| Titel: | Polytechnische Rundschau. | 
| Autor: | Eckstein | 
| Fundstelle: | Band 330, Jahrgang 1915, S. 68 | 
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                        Polytechnische Rundschau.
                        Polytechnische Rundschau.
                        
                     
                        
                           Schiffahrt und Schiffbau zur Kriegzeit. (Geheimer
                              									Regierungsrat Prof. Dr. Flamm, Charlottenburg, Deutsche
                              									Reden in schwerer Zeit. Berlin, Technische Hochschule, 7. Januar 1915.) Im Jahre
                              									1900 hatte die gesamte Handelsflotte der Welt einen Tonnengehalt von 29760000 Brutto
                              									Reg.-Tonnen. 1913 ist dieser Raumgehalt um 66 v. H. auf 48457000 Brutto Reg.-Tonnen
                              									gestiegen. Hieran partizipiert England mit 21,5, Deutschland mit 5,5 Millionen
                              									Tonnen. Beide Nationen stehen, wenn auch in bedeutendem Abstand voneinander, an der
                              									Spitze des Ueberseebetriebes. Die steigende Konkurrenz, die Deutschland den bisher
                              									fast unumschränkt herrschenden Engländern machte, war Ursache zu Neid und Mißgunst
                              									und damit zu dem Gedanken, Deutschland zu vernichten. Der Londoner Cityman will den
                              									Welthandel und den damit verbundenen enormen Gewinn mühelos und möglichst ungeteilt
                              									für sich einnehmen. Daher auch die Vorschläge der englischen Weltfachpresse, man
                              									müsse zu obigem Zweck alle industriellen Anlagen und Fabriken in Deutschland von
                              									Grund aus vernichten.
                           Die englische Machtausdehnung in der Welt ist im Laufe der Jahrhunderte eine
                              									fortwährende Kette von Verbrechen schwerster Art gewesen, und England hat niemals
                              									Ehrenhaftigkeit gezeigt, sobald seine Interessen in Frage standen. Die üblichen
                              									Gesetze der Moral finden auf dieses Land und seine Regierung keine Anwendung.
                           Zur Ausdehnung seiner Macht bedurfte es einer großen Handels- und Kriegsflotte, und
                              									so ist zurzeit die Schiffahrt Deutschlands und Oesterreich – Ungarns vollkommen,
                              									diejenige der neutralen Staaten zum großen Teil unterbunden. Und doch würden einige
                              									40 erstklassige Panzerkreuzer mit den erforderlichen Stützpunkten und geschickter
                              									diplomatischer Vorarbeit bei den Neutralen die Vorherrschaft Englands auf der hohen
                              									See nahezu beseitigen und den britischen Handel selbst schwer schädigen können.
                           Infolge Stilliegens der Handelsschiffahrt entfällt auch der Bau von Handelsschiffen
                              									fast vollständig; die Werften sind überhäuft mit dem Bau von Kriegsfahrzeugen und
                              									ähnlichen Konstruktionen. Und auch hier fällt der Umstand schwer ins Gewicht, daß
                              									Englands Diplomatie es verstanden hat, bedeutende Auslandsaufträge in Friedenszeit
                              									seinen Werften zuzuführen, die jetzt alle der englischen Kriegsflotte einverleibt
                              									werden, leider oft gegen Recht und Billigkeit. Auf derartige Vorgänge wird unsere
                              									Diplomatie in Zukunft zu exemplifizieren haben, um solche Aufträge von England fern
                              									zu halten und sie in geschickter Weise Deutschland zuzuführen.
                           Redner kam weiter zu dem Resultat, daß die bisherigen Vorgänge zur See für die
                              									Zukunft den Bau von Linienschiffen und Torpedobooten lange nicht in dem Maße
                              									empfehlenswert erscheinen lassen, als vielmehr den Bau und die Vervollkommnung der
                              									Unterseeboote und der großen Panzerkreuzer, erstere zum Schütze der Küsten und
                              									heimischen Gewässer, letztere zur Beherrschung derhohen See im
                              									transatlantischen Verkehr; diese beiden Aufgaben haben sich bis jetzt als die
                              									hauptsächlichsten für eine Marine herausgebildet. Des weiteren wird die Ausbildung
                              									der drahtlosen Telegraphie, insbesondere die Ausrüstung der Frachtschiffe mit
                              									drahtloser Einrichtung nötig sein; den Umstand, daß viele Reeder aus falsch
                              									angebrachter Sparsamkeit dies unterließen, haben sie mit dem Verlust ihrer Schiffe
                              									bezahlen müssen. Aber auch die Versorgung des transatlantischen Auslandes mit wahren
                              									Nachrichten erfordert die Ausgestaltung der drahtlosen Verbindung. Dabei ist
                              									freilich Sorge zu tragen, daß das Ausland die deutschen Nachrichten objektiv
                              									aufnimmt, und dies ist Sache der Diplomatie. Zweifellos lastet zurzeit auf der
                              									gesamten Welt der unerträgliche Druck Englands, das in seiner Skrupellosigkeit
                              									diejenige Ehrenhaftigkeit vermissen läßt, die allein ein solches Uebergewicht zur
                              									See rechtfertigen könnte.
                           Plohn.
                           
                        
                           Unbeschränkte Zulassung von Eisenportlandzement zu öffentlichen
                                 										Bauten. Unter dem 6. März 1909 wurde vom Minister der öffentlichen Arbeiten
                              									auf Grund langjähriger Versuche im Kgl. Materialprüfungsamt die Zulassung von
                              									Eisenportlandzement zu öffentlichen Bauausführungen ausgesprochen. In jenem Erlaß
                              									war gesagt, daß gegen die Verwendung bei öffentlichen Bauten nichts einzuwenden sei,
                              										„falls die Eisenportlandzemente nicht nur bei Wasser-, sondern auch bei
                                 										Lufterhärtung befriedigende Ergebnisse zeigten.“ Der Hinweis des Ministers
                              									auf die Vornahme der Prüfung der Eisenportlandzemente bei Lufterhärtung hat nun die
                              									Portlandzement-Fabrikanten zu der Behauptung veranlaßt, der Eisenportlandzement
                              									zeige bei Lufterhärtung schlechtere Festigkeiten wie ihr Zement und eine derartige
                              									Prüfung sei für Portlandzement nicht erforderlich. Obwohl nun die Unrichtigkeit
                              									dieser Behauptung schon daraus hervorgeht, daß in den vom Minister der öffentlichen
                              									Arbeiten genehmigten „Deutschen Normen für die einheitliche Lieferung und Prüfung
                                 										von Portlandzement und Eisenportlandzement“ die Prüfung bei Wasser- und
                              									Lufterhärtung vorgeschrieben wird, so hat doch der Verein deutscher
                              									Eisenportlandzementwerke e. V., um jeden Zweifel zu beseitigen, den Minister um
                              									nochmalige Prüfung der Eisenportlandzemente bei Lufterhärtung in fetter und magerer
                              									Mischung ersucht. Dem Antrage wurde stattgegeben und nachdem durch Vertreter des
                              									Kgl. Materialprüfungsamtes Berlin-Lichterfelde auf den Werken Proben entnommen
                              									worden waren, eine umfassende Prüfung der Eisenportlandzemente ausgeführt.
                           Das Ergebnis dieser Versuche hat den Minister der öffentlichen Arbeiten jetzt
                              									veranlaßt, dem Verein deutscher Eisenportlandzementwerke unter dem 18. Januar 1915
                              									die Aufhebung jenes Nachsatzes im Erlaß vom 6. März 1909 mitzuteilen. Der Minister
                              									hat die beteiligten Dienststellen davon verständigt, daß er in Fortfall kommt und
                              									gegen eine wahlweise Verwendung von Portlandzement oder Eisenportlandzement zu
                              									öffentlichen Bauten Bedenken nicht mehr zu erheben sind.
                           In den Mitteilungen des Kgl. Materialprüfungsamtes Heft 3, Jahrgang 1912, S. 122/125,
                              									findet sich eine Zusammenstellung der bei diesen Versuchen gefundenen
                              									Druckfestigkeitszahlen und der seinerzeit bei den vergleichenden Versuchen zwischen
                              									Portlandzement und Eisenportlandzement erreichten Festigkeitswerte mit
                              									Portlandzement.
                           
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 69
                              Abb. 1.
                              
