung beeinflußt wird.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 51
                              
                           
                              2. Obgleich die Ausströmungsdauer relativ kurz ist, hat der Dampf doch Zeit mit
                                 										einem schnellen Ruck auszutreten, da man den Oeffnungen ee einen sehr großen Gesamtquerschnitt, annähernd 1/4 und selbst ⅓ des
                                 										Zylinderquerschnittes, geben kann.
                              
                           
                              3. Die fast während des ganzen Hubes andauernde Kompression hat einen
                                 										ausgezeichneten Einfluß auf den Wirkungsgrad; zuerst wird der Zylinder wieder
                                 										erwärmt und die Eintrittskondensation wird verringert. Sodann wird das
                                 										Arbeitsmittel im schädlichen Raum bis auf die Einlaßspannung komprimiert; für
                                 										Maschinen ohne Kondensation muß der schädliche Raum 10, 15 und selbst 20 v. H.
                                 										betragen.
                              
                           
                              4. Ein anderer bedeutender Vorteil dieser vollständigen Kompression besteht
                                 										darin, daß der Kolben vor Hubende aufgehalten wird, und daß der Wechsel der
                                 										Lagerschalen von Pleuelstange und Hauptwelle weit vor den Totpunkten unter
                                 										geringer Belastung so bewerkstelligt wird, daß Stöße sehr gemildert werden. Im
                                 										Falle einfachwirkender Maschinen werden diese Stöße sogar vollständig unterdrückt, weil die
                                 										Kompression genügt, um die Trägheit des Kolbens während des Rückhubes so zu
                                 										überwiegen, daß die Lagerschalen stets an derselben Seite anliegen.“
                              
                           Man wird zugeben müssen, daß die sehr klaren Ausführungen dieser Patentschrift die
                              									Frage nach der Priorität der Erfindung der Gleichstrommaschine endgültig
                              									beantworten.
                           H. Dubbel.
                           
                        
                           Ueber das komprimierte und gelöste Azetylen macht Schneider interessante Mitteilungen in der
                              										„Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure“ 1914, S. 798 bis 800,
                              									denen wir folgendes entnehmen. Bei der autogenen Metallbearbeitung hat man schon
                              									lange unangenehm empfunden, daß man genötigt war, das Azetylen selbst herzustellen,
                              									während man den Sauerstoff gebrauchsfertig in Stahlflaschen beziehen konnte. Nun ist
                              									es aber bekanntlich nicht möglich, komprimiertes Azetylen in den Handel zu bringen,
                              									weil dieses Gas bei einem Ueberdruck von mehr als 2 at sich wie ein Sprengstoff
                              									verhält und bei Erhitzung, Initialzündung usw. in seine Komponenten Kohlenstoff und
                              									Wasserstoff zerfällt, wobei der Anfangsdruck auf das Zehn- bis Zwölffache steigt. Da
                              									sich bei den ersten Versuchen, Azetylen zu komprimieren, schwere Explosionen
                              									ereigneten, ist das Komprimieren und Verflüssigen von Azetylen in allen
                              									Kulturstaaten verboten worden. Eine Zeitlang bildete indessen die erwähnte
                              										„Spaltung“ des Azetylens in Kohlenstoff und Wasserstoff die Grundlage
                              									eines technischen Verfahrens, weil der auf diesem Wege erhaltene
                              										„Azetylenruß“ sich vor allen anderen Rußsorten durch seine feine
                              									Verteilung und seine Reinheit auszeichnete. Der als Nebenprodukt gewonnene
                              									Wasserstoff wurde von der Firma, die ihren Sitz in Friedrichshafen hatte, an die
                              									Zeppelinwerft zur Füllung ihrer Luftschiffe abgegeben.
                           Komprimiertes Azetylen kann durch Abkühlung verflüssigt werden, das verflüssigte
                              									Azetylen ist jedoch sehr explosiv und hat etwa die gleiche Brisanz wie
                              									Schießbaumwolle. Auf einem Umwege gelang es schließlich dennoch, das Azetylen in
                              									eine handelsfähige gefahrlose Form zu bringen. Man benutzte hierzu das große
                              									Lösungsvermögen des Azetons, von dem 1 l bei 15° rund 25 l Azetylen und bei erhöhtem
                              									Druck noch erheblich mehr löst. Um die Explosionsgefahr völlig zu beseitigen, füllte
                              									man die Stahlflaschen zunächst mit einer porösen Masse, tränkte diese zum Teil mit
                              									Azeton und füllte schließlich Azetylen unter Druck ein. Dieses „gelöste
                                 										Azetylen“ kann aus den Stahlflaschen genau wie ein verflüssigtes Gas
                              									entnommen werden. Eine betriebsfertige Stahlflasche von 50 l Inhalt wiegt ohne Gas
                              									rund 84 kg, der zulässige Füllungsdruck beträgt 15 at bei 17,5° C. Mit Gas gefüllt
                              									wiegt die Flasche 92 kg, ihre Aufnahmefähigkeit bei 15 at und 17,5° C beträgt 6600 l
                              									Azetylen, die 14000 . 6,6 = rund 92000 WE enthalten. 1 kg Gewicht befördert somit
                              									1000 WE.
                           Bei der Beleuchtung mit Dalénlicht werden für 18 HK stündlich 3 l Azetylen
                              									verbraucht; 1 HK erfordert somit 3/18 = 0,167 l in der Stunde. Da zur Erzeugung
                              									von6 HK stündlich 1 l Azetylen von 14 WE nötig ist, so können mit 1000 WE, die
                              									einem Flaschengewicht von 1 kg entsprechen, rund 430 HK stündlich erzielt werden.
                              									Bei einem Preise von 2 M für 1 cbm gelöstes Azetylen erhält man also 3000 HK/Std.
                              									für 1 M. An Hand eines Rechenbeispiels zeigt Verfasser, daß man bei Verwendung
                              									elektrischer Akkumulatoren für den gleichen Betrag (1 M) nur 2000 HK/Std. erhält.
                              									Außer diesen wirtschaftlichen Vorteilen besitzt die Beleuchtung mit gelöstem
                              									Azetylen noch weitere Vorzüge. Die Stahlflaschen werden mit einem Druckminderventil
                              									versehen und sind sehr einfach zu behandeln. Sie werden mit der Eisenbahn befördert
                              									und brauchen nicht in einem besonderen Raum aufgestellt zu werden, wie dies bei den
                              									Azetylenentwicklern der Fall ist. Zur Erzeugung der Gasmenge, die in einer Flasche
                              									von gewöhnlicher Größe enthalten ist (rund 6 cbm), wären ferner 20 kg Karbid nötig;
                              									es ist daher begreiflich, wenn sich das allgemeine Interesse dem gelösten Azetylen
                              									zuwendet. Besonders bewährt hat sich das gelöste Azetylen für die Beleuchtung von
                              									Eisenbahnwagen sowie von Scheinwerfern für Lokomotiven und Kraftwagen. Für letzteren
                              									Zweck werden kleine Flaschen von 5 l Inhalt und einem Aufnahmevermögen von 750 l
                              									Azetylen verwendet. Die Stahlflaschen sind mit einem Druckminderventil versehen, aus
                              									dem das Gas unter einem Druck von 100 mm WS den Brennern zuströmt. Für zwei
                              									Scheinwerfer mit einem stündlichen Gasverbrauch von zusammen 30 l. reicht eine
                              									Flaschenfüllung für 25 Brennstunden, also für mehrere Nachtfahrten aus.
                           Auch zur autogenen Schweißung wird bereits in größtem Maßstabe gelöstes Azetylen
                              									verwendet. Das Azetylen wird dem Schweißbrenner mit einem Druck von ½ bis 3 at je
                              									nach der Brennergröße zugeführt; die Wasservorlage ist überflüssig. Außer der
                              									bequemen Bedienung beim gelösten Azetylen, das den Umgang mit Karbid, Wasser und
                              									Kalkschlamm entbehrlich macht, kommt als weiterer wesentlicher Vorteil gegenüber den
                              									Azetylenentwicklern in Betracht, daß die Entwickler für Innenräume mit ihrer
                              									geringen Karbidfüllung von 4 kg nur rund 1200 l Gas liefern, während eine normale
                              									Azetylenflasche 6000 l Gas enthält. Der Schweißer kann also mit gelöstem Azetylen
                              									fünfmal so lange ohne Unterbrechung arbeiten. Ferner ist die Azetylenflasche
                              									leichter beweglich als der mit Wasser gefüllte Entwickler und weniger
                              									gefährlich.
                           Sander.
                           
                        
                           Die Fernversorgung mit Koksofengas. In Deutschland sind
                              									die ersten Versuche zur Fernversorgung mit Koksofengas in Essen vor etwa 8 Jahren
                              									und nicht viel später in Mülheim a. d. Ruhr angestellt worden, wogegen in Amerika um
                              									die Jahrhundertwende bereits vier große Anlagen mit zusammen 750 Oefen in Betrieb
                              									waren. In den beiden genannten deutschen Städten wurde anfangs das Koksofengas in
                              									steigendem Maße dem in den Gaswerken erzeugten Gase beigemengt, und erst als eine
                              									völlige Gleichwertigkeit des Zechengases mit dem Leuchtgas in bezug auf
                              									Zuverlässigkeit und Qualität erreicht war, haben beide Städte ihre eigene Produktion
                              									ganz eingestellt. Im Jahre 1908 wurde dann die Versorgung der Stadt Gelsenkirchen von der Zeche
                              									Rheinelbe aus eröffnet. Heute bietet die Zechengasversorgung ein imposantes Bild
                              									technischer Entwicklung, worüber Dr.-Ing. R. Witzeck im
                              									Journal für Gasbeleuchtung ausführliche Mitteilungen macht. Die zur Kokserzeugung
                              									dienenden Oefen machten einen langen Entwicklungsgang durch, bis der Regenerativofen
                              									in seiner heutigen Vollkommenheit entstand. Die ersten Oefen mit
                              									Nebenproduktengewinnung wurden im Jahre 1884 nach den Patenten von Otto-Hoffmann auf der Zeche Pluto in Westfalen errichtet.
                              									Seitdem sind in der Konstruktion der Oefen große Fortschritte gemacht worden; die
                              									heutigen Regenerativöfen liefern 50 v. H. Ueberschußgas, das zu anderen Zwecken
                              									verwendbar ist. Einen wichtigen Fortschritt hinsichtlich der Gasabgabe an Städte
                              									bedeutet die Einführung des Verbundofens, der entweder mit dem von ihm selbst
                              									erzeugten Gas oder auch mit einem Fremdgas, wie Gichtgas oder aus minderwertigen
                              									Brennstoffen erzeugtem Generatorgas, beheizt werden kann. In letzterem Falle kann
                              									ohne Einschränkung oder Ueberlastung des Betriebes die Gasabgabe von 50 auf 100 v.
                              									H. der erzeugten Destillationsgase erhöht werden, was für die Aufrechterhaltung des
                              									Betriebes in Streikfällen von besonderer Bedeutung ist. Die Kammern eines modernen
                              									Koksofens sind 10 m lang und 2 m hoch, dagegen nur etwa ½ m breit. Eine Kammer von
                              									dieser Größe faßt etwa 9,5 t feuchte Kohle, die in ungefähr 30 Stunden verkokt
                              									werden. In den ersten ⅔ bis ¾ dieser Garungszeit sind die Entgasungsverhältnisse für
                              									die Gewinnung eines guten Leuchtgases sehr günstig; es muß nur dafür gesorgt werden,
                              									daß Entgasung und Verkokung ziemlich gleichzeitig bei hoher Temperatur vor sich
                              									gehen. Das aus Koksöfen gewonnene Durchschnittsgas hat meist einen niedrigeren
                              									Heizwert als ein normales Leuchtgas, weshalb das in der oben genannten
                              									Entgasungsperiode erhaltene Gas für sich aufgefangen wird. Nur dieses sogenannte
                              									Reichgas wird als Leuchtgas abgegeben, während der Rest zur Ofenbeheizung oder zu
                              									anderen Zwecken der Zeche verwendet wird. Aus diesem Grunde ist jede Ofenbatterie
                              									mit zwei Vorlagen versehen, an die sich je eine vollständige Kondensationsanlage
                              									anschließt. Diese besteht für das Reichgas aus den auch in Gaswerken gebräuchlichen
                              									Reinigungsapparaten, nur die Art der Gasabsaugung ist verschieden. Bei der Lieferung
                              									von Koksofengas an Städte findet eine sorgfältige Kontrolle der Gasbeschaffenheit
                              									statt, wozu vorwiegend selbsttätige registrierende Apparate verwendet werden.