                           Der Kälteprozeß im Entropiediagramm. Das Entropiediagramm
                              									bietet bei der Berechnung von Kältemaschinen besondere Vorteile. Der Entwurf
                              									desselben ist einfach, und die Benutzung führt schnell zu den gewünschten
                              									Ergebnissen. Abb. 1 zeigt schematisch eine
                              									Kältemaschine mit Kolbenkompressor. Die Rohre des Verdampfers V werden in Pfeilrichtung von der Sole S umflossen, welcher infolge der Verdampfung des
                              									Kälteträgers in den Rohren Wärme entzogen wird. Von V
                              									aus gelangt der Kaltdampf zunächst in den Kompressor KZ, wo er verdichtet wird, und sodann zum Kondensator K. Hier wird er infolge Wärmeentziehung durch das
                              									Kühlwasser KW in flüssigen Zustand überführt. Der
                              									Kälteträger durchfließt nunmehr das Regulierventil R
                              									und wird dabei durch Drosselung auf den im Verdampfer herrschenden Druck gebracht.
                              									Man bezeichnet den Kompressionsvorgang als naß, wenn noch feuchter Dampf vom
                              									Kompressor angesaugt wird. In diesem Fall stellt sich der Prozeß im Entropiediagramm
                              									dar, wie Abb. 2 zeigt. Die Verdampfung wird durch die
                              									Isotherme GH gekennzeichnet. Es folgt die Kompression
                              									innerhalb des Sättigungsgebietes entsprechend der Adiabate HD. Die Verflüssigung im Kondensator, bei welcher die Temperatur nicht
                              									unter die des Sättigungszustandes herabsinkt, geschieht gemäß der Strecke DB. Die Drosselung schließlich wird durch die Kurve
                              									gleichen Wärmeinhaltes BG dargestellt. Würde statt des
                              									Drosselventils ein Zylinder eingeschaltet, in welchem adiabatische Expansion des
                              									Dampfes erfolgt, so träte an Stelle von BG die Linie
                              										BG' und ein vollständiger Carnotprozeß läge
                              									vor.Die Kälteleistung pro kg Q2 ist gleich dem Unterschied der Wärmeinhalte von
                              										G und H. Sie läßt sich
                              									unmittelbar durch Abstechen finden, da Q2
                              									= (ΔS) . T2
                              									ist, wobei T2
                              									die absolute Temperatur darstellt, während AS aus der
                              									Abbildung ersichtlich wird. Die Kornpressionsarbeit AL
                              									ist gleich dem Unterschied der Wärmeinhalte am Anfang und Ende der Verdichtung. Sie
                              									entspricht der Fläche AHDBA. Als Leistungsziffer E bezeichnet man das Verhältnis
                              										\frac{Q_2}{A\,L}. Unter Benutzung dieses Wertes wird die
                              									Kälteleistung pro 1 PS/Std., wie eine einfache Ueberlegung nachweist, gleich.
                              										E\,.\,\frac{75\,.\,3600}{427}=E\,632. Sofern E0 die Leistungsziffer
                              									des Carnotprozesses bedeutet, wird der Wirkungsgrad
                              										\eta=\frac{E}{E_0}.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 69
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 69
                              Abb. 3.
                              
                           Ber trockener Kompression erfolgt während der Verdichtung eine Ueberhitzung. Auch
                              									findet man vielfach eine Unterkühlung des Kälteträgers im Kondensator unter die
                              									Sättigungstemperatur. Beide Vorgänge sind in dem als Abb.
                                 										3 gebrachten Diagramm dargestellt. Während der Verdampfung GC tritt völlige Trocknung des Kältedampfes ein. Die im
                              									Ueberhitzungsgebiet verlaufende Adiabate CP
                              									kennzeichnet die Verdichtung. Gemäß der Kurve gleichen Druckes PDBE erfolgt die Verflüssigung und entsprechend EG die Drosselung. Die oben angeführten Ergebnisse
                              									erhält man in der gleichen Weise wie dort. Die Vorzüge der Unterkühlung sind leicht
                              									erkennbar. Die Kälteleistung vergrößert sich um das Rechteck unter der Strecke GF. Nicht so klar ist der Nutzen der Ueberhitzung. Zwar fällt
                              									die Kälteleistung größer aus als bei nasser Kompression, indessen läßt das Diagramm
                              									erkennen, daß auch der Arbeitsbedarf wächst. Ferner bedeutet die Ueberhitzung
                              									unzweifelhaft eine neue Abweichung vom Carnotprozeß. Daß sie trotzdem bedeutende
                              									Vorzüge aufweist, erklärt sich aus dem Verlauf des wirklichen Vorganges, der
                              									naturgemäß Abweichungen vom theoretischen zeigt. Infolge der geringeren
                              									Wärmeleitfähigkeit des Heißdampfes ist bei Ueberhitzung die Wärmeaufnahme aus den
                              									Zylinderwänden des Kompressors während des Saughubes geringer als beim nassen
                              									Prozeß. Dieser nicht von der Kältewirkung herrührende Wärmeübergang bedeutet aber
                              									unter allen Umständen einen Verlust. Ferner bleibt beim Betrieb mit Sattdampf am
                              									Ende des Ausstoßes Flüssigkeit im schädlichen Raum zurück, die bei der Expansion
                              									verdampft, das Endvolumen der Expansion vergrößert und den Liefergrad λ, d.h. das Verhältnis des Ansaugevolumens zum
                              									Hubvolumen, verringert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 330, S. 70
                              Abb. 4.
                              
                           Abb. 4 zeigt das Diagramm für einen Kälteprozeß
                              									außerhalb des Sättigungsgebietes. Hier erfolgt die Abkühlung des verdichteten
                              									Dampfes gemäß der Kurve gleichen Druckes PE außerhalb
                              									der Grenzkurve. Erst während der durch den gebrochenen Linienzug EG gekennzeichneten Drosselung wird bei E' der Sättigungsdruck erreicht. Ein derartiger Vorgang
                              									tritt bei Kälteträgern mit niedriger kritischer Temperatur ein. Es sinkt bei ihm die
                              									Leistungsziffer, doch läßt sich auf diesem Weg eine Kältewirkung auch bei ziemlich
                              									warmem Kühlwasser erzielen.
                           In einfacher Weise lassen sich aus dem Entropiediagramm die Hauptabmessungen
                              									feststellen. Ist z.B. infolge Abweichung des wirklichen Prozesses vom theoretischen
                              									die wahre Kälteleistung Cal./kg Q'2
                              									= φ . Q2, so ergibt sich bei einem Entwurf aus der geforderten
                              									stündlichen Kälteleistung Q' die theoretische
                              										Q=\frac{Q'}{\varphi}. Aus der Entropietafel erhält man Q2. Somit ist
                              									das Dampfgewicht G=\frac{Q}{Q_2}\mbox{ kg}/\mbox{Std.} und dessen
                              									Volumen V = Gv2''
                              									cbm/Std., worin v2''
                              									das spezifische Volumen cbm/kg bei Beginn der Kompression ist. Das Hubvolumen ist
                              										=\frac{V}{\lambda}, und für eine doppeltwirkende Pumpe gilt
                              										V = λ2FSn 60, wobei F den nutzbaren
                              									Querschnitt, S denHub und n die Umlaufzahl in der Minute bedeuten. Bei Annahme des Verhältnisses vom
                              									Hub zum Durchmesser sind beide Größen zu bestimmen. Die Anwendung des
                              									Entropiediagramms ist nicht auf die als Beispiel gewählte gebräuchlichste
                              									Kältemaschine beschränkt. Auch beim Entwurf von Anlagen mit Turbokompressor und
                              									Dampfstrahlejektor gewährt sie große Vorzüge, wie Professor Ostertag – Winterthur in seiner Arbeit „Berechnung der Kältemaschinen
                                 										auf Grund der Entropiediagramme“ nachweist. Der genannten Schrift sind die
                              									Abbildungen entnommen.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Messungen über den Einfluß der Sonne und des Mondes auf die
                                 										Erdkruste. (Nach Dr. F. Köhler in „Zeitschr.
                                 										d. Zentralverbandes der Bergb.-Betriebsleiter Oesterreichs“ 1914, Nr. 15.)
                              									Der Verfasser berichtet über seine, in Ausführung des auf der Internationalen
                              									Konferenz für Erdmessung, zu London gefaßten Beschlusses angestellten Messungen, um
                              									den Einfluß der Sonne und des Mondes auf die Erdkruste zu bestimmen. Die
                              									Beobachtungen wurden in dem 1130 m tiefen Pribramer Silberbergwerk angestellt. Zur
                              									Messung der in diesem Schachte auftretenden Bewegungen der Gebirgsmassen wurde ein
                              									nach dem Zöllnerschen Pendelapparat gebauter
                              									Horizontalpendelapparat verwendet, der vom Geodätischen Institut in Potsdam
                              									geliefert worden war. Bezüglich der Konstruktion dieses Apparates kann an dieser
                              									Stelle nur auf die Abhandlung selbst verwiesen werden. Mit der Pendelvorrichtung war
                              									ein besonderer Registrierapparat verbunden, durch den die Erdbewegungen auf einer
                              									mit photographischem Papier bespannten und durch Uhrwerk bewegten Walze sichtbar
                              									gemacht wurden. Die ganze Apparatur wurde in einem ausbetonierten Raume aufgestellt,
                              									der in einem abgelegten Feldesteile des Schachtes hergerichtet und somit frei von
                              									allen durch den Betrieb verursachten Erschütterungen war. Die Beobachtungen wurden
                              									mehrere Jahre hindurch angestellt und die Ergebnisse im Geodätischen Institut in
                              									Potsdam nachgeprüft. Dabei ergab sich die ebenso überraschende wie interessante
                              									Tatsache, daß das eine der beiden Pendel immer in Unruhe war. Es tritt eine
                              									allmähliche Verschiebung des ganzen riesigen Gebirgsstockes ein, und zwar von der
                              									Richtung NO gegen SW. Diese Bewegung hatte Einfluß auf das rechte Pendel, welches
                              									ungefähr senkrecht zu dieser Richtung lag und so die Bewegungen mitmachte. Mittels
                              									des zweiten Pendels konnten die Einflüsse der Sonne und des Mondes auf die Erdkruste
                              									nachgewiesen werden. Es ergab sich in Bestätigung früherer Beobachtungen, daß die
                              									durch Sonne und Mond verursachte, regelmäßig wiederkehrende Bewegung der Erdkruste
                              									in der Ost-West-Richtung eine größere ist als in der Nord-Süd-Richtung. Neu ist die
                              									Feststellung, daß die Sonnenwärme bis in die großen Teufen des Schachtes (1130 m)
                              									eindringt und hier einen Pendelausschlag bis zu 0,8 mm verursacht. Es werden
                              									weiterhin periodische Untersuchungen angestellt werden, um daraus planmäßig Schlüsse
                              									bezüglich der tektonischen Vorgänge zu gewinnen.
                           Schorrig.
                           
                        
                           
                           Die tragbare elektrische Grubenlampe nach Mann mit
                                 										Primärelement als Stromquelle. (Nach Bergassessor Schorrig in Nr. 43 der „Braunkohle“.) Soweit tragbare elektrische
                              									Lampen in den Bergbaubezirken Deutschlands zur Einführung gelangt sind, handelt es
                              									sich ausschließlich um solche, denen als Stromquelle ein Akkumulator dient. Die
                              									gebräuchlichsten Typen dieser Lampen, ihre Vorteile und Nachteile sind vom Verfasser
                              									gelegentlich eines Vortrages auf dem letzten Allgemeinen Deutschen Bergmannstage
                              									sowie auf dem Zweiten Internationalen Kongreß für UnfallverhütungVgl. D. p. J. 1913, S. 61. erörtert
                              									worden. Alle Versuche, tragbare elektrische Grubenlampen mit Primärelementen
                              									auszustatten, d.h. also solchen, die nicht nur Stromsammler, sondern selbst
                              									Stromerzeuger sind, sind fehlgeschlagen. Unter diesem Gesichtspunkte ist es von
                              									Interesse, daß zurzeit auf zwei größeren Bergwerksanlagen Versuche mit einer neuen
                              									elektrischen Grubenlampe, nach dem Erfinder „Mannlampe“ genannt, gemacht werden, bei der als Stromquelle ein
                              									Primärelement Verwendung findet. Was zunächst die äußere Form der Mannlampe
                              									betrifft, so ist sie die bei Grubenlampen mit Akkumulatoren übliche. Der
                              									wesentlichste Bestandteil der Mannlampe ist das Element, das seinem Charakter nach
                              									ein Bunsen–, d.h. Zink-Kohleelement ist. Das Neue an der Erfindung ist, daß durch
                              									Anordnung zahlreicher Rippen auf den Kohlenplatten die Kohlenoberfläche etwa um das
                              									Doppelte vergrößert, die Zinkfläche aber durch Anordnung von Löchern im Verhältnis
                              									von 1 : 0,232 verkleinert und hierdurch das Verhältnis der wirksamen Zinkfläche zur
                              									Kohlenfläche auf 1 : 5,8 gebracht worden ist. Der bei Lösung des Zinks auftretende
                              									Wasserstoff ist bekanntlich schädlich für die Konstanz des Elements und muß daher
                              									möglichst schon bei der Entstehung vernichtet werden. Dies bewirken die der
                              									Schwefelsäure des Elektrolyten beigefügten oxydierenden Salze. Zur Oxydation des
                              									Wasserstoffs dient Natriumbichromat, wogegen Quecksilbersulfat während des Wirkens
                              									des Elementes die freie Zinkoberfläche stets amalgamiert halten soll, um das Zink
                              									vor unnötiger Lösung zu schützen und eine Erwärmung im Element zu vermeiden. Die
                              									Brenndauer der Mannlampe soll bei einmaliger Füllung des Elements nach Angabe des
                              									Erfinders 12 bis 14 Stunden betragen. Nach dem Ergebnis einer Reihe von Versuchen,
                              									die vom Verfasser angestellt wurden, ist mit Sicherheit mit einer Brenndauer von 11
                              									Stunden zu rechnen. Der Zinkverbrauch beträgt nach den auf einer Zeche der
                              									Gutehoffnungshütte in Westfalen im Versuchsbetriebe gemachten Erfahrungen für die
                              									Ampèrestunde 1,29 g. Mit 1 l Elektrolyt wurden daselbst durchschnittlich 30 bis 45
                              									Ampèrestunden geleistet. Was nun die Verwendungsmöglichkeiten für die Mannlampe
                              									betrifft, so dürfte sie meines Erachtens als Mannschaftslampe für den Großbetrieb im allgemeinen wohl nicht in Frage
                              									kommen. Außerhalb dieses Verwendungsbereiches gibt es jedoch eine ganze Reihe von
                              									Möglichkeiten für die vorteilhafte Benutzung der Lampen mit Primärelementen. Vor
                              									allem dürfte die Lampe als Rettungslampe in
                              									Betrachtzu ziehen sein. Während die Akkumulatoren bekanntlich ein mehrstündiges
                              									Laden erfordern, sind die Lampen mit Primärelementen sofort nach dem nur wenige
                              									Minuten beanspruchenden Zusammensetzen betriebsfertig. Da ferner der Elektrolyt und
                              									die Zinkelektroden mitführbar sind, so ist das Primärelement räumlich und zeitlich
                              									so gut wie unabhängig. Hinzu kommt, daß die Akkumulatoren zur Inbetriebnahme und
                              									besonders zur Wartung elektrotechnisch ausgebildeter Kräfte bedürfen, während die
                              									Lampen mit Primärelementen von ungeschulten Arbeitern in Betrieb gesetzt und
                              									gewartet werden können. Die Wettersicherheit der Mannlampe ist dadurch
                              									gewährleistet, daß infolge des Fehlens besonderer Schalteinrichtungen eine
                              									Funkenbildung während des betriebsmäßigen Gebrauchs ausgeschlossen ist. Bei
                              									gewaltsamer Zertrümmerung der Lampe, insbesondere der Glühbirne, ist infolge der
                              									geringen Spannung des Elementes ein mit Gefahr verbundener Kurzschluß
                              									ausgeschlossen, so daß auch in diesem Falle eine durch Funkenbildung hervorgerufene
                              									Schlagwetterzündung unmöglich erscheint. Man wird ferner die Lampe in solchen
                              									Rettungsstationen, welche mit Akkumulatorlampen ausgerüstet sind, als Reservelampen
                              									in Bereitschaft halten können. Es kann hier immerhin der Fall eintreten, daß in der
                              									Rettungsstation aus unvorhergesehenen Gründen die elektrische Stromzuführung
                              									unterbrochen ist. In einem solchen Falle würde mit dem Vorhandensein von
                              									Reservelampen mit Primärelementen ein doppelter Vorteil verbunden sein: Man würde
                              									einmal binnen weniger Minuten über betriebsfertige Grubenlampen verfügen und wäre
                              									außerdem in der Lage, mit Hilfe von großen stationären Primärelementen die
                              									Akkumulatoren der übrigen Grubenlampen sofort wieder aufzuladen. Wie erwähnt, finden
                              									seit einiger Zeit Betriebsversuche mit der Mannlampe statt, die bisher mit gutem
                              									Erfolge verlaufen sein sollen. Ein abschließendes Urteil über die Verwendung der
                              									Lampe im Bergwerksbetriebe läßt sich erst nach längerer Versuchsdauer fällen.
                              									Immerhin berechtigen die vorliegenden Erfahrungen zu der Anregung, daß auch die eine
                              									oder andere Rettungsstation der Lampe ihr Interesse zuwendet. Besondere
                              									Aufmerksamkeit wird bei den Versuchen meines Erachtens der Bruchfestigkeit der
                              									Elektroden zuzuwenden sein, da die Erschütterungen im Bergwerksbetriebe
                              									erfahrungsmäßig recht bedeutende zu sein pflegen.
                           Schorrig.
                           