                           Das größte Unternehmen dieser Art ist die Thyssensche
                              									Gasfernleitung, die von Hamborn aus einerseits nach Barmen, andererseits nach Wesel
                              									führt. Die Leitung nach Barmen ist etwa 50 km lang, sie besteht aus
                              									Muffenstahlrohren von 400 und 500 mm 1. W., die wie üblich mit Bleiwolle und Gußblei
                              									gedichtet wurden. Auch ein Teil von Mülheim (Ruhr) sowie eine Anzahl kleinerer
                              									Gemeinden ist an diese Fernleitung angeschlossen. Die nach Norden führende Leitung
                              									versorgt außer der Stadt Wesel auch noch Dinslaken mit Gas. Weiter liefert die
                              									Kokereiauch noch das Gas für Hamborn selbst. Noch großzügiger ist die
                              									Fernleitung des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerkes, die das von den Zechen
                              									Mathias Stinnes, Wolfsbank, König Wilhelm und Prosper erzeugte Gas nach Remscheid,
                              									Solingen u.a. Orten leitet; im ganzen hat dieses 1910 bis 1912 erbaute
                              									Versorgungsnetz eine Länge von 140 km. Zwischen dieser Fernleitung und der oben
                              									erwähnten von Thyssen besteht übrigens in der Nähe von Barmen eine Verbindung zur
                              									gegenseitigen Aushilfe. Weiter ist noch eine ganze Reihe von westfälischen Orten an
                              									Fernleitungen angeschlossen, so z.B. Bochum, Herne, Witten, Essen, Gelsenkirchen und
                              									andere, im ganzen etwa 50 Städte und Gemeinden, deren gesamter Gasverbrauch im Jahre
                              									1913 mehr als 130 Mill. cbm betragen hat. Auch im Saarrevier macht die
                              									Fernversorgung große Fortschritte. Ebenso ist in Niederschlesien von dem
                              									Juliusschacht der Fuchsgrube aus eine Fernleitung nach den Orten Waldenburg,
                              									Altwasser, Salzbrunn, Hausdorf und anderen angelegt worden. Das ganze
                              									Verteilungsnetz umfaßt 30 km Hochdruckleitung, an die 20 Gemeinden mit elf
                              									getrennten Niederdrucknetzen angeschlossen sind; der Betriebsdruck beträgt 2 bis 2,5
                              									m WS.
                           Die Abgabe des Gases aus den Druckleitungen in die Verteilungsleitungen der Gemeinden
                              									erfolgt entweder durch Gasbehälterstationen oder direkt durch Druckregler. Auch eine
                              									Reihe von Kokereien, die nicht mit Zechen verbunden sind, liefern Gas an Städte, wie
                              									z.B. Lübeck und Neuwied. Im ganzen kann man heute bereits mit einer jährlichen
                              									Abgabe von Zechengas von rund 200 Mill. cbm rechnen, das sind etwa 8 v. H. des
                              									gesamten deutschen Gasverbrauchs. Der Fernbezug des Gases hat sich fast überall so
                              									gut bewährt, daß viele Städte ihre stillgelegten Gaswerke, die sie anfangs als
                              									Reserve stets betriebsbereit halten zu müssen glaubten, abbrechen ließen.
                           Der Preis, zu dem das Zechengas bezogen werden kann, hängt so sehr von örtlichen
                              									Verhältnissen ab, daß er schon in einem und demselben Kohlenrevier für die einzelnen
                              									Städte verschieden ist. Maßgebend ist hierfür zunächst der Wert, den das Gas für die
                              									Zechen selbst hat. Dieser Wert richtet sich danach, ob das Gas zur Heizung von
                              									Dampfkesseln oder zum Betrieb von Gasmotoren verwendet wird. 1,5 bis 2 Pf. für den
                              									cbm stellt den Mindestpreis dar, mit dem eine Kokerei ohne Berücksichtigung der
                              									Abschreibungen und Verzinsung für die Gasgewinnungsanlage rechnen muß. Sind sehr
                              									lange Fernleitungen erforderlich, so wird das Gas durch diese kostspieligen Anlagen
                              									nicht unwesentlich verteuert, und nur hieraus ist es zu erklären, daß große Städte,
                              									wie Köln und Düsseldorf, die Zechengasversorgung ablehnten, mit der Begründung, daß
                              									sie in der Lage wären, das Gas in ihren eigenen Werken ebenso billig herzustellen.
                              									In den meisten Fällen stellt sich jedoch der Bezug von Zechengas für die Städte
                              									billiger als die Erzeugung im eigenen Werk, zumal wenn größere Kapitalaufwendungen
                              									für eine bevorstehende Erweiterung der bestehenden Gasanstalt vermieden werden.
                              									Durch die langfristigen Verträge, in denen der Gaspreis festgelegt ist, wird den Städten eine
                              									dauernde Rentabilität gesichert. Die früher gegen den Bezug von Zechengas geltend
                              									gemachten Bedenken, wie Deckung des Koksbedarfs von auswärts, drohendes Koksmonopol
                              									von Seiten der Zeche usw., haben sich in den meisten Fällen als nicht stichhaltig
                              									erwiesen. (Journal für Gasbeleuchtung 1914, S. 361 bis 368, 389 bis 390.)
                           Sander.