                        
                           Schachtbetonierung. (Nach Bergdirektor J. Rottenbacher in „Zeitschr. d. Zentral Verbandes d.
                                 										Bergbaubetriebsl. Oesterreichs“.) Die vom Verfasser beschriebene
                              									Arbeitsmethode, einen alten Schacht mit schadhaftem Ausbau mit einem dauerhaften
                              									Ausbau zu versehen, ist zurzeit um so beachtenswerter, als seit dem Kriegsausbruch
                              									eine Reihe von Erzgruben dazu übergegangen sind, alte, stilliegende Schächte wieder
                              									in förderfähigen Zustand zu versetzen. Es handelt sich im vorliegenden Falle um den
                              									in Oesterreich gelegenen „Segengottesschacht“ (Teufe 540 m); hier war man vor
                              									die Aufgabe gestellt, im oberen Schachtteile den schadhaften Holzausbau durch einer, dauernden
                              									Ausbau zu ersetzen, ohne den Schachtbetrieb einzustellen.
                              									Der Schacht befindet sich mit seinem oberen Teile im steilgelagerten Flöze selbst,
                              									deshalb war es nicht ratsam, die ganze schadhafte Partie, etwa 80 m, von unten
                              									herauf in Angriff zu nehmen. Es war vielmehr geboten, in den festeren Schichten
                              									Stützpunkte für Betonabschnitte zu suchen und so in Abschnitten von 10 bis 15 m Höhe
                              									von oben nach unten den Schachtausbau zu erneuern. Die Betonauskleidung wurde durch
                              									∪-Eisenkränze in Abständen von 1 m verstärkt; hierdurch wurde erreicht, daß der
                              									Eisenausbau des Schachtes möglichst in Beton eingekleidet ist und mit diesem ein
                              									festes Ganzes bildet und außerdem bei dem sehr nassen Schachte vor frühzeitigem
                              									Abrosten bewahrt bleibt. Der rechteckige Schachtquerschnitt konnte wegen des
                              									verhältnismäßig geringen Gebirgsdruckes beibehalten werden. Zwischen den
                              									Schachtkränzen wurden die Schalbleche so eingesetzt, daß sie ganz an die äußere
                              									Kante des ∪-Eisensteges zu stehen kamen. Die Betonierungsbleche wurden unten mittels
                              									gebogener Zapfen, oben durch Rundeisenschubriegel, welche in Bohrungen des
                              									∪-Eisenkranzes eingreifen, mit diesen verbunden. Die Schachtkränze selbst wurden
                              									beim Einbau durch Winkeleisenabschnitte gestützt und in genauer Entfernung
                              									voneinander gehalten. Zwecks leichterer Handhabung wurden die Eisenträger der
                              									Längsseiten geteilt eingelassen und an Ort und Stelle gelascht. Die Durchführung der
                              									genannten Arbeiten an förderfreien Tagen erforderte bei den wechselnden und meist
                              									schwierigen Gebirgsverhältnissen größte Vorsicht, um Betriebsstörungen zu vermeiden
                              									und gestattete daher oft nur ganz geringe Leistungen, die im Durchschnitt 1 m an
                              									jedem Sonntag betrugen. Sehr häufig mußten besondere Vorkehrungen getroffen werden,
                              									um die unmittelbar darüber liegende Schachtzimmerung zu unterfangen. Diesen
                              									Schwierigkeiten entsprechen denn auch die unverhältnismäßig hohen Kosten von 400 bis
                              									450 Kr. für das laufende Meter. Wesentlich einfacher in der Durchführung und
                              									bedeutend günstiger im Fortschritt und damit im Kostenpunkt würde sich natürlich die
                              									geschilderte Arbeitsmethode stellen, wenn hierzu längere Zeitabschnitte zur
                              									Verfügung stehen, oder die Arbeit bei gänzlicher Betriebseinstellung ohne
                              									Unterbrechung bis zu Ende durchgeführt werden kann.
                           Schorrig.
                           
                        
                           Ueber die Synthese des Ammoniaks aus dem Aluminiumnitrid
                              									berichtet Prof. C. Matignon in der Chemiker-Zeitung 1914,
                              									S. 894 und 909. Er bespricht zunächst die Bildungswärmen der verschiedenen Nitride
                              									und geht dann auf das Verfahren von Serpek näher ein. Bei
                              									diesem Verfahren wird bekanntlich ein Gemisch von Tonerde und Kohle in einem
                              									Stickstoffstrom auf 1800° C erhitzt, wobei sich der Stickstoff mit dem Aluminium zu
                              									einem beständigen Nitrid vereinigt, während der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff als
                              									Kohlenoxyd entweicht. Die Reaktion verläuft bei 1800° C so rasch, daß einige Minuten
                              									zur vollständigen Umwandlung des Aluminiumoxyds in Nitrid genügen. Die Erhitzung
                              									desReaktionsgemisches auf diese hohe Temperatur kann nur auf elektrischem Wege
                              									geschehen. Die Reaktion ist stark endothermisch; es werden zur Bildung von 1 Mol.
                              										Al2N2 187,6 cal.
                              									verbraucht, durch Verbrennung des gleichzeitig entstehenden Kohlenoxyds erhält man
                              									jedoch 204,6 cal., also eine größere Wärmemenge. Wenn diese beiden Energiemengen
                              									auch nicht unmittelbar miteinander verglichen werden können, so ersieht man hieraus
                              									doch, daß durch die Verwertung des Kohlenoxyds die Herstellungskosten beträchtlich
                              									vermindert werden können. Ein weiteres günstiges Moment ist, daß die Reaktion durch
                              									Wasserstoff und durch Eisen derart beschleunigt wird, daß durch Kombination dieser
                              									beiden beschleunigenden Stoffe die Reaktionstemperatur bis auf 1500°C erniedrigt
                              									werden kann. Da nun in der Praxis nicht reines Aluminiumoxyd, sondern das Mineral
                              									Bauxit als Ausgangsmaterial dient, das stets eisenhaltig ist, so ist das nötige
                              									katalytisch wirksame Eisen bereits im Ausgangsmaterial enthalten.
                           Die Konstruktion eines geeigneten Ofens zur Ausführung der Reaktion bereitete zuerst
                              									große Schwierigkeiten, namentlich die Auffindung einer genügend feuerfesten Masse
                              									zur Auskleidung des Ofens. Diese Masse mußte nämlich eine Temperatur von 1900 ° C
                              									aushalten, ohne zu erweichen, und ferner auch bei dieser hohen Temperatur die
                              									Elektrizität schlecht leiten. Es zeigte sich schließlich, daß das Nitrid selbst
                              									hierzu am besten geeignet ist, da es diese beiden Eigenschaften in hohem Maße
                              									besitzt. Mit Hilfe dieses Materials wurde ein rotierender Ofen gebaut, der den in
                              									der Zementindustrie gebräuchlichen Drehrohröfen ähnlich ist. Er besteht aus zwei
                              									drehbaren, übereinander angebrachten Zylindern, die im entgegengesetzten Sinne
                              									leicht geneigt sind und mit einem Ende in eine feststehende Kammer münden. Der
                              									Bauxit wird in die obere Oeffnung des ersten Zylinders eingefüllt und rutscht
                              									allmählich durch diesen hindurch in die feststehende Kammer, wo er mit der Kohle
                              									gemischt wird. Das Gemisch gelangt dann in den unteren Zylinder, in den der
                              									elektrische Ofen eingebaut ist und in den der Stickstoff im Gegenstrom eingeleitet
                              									wird. Das entweichende Kohlenoxyd wird an der Basis des oberen Zylinders mit Luft
                              									verbrannt, und die heißen Verbrennungsgase werden durch den oberen Zylinder
                              									geleitet, wo sie den Bauxit vorwärmen und ihn calcinieren. Ueber die elektrische
                              									Einrichtung des Ofens sowie über eine weitere Verbesserung seiner Konstruktion macht
                              									Verfasser schließlich auf Grund einer Besichtigung der Versuchsanlage in einer
                              									Aluminiumfabrik noch einige kurze Angaben.
                           Dr. Sander.
                           
                        
                           Experimentaluntersuchungen der Abgase von
                                 										Verbrennungskraftmaschinen. Versuche dieser Art wurden im
                              									chemisch-technischen Institut der technischen Hochschule Karlsruhe an einem 3 PS-Ottoschen Explosionsmotor mit Vergasungsvorrichtung für
                              									flüssigen Brennstoff ausgeführt. Ein umfangreicher Bericht ist hierüber im
                              										„Journal für Gasbeleuchtung“ 1914, S. 893 u. f. erschienen.
                           
                           Ueber den Verbrennungsprozeß innerhalb solcher Maschinen sind wir noch nicht
                              									genügend unterrichtet. Besonders wünschenswert erscheint es, zu untersuchen, in
                              									welchem Maße die unvollständige Verbrennung an der Wärmebilanz-Gleichung teilnimmt,
                              									und in welchem Maße eine solche Verbrennung von der Belastung, der Verdichtung, der
                              									Zündung und der Menge der Verbrennungsluft abhängig ist, Die Bestandteile der
                              									unvollständigen Verbrennung sind vor allem in den Auspuffgasen enthalten, denn die
                              									Rußbildung war bei der Versuchsmaschine gering, ebenso konnten Produkte der
                              									unvollständigen Verbrennung nur in sehr unerheblichen Mengen im Verbrennungswasser
                              									nachgewiesen werden.
                           Ueber die Art und Menge der brennbaren Bestandteile in den Auspuffgasen von
                              									Verbrennungskraftmaschinen für flüssige Brennstoffe liegen noch keine Versuche vor.
                              									Die Kenntnis über ihre Verbrennung erscheint sehr wichtig, da solche Maschinen bei
                              									Automobilen, im Kleingewerbe und zurzeit auch für große Leistungen bei Verwendung
                              									des Gleichdruckverfahrens immer mehr in Betracht kommen.
                           Die Explosionsmotoren werden fast nur mit leichtsiedenden Brennstoffen wie Benzin,
                              									Petroleum usw. betrieben. Diese Brennstoffe werden hauptsächlich aus dem Auslande
                              									bezogen. Man hat deshalb schon lange nach einem ebenbürtigen Treibmittel gesucht,
                              									das in genügend großer Menge auch im Inlande hergestellt werden kann, und hat dieses
                              									im Benzol gefunden. Obwohl nun Benzol einen niedrigen Siedepunkt hat (79° C), und
                              									die Explosionsgrenzen von Benzoldampf-Luftgemischen mit dem entsprechenden
                              									Benzindampf-Luftgemischen fast zusammenfallen, so war Benzol als Motortreibmittel
                              									bis jetzt wenig geeignet, da es bei der Verbrennung sehr zu Rußbildung neigt. Es
                              									wurden deshalb an dem bereits erwähnten liegenden Viertaktmotor von 210 mm
                              									Kolbenhub, 140 mm Zylinderdurchmesser, der bei 250 Umdrehungen in der Minute 3 PS
                              									leistet, Versuche ausgeführt, unter welchen Bedingungen Benzol am günstigsten als
                              									Motortreibmittel verwendet werden kann. Der Motor wurde mittels einer Bandbremse von
                              									0 bis 16 kg belastet. Der normale Verdichtungsgrad war dabei 3,82. Die folgende
                              									Zusammenstellung zeigt, daß die getrockneten Auspuffgase aus Kohlensäure,
                              									Kohlenoxyd, Wasserstoff, Methan bzw. Kohlenwasserstoffen, Sauerstoff und Stickstoff
                              									bestehen.
                           
                              
                                 
                                 10 kgBelastung
                                 8 kgBelastung
                                 4 kgBelastung
                                 
                              
                                 CO2
                                 12,5
                                   8,9
                                 12,0
                                   8,8
                                   8,7
                                 
                              
                                 CnHm
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   0,3
                                 
                              
                                 O2
                                   1,0
                                   4,1
                                 1,2
                                   1,2
                                   1,0
                                 
                              
                                 CO
                                   4,0
                                   6,0
                                 7,1
                                 10,6
                                 11,1
                                 
                              
                                 H2
                                   1,2
                                   2,4
                                 2,3
                                   4,18
                                   5,0
                                 
                              
                                 CH4
                                   0,2
                                   0,24
                                   0,25
                                   0,43
                                   1,4
                                 
                              
                                 N2
                                 81,1
                                 78,36
                                 77,15
                                 74,79
                                 72,5
                                 
                              
                           Schwere Kohlenwasserstoffe (bestehend aus Azethylen und Spuren von Benzol) waren in
                              									den Auspuffgasen selten und dann nur in sehr geringen Mengen vorhanden.
                              									Bemerkenswert ist das Vorhandensein von Methan in den Auspuffgasen bei
                              									Benzolverbrennung.
                           Die Versuche wurden mit zwei Sorten von Benzol (C6H6) ausgeführt. Da bei diesen Versuchen
                              									die Abgase das Abgaskalorimeter mit einer Temperatur von 20 bis 30 °C verließen,
                              									wurde der Berechnung der obere Heizwert des Brennstoffes zugrunde gelegt. Dieser
                              									betrug bei der einen Sorte 9777, bei der anderen 9902 WE. Der Heizwert wurde nicht
                              									wie üblich im Junkersschen Kalorimeter, sondern mit der
                              										Berthelot-Mahlerschen Bombe bestimmt. Die in einem
                              									Quecksilbergasometer aufgefangenen Auspuffgase wurden durch eine
                              									Verbrennungsapparatur geschickt, und das Restgas am hinteren Ende aufgefangen.
                           Zum Studium des Einflusses der Belastung auf die Verbrennung wurde die größtmögliche
                              									Verdichtung (Verdichtungsgrad ~ 8,75) gewählt, und die
                              									Versuche bei den Belastungen 0, 4, 6, 8, 10, 12, 14 und 16 kg durchgeführt. Dabei
                              									wurde die bereits bekannte Tatsache bestätigt, daß die Menge des Unverbrannten mit
                              									steigender Belastung abnimmt. Da mit fallender Belastung die Umlaufzahl der Maschine
                              									zunimmt (von 240 auf 263), so muß die Verbrennung innerhalb einer kleineren Zeit
                              									erfolgen (Explosionsdauer 4/1000 bis 6/1000 Sekunden, Entzündungsgeschwindigkeit 25 bis 40
                              									m/Sek.), auch die Dauer der höchsten Verdichtung nimmt dabei ab. Alle diese Faktoren
                              									wirken aber nachteilig auf die Verbrennung ein.
                           In folgender Tabelle sind die Wärmebilanzen in Prozenten zusammengestellt. Die Summe
                              									hiervon ist mit Ausnahme eines Versuches größer als 100 v. H. Dieses Ergebnis ist
                              									weniger auf Versuchsfehler zurückzuführen, als darauf, daß auch etwas Schmieröl
                              									verbrannt wird. Die Produkte der unvollständigen Verbrennung rühren aber nicht
                              									lediglich von einer Zusetzung des Schmieröles her. Eine geringe Menge davon erleidet
                              									wohl eine pyrogene Zersetzung an den heißen Zylinderwandungen. Der Zusammenhang der
                              									unverbrannten Bestandteile mit der Belastung läßt sich aber jedenfalls nicht auf
                              									diese Weise erklären.
                           
                              
                                 Be-lastungkg
                                 NiAequivalent
                                 NeAequivalent
                                 Reibungs-Arbeits-äquivalent
                                 Zylinder-kühlung
                                 FühlbareWärme derAbgase
                                 Un-verbrannteBestandteileder
                                    											Abgase
                                 Summe
                                 
                              
                                 16
                                 26,54
                                 21,68
                                   4,86
                                 –
                                 –
                                   1,47
                                 –
                                 
                              
                                 14
                                 25,78
                                 20,28
                                   5,50
                                 –
                                 –
                                   2,64
                                 –
                                 
                              
                                 12
                                 24,60
                                 18,72
                                   5,88
                                 47,30
                                 21,43
                                   4,60
                                   97,93
                                 
                              
                                 10
                                 22,78
                                 1602
                                   6,76
                                 46,25
                                 17,22
                                 14,94
                                 101,19
                                 
                              
                                   8
                                 21,50
                                 13,56
                                   7,94
                                 38,68
                                 1725
                                 26,17
                                 103,60
                                 
                              
                                   6
                                 21,48
                                 11,70
                                   9,78
                                 45,20
                                 15,50
                                 19,12
                                 101,30
                                 
                              
                                   4
                                 18,08
                                   6,66
                                 11,43
                                 33,20
                                 11,56
                                 41,30
                                 104,14
                                 
                              
                                   0
                                 10,70
                                 –
                                 10,70
                                 28,95
                                 10,47
                                 53,29
                                 103,41
                                 
                              
                           Der Einfluß der Verdichtung auf die Verbrennungsvorgänge in
                              									Verbrennungskraftmaschinen ist noch nicht in ausführlicher Weise untersucht worden.
                              									Die vorliegenden Versuche ergeben, daß die Verbrennung mit fallender Verdichtung
                              									besser wird. Dieses Ergebnis ist etwas überraschend, da ja ein Motor bei höherer
                              									Verdichtung mehr Arbeit leistet als bei niedriger. Im allgemeinen wird auch
                              									angenommen, daß die Verbrennung unter Druck besser ist als unter gewöhnlichen
                              									Verhältnissen. Alle Verbrennungen verlaufen nach unserer heutigen Anschauung
                              									stufenweise. Kohlensäure und Wasser sind das Endergebnis einer mehr oder weniger
                              									langen Reihe von Zwischenprodukten. Bei hohen Temperaturen zerfällt Kohlensäure
                              									wieder in Kohlenoxyd und Sauerstoff, ebenso tritt dabei eine Dissoziation des
                              									Wasserdampfes ein. Sowohl aus Kohlenoxyd und Wasserstoff als auch aus Kohlensäure
                              									und Wasserstoff kann Methan entstehen, das tatsächlich in den Auspuffgasen
                              									vorkommt.
                           W.
                           