                           
                        
                           Die Entwicklung der Lindeschen Gasgewinnungsverfahren. Im
                              									Jahre 1895 wurde im Laboratorium der Gesellschaft für Lindes
                                 										Eismaschinen in München die erste Luftverflüssigungsanlage in Betrieb
                              									genommen, die einige Liter flüssige Luft in der Stunde herzustellen gestattete. Im
                              									Jahre 1902 gelang dann nach langen Versuchen die Gewinnung von technisch reinem
                              									Sauerstoff durch Rektifikation verflüssigter Luft. Die mit dieser ersten Anlage
                              									erzielten günstigen Ergebnisse führten zur Errichtung zweier kleiner
                              									Sauerstoffanlagen für je 10 cbm Stundenleistung in Höllriegelskreuth bei München und
                              									in Barmen, denen im Jahre 1904 eine weitere kleine Anlage in Berlin folgte, deren
                              									Leistung jedoch 1906 bereits auf die doppelte Menge gesteigert wurde. In den
                              									folgenden Jahren wurden zahlreiche weitere Anlagen errichtet, so in Düsseldorf,
                              									Mülheim-Ruhr, Altona, Nürnberg, Dresden, Erfurt und Bielefeld. Die
                              									Leistungsfähigkeit dieser sämtlichen Anlagen stieg bis zum Ende des Jahres 1913 auf
                              									835 cbm in der Stunde. Der Sauerstoffabsatz, der im Jahre 1903 nur 4320 cbm betrug,
                              									überstieg 1906 bereits 100000 cbm, 1911 1 Mill. cbm und erreichte 1912 bereits fast
                              									2 Mill. cbm; er ist am größten im rheinisch-westfälischen Industriegebiet. Durch
                              									Zukauf der Werke der in Liquidation getretenen Sauerstoffindustrie-A.-G. in Berlin kamen im vorigen Jahre zwei weitere
                              									Sauerstoffabriken in Berlin-Borsigwalde sowie in Hannover-Linden hinzu. Außerdem
                              									wurden 17 Sauerstoffanlagen in einer Reihe von Schiffswerften, chemischen und
                              									Maschinenfabriken für deren eigenen Bedarf errichtet.
                           Im Ausland wurde das Lindesche Sauerstoffverfahren zuerst
                              									im Jahre 1904 in Paris eingeführt, neben dieser großen Anlage sind noch drei weitere
                              									Sauerstoffwerke in Toulouse, Bordeaux und Lyon vorhanden. In England wurde eine
                              									Tochtergesellschaft gegründet, die Fabriken in Birmingham, London, Newcastle,
                              									Manchester, Sheffield und Cardiff besitzt. Die italienische Tochtergesellschaft ist
                              									eine gemeinsame Gründung der Gesellschaft für Lindes
                                 										Eismaschinen und der Société l'Air Liquide in
                              									Paris, sie betreibt vier Linde-Anlagen in Mailand, Turin,
                              									Palermo und Piano d'Orte sowie eine Claude-Anlage in
                              									Genua. Weiter wurden in Oesterreich, der Schweiz, in Spanien und Skandinavien
                              									Tochtergesellschaften ins Leben gerufen. Mit besonderem Erfolg hat sich die
                              									amerikanische Tochtergesellschaft, die Linde Air Products
                                 										Co., entwickelt; sie besitzt im ganzen 11 Fabriken mit einer
                              									Jahresproduktion von mehr als 2,5 Mill. cbm Sauerstoff.
                           Die Gesamtproduktion der in den verschiedenen Weltteilen von der Linde-Gesellschaft direkt oderindirekt ins Leben
                              									gerufenen Sauerstoffabriken beträgt etwa 14,5 Mill. cbm, wovon auf Deutschland
                              									allein etwa 6 Mill. cbm entfallen.
                           Durch eine weitere Ausgestaltung der Rektifikationsapparate gelang es, auch
                              									Stickstoff in einer Reinheit von 99,6 bis 99,8 v. H. aus verflüssigter Luft
                              									herzustellen. Dieses Gas wird heute in noch erheblich größeren Mengen als Sauerstoff
                              									von der Industrie verwendet, namentlich zur Herstellung von Kalkstickstoff, ferner
                              									zur Gewinnung von synthetischem Ammoniak sowie von Aluminiumnitrid. Bisher findet
                              									das Linde-Verfahren in sieben Kalkstickstoffabriken
                              									Anwendung, die zusammen 5000 cbm Stickstoff in der Stunde herzustellen vermögen.
                              									Diese Gasmenge entspricht einer Jahresproduktion von 210000 t Kalkstickstoff. Die
                              									größte Stickstoffanlage besitzt die Kalkstickstoffabrik in Odda (Norwegen), in
                              									Deutschland befindet sich ebenfalls eine recht bedeutende Anlage dieser Art in
                              									Trostberg an der Alz (Oberbayern).
                           Das jüngste der Lindeschen Gasgewinnungsverfahren ist die
                              									Herstellung von Wasserstoff durch teilweise Verflüssigung von Wassergas. Die erste
                              									Anlage dieser Art wurde vor einigen Jahren in Berlin-Borsigwalde erbaut; ihr folgten
                              									zahlreiche weitere Anlagen für Schiffswerften, Fettfabriken und andere Betriebe.
                              									(Zeitschrift für komprimierte und flüssige Gase 1914, S. 101 bis 104.)
                           Sander.
                           
                        
                           Reinigung von Rauch- und sonstigen Abgasen, Niederschlagen von
                                 										Abdämpfen, ihre Verwertung unter Gewinnung von Nebenprodukten. Von
                              									Dipl.-Ing. Gwosdz, „Gesundheits-Ingenieur“ Nr. 39,
                              									S. 697 bis 706. Der Verfasser gibt eine Zusammenfassung desjenigen, was über die
                              									Reinigung und Niederschlagung von Feuergasen und anderen industriellen Abgasen und
                              									Abdämpfen aus letzter Zeit bekannt geworden ist. Die Rauchbelästigungen und
                              									Rauchschäden sind bekanntlich teils auf die zahlreichen von den Rauchgasen
                              									mitgeführten festen Bestandteile, Flugasche und Ruß, teils auf in ihnen enthaltene
                              									oder übelriechende Gase zurückzuführen. Diese Flugaschebelästigung hat zugenommen,
                              									je mehr man aus wirtschaftlichen Gründen zu der Verfeinerung staubhaltiger und
                              									staubbildender Brennstoffe übergegangen ist. Die Flugasche besitzt nicht selten
                              									einen beträchtlichen Gehalt an brennbaren Bestandteilen. Man hat ihre Nutzbarmachung
                              									daher schon mehrfach ins Auge gefaßt. Man führt sie z.B. der Feuerung wieder zu.