                        
                           Gattierungsfragen. (Prof. Bernhard
                                 										Osann-Clausthal auf der Hauptversammlung Deutscher Gießereifachleute,
                              									Berlin 1914.) Es sollten auch kleinere Gießereien auf Grund der erstellten
                              									chemischen Zusammensetzung des Gußstückes eine einfache Mischungsrechnung unter
                              									Berücksichtigung des Abbrandes im Schmelzofen ausführen. Im Eisengießereibetrieb für
                              									gewöhnlichen Handelsund Maschinenguß kann man sich tatsächlich meist auf Silizium
                              									und Schwefel beschränken, und Mangan und Phosphor von den liefernden Werken nennen
                              									lassen. Schwieriger ist die Sache bei Gußbruch, weil man seine Herkunft nicht kennt.
                              									Mit schlechtem, zusammengelesenem, auch meist stark verrostetem Gußbruch und
                              									Brandeisen muß man an sich vorsichtig sein. Allein der Rost kann blasige Gußstücke
                              									ergeben, weil Eisenoxydul trotz des Kohlenstoffes im flüssigen Eisen gelöst wird und
                              									mit dem Kohlenstoff CO bildet. Je kälter das Eisen ist,
                              									um so gefährlicher ist die Erscheinung. Bei kritischen Teilen soll man ihn ganz
                              									ausschließen. Bei Brandeisen kommt noch der hohe, aus den Feuergasen angereicherte
                              									5-Gehalt in Erscheinung. Auch soll man das Korn im Bruchgefüge beachten. Wenn auch
                              									die chemische Zusammensetzung bekannt sein muß, so deutet ein gutes gleichmäßiges
                              									Korn (nicht zu fein und nicht zu grob) auf einen ungestörten Hochofengang und auf
                              									eine gleichartige Zusammensetzung des Roheisens. Natürlich muß man wissen, daß bei
                              									einem höheren Siliziumgehalt als 2,7 v. H. das Korn beginnt nachzulassen, und
                              									feinkörnige Höfe erscheinen; auch daß lokale Abkühlung und kleiner Masselquerschnitt
                              									und erst recht ein Abschrecken in eisernen Masselformen das Korn feiner gestalten.
                              									Demnach ist es garnicht verkehrt, nach dem Bruchgefüge zu urteilen; man kann das
                              									Laboratorium dadurch entlasten, wenn auch nicht entbehren. Es muß der Siliziumgehalt
                              									der Wandstärke angepaßt werden, um dem Gußstück das jeweilig richtige Bruchgefüge
                              									und die Oberflächenhärte zu geben. Es sind in diesem Sinne Zahlentafeln entworfen,
                              									welche den Siliziumgehalt neben die Wandstärke stellen. Aber diese haben
                              									beschränkten Wert und genügen nur zum Voranschlage. Das Gußstück muß immer
                              									nachgeprüft und gegebenenfalls die Gattierung verbessert werden. Dies ist ganz
                              									natürlich; denn die Anforderungen an die verschiedenen Gußstücke lassen sich nicht
                              									in ein Schema zwängen. Häufig muß man eine Probearbeitung vornehmen, um sicher zu
                              									gehen. Durch Versuche der Firma Sulzer ist festgestellt,
                              									daß man bei einem Gußstück verwickelter Formen nicht mit der durchschnittlichen,
                              									sondern der größten Wandstärke rechnen soll, weil vonder letzteren die Wärme
                              									auf die erstere überfließt und die Graphitausscheidung fördert. Mangan bedarf in
                              									vielen Fällen keiner besonderen Beachtung, da ein Gehalt bis etwa 0,7 v. H. die
                              									Graphitausscheidung nicht beeinflußt. Schwefel ist ein überaus schädlicher Körper.
                              									Auch bei gewöhnlichen Gußstücken liegt die erlaubte Grenze bei 0,08 bis 0,12, je
                              									nach der Wandstärke. Schwefel macht das Gußstück spröde und hart und vermehrt die
                              									Schwindung in sehr hohem Maße, so daß die Zunahme des Schwefelgehaltes um 0,1 v. H.
                              									einer Abnahme des Siliziumgehaltes um 1 v. H. gleichkommt. Starke Schwindung geht
                              									mit starken Lunkern und mit großen Spannungen Hand in Hand. Abgesehen davon neigt
                              									schwefelhaltiges Eisen zu Ausseigerungen an der Oberfläche, die leicht in die
                              									Gußformen gelangen und sich als Fremdkörper im Querschnitt einlagern. Kupfer wirkt
                              									ebenso wie Schwefel, aber viel weniger kräftig, etwa halb so stark oder noch
                              									geringer. Die Kohlenstoffbestimmung und noch mehr die Graphitbestimmung, die nicht
                              									ganz einfach ist, braucht man eigentlich nur bei Dampfzylindern und ähnlichen
                              									Gußstücken, auch Walzenguß, bei denen der Kohlenstoffgehalt künstlich gedrückt
                              									werden muß. Steht die chemische Zusammensetzung fest, so kann man die
                              									Gattierungsberechnung ausführen. Am besten probiert man aus, indem man die einzelnen
                              									Roheisensorten untereinander schreibt, dahinter ihren Anteil an der Gattierung in v.
                              									H. und ihre chemische Zusammensetzung. Es muß am Schluß nur der Abbrand gekürzt
                              									werden, der nicht mit dem Schmelzverlust zu verwechseln ist. Letzterer schließt alle
                              									mechanischen Verluste ein. Meist genügt es beim Kupolofenbetrieb den Siliziumabbrand
                              									auf 10 v. H., den Manganabbrand auf 15 v. H. und die Zunahme des Schwefels auf 50 v.
                              									H. zu bemessen, Die letztere hängt mit dem Koksschwefel zusammen. Eingüsse und
                              									Wrackstücke vom vorhergehenden Tage haben den Abbrand schon einmal erfahren und
                              									werden mit der Zusammensetzung, wie sie erzielt werden soll, neben die
                              									Roheisengattungen und dem Kaufbruch eingestellt. Hat man viel schlechten, namentlich
                              									auch verrosteten Bruch, so muß man den Kupolofengang recht heiß führen und auch den
                              									Mangangehalt durch Zugaben von etwas Stahleisen oder Spiegeleisen erhöhen.
                              									Ueberhaupt soll man das Augenmerk auf heißes Eisen legen, um auch die Entschwefelung
                              									günstig zu gestalten. Schwieriger wird es, wenn es sich um geringe Siliziumgehalte
                              									und auch geringe Kohlenstoffgehalte handelt, wie es bei Dampf- und
                              									Gasmaschinenzylindern beispielsweise der Fall ist. Silizium- und kohlenstoffarme und
                              									dabei genügend schwefelarme Roheisengattungen sind schwer zu haben. Sie dürfen auch
                              									nicht zu manganreich sein. Es gibt einige Puddeleisenmarken, und sogenanntes kalt
                              									erblasenes Roheisen aus kleineren Hochofenbetrieben stammend, die sehr gesucht und
                              									deshalb auch recht teuer sind. Auch das sogenannte Silbereisen, das durch
                              									Zusammenfließenlassen von Flußeisen und Roheisen erzeugt wird, gehört dahin. Ein
                              									anderer Weg führt über den Flammofen, der noch zu wenig in Deutschland gehandhabt
                              									wird. Da die Abbrandziffern hier viel größer sind als im Kupolofen, läßt sich jeder
                              									gewünschte Silizium- und Mangangehalt erzielen; auch wird der Kohlenstoffgehalt gedrückt.
                              									Allerdings ist der Betrieb nicht ganz leicht und erfordert eine straffere chemische
                              									Handhabung wie sie oben geschildert ist. Das Schmelzen ist auch nicht billig, aber
                              									es kann bei richtiger Ausgestaltung und Ausnutzung des Ofens doch in vielen Fällen
                              									lohnend werden, besonders da, wo schwerer Bruch, wie Walzenabschnitte und ähnliche
                              									Teile frachtgünstig zu haben sind. Benutzt man die Hitze des eben entleerten
                              									Flammofens zum Schmelzen von Roheisen, lediglich um den Silizium-, Mangan- und
                              									Kohlenstoffgehalt zu drücken, so gewinnt man dabei Roheisenmassen, die im Kupolofen
                              									auf kleinere Stücke verschmolzen werden können. Wenn man Gasfeuerung wählt, was
                              									allerdings nur unter besonderen Voraussetzungen ökonomisch ist, kann man auch
                              									Braunkohlen benutzen. Ein dritter Weg führt über Schmiedeeisenabfälle oder
                              									Stahlabfälle. Stahlabfälle sind Schmiedeeisenabfällen vorzuziehen; am besten ist es,
                              									Stahlformgußtrichter zu nehmen oder auch Walzenabschnitte von Schienen. Man darf
                              									aber ihren Kohlenstoffgehalt (etwa 0,3 bis 0,4 v. H.) nicht ohne weiteres in die
                              									Gattierungsrechnung einführen, sondern muß bedenken, daß er in Berührung mit dem
                              									weißglühenden Koks wächst, wenn auch nicht auf die gleiche Höhe wie beim Roheisen.
                              									Der Vortragende streift dann das Gattieren von Sondergußstücken. Gußstücke, die
                              									chemisch widerstandsfähig sein sollen, Soda-Schmelzkessel, Beizgefäße usw. setzt man
                              									hart, indem man den Siliziumgehalt drückt und vielfach auch den Mangangehalt hebt.
                              									Um aber der Spannung bei so hartem Eisen Rechnung zu tragen, stellt man den
                              									Phosphorgehalt niedrig ein. Legierungen mit 20 v. H. und mehr Silizium sind auch
                              									gegen den Angriff der stärksten Säuren widerstandsfähig. Bei Sodaschmelzkesseln soll
                              									ein Nickelzusatz mit Erfolg angewandt sein. Fürchtet man Lunker, so ist anzuraten,
                              									den Phosphorgehalt auf 0,2 v. H. und weniger zu drücken. Bei schwierigen
                              									Dampfzylindern und auch Klavierplatten ist dieses Mittel erprobt. Automobilzylinder
                              									werden im Verhältnis zu ihrer geringen Wandstärke siliziumarm gesetzt, um günstige
                              									Reibungs- und Abnutzungswerte zu erhalten. Den Mangangehalt hält man niedrig und
                              									drückt den Kohlenstoffgehalt durch Zugeben von etwa 12 v. H. Stahlabfällen. Der
                              									Phosphorgehalt muß bei solchen Stücken sehr niedrig sein, desgleichen natürlich der
                              									Schwefelgehalt. Roststäbe setzt man ganz weich bis 1,8 v. H. Mangan, um dem Angriffe
                              									des Schwefels in der Kohle Widerstand zu leisten. Bei sehr dünnem Querschnitt hat
                              									sich auch ein sehr geringer Kohlenstoffgehalt bei gewöhnlichem Mangangehalt
                              									bewährt.
                           In der Besprechung meint Zivil-Ingenieur Leyde, Prof. Osann habe eine sehr gute Meinung von den Hochofenwerken,
                              									indem er sage: wenn wir es wünschen, dann bekommen wir die Analyse angegeben.
                              									Einzelne bekommen sie ja durch persönliche Beziehungen, wenigstens die Angabe der
                              									Hauptbestandteile. Wir haben in Deutschland erst die ersten Anfänge der allgemeinen
                              									Einführung der Analyse. Auf der letzten Versammlung des internationalen Verbandes
                              									für die Materialprüfungen derTechnik in Brüssel, bei der auch ein Vertreter des
                              									Roheisensyndikats anwesend war, wurde bestimmt, daß Eisen im internationalen Handel
                              									nur nach Analyse gekauft werden soll. Ob es nun möglich sein wird, das, was das
                              									Roheisensyndikat für den internationalen Handel zugegeben hat, im Inland
                              									durchgesetzt zu sehen, das weiß Redner noch nicht. Aber alle Gießereien müßten jetzt
                              									für diese Frage ein großes Interesse bekunden und ihre Forderung dahin stellen, daß
                              									nach Analyse gekauft wird. Es genügt natürlich nicht, sich nach dem zu richten, was
                              									von dem Hochofenwerk angegeben wird, denn das Hochofen werk kann nicht so genau
                              									analysieren. Leyde kann der Ansicht nicht beistimmen, daß
                              									bei Zufügung von Stahlspänen die Gefahr der Bildung harter Stellen vorhanden ist,
                              									Nur dürften wir die Stücke, die wir einschmelzen, nicht zu stark nehmen und müßten
                              									die Temperatur richtig wählen.
                           Plohn.
                           
                        
                           Die Entwicklung der Materialvorschriften im Kesselbau. Die
                              									Wichtigkeit der Materialfrage im Dampfkesselbau veranlaßte die Staatsbehörde bereits
                              									im Jahre 1831 zur Herausgabe von Vorschriften für die Berechnung zylindrischer
                              									Kessel. Der als maßgebend bezeichneten Formel entsprach eine Materialbeanspruchung
                              									von 2,16 kg/mm2, welche sich für feuerberührte
                              									Flächen auf 1,45 bis 1,32 kg/mm2 verringerte. Der
                              									Sicherheitsgrad war ungefähr gleich 10 bis 12,5. Bei der herrschenden Auffassung,
                              									daß die Nietnähte die stärksten Teile des Kessels seien, blieb die
                              									Materialschwächung durch Niete unberücksichtigt. In erster Linie waren die
                              									Vorschriften für Eisen- und Kupferblech bestimmt. Für Gußeisen mußte die Wandstärke
                              									das Vierfache betragen. Im Jahre 1838 wurde für die Berechnung eine andere empirisch
                              									festgestellte, recht komplizierte Formel vorgeschrieben, welche bis 1861 in Kraft
                              									blieb. In diesem Jahre verzichtete die Behörde auf die gesetzliche Regelung der
                              									Materialfrage, schob die Verantwortung für die richtige Bemessung der Kesselwände
                              									den Fabrikanten zu, prüfte aber bei der Aufstellung neuer Kessel den Entwurf
                              									rechnerisch. Die Ausarbeitung neuer Vorschriften nahm der Verband der
                              									Dampfkesselüberwachungsvereine in die Hand, unter dessen Vorschlägen besonders die
                              									Würzburger und Hamburger Normen Erwähnung verdienen. Erstere erstreckten sich
                              									anfangs nur auf Schweißeisen, während letztere sich auf glatte Flammrohre und
                              									Kesselmäntel mit innerem Druck sowie auf Nietberechnungen beschränkten. Die
                              									vermehrte Anwendung des Flußeisens veranlaßte eine Erweiterung der Würzburger
                              									Normen. Zunächst berücksichtigte man nur die harten Blechqualitäten, bis im Jahre
                              									1905 einheitlich eine Festigkeit von 34 bis 41 kg/mm2 festgesetzt wurde, die sich für Schiffskessel und nicht im Feuer
                              									liegende Kesselmäntel auf 40 bis 50 kg/mm2
                              									erhöhte. Auch die Hamburger Normen wurden auf versteifte Flammrohre, gekrempte
                              									flache Böden, gewölbte Böden, Rohrplatten usw. ausgedehnt. Der Versuch, den Normen
                              									die Bedeutung behördlicher Vorschriften beizulegen, scheiterte. Vielmehr leitete
                              									schon im Jahre 1903 die Regierung die Ausarbeitung neuer gesetzlicher Bestimmungen
                              									ein. Unter weitgehender Heranziehung geeigneter Berater aus Industriekreisen wurde 1907
                              									eine Normenkommission gebildet. Die von dieser entworfenen und weiter zu
                              									entwickelnden, den Ansprüchen der Technik glücklich angepaßten Material- und
                              									Bauvorschriften traten 1908 in Kraft. [Hilliger in
                              									Zeitschrift für Dampfkessel- und Maschinenbau 1915, Nr. 2.]
                           Schmolke.
                           
                        
                           Berechnung der Stehbolzen. Nach der landläufigen Ansicht
                              									werden die Stehbolzen eines Lokomotivkessels durch den Dampfdruck nur auf Zug
                              									beansprucht. Stehbolzenbrüche treten verhältnismäßig häufig auf, trotzdem die
                              									Beanspruchung gegenüber der Hochwertigkeit des Baustoffes niedrig gewählt wird. Die
                              									Ursachen hierzu sind wohl in der gegenseitigen Verschiebung der eingespannten
                              									Stehbolzenenden zu suchen, welche durch die geringere Erwärmung des
                              									Feuerbüchsmantels gegenüber der Feuerbüchse entsteht. Jeder Stehbolzen ist bei
                              									genauerer Berechnung als ein beiderseits eingespannter Träger aufzufassen, also
                              									zweifach statisch unbestimmt.
                           Die Beanspruchung P des Stehbolzens kann aus folgender
                              									Gleichung bestimmt werden: P=\frac{E\,d^4}{1,70\,l^3}\,f, worin
                              										E die Elastizitätszahl des Bolzenstoffes, d den Bolzendurchmesser, l
                              									den Abstand der Feuerbüchse von dem Feuerbüchsmantel und f die Durchbiegung des Stehbolzens bedeutet. Zur Bestimmung von P ist zuerst f zu
                              									ermitteln. Die Durchbiegung f ergibt sich aus der
                              									verschiedenen Ausdehnung der Feuerbüchse und des Feuerbüchsenmantels unter dem
                              									Einfluß der von den Bolzen auf die Wände rückwirkenden Kräfte, sowie des Schubes der
                              									Heizrohre. Die Berechnung der Durchbiegung f ist nicht
                              									einfach und kann nur mit gewissen Annahmen geschehen. (Organ für die Fortschritte
                              									des Eisenbahnwesens 1914, S. 315 bis 319.)
                           W.
                           