                              									Eignet sie sich nicht mehr für Rostfeuerungen, so hat sich ihre Verarbeitung in
                              									zweckmäßig konstruierten Gaserzeugern häufig als nutzbringend erwiesen. Seit
                              									mehreren Jahren wird z.B. seitens einiger preußischer und anderer deutscher
                              									Eisenbahnverwaltungen die in den Rauchkammern der Lokomotiven sich ablagernde Lösche
                              									in Sauggasanlagen zum Antriebe von Dynamomaschinen mit gutem Erfolge ausgenutzt. Von
                              									größerer Bedeutung für die Verwertung von aschereichen Brennstoffabfällen
                              									versprechen auch die sogenannten Schlackenschmelz-Generatoren zu werden, die nach
                              									Art kleiner Eisenhochöfen ausgeführt sind, und bei denen auf leicht flüssige
                              									Schlacke hingearbeitet wird. Eine weitere Aussicht auf eine wirtschaftliche
                              									Ausnutzung, selbst von Feuerungsrückständen mit nur geringem Gehalt an brennbaren
                              									Bestandteilen, bietet die Tatsache, daß das spezifische Gewicht der brennbaren
                              									Substanz niedriger ist als das der unverbrennbaren Bestandteile, auf dem Wege der
                              									nassen Trennung in Flüssigkeiten von verschiedenem spezifischen Gewicht, wobei der
                              									größte Teil der brennbaren Teile wiedergewonnen wird. Nach Versuchen in Velten bei
                              									Berlin soll ein derartiges Verfahren von Friedrich Adolf
                                 										Müller in nächster Zeit in einer großen Anlage ausgeführt werden.
                           Der Verfasser bespricht dann unter zahlenmäßiger Angabe der praktischen Ergebnisse
                              									Vorrichtungen zum Abscheiden von Ruß aus Rauchgasen auf nassem Wege von Rowntree und von W. L. Thomas.
                              									Bei der ersteren Anlage sollen sich die Kosten der Waschung des Rauches auf 10 v. H.
                              									des Kohlenkontos belaufen, bei reichlicher Bemessung der Verzinsung, Amortisation
                              									und sonstigen Unkosten. Dabei ist man noch in der Lage, ohne Belästigung der
                              									Umgebung eine staubhaltige Feinkohle zu verfeuern, die sich im Preise um 50 v. H.
                              									billiger als abgesiebte Kohle stellt. Eine ebenfalls eingehend beschriebene
                              									Einrichtung zur Rauchverhütung von Greis gründet sich auf
                              									die Beobachtung, daß bei der üblichen Bedienungsweise der Kesselfeuerungen die
                              									Rauchentwicklung beim Schüren und nach der Neubeschickung auftritt. Unter andern ist
                              									weiter der Theisensche Zentrifugalgasreiniger
                              									beschrieben, der schon seit Jahren für die Reinigung von Hochofen-, Kokerei-,
                              									Leucht- und Generatorgas weit verbreitet ist und neuerdings auch in steigendem Maße
                              									bei der Reinigung von Abgasen Verwendung findet. Von den gasförmigen Bestandteilen
                              									der Rauchgase der gewöhnlichen Feuerungen sind es schweflige Säure und
                              									Schwefelsäure, die wegen ihrer schädigenden Wirkung auf die Pflanzenwelt zu
                              									bekämpfen sind. Von wirtschaftlichem Nutzen dürfte das Verfahren zur Gewinnung der
                              									schwefligen Bestandteile nur dort sein, wo für die Schwefelverbindungen eine
                              									unmittelbare Verwendung im Betriebe möglich ist, z.B. in Gasanstalten, wo das aus
                              									den Gasen abgeschiedene Ammoniak als schwefelsaures Salz gewonnen wird. Den in den
                              									Gasen gleichfalls enthaltenen Schwefelwasserstoff führt man in schweflige Säure
                              									über, die zur Bindung der Ammoniaks benutzt wird. Burkheiser hat ein Verfahren ausgebildet, nach dem die in
                              									Verbrennungsgasen enthaltene schweflige Säure für den gleichen Zweck verwendet
                              									wird.
                           Nachdem kurz die Frage der zentralen Abführung des Rauches gestreift ist, geht
                              									Verfasser auf die Verhältnisse im Betriebe der Eisenhütten ein, insbesondere auf die
                              									Nutzbarmachung und gefahrlose Beseitigung der während des Garstehens, Entleerens und
                              									Beschickens von Koksöfen, sowie während des Reinigens der Steigrohre entstehenden
                              									Gase und Dämpfe, der sogenannten Füllgase, die zu großen Belästigungen der bei den
                              									Oefen beschäftigten Arbeiter Anlaß geben, ferner auf die Beseitigung der beim
                              									Ablöschen des herausgedrückten glühenden Kokes entstehenden Wasserdämpfe. Weitere
                              									Verfahrenbeziehen sich auf die Ausnutzung der kohlenstaubhaltigen, bei der
                              									Trocknung der Rohbraunkohle aus dem Trockenofen ausgestoßenen Wasserdämpfe für die
                              									Gaserzeugung in Mondgasgeneratoren, auf die Unschädlichmachung der Abwässer zugleich
                              									mit einer Luftreinigung in den Arbeitsräumen in Fabriken, ferner auf die Verwertung
                              									von Abgasen oder übelriechenden Dämpfen, unter anderm von Abgasen der
                              									Müllverbrennungsöfen zur Wassergaserzeugung.
                           Georgius.
                           
                        
                           Wirbelstrom-Tachometer und -Tachographen, Die
                              									Erkennung und fortlaufende Kontrolle der Umdrehungszahl vieler Verkehrs- oder
                              									Industriemaschinen ist oftmals eine Frage von größter Wichtigkeit. Kein Flugzeug
                              									beispielsweise, keine Papiermaschine kann einen zuverlässigen Anzeiger der
                              									Umlaufzahlen entbehren.
                           Das Wirbelstrom-Tachometer, oder, wenn für laufende Aufzeichnung der Werte
                              									eingerichtet, der Tachograph, beruht auf der Wechselwirkung zwischen Magnetfeld und
                              									indizierten elektrischen Strömen. Bei dem Deuta-Apparat (Fr.
                                 										Berg, Zeitschr. f. Turbinenwesen Heft 26) wird das magnetische Feld durch
                              									einen kräftigen permanenten Magneten erzeugt, dessen Pole ringförmig gebogen und in
                              									geringem Abstände konzentrisch von einem zylindrischen Eisenringe umgeben sind, der
                              									die Aufgabe hat, einen guten magnetischen Schluß zwischen den Magnetpolen
                              									herzustellen. In dem so von den Polen und dem Eisenring gebildeten Ringraum, der von
                              									einem dichten magnetischen Feld durchsetzt ist, spielt ien Zylinder aus
                              									Aluminiumblech, getragen von einer in Spitzen auslaufenden und in Saphirsteinen
                              									gelagerten Achse, die auch mit dem Zeiger versehen ist. Sie steht unter der Wirkung
                              									einer Spiralfeder, die den beweglichen Teil in die Nulllage zurückzuführen
                              									sucht.
                           Auch der Magnetkörper mit dem magnetisch isoliert an ihm befestigten Eisenringe ist
                              									mit einer Achse versehen, und zwar liegt diese in der Verlängerung der Achse des
                              									Aluminiumzylinders. Sie wird bei dem Tachographen in der Regel durch eine biegsame
                              									Welle mit dem Maschinenteil, dessen Umlaufzahl aufgezeichnet werden soll, dauernd
                              									verbunden und läuft also mit gleicher Geschwindigkeit. Bei den Tachometern, die nur
                              									die augenblickliche Drehzahl angeben sollen, erfolgt die Kupplung mit dem
                              									Maschinenteil durch einen auf die Achse des Magnetkörpers gesetzten
                              									Stahldreikantzapfen oder durch einen Gummipfropfen, die von Hand angedrückt
                              									werden.
                           Das umlaufende Magnetfeld induziert im Aluminiumzylinder Wirbelströme, diese suchen
                              									den Zylinder in der Bewegungsrichtung des Magneten umzutreiben. Die schon erwähnte
                              									Spiralfeder gestattet jedoch nur einen gewissen Winkelausschlag, dessen Größe vom
                              									ausgeübten Drehmoment abhängt. Dieses ist gegeben durch die Größe der Wirbelströme,
                              									die aber der Umlaufgeschwindigkeit des Magnetfeldes proportional sind. Mithin ergibt
                              									sich ein äquivalenter Zeigerausschlag. Die Skala auf dem Zifferblatt ist sehr
                              									ausgedehnt; sie erstreckt sich über mehr als 180 °. Dies ist für die unmittelbare
                              									Ablesung sehr
                              									vorteilhaft, nicht aber für die Aufzeichnung auf einem schmalen Papierband. Es ist
                              									daher ein besonderer Schreibhebel angeordnet, der durch ein auf der Zeigerachse
                              									angebrachtes Zahnrädchen bewegt wird. Die Uebersetzung ist so gewählt, daß der
                              									Ausschlag etwa 50 mm maximal beträgt. Am Hebelende befindet sich ein kleines Gefäß,
                              									das in ein Schreibröhrchen aus Platin ausläuft und für drei bis vier Tage Tinte
                              									aufnehmen kann. Das Papierband wird nach Belieben mit 1 mm oder mit 5 mm Vorschub in
                              									der Minute vorbeigeführt; der Antrieb erfolgt durch ein Uhrwerk mit 48-stündiger
                              									Gangdauer.
                           Der Apparat ist von einem soliden Kasten umschlossen, der, um unbefugte Eingriffe
                              									auszuschließen, nur mit Hilfe von Spezialschlüsseln geöffnet werden kann, jedoch ist
                              									sowohl das Zifferblatt, wie auch die aufgezeichnete Schaulinie auf dem Papierband
                              									durch Glasfenster abgedeckt.
                           Rich. Müller.
                           
                        
                           Untersuchung an einem 15 PS-Dieselmotor. In der
                              									Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1914, S. 1049 bis 1056 wird über
                              									Versuche an einem stehenden Einzylinder-Dieselmotor berichtet, der sich im
                              									Maschinenbaulaboratorium der Technischen Hochschule Berlin befindet.
                              									(Zylinderabmessungen 215 × 340 mm, zweistufiger Kompressor 120,6 bzw. 90 × 100 mm,
                              									Verdichtungsraum der Maschine in v.H. des Hubraumes = 9,45 v.H.,
                              									Verdichtungsverhältnis = 11,58, Umlaufzahl 230 bis 240.)
                           Die Versuche hatten den Zweck, die noch ungeklärte Frage zu lösen, ob die
                              									Reibungsarbeit einer Dieselmaschine mit steigender Belastung wächst oder abnimmt,
                              									d.h. ob die „zusätzliche Reibung“ hier positiv, stets gleich oder negativ
                              									ist. Die Versuche, die hier mit kaltem und warmem Kühlwasser ausgeführt wurden,
                              									zeigen, daß die zusätzliche Reibung mit wachsender Belastung abnimmt. Mit
                              									Berücksichtigung weiterer aus der betreffenden Literatur entnommenen Angaben, wird
                              									darauf hingewiesen, daß mit zunehmender Motorbelastung teilweise eine Abnahme,
                              									teilweise eine Zunahme der zusätzlichen Reibung eintritt. Bei kleineren Motoren kann
                              									mit zunehmender Belastung eine abnehmende, bei größeren Motoren aber eine zunehmende
                              									zusätzliche Reibung festgestellt werden. Die an sich schon bekannten Betrachtungen
                              									über die Größe der Reibungsarbeit bei verschiedener Belastung einer Dieselmaschine
                              									erhalten aber durch diese Angaben keine genügende Klärung. Die wenigen
                              									Versuchswerte, erhalten an einer sehr kleinen Maschine, reichen dazu nicht aus.