                        
                           Das Firmenrecht des Ingenieurs. Der Ingenieur ist seinem
                              									Gewerbe nach kein Kaufmann, auch wenn er seinen Beruf in einem Umfange betreibt, der
                              									eine kaufmännische Organisation erfordert. Aber obwohl dem Ingenieur die
                              									Kaufmannseigenschaft nicht zukommt, tritt er doch im Rechtsverkehr vielfach als
                              									Kaufmann auf, indem er, zumal wenn er sich mit anderen Ingenieuren verbindet, sich
                              									ständig einer gewissen Firma bedient, Diese Firma kann im Verkehr zu einem
                              									besonderen Rufe kommen und dann für den Ingenieur ein Vermögensobjekt von
                              									beträchtlichem Werte sein. Der Name seiner Firma verschafft ihm eine große Zahl von
                              									Aufträgen, die ihm nicht zuteil würden, wenn er sich im geschäftlichen Verkehr
                              									seiner Firma nicht bedienen darf.
                           In zahlreichen Fällen fällt das Namensrecht mit dem Firmenrecht in der Weise
                              									zusammen, daß der Gebrauch der Firma nichts anderes als der Gebrauch des Namens ist.
                              									Wenn jemand als Ingenieur die Firma August Schulze, Ingenieur, gebraucht, so kann
                              									ihm selbstverständlich niemand verwehren, unter diesem Namen im Geschäftswesen
                              									aufzutreten, wenn er nur tatsächlich August Schulze heißt.
                           Aeußerst zahlreich sind aber auch die Fälle, in denen die Firma von vornherein
                              									oder auch durch nachträgliche Aenderung der Firma mit dem Namen nicht mehr
                              									übereinstimmt.
                           Man stelle sich etwa vor, daß der Ingenieur August Schulze alt wird, und seine
                              										„Firma“ von seinem Sohne Heinrich Schulze fortführen lassen will;
                              									Heinrich Schulze erläßt nun Annoncen usw. mit der Bezeichnung August Schulze
                              									Nachflg., Inhaber Heinrich Schulze. Oder ein anderes Beispiel: August Schulze
                              									associert sich mit Friedrich Müller, und beide firmieren zunächst namensrechtlich
                              									geschützt, weil mit dem Namen übereinstimmend August Schulze, Friedrich Müller,
                              									Ingenieure. August Schulze wird alt und tritt aus; Friedrich Müller arbeitet weiter
                              									unter der Firma: August Schulze und Friedrich Müller, Ingenieure. Es würde für ihn
                              									eine außerordentliche Beeinträchtigung seines Verdienstes bedeuten, wenn er
                              									nachträglich genötigt sein würde, nur noch Friedrich Müller, Ingenieur, zu
                              									firmieren.
                           Wie schon erwähnt, ist der Ingenieur kein Kaufmann im Sinne der Grundvorschrift des §
                              									1 des Handelsgesetzbuches. Die Kaufmanneigenschaft setzt nach dieser Vorschrift
                              									einen Gewerbebetrieb voraus, der zum Gegenstande hat entweder die Anschaffung oder
                              									Weiterveräußerung von beweglichen Sachen (Waren), ohne Unterschied, ob die Waren
                              									unverändert oder nach einer Be- oder Verarbeitung weiter veräußert werden, oder die
                              									Uebernahme der Be- oder Verarbeitung für andere, sofern der Betrieb über den Umfang
                              									des Handwerks hinausgeht.
                           Nun gebraucht der Ingenieur allerdings Material, Papiere, Tinten usw., und er
                              									verfertigt Zeichnungen, Kostenanschläge usw., die er zu Eigentum oder zur Benutzung
                              									veräußert, aber das tritt ganz zurück hinter der geistigen Tätigkeit, hinter dem
                              									Entwurf, den Berechnungen usw.; die Zeichnung, der Kostenanschlag selbst ist nicht
                              									der Gegenstand der Leistung des Ingenieurs; durch die Zeichnung, den Kostenanschlag
                              									selbst wird nur die eigentliche Leistung des Ingenieurs, die geistige Arbeit
                              									vermittelt. Sonst könnte man schließlich auch jeden Schriftsteller als Kaufmann
                              									bezeichnen, da er doch auch Papier und Tinte anschafft, und das Manuskript
                              									veräußert.
                           Der Ingenieur ist daher grundsätzlich nicht Kaufmann und hat daher grundsätzlich kein
                              									Firmenrecht, wenn er nicht auf Grund einer anderen gesetzlichen Bestimmung ein
                              									Firmenrecht für sich in Anspruch nehmen kann.
                           Ein gewerbliches Unternehmen, das nach Art und Umfang einen in kaufmännischer Weise
                              									eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert, gilt, auch wenn die Voraussetzungen des §
                              									1 HGB. nicht vorliegen, als Handelsgewerbe, sofern die Firma des Unternehmers in das
                              									Handelsregister eingetragen worden ist. Der Unternehmer ist verpflichtet, die
                              									Eintragung nach den für die Eintragung kaufmännischer Firmen geltenden Vorschriften
                              									herbeizuführen (§ 2 HGB.).
                           Können Ingenieure auf Grund des § 2 des Handelsgesetzbuches die Kaufmannseigenschaft
                              									und damit das Firmenrecht erlangen?
                           
                           Die Voraussetzung, unter denen ein Unternehmer nach § 2 HGB. Kaufmann werden
                              									kann, ist ein gewerbliches Unternehmen. Auf ein nichtgewerbliches Unternehmen kann
                              									nie das Handelsrecht zur Anwendung kommen, mögen auch im einzelnen die
                              									Voraussetzungen des § 2 erfüllt sein, mag also der Betrieb nach Art und Umfang eine
                              									kaufmännische Organisation erfordern und haben.
                           Der Wissenschaftler und ähnliche Personen scheiden von vornherein aus dem Bereiche
                              									der gewerblichen Unternehmer aus, denn der Sinn des Begriffes „Gewerbliches
                                 										Unternehmen“ ist der, daß durch irgend eine Arbeit eine gewerbliche
                              									Tätigkeit entfaltet wird; diese Personen betreiben aber kein Gewerbe, sondern sie
                              									betreiben eine Kunst, eine Wissenschaft usw. Wird ihre Tätigkeit gut honoriert, so
                              									ist das zwar erfreulich, macht die Tätigkeit aber nicht zu einer gewerblichen
                              									Tätigkeit; der Wissenschaftler arbeitet nicht, um Geld zu verdienen, und er bleibt
                              									stets Wissenschaftler, auch wenn er noch so sehr die kaufmännische Seite
                              									hervorzukehren versteht; er nutzt dann seine Wissenschaft pekuniär gut aus, wird
                              									aber damit nicht zu einem Gewerbetreibenden.
                           So wird auch allgemein angenommen, daß Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Aerzte,
                              									Rechtsanwälte usw. keine Gewerbetreibenden im Sinne des Handelsrechts sind, und daß
                              									sie daher nie die Kaufmannseigenschaft oder ein Firmenrecht erlangen können, mag das
                              									Unternehmen an sich auch kaufmännisch organisiert sein.
                           Eine besonders eigenartige Stellung nimmt dabei der Ingenieur ein. Seine Tätigkeit
                              									ist zwar eine rein geistige, sie wird aber, im Gegensatz zur künstlerischen, nicht
                              									um ihrer selbst willen betrieben, sondern ist auf einen bestimmten Zweck, auf
                              									gewerbliche Benutzung und auf Veräußerung gerichtet.
                           Der Beruf des Ingenieurs ist daher eine Gewerbe. Das wird auch heute in der
                              									Rechtsprechung fast allgemein anerkannt, und selten nur kommt es vor, daß der Antrag
                              									eines Ingenieurs auf Eintragung in das Handelsregister darum abgelehnt wird, weil
                              									der Ingenieur eine nichtgewerbliche, vorwiegend wissenschaftliche, Tätigkeit ausübe.
                              									(Vgl. die durchaus zutreffenden Ausführungen des Landgerichts Weimar hinsichtlich
                              									eines Zivilingenieurs. Sobernheim, Handelskammer und Handelsregister 1910, S.
                              									40.)
                           Ein Ingenieur kann daher die Kaufmannseigenschaft erlangen, wenn er sich gemäß §
                              									2 des Handelsgesetzbuchs in das Handelsregister eintragen läßt. Mit dem Augenblick
                              									der Eintragung erlangt er das Firmenrecht, von diesem Augenblick an kann er jedem
                              									anderen die Führung seiner Firma untersagen, von diesem Augenblick an kann ihm von
                              									niemandem die Führung seiner Firma untersagt werden.
                           Gerade der letztere Fall hat besondere Bedeutung. Sind etwa die Ingenieure Schulze
                              									und Müller in das Handelsregister eingetragen und tritt Müller aus, während Schulze
                              									das Geschäft nebst Firma behält, und untersagt Müller nachher dem Schulze die
                              									Fortführung der früheren Firma, in der der Name des Müller enthalten ist, so kann
                              									Schulze sich nunmehr auf sein Firmenrecht berufen.
                           Ferner brauchen die Inhaber mit dem Namen der Firma nicht übereinzustimmen, Wenn
                              									Müller & Schulze beispielsweise Lehmann & Krause in ihre Firma aufnehmen,
                              									ohne die Firma zu ändern, und wenn dann Müller & Schulze austreten, oder wenn
                              									Krause & Lehmann das Geschäft von Müller & Schulze käuflich erworben und
                              									sich vertraglich das Recht zur Fortführung der Firma ausbedingen, so können Krause
                              									& Lehmann trotzdem als Müller & Schulze firmieren.
                           Aendern sich die Inhaber der Firma, wird aber trotzdem die Firma fortgeführt, so
                              									haften die Nachfolger, wenn nicht etwas Abweichendes in das Handelsregister.
                              									eingetragen oder den Gläubigern bekannt gemacht ist, für die bisherigen Schulden der
                              									fortgesetzten Firma. Es liegt also stets in dem Erwerb eines Geschäfts nebst Firma
                              									eine gewisse Gefahr.
                           Dr. jur. Eckstein.
                           
                        
                           Abrechnung der National-Flugspende. Der Krieg hat
                              									bewiesen, wie notwendig, aber auch wie segensreich die Spende des Deutschen Volkes
                              									für die Entwicklung unseres Flugwesens gewesen ist. Der Abrechnung entnehmen wir, um
                              									nur große Zahlen zu nennen, daß rund 1½ Millionen Mark für Fliegerausbildung und
                              									weitere 1½ Millionen Mark für Flügprämien und Wettbewerbe gezahlt worden sind. Die
                              									Arbeiten auf dem Gebiete der Fliegerversicherung, der Schaffung von Flugstützpunkten
                              									und der Förderung neuer Konstruktionen haben den Betrag von etwa ½ Million Mark in
                              									Anspruch genommen.