                           Die Versuche sollen auch über den Einfluß der Wandungen während der Verbrennung und
                              									Ausdehnung Aufschluß geben. Hierzu werden die Versuchsergebnisse von Prof. E. Meyer (Mitt. über Forschungsarbeiten, Heft 8, S. 97)
                              									herangezogen. Prof. Meyer hat dort nachgewiesen, daß die
                              									von den Wandungen eines Gasmotors während eines Zeitelementes dt aufgenommene Wärmemenge dw aus der folgenden Gleichung berechnet werden kann: dw = CO (T – Tw)1,9
                              									dt Hierin bedeutet C einen
                              									Beiwert, O die während des Zeitelementes wirksame
                              									Wandungsfläche, T eine mittlere absolute
                              									Gastemperaturund Tw eine mittlere Wandungstemperatur. Diese Gleichung gilt nur für einen
                              									bestimmten Kreisprozeß und läßt den großen Einfluß, den der Druck und die Wirbelung
                              									bei der Wärmeübertragung an die Zylinderwandung ausüben, unberücksichtigt. Die
                              									Versuche von Prof. Junkers zeigen (Jahrbuch Schiffbautechnischen Gesellschaft 1912),
                              									daß bei Wärmeübertragungen, besonders unter Verhältnissen, wie sie in der
                              									Dieselmaschine stattfinden, die beiden letztgenannten Faktoren nicht außer Acht
                              									gelassen werden dürfen. Die nach obiger Formel berechneten Werte dürfen in diesem
                              									Falle nur Annäherungswerte darstellen.
                           W.
                           
                        
                           Ueber die Verwendbarkeit der autogenen und elektrischen
                                 										Schweißverfahren an Dampfkesseln wurde auf der 48. Delegierten- und
                              									Ingenieurversammlung des Internationalen Verbandes der
                              									Dampfkessel-Ueberwachungsvereine Bericht erstattet. (Carbid und Azethylen 1914, Nr.
                              									3.) Die notwendigen Grundlagen eines jeden Schweißverfahrens sind die Erfahrung und
                              									die Gewandheit des Ausführenden, die allein ein Gelingen gewährleisten. In vielen
                              									Fällen ist es unentschieden, ob der alten Feuerschweißung oder der autogenen
                              									Schweißung der Vorzug gebührt. Nach Münster-Danzig wird
                              									die autogene Schweißung nur dort angewendet, wo die zu verbindenden Teile nur von
                              									einer Seite aus zugänglich sind. Nachträgliches Abhämmern der verbundenen Teile
                              									genügt nicht, etwaige Verunreinigungen und Schlackenbildungen zu entfernen, wie das
                              									bei der Feuerschweißung möglich ist. Auch müssen die Schweißungen oft an fest
                              									eingespannten Teilen vorgenommen werden, wodurch Spannungen entstehen, und diese
                              									Spannungen können leicht zur Rißbildung führen. Dies alles macht zur Bedingung, daß
                              									die Schweißungen bei Ausbesserungsarbeiten an Dampfkesseln nur von eigens hierfür
                              									ausgebildeten Schweißern ausgeführt werden.
                           Zum völligen Neubau von Dampfkesseln sind autogene und elektrische Schweißungen wenig
                              									in Anwendung. Meist handelt es sich in solchen Fällen um kleine stehende Kessel, bei
                              									denen Quersieder und Rauchrohr, teilweise auch die Böden, eingeschweißt werden. Die
                              									beiden Schweißverfahren sind aber auch dort anwendbar, wo in den Konstruktionsteilen
                              									nur Druckspannungen oder zeitweise ganz geringe Zugspannungen auftreten. Keinesfalls
                              									dürfen die Schweißnähte nach der Fertigstellung bei Blauwärme des Eisens abgehämmert
                              									werden.
                           Das elektrische Schweißverfahren wird nach Mitteilung von Eggers-M.-Gladbach von den Dampfkessel-Ueberwachungs vereinen in
                              									Deutschland noch wenig für Dampfkesselreparaturen angewendet. Doch dürfte es für
                              									diese Zwecke sicher schon in wenigen Jahren das autogene überholen, weil es
                              									einfacher, bequemer, zuverlässiger, und meist auch billiger ist.
                           Allgemein nimmt man an, daß die autogene Schweißung für Dampfkesselzwecke zulässig
                              									ist, wenn die Schweißnaht nicht auf Biegung und Zug beansprucht wird. Nach Eggers ist auch die elektrische Schweißung zurzeit nicht
                              									zulässig, wenn die Schweißnaht auf Zug beansprucht wird, dagegen unbedenklich, wenn
                              									Biegungsmomente auftreten. Denn die elektrische Schweißnaht kann eine große Biegung
                              									vertragen und ist darin der autogenen weit überlegen. Während daher beispielsweise
                              									große Krempenbrüche bei ein- oder ausgehalsten Kesselböden nach dem
                              									Azethylen-Sauerstoff-Verfahren nicht geschweißt werden dürfen, können sie auf
                              									elektrischem Wege ohne Bedenken geschweißt werden. Bei der elektrischen Schweißung
                              									ist aber und bleibt stets die Hauptsache die Zuverlässigkeit des Schweißers und die
                              									Art, wie der zu schweißende Teil unter Spannung und Stromstärke behandelt werden
                              									muß. Flicken lassen sich leicht in Kessel einschweißen. In großer Zahl hat man auch
                              									Anschweißungen von angepreßten Teilen an den Kesselmänteln, große Abschalungen in
                              									den Wellrohren, Risse in Umlaufblechen, an Wasserrohrkesseln, Defekte in
                              									Flammenrohren, Korrosionen an Bögen, Krempenbrüche, Undichtigkeiten in den Nähten,
                              									Laschen und Flanschen auf elektrischem Wege vorgenommen. Dabei hat sich eine
                              									Stromstärke von 70 bis 80 Amp. bei 115 bis 120 Volt Spannung gut bewährt. Bei Rissen
                              									und Einsetzen von Flicken geht man mit dem Strom bis 100 Amp. und 120 Volt. Werden
                              									die erforderlichen Strombedingungen nicht innegehalten, so reißt der Riß leicht
                              									wieder auf.
                           Loebe.
                           
                        
                           Mitteilungen der Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.Erweiterung der Berliner Metallbörse. Im September 1913
                              									hat der Verein der Interessenten der Metallbörse in Berlin beim Berliner
                              									Metallbörsenvorstand den Antrag gestellt, amtliche Preisnotierungen für den Handel
                              									mit Zink, Blei, Aluminium und Antimon an der Berliner Börse einzuführen und die
                              									Kurse zu veröffentlichen. Die Berliner Metallbörse, an der bisher nur Kupfer auf
                              									Termin gehandelt und notiert wurde, soll nach diesem Antrag eine bedeutende
                              									Erweiterung erfahren. Das Bedürfnis und die wirtschaftlichen Voraussetzungen für
                              									eine solche Erweiterung der Berliner Metallbörse liegen vor, wie in einer soeben von
                              									den Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin dem Berliner Metallbörsenvorstand
                              									überreichten Denkschrift dargelegt wird. Bis zum Kriegsausbruch waren die Londoner
                              									Notierungen für Zink, Blei und Antimon für den Handel in diesen Metallen ganz oder
                              									doch vielfach maßgebend, obwohl sie Privatnotierungen von Börsenbesuchern oder
                              									Zeitschriften waren, und obgleich sie sich oft als sehr unzuverlässig erwiesen
                              									hatten. Es fehlte eine andere und bessere Notierung. Ein Bedürfnis für eine
                              									offizielle und zuverlässigere Notierung liegt also unzweifelhaft vor. Deutschland
                              									hat nach den Vereinigten Staaten von Amerika den größten Verbrauch von Zink, Blei,
                              									Aluminium und Antimon und die größte Zinkproduktion. Die Beherrschung des
                              									Welthandels in Metallen, die früher fast ein Privileg englischer Handelshäuser war,
                              									ist zum großen Teil auf deutsche Firmen übergegangen, deren Geschäftsorganisationen
                              									über die ganze Welt verzweigt sind. Sind so die wirtschaftlichen Voraussetzungen für
                              									die beantragte Erweiterung der Berliner Metallbörse gegeben, so machen aber auch die
                              									Erfahrungen, die Deutschland in dem jetzigen Kriege mit England gemachthat, es
                              									für jeden deutschen Kaufmann und Industriellen zu einer Pflicht nationaler
                              									Selbstachtung, sich der bisherigen wirtschaftlichen Bevormundung durch England zu
                              									entziehen. Ein Volk, dessen Regierung sich nicht scheut, unter Verhöhnung aller
                              									Anschauungen von Treu und Glauben im Geschäftsleben den Grundsatz aufzustellen und
                              									durchzuführen, daß private Verträge mit Angehörigen eines Feindeslandes ungültig und
                              									ihre Erfüllung strafbar seien, und die dadurch auch andere Länder zu gleichen
                              									Repressalien zwingt, kann nicht die Vermittlerrolle im internationalen Handel
                              									behalten. Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin ersuchen darum den Berliner
                              									Metallbörsenvorstand, die Einführung amtlicher Notierungen für Zink, Blei, Antimon
                              									und Aluminium an der Berliner Metallbörse in die Wege zu leiten, damit beim
                              									Wiedereintritt normaler Zustände im Metallhandel an der Berliner Börse ein
                              									offizieller Handel und amtliche Preisnotierungen für diese Metalle stattfinden
                              									können.
                           
                        
                           Verein Deutscher Werkzeugmaschinen-Fabriken. In einer,
                              									dieser Tage in Berlin abgehaltenen Vorstandssitzung des Vereins Deutscher
                              									Werkzeugmaschinen-Fabriken gelangte unter anderen die von einem Teil der Presse
                              									jüngst in Aufsehen erregender Weise behandelte Frage der Lieferung von Werkzeugmaschinen über Skandinavien nach dem feindlichen Auslande zur Verhandlung. Danach sollten
                              									geradezu ungeheure Mengen von Waren aus Deutschland nach Rußland und England über
                              									Dänemark und Schweden befördert worden, und insbesondere eine Zeitlang ganze
                              									Eisenbahnzüge von Drehbänken nach Rußland gegangen sein.
                           Nach einmütiger Ueberzeugung der aus allen Teilen Deutschlands zahlreich anwesenden
                              									Vorstandsmitglieder sind an diesen Lieferungen an das feindliche Ausland – so weit
                              									solche tatsächlich namentlich in dem behaupteten Umfang stattgefunden haben – die
                              									deutschen Werkzeugmaschinen-Fabriken gänzlich unbeteiligt, und es können die
                              									Lieferungen nur von Zwischenpersonen vorgenommen worden sein. In jedem Falle
                              									verurteilt aber der Vorstand des vorgenannten Vereins aufs schärfste solchen wie
                              									jeden anderen Versand von Werkzeugmaschinen, die zur Herstellung von Kriegsbedarf
                              									des feindlichen Auslandes dienen können, als eine verwerfliche Handlungsweise und
                              									verwahrt den von ihm vertretenen bedeutenden Geschäftszweig des deutschen
                              									Werkzeugmaschinenbaues gegen den aus obigen Zeitungsdarstellungen etwa
                              									herzuleitenden Vorwurf einer unpatriotischen Gesinnung. Auch spricht er die
                              									bestimmte Erwartung aus, daß die geschilderten Vorgänge von zuständiger Seite einer
                              									gründlichen Nachprüfung unterzogen und klar gestellt werden.
                           
                        
                           Auszeichnung auf der Baltischen Ausstellung. Das Bureau
                              									für technische Feuerungsanlagen Rich. Schneider G. m. b.
                                 										H. wurde auf der Baltischen Ausstellung in Malmö 1914 für die dort
                              									ausgestellten Konstruktionen von Oefen zur Einäscherung von Leichen, System Rich. Schneider, Müllschmelzöfen u. dgl.
                              									schwedischerseits mit der Königlichen Medaille ausgezeichnet.